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Erste Tage in Gefangenschaft

 

„Sky, spring“, rief ich. Mein Schimmel galoppierte über die Tribüne. Die Leute applaudierten und jubelten. Ich liebte das Reiten. Das Gefühl von Freiheit, das Gefühl keine Verpflichtungen zu haben. Doch gerade als ich in die Menge sah, verschwamm das Bild vor mir. Mein Kopf schmerzte und mir wurde schwarz vor Augen.

„Aufwachen!“, meinte eine Stimme und ich spürte einen Schmerz der durch meinen Körper zuckte. Ich öffnete die Augen und sah den Mann finster an der vor mir stand. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Doch meine Arme waren hinter meinem Rücken zusammengebunden. „Was soll die Ski Maske? Es ist mitten im Juli“, meinte ich grinsend. Er schlug mir erneut ins Gesicht und zückte ein Messer aus seiner Jackentasche.

Ich kniff die Augen zu und zuckte zusammen. Seit Tagen war ich in diesem Keller eingesperrt. Als ich merkte dass meine Hände frei waren sah ich zu dem Mann auf. „Bewegung!“, meinte er und zog mich hoch. Er schleifte mich hinter sich her in einen Raum. Angst durchflutete mich. Ich wusste nicht wo ich war. Oder was hier vorging. Der Mann drückte mich auf einen Stuhl und kettete meine Arme an denselben. „Warte hier“, meinte er und verließ den Raum. Ich seufzte und versuchte die Fesseln zu lösen. Als ich einsah, das es nichts nützte, sah ich mich um. Weiß. Alles war in weiß gehalten. Weiße Wände, weiße Decke, weißer Boden. An der Decke hing eine Weiße grelle Halogen leuchte und auf dem Boden standen ein weißer Tisch, zwei weiße Stühle. An einen der Stühle hatte man mich gefesselt.

Wenige Minuten vergingen, als jemand die Tür hinter mir öffnete. Ein Mann betrat den Raum. Er hatte kurze schwarze Haare und grüne Augen. Seine Haare waren nach hinten gegeelt und er trug Markenklamotten. „Hallo Hannah“, meinte der Mann lächelnd und setzte sich mir gegenüber. Ich sah ihn verwundert an. „Woher…kennen sie meinen Namen?“, wollte ich wissen.

„Ich weiß viel über dich. Ich habe viel Recherchiert. Du wirst das alles noch verstehen“, meinte er. „Wenn sie meinen“, meinte ich leise. „Also ich stell dir ein paar Fragen und du beantwortest sie ehrlich. Okay?“, meinte der Mann grinsend. „Okay, wie heißen sie?“, fragte ich, wobei meine Stimme erstaunlich fest und definitiv mutiger klang als ich mich fühlte. Der Mann sah mich verwundert an und blinzelte verwirrt. „Ich glaube du hast da etwas durcheinander gebracht. Aber gut. Ich heiße Antonio. Du kannst aber auch Toni sagen. Nun gut. Nun zu den Fragen. Du heißt Hannah Elisabeth Jenkins?“, wollte der Mann wissen. Ich nickte.

„Du bist 16 Jahre alt und am 3.6. 1997, geboren?“, fragte er weiter. „Wenn die Geburtsurkunde nicht lügt“, meinte ich. „Sagt dir der Name Al Castello etwas?“, fragte Toni weiter. Bei der Frage schluckte ich. Ich wusste nur zu gut wer das war. „J…ja. Sie entführen Jugendliche um…um… sie zu…“, ich brach den Satz ab und sah Toni schockiert an. Gehörte der etwa zu dieser Sekte? „Keine Sorge. Wir gehören nicht zu denen“, meinte Tino lächelnd.

„Sie entführen Jugendlich um sie mit ihren Mitgliedern Zwangs zu verheiraten. Die Sektenmitglieder sind nur Männer. Und sie brauchen Weibliche Mitglieder damit diese Wesen. Du weißt ja, Werwölfe, Vampire und Dämonen, sich fortpflanzen können“, klärte Toni mich ernst auf. Ich sah zur Seite. Ich wusste von dem Ganzen. „Ich werde deine Fesseln lösen. Aber nur wenn du schön brav bleibst“, meinte er grinsend. Ich sah ihn Minuten lang nur an. Dann nickte ich knapp. Toni stand auf und blieb knapp vor mir stehen. Dabei nahm ich den Geruch seines Aftershaves war. Es war dieses widerliche Axe drive zeug. Er löste meine Fesseln und zog mich hoch. Dann führte er mich über den Flur und öffnete eine Türe.

„Das hier ist dein Zimmer. Ich werde morgen nochmal nach dir sehen“, meinte er und schloss die Tür. Ich sah mich in dem Raum um. Hier war nichts außer einem Bett und einem kleinen Esstisch. Die Wände waren aus kaltem Stein. Und der Boden in einem tristen, grauem Ton. Ich seufzte und sah zum Fenster. Dachte der wirklich ich würde hier Ruhig stehen bleiben bis er wieder kommt? Kaum war die Tür ins Schloss gefallen rannte ich zum Fenster und kletterte schnell raus. Ich stürmte los, als wäre der Teufel der hinter mir her. Doch es dauerte nicht lange bis mich jemand zu Boden riss.

„Nicht so schnell, kleines“, meinte eine Stimme und zog mich hinter sich her über den Boden. Ich schrie und versuchte mich zu befreien. Für meine erfolglose zappelei handelte ich mir ein höhnisches Lachen ein.Der Mann schubste mich wieder in das Zimmer und fesselte mir die Hände auf den Rücken. Schnell schloss er das Fenster ab und verließ das Zimmer wieder. Ich seufzte und setzte mich auf das Bett, welches genau so farblos, grau war, wie alles andere im Raum. Das war doch alles bescheuert. Ein Schluchzen entkam meiner Kehle. Wer waren diese Typen? Und was wollte die von mir? Und was hatte das alles mit Al Castello zu tun? Ich legte mich auf das Bett und versuchte es mir so bequem wie möglich zu machen. Doch die Fesseln machten es mir nicht gerade einfach. Die Seile scheuerten an meinen Handgelenken.

 

 

 

Als am nächsten Tag die Tür aufging sah ich Toni entgegen. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich konnte einfach nicht schlafen. „Guten Morgen. Und gut geschlafen?“, fragte er munter und setzte sich auf einen Stuhl mir gegenüber. „Wie auf einem Nagelbett“, meinte ich so freundlich wie mir gerade möglich war. Ich hatte Angst. Panische Angst. Aber das musste er nicht unbedingt wissen. „Ich habe von deinem Fluchtversuch gestern gehört. Das war nicht gerade nett. Wir versuchen dich zu beschützen und du rennst einfach weg“, meinte Toni ruhig. „Mich beschützen? Du spinnst ja! Ihr habt mich entführt!“, meinte ich trotzig. Die Tür ging abermals auf und ein Mann betrat den Raum. Er hatte kurze schwarze Haare und grüne Augen. Er war an die 2 Meter groß und Muskulös.

„Hast du es ihr schon gesagt?“, meinte der Mann grinsend. Ich erkannte die Stimme sofort. Es war der Mann der mich gestern geschnappt hatte. „Mike, gutes Timing. Nein das wollte ich gerade machen“, meinte Toni grinsend. Der Mann der wohl Mike hieß blieb neben mir stehen und grinste. Ich stand auf und sah Toni finster an. „Was soll das ganze eigentlich! Sagt mir endlich was hier vorgeht!“, schrie ich Toni an. „Ganz ruhig. Komm runter“, meinte Toni lässig. Mike löste die Fesseln und sah mich grinsend an.

„Entführt ist so ein hässliches Wort. Ich würde es retten nennen. Wir…retten junge Frauen wie dich damit diese Kerle von Al Castello euch nicht in die Finger kriegen. Denn du meine liebe bist etwas ganz besonderes. Auch wenn ich noch nicht weiß warum. Du solltest dich glücklich schätzen hier zu sein.“, meinte Toni ruhig. Ich merkte wie mein Gesicht knallrot wurde. Ich wollte auf ihn losgehen doch Mike packte mich und hielt mich zurück.

„Oha, die Kleine hat Feuer“, meinte Mike lachend. „Mike du weißt was du zutun hast. Sie sollte in zehn Minuten im OP sein“, meinte Toni und verließ den Raum. Ich sah Toni mit vorSchreck geweiteten Augen nach. Hatte er gerade OP gesagt? Mike zog blitzschnell ein Tuch aus der Hosentasche und drückte es gegen meinen Mund. Mir wurde schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein.

Ramon

Mein Kopf dröhnte. Völlig Erschlagen öffnete ich die Augen. Was war passiert? Ich setzte mich auf und Erschrak. Auf einem Stuhl neben mir saß ein Mann den ich vorher noch nie gesehen hatte. Aber wieso kam er mir dann so bekannt vor? „Du bist es wirklich. Ich dachte sie würden sich irren. Aber du bist es wirklich“, meinte er. Der Mann hatte kurze braune Haare und gelbe Augen. Er lehnte sich zu mir und küsste mich. Verwundert sah ich ihn an. Doch aus irgendeinem Grund machte es mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich erwiderte den Kuss. Als er fast auf mir lag, schossen mir diese Bilder von damals durch den Kopf. Sofort stieß ich ihn weg und hielt mir den Kopf. Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte mich nicht mehr daran erinnern.

„Es soll aufhören, es soll endlich aufhören“, meinte ich panisch und schüttelte immer wieder schnell den Kopf. „Hannah, was ist denn?“, fragte der Mann besorgt. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und ich schrie. Ich zog mich bis zur Wand zurück. „Scheiße“, murmelte der Mann. „Toni!“, schrie er und stand auf. Wenige Augenblicke später ging die Tür auf und Toni kam ins Zimmer gerannt. Mike folgte ihm. „Was ist passiert, Ramon?“, fragte Toni an den fremden gewandt.

 

„Ich weiß es nicht. Sie ist auf einmal ausgerastet“, meinte er genauso verwirrt. „Mike, bring ihn raus“, rief Toni. „Los Abmarsch“, meinte Mike streng und schob diesen Ramon Richtung Tür. Als Mike die Tür geschlossen hatte versuchte ich mich etwas zu beruhigen. „Alle klar kleine?“, fragte Toni besorgt als ich mich etwas beruhigt hatte. „Ja…ist nur. Mein Vater…hat…hat mich....“, stotterte ich. Ich wollte das vergessen. Ich wollte das alles vergessen. Was er mir angetan hatte. Wieso ich vor drei Jahren in die Pflegefamilie kam.

„ Ich hätte mir etwas anderes überlegen sollen. Ich weis. Das alles tut mir sehr leid. Aber es war wichtig das ihr zwei euch kennenlernt.“, meinte Toni und setzte sich neben mich. Ich sah ihn erst verwirrt an. Doch dann erinnerte ich mich wieder was dieser Mann mir angetan hatte. „Was war das eigentlich für eine OP?“, wollte ich wissen. Toni seufzte und machte ein paar Schritte von mir weg. „Ich hatte befürchtete dass du fragst. Aber gut, du hast ein Recht darauf es zu erfahren. Wir haben dir einen Chip eingepflanzt“, meinte er ruhig. Ich sah ihn schockiert an. „Ihr habt was?!“, meinte ich außer mir und sprang auf. „Beruhige dich, es musste sein.

Al Castello hat ebenfalls Interesse an dir. Deswegen mussten wir dir einen Ortungschip einpflanzen. Damit wir dich besser beschützen können“, meinte Toni ruhig. Ich merkte wie Panik in mir aufstieg. Wieso passierte das mir? Wieso war ich hier? Ich verstand gar nichts mehr. Ich merkte wie mir schwindelig wurde. Ich klappte zusammen und Toni fing mich gerade noch rechtzeitig auf. Er legte mich auf mein Bett und blieb neben mir sitzen. Es fiel mir schwer nicht das Bewusstsein zu verlieren und doch schaffte ich es. Es war schwer und ich konnte mich nicht wirklich Bewegen, aber ich schaffte es. Die Tür ging auf und Mike betrat den Raum.

„Was is?“, fragte er verwirrt. „Sie hat einen Nerven Zusammenbruch“, meinte Toni ruhig. „Du bist einfach gruselig“, ertönte eine Frau stimme. Eine Frau mit langen blonden Haaren und blauen Augen betrat den Raum. „Michelle, meine Perle. Ich dachte du kämst erst morgen wieder“, meinte Toni und küsste die Frau. „Hannah, das ist meine Frau Michelle“, meinte Toni lächelnd. „Männer könnt ihr uns mal allein lassen?“, meinte Michelle munter. „Sicher“, meinte Toni und verließ den Raum. Mike seufzte und folgte ihm. Mit dröhnendem Kopf setzte ich mich langsam auf, sorgsam darauf bedacht, die Frau im Blick zu behalten. Die Frau die wohl Michelle hieß schloss die Tür und seufzte.

„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe es zuerst auch nicht verstanden. Ich habe ständig versucht abzuhauen. Hab Toni am Anfang auch ein paar Mal in die Juwelen getreten“, meinte Michelle munter. „Ich verstehe das alles nicht, was geht hier vor?“, fragte ich mit Tränen in den Augen. „Ich kann es dir nicht genau sagen. Aber ich kann dir versprechen dass dir nichts passieren wird. Mir ging es auch so. Aber Toni wird dich bald aufklären“, meinte sie munter. Ich seufzte. Ich verstand das alles nicht. „Ich kann dir nur so viel sagen. Al Castello wird immer mächtiger. Und darum wirst du hier bleiben“, meinte Michelle munter. Dann verließ sie das Zimmer und schloss die Tür. Ich verstand sie nicht. Offenbar wurde sie genauso hierher gebracht wie ich und trotzdem ist sie so munter und fröhlich. Sie zeigte kein bisschen Angst. Mir schwirrte der Kopf. Irgendwie wurde mir das alles zuviel. Ich sackte weck. Diesmal verlor ich mein Bewusstsein vollständig. 

„Hannah, komm schon wach auf!“ Langsam öffnete ich meine Müden Augen und Gähnte laut. Vor mir stand Toni. „Was ist denn los?“, nuschelte ich und hielt mir die Hand vor die Augen. „Wir haben uns schon sorgen gemacht. Wir dachten, du würdest vielleicht niemals mehr aufwachen.“, sagte er mit einem teils belustigten, teils besorgten Gesichtsausdruck.

„Wie...“, ich brach den Satz ab und gähnte abermals. „Wie lange hab ich geschlafen?“ Toni lächelte und erwiederte: „Beinahe 3 Tage.“ „Oh....naja...das erklärt meinen Durst...hast du etwas zu trinken für mich?“, ich setzte mich auf. Erst jetzt wurde mir klar, wie trocken mein Hals war und wie weh er tat.

„Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da.“ Er stand auf und Verlies den Raum. Während er etwas zu Trinken organisierte hatte ich genügend Zeit um mich zu ordnen, richtig wach zu werden und mich umzusehen. Es war derselbe Raum, in den sie mich das letzte mal gebracht hatten. Das Fenster, durch das ich das letzte mal zu fliehen versucht hatte, stand offen, jedoch waren Gitterstäbe davor befestigt worden.

Wahre Liebe?

 

So langsam gestand ich mir ein, das ich keine Wahl hatte. Ich musste hier bleiben und mich irgendwie mit der Situation abfinden. Aber unter meinen Bedingungen. Michelle hatte von einer art Bindung zwischen mir und diesem Ramon gesprochen. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, aber ich wusste, das ich ganz bestimmt nicht mitspielen werde. Hier bleiben, ja. Aber was auch immer die wollten, das Roman und ich machten, nein. Es klopfte. Ich hob den Kopf und sagte zaghaft: „Ja?“ Toni öffnete die Tür und reichte mir das Glas Wasser. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, der, wie ich jetzt erst bemerkte, neben dem Bett stand. Ich kippte das Wasser in einem Schluck herunter. Kühl und wohltuend. Seufzend setzte ich das Glas ab und dankte Toni, der es Vorsichtig aus meiner Hand zog. „Alles klar soweit?“ Nickend bestätigte ich die Frage. „Gut, das wird die Anderen freuen.“, auch wenn Toni das nur sehr beiläufig erwähnte, wusste ich, dass er nur die „anderen“ gesagt hatte, weil er Romans Namen nicht aussprechen wollte. „Schon ok.“, sagte ich leise. „Du kannst ihn schon beim Namen nennen. Ich werde nicht ausrasten. Versprochen...ich habe keine Angst vor ihm.“

Ein kurzes Schweigen trat ein, das Toni schließlich brach. „Will du reden?“ Einen kurzen Moment lang überlegte ich, dann fing ich an, ihm meine Geschichte zu erzählen.

„Alles fing an, als ich noch sehr klein war. Wir waren eine glückliche Familie. Mein Vater hatte einen guten Job, meine Mutter war Hausfrau und wir lebten in einem kleinen Landhaus. Alles war einfach nur perfekt. Doch eines Tages, mein Vater war gerade auf Geschäftsreise, stand plötzlich die Polizei vor unserer Tür.“, ich musste mich stark zusammen reisen nicht zu weinen, als ich von dem schrecklichsten Tag meines Lebens erzählte. „Sie fragten uns, ob mein Vater zuhause wäre. Als wir, das heißt mein großer Bruder und ich, das verneinten fragte er meinen Bruder ob er mal kurz mit ihm alleine reden könnte. Daraufhin schickte mein Bruder mich in mein Zimmer. Während der Beamte unten mit meinem Bruder sparch versuchte ich angestrengt, zu lauschen. Das einzige was ich hörte war, wir mein Bruder nach ein paar Minuten aufschrie und rief, dass das nicht war sein könne, dass der Beamte lügen würde. Das nächste was ich hörte war, das die Haustür ins Schloss fiel. Ich bin langsam nach unten gegangen und fand meinen Bruder auf dem Boden des Wohnzimmers kniend...er hat geheult und geschrien. Ich bin damals langsam zu ihm hinüber gegangen und habe ihn gefragt, was los sei....“, wieder musste ich eine Pause machen. Ich atmete langsam und tief um nicht loszuweinen. „Verdammt er war doch erst 15! Der Polizist hat ihm einfach ins Gesicht gesagt, das meine Mutter und meine Schwester einen Unfall hatten und dann hat er uns alleine gelassen! Zwei Kinder! 6 und 15 Jahre alt...meine Bruder hat diesen Schock nie verkraftet und ich war noch zu klein um wirklich zu verstehen, was geschehen war. Er hat sich zwei Wochen später das Leben genommen. Kurz bevor meine Schwester aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Sie hat diesen Unfall überlebt..meine Mutter war sofort tot...mein Vater...er...hat angefangen zu trinken...hat dann den Job verloren....“, mit einem mal bekam ich kein Wort mehr raus. Zitternd saß ich da. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder anfangen konnte. Zaghaft machte ich den Mund auf. „ Als ich 7 war hat er...hat er mich zum ersten mal...“, ich konnte es nicht aussprechen. Ich war dazu nicht in der Lage. „Das ging so, bis ich 15 war...dann hat unser Haus gebrannt...und im Krankenhaus haben sie mich untersucht und die Wunden gesehen, die mein Vater auf mir hinterlassen hat.

Sie haben natürlich sofort das Jugendamt und die Polizei eingeschaltet. Das Jugendamt nahm mich in Gewahrsam und schickte mich nach wenigen Monaten in eine Pflegefamilie auf einem Bauernhof. Zu der Zeit hatte ich Panische Angst vor Männern...doch mein Pflegevater überzeugte mich schnell vom Gegenteil. Er ist echt toll. Er war es auch, der mir Sky, meinen Wallach geschenkt hat.“, ich senkte den Kopf. Meine Tränen hielt ich nach wie vor tapfer zurück. „Würdest du mit Roman reden wollen?“, fragte Toni sanft. Ich war ihm dankbar als er das Fragte. Denn das bedeutete das er verstanden hatte. Er wusste das ich darüber nur sehr ungern redete. „Nein...ich will das alles nicht nochmal erzählen müssen.“, ich sah ihn bittend an. Auch dieses mal verstand er. Langsam erhob er sich, dreht sich um, nachdem er mir noch kurz über den Kopf gestreichelt hatte und ging auf die Tür zu. Kurz bevor er diese erreichte drehte er sich noch einmal um. „Ich schicke dir Michelle rein. In Ordnung?“ Ich nickte. Er drehte sich um und öffnete dir Tür, die er dann auch offen lies. Auch darüber war ich ihm dankbar. Das bedeutete das ich mich frei bewegen konnte und nicht in diesem engen Raum eingesperrt war. Ich setzte mich auf die Bettkante. Mittlerweile brannten meine Augen schmerzhaft vor Anstrengung, nicht zu weinen. 

Das alles habe ich über die Jahre immer zurück gehalten, habe nie darüber geredet. Doch jetzt? Jetzt war ich froh, das alles raus war. Es fühlte sich gut an, jemanden zu haben, dem man alles erzählen konnte, der alles wortlos entgegen nimmt ohne dazwischen zu reden. Ich saß noch eine Zeitlang alleine da, hing meinen Gedanken nach und bemerkte nicht, das Michelle bereits da war. Als sie an die Tür klopfte, um auf sich Aufmerksam zu machen, zuckte ich leicht zurück. Schnell wischte ich mir die Tropfen von den Wangen und brachte sogar halbwegs ein Lächeln zustande.

 

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Tag der Veröffentlichung: 18.02.2015

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