„...so sind sie. Und natürlich trinken sie...“
Ein Stimme die einem Geist ähnelte, flüsterte: „...Menschenblut...“
Zustimmend nickte die alte Frau und begann wieder: „...genau Menschenblut. Sie saugen uns aus, hinterlassen nur unsere leere Hülle und verschwinden in der Dunkelheit. Sie sind wie Schatten versteckt hinter Särgen, in denen sie schlafen.Tageslicht schadet ihnen: entweder sie verbrennen oder sie zerfallen zu Staub. Ihr seid nur noch sicher, wenn ihr bei Tageslicht draußen seit. Habt Kreuze,Weihwasser und Zwiebeln dabei und na-“ „Aber wieso?“, fragte die ängstlich kleine Stimme eines Mädchens, die sich in ihrem Schlafsack gekrochen hatte und fest ihren Teddybären umklammerte.
„Diese Monster haben keine Seele und man kann sie auch nicht in einem Spiegel sehen. Gott hatte sie verflucht und wenn sie in Gottes Häuser – sprich Kirchen – gehen, werden sie sterben. Bei Kreuzen verschwinden sie, Knoblauch riecht sehr stark und da diese Wesen sehr schnell, hübsch und gut riechen können schreckt sie Knoblauch und andere starke Kräuter ab. Ihr wisst doch von welchen Wesen ich spreche, oder ?“
Die alte Dame sah sich um und wieder diese Geisterstimme. „Vampire...“ Wieder nickte sie und hustete einmal kräftig. Man sah es ihr an dass ihr Ende bald nahen würde und doch saß sie bei den Kinder und erzählte Geschichten. „Und kennt ihr den Adze?“ Die Kinder schüttelten den Kopf, kaum fähig ein Wort zu sagen
„Ein Adze ist ein Vampirgeist, der die Gestalt von Menschen annehmen kann und von Kinder das Blut aussaugt „
Ein Schluchzen ging durch die Reihe und riss die alte Dame aus ihren Geschichten.
„Aber natürlich gibt es diese Adze nicht“, versuchte sie die Kinder zu beruhigen.
„...u-und...wa-was ist mit Vampiren?“, fragte Paul, ein 11-jähriger Junge. Die 60-jährige Frau drehte sich zu Paul um, der versuchte ein Schaudern zu unterdrücken. „Kleiner, du weißt nicht, was hinter jeder Ecke lauert. Jeden Tag lernen wir was Neues. Jeden Tag bekommen wir mehr Wissen, obwohl wir den Tag zuvor noch glaubten, so was würde es nicht geben. Also denk, was du willst und glaube, was du willst, aber ich glaube an sie. Und wenn ich mich nicht irre dann hört uns auch gerade einer zu.“ Plötzlich fingen die Kinder an zu wimmern und drückten sich weiter in die Schlafsäcke. Die alte Dame hatte wirklich recht. Hinter dem Schrank, im Schatten versteckt, stand er. Der wohl mächtigste Vampir der Welt,der Erschaffer dieser Rasse. Er betrachtete das Geschehen mit einem Lächeln.
“Aber es ist doch Tag, die Sonne scheint“, widersprach der 10-jährige Max. Sauer richtete sich die Dame auf und humpelte zu ihm.
„Was willst du mir damit sagen? Dass ich lüge? Dass ich diese Geschichte erfunden habe und sie doch nicht nur bei Nacht rausgehen? Glaube mir, du wirst nie einen Vampir nachmittags durch die Stadt laufen sehen“, rief sie aufgebracht und verschwand dann durch die Tür.
Natürlich glaubten die Kinder ihr, wie auch jeder weitere Mensch.Es gab sie wirklich, sonst würde er dort nicht stehen, aber alles was sie erzählt hatte, war falsch.
Die Mythen mit Weihwasser und Zwiebeln waren gelogen. Kopfschüttelnd verschwand der Vampir leise,ohne dass ihn jemand bemerkte hatte. Die Sonne strahlte direkt auf sein Gesicht. Zu Staub zerfallen tat er nicht, nein, genüsslich streckte er es in die Strahlen und zog die Luft ein. Angewidert rümpfte er die Nase.
Menschenblut rief er in Gedanken.Wie er es hasste, diesen Geruch überall zu riechen.Wieder erwies sich, dass diese Mythen falsch waren. Vampir tranken Blut, ja, aber kein Menschenblut – sie bedienten sich von Tieren.
Deswegen sind auch viele Tierarten vom Aussterben bedroht. Eisbären, Tiger, Pandabären und Schneeleoparden waren eine der besten Mahlzeiten der Welt. Auch wenn sie versuchen sich zu beherrschen und nicht viele zu töten, doch immer wieder gibt es Vampire, die nichts von seinen Gesetzen halten. Fledermäuse waren auch sehr lecker.
Ein weiterer Mythos, der sich als unwahr zeigte.Vampire verwandelten sich nicht in Fledermäuse, nein, sie aßen sie. Der Vampir machte sich auf den Weg in den Wald. Natürlich begegneten ihm viele Menschen, die ihm mit offenem Mund nachsahen. Nicht alle Vampire waren hübsch, sie hatten nur hypnotische Kräfte.
Aber dieser Vampir war wirklich hübsch. Seine langen braunen Haare gingen ihm bis zum Kinn, die strahlend silberfarbenen Augen zogen einen in den Bann. Die hohen Wangenknochen, geschwungene Augenbrauen, die vollen Lippen und die hohe Stirn zogen jede Frau an.
Im Wald verschwanden viele Tiere, denn sie rochen die Gefahr. Schlecht für den Vampir, aber durch seine Schnelligkeit hätte er jedes Tier in nur zwei Sekunden eingeholt. Manchmal wunderte sich der Vampir, dass so viele Sachen erzählt werden.
Klar für manche sah es so aus, dass sie fliegen würden, da sie so schnell waren – aber er kam nicht drauf, wieso die Menschen denken würden, dass sie nicht in Gotteshäuser gehen konnten.
Viele Vampir waren gläubig und gingen jeden Sonntag in die Kirche.Vielleicht hatten sich die Priester gedacht, wenn sie erzählen würden, dass sie sicher vor Vampiren in der Kirche waren, dass mehr Menschen zu ihnen kommen würden.Und das tat es wirklich: Als die Geschichte weiter erzählt wurde, gingen mehr in die Kirche, trugen Kreuze mit sich rum und hatten immer Weihwasser dabei. Kopfschüttelnd dachte der Vampir daran, als viele Römer, im 17. Jahrhundert mit Spiegeln in der Hand sich jeden Mensch angesehen hatten. Dadurch stieg natürlich der Kauf an Spiegeln, was natürlich für die Verkäufer sehr gut war. Jeder hatte durch diese Mythen etwas bekommen.Erbärmlich dachte sich der Vampir und pirschte los auf der Suche nach Essen.
Unwillkürlich musste er daran denken, als er das erste Mal versucht hatte, Menschenblut zu trinken.Trotz dieses ekelhaften Geruchs hatte er es ausprobiert und dann nie wieder getan.Es schmeckt nach nichts, aber dennoch so schlimm wie der Geruch von Kot. Selten gab es Menschen, deren Blut köstlich schmeckte. Die Frauen oder Männer waren Gefährten von Vampiren und nur der ausgewählte Vampir durfte von ihr trinken. Diese Menschen gab es eher selten, leider. Denn die Gefährten waren nicht nur zum sättigen da,sie gaben auch das Gefühl von Liebe und Geborgenheit. Leider hatte der Vampir nie seine gefunden und war alleine.
Schnell brach die Dunkelheit ein und die Straßen wurden leer.Der Vampir streifte durch die Gassen, schlafen brauchte er nicht. Nie. In Särgen würde er nie in seinem Leben schlafen. Mythen sollte man nicht immer glauben – das gilt auch für den Mythos beim Verwandeln. Ja, der Vampir biss einen Menschen. Was sehr selten geschah, da das Blut – wie schon gesagt – widerlich war. Der Mensch selber hatte keine Schmerzen und schon nach wenigen Stunden war er auch ein Vampir.
Der Durst danach war nicht stark, aber trotzdem brauchte er es, um weiterzuleben.Vampire leben sehr lange, sterben tun sie nur, wenn sie kein Blut mehr zu sich nehmen, wie auch der Mensch nach drei Tagen stirbt, stirbt auch ein Vampir.
Eine letzte Lehre sollte euch sein:
Wünscht euch nicht, dass ihr sie seht. Es reicht schon, wenn ihr den Gedanken habt, aber ihr müsst aufpassen. Denn wenn ihr wirklich wisst, was hinter dem nächsten Schatten versteckt ist, würde die Welt nicht mehr sein wie sie ist. Ihr Menschen braucht die Gewissheit, dass ihr stärker als alle seid. Die Tiere habt ihr bezwungen, doch uns würdet ihr nie schaffen. Bleibt bei dem Gedanken, dass es vielleicht etwas anderes gibt. Bleibt bei dem Gedanken, nicht in dunkle Gassen zu gehen und passt auf, was ihr euch wünscht. Denn diesen Wunsch könnt ihr nicht mehr rückgängig machen. Nie.
Texte: Der Text ist von mir und frei erfunden.Bild ist aus dem Internet und gehört nicht mir
Tag der Veröffentlichung: 16.04.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
danke an phil.humor der den Text bearbeitet hat.