Cover

Frühe Reise

Der Himmel hängt tief

und morgengrau

sogar

der Sendemast verhüllt

wässrige Perlenwege

am Zugfenster

verraten nicht

die Hoffnung auf den Tag

Freistil

Leben wir hier,

leben wir jetzt;

was bringen die tropfenden Träume

im Strom des Lächelns von heute?

Nehmen wir an,

vergessen das Fürchten,

lieben die Lust

am Streit -

wie die Welle vor dem Strand.

Das Plätschern,

das Rauschen,

das Lauschen -

stetig.

Im Hier.

Im Jetzt.

Schwimmen wir gemeinsam,

schwimmen wir einsam,

das Licht sich brechend

in Wasserfunken.

Ideen.

Es ist schon recht.

Das Wasser trägt,

wenn wir atmen.

Traum

Des Nächtens ein Zwinkern

im Schlaf

ein Zucken

auf der Reise nach innen

herabgesunken

die Logik

zu Mustern und Farben

hinaufgestiegen

über Regeln hinweg

verschlungene Wege

die am Morgen

ein Echo hinterlassen

schnell verklingend

des Morgens

über dunklen Pupillen

ein Wimpernschlag 

Unrentabel

Er wog das Glück mit den Händen

und befand es zu leicht

für seine Zwecke

Das Lächeln einer Sichel

zerschnitt letzte Hoffnung

wie er wusste

und nicht bedauerte

auch wenn er es sagte

Brüche brachen aus ihm hervor

freundlich-kalte Knappworte

ein Nein und ein Leider

 

Der wahre Leider gegenüber

nicht mehr anwesend

nicht gänzlich so abwesend der Traum

Die Sichel hat

es abgetrennt

das Morgen vom Heute

die Halme verstreut

zum Verdorren am Wegesrand

ohne Nachruf auf die Idee

die gekeimt war

ein Pflänzchen für Wenige

das nicht genug einbrachte

erst recht nicht

dem Geldschnitter

Zweite Heimat

Suche nach mir

im Halblächeln

wenn im Federkleid

meine Gedanken fliegen

bei Nacht.

 

Suche nach mir

in der Stimme,

wenn sie schlafspricht

in der Erinnerung

an die Schwäne des Lir.

 

Halte Ausschau nach

dem Heidekraut-Ich

unterm Stechginster,

wie es grenzt

an weiße Steinmäuerchen.

 

Du findest mich

am schmalen Weg,

grünhoffend,

vor dem Horizont –

nicht dahinter.

 

Wendepunkt

Habe das Wort gehalten

- für dich -

auf zitternden Händen,

habe es dir reichen wollen,

Heimkehr in das Sommerland

mit Bach und Frosch und Falter

die Schritte

tausendmal bereits

von Kopf und Fuß gegangen

 

in der Birke

meine Jahresringe

die Gedanken

grün rauschend im Geäst

das einmal kleiner war als ich

 

und Trauer eingeerdet in

die Böschung der Vergangenheit

eine wilde Distel obenauf

in flammend roter Blüte

 

mein Weg

zurück nach vorne

schon reifen hier die Äpfel

über

dem Duft der Rosenstöcke

 

das Tor steht offen

wie der Blick

zurück nach Hause

in mein Sommerland

doch es fiel

und zerbrach

in Serifen, Arkaden.

Die Buchstaben - verloren.

Was blieb,

das waren nur

Tintenkleckse

an meinen Fingern.

Getrockneter Mut.

 

Der Blick wandert

zurück zum Schreibtisch -

dort liegen sie,

Stift und Papier,

füreinander bestimmt.

 

Und es formt sich erneut

das eine Wort im Kopf;

ich will es schreiben,

für dich halten,

ein zweites Mal -

und öfter noch,

falls nötig.

Dieses kleine, zarte Wort,

das ich zuvor nicht kannte.

 

Du.

 

Unverständnis

Stille breitet sich aus,

wie verschüttete Milch.

Ganz in der Nähe flattert

Ein grau-weißes Nebeltuch,

das aus Schweigen besteht.

 

Es windet sich die Lebensstraße,

gepflastert mit Fragezeichen.

Seit Urzeiten murmelt ein Bach,

doch nun beginnt er zu stottern.

 

Wo ist der wolkenlose Himmel?

Wo der Punkt am Ende eines Satzes?

 

Erinnerung im Bilderrahmen;

für die Gegenwart zugleich

Sonnenstrahl und Schatten,

und der Welt bleibt nur

die Gewißheit des Wandels.

 

Erkenntnis

Samtschritte

hinaus ins Licht

     Funkengrün

in beiden Händen

um zu formen

um zu geben

um zu leben

     Es ist verziehen

doch nicht vergessen

     Wofür braucht

die Hoffung Zweifel?

Um sich zu reiben

um auszutreiben

um Stärke

in sich selbst zu finden

     Triumph wird sein

am Morgen

ein Lächeln

das keine Worte braucht

 

Wendepunkt

verwilderte Gedanken

auf die Wand geschrieben

im Grau

Farbrufe wollen

entbetonieren

 

Geschehen ungesehen

Platzhalter in der Hand

Ruckbilder und Winkelschriftspiel

versuchte Schönheit

 

das Ich auf der Wand

das niemand kennt

das farbenkalt sich brennt

das sich nicht nennt

im stumpfigen Durchgang

 

warum auch

 

verklingender Hall

des Unerhörten

des Ungehörten

Augustfrieden

Heimkehr in das Sommerland

mit Bach und Frosch und Falter

die Schritte

tausendmal bereits

von Kopf und Fuß gegangen

 

in der Birke

meine Jahresringe

die Gedanken

grün rauschend im Geäst

das einmal kleiner war als ich

 

und Trauer eingeerdet in

die Böschung der Vergangenheit

eine wilde Distel obenauf

in flammend roter Blüte

 

mein Weg

zurück nach vorne

schon reifen hier die Äpfel

über

dem Duft der Rosenstöcke

 

das Tor steht offen

wie der Blick

zurück nach Hause

in mein Sommerland

 

Halbiert

 „Guten Tag.“

„Guten Tag auch.“

„Sie sehen merkwürdig aus.“

„Ach ja?“

„Das sollten Sie selbst gut genug wissen.“

„Stimmt. Ich bin die rechte Seite vom Ganzen. Das Ganze riss sich entzwei, in die linke Hälfte und mich.“

„Aha. Wie merkwürdig. Warum geschah denn das?“

„Ich wollte nicht mehr im Ganzen bleiben. Dieser Herzschlag von links, das war ein Störfaktor. Wer will schon so etwas.“

„Und geht es Ihnen jetzt besser?“

„Nicht in allem, aber es war dennoch richtig – einfach nötig.“

„Und was ist nicht so, wie es sein sollte?“

„Mir ist ständig kalt, das hatte ich nicht bedacht. Zuerst habe ich es mit Heizen versucht, dann mit warmer Kleidung. Später mit Sex, aber so halb, das funktioniert nicht, die Körper halten nicht zusammen. Nun ja, nichts ist perfekt, auch nicht das Ganze, wie bereits bekannt. Man kann nur versuchen, die bestmögliche Alternative zu wählen.“

„Was wurde aus der linken Seite?“

„Ich habe sie ins Meer geschubst, damit sie bloß nicht zurück kommt. Sie sollte sich in der Ursuppe wohl fühlen.“

„Da waren Sie gründlich.“

„Das war ich immer.“

„Aber erschwert Ihnen dieser neue Zustand nicht die Arbeitssuche?“

„Oh, das ist viel weniger kompliziert, als Sie denken. Es gibt immer irgendwelche Zauberer, die mit halben Körpern arbeiten. Und dieser Tage werden es stetig mehr Magier.“

„Wie hart ist das Geld bei den Zauberern verdient?“

„Hart genug, dass ein Störfaktor von links nicht zu gebrauchen war. Nun jedoch ist es akzeptabel, es schmerzt nicht mehr.“

„Hm... aber dafür wirken Sie blutleer, wenn ich das mal so sagen darf.“

„Da haben sie Recht, aber wenigstens besteht nicht mehr die Gefahr einer Blutvergiftung. Man muss das schließlich immer von beiden Seiten sehen.“

„Sie haben aber keine zwei Seiten mehr.“

„Oh... ja...“

farbentwandet

 

verwilderte Gedanken

auf die Wand geschrieben

im Grau

Farbrufe wollen

entbetonieren

 

Geschehen ungesehen

Platzhalter in der Hand

Ruckbilder undWinkelschriftspiel

versuchte Schönheit

 

das ich auf der Wand

das niemand kennt

das farbenkalt sich brennt

das sich nicht nenn

tim stumpfigen Durchgang

 

warum auch

 

verklingender Hall

des Unerhörten

des Ungehörten

Hereinbruch des Neuen

Ich fand den Sturmwind in Gedanken

hingefegte Bilder neben

Wortzäunen im Bruch

herbeigetrudeltes Werk

aus Irgendwo

 

Der Herzschlag verfing in den Ecken

als nächtliches Wetterheulen

ein lamentierendes Echo

des engen Altbekannten

im eingewinkelten Blick

 

Und das Mondlicht schien gebeugt

unter Sturmwindwolken

vereinzelt nur stießen

aufrechte Strahlen hinein

in die Schatten

 

Der Morgen atmete mich friedlich an

eine Brise wunderlich

die neue Sachtheit fand

und allem Bruchwerk

Ruheplätze wies

 

Was soll nun aus dem Unrat werden

 

Noch baue ich daran

 

Vielleicht wird es genügen für eine

Wetterstation

als Schutzgedanken vor

dem nächsten Sturm

 

Herausforderung

Was wagst du mit dem einen Schritt,

dem halb gewollten?

Ist dort Gefahr,

von der du ahnst,

sie könnte deine Füße greifen?

Du gehst nicht vorwärts,

schiltst dich "Feigling"

und rechnest dir in Kreisgedanken

den Weg

in gelben Steinen aus.

 

Sag mir nicht,

du kenntest

die Farbe deiner Wünsche,

sie nehmen sich wie Ocker aus,

im Boden voll von Zweifeln.

Was wagst du mit dem einen Schritt,

dem halb gewollten?

Heb deine Füße hoch,

dass weder die Gefahr

noch deine Furcht

dich stürzen lassen.

 

Und bist du erst am Ziel,

dann schau zurück

und staune.

Kindertafel e.V.

die Sonne wird sie brennen

die keine Jugend hat

mit ihren

blauenttieften Augen vor mir

 

kann ich noch etwas haben

 

darüber so viel Alter

Mädchen

das keine Küste kennt

Mädchen

vom Straßenende

 

ein tellerleerer Wunsch

die Schlichtigkeit wird schmelzen

und klumpig heißer Asphalt

an ihren Händen kleben

wo Wörter hätten sein sollen

 

komm morgen wieder

 

mein Lächeln abgeleitet

von blau enttieften Augen

ihre Zukunft wird verhungern

an Pasta und verlorenem Protest

Erinnerung

gefallene Sterne auf

Kakteenspitzen

verbogen zu

welken Blütenkelchen

mattschimmernd noch

von dem

was Himmel ist

 

der Wind rüttelt an

einstigen Silberknospen

damit

die letzten Lichtpunkte

tanzen können

in erdwüsten Augen

 

sandgerahmter Sternenglanz

auf

Stachelgrün

 

ein blasses Bild am Ende

das bleibt

Schicksalsmoment

es schreibt der Tag den Schmerz

die Wende eines Weges

auf dem die Angst

die Hoffnung fasst

 

und dort hilft alles Wissen nichts

wo kein Vertrauen ist

 

am Ende fügt es sich

wer weiß

in welche Richtung

 

ich nehme an

und wenn dann sonst nichts bleibt

so heb ich doch den Kopf

in Würde

und Trotz

Bauruine

anwandige Bitterkeit

das schiefe Lächeln

ein Stützbalken

unter einem First

aus Erlebtem

 

die Fenster spiegeln

nur nach innen

die Taschenfaust hält

kein Lotmaß mehr

kein Blick geht

auf die Bodenwellen

man kennt sie ohnehin

auswendig

Hausschwamm im Kopf

 

zu weit gegangen

nicht weit gekommen

es gab nie ein Richtfest

weißt du

Hinterrücks

ich wuchs auf im Wissen

wuchs am Wissen

dass er kommen würde

der Dolch in den Rücken

 

wie merkwürdig

zu wissen

und immer noch nicht

zu glauben

 

nicht jeder Tag

ist scharf und spitz

 

über die Schultern

spannt sich Vlies

nicht schorfiger Schiefer

 

so schläft es sich besser

und der Traum verblasst spät

erst mit dem Metall am Morgen

Zukunftsangst

Gedanken

auf einem Haufen

treten um sich

schnappen nach Luft

werden zusammengeknetet

zu Gedankensprümgen

 

Angstklopfen

der Geschmack

von Blut im Mund

Ernnierung pulsiert

was wird werden

wenn

Burnout

stolzschwache Wörter

rieseln ab von

brachen Fragmenten

ein hehres Ziel

verändern wollen

 

Wirbelwünsche

wehen auseinander

 

sag ich schrei ins Nichts

so abgedämpft

sag ich schmauche aus

vom Wachen müde

im Lachen Stille

 

ich geh mal früher

ciao

Der Anfall

Schädelschrei

bei Tagesnacht

ein Meißel

in der Schale

der geschlossenen Augen

darunter

kein Gedanke mehr

Reduktion

auf den Schmerz

fort vom Ich

bis der Körper sich kniet

sich krümmt

unter Schwarzblitzen

nicht stark sein

nicht aushalten wollen

der Preis scheint egal

für den Weg

zum Hinterausgang

 

chemischer Schlaf

die Erschöpfung natürlich

sie entblößen

traumlose Dunkelheit

und mit Glück

entweicht der Schmerz

bis zum nächsten Mal

ein kurzer Sieg

der hohen Dosis

 

doch nicht umsonst

nicht unbedingt

es zählt

das Leben in den Pausen

 

immer wieder

Polizeikontrolle

Windreiter

deine Worte sagen nichts

sind nichts

außer

gepresste Luft

vielleicht

ein Träumchen

 

Deine Hände

feucht

auf der Marmorwand

greifen mehr

als die Unschuld

deiner Lippen

es je könnten

 

Warum nur

fand der Hund

die rosa Pillen

in deinem Heck

und ich

in deinen Augen

Rosenklage

Er stand im Rosenbeet

winterhart

und sang

einen Schrei in die Welt

eine Rose mit Dornen

welk an den Rändern

blutige Kratzer

die ach so viel tiefer gingen

 

ein nickender Kopf im Wind

die Stimme eins mit dem Sturm

im Inneren

der Blütenduft ein leiser Ton

aus der Vergangenheit

der ach so nahen

 

wann auch immer

es geschehen war

so nah

in der Erinnerung

inmitten der Rosen

 

und die Frage

ob er je

seine Lieder finden könnte

oder eine rosa Marie-Louise

im Knopfloch tragen

 

so sang er

seinen Schrei in die Welt

im Refrain die Hoffnung

auf eine neue Blüte

 

Überstanden

Ein Streifen Licht

auf fahler Haut

die aus der Nacht kommt

ein Schrei von Sehnsucht

und Erstaunen

dass in der Stimme

noch Leben ist

 

Wie schwer

die Dunkelheit doch war

Gewichte an den Händen

Blei im Blut

 

Vergangenheit verharrt

nicht mehr

Lippen wie Morgenröte

rufen nach dem Tag

zwingen die Sonne

hinter letzten Wolken

ins Bewusstsein

 

Im frühen Tau funkelt

neue Hoffnung

Jetztmensch

gehen ungesehen

vom Zeitwind abgerieben

sprich nicht

wie ein Kind

das nur das Heute kennt

alt bist du

gewesen

die Hand auf dem Puzzle

vergilbt

müsste es sein

das fehlende Teil

im Stehen drehen

das Lächeln

im Abendglanz

ewige Neugierde auf

das Unvollkommene

Vergessen in Gnade

vielleicht

könntest du

nur bei mir bleiben

die Lippen pulsieren

gefangen in der Gegenwart

Hausmusik

Die Hand an den Träumen

spielt Klavier

auf der Wahrheit

Seitwenden auf dem Hocker

dem Leben

mit Blick zum Zuhörer

dabei

Export von tropfendem Lachen

unaufhörlich

der Tastenschlag

die Obertöne so zart

glänzend gestimmt

und die Lippen so leicht

Genuss ist erst

gemeinsam schön

Kunstlederleben

auf ungleichen Absätzen stöckelt

das Leben so mancher

am Rinnstein entlang

blau gelackt

stolpert es über

schlaufig schlaffe Schnürsenkel

 

und die grünen Glassplitter spiegeln

Bierträume unter der Sohle

was für schlammige Gedanken

kleben daran

 

staubiges Schweigen

mit spitzen Pfennigschritten

abgestolperter Weg

 

und Freitagnacht

Mondscheinschuhwichse

aufgebürsteter Glanz

Spritzwassersprüche

trüber Witz auf dem Spann

 

und kaum ein Bodenblick

auf die Wurzeln

unter dem steinernen Pfad

 

kunstledernes Riemchenleben

verschnürt

und recht bald abgetreten

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

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