Cover




Inhaltsverzeichnis

Der Elfenwald

Lana und die Nixe Aqualia

weitere Geschichten sind in Arbeit





Der Frühling hatte gerade den langen und harten Winter bezwungen und nun schob sich die zweite Jahreszeit mit aller Kraft ins Land hinein. Überall fing das Leben erneut an sich zu entfalten. An den Bäumen wuchsen frische, hellgrüne Blätter. Das Gras wuchs wieder zart und saftig nach. Im Wald breitete sich das Moos über den Boden aus und die zarten Blütenknospen hatten den letzten Frost auch unbeschadet überstanden. Die Rehe konnten wieder auf der großen Waldwiese ihre Nahrung zu sich nehmen. Vorüber war die schwere Zeit, in der sie ihr Fressen im Wald suchen mussten und wenn sie nichts fanden, die Rinde von den Bäumen fraßen. Die Vögel zwitscherten fröhlich ihren Gesang in die weite Welt hinaus. Die Waldtiere wuselten zwischen den Bäumen umher und suchten sich die nächste Mahlzeit zusammen. Aber die Waldtiere waren nicht die einzigen Bewohner. Hoch oben, im größten und mächtigsten Baum des Waldes, dort wo auch die Vögel ihren Nestbau betrieben, lebte ein kleines Volk, mit zarten und feinen Flügel und mit einem kleinen schlanken Körper. Es war die Rede von den Baumelfen. Kleine Wesen, kaum größer als eine Menschenhand, aber so flink wie ein Kolibri und mutig wie ein Bär. Ihre Stadt trug den Namen Tharajana und war schon viele hunderte von Jahren alt. Sie hatte vielen Generationen ein Zuhause geboten. Es war aber nicht nur ein Zuhause, es war ein Zufluchtsort, jedoch das wichtigste von allem, es war ihre Heimat. In den vielen Ästen waren kleine Häuschen versteckt, die bei näherem Betrachten wie kleine umgedrehte Blütenkelche aussahen. Das Dach war trichterförmig und in cremeweiß gehalten, der untere Teil des Hauses war wie ein dicker rosiger runder Bauch geformt. Es besaß zur Sonnenseite eine Türe und zwei Fenster. An den Fenstern waren kleine weiße Fensterläden und Blumenkästen angebracht. In den Blumenkästen wuchsen die schönsten Waldblumen weit und breit. Man fand sie auch nur hier in diesem Gebiet. Die Häuser waren auf die Äste des Baumes
gebaut, an diesen waren kleine Geländer befestigt und
waren die Verbindungen zwischen den einzelnen Häusern. An den Seiten der Wege standen kleine Lampen, die im dunklen den Elfen ihren Weg zu ihren Häusern wiesen. Efeu wuchs zwischen den Ästen und dem Stamm entlang und bot so noch zusätzlichen Schutz gegen unerwünschte Gäste. Die Elfen lebten seit ihrem Dasein im Einklang der Natur. Sie nahmen nur das, was sie brauchten und gaben dafür anderes zurück. So pflegten sie zum Beispiel die Pflanzen im Wald, wenn sie krank waren oder gossen sie, wenn es lange Zeit nicht geregnet hatte. Dafür nahmen sie sich Baumaterialen die der Wald nicht mehr benötigte, für ihr Dorf. Es war ein geben und ein nehmen. Niemand nahm davon Schaden.Der Tag der Elfen begann mit den ersten Sonnenstrahlen und endete wenn die Sonne hinter dem grünen Bergen unterging.Jeder hatte seine feste Aufgabe. Die einen fütterten die alten und schwachen Tiere im Wald, die anderen kümmerten sich um die Pflanzenwelt. Die stärksten Elfenmänner hielten ihre Stadt in Ordnung, es war immer mal was zu reparieren. Dann waren da noch die Kriegerelfen, die liefen Patrouille auf den Wegen und achteten darauf, dass sich keiner dem Dorf nähern konnte. Auch die Elfen hatten ihre Feinde. Da waren zum Beispiel die großen Greifvögel die hoch im Gebirge, außerhalb des Waldes, ihr Nest hatten, aber vor allem vor ihren größten Feinden den Dunkelelfen. Sie waren seit Lebzeiten verfeindet und gingen sich lieber aus dem Weg. Die Dunkelelfen hatten die Vorlieben für alles Dunkle und Bösem und kämpften für ihr Leben gern, wogegen die Baumelfen helle und freundliche Wesen waren und sich für den Frieden einsetzten. Wenn der Tag begann und das Dorf zu leben erwachte, konnte man den Einklang des Volkes förmlich spüren. Jeder grüßte sein Gegenüber und wünschte einen erfolgreichen und friedlichen Tag.
Alle weiblichen Baumelfen trugen ein Kleid aus Blättern und Blüten, in mühevoller Arbeit wurden die einzelnen Blätter aneinander genäht und mit hübschen Blüten versehen. An den Armen hatten sie hübsche Bänder gebunden und in den Haarsträhnen waren kleine Blümchen verflochten. Ihre Flügelchen waren so zart und fein, das man annahm das sie beim kleinsten Windhauch zerbrachen, doch auch wenn man es nur schwer glauben konnte, waren sie stark und stabil. Aus ihren Köpfen ragten kleine Antennen, ähnlich wie die von Schmetterlingen. Am Ende kräuselten sie sich leicht, mit diesen nahmen sie die Schwingungen ihrer Familien auf und wussten sofort, wenn einer ihre Hilfe benötigte. Sie trugen keine Schuhe, das würde sie nur beim balancieren auf den Ästen hindern. Die männlichen Baumelfen trugen eine Art Lendenschurz. Der mit einemTräger von hinten am Rücken über die rechte Schulter nach vorne über die Brust gehalten wurde. Über der linken Schulter trugen sie ein Halfter mit Pfeil und Bogen. Körperschmuck trugen sie nicht, das war alleine den weiblichen Elfen erlaubt. Einen durchtrainierten und muskulösen Körper war für einen männlichen Elfen viel wichtiger und Schmuck würde sie nur beim Kämpfen behindern. Sie konzentrierten sich lieber auf ihr Kampftraining oder gingen den weiblichen Elfen zur Hand.
Im höchsten und größten Häuschen wohnte der Elfenkönig Caras mit seiner Königin Faen. Sie regierten den Elfenstaat, gerecht und mit großer Güte. Caras war schon sehr betagt. In den letzten Jahren hatten seine Haare eine weiße Färbung angenommen, seine Augen waren umrahmt von kleinen Falten und Furchen und doch waren sie spitzbübisch und jung geblieben. An seinem Kinn wuchs ein langer Bart, der auf seinen dicken Bauch spitz auslief. Seine Frau Faen jedoch strahlte eine Jugend aus die von Schönheit unterstrichen wurde. Ihr goldenes Haar trug sie stets offen, geschmückt mit weißen Blüten. Auch ihre Augen strahlten Wärme, Zuneigung und Liebe aus. Sie waren ein wunderbares Paar und wurden vom ganzen Volk herzlich und innig geliebt.
Sie hatten eine kleine Tochter namens Lana, die irgendwann wenn die Zeit soweit war die neue Königin von den Baumelfen werden würde. Doch noch war sie ein kleiner Wirbelwind, gerade mal 10 Jahre alt und hatte nur Unfug im Kopf, da war an das regieren noch nicht zu denken. Neben dem Königspaar wohnte der Medizinelf Athavar. Er saß immer vor seiner Eingangstür und kochte in seinem großen Kessel eine Menge Medizin. Jeder der Rat benötigte, suchte Athavar auf und ihm wurde geholfen. Er kannte jede Heilpflanzen und deren Wirkstoff. Das waren die Baumelfen.





Lana und die Nixe Aqualia
Mit den Füßen baumelnd, saß die kleine Lana auf einem des höchsten Asts eines Baumes. Den Kopf in ihren Händen liegend und die Ellbogen auf ihren Knien abstützend sah sie schmollend zu den grünen Hügeln. Sie hatte sich so gefreut und nun durfte sie nicht, das fand sie sehr gemein. Wie gerne würde sie mal mit den Sammlern in den Wald gehen. Aber das was sie immer zu hören bekam, gefiel ihr nie. „Du bist noch so klein, warte noch etwas“, oder „das ist viel zu früh für dich“, aber sie hatte schon mehr wie einmal bewiesen, dass sie vor allen anderen wach sein konnte. Nur wegen ihrer Größe war ihr noch kein passendes Argument eingefallen. Das fand sie richtig doof. Ohne es zu bemerken schwang sie ihre Füße immer schneller vor und zurück, und so begann der Ast, auf dem sie saß, gefährlich zu wackeln an. Erst schwang er nur ein wenig, aber dann fing er richtig an zu wippen. Und plötzlich geschah es. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten weg in die Tiefe. Doch wie von selbst, falteten sich ihre Flügelchen auf und fingen an zu flattern. Der Sturz hörte augenblicklich auf und Lana schwebte auf der Stelle mitten in der Luft. „Also sowas ungeschicktes“, dachte sich Lana und flog hinab und landete vor dem Baum. Sie ließ sich auf einen
Pilz nieder und war nun nicht nur wütend, weil sie nicht mit zum sammeln durfte, nein nun war sie auch noch auf sich selber wütend, weil sie vor lauter Dummheit von einem Baum gefallen war. „Wäre sie heute Morgen nur nicht aufgestanden“, dachte sich Lana und musste sich ein aufschluchzen verkneifen. Sie schloss die Augen und ermahnte sich in Gedanken selbst. Sie müsste unbedingt ihre aufbrausende Art unter Kontrolle bekommen. Vater hatte schon Recht. Selbstbeherrschung war eine wichtige Eigenschaft. Sie musste auf jeden Fall an sich arbeiten. Aber nicht mehr heute, sie schüttelte ihren Kopf um die schlechte Laune loszuwerden. Sie sprang auf und beschloss hinunter zum See zu gehen. Sie wollte am Wasser Blütenboote fahren lassen, das würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen. Auf den Weg dorthin sammelte sie verschieden Blüten vom Boden auf. Blüten die noch an Büschen und Blumen hingen wurden von den Elfen nicht abgerissen. Das hatte sie schon in der Elfenschule gelernt. Denn damit würde sie den Bienen die Nahrung nehmen und zum Boot fahren würden es auch die verwelkten tun. Sie hatte schon einige in den Händen, mehr würde sie nicht tragen können, außerdem war sie schon fast am See, den letzten Rest rannte sie. Am Ufer angekommen suchte sie sich einen großen Stein, auf den sie sich bequem setzen konnte,aber doch nah genug an der Wasseroberfläche, um nicht hinein zu fallen. Denn die Elfenflügel waren nicht für Feuchtigkeit gemacht. Begann es zu regnen, mussten die Elfen schnell einen Unterschlupf finden. Denn im Regen konnten sie nicht fliegen und das könnte äußerst gefährlich werden. Aber heute regnete es nicht und so bestand keine Gefahr. Lana saß im Schneidersitz und ließ nach einander eine Blüte in das Wasser gleiten. Sie sah ihnen nach und beobachtete wie die Blüten auf den Wasserwogen hin und her schaukelten. Manchmal wackelten sie so sehr, dass sie fast umgekippt wären, dann wäre die Fahrt zu Ende gewesen. Der Kelch wäre mit Wasser vollgelaufen und zum Schluss auf den Boden des Sees gesunken. Es verging eine Weile, sie hatte schon fast alle Blüten verbraucht, sah sie aus dem Augenwinkel, eine Wasserbewegung. Große Blasen bildeten sich an der Oberfläche, die durch ein wildes Schwappen auseinanderstoben und dann anschließend mit einem leisen Ploppen platzten. Erst schenkte sie diesem Schauspiel keinen weiteren Gedanken. Als es jedoch ein weiteres Mal erschien und diesmal auch etwas stärker, ließ sie von ihrem Spiel ab und drehte sich in die Richtung. Irgendetwas war unter dem Wasser, aber Lana konnte nicht erkennen was es war. Für einen Fisch war der Schatten einfach zu groß. Sie kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Stelle. Eine ganze Weile geschah nichts mehr. Doch plötzlich erschien ein ganzes Stück von Lana entfernt ein Mädchenkopf. Knapp über dem Wasserspiegel blitzten zwei wunderschöne blaue Augen auf. Sie hatten fast dieselbe Farbe wie der See. Lange blonde Haare umrahmten ihr Gesicht. Das Wesen blinzelte Lana zu und tauchte wieder unter. Vor Schreck fiel die kleine Elfe nach hinten auf ihren Elfenpopo. „Was war das denn gewesen“, fragte sie sich und rieb sich die Augen. Nein das hatte sie sich auf keinen Fall eingebildet. „Hallo“, rief sie unsicher auf den See hinaus. Doch sie bekam keine Antwort. Lana ließ sich auf ihre Knie nieder und schaute nach links und rechts. Und da sah Lana wieder das Mädchen. Sie hatte sich im Schilfgras versteckt. „Du brauchst keine Angst zu haben“, sprach Lana in ihre Richtung „ ich tue dir nichts.
„Naja das ist ja auch kaum möglich“, kam es aus dem Schilfgras zurück, „ du bist ja viel kleiner wie ich“.
„Was hat das denn damit zu tun? Auch wenn ich klein bin, wüsste ich, wie ich mich zu wehren hätte“, sagte Lana ein klein wenig empört.
„So war das doch gar nicht gemeint“, besänftigte das Mädchen, das jetzt langsam aus ihrem Versteck kam und auf die kleine Elfe zu schwamm. Als sie an dem Stein, worauf Lana saß, angekommen war, streckte sie sich nach dem Stein aus und zog sich mit dem Oberkörper hinauf. „Ich bin übrigens Aqualia und wie heißt du?
„Ich bin Lana. Du schwimmst gerne, oder? fragte Lana zurück.
„Das ist meine Art zu gehen“, erklärte Aqualia und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Deine Art zu gehen?“, fragte Lana überrascht und legte ihre Stirn kraus „das verstehe ich nicht“. Aqualia drehte sich auf den Rücken und hob ihren Unterkörper aus dem Wasser. Das was Lana jetzt sah, ließ ihren Mund offenstehen. Dort wo eigentlich Aqualia Füße sein müssten, waren große Flossen, wie die eines Fisches. Nur viel schöner. Ab dem Bauchnabel abwärts ging Aqualia‘s Haut in Schuppen über, die in der Sonne wunderschön glitzerten. Die Farben, Türkis, Blau und Grün, zogen sich in einem wunderschönen Wechselspiel durch die Schuppen und Flossen. Lana konnte gar nicht ihren Blick von den Flossen abwenden, immer wieder wanderte ihr Blick rauf und runter und hauchte anschließend ein „wunderschön“.
„Danke schön“, sprach Aqualia „dein Kleid finde ich aber auch total schick. Die Blüten sind wirklich sehr hübsch. Übrigens bin ich eine Nixe. Hast du schon von uns gehört?
„Gehört schon viel, aber noch nie eine gesehen.“, sagte Lana und blickte dann in Aqualia’s Gesicht. Dort entdeckte sie hübsche Ornamente. Auf Stirn und Wangen waren kleine Kreise und Wellen zu sehen.
„Dass du noch keine gesehen hast, sieht man, wie du mich betrachtest“, schmunzelte die kleine Nixe.
„Oh entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein“, stotterte Lana und schaute verlegen zur Seite.
„Mach dir keine Gedanken, so reagieren alle wenn sie auf uns das erste Mal in ihrem Leben treffen“, beruhigte Aqualia und ließ sich nun ganz auf dem Stein nieder „ich glaube wir könnten im selben Alter sein, was meinst du? Ich bin 10 Jahre alt“.
Lana schaute auf und strahlte „ Ich auch, das ist ja witzig“.
Lana und Aqualia unterhielten sich jetzt aufgeregt wo sie wohnten, was sie den lieben langen Tag so machten und was ihre Lieblingsfarben waren.
Sie unterhielten sich lange und ließen dabei die restlichen Boote dabei ins Wasser, bis sie entsetzt feststellten, dass es schon fast Abend war. Die beiden verabschiedeten sich, aber wollten sich morgen wieder am Stein treffen. Mit einem Platscher war die kleine Nixe im Wasser verschwunden und
Lana machte sich auch schnell auf dem Heimweg. Sie wollte pünktlich daheim sein, denn Vater und Mutter bestanden darauf, dass die Familie immer gemeinsam aß.

Vater hatte gerade berichtet was alles in der Elfenversammlung vorgefallen war, als er seine kleine Tochter ansah und fragte: „Na kleines, was hast du denn so den ganzen Tag angestellt“. Lana erzählte von Aqualia, wie sie plötzlich im Wasser auftauchte und sie gemeinsam Blütenboote ins Wasser ließen. Die kleine Elfe erzählte wie ein kleiner Wasserfall, ihre Wangen begannen zu glühen und ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. Vater und Mutter hörten ihrer kleinen Tochter aufmerksam zu. Als Lana mit erzählen fertig war sprach Mutter zu ihr: „Lana ich habe nichts dagegen wenn du mit der kleinen Nixe spielst, es sind wirklich liebevolle und fürsorgliche Geschöpfe, denk aber bitte daran, das Wasser für unsere Flügel gefährlich werden kann. Sei bitte deshalb vorsichtig unten am Wasser, versprichst du mir das?“
Lana nickte und sprach „Selbstverständlich, Mutter. Ich verspreche es. Sie ist ja im Wasser und ich bleibe am Ufer“.
„Dann bin ich beruhigt“, sprach sie und reichte Lana noch Salat. Die Familie aß zu Ende und Lana half ihrer Mutter noch das Geschirr abzuwaschen. Danach ging sie zum Wasserkelch
und wusch sich das Gesicht und wünschte ihren Eltern eine Gute Nacht. Doch sie lag noch lange in ihrem Bett wach. Sie konnte es kaum erwarten Aqualia wieder zu sehen. Sie spürte, dass das eine wunderbare Freundschaft werden würde.

Der Uhu beendete gerade seine nächtliche Jagd und zog sich in seine Baumhöhle zurück, die Füchsin gesellte sich zu ihren Jungen in den Bau, als Lana ihre Äuglein öffnete und den Schlaf aus den Augen rieb. Sie gähnte herzhaft laut, als ihr die kleine Nixe wieder einfiel. Schnell schwang sie ihre Beine aus dem Bett, schlug ihre Decke nach hinten auf und rannte zur ihrer Mutter in die Küche, die schon fleißig das Frühstück zubereitete.
„Langsam, langsam kleine Lana, warum hast du es denn schon so eilig?“, fragte sie ihre kleine Tochter als sie den Honig auf den Tisch stellte.
„Ich möchte zu Aqualia“, sagte Lana und setzte sich an den Tisch.
„Na, ich denke sie muss auch erst frühstücken bevor sie zum spielen darf, also brauchst du dich nicht eilen, hörst du“, sprach sie. Lana nickte und nahm sich ein Stück Brot und begann Honig darauf zu verteilen. Geduld, das fiel ihr gar nicht leicht. Aber es blieb ihr gar nichts anderes übrig.
„Bevor du aber gehst, erledigst du noch deine Arbeiten. Aber nicht auf die Schnelle Art, ich möchte das du sie ordentlich verrichtest, verstehen wir uns beide“, sagte ihre Mutter lächelnd und setzte sich zu Lana an den Tisch.Lana räumte ihr Zimmer auf, machte ihr Bett ordentlich und
goss die Blumen im Haus und in den Blumenkästen. Als sie ihre Arbeiten fertig hatte, war es beinahe Mittagszeit, fragte sie ihre Mutter ob sie nun gehen könnte. Die meinte lachend „ Na komm verschwinde, lass deine kleine Nixenfreundin nicht zu lange warten, aber denk daran was ich dir gestern gesagt habe und sei rechtzeitig zum Abendessen wieder
daheim“, gab ihr einen Korb mit Honigsaft, Beeren und belegte Brote „ für ein kleines Picknick, sagte sie und zwinkerte Lana zu. Lana bedankte sich freudestrahlend und gab ihrer Mutter ein Küsschen. Sie freute sich so sehr, das ihr der Weg zum See heute doppelt so lang vorkam. Als sie den See erreichte, wartete Aqualia schon am Stein. Lana winkte ihr von weitem schon zu. Stolz zeigte sie der kleine Nixe, was sie leckeres im Korb hatte, doch die rümpfte die Nase. Lana schaute erstaunt erst zur Aqualia und dann in den Korb. Sie verstand die Welt nicht mehr, es gab doch nur leckeres. „Nicht böse sein, liebe Lana, aber das essen wir nicht, wir
essen nur das, was uns der See zur Verfügung stellt. Wir essen Muscheln, viele Algenarten. Warte einen Moment“, sprach sie und war auch schon verschwunden. Enttäuscht nahm sie auf den großen Stein Platz und schaute in den Korb.Es dauerte nicht lang und die kleine Nixe tauchte wieder auf. Sie hatte in der einen Hand eine Muschel und in der anderen viele Algenarten. Lana schaute darauf und da stieg ihr ein Duft in die Nase, der ihr gar nicht gefiel. Nun rümpfte sie die Nase und Aqualia musste laut lachen.
„Siehst du, und so geht es mir bei deinem Essen“, erklärte sie.Nun verstand Lana und musste auch lachen. Beide setzten sich nebeneinander und aßen fröhlich redend ihr Essen zu sich.
„Möchtest du sehen, wie ich lebe, Lana“, fragte die kleine Nixe ihre neue Freundin.
„Das würde ich zu gern, glaub mir, aber meine Flügel dürfen nicht mit Wasser in Berührung kommen, das ist zu gefährlich für mich“, sagte Lana enttäuscht.
„Und wenn ich dir versprechen würde, das dir nichts passiert und du auch nicht nass werden würdest“, sprach Aqualia geheimnisvoll.
Lana schaute die kleine Nixe verwirrt an „Das musst du mir jetzt aber erklären, wie soll das denn bitte schön gehen?“.
Aqualia gab der Lana zu verstehen, dass sie gleich zurückkommen würde und tauchte anmutig unter Wasser.
Es dauerte auch nicht lange und sie erschien an derselben Stelle. In der Hand hielt sie eine Muschel. Lana verstand immer noch nicht. Was wollte die kleine Nixe ihr damit sagen?
„Lana, dies ist keine normale Muschel, sie hat die Fähigkeit Luftblasen zu bilden, in die man sich reinsetzen kann. Und in dieser kann ich dich mit in meine Welt unter Wasser nehmen“, erklärte sie. Lana begann zu verstehen, sie nickte der kleinen Nixe aufgeregt zu. Aqualia legte die Rückseite der Muschel an die Lippen und blies mit aller Kraft hinein. Vorne begann sich die Muschel zu öffnen und es trat eine kleine Blase zum Vorschein. Erst war sie winzig klein und mit jedem weiteren Pusten wuchs sie zu einer großen seifenartigen Blase heran.
„Aber Aqualia, sie geht doch kaputt wenn ich versuche hineinzukommen“, sagte Lana.
„Nein, das wird sie nicht, vertrau mir“, sagte Aqualia und hielt Lana ihre Hand entgegen. Lana ergriff sie und ging auf die Blase zu.
„Geh einfach hinein und du wirst es selbst erleben“, erklärte die Nixe ihrer Freundin. Lana fasste sich Mut und hob ihr linkes Bein und berührte mit den Fußzehen die Blase. Sie fühlte sich kalt und feucht an, fast wie Wasser, jedoch ihr Fuß blieb trocken. Lana sah wie ihre Zehen im inneren der Blase verschwanden und diese heil blieb. Nun traute sie sich ganz hinein zu gehen. Nun stand sie drin und fühlte sich plötzlich gar nicht mehr sicher. Aqualia deutete an, dass sich Lana setzen sollte, das tat sie dann auch und fühlte sich mit einem Male viel besser. Die kleine Nixe gab der Blase einen sanften Stoß und diese setzte sich langsam in Richtung Wasser in Bewegung. Lana wunderte sich das sie nicht aus der Blase herausfiel, denn immerhin ist sie ohne Schwierigkeit hinein gelangt. Langsam schwamm Aqualia mit der Blase in die Mitte des Sees und dann tauchte sie mit ihr unter. Das was Lana nun sah, raubte ihr fast den Atem. Wunderschöne bunte Fische schwammen neugierig an der Seite der Blase, und betrachteten Lana. So ein Wesen hatten sie hier noch nie gesehen. Lana wand ihren Kopf in alle Richtungen sie wollte so viel wie möglich dieser tollen Welt sehen und für immer in Erinnerung behalten. Die kleine Nixe lachte sie an und deutete an Lana vorbei. Sie drehte den Kopf und sah eine Stadt vor sich. Tief unten im See. Die weißen Dächer ähnelten dem einer Turmdeckelschnecke. Am unteren Ende waren sie groß und rund. Spiralförmig endete das Dach in einer Spitze.Der untere Teil der Häuser ähnelten dem eines Turms. Es gab große Häuser die über viele anderen emporragten und andere die man erst beim näheren Betrachten sah. Gassen aus weißen kleinen Steinchen schlängelten sich durch die Stadt und endeten vor jedem einzelnen Häuschen. Überall sah man kleine Korallengruppen, in denen sich Fische versteckten. Kleine zierliche Wasserpflanzen durchzogen den Anblick ohne störend zu wirken. Ja das war wirklich ein schöner Ort, Lana war total überwältigt. Aqualia steuerte zielstrebig ein Häuschen in der Mitte der Stadt an, was sich als ihr Zuhause herausstellte. Vorsichtig steuerte sie Lana’s Luftblase durch die Eingangstür. Sie gelangen direkt in die Küche. Am Küchentisch saßen Aqualia’s Eltern. Die Mutter stand sofort auf und schwamm auf Lana zu um sie freudig zu begrüßen:
„Herzlich Willkommen, liebe Lana, ich habe ja schon so viel von dir gehört, meine kleine Tochter redet ja nur noch von dir“.
Lana freute sich und brüllte durch die Blase:
„Ich freue mich auch sie kennenzulernen, sie haben wirklich eine wunderschönes Haus, und die Stadt, einfach wunderbar“.
Aqualia und ihre Eltern begannen an zu lachen.
„Lana du brauchst nicht brüllen, wir verstehen dich ganz gut.Auch wenn du in dieser Blase sitzt“, sagte die kleine Nixe. Lana lief rot an und musste kichern.
„Das wusste ich nicht“, beteuerte Lana. Aqualia führte Lana in der Blase durch das ganze Haus. Gut das die Elfe ziemlich klein war, sonst wären sie überall angestoßen. Aber so war auch die Luftblase klein und passte mühelos durch die Zimmer.
„Komm Lana, ich möchte dir meinen Lieblingsplatz zeigen“, sprach sie und schwamm mit der kleinen Elfe hinaus aus dem Haus. Aus der Stadt heraus in Richtung zu einer Felswand. Aqualia schwamm bis ganz nach oben und ließ sich auf eines der Felsen nieder. Sie drehte die Blase, so das Lana einen freien Blick auf die Aussicht hatte. Sie sah auf die Stadt herab
und staunte. Solch einen Ausblick hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Dächer wirkten wie ein großer Seeigel und die Sonnenstrahlen, die durch die Wasseroberfläche drangen ließen diesen Igel in unendlich vielen Farben glitzern. Von hier oben wirkten die Fische wie kleine bunte Perlen die wild durcheinander stoben.
„Sowas wunderschönes habe ich mein Leben noch nicht gesehen, Aqualia“, hauchte Lana ihrer Freundin zu.
„Du bist die erste, die ich mit hierauf genommen habe“, sagte die Nixe. Lana fühlte sich geehrt.
„Siehst du dort hinten die kleine Grotte?“, fragte Aqualia.Lana nickte.
„Dort betreiben wir die Perlenzucht. Aus ihnen fertigen wir Ketten und verschönern unsere Stadt“, erklärte sie.Lana war beeindruckt und nun verstand sie auch, warum die Stadt in diesem Glitzern förmlich versank. Sie saßen noch eine ganze Weile still nebeneinander und genossen zusammen die Aussicht. Aber leider endete auch dieser Tag wieder viel zu schnell. Aqualia beförderte wieder sanft die Luftblase an die Wasseroberfläche und hob sie dann auf den Stein. Sobald die Blase den Stein berührte platzte sie und Lana hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Sie atmete tief die frische Luft ein und bedankte sich bei der
kleine Nixe für diesen wunderschönen Tag. Doch bevor Lana nach Hause ging, hielt Aqualia sie zurück.
„Ich möchte dir noch ein kleines Geschenk geben.“, sagte sie.Sie hielt Lana ihre geschlossene Hand entgegen. Lana streckte ihre Hand aus und Aqualia legte eine, an einer Kette befestigte, Perle in ihre Hand. Lana staunte und nahm die Perle zwischen die Finger.
„Sie soll ab heute dein Glücksbringer sein, ich hoffe sie gefällt dir“, sagte Aqualia.
Lana hatte es die Sprache verschlagen, und da ihr nichts einfiel was sie sagen könnte, schlang sie die Arme um die verdutzte
Nixe, drückte sie und gab ihr ein Kuss auf die Wange.
„Vielen vielen Dank“, war das einzige was Lana einfiel.Stolz legte sie sich die Kette um den Hals, erst fühle sie sich kalt an, aber dies dauerte nicht lang, sie bemerkte schnell das die Perle die Wärme ihres Körpers annahm und ein wolliges Gefühl überkam sie.Aqualia freute sich sehr, das Lana ihr Geschenk gefiel.Beiden war klar, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war und die beiden so schnell nichts trennen konnte. Auch wenn beide nicht unterschiedlicher sein konnten, so teilten sie sich doch eine Eigenschaft. Sie respektierten einander und nahmen sich so an, wie sie eben waren mit all ihren Schwächen und Stärken.
Lana verabschiedete sich von Aqualia und ging mit einem wärmenden Gefühl in ihrem Herzen nach Hause.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Widmung: Für meine beiden Jungs die mir beistanden nicht mein Ziel vor Augen zu verlieren Für Celina dem kleinen Elfenmädchen das mir half in der Elfenwelt zu Recht zu finden Und zu guter Letzt meinem Mann der dem Ort endlich einen Namen gab

Nächste Seite
Seite 1 /