An der Tür
Es klingelte. Ich öffnete die Tür und fand mich einem kleinen Mann mit Hut und grauem Stoppelbart gegenüber.
>Guten Abend. Bin ich richtig bei Familie Birk?<
>Ja!?<
>Bist du Charlotte?<
>Wieder richtig!<
>Dann wohnt hier im Moment ein Matteo Aster?<
>Woher wissen sie das? Wer sind sie?<
>Oh, Verzeihung. Wenn ich mich vorstellen darf, Adolf Kukenheim. Ich bin Matteos Psychologe. Ist er hier?<
>Im Moment nicht, er ist spazieren, im Park glaub ich. Sie sind sein Psychologe? Er hat mir nie erzählt, dass er einen hat!<
>Dachte ich mir, kann ich reinkommen, ich möchte mit ihnen reden!
Im Wohnzimmer
<font;14pt>>Also.. Ich bin nur hier, weil ich nach Matteo schauen wollte, ich habe mir ehrlich gesagt Sorgen um ihn gemacht, er hätte sie ja auch nur erfinden können.<
>Warum sollte er uns erfinden?<
>Nun ja, Matteo hat eine äußerst schwierige Zeit hinter sich. Seine Familie ist, nun ja, nicht gerade die beste. Sein Vater sitzt seit zwei Jahren im Gefängnis und dort wird er auch noch lange bleiben, er hat Matteos kleine Geschwister, Babys, einfach sterben lassen, Gott weiß warum.
Seine Mutter ist Alkoholikerin. Sie kümmert sich gar nicht um ihn, schlägt ihn, quält ihn.
Eigentlich ist er ein Fall für das Jugendamt, aber er hat mich angefleht, nichts zu sagen.
Matteo ist, verzeihen Sie mir diese Ausdrucksweise, in einer scheiß Familie aufgewachsen und trotzdem ist er ein guter Junge geworden. Ihm war die Schule immer das wichtigste, weil er sich mit einem guten Zeugnis eine bessere Zukunft erhofft. Er macht sich damit allerdings völlig fertig, weil er sich damit immer mehr Druck aufbindet. Letztes Schuljahr ist er schon mehrfach zusammengebrochen, auch nachdem seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat, deshalb war er in den Ferien zur Kur, wo er dann dich kennen lernte. Er hat mir von dir erzählt. Er mag dich. Ich bin so froh, dass er wieder jemanden hat. Er hatte nämlich jahrelang keine Freunde, noch nie.
Er hatte mir auch mal erzählt, dass er schon mehrmals daran gedacht hatte, sich umzubringen. Deshalb habe ich mir Sorgen gemacht, als er sich auf einmal von der Schule abgemeldet und sich bei mir verabschiedet hat.
Ich habe jetzt eigentlich schon zuviel verraten. Und somit mein Versprechen ihm gegenüber gebrochen. Aber ich möchte, dass sie das wissen und das sie ein Auge auf ihn haben, auch wenn es ihm jetzt langsam besser geht. Werden sie das machen?<</font
Am Abend
Mein Gesichtsausdruck war immer ungläubiger geworden, als ich der Rede des Mannes lauschte. Ich kannte Matteo nur als einen lustigen, lebensfrohen, intelligenten fünfzehnjährigen Jungen. Ich hätte nie gedacht, dass hinter dieser Fassade eine solch hässliche Geschichte liegen könnte. Ich war so froh, dass das Vergangenheit war. Das jetzt alles besser werden würde.
Ich wollte nach ihm sehen, aber nicht mit ihm darüber sprechen, er sollte zu mir kommen, das nahm ich mir fest vor.
Kurze Zeit, nachdem Herr Kukenheim gegangen war, hatte ich ihn die Treppe hinauf in sein Zimmer gehen hören. Welches nun auch mein Ziel war.
Ich öffnete die Tür.
Sein Begräbnis war zwei Tage später.
Texte: Die Idee ist von mir, wenn jemand sie weiterverwenden möchte, so sei es ihm gestattet, wenn er/sie mich davon unterrichtet!
Tag der Veröffentlichung: 26.03.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich meinem Mathelehrer, der mich im Unterricht so gelangweilt hat, dass ich auf die Idee gekommen bin, eine Geschichte zuschreiben! :)