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VORWORT

 

Passend zur Weihnachtszeit finden Sie in diesem Sammelband (Edition 2023) vier ausgewählte Geschichten über die Liebe oder was man dafür gehalten hat. Zwischen all dem alljährlichen Weihnachtsstress finden sich immer noch genügend Verschnaufpausen, um sich zu erholen. Und am besten gelingt dies mit leichter Lesekost. Mit diesen Erzählungen möchten wir mit einem Augenzwinkern zum Ausdruck bringen, dass man das Leben bitte nicht allzu erst nehmen sollte. Denn wer nichts erlebt, der kann auch nichts erzählen! Noch besser bringt es unser Lieblingsspruch auf den Punkt: 

 

„Und während Du Dein Leben planst, fällt Gott hinter Dir lachend vom Stuhl!"

 

Mögliche Übereinstimmungen mit Menschen und Tieren sind rein zufällig.

 

Wir wünschen Ihnen nun ganz viel Freude beim entspannten Lesen!

Romy van Mader & Friends

 

1 LIEBE, LÜGEN & ZITRONENSAFT

 

Vorwort

 

Dies ist eine kurze Geschichte über die etwas sonderbaren Sexpraktiken eines stadtbekannten Ehepaares, welches eines schönen Tages bei mir auf der Couch gelandet ist. Ich gebe zu, dass ich von der Vorgeschichte der beiden, welche ich hier erzähle, lieber nichts gehört hätte. Denn, seit dem kann ich ohne ein Zucken in den Augen nicht mehr an Obst und Gemüse vorbei. Und habe ständig Bilder im Kopf, von Gurken und Auberginen in diversen Öffnungen und Zitronensaft auf zuckenden Gliedern, vielmehr eines Gliedes. Vielleicht und gerade deshalb muss ich es mir wohl von meiner Seelsorger-Seele schreiben. Schreiben hilft, mir zumindest! All das schildere ich natürlich in abgewandelter Form. Somit sind Übereinstimmungen mit Menschen, gestorben oder lebend, rein zufällig und von mir nicht gewollt.

 

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude mit dieser Geschichte über die Liebe oder was man dafür gehalten hat.

 

 

 

 

Svenja Kirsch, 57 Jahre, Ich-Erzählerin, Paartherapeutin, mit einem feinen Gespür für Situationen, Schwingungen, Farben und einem feinen Näschen für Situationsdüfte!



Patrick Wielander, 49 Jahre, athletischer Sternekoch, hält sich für den schillernden Nabel der Koch- und Frauenwelt, hat nicht nur ein gestörtes Verhältnis zu seiner Noch-Ehefrau, sondern auch zu Drogen aller Art, Zitronensaft soll seiner etwas gestörten Libido auf besondere Art helfen?



Sabine Wielander, 47 Jahre, Inhaberin des exklusiven Kosmetiksalons BOMBALOUR, sehr bedacht auf ihren guten Ruf  und versucht alles, um ihren Mann glücklich zu machen und bei sich zu halten, koste es, was es wolle, auch ihren letzten Nerv?!



Ein kurzer Umriss. Diese Erzählung handelt von einem Sternekoch mit Star-Allüren und seinem übermäßigen Koks-, Alkohol- und Affären-Konsum. Er küsst jede Frau, ob jung oder alt und ist in der hochverehrten Münchner Szene als BAK (Bumst-Alles-Koch) bekannt. In seinem letzten Delirium verzockte er sich gewaltig und wachte am Ende nicht – wie gewöhnlich – in einem fremden Bett auf, sondern nackt auf einer Müllhalde und entkommt nur knapp der gierigen Pressemeute. Dieser Vorfall sollte die Kehrtwende in der Beziehung der Eheleute Wielander einläuten. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Entzugsklinik, der behandelnde Arzt bescheinigte Herrn Wielander, dass er durch das Schockerlebnis auf der Müllhalde, schneller kuriert war als geplant und er ihn ohne Bedenken als „trocken“ entlassen konnte. Wiederum nur kurze Zeit später saßen Sabine und Patrick Wielander auf meiner pinkfarbenen Couch. Umgeben von bunt gemusterten Kissen erzählten sie mir ihre Geschichte und die große Frage schwebte im Raum: „Sind wir noch zu retten?“

 

Soeben war ich fertig mit der farbenfrohen Auffrischung meines Besprechungszimmers, auch RAUM DER GUTEN HOFFNUNG genannt. Muskelbepackte Männer brachten mir zuvor die neue pinkfarbene Wohlfühl-Couch. So wie ich in einem Farbberatungsbuch gelesen hatte, signalisiert Pink überaus positive Gefühle und besänftigt Aggressionen. Letzteres war mir besonders wichtig, da ich mit meiner roten Couch zuvor schon so einiges erlebt hatte. Vielmehr die rote Couch mit meinen Klienten. Der letzte beispielsweise, dem ich auch die Neuanschaffung zu verdanken hatte, benahm sich darauf wie ein wild gewordener Stier, dem man ein rotes Tuch vor die Nase hielt. Gerade mal zwei Minuten saß er neben seiner Frau, stierte mich an und plötzlich bohrten sich seine Finger in den Stoff der Armlehne. Er schnaubte unsichtbaren Dampf aus seinen geweiteten Nasenflügeln, dann spreizte er seine Schenkel auseinander, beugte sich schlagartig nach vorn und verbiss sich in der Polsterung. Seine Frau saß ruhig daneben und meinte nur, „Das gibt sich gleich wieder. Schreiben Sie es einfach mit auf die Rechnung.“ Das tat ich und hier, et voilà, steht es nun, mein neues Prunkstück in Pink, die pure Lebenslust! Die bunt-gemusterten Kissen im Luxus Boho Style setzen dem Ganzen noch die Therapie-Krone auf. Glücklich betrachtete ich das Arrangement, da klingelte es an der Türe. Sabine und Patrick Wielander sollten die ersten sein, die es sich auf dem lebensbejahend bunten Viersitzer gemütlich machen konnten. Ich hieß sie willkommen und wie vermutet, das machen anfangs der Therapie alle Klienten, die zu mir finden, nahmen auch sie auf der Couch, der eine weit außen links und die andere weit außen rechts Platz. Die zwei Sitzmöglichkeiten in der Mitte blieben frei. Hätte ich einen 12-Sitzer gekauft, wären 10 Plätze zwischen ihnen frei geblieben, aber zwei reichten meiner Erfahrung nach aus. Ich nenne es auch den freien Raum für die Schnittmenge. Am Ende einer erfolgreichen Paartherapie, das ist dann immer mein finales Zeichen, sitzen dann die Frau und der Mann in der Mitte zusammen, halten Händchen und lächeln. Bei Patrick und Sabine war ich mir allerdings nicht so sicher, ob sie am Ende auch dicht beieinander sitzen würden. Bei meiner ersten Gesprächsrunde geht man erst einmal auf Tuchfühlung. Passt es menschlich, wie sind so die Schwingungen, kann man einander riechen. Meine Klienten schauen sich in Ruhe um, schauen mich an, ich schaue sie an und meine erste Frage lautet: „Fühlen Sie sich wohl hier und mit mir?“ Wenn ein Nicken erfolgt, dann frage ich Sie, warum sie als Paar hier sind und was sie erwarten. Meistens sagt dann der Mann: „Meine Frau wollte unbedingt und na ja, jetzt bin ich hier. Schauen wir mal.“ Die Frau entgegnet oft: „Ja, weil es so auf gar keinen Fall mehr weitergeht und das die letzte Chance für uns ist!“ Und so ähnlich war es dann auch bei Sabine und Patrick. Wir drei bejahten einen gemeinsamen Therapieweg und vereinbarten einen nächsten Termin, und nach diesem mehrten sich meine Anfangszweifel. Warum? Das erzähle ich Ihnen jetzt.

 

Mit einem „Herzlich willkommen!“ öffnetete ich die Türe und Frau und Herr Wielander brummten mir ein „Hallo!“ entgegen und bewegten sich zielgerichtet und schnellen Schrittes zu meiner (und jetzt ihrer) pink-bunten Wohlfühl-Oase. Ein jeder schnappte sich ein Kissen, legte es sich vor den Bauch, die zwei Plätze in der Mitte blieben frei und ich setzte mich auf meinen petrolblauen Sessel und so saßen wir uns ein zweites Mal gegenüber. Petrolblau gehört übrigens zu meinen Lieblingsfarben. Diese elegante Farbe hat auch in meinen privaten Räumlichkeiten überall Einzug gehalten; als Wandfarbe, als Dekorationsobjekt, als Teppich, in der Küche genauso wie im Schlafzimmer. Hier, für meinen RAUM DER GUTEN HOFFNUNG habe ich sie nicht wegen ihrer Eleganz gewählt, sondern weil sie meinem Gegenüber zum tiefgründigen Nachdenken anregen darf. Patrick und Sabine wurden unruhig. Stille, die zwischen ihnen, scheint alles andere als angenehm auf sie und langsam auch auf mich zu wirken. Dabei kann Stillschweigen gemeinsam so herrlich, so einvernehmlich, so energetisch sein. Es sind dann nur noch die Herzen die schlagen und sich dem Rhythmus des jeweils anderen anpassen. Gut, so weit sind wir hier noch nicht! Ich holte mein Notizbuch hervor, ebenfalls in petrolblau, schlug es auf und schaute schlau drein und fragte dann, tief ins Buch gebeugt. „Es gibt in solchen Situationen keinen Standard. Ein jeder von uns hat seine einzigartige Persönlichkeit, daher ist auch jedes Gespräch zwischen Ihnen und mir immer individuell. Sehen Sie mich bitte als Moderatorin, die Ihnen mit zugrundeliegendem Fachwissen hilfreich sein kann. Wo möchten Sie beginnen und wer von Ihnen will anfangen?“ Ich schaue die beiden immer noch nicht an, sondern blättere, scheinbar desinteressiert, in meinem Büchlein. Das mache ich ganz bewusst. Es ist immer wieder gut, Menschen zu irritieren, mit Überraschungen zu konfrontieren, um sie aus ihrer Programmzone zu bringen. Wie im Beispiel hier, normalerweise gehört es sich, dass der Fragende Blickkontakt hält, aber ich würdige sie keines Blickes. Ein verlegenes Räuspern erklingt. Darauf folgt wieder Stille. Ich schaue starr auf eine Buchseite und rege mich nicht. Frau und Herr Wielander drehen sich einander zu und starren sich fragend an. Ja, Verwirrtheit bringt zusammen. Jetzt hebe ich meinen Kopf und, nun folgt der Klassiker, beide blicken schlagartig wie Schulkinder zu Boden. Stille. „Okay“, sage ich daraufhin und lege mein Notizbuch wieder auf meinen kleinen, runden Acryltisch, neben meinem Sessel ab. „Wie wäre es, wenn wir bei dem letzten heftigen Disput starten? Und ich meine jenen Streit, der als Auslöser zu sehen ist, warum Sie beide nun hier sind.“

 

Oh, das ist sehr gut!“ Rief Sabine plötzlich und klatschte mit den Handflächen auf ihre Oberschenkel. „Denn eine Stunde reicht heute sicherlich nicht aus! Da weiß man nämlich gar nicht, wo man bei diesem Schwein anfangen soll!“ Und ein hasserfüllter Blick trifft ihren Gemahl Patrick. Der verlegen lächelte und noch tiefer rutschte, so als würde er am liebsten in der Welt der bunten Kissen verschwinden wollen. Hilfesuchend blickte er mich an und natürlich stand ich meinem Klienten mit den Worten bei: „Viele Vorgaben gibt es bei mir nicht, aber eine und diese lautet: keine Beleidigungen! Da diese nicht effektiv sind und mehr schaden als helfen. Okay, weiter geht’s.“

 

Sabine fand es zwar schade, das sah ich ihr an, aber sie war Willens ohne Schmähungen zu gebrauchen, vorerst fortzufahren. Nebenbei bemerkt: Hätte ich mir das Einverständnis der beiden gleich anfangs schriftlich geben lassen und bei Nichtbeachtung pro Wort 100 Euro festgelegt, ich könnte jetzt in meinem eigenen Chalet in den französischen Alpen wohnen! Was meine Ohren dann noch alles zu hören bekamen, da war das Schimpfwort „Schwein“ ein Scheißdreck dagegen! Diese gegenseitigen Schimpf Eskapaden lasse ich, wie auch so manch zu intime Einzelheit, in dieser Erzählung außen vor und konzentriere mich auf des Therapeuten Kern.

 

Und so fuhr Sabine fort: „Sie müssen sich Folgendes vorstellen. Ich habe ja alles mitgemacht, wirklich alles, um unsere Ehe zu retten. Jeden Wunsch habe ich diesem Scheißkerl, Pardon, habe ich dem da erfüllt. Wir sind, wie Sie wissen, nicht unbekannt! Und wie schnell zerreißen sich die Leute ihre heuchlerischen Fressen. Dem da, dem war ja nichts zu blöde! Muss man sich mal vorstellen! Ein Sternekoch war er nie, dafür fehlt es ihm an Disziplin. Nennt sich aber Star-Koch und kocht – dank meiner Eltern – für die Stars und Sternchen, für die Münchner Hautevolee! Benimmt sich aber wie – vorab Pardon – die allerletzte Ficksau! Da hat ein Pommesbudenbesitzer mehr Niveau als der da!“ Dabei zeigte sie mit ausgestrecktem Mittelfinger auf Patrick.

 

„Liebe Frau Wielander, ich weiß, wen Sie meinen. Und wir hatten uns ja geeinigt darauf, dass …“

 

Sabine nahm die Hand wieder herunter und schaute mich an: „Ach so, ja. Entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksform, die gibt sich gleich wieder. Im Eifer des Gefechts, bei all den Erinnerungen an seine widerlichen Eskapaden, diese Drecksau!“

 

Patrick Wielander war mittlerweile so tief in die Kissen gerutscht, dass ich nur noch seinen Haarschopf aus der bunten Kissenvielfalt sehen konnte. Seine Beine waren unter dem Acryltisch lang ausgestreckt und noch wenige Zentimeter, dann berührten seine Füße die meinen. In diesem Moment war ich mir nicht sicher, ob das eine Art Annäherungsversuch sein sollte und bat ihn höflich darum, sich doch bitte so hinzusetzen, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Machte er auch brav.

 

Den ausschlaggebenden Grund wollten Sie ja wissen, nicht? Den kann ich Ihnen nennen, vielmehr zeigen. Moment!“ Sabine Wielander griff zu ihrer Luxuslabel-Handtasche und zog aus dieser eine Zeitung. „Hier! Direkt auf der Titelseite!“ Und ich las, sah und staunte:

 

PROMIKOCH

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: GAB, Romy van Mader
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader, Danke an Pexels und Pixabay
Cover: Gab, Romy van Mader
Lektorat: Armenti, Neugebauer
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2023
ISBN: 978-3-7554-6108-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die zum Lachen nicht in den Keller gehen und für alle anderen auch.

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