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Der Voyeur

Der Voyeur

 

 

Klaus stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Mit seinen Eltern bewohnte er ein Reihenhaus am Rande der Stadt.

 

Sein Vater ist Leiter einer Lebensmittelkette und seine Mutter blieb nach ihrer Heirat Hausfrau. Allerdings blieb ihnen der Wunsch nach einer großen Familie verwährt, da die Mutter nach einem Krebsleiden keine Kinder mehr bekommen konnte.

 

Dieser Tatsache geschuldet, spielte der Vater in diesem Dreiergeflecht nur noch eine unterordnete Rolle. Die Mutter überschüttete ihren Sohn mit jeglicher Aufmerksamkeit und Konzentration. Das Spielen mit den Nachbarskindern und der Besuch eines Kindergartens lehnte sie strikt ab. Ihre überbordende Allgegenwärtigkeit führt dazu, dass Klaus sich als Einzelgänger entwickelte.

 

Das änderte sich auch nicht mit Beginn seiner Schulzeit. Im Klassenverband fügte er sich zwar ein, blieb aber immer auf Distanz zu seinen Mitschülern. Dem Lehrkörper fiel auf, dass er in den Pausenzeiten in einer Ecke saß, seine Schulkameraden beobachtete, ohne jedoch mit ihnen auch nur ein Wort zu wechseln. Dieses Verhalten wurde der Mutter bei diversen Elternsprechtagen mitgeteilt, was für sie jedoch ohne Belang war. Eine diesbezügliche Unterhaltung mit ihrem Sohn erachtete sie als nicht notwendig. Da Klaus ein sehr guter Schüler war, setzte die Mutter hier ihre Priorität ein. Sein großes Interesse galt dem Word White Web, das ihn faszinierte und stundenlang in Anspruch nahm.

 

Nach dem Besuch von Grundschule und Gymnasium, die er beide mit Bravour abschloss, entschied er sich für das Studium der Informatik, was zur Folge hatte, dass er sich aus dem Dunstkreis seiner Mutter zwar entfernte, sie ihn jedoch mit ihren täglichen Anrufen bombardierte. Mit stoischer Gelassenheit nahm Klaus ihr Verhalten hin. Sein Studium absolvierte er als Bester seines Jahrgangs, was ihm im anstehenden Berufsleben Tür und Tor öffnete.

 

Mit seiner Kompetenz und seinem großen Fachwissen begeisterte er ein namhaftes Unternehmen, das explizit seine Mitarbeit wünschte.Die Karriereleiter besetzte er dann ungewöhnlich schnell, letztendlich auch Dank seines Mentors.

 

Klaus war jetzt 29 Jahre, und mittlerweile im Besitz einer Eigentumswohnung im angesagtesten Viertel seiner Stadt. Er fuhr einen Porsche, den er nur zu - wie er es nannte – bestimmten Anlässen aus der Garage holte und einen Kleinwagen für seine täglichen Arbeitsfahrten und Einkäufen. Klaus benannte dies selbst, als ein sorgenfreies Leben, wenn da nicht, ja wenn da nicht....

 

Sein unstillbarer Drang Menschen zu beobachten, ohne mit ihnen in persönlichem Kontrakt treten zu müssen.Hierbei war sein unauffälliges Verhalten Garant, für seine mittlerweile vorhandene Obsession. Er setzte sich in Biergärten, Cafès, Kneipen, Bistros und Bars. Beim Besuch eines nahegelegenen Freibades konnte er das Gespräch zweier Damen mithören, die sich über einen Hauseinbruch in ihrer unmittelbarem Nachbarschaft unterhielten.

Sofort reagierte sein Körper mit enormer Anspannung und ein neuer Nervenkitzel hielt bei ihm direkten Einzug.

 

Da er die Adresse der netten Verkäuferin vom Supermarkt kannte, machte er sich am folgenden Tag auf den Weg, um sich über die örtlichen Gegebenheiten zu informieren. Die Wohnung lag im Erdgeschoss und hatte einen rückwärtigen Zugang zu einem kleinen Gartengrundstück. Perfekte Voraussetzungen für sein Handeln, dass er dann schon zwei Tage später in die Tat umsetzte.

Kurz nach Mitternacht erreichte er das Ziel und sein perverses Spiel konnte beginnen. Er schwang sich über die Brüstung und hebelte sehr leise die Terrassentüre auf. Sein Adrenalinspiegel schoss in ungeahnte Höhen, als er das Wohnzimmer betrat. Er blieb stehen und hörte auf Geräusche, aber alles war totenstill.

Auf dem Tisch stand eine Tasse, die er an seinen Mund führte, im Sessel lag eine Bluse, ein Rock und Strümpfe, an die er nacheinander schnupperte, im angrenzenden Bad standen Creme Tiegel die er aufschraubte, daran roch und sich damit kurz einrieb.Aber er wollte mehr, und öffnete deshalb sehr vorsichtig die Schlafzimmertüre. Die ihm bekannte Person lag ganz ruhig in ihrem Bett, und ihr linkes nacktes Bein lag oberhalb der Bettdecke. Für ihn ein grandioser Anblick, der mit keiner sexuellen Handlung gleichzusetzen ist. Er ließ diesen Anblick solange auf sich wirken, bis sich seine innere Ruhe wieder eingestellt hatte. Befriedigt setzte er sich in seinen Wagen und fuhr nach Hause.

 

Da sein Kick erhöht werden musste, gab es noch recht viele Einbrüche, ohne das er auch nur je einen Gegenstand aus den Wohnungen entwendet hätte.

 

Niemand aus seinem persönlichen und privaten Umfeld wusste um seine Perversion. Bis ihm sein abartiges Handeln fast zum Verhängnis geworden wäre.

 

Zum 50zigsten Geburtstag lud der Direktor seines Unternehmens alle Mitarbeiter, Freunde und Verwandte zu einer großen Gartenparty ein. Auf seinem imposanten Anwesen tummelten sich an die 100 Gäste. Die erlesene Haute Couture mit den tollen Accessoires der bildhübschen Gastgeberin fielen ihm direkt ins Auge. Wie mögen wohl ihre Dessous aussehen, sich anfühlen und riechen? Trotz ansteigendem Adrenalinspiegel musste das Vergnügen der in Augenscheinnahme, dem Ertasten und der Geruchsaufnahme warten. Das Areal war weitläufig und so konnte er unbemerkt das Palast ähnliche Haus inspizieren. Die vielen Zimmer auf verschiedenen Ebenen würden für ihn eine Herausforderung darstellen, der Preis allerdings lohnend. Klaus verabschiedete sich gegen 3 Uhr, nicht ohne dem Gastgeber seine Bewunderung über dieses fantastische Anwesen kund zu tun.

 

Da ihm bekannt war, dass sich sein Chef auf einer Geschäftsreise befand, und seine Besessenheit nach Nahrung schrie, entschied er sich kurzerhand für dieses Wagnis. Gegen ein Uhr kletterte er über die Mauer, die das Grundstück umgab, und gelangte so an die beiden Flügeltüren des Hauses. Er wollte schon den Hebel ansetzen, als er merkte, dass eine Türe nur angelehnt war. Gedanken darüber, wer dies wohl vergessen hatte, machte er sich nicht. Somit stand er dann in dem recht großen Wohnbereich, der allerdings nicht das Ziel seiner Begierde war. Es herrschte eine fast gespenstige Stille, gegen die er anzukämpfen hatte. Im ersten Stockwerk lagen die Schlafräume und die Bäder. Durch seine Vorabinspektion war er über die Lage des Schlafraumes der Ehefrau bestens informiert. Gespenstig leise öffnete er die Türe,

und sah die Dame des Hauses nackt im Bett liegen.Ihre

Garderobe, die es jetzt zu inspizieren galt, lag auf einem angrenzenden Sessel. Das Befühlen der Dessous und ihr Geruch raubten ihm fast die Sinne. Immer und immer wieder beschnupperte er jeden Zentimeter, bis auf einmal das Telefon, dass neben ihrem Bett stand, sehr laut schellte. Klaus erstarrte fast zur Salzsäure und die Dame des Hauses saß fast senkrecht in ihren zahlreichen Kissen. Klaus hatte sie natürlich sofort gesehen, den Telefonhörer an sich gerissen und um Hilfe geschrien. Klaus rannte wie ein Marathonläufer aus dem Zimmer, aus dem Haus und vom Grundstück.

 

Von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt, erzählte der Chef von dem Einbruch in seinem Haus, von dem Einbrecher den seine Frau nicht erkannt hatte und das nach eingehender Prüfung nichts entwendet worden wäre. Ab sofort würde er die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen. Eine weitere Einbruch Info verlief somit im Sand.

 

Klaus wollte ab sofort sein Leben verändern, Freunde finden, sich amüsieren, Sport treiben, Kino-Besuche, Urlaubspläne schmieden, aber wie …...

 

Seine Frage beantwortete sich in Form von Susanne, die ihm als seine neue Kollegin vorgestellt wurde. Sie hatte, genau wie er , Informatik studiert und war laut Aussagen der Geschäftsleitung eine Koryphäe auf diesem Gebiet.. Klaus fand sie auf Anhieb sympathisch und dazu noch gut aussehend. Ihren familiären Mittelpunkt hatte sie in einer abseits gelegenen Kleinstadt, so dass Klaus sich als Stadtführer nützlich machen konnte. Susanne, die das Angebot sehr gerne annahm, streifte nun mit ihm durch viele Kneipen, Biergärten und Bars. Sportliche Aktivitäten wurden fortan gemeinsam unternommen und man dachte auch schon über einen gemeinsamen Urlaub nach. Aus der beidseitigen Sympathie wurde recht schnell innige Zuneigung und Liebe.

 

Durch Susanne lernte er DIE Seite des Lebens kennen, die seine Mutter versäumte, ihm nahezubringen.

 

„ Liebe kann Berge versetzen „ im Fall von Klaus, sicherlich keine Floskel.

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Tag der Veröffentlichung: 17.04.2017

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