Cover


Geschrieben am 19.07.2011
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © /timswit.deviantART.com
Coverfoto: © /frankhong.deviantART.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander




Vorsichtig spähte Kent um die Ecke. Vor ihm erstreckte sich ein alter, längst baufälliger Industriekomplex. Kalter Wind wehte durch die eingeworfenen Fenster und ließ den Jäger frösteln.
Noch konnte Kent Nichts und Niemanden sehen. Doch er war nicht alleine. Dessen war er sich vollkommen sicher. Bereits seit Tagen war er seiner Beute auf der Spur. Die ersten Hinweise hatte er noch der Zeitung entnommen. Innerhalb von nur wenigen Wochen waren sechs Menschen im Industriegebiet West verschwunden. Anfangs hatte man noch einen Serientäter im Verdacht gehabt. Als jedoch die ersten Leichen entdeckt wurden, erstarb diese Theorie. Die Leichen waren zerfetzt und halb aufgefressen. Von nun an war ein Tier, vielleicht ein Wolf oder ein Bär, in den Fokus der Ermittler gerückt. Wobei sich niemand erklären konnte, wie sich solch ein Wesen hierher hätte verirren sollen. Schließlich war das nächste größere Waldgebiet mehrere hundert Kilometer entfernt.
Ab diesem Moment war der Ordo auf die ganze Sache aufmerksam geworden. Ein junger Magus nahmens Phillip wurde angewiesen eine geistige Sondierung des Gebietes vorzunehmen. Und tatsächlich hatte er etwas entdeckt. Ein Barghest war für die Toten verantwortlich.
Manche Geister liebten es regelrecht Menschen zu jagen. Um diesem Sport fröhnen zu können, durchbrachen sie den Schleier und nisteten sich in den Körper eines Tieres ein. Aus irgendeinem Grund war dabei der Hund ihre favorisierte Wahl.
Genau so einem Geist war Kent nun auf der Fährte. Insgeheim wünschte er sich, Phillip oder einer der anderen Magi wäre ihm vom Ordo an die Seite gestellt worden. Doch man hatte ihm klar gemacht, dass alle magischen Ressourcen Andernorts benötigt wurden. Also war Kent auf sich alleine gestellt.
Nicht, dass er hätte Angst habe müssen. Ganz im Gegenteil: Jahrelang war er genau für diese Aufgabe ausgebildet worden. Sowohl körperlich als auch mental war er in Bestform.
Und nicht nur das. Der Ordo hatte ihn mit mit der besten und teuersten Ausrüstung ausgestattet. Der lange Mantel konnte ihn vor Schade durch Hieb- und Schusswaffen bewahren, und um seine Hals hing eine Kette mit mächtigen Schutzsymbolen gegen feindliche Hexerei. Auch die Waffen hatten es in sich. Sowohl die Munition für seine Walter P22 als auch sein Kurzschwert, welches er unter dem Mantel verbarg, waren mit Bannrunen versehen. So würde er nicht nur dem Wirt, sondern auch dem Geist mächtig Schaden zufügen können.
Doch das alles würde ihm nicht weiter helfen, wenn er nicht endlich seinen Hintern bewegte und in den Industriekomplex eindrang, scholt er sich selbst. Über die Vorzüge seines Status, konnte er nachdenken sobald der Geist erledigt war. Bis dahin blieb er besser auf der Hut. Denn eines war klar: Auch seine potentielle Beute war ein mehr als fähiger Jäger. Bestimmt wusste er bereits über seine Anwesenheit hier bescheid.
Minutenlang schlich Kent durch das unübersichtliche Labyrinth aus Gängen, Fertigungsstraßen und Arbeitsnischen. Kein Anzeichen deutete auf die Anwesenheit seines Widersachers hin.
Gerade bog er um das Ende eines verrotteten Fließbandes, als er ein Knurren hörte. Augenblicklich schaute er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Zu sehen war jedoch nichts. Instinktiv schob er seine Hand in den Mantel, holte seine Walter heraus und entsicherte die Waffe. Die Pistole sturr nach vorn gerichtet, bewegte er sich in weiter in die entsprechende Richtung.
Kent war getäuscht worden. Etwas traf ihn mit der Kraft eines Vorschlaghammers in den Rücken. Seine Füße verloren die Bodenhaftung, als er nach vorne geschleudert wurde. Nur jahrelanges Training bewahrte ihn davor ungeschützt auf dem Gesicht zu landen. Statt dessen rollte er sich geschickt ab und kam auf der Stelle wieder auf die Beine. Nur seine Pistole konnte er vergessen. Sie hatte er los lassen müssen und lag nun ausserhalb seiner Reichweite. Direkt unter den Pfoten des Barghest.
Auch wenn dieses Ding vor Kent einmal ein Hund gewesen sein mochte, war doch nicht mehr viel von seiner einstigen Erscheinung übrig. Seine Größe hatte sich sicherlich verdreifacht. Nun ragten die Schultern des Wesens eineinhalb Meter über den Boden. Das Rückrad wurde von spitzen, gefährlich wirkenden Dornen gekrönt und die gelben Augen glommen mit einer mörderischen Intensität.
Einer Magus wäre vielleicht doch nützlich gewesen, schoss es Kent bei dem Anblick durch den Kopf. Er schob den Gedanken schnell beiseite. Er durfte sich jetzt keine Ablenkung leisten. Mit einer schnellen Bewegung zog er sein Schwert.
Es war gerade noch schnell genug. Nur einen Herzschlag später war das Monster bereits wieder zum Angriff übergegangen. Mit einem Sprung hatte es den Abstand zwischen ihnen überbrückt. Kräftige Pranken schlugen nach Kent. Geschickt brachte der sich aus der Reichweite des Wesens und brachte seinerseits einen Hieb mit dem Schwert an. Die Runenbewährte Klinge traf. Ein langer Riss öffnete sich ander Flanke des Tieres. Blut tropfte zu Boden. Doch das Ding war alles andere als am Ende. Vielmehr schien der Schmerz das Ding noch anzustacheln. Statt sich zurück zu ziehen, schoss der von Hörnern gekröhnte Kopf der Bestie vor. Messerschafe Fänge versuchten sich in Kents Arm zu schlagen. Gerade so konnte er ncoh ausweichen, geriet dabei aber vollkommen aus dem Gleichgewicht.
Ungläubig beobachtete Kent wie sein Blick von der Bestie zur verglassten Decke der Fabrik wanderte. Dann schlug er hart mit dem Rücken auf den Beton auf. Der Aufprall drückte ihm die Luft aus den Lungen und sein Blick verschleierte sich. Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, schoss es ihm durch den Kopf. Dann wäre es aus.
In allerletzer Sekunde wälzte sich Kent herum. Krallen gruben sich in die Stelle, an der er gerade noch gelegen hatte. Doch es war nur ein Aufschub. Schon war die Bestie wieder über ihm. Diesesmal konnte er ihr nicht entgehen. Ein lauter Schrei kam über Kents Lippen, als sich die Klauen in seine Schulter bohrten. Der Schmerz überflutete seine Sinne und ein roter Nebel legte sich über seine Sicht. Durch ihn hindurch konnte Kent das Maul des Barghest auf sich zuschießen sehen. Ohne zu überlegen, packte seine Hände die Hörner des Wesens und zehrten an ihnen. Doch das Ding war stärker, Zentimeter um Zentimeter näherte sich der Kopf des unnatürlichen Feindes seinem Gesicht. Heißer, übelrichender Atem stieg im in die Nase und sabber troff ihm entgegen.
Das letzte was Kent in seinem Leben sah, waren Reihen von Zähnen, die sich in seinen Kopf bohrten. Dann war es vorbei.

Als sich seine Zähne in das Fleisch des Menschen schlugen bedauerte er es fast. Eigentlich hatte er auf einen ausgeglicheren Kampf gehofft. Aber andererseits, was sollte man schon von einem Menschen erwarten? Wie naiv dieser hier doch gewesen war, ihm ganz alleine entgegen zu treten. Als ob es nur ein einziger Mensch mit ihm hätte Aufnehmen können?
Erst nachdem sich der Geist an dem Fleisch des Jägers satt gefressen hatte, überlegte er was nun zu tun war. Dieses Jagdgebiet würde er aufgeben müssen. Eines hatte er in seinem langen Leben gelernt: Wenn ersteinmal ein Jäger aufgetaucht war, würde es nicht mehr lange dauern, bis mehr hier eintrafen. Sie pflegten den Tot der ihrigen persönlich zu nehmen.
Ausserdem hielt er sich ohnehin schon zu lange in diesem Gebiet auf. Dieser Mensch hier war bereits auf ihn aufmerksam geworden. Da konnte es nicht mehr lange dauern, bis auch die Wölfe ihn entdecken würden. Und mit ihnen wollte er sich nun wirklich nicht anlegen. Ihr Ruf unter den Geistern als Wachhunde, hatten sie nicht umsonst.
Ja, er würde diese Stadt verlassen. Schließlich gab es dort draußen noch eine ganze Welt voller leckerem Fleisch, welches es zu verzehren galt.

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Tag der Veröffentlichung: 19.07.2011

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