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Vorwort

Manchmal scheint es, als wäre die ganze Welt ein vollendetes Zusammenspiel aus wunderbaren Melodien und aufregenden Farben. Man zergeht förmlich in einer Unbeschwertheit, die alle Klänge harmonischer und Farbtöne frohlockender zeichnet. Als stünde die Zeit still, versucht man jede Sekunde auszukosten und auch noch das winzigste kostbare Fragment in sich aufzusaugen, um seine Seele für schlechte Zeiten und lange Kälte zu rüsten. Hoffend, diese blieben fern. Doch plötzlich ist er da, dieser Moment, in dem man die Fassung verliert und in die düsteren Tiefen unbeugsamer Trauer versinkt. Es kostet Kraft zu akzeptieren, dass wir uns im ständigen Wandel befinden. Sich darauf einzulassen bedeutet Veränderung wie auch Wachstum. Es ist schmerzlich, aber notwendig. Denn wir können nur fortbestehen, indem wir unser Schicksal annehmen.

Prolog

 Komponieren gehört zweifellos zur Königsdisziplin des musikalischen Schaffens. Man wird zum Architekten seiner eigenen Melodie und jede noch so kleine Abweichung in der Tonfolge kann dazu führen, ein völlig anderes Bauwerk zu entwerfen. Man braucht einen Plan, eine Vision, sollte aber dennoch offen gegenüber Improvisationen sein. Schließlich sorgen diese für Einzigartigkeit und geben dem Gesamtkonstrukt die nötige Farbe. 

Alexander war gut darin, klangbildliche Wolkenkratzer zu errichten, und ging in der Rolle des Komponisten ihrer kleinen Orchester-Gruppe völlig auf. Richtig brillant wurden die Stücke jedoch erst, wenn er sich von äußeren Eindrücken beeinflussen ließ. Wie ein Maler fügte er den Windhauch eines Blattes in Töne umgewandelt seinem Meisterwerk hinzu. Am meisten Inspiration fand er jedoch darin, einfach nur ihren Violinisten Pietro zu beobachten.

Die Art und Weise, wie er auf der Mauer des großen Springbrunnens im Park tanzte, zwischendurch pfiff, sprang und steppte, erzählte für Alexander eine ganz eigene Melodie, der er gerne lauschte und die er in Noten zu bannen versuchte. 

Pietro war gebürtiger Italiener, dessen Eltern es nach Deutschland verschlagen hatte. Warum sie die Meinung vertraten, es wäre eine gute Idee, hier ein Restaurant zu eröffnen, wusste Alexander nicht. Er fand Italien toll und wäre lieber dort geblieben, ebenso wie Pietro, der seine Heimat sehr vermisste, sich dem Willen seiner Eltern jedoch fügen musste. Die Sonne, das Meer, die italienische Mentalität und die ganze Leichtigkeit des Seins, die Alexander auch in seinem Freund erkannte, sagte ihm viel mehr zu als die heimische Kälte. Es hieß, im Süden tanzten die Leute einfach mal so im Bus, hierzulande lief man Gefahr, dann in eine Zwangsjacke gesteckt zu werden. 

Und genau das strahlte sein Freund aus. Nie war Alexander solch einem lebensfrohen Menschen begegnet und daher hieß er es gut, dass dessen Familie aus unerfindlichen Gründen hier ihr Glück gefunden hatte. Andernfalls wäre er ihm vermutlich nie begegnet und hätte sich musikalisch nicht so weiterentwickeln können wie durch die Muse, die er in ihm fand.

Doch trotz aller Unbeschwertheit hatte Pietro ein wohlbehütetes Geheimnis, das nicht einmal seine Eltern ahnten. Alexander hingegen, wie auch die anderen Jungen ihrer Clique, wussten um das aus einfachen Wollbändern und in Regenbogenfarben geflochtene Armband, das der Italiener stets unter dem Ärmel seiner Hemden verbarg. Auch um dessen Bedeutung, aber es scherte sich niemand darum. Pietro war eben anders. Na und? Sollte er doch. 
[...]

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Tag der Veröffentlichung: 21.09.2021

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