Cover


Geschrieben zwischen 2010 und 2011
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © /xenushka.deviantart.com & ColdIcePhoenix.deviantart.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander




Du sagst du beugst deine Knie vor niemand
Du sagst, dass dich niemand bestimmt
du sagst, du bewegst deinen Arsch für niemand
und das niemand dir was nimmt
Ich und Ich: Dienen



Bereits im ersten Augenblick, als ich die Tür des kleinen Clubs hinter mir ließ, spürte ich die Blicke der ganzen geilen Kerle auf mir ruhen. Für einen Samstag Abend war es so zu sagen noch früh am morgen. Dennoch war das Movie schon verdammt gut gefüllt. Es war gerade so, als würden sie alle auf mich warten. Schließlich war es nicht selten, dass ich hier her kam. Und eigentlich punktete ich hier auch immer. Meistens mehrmals am Abend. Ich würde mich selbst niemals als Schlampe bezeichnen. Warum sollte ich auch? Mit gerade einmal jugendlichen 25 Jahren auf dem Buckel wollte ich vor allem eines: Sex. Wer will das nicht. Aber im Gegensatz zu den Anderen bekam ich ihn immer, vollkommen egal wann und wo ich ihn wollte. In diesem Augenblick war ich jedoch auf etwas anderes aus. Ich drängte mich durch die Menge und steuerte die überfüllte Bar an.
„Ein Wodka-Tonic“.
Der Kerl an der Bar, Benni oder so, beeilte sich meinen Wunsch zu erfüllen. Ich hatte in mal vor einiger Zeit gefickt. Die Investition hatte sich ausgezahlt. Seit dieser Nacht bekam ich sofort was immer ich wollte. Wahrscheinlich malte er sich aus, eine weitere Gelegenheit zu bekommen. Da lag er Grundlegend daneben. Sobald ich erst einmal einen gehabt hatte, verlor ich fast immer das Interesse an ihm. Und so gut war er nun wirklich nicht gewesen.
Mit dem Glas in der Hand drehte ich mich um und schaute mich das erste Mal an diesem Abend ernsthaft um. Das Stroboskoblicht hämmerte bereits auf vollen Touren. Phil, der für das Licht zuständig war, war wohl mal wieder voll auf LSD. Er hatte mir unlängst, in einem schwachen Moment, gestanden, dass er sich immer, bevor er anfing hier zu arbeiten eine halbe Pappe ein fuhr. Das Ergebnis war entnervend. Er war bestimmt einmal mehr auf einem Farb-Flesh. Den Gästen, die Ausgelassen zu diesem Crescendo tanzten erging es bestimmt nicht besser. Eine ganze Menge von Ihnen war bereits am tanzen.
Meine Breitling zeigte an, dass es halb zwölf war. Doch schon so spät. Fast, als wollte mein Körper auf der Stelle die Uhrzeit quittieren, musste ich gähnen. So früh konnte ich doch noch nicht müde sein? Scheiß auf meinen Körper. Wer musste schon auf Ihn hören, wenn man einen guten Pharmakologen hatte? Meine Hand wanderte wie von selbst in meine Hosentasche und ergriff den Spender, der dort versteckt war. Ich schaute mich kurz um, wobei es an einem Ort wie diesem ohnehin egal war. Mit einer raschen Bewegung führte ich in an meine Nase. Sowohl links als auch rechts nahm ich einen Großen Zug. Fast auf der Stelle schossen Tränen in meine Augen. Das Brennen meiner Nasenschleimhäute war wohl etwas, was ich nie begrüßen würde. Egal. Es gehörte einfach dazu. Nur wenige Sekunden später, spürte ich schon wie das Speed meinen Körper durchflutete. Es war pure Energie. Natürlich war sie nicht wirklich. Sie konnte es nicht sein. Aber für diesen Moment war sie da. Es war einfach nur geil. Ich fühlte mich fit, klar und jung.
Mit diesem Gedanken im Kopf begann ich die Kerle um mich herum abzuchecken. Das Angebot war heute nicht besonders. Wer ließ bloß diese ganzen hässlichen Trolle hier herein? Immerhin waren ein paar der Gäste recht ansehnlich. Schließlich war es ja nicht so, dass ich nicht wählerisch gewesen wäre. Ich hatte viel Sex, aber das Recht auf einen Fick mit mir musste man sich schon durch ein geiles Äußeres verdienen. Natürlich hatte es bereits ausnahmen von dieser Regel gegeben, aber die waren nicht der Rede wert gewesen.
„Na, darf ich dir etwas zu trinken spendieren?“
Mein Blick wandte sich dem Mitvierziger zu, der mich fragend ansah. Typ Buchhalter: Stumpfes Gesicht, konservative Klamotten und garantiert eine Niete im Bett. Wenn so einer erst einmal die Chance witterte, er könnte einen Stich machen, hatte man ihn den ganzen Abend am Arsch kleben.
„Verzieh dich und such dir jemanden in deinem Alter zum Spielen“, warf ich ihm entgegen. „Ich habe einen Opa im Altersheim, da kann ich auf dich gut verzichten.“
Ich konnte regelrecht zusehen, wie die Gesichtszüge meines Gegenübers entgleisten. Einen Augenblick lang stand er einfach nur da und schaute mich wütend an, dann drehte er sich um und zog von dannen. Wohl um sein Glück bei einem anderen Trottel zu versuchen. Ich fragte mich kurz ob wohl es wohl jemanden geben konnte, der so wenig Selbstwürde haben konnte, um mit dem ins Bett zugehen. Bestimmt, beschied ich, bevor meine Gedanken von etwas anderem vereinnahmt wurden. Endlich war ein lohnendes Jagdwild aufgetaucht. Er tanzte etwas links von mir. Vielleicht so alt wie ich, vielleicht auch etwas jünger. Da er kein Shirt trug, wurde mein Blick von seinem gut definierten Oberkörper angezogen, auf dem einige Schweißperlen glänzten. Eine Etage tiefer zeichnete sich eine viel versprechende Beule in der eng anliegenden Jeans ab. Der war mal wirklich lecker. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stellte ich mein Glas auf der Theke ab und ging auf die Tanzfläche.
Mein Körper bewegte sich wie allein zur Musik. Mir wurde schon häufig gesagt, dass ich gut tanzen könne. Es stimmte offensichtlich. Nach nur wenigen Augenblicken hatte ich die Augen von mindestens fünf Kerlen auf mich gezogen. Auch der Junge, auf den ich scharf war, widmete mir mehr als nur einen flüchtigen Blick. Es war Zeit um anzugreifen. Ich wandte mich ihm vollkommen zu und lächelte ihn leicht an. Er erwiderte es auf der Stelle. Ich betrachtete es als eine Einladung den noch vorhanden Abstand zwischen uns deutlich zu verkürzen. Während wir uns zur Musik bewegten schaute ich ihm tief in die Augen. Jetzt wusste ich, dass ich ihn an der Leine hatte. Mit einer Hand umfasst ich sein Genick, mit der anderen packte ich seinen Hintern und zog in so an mich heran. Sein Gesicht war nun ganz nah an meinem und ich verkürzte diesen geringen Abstand noch, bis sich meine Lippen auf seine legten. Gierig öffnete er seinen Mund um seine Zunge zum Einsatz zu bringen.
So wie er mich küsste, musste er wirklich geil auf mich sein. Ganz so wie ich es beabsichtigt hatte. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her in Richtung der Séparés, die das Movie für Fälle wie diesen bereit hielt. Er machte keine Anstalten sich zu zieren. Das war gut. Ich hasste diese Kerle die sich lange bitten lassen wollten.

Die Laute Musik verstummte in dem Moment, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Wir fanden uns in einem kleinen abgedunkelten Raum wieder, den lediglich ein breiter Sessel, sowie ein geräumig wirkendes Sofa zierte. Mehr war auch gar nicht nötig. Es sei denn man stand auf die ganz ausgefallen Sachen. Mit einer raschen Bewegung schloss ich hinter mir ab und stellte so sicher, dass wir die nächste Zeit ungestört waren.
Warme Hände umfassten mich von hinten. Mein Abendabschnittsgefährte konnte es wohl kaum erwarten. Als ich mich zu ihm herum drehte und mit dem Rücken an die Wand lehnte, konnte ich sehen, dass ihm die Lust förmlich aus den Augen sprang. Er kam auf mich zu und meine Hände strichen über seine muskulösen Schultern, während er sich daran machte mein Hemd zu öffnen.
„Wunderschön“, kommentierte er meine nun entblößte Brust, bevor er sich daran machte meine Brustwarze mit seiner Zunge zu verwöhnen. Verdammt, der wusste wie man jemanden ordentlich spitz machte, was ich ihm auch auch mit meinem aufstöhnen deutlich zu verstehen gab. Es spornte ihn nur noch mehr an. Mit kundiger Hand öffnete er meine Hosen und kniete sich vor mich. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und genoss es derart verwöhnt zu werden. So gut konnten die wenigsten blasen, dass musste ich ihm wirklich lassen. Ich umfasste seinen Kopf und fuhr ihm mit meinen Händen durch seine weichen Haare, während er kundig meinen Schwanz leckte. Nicht eine Sekunde dachte er an sich. Ein weiterer Vorzug von ihm. Vielleicht würde er sogar eine zweite Nummer wert sein. Man konnte schließlich nie wissen.
Als meine nächtliche Bekanntschaft begann mit einer Hand meine Eier zu kneten, drehte sich bereist alles bei mir vor Geilheit. Es war nur noch eine Frage von Sekunden bis ich ihm eine volle Ladung in den Rachen Spritzen würde, als mein Handy in meiner Brusttasche anfing zu klingeln. Das war mal wirklich schlechtes Timing.
Enttäuscht stellte ich fest, dass mein Wohltäter in seinem Tun inne hielt als ich ans Telefon ging. Wenn das nicht wichtig war würde ich dem Anrufen den Kopf abreißen.
„Ja, was gibt’s?“
„Marc, bist du es?“
Ich erkannte die Stimme sofort. Zwar hatte ich mit der Frau am anderen Ende der Leitung schon seit Jahren kein Wort mehr gewechselt, aber wer würde wohl die Stimme seiner eigenen Mutter vergessen?
„Ja. Warum rufst du an?“
„Dein Vater liegt im Sterben.“
Eine kurze Pause trat ein. Der alte Mann würde also sterben. Ich hatte mir diesen Tag so häufig vorgestellt. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben, war es ganz anders als ich es mir ausgemalt hatte. Am meisten irritierten mich meine Gefühle. Da
war tatsächlich so etwas wie Trauer und Mitleid, tief in mir. Ich drängte beides beiseite. Er hatte nichts davon verdient.
„Und, was geht mich das an?“
„Er möchte dich gerne noch einmal sehen.“
„Aha.“
„Es wäre gut wenn du sofort kommen würdest. Wir wissen nicht mehr wie lange er noch durchhält.“
Bei dem letzten Satz hatte das Miststück sogar angefangen zu flennen.
„Ok, wo liegt er.“
Ehe ich mich versah, hatte mir meine Ma die Adresse eines Krankenhauses ganz in der Nähe genannt. Warum ich überhaupt zugesagt hatte wusste ich selber nicht. Vielleicht um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Vielleicht aber auch um mich davon zu überzeugen das der Bock endlich abtrat. Keine Ahnung.
„Ist was passiert?“
Die Stimme kam von weiter unten. Der Typ, der gerade wieder anfing sich zwischen meinen Beinen zu schaffen zu machen schaute mich fragend an.
„Jemand stirbt.“
„Oh scheiße. Das tut mir leid.“
„Hey, wer hat etwas von aufhören gesagt? Wir machen genau da weiter, wo wir eben aufgehört haben.“
Manch einer würde mein Verhalten Herzlos nennen. Aber wen interessiert das schon. Ich würde schon rechtzeitig im Krankenhaus ankommen.

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Tag der Veröffentlichung: 10.06.2011

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