Geschrieben am 02.06.2011
Letzte Bearbeitung am 20.06.2011
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © /PeaceLoveMusic.deviantart.com
und © /Dodonpa.deviantart.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander
Beweisstück-Nr.: 20110605/13-M2.TW
Inhalt: Abschiedsbrief des Jonas Kaufmann
Geschrieben am: 02.06.2031
Sichergestellt: Bahnhofstr. 2, 32756 Detmold
Datum: 11.06.2034 um 11:23
Beamter vor Ort: Hauptkommissar Theodor Wallbaum
„Einleitend sei jedem der dieses Zeilen ließt gesagt, dass ich dies im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte schreibe. Leite weder aus der Tatsache meines selbst gewählten Todes, noch aus meiner Heroinsucht eine Form von Schwäche ab. Nach dem du meine Geschichte gelesen hast, magst du vielleicht erahnen, aber nie gänzlich begreifen welchen Schrecken ich erlebt habe.
Diese Seiten sind alles, was ich hinterlasse kann. Sie sind mein Vermächtnis. Mein Geständnis. Eine letzte Warnung an alle sich nicht mit Mächten einzulassen, die jenseits ihrer Vorstellungen liegen. Aber mir bleibt nicht mehr viel Zeit, also will ich ganz am Anfang beginnen.
Es ist bereits Jahrzehnte her, dennoch erinnere ich mich an jene Tage, als ob sie erst gestern gewesen wären. Zu jener Zeit hatte ich das Gefühl nirgends dazu zu gehören. In der Klasse hatte ich seit jeher einen schweren Stand. Ein Freundschaftliches Verhältnis konnte ich zu niemandem dort aufbauen. Auch sonst viel es mir ausgesprochen schwer zu Gleichaltrigen Kontakt aufzubauen. Es ging mir wie vielen Anderen: Ich fühlte mich unverstanden, ungeliebt und vollkommen haltlos. Kurzum ich war dermaßen einsam, dass es beinahe weh tat.
Erst als meine Mutter mir meinen ersten Computer schenkte, begann sich dies zu verändern. Das Internet eröffnete mir nun Möglichkeiten, die ich vorher nichteinmal erahnt hatte. Ich begann von Menschen zu lesen, denen es ganz ähnlich wie mir erging. Häufig saß ich Nächte lang vor dem Monitor und las von den Kindern der Nacht, wie sie sich selber bezeichneten. Schwarz war ihre Farbe, Trauer ihre Emotion. Hier konnte ich mich endlich zu Hause fühlen. Schnell begann ich es ihnen gleich zu tun.
Es war ein Spiel. Eine Art der Revolution gegen alles, was ich selber weder sein konnte noch wollte. Doch jedes Spiel welches keine Regeln kennt, birgt das Risiko in sich bitterer Ernst zu werden. Häufig ist es nur eine kleine, fast schon unbedeutende Entscheidung, welche einen über die Schwelle trägt. Hat man sie erst übertreten gibt es keine Möglichkeit mehr zurück. Fortan ist man verdammt den Weg den man gewählt hat weiter zu beschreiten.
Für mich war dieser Moment als ich Daniel kennen lernte. Bis heute fühle ich wie sich mein tiefstes Inneres erwärmt, wenn ich an ihn denke. Er war die erste und einzige große Liebe in meinem Leben. Er war meine Welt. Mit ihm schien mir alles so einfach zu sein. Immer wenn ich traurig war, brauchte ich nur in seine klaren, blauen Augen zu sehen, damit es mir besser ging. Jede Berührung von ihm, jeder Kuss riss mich aus der Wirklichkeit und führte mich in eine Welt, in der es nur uns beide gab.
Wir glaubten die ganze Welt stehe uns offen. Er war es auch, der mich in die Kreise des Okkulten einführte. Für uns war es einfach nur ein großes Abenteuer. Ein weiteres Tabu, welches wir nur zu gerne brachen. Wie jung wir doch waren.
Ich erzähle all dies, weil es wichtig ist um wirklich verstehen zu können. Wer auch immer dies ließt muss wissen, was Daniel und mich verbunden hat. Du musst begreifen, warum wir jene Mächte herausforderten und mit welchem Mangel an Respekt wir an all diese Dinge heran gingen. Doch vor allem muss du begreifen, wie sehr wir uns liebten!
Die Nacht in der es geschah war der 02.06.2011. Ab hier würde nichts mehr so sein, wie es einmal war. Ich war gerade sechzehn geworden, beinahe noch ein Kind. Seit etwa einem Jahr waren Daniel und ich nun ein Paar. Der Mond stand hoch am Himmel und beleuchtete die uralte Gesteinsformation vor uns. Die Externsteine waren fürwahr ein geschichtsträchtiger Ort. Seit jeher hatten sich Menschen hier zusammen gefunden um die dunklen Mächte anzurufen. Es war einfach ideal für unser Vorhaben. Das erste gemeinsame schwarzmagisches Ritual lag bereits Monate zurück. Der Kick den wir damals gespürt hatten war unglaublich gewesen und von Mal zu Mal wollten wir ihn steigern. Diese Nacht wollten wir etwas großes vollbringen: Eine echte Beschwörung.
Nur wenige Minuten waren nötig um einen Platz zu finden, an dem wir uns sicher waren nicht entdeckt zu werden. Hand in Hand betraten Daniel und ich die kleine Lichtung in Mitten eines Haines etwas abseits der Steine. Prüfend sahen wir uns um. Wir hatten hier alles was wir benötigten. Ohne ein Wort zu verlieren begannen Daniel und ich mit den Vorbereitungen. Wir würden eine ebene Fläche benötigen. Also planierten wir zunächst großflächig die Wiese im Zentrum. Die Technik hierfür hatten wir uns von den Herstellern der Kornkreise ab geschaut. Im Anschluss spannten wir weiße Bettdecken auf die entstandene Fläche, welche wir mit Camping-Heringen befestigten. Ein beinahe zehn Quadratmeter großes Rechteck war entstanden. Ein wesentlicher Teil des Erfolges lag in der Wahl einer starken Symbolik. Wir hatten uns für das Zeichen des Baphomet, den gehörnten Stern entschieden, welchen wir mit rotem Reis auf das Rechteck zeichneten. Vollendet wurde der Ritualkreis durch die Symbole der vier Höllenprinzen sowie des Dämons welchen wir beschwören wollten. Jeweils eines der Zeichen an jedem Ende des Pentagrammes, in dessen Mitte eine Fläche von drei mal drei Metern frei geblieben war. Nun würde das eigentliche Ritual beginnen.
Beinahe eine Stunde war vergangen. Minuten lang standen wir einfach nur da und starrten auf die Fläche vor uns. Zum ersten Mal war Daniel verunsichert. Seine Stimme zitterte leicht, als er mich fragte, ob wir unser Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen sollten. Doch ich wollte nicht mehr zurück. Im Gegenteil, ich trieb ihn voran, sagte ihm es würde ein großes Abenteuer werden. Hätte ich doch bloß auf ihn gehört. Wie anders wären unsere Leben verlaufen, hätte ich ihn an die Hand genommen und wäre mit ihm einfach davon gegangen? Doch meine Neugierde war stärker. Ich hatte die Schwelle übertreten. Ein zurück gab es nicht. Wir begannen.
Zunächst entledigten wir uns unserer Kleider, bis wir nur noch mit Boxershorts bekleidet voreinander standen. Einer der größten Irrglauben ist, dass schwarze Magie seine Energie aus Blutopfern zieht; ist doch sexuelle Energie ungleich stärker. Die Erregung, die Ekxtase zwischen zwei Menschen reicht aus um den Schleier der Welten einzureißen. Alleine der Anblick, wie er vor mir stand, seine weiche Haut ins Mondlicht gehüllt, reichte aus um meine Fantasie anzuregen. Auch ihm schien die Situation sichtlich zu gefallen. Alle Unsicherheit schien auf einmal weit weg zu sein. Zu gerne hätte ich meine Hand ausgestreckt und ihn berührt. Dies würde ich jedoch erst am Ende der Beschwörung dürfen. Statt dessen nickte ich Daniel etwas verlegen zu und gab ihm so das Signal auch die letzten Hüllen fallen zu lassen. Gemeinsam schritten wir in die Mitte des Ritualkreises und setzen uns im Lotussitz voreinander. Dann begannen wir mit der Beschwörung:
„In Nomine Die Nostri Satanas Luciferi excelsi!
Im Namen Satans, dem Herrscher der Erde, dem König der Welt; befehlen wir dir Asmodeus, uns deine infernalische Macht zu verleihen!
Öffne die Tore der Hölle und komme heraus vom Abyssos, um uns als deine Brüder zu begrüßen! Gewähre uns die Freuden, von denen wir sprechen! Wir habe deinen Namen als einen Teil von uns selbst angenommen! Wir leben wie die Tiere der Wildnis und erfreuen uns am fleischlichen Leben! Wir schätzen die Gerechten und verfluche die Vermoderten! Bei allen Göttern der Hölle befehlen wir, dass alle Dinge, von denen wir sprechen, eintreffen werden!
Shemhamforash! Heil Satan!“
Immer wieder und wieder sprachen wir diese Worte. Stundenlang wie es mir schien. Mit jeder Wiederholung glitt ich ein wenig tiefer in Trance. Die Zeit dehnte sich, meine Lippen formten die Worte wie von alleine. Die Lichtung, der Himmel, alles um mich herum verschwand. Einzig Daniel blieb, wie er nackt vor mir saß. Ich begehrte diesen Jungen vor mir, wollte ihn spüren und mich ganz und gar in ihm verlieren. Solch eine Lust hatte ich bis zu diesem Augenblick nie verspürt. Es war als wäre ich ein Tau, welches bis aufs Äußerste gespannt wurde. Und dann wurde es still. Zeitgleich hatten Daniel und ich aufgehört zu sprechen. Nur wenige Zentimeter trennten uns. Eine Entfernung, welche wir innerhalb eines Herzschlages überbrückten. Unsere Körper verzehrten sich nacheinander und wir ließen sie gewähren. Wir liebten uns wie nie zuvor. Zuerst stürmisch und dann immer langsamer und gefühlvoller. Jeder Augenblick wurde ausgekostet, jedes Gefühl in ungeahnte Höhen gesteigert, bis wir voll und ganz ineinander aufgingen.
Vollkommen verausgabt und nass geschwitzt lagen wir nebeneinander. Bis heute habe ich keine Vorstellung davon, wie lange wir uns geliebt hatten. Der Himmel war von dicken Wolken verhangen und der Mond nicht mehr zu sehen. Dichter Nebel war aufgezogen, ohne dass ich es bemerkt hätte. Jedoch war Nichts und Niemand erschienen. Doch die erste Enttäuschung wich einem Gefühl der Wärme als ich in Daniels Augen sah. In diesem Moment war mir alles andere egal. Was ich mit ihm erlebt hatte war einfach unglaublich.
Allmählich begannen wir uns an zuziehen. Keiner von uns sprach ein Wort; ganz so als wäre niemand von uns dazu bereit das Erlebte durch Worte zu zerstören. Kurz erwogen wir unsere Spuren zu verwischen, entschieden uns aber rasch dagegen. Der Nebel um uns herum war mittlerweile so dicht, dass man kaum noch die Hand vor Augen sah. Zudem war es inzwischen ziemlich kalt geworden. Also machten wir uns Arm in Arm auf den Weg nach Hause.
Weit kamen wir nicht. Keiner von uns beiden konnte noch mit Sicherheit sagen, aus welcher Richtung wir gekommen waren. Einfach an Ort und Stelle bleiben, wollten wir allerdings auch nicht. Auf gut Glück marschierten wir in die nächstbeste Richtung. Jeder von uns kannte sich gut in dieser Gegend aus. Wir waren der felsenfesten Überzeugung, dass wir nur den kleinen Hain verlassen mussten um die Orientierung wieder zu finden. Wir gingen in die nächstbeste Richtung, aber von Bäumen war weit und breit keine Spur. Minuten lang liefen wir ohne jede Hinweis auf unsere Umgebung. Nur überall dieser verdammte Nebel um uns herum und weicher Boden unter den Füßen. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. So groß war die Lichtung nicht. Auch Daniel war ratlos.
Jahre zuvor hatte ich einmal eine Wattwanderung mitgemacht. Ich erinnerte mich daran, dass der Führer damals gesagt hatte im Nebel würde ein Mensch nicht gerade aus laufen, sondern im Kreis. Vielleicht, so überlegte ich, passierte uns in diesem Moment das Selbe. Folglich müssten wir nur umkehren, um zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. Dort lagen wenigstens noch die Decken, mit denen wir uns warm halten konnten. Irgendwann würde es schon hell werden und der Nebel würde sich verziehen. Sofort als ich den Vorschlag aussprach erklärte sich Daniel einverstanden. Er wollte es mir wohl nicht sagen, aber seiner Stimme war zu entnehmen, dass ihm unsere Lage überhaupt nicht gefiel. Mir selbst ging es ebenso.
Sehr viel schneller als eben noch machten wir uns auf den Weg zurück. Langsam bekam ich wirklich ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Je mehr meine Unsicherheit wuchs, um so mehr beschleunigten sich auch meine Schritte.
Erst als etwas unter unter meinen Füßen knirschte atmete ich erleichtert auf. Die Sohlen meiner Schuhe waren sicherlich über den Reis gescheuert. Ich schaute nach unten konnte jedoch nichteinmal meine eigenen Füße entdecken. Vorsichtig versuchte ich den Boden unter mir zu ertasten. Als meine Fingerspitzen über den Untergrund glitten sog ich unwillkürlich die Luft ein. Dort wo ich groben Reis oder doch zumindest weiches, feuchtes Gras erwartet hatte fühlte ich nichts als feinkörnigen Sand. Instinktiv griff ich in die weiche Masse und hob eine Handvoll auf. Wie gebannt starrten Daniel und ich auf meine Hand. Je näher ich sie an unsere Augen führte, desto deutlicher wurde, was ich dort hielt.
Dann erkannte ich es. Meine Hand öffnete sich so schnell, als hätten sich glühende Kohlen in ihr befunden und meiner Körper begann unkontrolliert zu zittern. Angst überflutete meinen Verstand. Was ich dort gehalten hatte war kein Reis. Auch kein Sand. Es war Mehl. Ein Mehl mit Stücken, die ich nur zu gut kannte. Knochen. Ich hielt gemahlene Knochen in meiner Hand. Was passierte hier nur? Mir schoss nur ein Gedanke durch den Kopf: Flucht. Wir mussten hier weg. Sofort. Nichts hier stimmte. Alles war ganz einfach falsch. Es durfte nicht sein.
Wir rannten. So fest ich nur konnte hielt ich Daniels Hand um ihn nicht zu verlieren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, mein Atem ging nur noch stoßweise. Lange konnte ich, konnten wir, so nicht mehr weiter machen. Aber was blieb uns ansonsten übrig. Nichts schien mehr zu passen, nichts einen Sinn zu ergeben.
Erst als der Nebel sich lichtete wurden wir langsamer. An einem kleinen See schließlich blieben wir stehen. Vollkommen außer Atem und der totalen Erschöpfung nahe ließen wir uns auf den Boden fallen. Ich war beruhigt. Was ich unter mir spürte war weiches, fast schont samtiges Gras. Nichts anderes. Auch den See erkannte ich auf der Stelle wieder. Er befand gut und gerne einen halben Kilometer von den Steinen entfernt. Wir waren sicher. Weder Daniel noch ich waren in der Lage auch nur ein Wort zu sagen. Das Einzige zu dem wir fähig waren, war uns aneinander fest zu klammern. Vollkommen unkontrolliert zitterten unsere Körper. Es war ein Zittern, wie es keine Erschöpfung, sondern einzig nackte Panik verursachen konnte. Nur Daniels Gegenwart bewahrte mich davor nicht gänzlich überzuschnappen. Was hatten wir uns bloß gedacht? Warauf hatten wir uns nur eingelassen? In diesem Moment schwor ich mir nie wieder etwas derartiges zu tun. Doch es war vorbei. Gottsei Dank war es vorbei. Wir hatten es überstanden.
Oh wie sehr ich mich doch geirrt hatte. Es war nur ein kurzer Augenblick der Ruhe. Gerade genug um durchzuatmen und uns in Sicherheit wiegen zu können. Dann spürte ich es. Ein Lachen, tief und dröhnend überall um uns herum. In uns. Etwas tief in mir erkannte auf der Stelle, dass es nicht in meine Welt gehört, nichteinmal wirkliche Substanz hatte. Diese Bösartigkeit durfte einfach nicht zu meiner Welt gehören. Und dann begriff ich: Weder das Lachen noch sein Besitzer gehörten zu der Realität, wie ich sie kannte. Bereits vor Äonen hatte es das Leben verabscheut und Seelen verschlungen. Asmodeus war gekommen.
Panik. Es war nichts als blanke, nackte Panik. Ich wollte weg. Egal wie. Ich wollte ŕennen, soweit fliehen wie mich meine Füße tragen konnte. Doch zu meinem Entsetzen regte sich kein Muskel in meinem Körper. Selbst das Zittern hatte aufgehört. Mir blieb nichts anderes übrig als regungslos auf den See zu starren. Noch konnte ich den Dämon nicht sehen, aber ich fühlte wie er immer näher und näher kam. Sich regelrecht an unserer Angst ergötzte. Schließlich nahmen meine Augen ihn zum ersten Mal wahr. Eine wage Menschliche Gestalt, die sich aus der Dunkelheit schälte und über das Wasser wandelte. Direkt auf uns zu. Eine Aura der Boshaftigkeit, so alt wie die Hölle selbst, drang in meine Seele. Sie schnürte mir die Kehle zu und Tränen schossen mir in die Augen. Er sprach nicht. Solch ein Wesen sprach nicht zu derart niederen Kreaturen wie Menschen. Vielmehr schlug uns sein Wille wie eine Flutwelle entgegen.
Ich verstand. Im Bruchteil eines Augenblickes wurde mir klar, was wir getan hatten und welchen schrecklichen Preis wir zu zahlen hatten. Asmodeus, Dämon der Lust und Patriarch der Sinne war von uns angerufen worden. Erfolgreich. Unser Flehen war erhört worden und er hatte uns tief in sein Reich geführt; an jenen Ort in welchem wir einen Moment des perfekten, ungetrübten Glückes zusammen erleben durften. Eine Erlebnis, eine Nacht, wie die unsere war für den Menschen nicht bestimmt.
Als Gegenleistung hierfür verlangte er nicht weniger als einen Körper. Einen unserer Körper den er in Besitz nehmen konnte. Es gab nichts das er mehr begehrte als wieder die Erde betreten zu können. Wir sollten entscheiden wessen Körper es sein sollte.
Ohne mein Zutun drehte sich mein Kopf zu Daniel. Wir sahen uns direkt in die Augen und etwas tief in mir zerbrach. Es war dieser letzte sehnsüchtige Blick, den ich nie vergessen werde. Er hatte die Entscheidung für uns getroffen. Ich sollte weiterleben.
Eine Woge der Zufriedenheit ging von dem Wesen vor uns aus. Er ergötze sich an unserem Schmerz, wollte ihn auskosten bis auf den letzten Tropfen. Erst dann begann er sich diesen jungen neben mir, meinen Freund, meinen geliebten einzuverleiben. Der Mann auf dem Wasser bäumte sich wie unter schmerzen auf und platze schließlich auseinander. Was zum Vorschein kam, war ein unförmiges Ding, welches ich nicht zu beschreiben vermag. Es kroch auf Daniel zu. Ich wollte aufstehen. Ihn verteidigen. Asmodeus anschreien er solle mich nehmen.
Es blieb mir nichts als still zusehen. Ich sah mit an, wie alles was ich liebte verschwand; von diesem Ding verschlungen wurde. Dies war der Moment in dem ich gnädigerweise den Verstand verlor.
Als ich aufwachte befand ich mich nach wie vor auf der Lichtung. Von Daniel war nichts zu sehen. Nie wieder sollte ich etwas von ihm hören. Offiziell war er in dieser Nacht verschwunden. Ich jedoch weiß es besser. Ich weiß welchen schrecklichen Preis er für unseren Leichtsinn gezahlt hat. Jede Nacht, wenn ich die Augen schließe sehe ich jene furchtbaren Bilder und ich höre Daniels schreie. Nur mithilfe der Drogen konnte ich es ertragen, doch ertrage ich dieses Leben nicht mehr. Ich kann mit der Schuld nicht mehr leben. Ganz genau kann ich mich erinnern, wie wir beide auf der Lichtung standen und er zweifelte. Ich wollte nicht aufhören. Es hätte mein Körper sein sollen, den der Dämon in Besitz nahm.
Jene Nacht ist auf den Tag genau 30 Jahre her.
Die Sonne dämmert bereits und mein Leben ist nur noch wenige Minuten vom Ende entfernt. Ich bete darum, dass diese Seiten als Warnung dienen. Und noch mehr bete ich darum, dass meine Seele sich nach meinem Tod wieder mit Daniels vereinigen kann. Wo immer das auch sein mag.
Jonas Kaufmann,
am morgen des 02.06.2011 / 05:20 Uhr"
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2011
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