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1. Kapitel:
Ein verlockender Auftrag

„He! Muss das sein?! Was fällt dir ein, mich einfach so zu stoßen?!“, meckerte Fleur, eine weiße Wölfin, nachdem sie von dem grauen Tyson leicht angerempelt wurde. „Das hat er doch nicht mit Absicht gemacht. Hör einfach auf zu zicken“, murmelte Lyena gelangweilt. Tyson schlenderte währenddessen zu Leroy, der gerade den aus dicken Blättern gemachten Postkasten prüfte, denn er wusste, dass er sich aus einem Streit zwischen den beiden lieber raushalten sollte. „Ph, Angeberin“, entgegnete Fleur, während sie anmutig auf einen umgefallenen Baumstamm sprang. „Du bist doch nur neidisch“, sagte sie mit verachtender Stimme „weil ich viel hübscher bin als du. Schau dich doch mal an mit deinem braunen Fell... abstoßend!“ Plötzlich wurde Lyena zornig: „Das ist doch--“ „Hört auf mit diesem Zickenkrieg!!“, wurden sie von Leroy unterbrochen, der sehr laut schreien musste, damit sie ihn hörten. „Wir haben einen neuen Auftrag! Kommt besser mal her!“ Nun sprangen Lyena und Fleur wie von der Tarantel gestochen auf und liefen mit leuchtenden Augen hinüber zu Leroy und Tyson. Die kleine Auseinandersetzung hatten sie schon wieder vergessen. Sie konnten sich halt nicht sehr gut leiden, den Grund wussten sie selbst nicht genau. Lyena mochte Fleur nicht, weil sie so zickig und arrogant war. Und Fleur wiederum konnte Lyena nicht ausstehen weil sie so schnell wütend wurde und einem jeden Fehler den man gemacht hat einzeln aufzählte. Als sie am Postkasten, wo Leroy und Tyson standen, angekommen waren, erzählte ihnen Leroy grinsend von ihrem neuen Auftrag. „WAAS?!!“, riefen Lyena und Tyson, der auch noch nichts davon erfahren hatte, gleichzeitig. „Wir haben vom dunklen Wolf den Auftrag bekommen, den legendären Finsterstein zu suchen?! Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Zeig mal her!“, keuchte Lyena atemlos. Leroy reichte den Brief an Lyena weiter, die diesen völlig fassungslos überflog. „Aber ich hätte gedacht das alles wäre nur eine Legende! Das gibt’s doch nicht! Der will uns wohl an der Nase herumführen!!“. Sie rang schwer nach Luft, wobei sich Fleur halb tot lachte: „Wie man sich nur wegen einem dummen Stein so aufregen kann! Hey, Tyson, Leroy, passt mal auf, dass die nicht in Ohnmacht fällt! HAHA!!“ Plötzlich fing Lyena an zu knurren. „Pass auf, dass ich dich nicht gleich umbringe!!“, schrie sie und wollte auf Fleur zuspringen als sich Leroy im letzten Moment zwischen die beiden stellte. „Schluss jetzt!“, brüllte er zornig. „Das ist 'ne ernste Sache! Wir haben keine Zeit hier herumzustehen und uns zu streiten! Der dunkle Wolf schreibt, dass es eilt!“ Auf einmal sprang Fleur ganz begeistert hoch. „Was hat die jetzt schon wieder?“, murmelte Lyena wütend vor sich hin. „Aber wenn dieser Stein wirklich so wertvoll ist“, rief Fleur begeistert, „dann heißt das doch, dass wir auch eine sehr hohe Belohnung bekommen werden!“ „Blitzmerker“, spottete Lyena, doch das hatte Fleur anscheinend überhört. „Also worauf warten wir noch? Holen wir uns den Stein!“, jubelte sie und wollte fast schon losrennen. „Halt, halt, nicht so voreilig“, meldete sich plötzlich Tyson zu Wort. „Wo müssen wir eigentlich suchen?“ Sofort antwortete ihm Fleur mit strahlenden Augen: „Laut Brief müsste der Stein in der Nähe des Krähenbergs sein!“
„OK, ich glaube, wir könnten, sobald wir die Route bestimmt haben los. Irgendwelche Einwände?“, fragte Leroy, der alles genau mitverfolgt hatte. „Nein, aber ich frage mich was“, sagte Fleur. „Warum kann unser Auftraggeber, also der dunkle Wolf, nie die Schätze, die er haben will selbst besorgen? Er weiß ja auch immer, wo sie ungefähr liegen.“ Inzwischen hatte sich Lyena wieder beruhigt und entgegnete keck: „Vielleicht hat er einfach keine Lust dazu. Das kann doch uns egal sein. Wir bekommen immer eine wertvolle Belohnung, da brauchen wir uns nicht darum zu kümmern, weshalb er uns als Schatzsucher braucht, oder was er mit den Sachen anstellt.“ „Da hast du ausnahmsweise mal Recht“, höhnte Fleur und streckte ihr die Zunge heraus. Lyena hatte jetzt gerade keine Lust auf Streit, deshalb tat sie so, als hätte sie das nicht mitbekommen. „Ja, also wir brechen auf, nachdem wir wissen, welcher der kürzeste Weg ist, und wo er überall vorbeiführt“, schlug Leroy vor. Tyson zog eine Landkarte, die hinter einem Baum versteckt war, hervor und öffnete sie zügig. Alle blickten neugierig hinein. Doch Leroy, der oftmals das Kommando übernahm, verdrängte die anderen und sagte mit kräftiger Stimme: „Ich bin hier der Leitwolf, und deshalb bestimme ich, wo wir langgehen.“ Sein Anführer-Geplappere nervte die anderen ein bisschen, aber sie wussten, dass irgendwer ja das erste Wort haben musste. Da sich der eher zurückhaltende Tyson und die beiden Wolfsdamen, Fleur und Lyena, die sich häufig stritten, nicht dafür eigneten, blieb ja nur noch der starke Leroy übrig. Damit waren sie eigentlich zufrieden, wollten sich dies aber nicht anmerken lassen. „Also laut Karte geht der kürzeste Weg zuerst durch den Nebelwald, danach über die dürre Einöde, dann über ein paar andere Berge, deren Namen ich nicht entziffern kann, und letztendlich müssten wir dann am Krähenberg angekommen sein“, teilte er den anderen mit. „Okay, sonst noch etwas?“, fragte er. „Können wir dann losgehen? Am besten, wir gehen so früh wie möglich, damit wir den dunklen Wolf nicht verärgern.“ „Da hast du wohl Recht“, antwortete ihm Tyson gähnend. Jetzt schien Leroy zu überlegen. „Na gut, Tyson, du hast mich mit deinem Gähnen überredet, wir bleiben noch eine Nacht hier“, verkündete er nun. „Ist vielleicht besser so.“ Da es schon sehr spät am Abend war, legten sie sich gleich schlafen, damit sie am nächsten Tag früh aufbrechen konnten. „Gute Nacht“, sagte Lyena. Doch Fleur antwortete nur: „Dir nicht.“ Langsam wurde Lyena wieder ein wenig wütend: „Ich meinte auch nicht dich, sondern Tyson und Leroy!“ „He, Mädels“, beschwerte sich Leroy, „es gibt hier müde Wölfe, die schlafen wollen, also seid bitte still und hört auf mit Streiten! Gute Nacht!“ Und so wurde es endlich auch bei den beiden Wölfinnen still und schließlich schliefen alle ein...
Mitten in der Nacht, als alle vier Wölfe friedlich schlummerten, huschte plötzlich ein kleiner Schatten an ihnen vorbei und es schien, als suche er irgendetwas. Hinter Lyenas Rücken blieb er kurz stehen und betrachtete die Landkarte, als ob er im Dunkeln sehr gut sehen könnte. Doch da drehte sich Lyena plötzlich auf die andere Seite. Sie begrub dieses Wesen unter sich und wachte dabei nicht einmal auf! Da es unter ihr fast keine Luft mehr bekam, wurde es nach kurzer Zeit ohnmächtig...
Als schon bald der Morgen dämmerte, wurde Lyena wach. Sie blinzelte verschlafen und schreckte dann plötzlich hoch, weil sie spürte, dass etwas unter ihr lag. Zum Vorschein kam eine kleine, zusammengekrümmte, schwarze Katze, die die Augen geschlossen hatte. „Aaah! Leute, aufwachen, da liegt ein totes Viech!“, rief Lyena. So langsam hoben sich die Köpfe der anderen und sie blickten zu ihr hinüber. „Jetzt lass mal deine dummen Scherze, Lyena“, sagte Leroy genervt. Doch Lyena entgegnete: „Ja, komm doch mal her und sieh dir dieses Tier an! Ich glaube es ist eine Katze. Eine tote Katze.“ „Wenn's denn unbedingt sein muss“, murmelte er und tapste missmutig zu Lyena. Als er das schwarze, zottelige Ding sah, wollte er von Lyena wissen: „Wie kommt das denn hierher?!“ „Ich glaube ich habe mich aus Versehen draufgelegt“, antwortete sie ihm kleinlaut. So langsam wurden auch Fleur und Tyson etwas munterer und traten neugierig an das „Fellknäuel“ heran. „Iiiieh, das ist ja tot!!“, kreischte Fleur voller Entsetzen. „Und sie sagt zu mir, dass ich mich sinnlos aufrege. Dass ich nicht lache“, kicherte Lyena. Tyson sagte wie üblich nichts dazu, sondern beobachtete das Geschehen aufmerksam. Derweil schnüffelte Leroy an dem scheinbar toten Tier und blickte etwas verwundert. „Ja, müsste eine Katze sein... aber sie riecht nicht, als ob sie tot wäre.“ Kaum hatte er jenen Satz beendet, sprang dieses schwarze Vieh urplötzlich auf, fauchte so laut, dass einem Angst und Bange wurde, stellte sein Fell auf, sodass es aussah wie tausende kleine Nadeln und starrte die verdutzten Wölfe aus blutroten Augen an. Fleur blieb zuerst wie angewurzelt stehen, rannte dann aber so schnell sie konnte hinter den nächstbesten Felsen und zitterte wie Espenlaub. Lyena lachte sie natürlich sofort aus: „Vor dem kleinen Geschöpf hast du Angst?! Wir haben doch schon viel schlimmere Sachen erlebt! Weißt du was, du entwickelst dich mehr und mehr zu einem Weichei. Hihihi, wie kann man nur so ein Angsthase sein?!“ Die Katze fauchte immer noch, die großen Ohren flach angelegt, als Fleur rief: „Hey!! Stimmt doch gar nicht! Ich bin nur äh...“ „Können die je aufhören sich zu streiten?“, flüsterte Leroy Tyson zu. „Anscheinend nicht“, gluckste dieser. Allmählich beruhigte sich das Tier und hörte auf zu fauchen. Fleur näherte sich wieder etwas. Doch als sie die Augen der Katze sah, lief es ihr kalt den Rücken hinunter.


2. Kapitel:
Ein unerwarteter Begleiter

Nein, es waren nicht die roten Augen, die sie so verschreckten. Die Tatsache war nämlich, dass diese anfangs fuchsigen Glubscher nach und nach in ein sattes Gelb wechselten. Während Lyena, Tyson und Leroy nur verdattert auf die Katze starrten, brachte Fleur als einzige einen Satz heraus: „D-deine Augen haben die Farbe geändert!“ „Hast du ein Problem damit?!“, wollte die schwarze Samtpfote von ihr wissen. „Wie, du kannst sprechen?“, fragte Lyena, der man die Verwunderung deutlich ansah. „Lass mich deine Frage genau und gezielt beantworten, sodass hier keine Missverständnisse auftreten“, erwiderte diese kühn. „Äh... JA?!“ Da fing Fleur abprubt an zu zetern: „Was habe ich da gerade gehört?! Du schleichst dich hier bei uns ein, erschreckst mich und uns alle fast zu Tode, fauchst nervtötend herum, machst irgendwelche Zaubertricks mit deinem … Sehorgan und wagst es so vorlaut daherzureden? Ich glaube du weißt nicht, dass du--“ „...sie gerade zum maulen gebracht hast“, beendete Lyena kichernd ihren Satz. „Jetzt geht das schon wieder los“, murmelte Leroy genervt und verdrehte die Augen. „Du brauchst dich hier schon gar nicht einmischen!“, schrie sie Lyena an. „Dass du eine kleine, dämliche Idiotin bist, wissen wir schon lange. Also halt dich gefälligst da raus!“ Inzwischen hatte sich das kleine Kätzchen hinüber zu Leroy und Tyson begeben und sich auch schon ein bisschen mit ihnen angefreundet. „He, Fleur, Lyena!“, rief Leroy, während Tyson ein wenig mit der schwarzen Mieze spielte. „Solange ihr euch gestritten habt, hatten wir genügend Zeit gehabt, etwas mehr über Paroven herauszufinden.“ „Paroven?! Was soll denn das nun wieder heißen?“, äußerte sich Fleur entgeistert. „Ach, ich hab keine Lust mehr...“, stöhnte Lyena geladen. „Ja, ihr Name, was denn sonst du dumme Kuh!“ Da wurde Leroy langsam sauer: „Jetzt hört doch endlich mal auf mit dem Zanken!“ „Ja, das würde ich auch sagen“, stimmte ihm Paroven feixend zu. „Na gut“, willigten Fleur und Lyena schließlich ein, „wir kommen ja schon.“ Etwas gereizt stapften die beiden hinüber zu Tyson und Leroy, neben denen Paroven saß und hämisch grinste. Fleur hatte gerade ihr Maul zum Motzen aufgemacht, als Leroy sie grimmig ansah. Sie brach ab und ließ sich verärgert neben ihm nieder. Nachdem sich auch endlich Lyena hingesetzt hatte, fing Paroven mit nun smaragdgrünen Augen zu erzählen an: „Wie ihr mittlerweile schon erfahren habt, lautet mein Name Paroven. Was ihr vermutlich auch wisst, ist, dass ich kein gewöhnlicher Stubentiger, sondern eine Cerzyr, eine Art Katze, die je nach Stimmung die Augenfarbe wechselt, bin. Noch dazu bin ich viel stärker und sogar ein bisschen größer, als diese Schmuseviecher.“ „Und viel angeberischer“, raunte Fleur. „Hey, das hab ich gehört!“, beschwerte sich Paroven. „Aber ich bin ja nicht so ein Streithahn wie ihr zwei, Lyena und vor allem du, Fleur, deshalb sage ich nichts weiteres dazu. Hihi.“ Man sah den beiden an, dass sie empört über die Bezeichnung „Streithahn“ waren, doch sie sahen es offensichtlich ein, dass sie auch durchaus passend war. „Hey, Leute, das ist ja alles schön und gut“, machte sich auf einmal Tyson unerwartet bemerkbar, „aber wollten wir nicht ... ihr wisst schon wohin?“ „Oh ja, stimmt, das hab ich ja ganz vergessen!“, rief Leroy sofort aus. „Tut mir Leid, Paroven, aber wir müssen jetzt gehen. Es war schön sich mit dir zu unterhalten, aber wir haben noch etwas vor. Und--“ Bevor er seine Rede beenden konnte, unterbrach ihn Paroven schnell: „Zum Krähenberg, stimmt's?“ Da starrte ihn Leroy völlig überrascht an und sogar Lyena, Tyson und Fleur blickten fassungslos zu ihm herüber. „Was glotzt ihr denn so?!“, beschwerte sich Paroven ungezogen. Nicht einmal Fleur brachte ihr Maul auf, so verblüfft war sie. Da fuhr Paroven dreist fort: „Ich hab eure Karte gelesen, na und? Ihr habt euer Ziel und den Weg dorthin ja auch so fett draufschmieren müssen. Kann ich doch nichts dafür, wenn ich sie mir mal kurz ansehe! Aber wieso wollt ihr eigentlich dahin? Ich kenn' diese Route, die ist sehr gefährlich, sag ich euch. Wenn ihr es so eilig habt, und es unbedingt diese Strecke sein muss, bräuchtet ihr einen Lotsen...“ Auf einmal wurde Leroys Gesichtsausdruck ernst. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er knapp. Da erwiderte Paroven etwas eingeschüchtert: „Nunja, ihr bräuchtet jemanden, der euch da durchführt, ich meine, allein der Nebelwald ist schon sehr gefährlich. Und äh“, er räusperte sich kurz, „ich könnte das vielleicht machen...“ Da legte Fleur, was die anderen schon erwartet hatten, aber endlich los: „Sag mal, hast du sie noch alle?! Gibst dumme Kommentare ab und willst dann unser „Führer“ sein? Wir brauchen doch kein mickriges Fellknäuel, wie dich! Weißt du, was wir schon alles erlebt haben? Da würdest du beim Zuhören schon in Ohnmacht fallen!! Außerdem geht dich das hier alles gar nichts an, du, du --“ „Halt, halt!“, beendete Leroy ihre Nörgeleien. „Es wäre doch eigentlich ganz gut, wenn wir jemanden hätten, der uns ein bisschen den Weg weist. Natürlich bin ich immer noch der, der das sagen hat, aber ich hätte nichts dagegen einzuwenden... Aber... warum willst du überhaupt mit uns kommen? Das will ich noch wissen. Achja und Fleur: Sei jetzt bitte die nächsten zwei Minuten still!! Ich will jetzt von niemandem etwas hören, außer von Paroven!“ „Naja, ich bin halt so alleine...“, antwortete dieser. „Wisst ihr, so eine Cerzyr hat's nicht leicht... Schon deswegen, weil es von uns so wenige gibt und wir uns nicht gut mit anderen verstehen. Und jetzt habe ich endlich Freunde gefunden, auch wenn manche davon gerne meckern und streiten, doch die müssen gleich wieder gehen... Dabei hab ich mich doch so gefreut! Also, deswegen würde ich euch gerne begleiten und da ich, wie ich bereits erwähnt habe, mich schon ziemlich gut in der Gegend um den Krähenberg auskenne, kann ich euch ja auch behilflich sein.“ „Ich für meinen Teil hätte nichts dagegen einzuwenden“, unterstützte Leroy die Bitte von Paroven. „Hmm... ich glaube nicht, dass es schaden würde, ihn dabei zu haben“, stimmte nun auch Tyson zu. Ungeahnt willigte sogar Lyena ein: „Naja, es würde bestimmt lustig sein, wenn er mitkommen würde. Nun gut, ich bin dafür, ist bestimmt nicht verkehrt.“ Jetzt schweiften alle Blicke zu Fleur, die mürrisch dreinschaute. „Seid ihr jetzt völlig verrückt geworden?! Ihr wollt eine dahergelaufene „Katze“ auf eine unglaublich wichtige Reise mitnehmen und wisst nicht einmal, ob .… sie vielleicht nur vorhat, uns zu hintergehen! Wie dumm muss man denn sei--“ „Das reicht jetzt!“, schnitt Leroy ihr ungehalten das Wort ab. „Ich hab genug von deinem ewigen Gemotze! Wieso sollte er uns betrügen? Du hast kein Recht darauf, ihn einfach so zu beschuldigen! Außerdem steht's drei zu eins, dass er mit uns mitgeht. Also... ich darf hiermit verkünden, dass der Wunsch von Paroven akzeptiert wurde. Er wird uns begleiten!“ Auf diesen Satz hin verdrückte sich Fleur, sehr schlecht gelaunt, hinter einen Busch und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Man merkte ihr an, dass sie es überhaupt nicht ausstehen konnte, ab jetzt Paroven dabei zu haben. Dieser jedoch jubelte begeistert: „Wow, danke Leute! Ich hätte echt nicht gedacht, dass ihr mich so gerne aufnehmt!“ Er machte einen Freudensprung, wobei seine Augen nun in einem wunderschönen Saphirblau schimmerten. „Außer Fleur“, fügte er noch leise hinzu, doch das bekamen die anderen nicht mehr mit. Alle waren zufrieden mit diesem Beschluss, nur Fleur schüttelte empört den Kopf und kam langsam wieder hinter dem Gestrüpp hervor. „Okay, wenn ihr wollt. Ich bin nicht Schuld, wenn wir alle sterben“, entgegnete sie, offenbar nicht bewusst, was sie da gerade gesagt hatte und blickte hochnäsig auf die anderen herunter. Urplötzlich verhärtete sich die Miene von ihnen. Lyena fing zu schreien an: „SEI STILL!! Wir wollen nichts mehr von dir hören! Wenn's dir nicht passt, dann bleib doch einfach hier! Blöde Zicke!“ Fleur jedoch scheinte dies nicht im Geringsten zu kümmern und sie tappte mit stolzem Schritt Richtung Osten. „Ähm, Fleur, wenn du zum Nebelwald willst... der ist im Norden“, teilte ihr Tyson vorsichtig mit. Natürlich fing sie sofort wieder zum Zetern an: „Wer hat hier gesagt, dass ich vorhabe zum Nebelwald zu gehen? Paroven? Der kann mir den Buckel runterrutschen.“ Doch dann drehte sie sich plötzlich um und wanderte zügig nach Norden, wobei sie etwas vor sich hin brummte. „Jetzt mach mal halblang!“, ermahnte sie Leroy, der sie gerade erblickt hatte. „Willst du etwa ohne uns gehen? Ist doch nicht so schlimm, dass Paroven nun dabei ist. Krieg' dich mal wieder ein. Allein findest du den Stein sowieso nicht. Dann gibt’s halt auch keinen Anteil für dich. Tja, Pech.“ Erstaunt von der Gelassenheit, die von Leroy ausging, machte sie schnell kehrt und wandte sich wieder den anderen zu. „Okay“, räumte sie ein. „Aber nur der Belohnung wegen“. „Oh, hey, Leute. Sollten wir nicht mal langsam aufbrechen? Die Sonne steht schon sehr hoch, das heißt es ist bald Mittag. Eigentlich wollten wir ja bereits heute früh los, also was ist?“, erinnerte er die anderen. Leroy blickte zum Himmel hinauf und erklärte: „Okay, ich denke wir sollten jetzt noch nicht losgehen, da es ja, wie du schon gesagt hast, Tyson, demnächst der heißeste Zeitpunkt des Tages ist. Ich bin der Meinung wir warten noch bis zum Abend und da wir uns jetzt schon recht gut ausgeruht haben, wie ich annehme, macht es euch doch nichts aus, in der Nacht ein wenig herumzuwandern, oder?“ Alle willigten rasch ein und legten sich noch zu einem kleinen Nickerchen ins halb vertrocknete Gras.


3. Kapitel:
Die Reise beginnt

Als die Sonne immer tiefer sank und in einem leuchtendem orange strahlte, hatten die Wölfe schon sämtliches vorbereitet. „Das ist alles?“, fragte Paroven ungläubig. „Ja“, erwiderte Leroy. „Unser Essen jagen wir uns, wenn wir unterwegs sind. Wir können ja nicht so viel mitschleppen, es würde doch auch schlecht werden.“ Paroven dachte kurz nach und räumte dann ein: „Ja, da habt ihr schon Recht, aber so viel genießbare Beute gibt’s auf euer Route nicht.“ „Ach wir schaffen das schon“, meldete sich plötzlich Fleur zu Wort, wobei von ihr eine erstaunliche Ruhe ausging. „Wir haben das immer so gemacht, außerdem sind wir nicht schwach. Du etwa?“ Paroven suchte gerade keinen Streit und versicherte ihr nur knapp: „Nein, ich war ja dort schon einmal“. „Dann ist ja alles Paletti! Gehen wir halt endlich los“, drängte Lyena auf einmal und tänzelte ungedulig, aber scheinbar auch fröhlich herum.

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Tag der Veröffentlichung: 11.08.2010

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