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Dottie und wie er auf Lakina traf
Es lebte ein kleiner Gnom, namens Dottie, in einem großen Zauberwald. Er war kleiner als ein Fuchs, aber größer als ein Eichhörnchen. Dottie hatte eine große knollige Nase, zwei kleine schwarze Knopfaugen, und darüber sprießen, lustige, buschige Augenbrauen, die wie Moos kreuz und quer wuchsen. Dottie hatte eine braune Latzhose an, der passende Gürtel hielt sie an Ort und Stelle. An diesem Gürtel hatte Dottie sein Schwert und Dolch efestigt. Darüber trug er ein grün gestreiftes Hemdchen. Die idealen Waldfarben um nicht aufzufallen. Auf seinem Kopf saß eine große, rote Zipfelmütze. Die so riesig war, das sie ihm fast über die Augen rutschten. Aber das verhinderten seine großen spitzen Ohren. All seine Kleidung bestand aus den Materialen des Waldes. Die Hose und das Hemd hatte er aus Gras und Stroh genäht. Mühsam war es gewesen, aus dem Rohmaterial einen Stoff herzustellen. Sein Gürtel war aus Wurzeln geflochten. Alle Gnome waren stolz auf ihre Kleidung, je schöner sie gearbeitet waren, umso angesehener waren sie untereinander. Dottie saß wie jeden Morgen auf dem größten und stärksten Ast, des größten und stärksten Baum des Waldes. Er wartete wie jeden Morgen auf die Sonne, die jeden Moment über den Berg kommen würde. Sie erwärmte den Wald im Nu. Das war die beste Zeit, Tautropfen zu sammeln. Das war das köstlichste, was man sich vorstellen konnte. Und wenn man sie in kleine Blütenkelche servierte, war es ein Königsgetränk. Ja, Dottie nahm jeden Morgen einen vollen Kelch köstlichen Morgentau zu sich. Das stärkte die kleinen Gnomenkörper. Nicht ohne Grund waren sie starke und mutige kleine Kämpfer. Sie verteidigten ihren Wald mit Leib und Seele. Alle Tiere des Waldes waren ihnen dankbar. Ja, sie führten ein sorgenfreies Leben. Wenn da nicht die Einsamkeit bei Dottie gewesen wäre. Nun gut, er hatte seine Familie und Freunde. Aber er wollte auch endlich eine Frau an seiner Seite haben und eine Familie gründen. Doch jede Gnomenfrau war schon vergeben und so trank Dottie weiterhin seinen Morgentau alleine.
Eines Tages lief Dottie durch den Wald. Er schaute überall nach dem Rechten. Seine Aufgabe war es, die Gefahrenstellen zu entfernen. Auch wenn die Menschen die Gnome nicht sehen konnten, waren sie doch immer irgendwo anwesend. Entweder versteckten sie sich in hohlen Baumstämmen, oder sprangen schnell in Büsche. Man konnte sie auch leicht übersehen. Durch ihre raffinierte Kleidung, waren sie perfekt getarnt. Ärgerlich räumte Dottie mal wieder Scherben oder gefährliche Verschlüsse von den Wegen. Wie gedankenlos die Menschen doch waren. Rücksichtslos. Ja genau das waren sie, Rücksichtslos. Mit ihren großen Füßen trampelten sie all die schönen Blumen und Pflanzen kaputt. Rissen Blätter und Zweige von Bäumen und Büschen. Menschen konnten das schluchzen nicht hören, sie hatten keine Ahnung was für Schmerzen die Natur erlitt, aber Dottie und seine Freunde hörten die Schmerzensschreie. Nein, die Menschen trampelten hier durch und gingen anschließend wieder nach Hause. Dottie und seine Waldfreunde mussten aber hier leben, das war hier ihr zuhause und sie lebten gerne hier. „Dumme Menschen“, dachte Dottie. Es war mittlerweile der dritte Leinensack den er begonnen hatte zu füllen. Immer noch verärgert, trottete er seines Weges weiter und brummelte sich was in seinen Bart. Plötzlich hörte er ein kichern aus einem nahen Busch. „Wer ist da?“, rief Dottie. Nichts. Kein weiteres Lachen, kein Kichern, keine Antwort. „Wer ist da?“, frug er noch einmal. „Na ich“, hörte er aus dem Busch. „Wer ist, na ich? Was ist das denn für eine Antwort?“, knirschte er verärgert. Der Busch raschelte, Blätter fingen an zu wackeln und plötzlich wurde ein Ast zur Seite gebogen und zwei wunderschöne braune Augen lugten heraus. „Bei den alten Gnomen“, wisperte Dottie. Die zwei Augen blinzelten ihm entgegen. Solch einen Augenaufschlag hatte er noch nie gesehen. So wie sie aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden. Dottie ging auf den Busch zu und lugte mit einem Auge hinein. „Hallo? Bist du noch da?“, fragte er. Und da hörte er wieder das Kichern. Er ging um den Busch herum und sah eine wunderschöne kleine Gnomendame. Sie hatte ein wunderbares hellgrünes Blätterkleid an. Ihre Haare hatte sie mit Gräsern zu einem Zopf zusammen gebunden. Verlegen knetete sie ihre Hände und bohrte mit ihren Füßen kleine Löcher in den Boden. Dottie konnte es nicht glauben, da stand die hübscheste Gnomendame vor ihm, einfach so aus dem heiteren Himmel. „Wo kommst du denn her? Und wie ist dein Name?“, fragte er sie. „Ich heiße Lakina und komme von weither. Ich bin viele Tage gelaufen. Meinen Wald gibt es leider nicht mehr. Große Maschinen haben ihn kaputt gemacht. Alle Bäume und Büsche sind verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Meine ganze Familie ist verschwunden, bestimmt haben die Maschinen sie gefressen. Sie waren groß und laut. Du kannst dir nicht vorstellen wie sie gestunken haben, ich konnte fast nicht mehr atmen“, sprudelte es aus Lakina heraus. Dottie hatte ihr entsetzt zugehört und mit jedem weiterem Wort, wurden seine Augen größer. „Das können nur die Menschen gewesen sein, nur die sind dazu fähig. Unseren Wald verschmutzen sie auch, aber mit den Maschinen sind sie noch nicht gekommen. Am besten gehen wir in mein Dorf. Dort kannst du Gorga alles erzählen. Der weiß bestimmt was wir zu tun haben“, sprach Dottie, nahm Lakina an die Hand und zerrte sie hinter sich her.Kaum waren sie in seinem Dorf angekommen rief er schon laut: „Gorga, Gorga, komm schnell. Ich habe jemand mitgebracht, das musst du dir anhören“. Aus der größten Wurzel kam ein alter Gnom heraus, seinen alten Körper stützte er auf einen Wurzelstock. Seine Haut war grau und faltig. Aber seine Augen waren jung geblieben. Sie glänzten im Sonnenschein. „Nur mal langsam mit den jungen Gnomen, lieber Dottie. Ein alter Gnom ist doch kein junger Hüpfer mehr. Was willst du mir erzählen und wen hast du mitgebracht. Setzt euch zu mir und erzählt mir alles in Ruhe und vor allem von Anfang an“, sagte Gorga und wies sie mit einer Hand zu sich. Sie nahmen Platz und Lakina stellte sich vor und erzählte, von den riesigen, lauten Maschinen. Wie sie alles zerstörten. Von ihrer Familie, die sie nicht mehr fand und schließlich ihre Flucht aus dem Wald. Sie schloss ihre Rede und blickte unsicher zu ihrem neuen Freund hinüber. Doch Dottie schaute nur auf Gorga und war gespannt, was er dazu sagen würde. Doch das was Gorga verlauten ließ, hatte der kleine Gnom nicht erwartet. „Nun, da weiß ich leider auch keinen Rat. Der verschwundene Wald ist leider nicht mehr zurück zu holen. Nur die Mutter Natur hat die Kraft, aber das wird viele, viele Jahre dauern. Meine kleine Lakina, deine Familie wirst du wahrscheinlich auch nicht mehr wiedersehn, so leid wie mir das tut. Ich denke auch, dass sie den Maschinen zum Opfer gefallen sind. Wir können nur hoffen, dass unser Wald verschont bleibt. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nicht“, sagte Gorga. Enttäuscht ließ Lakina ihre Schultern hängen und dicke Tränen quollen aus ihren Augen. Dottie nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. „Du Lakina, wenn du willst, können wir deine neue Familie sein. Wir haben genügend Platz, du wirst dich sicherlich hier wohl fühlen“, tröstet Dottie. „Ihr seid alle so nett zu mir, gerne nehme ich dein Angebot an, wenn Gorga damit einverstanden ist“, sagte Lakina dankbar. Dieser nickt darauf und sprach: „ Warum sollte ich denn was dagegen haben, wir Gnome müssen zusammenhalten und wir sind doch eine große Familie. Hör zu Kleine, solange du hier diesen Platz dein Zuhause nennen kannst, bist du hier willkommen“. Dottie nahm Lakina an die Hand und zeigte ihr, eine Wurzel die ihr neues Heim werden sollte. Beim weggehen, drehte sich Dottie zu Gorga um und dankte ihm mit einem Lächeln. Staunend stand die kleine Lakina in ihrer Wurzel, ihr Blick streifte über eine Feuerstelle. Es lag sogar schon Feuerholz parat. In der einen Ecke stand ein kleiner Tisch mit zwei passenden Stühlen. Als Stuhlkissen dienten Mooskissen. Gegenüber in der anderen Ecke stand ein Bett das in der Wurzelwand eingelassen war. Kissen und Decke bestanden ebenfalls aus Moos und die Matratze war aus gepresstem Heu gefertigt. Es lud direkt zum schlafen ein. Lakinas Augen strahlten vor Freude und kleine Tränen sammelten sich in ihnen. „Gefällt es dir nicht?“, stammelte Dottie erschrocken, der nur ihre Tränen sah. Sie griff nach seiner Hand und blickte in seine Knopfaugen und schüttelte ihr Köpfchen und sagte: „Nein, nein ganz im Gegenteil, es ist wirklich wunderschön, hier werde ich mich sehr wohl fühlen.“ Erleichtert atmet Dottie auf und grinst über das ganze Gnomengesicht. Jetzt war er auch zufrieden. „Willst du mal meine Wurzel sehen? Sie ist genau neben an“, fragte er Lakina. Diese nickte und schon zog er sie hinaus. Mit stolz geschwellter Brust zeigte er seiner Traumgnomin seine Wurzel. Sie ähnelte der ersten fast aufs letzte Möbelstück. Nur war es nicht so aufgeräumt, daran hatte er gar nicht gedacht. Beschämt schüttelte er sein Moosdeckchen auf und räumte ein Stühlchen leer. Er bat sie solle sich doch setzen und bot ihr ein Kelch Morgentau an. Diesen nahm sie dankend an. Da saßen sie nun. Angesicht zu Angesicht. Jeder hielt schüchtern sein Kelch in der Hand und trauten sich nicht anzuschauen, weil keiner wusste was sie sagen sollten. Dottie fasste sich Mut und stellte Lakina die Frage, die ihn schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: „ Du Lakina, sag mal, ähm hast du einen Freund?“. Kichernd stelle Lakina ihren Kelch auf den Tisch. Sie war peinlich berührt und gab als Antwort: „ Nein, ich habe keinen Freund, alle Gnome in meinem Dorf waren schon vergeben“. „Wie bei mir“, sprudelte es aus Dottie heraus, „ähm ich meine natürlich sind bei mir alle Gnomenfrauen schon vergeben!“, das war ihm aber jetzt peinlich, was sollte Lakina denn jetzt nur von ihm denken. Immer muss er was Dummes sagen, wenn er aufgeregt war. „ Ich finde dich süß, wenn du dich um Kopf und Kragen redest“, sagte Lakina und nahm Dotties Hand. Dieser war so verblüfft über ihre Handlung, das ihm alles im Hals stecken blieb und anfing zu prusten. Der ganze leckere Morgentau spritzte über den Tisch. Erschrocken ließe er den Kelch fallen und klatschte seine Hand vor den Mund und nuschelte durch die Finger: „Das tut mir jetzt aber leid, das wollte ich nicht“. „Nichts passiert, jetzt brauche ich mich heute Abend nicht mehr waschen“, beruhigte sie den kleinen Gnom und fing laut an zu lachen. Sie lachte so laut und herzerfüllt das Dottie einfach mit lachen musste. Man hörte sie durchs Fenster, durch das ganze Dorf, bis hin in den Wald hinein. Aufgeschreckt flogen ein paar Vöglein aus einem Busch. „Jetzt muss ich aber gehen, ich bin von dem tagelangen laufen sehr müde und die Sonne geht auch schon unter, wir sehen uns morgen wieder“, sagte Lakina, gab Dottie ein Küsschen auf die Wange und ging hinaus. Da stand er nun, seine Wangen waren ganz rot geworden und seine Ohren glühten förmlich. Langsam strich er mit seiner Hand über die Stelle, die Lakina vor einigen Sekunden zuvor noch geküsst hatte. Es gribbelte im Bauch. Was war denn jetzt los? Hoffentlich wird er nicht krank, das würde ihm jetzt noch fehlen. Was er nicht wusste, Dottie hatte sich über beide Gnomenohren verliebt. Doch das ahnte er an diesem Abend noch nicht. Als der Mond langsam über die Gipfel der Bäume zog, lag das Dorf im tiefsten Schlaf. Aus der einen oder anderen Wurzel konnte man ein leises Schnarchen hören. Auch Dottie schlief tief und fest. Sein Gesicht konnte man nicht sehen, denn seine Mütze war ihm tief über die Augen gerutscht. Was er wohl träumte? Das war und würde sein kleines süßes Geheimnis bleiben, aber es muss was Schönes gewesen sein, denn soeben huschte ein Lächeln über sein Gesicht.Es war noch früh am Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen ihn an der Nase kitzelten. Er schob mit der Hand seine Mütze nach oben und rieb sich mit der anderen Hand die Augen. Ojemine war das früh. Er war noch gar nicht richtig wach, als ihm Lakina wieder einfiel. Hatte er das alles nur geträumt, oder war sie Wirklichkeit gewesen. Schnell schob er seine Decke zurück, wusch sich in seiner Waschschüssel und rannte nach draußen. Er vergaß sogar, das Morgentausammeln. Aber das war bestimmt nicht schlimm, andere Gnome würden ihm sicher was mitbringen. Dottie schaute durch Lakinas Fenster, hoffentlich war es kein Traum, das würde er nicht verkraften. In der Wurzel gab es keine Regung, die Stühle standen ordentlich am Tisch und die Feuerstelle brannte auch nicht. Enttäuscht ließ Dottie seine Ohren hängen, die Mütze rutschte ihm schon fast ins Gesicht. Er wollte schon wieder gehen, als er in der Wurzel ein kichern hörte. Er schaute wieder hinein und sah Lakina im Bett liegen, als sie bemerkte das Dottie sie ansah, versteckte sie sich unter der Decke. Seine Ohren schnellten so schnell wieder nach oben das die Mütze bedrohlich auf seinem Kopf wackelte. „Es war kein Traum. Es war kein Traum“, sang Dottie und rannte zurück in seine Wurzel. Lakina kicherte noch immer. Sie schlug ihre Decke zurück und öffnete ihre Tür um die frische Morgenluft zu genießen. Da erblickte sie einen kleinen Krug, voll mit Morgentau. Ein Gnom musste es vor die Tür gestellt haben. Lakina fand das sehr nett. Sie nahm den Krug mit hinein und stellte ihn auf den Tisch. Ging hinüber zu Dottie und fragte ihn ob er mit ihr einen Kelch Tau trinken möchte. Dottie nickte und so saßen sie wenige Minuten später an Lakinas Tisch. „Wie hast du geschlafen“, fragte er. „Himmlisch! Tief und fest, mich hätte keine Krähe wecken können“, gab Latina als Antwort und fragte, „ Was wollen wir denn heute machen?“. „Hm, vielleicht zeige ich dir die Stelle, an der wir diesen leckeren Morgentau sammeln. Dann kannst du morgen früh mit uns gehen“, schlug Dottie vor. Lakina war natürlich sofort einverstanden, sie wollte auch was dazu beitragen, wenn sie schon so gastfreundlich aufgenommen wurde, möchte sie auch behilflich sein. So gingen sie nebeneinander her, immer weiter in den Wald. Nach einer Zeit, kamen sie an einer Lichtung an. Die Sonne schien gerade zu diesem Zeitpunkt durch die Baumwipfel. Ein wunderschönes Lichtspiel konnten die beiden beobachten. Durch den leichten Wind, wackelten die Blätter an den Ästen und die Sonnenstrahlen wurden dadurch immer wieder unterbrochen. Beide sahen eine Zeitlang dem Schauspiel zu um dann ihren Weg fortzusetzen. „Gleich sind wir da“, sagte Dottie. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, standen sie auch schon an ihrem Sammelplatz. Überall wo man hinsah, waren Farne, Buschwindröschen, Goldnesseln und wundervolle Elfenblumen, jegliche Art zu sehen. Die Farbenpracht war umwerfend. Lakina wusste gar nicht, was sie als erstes betrachten sollte. Ihr Kopf wanderte von links nach rechts und wieder zurück. „Je nach Blumen oder Pflanzenart, schmeckt der Morgentau verschieden. Von den Blumen ist er am köstlichsten. Wenn man Tau von allen vorhandenen Blumen sammelt und sie in einen Krug gibt, erhält man den Königstau. Früher durften nur die Könige der Gnome diesen trinken. Das ist heute Gnom sei Dank anders.“, erklärte Dottie Lakina auf. Er war stolz das er ihr seine Stammesgeschichte erzählen konnte und sprach weiter „ Mir schmeckt persönlich der Tau von den Elfenblumen am besten.“ Lakina staunte und staunte. „Ich kann es kaum erwarten, bis ich euch morgen helfen kann“, sagte Lakina und strahlte ihn an. „Ich mag dich sehr, lieber Dottie und ich bin froh, dass ich dich getroffen habe“, flüsterte sie ihm entgegen. Dottie wusste gar nicht wie ihm geschah, hatte er sich womöglich noch verhört? Er wurde so rot wie die Alpen-Elfenblume. „Ich mag dich auch, sehr sogar“, stammelte er ihr entgegen. Da war es wieder das Gribbeln im Bauch. Was das nur war. Wäre vielleicht doch besser, wenn er zum Dorfmediziner ginge. „Wollen wir wieder zurück“, fragte Lakina und holte ihn damit aus seinen Gedanken. Dottie nickte und wie selbstverständlich nahm Lakina seine Hand und so schlenderten sie zurück. Der kleine Gnom hatte das Gefühl, er würde auf Wolken laufen und sein Herz wurde ganz warm. So langsam dämmerte es ihm, was mit ihm passierte. Er hatte sich in Lakina verliebt.Früh am nächsten Morgen, die Sonne war noch nicht mal zu erahnen, saß Dottie schon an seinem Tisch und frühstückte. Er war schon ganz aufgeregt, heute würde er das erste Mal mit Lakina Morgentau sammeln gehen. Er darf auf keinen Fall sein Ledersäckchen vergessen, sonst hätte er nichts zum befüllen. Er stellte seinen Kelch in die Spülschüssel, schnappte sich zwei Säckchen und schloss hinter sich die Tür. Viele andere Gnome waren auch schon auf den Beinen. Jeder hatte sein Ledersäckchen geschultert und machte sich auf den Weg. Einige in Gruppen, andere gingen allein. Leise klopfte Dottie an Lakinas Tür. „Ich bin gleich soweit, komme gleich raus“, rief sie durch die geschlossene Türe. „Lass dir Zeit“, sprach Dottie zurück. Doch geduldig sah er nicht aus, er tippelte von einem Bein auf das andere und war richtig nervös. Immerhin würde das sein erstes sammeln mit einer Gnomendame sein. Als es schon fast nicht mehr auszuhalten war öffnete sich die Türe und Lakina kam heraus. Dottie konnte seine Augen gar nicht mehr von ihr lassen. Sie sah so hübsch aus, obwohl es noch so früh am Morgen war, saßen ihre Haare perfekt. „Wollen wir gehen, bevor von den anderen alles eingesammelt wurde?“, säuselte Lakina. Dottie nickte und so gingen sie los.Auf der großen Wiese war richtig was los. Lakina staunte wie viele sie doch waren. So machten sich die beide auch gleich an die Arbeit. Vorsichtig zogen sie die Blumen zu sich heran und schüttelten zart die Kelche. Sogleich floss der Tau in das Ledersäckchen. Tröpfchen für Tröpfchen füllte es sich mehr. Die Sonne war schon ein ganzes Stück weitergezogen als alle fertig waren. „Soll ich dein Tausäckchen auch nehmen“, fragte er sie. „Nein, nein so schwach bin ich nun doch nicht“, kicherte sie. Wie selbstverständlich hakte sie sich bei ihm ein. Gerade als sie aufbrechen wollte, blieb Dottie stehen. Er bückte sich und pflückte eine wunderschöne Alpen-Elfenblume. Dottie reichte sie Lakina: „ Eine wunderschöne Blume, für die wunderschöne Lakina“. Nun war es Lakina die errötete, sie nahm die Blume, roch an ihr und steckte sie sich in das Haar. Sie dankte dem kleinen Gnom mit einem Küsschen auf die Wange. So gingen sie wieder zurück zum Dorf. Beide mit gefüllten Tausäckchen und klopfendem Herzen. Inzwischen sind viele Tage und Wochen vergangen. Lakina wurde von allen herzlich aufgenommen und ist ein festes Mitglied des Dorfes geworden. Jeder konnte sie leiden und liebte ihre herzliche und aufgeschlossene Art. Nun war es auch kein Geheimnis mehr, das Lakina und Dottie ein Paar waren. Jeder hatte zwar seine eigene Wurzel, aber das sollte sich bald ändern. Das Dorf war in großen Vorbereitungen beschäftigt. Eine große Feier stand bevor. Überall wurde geschmückt und verschönert. Die Dorfköche kochten das köstlichste Mahl, sie standen vor großen Kesseln und rührten deren Inhalt. Dichter Wasserdampf stieg empor. Das ganze Dorf war umhüllt vom köstlichen Essensduft. Andere Gnome standen am Rande des Dorfes und probten Lieder. Was war denn hier nur los? Nun, in den nächsten Stunden würde eine Hochzeit stattfinden. Richtig. Dottie und Lakina würde sich bald eine Wurzel teilen. Dottie ging in seiner Wurzel aufgeregt hin und her, er hatte seine Lakina schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Sobald er in ihre Nähe kam, schimpften die Gnomdamen und scheuchten ihn von dannen. Es würde Unglück bringen wenn er die Braut vor der Hochzeitszeremonie sehen würde. Dottie hatte bestimmt schon seine hundertste Runde in seiner Wurzel gedreht, als es an seiner Tür klopfte. Er öffnete und Gorga stand vor ihm: „Es ist soweit lieber Dottie. Deine Lakina ist fertig und wartet darauf, dass ich sie zum Altar führe und sie dir überreiche. Ich bin sehr stolz auf dich mein Kleiner“, sprach der Alte und lächelte ihn mit vollem Stolz an. Wie aufgeregt Dottie doch war, seine Hände zitterten, sie wollten ihm gar nicht gehorchen. Gorga tätschelte ihm die Schulter und ging schon vor. Dottie schloss seine Tür und ging zum Blumenbogen. Das ganze Dorf war versammelt und hatte sich auf Stühlen niedergelassen. Über dem Bogen flogen kleine weiße Vögelchen. Alles war so schön verziert. Die Stühle waren mit Blumenranken versehen, sogar kleine Schmetterlinge flatterten in Scharen über den Platz. Es war beeindruckend, was seine Familie hier geleistet hatte. Plötzlich verstummten alle und schauten in eine Richtung, Dottie musste sich umdrehen und da sah er sie. Lakina sah wunderschön aus. Ihre Haare waren nach oben gesteckt und mit Dotties Lieblingsblumen, den Alpen-Elfenblume verziert. Ihr Kleid war Elfenbeinweiß, beim näheren hinsehen erkannte man das es aus vielen weißen Blüten bestand. Sie lächelte Dottie an und man sah in ihren Augen, dass dieser Tag ihr glücklichster werden würde. Lakina hatte sich bei Gorga eingehakt und ging mit ihm durch die Stuhlreihe. Hinter Dottie stand Jeik der Dorfmediziner der heute die Heirat vollzog. Als Lakina vor ihm stand, war er überwältigt. Sie kicherte und drehte Dottie um, so dass er zu Jeik sah. Er las in einem großen alten Buch die Hochzeitsrede vor. Dottie konnte gar nicht aufhören mit dem lächeln. Er dankte den Tag, an dem er seine Frau kennenlernte. Vor lauter Träumerei verpasste Dottie fast noch seinen Einsatz. Lakina stupste ihn mit ihrem Arm an. „ Ja“, krächzte er erschrocken. Auch Lakina antwortete mit einem „Ja“. Da war das Dorf nicht mehr zu halten. Es brach ein Jubeln und Gejohle los. Das Dorf tanzte, sang und feierte bis spät in die Nacht hinein. Dottie und Lakina saßen am großen Feuer. Sie hielten sich im Arm und schauten beide in das Feuer. Plötzlich flüsterte er in Lakinas Ohr: „Das ist mein schönster Tag. Ich bin so froh dass ich dich gefunden habe und du nun an meiner Seite bist. Ich habe dich lieb“. Lakina dreht sich zu ihm und schaute im direkt in die Augen und sprach: „Ja Dottie das bin ich auch und ich habe dich auch ganz doll lieb “, und küsste ihn. Dotties Ohren wackelten hin und her. Das machten Gnomenohren immer, wenn sie glücklich verliebt waren.


Dottie, Lakina und das Findelkind
Dottie und Lakina erwachten an diesem Morgen noch vor dem Sonnenaufgang. Um das Dorf herrschte noch kein Treiben alle schienen noch zu schlafen. Man konnte auch keine Vögel zwitschern hören. Müde rieben sich die beiden ihre Äuglein.
„Oh Dottie, es ist ja noch ganz dunkel draußen“, sprach Lakina und kuschelte sich an Dottie. Ihre Augen wollten gar nicht offen bleiben, so müde war sie noch.
„Ich weiß auch nicht warum ich schon wach geworden bin. Aber wenn wir es schon mal sind, dann kann ich auch gleich den Frühstückstisch decken, was meinst du?“, fragte Dottie seine Frau, während er sich aufrichtete um aufzustehen. „Das ist doch noch viel zu früh. Nicht mal die Vögel haben ihre Schnäbelchen unter den Flügeln hervorgeholt“, nuschelte Lakina und zog die Decke über ihren Kopf. Lachend schüttelte Dottie seinen Kopf und ging hinüber zur Waschschüssel spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und war mit einem Schlag hellwach. Er musste sich sogar ein aufjauchzen unterdrücken, so kalt war es gewesen. Er schlich sich aus dem Häuschen und ging mit seinem Tausäckchen los um für sich und Lakina die Zutaten für den Königstrank zu sammeln. Als er wieder ins Dorf zurück kam, sah er schon von weitem das aus seinem Schornstein, Qualm aufstieg. Aha, Lakina war schon wach und hatte schon mit den Frühstücksvorbereitungen begonnen. Sie waren ein gutes Team. Sie passten so gut zusammen. Ihre Arbeiten teilten sie sich gerecht, und war der eine mal krank, übernahm der andere ohne großes Gezeter die Arbeit des Partners. Dottie ging in sein Wurzelhaus und fand einen leckeren gedeckten Tisch vor. Triumphierend hielt er Lakina sein Tausäckchen entgegen.
„Ach Dottie, du bist ein Schatz. Setz dich, ich schenke uns beiden ein“, sagte Lakina und drückte ihm beim vorbeigehen einen Schmatzer auf die Wange.
„Du Lakina? Was wollen wir denn heute machen? Das wird heute bestimmt ein schöner Tag. Hab selten gesehen, das die Schwalben so hoch am Himmel fliegen.“, fragte er Lakina und setzte sich an den Tisch.
„Wir könnten doch mal wieder in den Steinbruch gehen, der See dort ist wunderbar und nur dort ist das Wasser so klar und frisch, man fühlt sich jedes Mal wie Neugeboren“, sprach Lakina erfreut.
„Das ist eine gute Idee! Dann werden wir nach dem Frühstück zum Steinbruch gehen. Wir könnten ja dort auch ein kleines Picknick machen“. Dottie war begeistert und freute sich schon auf den Tag mit seiner Lakina.
Lakina breitete auf einer Lichtung, nah am See, eine Decke aus und Dottie stellte den Picknickkorb in den Schatten. „Wollen wir gleich ins Wasser, oder lieber erst was in der Sonne liegen?“, fragte Dottie als er zurück kam. „Lass uns gleich ins Wasser gehen, ist wirklich heiß heute“, sprach Lakina schnappte Dottie an der Hand und rannte mit ihm zum See. Mit einem lauten Geplätscher landeten beide im See. Sie hatten so viel Spaß, sie spritzten sich gegenseitig nass oder tauchten sich gegenseitig unter. Als Lakina das
Wettschwimmen gewonnen hatte, schwamm sie ans Ufer und sagte zu Dottie: „Hast du jetzt auch so einen Bärenhunger?“. „Und wie, ich könnte einen ganzen Busch voller Beeren alleine aufessen“, antwortet Dottie und stieg aus dem See.
Die Picknickdecke war wirklich königlich gedeckt. Viele verschiedene Arten von Beeren und Wurzeln hatten sich die beiden mitgenommen. Einen ganzen Lederbeutel mit Nektarsaft. Die beiden machten es sich gemütlich und aßen fast ihre ganzen Beeren leer, so einen Hunger hatten sie vom Schwimmen und Toben bekommen.
„Wollen wir ein wenig spazieren gehen, lieber Dottie?“, fragte Lakina während sie sich den Mund abwischte, „würde uns beiden bestimmt gut tun, ich habe das Gefühl, mein ganzer Bauch ist voll mit Beeren“.
„Das ist eine gute Idee, lass uns aber erst unsere Sachen wegräumen“, sagte Dottie und verstaute mit Lakina alles in den Korb. Sie gingen Hand in Hand über ein Stück Wiese, dann über ein kleines Bächlein und in den Wald. Als sie ein Stück gegangen sind hielt Lakina plötzlich an und spitzte die Ohren: „Hast du das eben auch gehört?“, fragte sie erschrocken.
„Nein was denn?“, Dottie hob den Kopf und schaute umher, „was hast du denn gehört?“.
„Ich weiß es nicht, es klang nach einen wimmern“, verunsichert versuchte sie den Ort auszumachen.
„Da ist es wieder“, sie ließ Dotties Hand los und ging vom Weg ab, direkt ins Dickicht. Sie musste den Kopf einziehen, sonst hätten die niedrigen Äste Lakinas Gesicht noch zerkratzt. Dottie hatte alle Mühe mit Lakina Schritt zu halten. Er hätte sie fast aus den Augen verloren, aber dann sah er sie, wie sie
Mucksmäuschenstill auf einer Stelle stand. Leise ging er auf sie zu, blieb an ihrer Seite stehen. Lakina legte ihren Zeigefinger an die Lippen und gab das Zeichen, das er leise sein sollte. Sie wies mit der anderen Hand auf einen kleinen Busch. Und da sah er es. Vor ihm lag ein kleines Kitz. Kitz nannte man die kleinen Kinder der Rehe. Dottie stupste Lakina an und machte ihr klar das sie sich auf keinen Fall dem Kleinen nähern durften. Sie setzten sich auf den Boden, der überwuchert von Moos war. Sie saßen dort eine lange Zeit, bis ihnen klar wurde das die Mama von dem kleinen Kitz nicht mehr kommen würde. Was war geschehen, die Mutter ließ nie lange ihren Nachwuchs alleine zurück und entfernte sich auch nicht weit, immer auf der Hut wenn Gefahr drohte. Aber Dottie und Lakina konnten die Mutter weit und breit nicht sehen. Ratlos sahen sich die beiden an. Sie einigten sich das sie eine Trage bauten und das Kitz darin ins Dorf tragen wollten. Gesagt, getan. Vorsichtig hoben sie das kleine Kitz in die Trage. Leise wimmerte es auf, beide erkannten, dass es schon ganz schwach war. Dottie nahm die Trage vorne und Lakina hinten. Sie machten sich gleich auf den Weg, als sie an ihren Picknickplatz ankamen, nahm Dottie den Korb, legte in unten in die Trage und gingen zurück zum Dorf. Völlig erschöpft kamen sie Zuhause an. Ihre Arme waren schon ganz schlapp, Lakina konnte kaum noch die Trage halten. Aber sie biss die Zähne zusammen. Als einige Dorfmitglieder erkannten was da vor sich ging, riefen sie gleich nach dem Dorfmediziner Jeik.
Als dieser hinzu kam, betrachtete er das kleine sorgfältig und wies einige Gnomfrauen an, sie sollen Milch heranbringen und dem Kleinen geben. Glück im Unglück, dem Kitz fehlte nichts, es war nur geschwächt und Müde. Die Frauen kamen schon mit einer Flaschen Milch zurück, die sie dem Kitz auch gleich gaben. Gierig zog es am Nuckel, es hatte wirklich viel Hunger. Es trank an einem Stück, zwei Flaschen komplett leer.
Lakina wollte über Nacht dort Wache halten und falls was sein sollte, wollte sie dem Dorfmediziner gleich zur Hilfe holen. Dottie war gerührt über ihr Mitgefühl für das kleine Kitz. Er brachte ihr ein Kissen und Decke. Als Unterlage diente ein wenig Heu und Stroh. Es sah so gemütlich aus, dass er auf die Idee kam sich auch dazuzulegen. Früh am nächsten Morgen, als Dottie erwachte, saß Lakina schon bei dem kleinen Rehkitz und fütterte die Frühstücksflasche. Der kleine sah schon viel besser aus. Die Augen waren schon viel klarer und zitterte auch nicht mehr am ganzen Körper. Es musste wohl spüren, dass sie es gut mit ihm meinen. Dottie rieb sich den Schlaf aus den Augen, gähnte und streckte sich anschließend.
„Ich komme gleich wieder“, sprach er zu Lakina, die ihm darauf zu nickte.
Dottie ging in ihre Wurzel und kam kurz darauf mit zwei Kelchen Nektar raus. Als er bei Lakina wieder ankam, nahm sie
dankbar den Kelch entgegen und nahm gleich einen großen Schluck, ihre Kehle war schon richtig ausgetrocknet.
„Ich glaube das schlimmste hat der Kleine überstanden“, sagte sie zu Dottie, aber den Blick auf das Kitz gerichtet.
„Dank, deiner Fürsorge“, sagte er zu ihr. Sie lächelte ihn an.
Das ganze Dorf wechselte sich mit der Pflege ab und man konnte zusehen wie der Kleine sich erholte. Einen Namen hatte er auch mittlerweile erhalten. Das Dorf gab ihm den Namen Arin, das übersetzt „Glückpilz“ hieß. Man hatte ihm ein kleines Gehege gebaut. Darin konnte er genug springen und laufen, ohne dass man Angst haben musste, er würde weglaufen, solange er noch ein Baby war. Jeden Tag kamen kleine Gnomenkinder in das Gehege, um mit Arin zu spielen. Manche beobachteten ihn nur, weil sie ihn so süß fanden. Auf jeden Fall war Arin nie allein und das gefiel dem kleinen sehr. Er war der Liebling des ganzen Dorfes.
Aber die Tage und Wochen vergingen wie im Flug und aus dem kleinen Kitz wurde mittlerweile ein kleiner Hirschbock. Ihm wuchs ein kleines Geweih, das er stolz allen präsentierte. Das war das Zeichen. Es war bald an der Zeit, den heranwachsenden Hirsch in die Freiheit zu entlassen. Und alle waren traurig, weil sie wussten, dass der Tag des Abschiedes nicht mehr weit sein konnte.
Eines Morgens, die Sonne begann gerade über dem Hügel aufzugehen, versammelte sich das ganze Dorf vor Arin’s Gehege. Lakina und Dottie hatten den kleinen Hirschen ein letztes Mal sein Fressen gegeben und waren gerade dabei das Gatter für die Freilassung zu öffnen. Unsicher stand Arin vor der Türe und traute sich nicht heraus. Er legte vor lauter Angst seine Ohren an. Lakina sprach behutsam auf ihn ein und lockte
ihn mit ihrer sanften Stimme, Schritt für Schritt aus dem Gehege. Langsam führte sie in aus dem Dorf hinaus in den Wald. Dottie folgte ihnen. Als Lakina an eine sichere Stelle angekommen war, schmiegte sie sich an Arin und war plötzlich sehr traurig, weil sie nun wusste, dass der Abschied nicht mehr aufzuhalten war.
Schniefend schaute sie hinauf und wischte sich ein Tränchen ab, Dottie kam auf sie zu und legte tröstend einen Arm um sie.
„Lakina, du weißt, wir müssen ihn gehen lassen. Durch unsere Pflege fällt es ihm schon schwer genug. Er hat sich an uns zu sehr gewöhnt, wir sind für ihn wie eine Familie geworden. Das ist aber nicht richtig. Er muss Gleichgesinnte finden und irgendwann seine eigene Herde anführen. Verabschiede dich von ihm und lass ihn seinen Weg gehen.“, sprach Dottie aufrichtig und drückte Lakina an sich. Sie nickte und blickte Arin in die Augen, als wenn Arin wüsste was nun passieren würde, senkte er seinen Kopf und schmiegte sich vorsichtig an Lakina. Sie streichelte ihn ein letztes Mal und forderte ihn auf seine Wege zu gehen.
Traurig aber glücklich winkte sie dem kleinen Arin hinterher, der gerade das letzte Mal zurück schaute und dann durch das Dickicht verschwand.
Schluchzend fiel Lakina in Dotties Arme. Sie wusste dass es das Beste war. In Gedanken wünschte sie Arin viel Glück und ein langes sicheres Leben. Zufrieden gingen beide Arm in Arm zurück in ihr Dorf. Es wurde Zeit sich um andere Dinge zu kümmern.


Lakina ist verschwunden
Dottie und Lakina sammelten gerade auf der großen Wiese den Morgentau ein. Beide hatten ein Tausäckchen in der Hand um dort den Kostbaren Tau und Nektar der vielen verschieden Blumen zu sammeln. Überall auf der Wiese wuchsen Buschwindröschen, Goldnesseln und wundervolle Elfenblumen. Von oben herab schien die Sonne und wärmte angenehm ihre Rücken. Viele Gnome hatten ihr
Säckchen schon vollgesammelt und machten sich auf den
Heimweg.
„Dottie“, rief Lakina ihm zu, „ich werde noch mal weiter hinten schauen ob ich da noch was einsammeln kann“. „Ist in Ordnung, ich sammel hier weiter, wenn ich fertig bin, komme ich zu dir“, rief Dottie zurück.
Dottie hatte bald sein Säckchen voll und machte sich auf den Weg um Lakina zu suchen. Er ging quer über die Wiese. Als er am Ende angekommen war, konnte er jedoch seine Lakina nicht erblicken.
So laut er konnte, rief er ihren Namen „Lakinaaaaaa“, doch sie antwortete nicht. Also ging er in die andere Richtung, vielleicht hatte sie an einer anderen Stelle weitergesucht. Doch auch als er am anderen Ende ankam, war von Lakina nichts zu sehen. Langsam machte er sich Sorgen, von vielem rufen, tat sein Hals schon schrecklich weh. Er wusste alleine würde er sie nicht finden, also lief er schnell nach Hause.
Völlig außer Atem kam er an und rief das ganze Dorf zusammen. Alle hörten ihm erschrocken zu. Der Dorfälteste Gorga teilte sofort Suchtrupps ein. Alle erhielten eine Lampe,
und Werkzeug für alle Fälle. Er schickte alle Truppen in verschiedene Richtung los. Die Frauen und der Dorfmediziner Jeik, wie auch der Dorfälteste Gorga blieben im Dorf, falls Lakina doch noch auftauchte. Dottie schloss sich dem ersten Trupp an. Sie liefen so schnell sie konnten zur Wiese zurück und Dottie zeigte die Stelle, an der er sie als letztes gesehen hatte.
„Hier war es. Genau hier. Sie wollte in diese Richtung gehen“, beschrieb er allen wie er es in Erinnerung hatte.
Nur ganz langsam konnte Lakina ihre Augen öffnen. Ihr tat der
Kopf sehr weh und als sie die Hand an die Stirn führte, bemerkte sie, dass sie auch blutete. Nicht viel, aber es reichte.
Langsam stieg sie auf und bemerkte erst jetzt, dass es stockdunkel um sie herum war. Sie konnte nicht mal die Hand vor Augen sehen. Sie tastete an einer Wand entlang und fühlte kleine und große Steine die in Lehm und Erde steckten. Also musste sie in einem Loch oder Gruppe stecken. Wie sollte sie da nur wieder rauskommen? Sie tastete sich die Wand entlang und bemerkte schnell, dass sie eher in einem Tunnel war, sie konnte mühelos einige Schritte gehen. Dann kam ihr aber plötzlich ein Gedanke. Was ist wenn sie weiter läuft, dann kann sie womöglich nicht gefunden werden. Also ging sie die wenige Schritte wieder zurück und lies sich auf den Boden sinken. Was war nur passiert? Sie rieb sich die Stelle am Kopf, die immer noch schmerzte. Das letzte woran sie sich erinnern konnte, war das sie in Richtung Wald ging, weil sie dort am
Rande wundervolle Elfenblumen gesehen hatte, die wollte sie
für Dottie einsammeln. Und an das nächste was ihr einfiel, das sie hier mit Kopfschmerzen aufgewacht war. Aber warum konnte sie sich nicht an den Fall erinnern. Hoffentlich hatte sie keine Gehirnerschütterung. Sie rief nach Dottie in der Hoffnung er würde sie hören. Sie lauschte. Aber alles was sie hören konnte war die Stille.
„Lakinaaaaaa“, rief Dottie und seine Freunde. Dann verstummten sie um zu horchen ob Lakina antwortete. Aber es kam keine Antwort. Langsam fing es zu dämmern an und sie zündeten die Flamme in der Lampe an. Aber lange hielt diese Hilfe nicht an, es wurde immer dunkler und dunkler, das erschwerte die Suche. Bald konnten sie nichts mehr erkennen. Schweren Herzens brachen sie die Suche ab und beschlossen morgen weiter zu suchen. Dottie machten sich unheimlich große Sorgen, was wenn Lakina verletzt irgendwo liegt. Er durfte gar nicht drüber nach denken. Vielleicht war sie auch schon im Dorf, diese Hoffnung trieb ihn an. Müde und ausgelaugt kehrten sie zurück ins Dorf. Und leider musste Dottie feststellen das Lakina noch nicht zurückgekehrt war. Er war den Tränen nahe. Gorga legte Dottie tröstend den Arm um seine Schulter und drückte ihn an sich.
„Gute Nacht, Gorga“, sagte Dottie leise und müde von der Suche. Traurig schaute der Dorfälteste im nach.
Langsam öffnete er die Tür seiner Wurzel und zündete ein
Licht an, wie einsam und leer ihm die Wurzel nun vorkam. Er setzte sich an den Tisch und ließ seinen Kopf in die Hände sinken, jetzt wo er alleine war, fing er fürchterlich zu weinen und zu schluchzen an. Seine liebe Lakina, irgendwo alleine im dunklen Wald. Es machte ihm schwer zu schaffen. Solch eine Angst hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht verspürt. Nach einer Zeit verfiel er in einen erschöpften aber unruhigen Schlaf. Er hatte es nicht mal in sein Bett geschafft. Gorga der alles von draußen beobachtet hatte, öffnete leise die Tür, ging zum Bett und nahm die Decke. Er legte sie Dottie um die Schultern und strich im langsam über den Kopf.
„Es wird alles wieder gut, lieber Dottie. Ich spüre es in meinen alten Knochen. Es wird alles wieder gut“, flüsterte Gorga leise, er löschte das Licht und ging nach draußen.
Dottie erwachte mit schrecklichen Rückenschmerzen. Die Nacht am Tisch machte sich nun bemerkbar. Er stand auf und reckte sich, es knackte im ganzen Körper. Immer noch müde, stand er auf und ging hinaus. Er war nicht der einzige der schon so erwacht war, das ganze Dorf konnte nicht schlafen, alle machten sich Sorgen. Dottie wollte sich gleich auf die Suche machen, aber Gorga bestand darauf, dass alle was Anständiges essen. Die Suche war anstrengend und der Körper brauchte diese Kraftreserven. Nur widerwillig ließ sich Dottie
nieder, mit den Gedanken war er schon wieder bei Lakina. Er
musste sich das Frühstück regelrecht runter zwingen. Als er
fertig war konnte er es kaum erwarten, dass alle anderen auch das Essen beendenden. Dottie kam es wie eine Ewigkeit vor, aber endlich waren alle fertig und brachen zum suchen auf. Sie beschlossen im Wald die Suche anzufangen, denn auf der Wiese hatte sie jeden Grashalm mehr wie einmal abgesucht. Nun standen sie am dort und sahen in den Wald hinein. Der Anführer befahl alle sich in eine Reihe zu stellen, so hatten sie besser die Kontrolle über die Fläche. Sie hakten sich alle unter und riefen Lakinas Namen. Schritt für Schritt gingen sie tiefer in den Wald.Lakina wurde von einem Lichtstrahl geweckt, er fand den direkten Eingang in das Loch. Frech kitzelte er ihre Nase. „Hatschi“, sie nieste und rieb sich die Nase. Sie hatte fürchterlichen Hunger, aber der Durst machte ihr am meisten zu schaffen. Sie setzte sich auf und rieb sich den Kopf, die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Waldgeist sei Dank. Sie musste die Augen zusammen kneifen als sie hinauf in die Sonne schaute. Plötzlich hörte sie ganz leise jemanden rufen. Oder hatte sie es sich nur eingebildet? Nein, da war es schon wieder. „Ich bin hieeeeer“, rief sie mit den Händen an ihrem Mund. Sie horchte auf. Die Stimmen kamen doch näher, das war keine Einbildung.
Nun stieg in ihr die Hoffnung auf, das musste ein Suchtrupp sein. „Dottieeeee, ich bin hier, hier unten in einem Loooooch“,
rief sie mit aller Kraft. Und wieder horchte sie auf Antwort.
Aber niemand kam, sie waren noch zu weit entfernt. Sie durfte
aber die Hoffnung nicht aufgeben, sie musste weiterrufen.
Währenddessen waren Dottie und seine Freunde schon ein ganzes Stück in den Wald gelaufen. Sie waren stehengeblieben um auf Antwort zu warten. Sie wollten gerade weiter gehen, als ein Krieger was hörte.
„Haaaaaaaaaalt, ich habe was gehört“, rief er den anderen zu.
Alle spitzen ihre Ohren. Ganz leise, weiter entfernt, hörten sie einen Hilferuf. Dotties Herz machte einen riesen Hüpfer in seiner Brust.
„Ruf weiter, liebe Lakina“, schrie er so laut Dottie konnte.
Da, jetzt konnten es alle hören, es war eindeutig Lakina.
„Es kommt aus dieser Richtung“, rief ein anderer Krieger ihnen zu. Jetzt konnte sie keiner mehr halten alle liefen in die Richtung.
„Vorsicht“, warnte sie Dottie der am schnellsten gelaufen war, „hier ist ein riesiges Loch. Bist du da drin Lakina, so geb mir doch Antwort“.
„Ja, ich bin hier, keine Angst mir geht es gut“, kam es aus dem Loch. Dottie brach in Tränen aus, „ich hab mir solche Sorgen gemacht, Waldgeist sei Dank haben wir dich gefunden“.
Die Krieger begannen aus den Farnen die im Wald wuchsen ein Tau zu bauen. Damit wollten sie Lakina aus dem Loch bergen.
Als sie damit fertig waren, ließen sie das Seil im Loch herunter und Lakina sollte sich mit den Füßen in die Schlaufe am Ende stellen. Dann zogen sie ganz vorsichtig Lakina aus dem Loch.
Stück für Stück, ganz vorsichtig, das sich ja keine Erde von den Rändern lösen konnte. Zentimeter um Zentimeter kam Lakina dem Ausstieg näher.
Dottie ergriff Lakinas Hände und zog sie aus dem Loch. Wäre er nicht so froh gewesen, hätte er laut aufgelacht. Lakinas Gesicht war ganz schmutzig von der Erde und ein dicker Klumpen hing in ihren schönen Haaren. Aber zum Lachen war ihm nicht zumute. Er nahm sie in die Arme und wollte sie am liebsten nie mehr loslassen. Beide weinten vor Erleichterung. Dottie fragte ob es ihr gut ginge. Sie nickte.
„ Ich bin nur fürchterlich durstig und hungrig“.
Ein paar Krieger hatten eine Trage gebaut, damit wollten sie Lakina ins Dorf tragen. Damit war sie aber gar nicht einverstanden, sie wollte lieber laufen. Alle Widersprüche hatten keinen Sinn. Also ließ sie sich überreden und legte sich auf die Liege. Die Gruppe machte sich auf den Weg nach Hause. Dottie lief neben Lakina her und hielt ihre Hand. Nie mehr würde er sie loslassen.
Als sie im Dorf ankamen war das Dorf in heller Aufregung. Der Dorfmediziner nahm Lakina gleich in seine Obhut. Er nahm sie mit in seine Wurzel und untersuchte sie gründlich. Währenddessen erzählte Dottie dem Dorfältesten wie sie Lakina gefunden hatten und von ihrer Bergung aus dem Loch. Gerade als er mit dem erzählen fertig war. Kam Lakina mit dem Mediziner aus der Wurzel, beide gingen zum Dorfplatz und setzten sich zu den anderen.
„Außer etwas zu trinken und essen fehlt ihr nichts, das hätte schlimm ausgehen können“, sagte der Mediziner in die Runde.
Alle atmeten auf, besonders Dottie.
Gorga stand auf und schaute streng in die Runde und sprach:
„Ich glaube ich muss euch allen nochmals dringend warnen. Schaut wohin ihr lauft, ihr wisst doch von den Tücken im Wald. Wie schnell ist man gestolpert oder hat sich verlaufen. Geht auch nie alleine. Wir können von Glück reden das Lakina nicht schlimmeres passiert ist, lasst es euch eine Lehre sein“.
Alle nickten.
„Genug der Traurigkeit, lasst uns Feiern das Lakina wieder bei uns ist“, verkündete Gorga. An diesem Tag wurde ein großes Fest veranstaltet. Alle lachten, tanzten und sangen.
Das Fest konnte man tief bis in den Wald hören, aber das war ihnen egal. Lakina war wieder daheim und das war es was zählte.

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Tag der Veröffentlichung: 10.10.2009

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