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Midnight feelings

Mein Leben mit ADS

Zwischen Vergesslichkeit, Tollpatschigkeit, Schuldgefühlen, Glück und Depression

 

 

Mein Leben war nie einfach. Ich vergaß und vergesse immer noch viel, bin chronisch schusselig und Tollpatschig...und irgendwie immer die Außenseiterin. Am schlimmsten machte sich das in meiner Schulzeit bemerkbar. Mobbing...und zwar nicht nur ein paar Monate und ein paar Schulkameraden, sondern meine gesamte Schulzeit und durchweg die ganze Schule. Ich flüchtete mich schon damals gern in Bücher um die Welt, die ich schon als Kind als zu Laut und zu abschreckend empfand, zu vergessen. Freunde habe ich schon immer nur wenige gehabt. Meist Menschen, die wie ich ein wenig schräg waren und nicht wirklich zu dem Team der schönen und beliebten gehörten. Nun...Etwa in der 9. Klasse bekam ich es dann richtig mit Depressionen und auch Selbstmordgedanken zu tun. Geritzt habe ich mich nie. Warum auch? Geholfen hätte es mir ja doch nicht. Aber auch heute noch, 4/5 Jahre später, überlege ich mir manchmal, das alles einfach zu beenden. Den Lärm des Lebens zu entkommen. Der Eile und der Hektik. Ich verstand noch nie, warum es alle immer Eilig haben. Das Leben ist keine Hetzjagd. Am Ende sind wir doch alle nur Staub. Und da ist es wieder. Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen Kloß im Hals, der mir das Atmen schwer macht…herzlich willkommen im Land der Depression. In einem Moment geht es dir noch gut, du lachst du scherzt und du bist total gut drauf und im nächsten Passiert irgendetwas, und wenn es nur eine Kleinigkeit ist und du bekommst wieder Schuldgefühle, Angst und dann kannst du dich auf nichts mehr Konzentrieren. Und das schlimmste: Du weist, was du hast aber du kannst mit niemanden darüber reden, weil diese Stimme in deinem Kopf dir sagt das es eh niemanden interessiert und dich niemand versteht. Weil du es einfach nicht ausdrücken kannst. Und dann fühlst du dich als würde alles um die herum verschwimmen. Du hast niemanden. Du bist einsam. Keiner, der dich wirklich mag, niemand, der weis womit du immer, jeden Tag, zu kämpfen hast. Und...warum du dich nach Gesellschaft sehnst und sie doch fürchtest, denn du stehst außerhalb. Du bist kein Teil von ihnen. Immer ein wenig außen vor. Die meiste Zeit damit beschäftigt deine wirren Gedanken zu ordnen und dich nebenbei auf die anderen zu Konzentrieren. Und was das alles schlimmer macht, ist der Punkt, das alle das können. Nur du kannst dich nicht Konzentrieren, hörst deinem Gegenüber nicht zu, weil du es nicht kannst. Nicht, weil du es nicht willst.

Unkonzentriert, Tollpatschig. Aber nicht immer. Unkontrollierbar. Und immer wieder sagt die Stimme: Du bist schuld an allem. Und im nächsten Fragt sie: Aber warum? Der Teil, der nicht zu mir gehören zu scheint. Abgekapselt. Ein Männchen in mir, das all die Probleme verursacht...und ich sehe nur Hilflos zu.

Goldwert bei alledem? Freunde, die dich genau so nehmen wie du bist. Und die ebenfalls ein wenig verpeilt sind...und doch irgendwie selbstbewusster. Besser organisiert. Ordentlicher und aufgeräumter...und in sich einfach besser organisiert. Und wieder bin ich anders. Und das fällt mir auf.

 

Wenn ich in einer Stadt unterwegs bin, alleine, höre ich immer Musik. Denn das hilft mir zu vergessen. Ruhiger zu werden und mich nicht von dem Lärm um mich herum durcheinander bringen zu lassen. Dann nehme ich die Menschen um mich herum weniger klar wahr. Sie können mich nicht mehr beeinflussen, mit ihren Gefühlen, ihrer Hektik. Ich kann mich so besser auf das Geschehen um mich herum Konzentrieren. Paradox? Ich weis. Den Grund dafür kenn ich selber nicht.

Und dann sind da noch die Panikattacken. Manchmal mehr manchmal weniger. Warum? Keine Ahnung. Die Auslöser sind mir selber nicht bewusst. Ich weis nur, das sie immer nur dann kommen, wenn ich nicht Zuhause bin. Ich bekomme Atemnot, fange an zu zittern und zu weinen. Und die Einzige die mich dann beruhigen kann ist meine Mutter.

Ich bin nicht gut darin, mir etwas zu merken, oder Dinge sofort zu verstehen. Geschweige denn mal bei der Sache zu bleiben. Ich kann mich nicht gut an etwas halten und ich brauche zu lange, um Dinge wirklich zu beherrschen...weil ich nichts erlernen kann, was ich nicht verstehe. Es ist mühsam.

 

Ich kann mich einfach nicht ausdrücken. Zumindest nicht wörtlich. Ich finde die Worte nicht, die das beschreiben was ich in manchen Momenten fühle…aber wenn ich schreibe, dann fliest alles nur so dahin. Dann kann ich wirklich beschreiben wie ich mich fühle, was ich versuche mitzuteilen und was ich sonst nur mit schweigen beantworte, da mein Kopf einfach streikt. Es ist nicht so, das ich mich nicht ausdrücken will….es ist nur so, das ich es nicht kann. Denn da ist nichts mehr. Mein Kopf ist wie leer gefegt...ich kann keinen Gedanken festhalten...deshalb erzähle ich dann meist irgendetwas, und wenn das gelogen ist. Das ist mir egal. Ich will dann nur, das die Leute aufhören auf mich einzureden und mir vorwürfe machen. Ich will einfach nur, das man mich endlich in Ruhe lässt.

 

Das ist sowieso das schlimmste. Wenn mehrere Leute, oder nur eine, auf mich einredet, mir vorwürfe macht und ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin, sodass ich einfach nicht antworten KANN. Es geht einfach nicht. Ich bekomme dann keine Antwort zustande, denn ich weis nicht, was ich sagen soll.

Allerdings, wenn man mir ein Problem anvertraut finde ich meist sofort die richtigen Worte, kann mich ausdrücken und meinem Gegenüber manchmal seine Probleme besser erklären und offen darlegen...versucht das jemand jedoch bei mir, denke ich permanent darüber nach und das bedrückt mich wieder.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 15.04.2018

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