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Heisses von Helga

Meier ist abgestürzt

(immer wieder ein heißes Thema)

 

 

Mein Computer weiß immer alles besser und wenn ihm die Puste ausgeht, dann stürzt er einfach ab. Also er macht das Licht aus und es ist Ratzfatz stockdunkel. Das ist für ihn das Einfachste, für mich ist es das Schlimmste, denn mein Computer hat nun Pause und ich bin gezwungen, etwas anderes zu machen. Zunächst schimpfe ich auf den Meier, er heißt nämlich Meier und hat mich gerade von der Welt getrennt. Es ist als hätte man mir ohne Narkose und gänzlich ohne Vorwarnung ein Bein amputiert. Im Mittelalter konnte man sich wenigstens noch eine Flasche Schnaps reinhauen oder man bekam eins mit dem Holzhammer auf die Rübe. Aber heutzutage sitzt man plötzlich bei vollem Bewusstsein vor dem dunklen Bildschirm und die Welt ist weg. So denkt jeder und es gibt nichts heißeres als ein kalter, toter PC. Eigentlich ist die Welt ja nicht weg, sondern macht völlig ungerührt weiter, was auch immer, jedenfalls es läuft ohne mich ab und das stimmt mich weinerlich, was allerdings kaum hilft.

Also lasse ich das Geflenne und krauche ein wenig unter meinem Schreibtisch herum, um nach der Ursache zu fahnden. Alle Stecker sind noch drin aber kein Lämpchen leuchtet. Von Draußen höre ich auch keine Geräusche mehr, vorher vernahm ich noch leise Baggertöne. Alles ist still. Sehr verdächtig kommt mir das alles inzwischen schon vor und ich entschließe mich, mal in den Hausflur zu lauschen, was nichts nützt. Bei uns ist es immer verhältnismäßig ruhig. Die Menschen sind zur Arbeit. Also ziehe ich mir zähneknirschend meine Jacke an und gehe vor die Haustür. Der Bagger baggert nicht mehr. Die Bauarbeiter stehen mürrisch herum. Nachdem ich mir ein Herz fasse und sie frage, ob sie was wüssten, sagten sie nein, sie wüssten nichts. Dacht’ ich mir’s. Der eine meinte, es wär’ was mit dem Stromkabel. Ach so, sagte ich und ging wieder in unsere Wohnung.

Völlig verzweifelt beginne ich wild auf dem Klavier herum zu hacken. Schön klingt das nicht. Aber was will man machen, wenn der Strom ausgefallen ist. Man ist förmlich vom Tropf abgeschnitten und wird so vermutlich verhungern, verdursten und jämmerlich erfrieren und das völlig ohne Musik. Ich wollte nicht ohne Musik sterben, also spielte ich mir etwas. Mir ist dabei sogar warm geworden. Mir wird immer heiß, wenn ich das Klavier quäle. Fragt sich bloß, ob es der Eifer ist oder die Angst, es könnte jemand hören. Egal, meine Musik lässt Tote auferstehen, was in dem Fall nicht unübel wäre. Vielleicht hat ja schon einer wegen des Stromausfalles das Zeitliche gesegnet. Mein Meier jedenfalls ist scheintot, aber mit Musik bekomme ich den nicht aufgeweckt, der braucht richtig Power aus der Dose. Ich befürchte, dass der Absturz auch meinen schönen Text sterben lies. Das wäre wahrlich skandalös. Ich habe wirklich große Lust, mich wirklich aufzuregen.

 

 

 

 

 

 

Lust auf was Scharfes…die Alternative

 

Lust auf was Scharfes

Soll es ja geben,

Um zu schweben.

Erst einmal Pfeffer

Schwarzer, weißer, grüner

Auf die Hühner

Nur wenig fetten

Wegen der Flecken in den Betten

Etwas Honig auf die Beine

Und fast von alleine

Geht’s ab in die Röhre

Knusprig, scharf und heiß

Ein junges Hühnchen mit Reis.

Das esse, es mildert den Frust

Es erlaubt zu schweben

Und erfüllt die Lust

Auf was Scharfes!

 

****

 

Bettgeschichten

 

Da liegst du so in deinem Bette

Sie summt so plötzlich

Diese Nette

Sie ist so zart, streift dein Gesicht

Du kommst in Fahrt

Du siehst sie nicht

Du bäumst dich auf

Du legst dich hin

Sie hat dein Bestes nur im Sinn

Dir wird so heiß

Du wirst ganz weiß

Die Bettdeck wirfst du nun zurück

Du bist hellwach

Und ach, sie setzt sich auf dein bestes Stück

jetzt endlich saugt sie diese Gute

und trinkt mit Lust von deinem Blute

die Moral von der Geschicht’:

heb deine Decke so schnell nicht,

wenn die gewissen Stellen schwellen,

wenig aber sie entzücken,

wenn sich nur Mücken dran erquicken.

 

****

 

Humbug

 

Das heißeste Thema der Welt

ist das Geld.

Mir scheint

jeder weint

und sich quält,

wenn es fehlt.

Das heißeste Thema der Welt

verbrennt Seelen, morden,

stehlen, lügen, vergessen,

sie sind besessen,

wenn sie es haben.

Das heißeste Thema der Welt

ist ein grausiger Witz,

denn es gibt ja genug.

Peinlich - ein Humbug

regiert die Welt und

sie nehmen ihn ernst.

 

Die neue Hitze

 

Im Alter ist man vorsichtig und versucht Hitziges abzumildern, weil ja die Omas auch immer schon vermeinten, dass in der Ruhe die Kraft läge. Da ist was dran, denke ich und gönne mir zunächst so viel Ruhe, dass mein Mann unruhig wird und dies ist durchaus milde ausgedrückt. Ich vermute, dass er nicht versteht, wie ein Mensch alleine so viel schlafen kann. Ältere Menschen bräuchten nicht so viel Schlaf, doziert er und bleibt bis ein Uhr nachts putzmunter, während ich in stiller Verzweiflung auf dem Sofa liege, sein Wachsein nicht verstehe und mir den sogenannten Vorschlaf genehmige.

Was im Fernsehen läuft, verpasse ich. Manchmal ruft er hitzig „Tooor“, „Tu ihn rein!“, „Schweinepass“ „Hand“ „unnatürliche Bewegung“ oder „das giiibt’s doch nicht“, dann sage ich ihm, dass ich den Fußball ertrage, aber die heißen Kommentare weniger, man kann da ja nämlich auf die merkwürdigsten Gedanken kommen, wenn man so harmlos vor sich hin dämmert. Gutmütig brummt er: „Na gut.“

Aber ich war in Wallung gekommen und werfe die Kuscheldecke ab. Der aufmerksame Leser denkt, nun wach geworden, jetzt geht’s aber los. Und vielleicht mag auch der eine oder andere vermeinen, mitten beim Fußball, muss das sein? Ja, kann man was gegen die Natur tun, frage ich zurück und springe auf. Mein Mann ist zwischen Fußball und meinem Tun hin und her gerissen, jetzt hat er den Schuss verpasst. Teufel noch einmal!

 

 

Ich gehe ungerührt in die Küche und brühe mir einen Salbeitee, der ist gut gegen neue und alte Hitzewallungen. Mein Mann weigert sich so etwas zu trinken, was ich verstehe.

 

Was heizt uns ein? Cecilia meint :

 

 

 

 

Kalte Füße, heisses Herz,


und den Blick schön himmelwärts.


Wo die tiefe Dumpfheit kocht,


hat der Himmel nichts vermocht.

 

Nein, die Sonne lacht darüber,


wie im Untergrund und drüber


des Gedankens Kraft sich schleicht


und der Mob das Licht erreicht.

 

Alle woll’n uns alles nehmen,


woll’n uns reissen vom bequemen


Fernsehsessel, wo doch immer


Gänsehaut kam in das Zimmer.

 

 

 

 

Heute werfen wir den Blick 


in den Geldsack und zurück.


Unser Hirn ist abgeschaltet,


unser Herz zugrundgewaltet.

 

Nur die dumpfesten Gefühle


zieh’n vom Stammtisch in das Grüne.


Mir kommt’s hoch, ich kann nicht mehr.


Denken scheinet bleiern schwer.

 

Heiss wird gekocht; vieles kocht hoch im Topf der Medien.
 Die zähe, breiige Masse wird alsbald untergemengt von noch heisseren Blasen.

 

Ihr habt Recht: Ich war auf einem Vulkan und habe in den Schlund geschaut. 
Hier sprudelte die Grundmasse unseres Planeten und wurde in die Höhe gespuckt.


 

Die Grundmasse unseres Planeten. 


 

Der Mensch ist das nicht. Er ist nur Gast, ein kurzweiliger. Dieses Schicksal ist menschlich; ist das Schicksal menschlich, das er den Armen und Ausgebeuteten – immer aber Menschen - bereitet? Wieviel Unrecht muss passieren, bis der Mensch sich menschlich zeigt?


 

Es gibt solche und solche. Die, die ausbeuten und damit Armut generieren, sind die „besseren“ Menschen, das ist klar: die 1.Welt.


 

Wo begegnet uns das Antlitz des Menschen? Im mit Tarnfarbe bemalten Soldaten der internationalen Kampftruppe in Libyen, die um den Erhalt des Zugangs zu den Ölquellen kämpft, den Diktator abschlachtet und „die Demokratie“ bringt?

 

In der Betrachtung der Bilder vom seit 70 Jahren bestehenden palästinensischen Lagers in der Nähe von Damaskus, in dem die Bewohner jahrelang von der syrischen Armee ausgehungert wurden und jetzt vom IS hingemetzelt werden?

 

Im Angesicht der Bootsflüchtlinge, die nicht schwimmen können, alles Geld zusammenkratzen und über das Meer nach Europa kommen wollen, ein Europa, das sich hochnäsig abschottet und immer fremdenfeindlicher wird, nachdem es mit den Kolonien und danach bis heute die Bodenschätze dieser Länder ausbeutet?

 

In der Prostituierten, die für uns für ein paar Pennys die Beine breichtmacht, auch ohne Gummi?

 

In den Gesichtern der Kindersoldaten, die wie Roboter die Kalaschnikow hochreissen, wenn sie eine Kamera sehen? 


 

Leute: Wir erkennen den Menschen nicht mehr im Anderen. Das ist perfide.


 

Was interessiert uns? Heidi Klum ohne Makeup, Dieter Bohlen, der sich auskotzt, Müller-Wohlfahrt, der sich davonmacht und überhaupt: Die schlappen Münchner Millionäre auf dem Bolzplatz.

 

D a s sind Themen, lauwarm für ein kaltes Herz.

 

Da lobe ich mir den Roboter, der im Altenheim die Dementen streichelt. Der hat zwei runde Kulleraugen und fiept so nett, wenn er Gegendruck spürt.

 

 

 

 

 

 

 

Einwanderermanagment

 

Ausländer? Flüchtlinge? 
Unsere Betriebe haben jahrelang nicht mehr ausgebildet, jetzt fehlen Fachkräfte.

Der zuständige Politiker im feinen Zwirn spricht mit undurchdringlichem Poker face auf einem Symposium und ringt nach Worten, die den Vertetern aus der Wirtschaft wie Öl auf dem Wasser ins Ohr schwimmen: „Einwanderermanagment“ (Na, Gottseidank!); im selben Moment werden Hunderte ertrunkene Flüchtlinge aus dem Meer gefischt.


 

 

 

 

 

 

 

13 % der Deutschen denken rechts-national. Was: 1933? Nein: heute. 


 

Die Parteien fischen in diesem trüben Wasser. 13% potentielle Wähler, die will man nicht dem ‚politischen Gegner’ in die Arme schwimmen lassen. Man braucht sie ja dringend selbst.

 

 

 

 

Sissi: Der Tod ist wie ein launisches Pferd ...

Fassungslos

 

Kennt du das Land, wo Mütter sterben

im dunklen Wasser einfach untergehen

Wo Wellen, hoch vom Wind getrieben

sich nehmen, was im Wege steht.

 

Mein Kind, ich hör dein Schreien

mit dem du Laut uns gibst

Der Westen hüllt in Schweigen sich

hört nicht dein Klagelied.

 

Kennst du das Land, wo Frieden liegt

wo niemand hungert, niemand flieht

du kennst es wohl, du kennst es wohl

magst gerne es erreichen.

 

Mein Kind, mein Kind

wie gern würd ich dich tragen

in jenes Land, dass kennt den Krieg

hat selbst ihn doch ertragen.

 

Kennst du das Land, wo Menschen

sich kümmern nur um sich

du kennst es wohl, du kennst es wohl

es ließ auch dich im Stich.

 

***

 

 Erna geht in den Urlaub. Lang schon hat sie sich den erträumt und immer wieder kam etwas dazwischen, dass sie hinderte, sich ein paar Tage Sonne, Strand und Meer zu gönnen.Doch nun ist es soweit.

Gedanklich ist sie schon angekommen, sieht sich in Alexandria am Strand, züchtig bedeckt natürlich. Sonne, doch nicht um jeden Preis, so denkt sie. Sie möchte nicht auffallen und tut es dennoch. Bei all den dunklen Köpfen fällt eine Blondine natürlich auf, es sei denn, sie trägt ein Kopftuch. Alleine läuft sie den Strand entlang, 500 m in die eine und 500m in die andere Richtung.

 

So vergeht die Zeit im Fluge und nach einer Stunde hat sie den Check-Inn hinter sich gebracht.

Neu ist der Flieger und sie ist dankbar. Sorgen macht sie sich schon und beäugt beim Betreten des Fliegers den Co-Piloten. Ihr wird ganz heiß. Meine Güte, ist der jung.

Einen Absturz wird es hoffentlich nicht mehr geben. Nein, genau 4 Wochen später sollte das nicht wieder passieren. Der Kapitän schaut erfahren aus, hat einen ordentlichen Haarschnitt und Wohlstandsbauch. Der versteht zu leben und will es sicher weiter...

 

4 Stunden Flugzeit sowie eine schnelle Abfertigung und schon ist sie bei gefühlten 30 Grad und einer Sonne, die hinter leicht staubigen Wolken hervorlugt, ihrem Ziel näher gekommen. Mit dem Auto geht es gleich weiter von Kairo nach Alexandria. Vorbei an den Pyramiden, die ihr unwirklich erscheinen angesichts des Elends auf dieser Erde. Egal was passierte in den letzten 4500 Jahren, sie sind immer noch da.

Von dem Erdbeben in Nepal und den Toten hört sie erst am nächsten Tag. Irgendwie schafft sie es nicht, so etwas wie Trauer zu empfinden. Wie auch, kennt sie doch dort niemanden. Sie hat beschlossen, glücklich zu sein, dass sollte ihr niemand übel nehmen. So viel Elend auf der Welt, da kann sie doch nicht mit jedem Mitleid haben. Das wäre ja nicht zum Aushalten.

 

Sie schaut gen Himmel, sieht, wie die Sonne ins Meer fällt und denkt an all die Seelen, die dort gefangen sind. Tausende! Sie mag sich das nicht mal in ihren Träumen vorstellen. Eines hat sie beschlossen, sie geht nicht schwimmen. Natürlich ist es um diese Jahreszeit sowieso zu kalt, da hat sie eine gute Ausrede. Nicht auszudenken, dass plötzlich so ein Seelchen vor ihrer Nase auftaucht, in einem leicht modrigen, angefaulten Körper steckend. Igitt, denkt sie und vergisst es ganz schnell wieder.

 

Sie macht es sich es sich auf dem Balkon gemütlich, schaut auf das Meer und sammelt Eindrücke.

Wie schön sich Leben anfühlen kann. Die Bayern haben das Spiel gegen Dortmund verloren und auf ihrem Mailaccount laufen die Spendenaufrufe für Nepal heiß … eine Meldung jagt die Andere und zuhause wächst der Rasen und das Löwenzahn. Nicht mal im Urlaub hat man Ruhe, denkt sie und schüttelt mit dem Kopf.

 

Ob sie doch anfangen sollte, ein wenig traurig zu sein?

 

****

 

 LiebesLust

 

Auf dich mein Liebchen

möcht ich steigen

mich immerfort

an dir vergreifen

dich küssen und auch beißen

den Rock dir gern zerreißen

 

Für dich mein Liebchen

möcht ich nach Sternen greifen

lustvoll im Mondenlicht

in deine Äpfel beißen

an deiner Lippen rot

mich laben bis zum Tod

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tanz auf der heissen Platte, leicht stolpernd: von den Fachfrauen Helga, Sissi und Cecilia

Moderne Küchenlieder

 

Die freche Frau schaut finster drein,


es fruchtet nichts und ist zum schrein.


Oh, Küchenlied, du gehst durch Mark und Bein.


 

Küchen-Tango, dachte sie,

und schon 
verreimt sie sich in Reimen,


die sinnlos sind und trotzdem keimen.


 

Der Küchenfachverkäufer denkt:


"Womit hab' ich ihr' Seel verrenkt?"


Sie kriegt die Küche nicht geschenkt.


 

Derweil der Kater übers Grundstück fegt.


Ein schwarzes Huhn auch Eier legt.


Am Stuhl des Küchenmeiers wird gesägt.

 

Auf dass der deutsche Haushalt nicht verkommt,


zunächst sie eine scharfe Schere nommt.


Seit Tagen jagt sie mit der Scher’


die Raupen von dem Buchszünzler.


 

Er kam von Osten mit dem Schiffe,


global im wahresten Begriffe.


Eintausendsiebenhundertdreiundzehn


sah sie vor ihrer Schere stehn.


So richtig leid hat es ihr nicht 
getan;

 

sie sind sehr schlechte Wicht, 


die jeden Buchs, den kleinen bloß,


auch wohlgeformt, den andern, groß,


in wenig Zeit zugrund gericht.


Und heute konnt’ sie Hilfe sichten.


 

Denn in des Buchses Innenschatten


da leben zwei Eidechsengatten,


die strecken bloß den Kopf heraus


und saugen fette Raupen aus.

 

Und weiter geht's oh Graus ihr Kinder,


mit einem Küchenschrankerfinder:


Am Montag kam der Schreiner


sah besser aus als Heiner


baut im Dreivierteltakte
 Schränke auf

und Herd und Eimer (Müll)


und zur Krönung,

 

welch ein Glück


der Hausfrau 'ne Mikro, der letzte Schick.


 

Nun am Herd sie nicht mehr steht


und ihrem Mann den Kopf verdreht


mit Frischgemüse, Lamm und Rind


wo's doch der Liebste so gut find.


 

Ne, der kriegt jetzt nur Mikrofraß


und Muttern gibt mit 'nem Cabrio Gas.

 

Der Abfluss wird als Zufluss angeflanscht


und, was die Hausfrau grad gepantscht,


als stink'ge Soße fließet aus dem Hahn.


Der kräht nicht dreimal, wie in Bibels Plan,


 

spuckt nur und setzt sich zu.


Aus ist es mit der Ruh.


Nun muss der Vater ran.

 

Er löset sanft die Schelle,


ertrinkt in Unrat fast noch auf der Stelle:


im Wasser, vitaminreich, voller Schmutz,


in dem Bakterien, Bazillen suchten Schutz.


 

Der neue Küchenboden wellt sich hoch,


die Möbel machen kurz die Grätsche noch,


dann gehet aus das Licht mit einem Blitz.


Im Oberstübchen fühlt man eine Hitz’

 

-
da oben, wo die Oma ruht.


Was sie bestimmt jetzt nicht mehr tut.

Tatütata, die Feuerwehr


kommt dem Familienleben quer.


 

Im hohen Strahl gelingt’s den Mannen,


die Feuersbrunst vollends zu bannen.

Die Oma ist – es sei bemerkt –


in ihrem Geist eher gestärkt.


 

„Mein Sohn“, sagt sie, „nimm nun auch du


den Schlauch in deine Hand im Nu.“

Die Mutter schlägt, als sie das hört,


sich an die Stirne ganz verstört.


 

„Der Schrumpfschlauch war die schwache Stell’,


er fahr’ mit Belzebub zur Höll’.“

Dem Vater graust es unbenommen; 


ihm ist geschrumpft, was er bekommen:


 

sein Eigenheim, Fernseher, Bier.


Die lachen können sind nur wir.

Was noch geschrumpft ist? Ja: der Schlauch.


Doch ohne Schlauch, da geht es auch.

 

Und eines fernen Tages, liebe, gute Leute, 


da ist sie fertig mit der ganzen Küchenmeute.


Dann kocht und bäckt sie nur zum Spaß


ein köstlich Mahl, von wegen Mikrowellenfraß.


Es gibt den Wein für alle, für Dünne und für Dralle.


 

Wir sitzen um den großen Tisch und lachen.


Danach kommt das, was immer alle machen,


auch das muss sein,

ein jeder tut es ganz allein.


 

Doch gebt fein acht,


man will auch eine
 Gute Nacht!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.05.2015

Alle Rechte vorbehalten

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