Cover


Geschrieben am 14.06.2011
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © /LEONARDOdarwinCI.deviantart.com
Gestaltung und Satz: Robin Jander


Für die Menschen


die ihre Augen offen halten
die Wahrheit von Lüge trenne
die es nicht länger hinnehmen
die ihre Stimme erheben
die Position beziehen


Obsoletia. Die Heimat. Das Bollwerk. Die Stadt. In zwei Jahrtausenden war sie gewachsen. Hatte ihre derzeitige Größe erreicht. Es war ein strahlender Ort. Keine hässlichen Runzeln verunstalteten seine Straßen. Alle alten Zöpfe waren abgeschnitten worden, des Fortschritts wegen. Keine Stadt war so modern und aufgeschlossen wie Obsoletia. Selbst die Nacht war besiegt worde. Statt eines Himmels schmückte eine riesige Kuppel das Haupt der Stadt. Sie spendet Licht und wärme; verdrängt das Zwielicht.

Lange sprach man mit Ehrfurcht von diesem Ort. Ihr Name ließ die Brust jedes Bürgers vor Stolz anschwellen. Dort geboren und aufgewachsen, waren sie ihrer wahren Kinder. Und wie eine Mutter stillte Obsoletia alle Bedürfnisse.
Ihre Märkte spendeten Nahrung. Erhabene unumstößliche Mauern boten Sicherheit. Die Köpfe der Menschen wurden mit ihrem Wissen gefüllt.

Es schien als würde ihre Fürsorge keine Grenzen kennen. Selbst am Abend, in den wenigen Stunden der Ruhe, schlang sie behutsam ihre Arme um die Menschen; sang für sie. Ihre Stimme war betörend, bließ jeden Gedanken davon und spendete gnädigen Schlaf.

Doch tief in ihren Eingeweiden, gut versteckt verborg sie ein Geheimnis. Stahl, Glas und Beton verloren sich in ihrem Inneren. An Ihre Stelle rückten alte Gemäuer und brüchige Säulen aus der Zeit der Stadtgründung. Moderne und Fortschritt waren bloße Aushängeschilder.
Die wahre Obsoletia war ein Monster. Ein stinkender verrottender Kadaver der auf einem Tron aus Schädeln saß.

Die Welt ausserhalb der Stadt kannten die Menschen nicht. Aus gutem Grund. Der enorme Hunger der Stadt musste gestillt werden. Der Himmel war schwarz von ihren Abgasen, der Boden von saurem Regen vergiftet. Die Welt war zu einer toten Einöde geworden.

Und doch gab es noch einen Funken Hoffnung. Ein Einzelnes Licht in Mitten der Dunkelheit. Dort aus dem Chaos ragte ein alte Brücke hervor. Beschädigt, eingestürzt und vollkommen unpassierbar, war sie es die Zukunft der Menschheit stand.

In ihrem Refugium versteck verhöhnte Obsoletia die Menschen. Über die Jahrtausende hatte sich alles so entwickelt, wie es von ihr geplant worden war. Seit ihrem erwachen hatte sie die Menschen an sich gebunden und gleichzeitig Zwietracht zwischen ihnen gesät. Einzeln waren sie leichte Beute gewesen. Das Monster hatte die absolute Macht und wusste es würde für alle Zeit so bleiben.

Es irrte sich.

Noch waren die Menschen voneinander isoliert. Kleinliche Streitigkeiten und haltlose Vorurteile hatten sie einander entfremdet. Doch einige Menschen hielten ihre Augen offen um Wahrheit von Lüge zu trennen. Sie standen auf und erhoben ihre Stimmen. Es wurden mehr. Jeden Tag. Die Waage kippte zu Gunsten der Menscheit.

Die Zeit war gekommen. Neue Ideen brachen mit altem Gedankengut. Die Zeit des Brückenbaus hatte begonnen. Brücken aus Vergebung, Respekt, und Akzeptanz. Sie vereinten die Menschen. Sie waren nicht mehr Einzelnen. Sie waren Viele.

Das Ungeheuer tobte im Inneren der Stadt. Seine Macht bestand aus der Kontrolle. Kontrolle durch Neid, Angst und Rauschsucht. Die Menschen sollten die Augen stets auf Ihren Nachbarn richten. Sie sollten blind für alles um sich herum bleiben.

Obsoltias Tage waren entgültig gezählt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /