,,Bitte! Tu's für mich.'', während er das sagte rannen Tränen über unsere Wangen. Und da ich meinen Freund über alles liebte, versprach ich es ihm. ,,Danke, denn eins darfst du nie vergessen: Verlier dein Leben nicht! Egal was das Schicksal mit dir vorhat, ich werde immer bei dir sein.'', flüsterte Mike und es waren die letzten Worte, die mein krebskranker Freund je zu mir oder jemand anderem gesagt hat. Danach starb Mike, ganz friedlich, seine Hand in meiner. Es war der erste Moment in meinen Leben in dem ich richtig ratlos war. Gegen meinen Willen begann ich zu schluchzen und mein ganzer Körper wurde geschütelt. Ich wusste genau, das es dumm war, aber ich stand auf und rannte davon. Einfach gerade aus in richtung Wald. Denn in diesem Wald hatten Mike und ich uns kennen gelernt. Ich sah es genau vor mir, sah, wie wir damals zusammen gestoßen waren. Ich hatte mir danach alles in mein Tagebuch geschrieben, aber es gab einfach keine Wörter um diesen Moment auch nur annähernd zu beschreiben. Dabei war es eigentlich ganz simpel: Ich war joggen gewesen, Mike auch. Und wir waren beide so in unsere Walkmans vertieft das wir einfach ineinader rannten. Als Entschuldigung lud Mike mich in ein Cafe ein und von da an waren wir ein paar. Gewesen. Oder waren wir immer noch zusammen? Ich wusste es nicht. Und als ich dann so allein im Wald stand, spürte ich vorallem eins: Verzweiflung. Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen und ich ließ mich auf einen Stein fallen und weinte. Ich weinte wie ich nie geweint hatte. Wo Mike jetzt wohl war? Im Himmel? Ach nein, Mike war ja nicht gläubig gewesen. Aber wo dann? Sein Körper lag im Krankenhaus, Intensivstation, dort wo ich die gesamte letzte Woche verbracht hatte. Aber wo war ER? Ich würde es nie erfahren. Das wusste ich, doch glücklicher machte es mich nicht. Mein Blick fiel auf meinen Unterarm, dort hatten wir uns zum Zeichen unserer Liebe Jeder ein Schwalbe hintattoowieren lassen. ,,Oh Mike'', hauchte ich fuhr mit meinen Fingern über dir Schwalbe.
,,Na kleine, was weinst du denn? Ich mag es nicht wenn kleine Mädchen weinen!'', sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und schaute in strahlend blaue Augen. ,,Ehrlich?'', fragte ich ,,Willst du wissen warum ich heule?'' Und er nickte. ,,Mein Freund ist gerade am Krebs gestorben.'' Er schaute mich entschuldigend an und meinte: ,,Scheiße.'' Danach setzte er sich zu mir und nam mich in den Arm. Ich lächelte ihn dankend an, auch wenn mir nicht nach lächeln zumute war. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die mir in dieser schweren Zeit viel geholfen hat. ,,Ich heiße übrigends Sam.'', fügte er hinzu. ,,Cheyne. Ich heiße Cheyne.'', antwortete ich.
Mittlerweile konnte ich schon fast damit umgehen, das meine erste große Liebe am Krebs gestorben war, und das hatte ich vor allem einem zu verdanken: Sam. Er war ein großartiger Mensch. Doch vor einer Sache hatte ich Angst, ich hatte Angst mich in ihn zu verlieben. In seine blauen augen, seine blonden Locken, sein Lächeln das tief aus seinem Herzen zu kommen schien. Und vorallem in seine Art, wie er mir zeigte, das es nie zu spät ist. Ich wollte mich nicht in ihn verlieben, weil ich angst hatte ihn zu verlieren. So wie ich Mike verloren hatte. Und ich glaube, noch so einen wunderbaren Menschen zu verlieren, würde mein Herz nicht aushalten. doch er machte es mir nicht leicht, hatte mich sogar zu Mikes Beerdigung begleitet, und mich immer im richtigen Moment davon abgehalten zusammenzubrechen. Ich verbrachte kaum einen Tag ohne ihn, und mit der Zeit machte er mich abhängig. ,,Träumst du?'', fragte er mich, wahrscheinlich hatte er meine traurigen Augen gesehen. Ehrlich antwortete ich:,, Ja, von dir.'' ,,Bin ich es wert, das du traurig bist?'', wollte er wissen. ,,Du bist es. Du bist noch viel mehr wert.'', meinte ich. Ermunternt sah er mich an:,,Ich dich auch.'' ,,Wie?'', wollte ich wissen. ,,Ich liebe dich auch.'', antwortete er. Doch ich meinte trotzig:,,Woher willst du wissen, das ich dich liebe?'' Doch er sagte nichts mehr, sondern nahm mich einfach in den Arm und gab mir einen Kuss.
In diesem Moment spürte ich, wie mein Körper zitterte.
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2011
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