Geschrieben am 06.07.2011
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © / ponti55.deviantART.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander
Ich saß zu Hause. Wiedereinmal. Viele tausend Male schon habe ich hier gesessen. Immer habe ich zu mir selbst gesagt, es ginge mir gut. Heute nicht. Heute hatte sich alles geändert. Nichts würde von diesem Tag an noch so sein wie zuvor. Ich hatte verloren. Alles.
Eigentlich lief es doch so gut. Endlich war ich am oberen Ende der Karierreleiten angekommen. All das Knechten, das Buckeln und das Kriechen war belohnt worden. Dabei hatte ich meinen Job nie gemocht. Mehr noch, ich verabscheute ihn. Dennoch war ich gut in dem, was ich tat. Etwas anderes hätte ich ohnehin nie tun können. Die Folge war das über Bord Werfen all meiner Träume gewesen. Eingebracht hätten sie mir eh nichts. Schließlich ließ sich mit träumen kein Geld verdienen.
Dann hatte es zugeschlagen. Chronisches Erschöpfungssyndrom nannten es die Ärzte. Burnout. Womöglich würde ich nie wieder richtig arbeiten können. Ab diesem Augenblick war ich zur Nutzlosigkeit verdammt. War nichts mehr wert.
Einzig mein Privatleben blieb mir noch. Gerne wäre ich von nun an für meine Familie da gewesen. In meinen Augen waren sie einfach großartig. Insbesondere meine Frau. Vor zwanzig Jahren hatten wir uns gefunden. Noch ganz genau weiß ich, wie glücklich wir damals gewesen waren. Frisch verliebt glaubten wir die ganze Welt stünde uns offen. Damals waren wir uns sicher nicht könne uns trennen. Und es sah doch auch alles so gut aus: Drei Kinder, ein Haus und ein Hund, der im Vorgarten spielte. Die Idyle war perfekt.
Zumindest hatte ich es immer geglaubt. Aber wie lange währte das Glück wirklich? Wann hörte die Liebe auf und war dem Alltag gewichen? Ich weiß es nicht. Schließlich hatte ich ja bis heute morgen noch geglaubt alles wäre in Ordnung.
Bis zu dem Moment, in dem ich ihre gepackten Koffer gesehen hatte. Wütend war sie gewesen. Angeschrien hatte sie mich. Nie wäre ich für sie da gewesen. Nie hätte ich mich um unsere Kinder gekümmert. Immer nur arbeiten hätte ich wollen. Und nun sei ich nicht einmal mehr hierfür zu gebrauchen. Entfremdung. Weiterentwicklung. So hatte sie es genannt. Nur ich wäre stehen geblieben. Wäre nicht mit ihr nach vorne gegangen.
Dabei wollte ich es doch. Ich hatte es immer gewollt. Über all die Jahre wollte ich ausbrechen. Mich und mein Leben ändern. Warum hatte ich es nicht getan? Die Antwort war denkbar einfach. Angst hatte mich gehindert. Keinesfalls wollte ich das verlieren, was ich bereits erreicht hate. Es sollte bewahrt werden. Gebracht hatte es mir nichts! Ich hatte verloren. Alles. Meine Arbeit, meine Familie, ja sogar mein Sein.
Nun war es an der Zeit meinen Verlust komplett zu machen. Auch ein Leben hatte ich stehts bewahren wollen. Da war es doch nur fair, wenn ich auch dieses verlieren würde, oder?
Tag der Veröffentlichung: 06.07.2011
Alle Rechte vorbehalten