Cover

Geschrieben im Herbst 2008
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © /unbearablegrey.deviantart.com
Gestaltung und Satz: Robin Jander




Die Nacht hatte den Tag fast besiegt. Noch hatten die Sterne ihr Gesicht nicht gezeigt, aber sie würden heute hell erstrahlen. Das war so gewiss, wie es ein Morgen gäbe.

Unter dem noch aufgehenden Mond zog der Fluss unaufhörlich seine Bahnen durch die Stadt. Er trennte sie genauso wie sie sich selbst trennte. Ihre schillernden Lichter wurden von ihm reflektiert und hätte man die Stadt von oben betrachtet, wäre sie voll von Lichtern gewesen. Die hellen Werbereklamen, die den Konsum priesen waren ebenso da wie die stillen kleinen Lichter, die von Leben künden.

Hier und da bewegten sich die Lichter. Sie glitten durch die Straßen und Gassen. Es war der Wandel, für den sie standen. Sie zeigten das nichts gewiss war, dass sich alles einmal änderte.

Der Fluss genoss es sich hier aufzuhalten. Er genoss das Leben, dass er für die Menschen verkörperte und dass sich hier manifestierte. Er liebte diese Stadt, die sich rings um ihn erstreckte. Im Sommer strampelten die Kinder an seinen Ufern und umspielten ihn mit ihren kleinen Füßen während er die großen Schiffe auf seiner Oberfläche trug.

Die Schiffe erfüllten den Fluss mit stolz. Sie belieferten Städte und Menschen, die weit entfernt von einander waren. Ohne ihn, so war es dem Fluss vollkommen bewusst, wäre dies nicht möglich gewesen.

Umso mehr überkam ihn der Kummer, sobald seine Wellen all jene berührten, die diese Stadt nicht wahrnahm. Er versuchte stets ihre Zweifel und ihre Trauer hin fort zu waschen. Ihn betrübten diese Menschen. Immer wenn er sie fand, floss er einen Augenblick lang langsamer. Es war gerade lang genug, damit er all die Trauer und den Schmerz in sich aufnehmen konnte, sich nie genug, als das es die Menschen bemerkt hätten.

In seinem Flussbett hatte er genug Platz für diese Gefühle. Er nahm sie gerne in sich auf. Alles was die Menschen belastete, die ihn so liebten nahm er mit sich. Tränen, Blut und Angst füllten ihn.

Er schlängelte sich durch die Landschaft. Durch Gebirge und Ebenen. Er floss im Sommer wie im Winter, im Frühling und im Herbst. Alle Menschen an seinen Ufern wussten dass er da war, alle wussten woher er kam und wohin er ging. Doch niemand wusste welche Bürde er trug.

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Tag der Veröffentlichung: 01.06.2011

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