Ich liebe es, wenn Autoren im Epilog zu ihren Büchern ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und uns wissbegierigen Freizeitschriftstellern etwas darüber verraten, wie sie ihre Geschichten schreiben.
In diesem Büchlein nun möchte ich gern euch daran teilhaben lassen, wie das mit dem Schreiben bei mir abläuft. Zu jeder Kurzgeschichte, die ich bisher auf Bookrix veröffentlicht habe, erfahrt ihr hier ein paar hoffentlich interessante Hintergrundinformationen. Woher nahm ich die Idee? Was war der Anlass, diese Geschichte zu schreiben? Wer oder was hat mich inspiriert? Wo lagen die Schwierigkeiten?
Dieses Büchlein wird also wachsen mit jeder neuen Geschichte. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und würde mich auch sehr über eine anregende Diskussion im Kommentarbereich freuen.
Noch ein wichtiger Hinweis:
Die Artikel zu den einzelnen Geschichten enthalten Spoiler. Das heißt, sie verraten etwas über die Handlung und den Ausgang der Geschichte. Ihr solltet das Buch also besser erst lesen, wenn ihr die Geschichten bereits gelesen habt, sonst nehmt ihr euch die Spannung. Nur ein gut gemeinter Rat…
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass, abgesehen von den drei Märchen und der FanFiction, alle meine Geschichten irgendwo im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt sind. Das hat durchaus einen Grund.
Angefangen hat es 2009, als ich mit dem Ansiedeln meiner Kurzgeschichte „Das leere Buch“ zwischen Frankfurt und Dietzenbach die Wettbewerbsvorgabe erfüllte. Schon nach diesem ersten Erfolg reifte in mir der Gedanke, eines Tages meine eigene Anthologie herauszubringen. Nur meine eigenen mehr oder weniger unheimlichen Geschichten in einem Buch, das wär’s doch!
Da ich aber weiß, dass die meisten Anthologien immer eine Art roten Faden haben, der sich durch jede ihrer Geschichten zieht, hielt ich es für eine gute Idee, die Sache mit dem Rhein-Main-Gebiet beizubehalten.
Davon abgesehen, fällt es mir leichter, eine Gegend zu verwenden, die ich recht gut kenne. Immerhin wohne ich seit mittlerweile zehn Jahren in Dietzenbach südlich von Frankfurt am Main. Das macht es gleich viel authentischer und echter, so zumindest mein Eindruck.
Doch nun will ich meine Geschichten einzeln vorstellen.
Fantasy, 2003 – 2004
Ich bin ein großer Fan der amerikanischen Comicserie „Elfquest“ von Wendy & Richard Pini. Die Hefte existieren seit den späten 70ern und erfreuen sich bis heute einer weltweiten, sehr treuen Fancommunity.
Dies sind meine ersten FanFiction-Versuche, die in den Jahren 2003 und 2004 entstanden. Damals war ich sehr aktiv in der deutschsprachigen Fan-Szene. Bis heute wird einmal jährlich, meist während Pfingsten oder Himmelfahrt, eine mehrtägige Elfquest Convention veranstaltet, zu der manchmal mehr als 100 Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anreisen.
Bis 2005 hatte ich an jeder Con teilgenommen. Die waren immer super. Sie fanden meist auf einer Burg statt und es gab immer ein richtig volles Programm mit Workshops, Vorträgen, Live-Rollenspiel und, und, und. Mich fand man am ehesten in den kreativen Workshops, wo gezeichnet und gemalt wurde oder bei den Bogenschützen. Es gab eine Website von Fans für Fans, wo wir alle unsere Bilder hochluden und gegenseitig kommentierten.
Dort wurden auch jede Menge FanFictions veröffentlicht. Es reizte mich, einmal meine eigene FanFiction zu schreiben, um herauszufinden, wie schwierig das eigentlich ist. Ja, ich finde es sogar ziemlich schwierig, denn man muss seine eigenen Ideen, seine eigene Fantasie in eine bestehende Welt mit vorgeschriebenen Regeln „hineinpressen“. Dreimal habe ich es geschafft. Diese drei Geschichten habe ich in dem hier vorliegenden Büchlein „Die Elfen vom Borkenwald“ veröffentlicht.
Ich wollte keine existierenden Charaktere verwenden. Ich entschied, meinen eigenen Elfenstamm zu erfinden. Ich siedelte ihn im – ebenfalls von mir erfundenen – Borkenwald an. Ihr Aussehen und ihre Fähigkeiten entsprachen dem, was von den Pinis vorgegeben worden war. Es gab zum Beispiel Telepathie, Baumformen und Heilen. Auch die Feinde der Elfen, die Menschen und Trolle, kamen in meinen Geschichten vor. Und bei der Hierarchie im Stamm orientierte ich mich an den Wolfsreitern, wie sie von Wendy Pini erdacht worden waren. Meine wichtigste Figur war die alte Elfe Federhaar, die sich wie ein roter Faden durch jede meiner Geschichten zieht, mal als Nebenfigur, mal als Hauptfigur.
Zwei weitere Geschichten liegen immer noch unvollendet auf meiner Festplatte. Ich glaube nicht, dass ich sie jemals abschließen werde. Ich habe mich weiterentwickelt und schreibe lieber meine eigenen Geschichten in meiner eigenen Welt. Dennoch sind diese drei Kurzgeschichten wichtige Meilensteine für mich.
Mystery, 2009
Die Grundidee zu dieser Geschichte hatte schon seit Jahren in meinem Kopf herumgespukt: Jemand findet ein zunächst leeres Buch, das sich dann aber wie von Zauberhand füllt und dem Finder eine Botschaft zukommen lässt.
Ich dachte immer, daraus müsste ich mal etwas machen. Ich müsste mal eine Geschichte schreiben. Was ich aber nie tat, weil irgendwie immer etwas dazwischen kam. Sei es der Job, das Eheleben, dann die Schwangerschaft und anschließend die Kinder (ich bekam Zwillinge). Irgendwas ist ja immer.
Dann entdeckte ich in einer dieser kostenlosen Wochenzeitungen, die man erhält, wenn man NICHT den Hinweis „Keine Werbung“ an seinem Briefkasten befestigt hat, den Aufruf zu einem Wettbewerb für Hobbyschriftsteller. Gesucht wurden phantastische Geschichten, die einen Bezug zum Rhein-Main-Gebiet hatten. Der Preis war die Veröffentlichung in einer Anthologie.
Das war der richtige Anlass. Endlich nahm ich mir die Zeit, formulierte meine Ursprungsidee in Worte und siedelte die Geschichte wie gewünscht im Rhein-Main-Gebiet an. Ich verpasste meiner Protagonistin Melanie einige Dinge aus meinem eigenen Leben. Auch ich zog einst von Hamburg nach Dietzenbach, auch ich arbeitete als Assistentin des Geschäftsführers und war am Anfang sehr gestresst von dem Umzug, der Umstellung auf das neue Leben. Auch ich brauche viel Kaffee, um wach zu werden. Auch ich hätte das Buch wohl mitgenommen, wenn ich es in der S-Bahn gefunden hätte.
Ich feilte bis zum letzten Abgabetag daran herum. Spät abends, kurz vor Mitternacht, schickte ich den Text endlich per E-Mail an den Verlag und war mir nicht einmal sicher, ob mein Beitrag überhaupt noch berücksichtigt werden würde. Das war im Juli 2009 gewesen.
Ich vergaß das Ganze, bis ich im September einen Brief erhielt. Darin wurde mir gratuliert, dass meine Geschichte es in die Anthologie geschafft hatte, zusammen mit 14 anderen Geschichten. In dem Brief stand aber auch, dass ich es in die Top 3 geschafft hätte und man lud mich zu einer kleinen Siegerehrung in die Verlagsräume ein, wo ich das endgültige Ergebnis erfahren würde. Was für eine Ehre! Ich war wahnsinnig aufgeregt und freute mich wie ein Schneekönig. Da hatte ich zum ersten Mal überhaupt an einem Wettbewerb teilgenommen und dann gleich so ein Ergebnis!
Ich wäre mit jeder Platzierung zufrieden gewesen, doch es kam noch besser. Ich hatte tatsächlich den ersten Platz erreicht. Meine Geschichte kam in der Anthologie an erster Stelle, ich erhielt eine Urkunde, freien Eintritt zur Frankfurter Buchmesse mit Einladung zum Stand des Verlags auf eine Tasse Kaffee, zwei Bücher des Schriftstellers und Jurymitglieds Jens Schumacher, eins davon signiert. Ich war völlig baff.
Die Belegexemplare (es gab drei!) kamen genau am Heilig Abend bei mir an. Ein krönender Abschluss für ein – schriftstellerisch gesehen – sehr erfolgreiches Jahr.
Horror, 2011
Nach meinem Erfolg mit der Geschichte „Das leere Buch“ war ich hoch motiviert und wollte am liebsten so schnell wie möglich weitere Geschichten schreiben und vielleicht auch diese in Anthologien unterbringen. Leider schaffte ich fast zwei Jahre lang nicht viel mehr, als ein paar Ideen zu neuen Geschichten zu notieren. Zu diesen Ideen gehörte auch die, die meiner Frau-Hegel-Story zu Grunde liegt.
Erst im November 2011 kam ich wieder zum Schreiben, weil ich plötzlich viel Zeit hatte. Ich hatte Ende Oktober einen Verkehrsunfall, der für mich ziemlich schlimm ausging. Ich wurde beim Überqueren der Straße (bei Grün!) von einem abbiegenden Auto angefahren. Das hieß für mich erst einmal Krankenhaus und OP am Knie, später dann wochenlanges Ausharren im Rollstuhl, weil ich weder Bein noch Schulter belasten durfte. Um es kurz zu machen: es geht mir schon wieder sehr viel besser. Während ich das schreibe, sitze ich in der Rehaklinik in meinem Zimmer und warte auf den nächsten Termin. In knapp einem Monat darf ich wieder Auto fahren, arbeiten gehen und mein altes Leben weiterführen. Ich werde hoffentlich weiterhin Zeit zum Schreiben finden.
Zurück zu Frau Hegel. Ich habe mich mehrere Jahre lang sehr intensiv mit Second Life beschäftigt. Das ist diese virtuelle Welt, in der man alles sein und tun kann, was man will. Ich war dort Designerin, Übersetzerin und Journalistin, habe meinen Avatar jedoch zu Gunsten anderer Interessen derzeit auf Eis gelegt.
Ich kenne aber auch eine Menge Leute, die in Second Life Rollenspiel betreiben. Selbstverständlich gibt es auch Vampir-Rollenspiele. Bei einem dieser Systeme wird man als Unbeteiligter von einem „Vampir“ gefragt, ob er einen beißen darf. Stimmt man zu, kann man zuschauen, wie der „Vampir“ sich über den eigenen Avatar hermacht und ihm das Blut aussaugt. Ich habe es nie ausprobiert, weil mein Avatarname dann hinterher in einer Datenbank gelandet wäre, wo jeder nachlesen kann, wer schon von wem gebissen wurde.
Jedenfalls inspirierte mich das zu meiner Geschichte. Die Grundidee lautete: Ein Mann verwandelt sich durch einen Zwischenfall bei einem Online-Rollenspiel in einen Vampir.
Ich habe das Spiel ganz bewusst nicht namentlich genannt. Zum Einen, weil das nur ein Aspekt von vielen ist, die Second Life ausmachen, zum Anderen, weil ich dann vielleicht noch in der Geschichte hätte erklären müssen, was Second Life überhaupt ist. Außerdem entschied ich, dass dieser Fakt für die Handlung keine Rolle spielt. Wichtig war nur, dass es „ein“ Online-Rollenspiel mit Vampiren war.
Bei meiner Frau Hegel ließ ich mich von älteren Damen aus meinem Bekanntenkreis inspirieren, die manchmal ebenso resolute, pragmatische Verhaltensweisen an den Tag legen.
Ich wollte hier ganz bewusst keine total gruselige Vampirgeschichte schreiben, sondern eine etwas andere Geschichte erzählen, abseits der bekannten Klischees mit einem ironischen Augenzwinkern. Mein Vampir ist ein Durchschnittstyp, ein älterer Mann, der wegen einer psychischen Erkrankung zum Frührentner geworden ist. Meine Heldin, die gegen den Vampir antritt, ist seine Ehefrau, die mit ihm schon eine Ewigkeit verheiratet ist und deshalb mit ihrer Ehe mit Richard wohl eher Vorhersehbarkeit und Gemeinsamkeit verbindet als die große Liebe wie ein Teenager.
Frau Hegel weiß eben einfach, was zu tun ist. Selbst so unglaubliche Ereignisse wie die Verwandlung ihres Mannes bringen sie vielleicht kurz zum Schwanken, doch sicher nicht zum Umkippen.
Diese Geschichte hat am Wettbewerb „Short & Shocking“ auf Bookrix teilgenommen. Ich habe sie außerdem zu einem Wettbewerb zum Thema „Rollenspiele“ eingereicht. Ich habe keine Ahnung, ob sie den Erwartungen der Veranstalter entspricht, aber Versuch macht bekanntlich klug und kostet ja auch nichts.
Horror, 2011
Die Grundidee zu dieser gruseligen Geschichte hatte ich auch schon einige Zeit, bevor ich sie tatsächlich aufschrieb. Anlass, sie endlich fertig zu stellen, war der Wettbewerb „Short & Shocking“ auf Bookrix. Ich erreichte damit auch einen ansehnlichen Platz in den Top 10.
Mein Ausgangsgedanke hier war der folgende: Was, wenn die S-Bahn plötzlich mitten auf der Strecke anhält und nur ein einziger Passagier überhaupt merkt, dass es passiert? Was, wenn dann noch viel schlimmere Dinge geschehen?
Auf die Idee kam ich, weil ich selbst jahrelang zwischen meinem Wohnort und meinem Arbeitsplatz in Frankfurt per S-Bahn gependelt bin. Und die S2 Richtung Dietzenbach hielt tatsächlich gern einfach mal so auf freier Strecke an. Die Fahrt dauerte immer etwa eine halbe Stunde. Die Zeit reicht bei jemandem wie mir völlig aus, um auf seltsame Gedanken zu kommen.
Ich gab meinem Protagonisten den Namen Sebastian. Ich mag „normale“ Namen. Keine Fantasienamen, keine Modenamen. Heute heißen sie alle Tyler, Aaron oder Damian. Aber meine Figuren sind ja meist auch ganz normale Leute, die Geschichten spielen in Deutschland, also warum sollen sie keine durchschnittlichen, in Deutschland üblichen Namen haben?
Am Anfang hatte ich Sebastian eine junge Frau namens Sophie zur Seite gestellt, die ebenfalls wach geblieben war. Aber mir wollte nichts Gescheites zu dieser Konstellation einfallen, also wurde Sophie wieder gestrichen. Dann schickte ich den unheimlichen Fremden mit der Uniform in das Abteil. Da stand er nun, und ich brauchte wieder ziemlich lange, bis ich wusste, wie es an der Stelle weitergehen konnte.
Mein Problem beim Schreiben dieser Geschichte war: Ich wusste, wie sie anfangen sollte und auch wie sie enden sollte. Aber wie kam ich dorthin? Warum hält die S-Bahn einfach an? Was genau passiert während des Zwischenstopps und wie geht es für Sebastian aus? Tatsächlich hatte ich im Frühjahr 2011 angefangen, diesen Text zu schreiben und erst im November 2011 wurde ich fertig, gerade noch rechtzeitig, um ihn zum Wettbewerb anzumelden.
Mittlerweile habe ich die Geschichte noch einmal überarbeitet. Den meisten Lesern hatte sie gefallen, sie fanden sie tatsächlich ziemlich gruselig. Doch viele bemängelten, dass ich zu wenig auf die Gefühle von Sebastian eingegangen sei. In meiner neuen Version lasse ich die Leser mehr an dem teilhaben, was Sebastian fühlt und denkt. Und ja, ich glaube, es ist jetzt wirklich viel besser geworden.
Mystery, 2011
Die Entstehung dieser Geschichte hat mich viel Kraft gekostet. Sie liegt mir von allen bisherigen Geschichten am meisten am Herzen. Ich habe sehr viel Arbeit und Zeit hineingesteckt und sie so oft überarbeitet wie keine andere. Fast ein Jahr hat es gedauert, bis sie fertig und ich endlich zufrieden war.
Laut Klappentext erzählt in dieser Geschichte ein Mann namens Theodor nach dreißig Jahren zum ersten Mal, wie seine Frau Theresa verschwand und was die seltsame Gartenpforte mitten in seinem Garten damit zu tun hat.
Dabei hatte ich ursprünglich eine ganz andere Idee im Kopf. Vielleicht sollte ich erst einmal erzählen, was mich inspiriert hat. Als meine Kinder noch kleine Babys waren, ging ich sehr viel mit dem Kinderwagen spazieren. Wir haben bei uns im Ort ein Viertel namens Westend, an dessen äußerem Ende Häuser mit sehr schönen Gärten liegen. Ein Weg führt an ihnen vorbei. Auf der anderen Seite liegen Wiesen, Felder und der Wald. Eine schöne Ecke. Einen Garten habe ich immer ganz besonders geliebt. An ihm hielt ich manchmal an und schaute ihn fasziniert an. Er lag allein auf der Wiesenseite und schien zu dem Haus gegenüber zu gehören. Er war ziemlich verwildert, doch das schien mit Absicht so zu sein. Er wirkte wie ein romantisches, verzaubertes Stückchen Erde, auf dem Magie selbstverständlich sein mochte. Ich dachte jedes Mal, wenn es Elfen wirklich gibt, dann findet man sie hier.
Dementsprechend fingen meine Gedanken an zu rotieren. Ich stellte mir den Garten als einen magischen Ort vor, einen Ort, an dem Dinge passieren konnten, der den Zugang zu fremden Welten ermöglichte. Theodor und Theresa waren von Anfang an dabei. Jedoch machte ich aus Theresa anfangs eine Elfe, die unerkannt unter den Menschen lebte, weil sie sich in Theodor verliebt hatte. Ich dichtete eine Nichte dazu, die ihren Sommer bei Theodor verbrachte und hinter das Geheimnis der beiden kam. Aber irgendwie kam ich damit nie so richtig weiter.
Zuerst definierte ich die Sache mit dem Tor. Ich entschied mich dafür, ein richtiges Tor zu verwenden, ebenjene Gartenpforte, die der Geschichte schließlich den Titel verlieh. Um sie noch ungewöhnlicher zu machen, setzte ich sie zusätzlich mitten in den Garten und nicht dorthin, wo Gartenpforten für gewöhnlich sind, nämlich im Zaun, der den Garten umgibt.
Aber das reichte noch nicht. Ich wollte der Geschichte insgesamt eine ganz andere Stimmung verpassen. Es sollte nicht so märchenhaft, sondern eher unheimlich-mysteriös werden. Also musste das mit den Elfen wieder raus. Und dann hatte ich die Idee, die ich am Ende auch genauso umgesetzt habe. Das Gartentor war keine tolle Möglichkeit, sondern eine Gefahr für jeden, der ihm nahe kam, der verrückt genug war, es zu öffnen. Und damit das auch für jeden Leser klar wurde, brauchte ich ein Opfer. Deshalb ließ ich Theresa in dem Tor verschwinden. Um das Ganze noch geheimnisvoller und spannender zu gestalten, schrieb ich die Geschichte wie einen Rückblick. Theodor erhält dreißig Jahre später Besuch von seiner Nichte (könnte aber auch ein Neffe sein…) und erzählt ihr (oder ihm…) die wahre Geschichte. Das gab mir am Ende die Möglichkeit, nach dem ersten Höhepunkt, nämlich Theresas Verschwinden, noch einen draufzusetzen, so dass Theresa nicht das einzige Opfer des unheimlichen Gartentors bleibt.
Ich habe die Geschichte auf Bookrix hochgeladen und sie dann noch einmal überarbeitet, weil ich immer noch Makel entdeckte. Mittlerweile bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich entschieden habe, dass sie fertig ist.
Diese Geschichte wurde vom net-Verlag für die Anthologie „Geheimnisvolle Weltentore“ angenommen. Als ob das nicht schon Belohnung genug wäre, hat die Geschichte außerdem den 1. Platz als beste Einsendung zu dieser Ausschreibung gewonnen und mir als Preis ein Buchpaket aus dem Angebot des net-Verlages beschert. Wenn ich bedenke, wie viel Energie ich in die Geschichte gesteckt habe, ist mir diese Ehrung ganz besonders viel wert.
Märchen, 2011
Wenn man sich einen Überblick über meine Werke schafft, dann tanzt dieser Text etwas aus der Reihe. Anderes Genre, anderes Thema, andere Sprache, witziger Grundton und ein Happy End.
Von alleine wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, eine solche Geschichte zu schreiben. Ich tat es, weil ich damit an dem monatlich stattfindenden Gruppenwettbewerb der BX-Gruppe „Neu bei Bookrix“ teilnehmen wollte. Im Monat Dezember war das Thema natürlich „Weihnachten“. Es gab allerdings einen Haken: Die Geschichte musste die folgenden drei Begriffe enthalten, und zwar Stromrechnung, Katzenfutter und Bankräuber. Zunächst dachte ich, das würde nichts werden. Doch dann fing ich an zu schreiben und hatte erstaunlich schnell den Text genauso fertig, wie er hier und heute nachzulesen ist. Inklusive Ausdenken, Aufschreiben und Überarbeiten hatte ich nur einen einzigen Tag gebraucht – mein persönlicher Rekord.
Der Trick bei einer Geschichte nach solchen engen Vorgaben ist der, es natürlich wirken zu lassen. Die Pflichtbegriffe müssen sich in die Handlung einfügen, sie dürfen nicht „draufgepappt“ wirken. Ich entschied mich, die Begriffe wörtlich zu nehmen und sie tatsächlich in der Form vorkommen zu lassen, wie sie gemeint waren.
Bei mir erhält also der Weihnachtsmann tatsächlich eine Rechnung über den verbrauchten Strom, den er für die modernisierte Geschenkefabrik einfach mal vom Stromnetz der Menschen abgezwackt hat. Er hat ein Haustier, einen Kater namens Ruprecht (!), der es so liebt, auf dem Schlitten des Weihnachtsmannes mitzufahren, und weil diese Fahrt um die ganze Welt ja recht lange dauert, findet sich immer ein Vorrat Katzenfutter an Bord. Natürlich. Schließlich habe ich aus dem Weihnachtsmann ohne sein Wissen einen Bankräuber gemacht. Er weiß nämlich nur, dass er das nötige Geld auf einer Bank erhält. Woher das Geld auf der Bank kommt, weiß er nicht und kommt auch nicht auf die Idee, das mal in Erfahrung zu bringen.
Ich habe die Geschichte schon einer größeren Gruppe von Menschen mit einem Durchschnittsalter von wohlwollenden 45 Jahren vorgelesen, die allesamt sehr angetan waren und mehrere Male herzhaft gelacht haben.
Ich reichte den Text also zum Gruppenwettbewerb ein und konnte mich am Ende nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem anderen Beitrag (den ich persönlich auch super fand, der aber nun mein Konkurrent war) über den 3. Platz und einen Amazon-Gutschein über 20 EUR freuen (die ich für Märchenbücher zum Vorlesen für meine Jungs ausgab).
Zum großen BX-Wettbewerb „Crazy Christmas“ reichte ich die Geschichte auch ein und erreichte am Ende immerhin die Top 10.
Außerdem habe ich sie zu einer Ausschreibung eingereicht, bei der weihnachtliche Märchen für Kinder gesucht werden. Ich bin mir nicht sicher, ob der Text wirklich zielgruppengerecht ist, doch ich las ihn neulich meinen fünfjährigen Söhnen vor und sie fanden ihn sehr lustig (am besten fanden sie, dass der Weihnachtsmann sich als Clown verkleidet). Das Ergebnis dieser Ausschreibung steht noch aus.
Horror, 2012
Nach Frau Hegel hatte ich eigentlich nicht vor, so schnell wieder eine Geschichte mit Vampiren zu schreiben. Doch der Januar-Gruppenwettbewerb bei „Neu bei Bookrix“ hatte genau dies zum Thema. Es sollte eine Vampirgeschichte sein, die außerdem noch zwingend die drei Begriffe Keksdose, Schneeverwehung und Schwerelosigkeit enthalten musste.
Nur drei Tage später hatte ich meine kleine Gruselgeschichte fertig. In Sachen Vampiren hat es in den letzten Jahren dank der Hypes um Twilight und Co. eine Entwicklung gegeben, die mir nicht gefallen hat. Vampire verloren ihr düsteres, unheimliches, mysteriöses Image, das ursprünglich geprägt war von Gewalt, Blut und mehr oder weniger offener Erotik. Sie wurden zu ewig jungen Teenagern, die sich in hübsche, schüchterne Menschenmädchen verlieben. Sie entsagten ihrer wahren Natur und lebten „vegetarisch“, sie ernährten sich, wenn überhaupt, von Tierblut. Menschenblut tranken nur noch die bösen Vampire. Und das Schlimmste von allen: Sie bewegen sich auch bei Tag gefahrlos durch die Welt. Sie glitzern golden im Sonnenlicht. Mir fehlt das Gefährliche, das Hässliche, das Magische. Die modernen Vampire sind massentauglich geworden, ihnen fehlt der Biss, sie sind menschlich und verweichlicht.
Ich dachte mir, wenn ich schon eine Geschichte über Vampire schreiben sollte, dann eine, die sich am „alten Bild“ orientiert. Mein Vampir sollte nicht wunderschön sein, nicht der heiße begehrenswerte Typ, mit dem man gerne mal einen Kaffee trinken gehen möchte. Mein Vampir sollte Furcht einflößend, hypnotisch, gefährlich und blutdürstig wirken. In meiner Geschichte sollte es auch eine eindeutige Opfer-Täter-Beziehung, eine klare Trennungslinie zwischen Jäger und Beute geben. Es sollte Blut fließen.
Zudem beschloss ich, die Geschichte aus Sicht des Opfers, jedoch nicht aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Aus Sicht des Opfers deshalb, weil der Vampir dann noch fremdartiger und unheimlicher wirken würde. Nicht aus der Ich-Perspektive, sondern aus der personalen Erzählperspektive, weil ich allgemein nicht so gern aus der Ich-Perspektive schreibe und weil ich finde, dass diese Erzählperspektive grundsätzlich nicht funktioniert, wenn die Person, die als Ich-Erzähler fungiert, am Ende stirbt.
Oops, jetzt habe ich das Ende verraten! Aber ich sagte ja bereits weiter oben, dass ich eine eher klassische Vampirgeschichte schreiben wollte, und da stirbt am Ende doch eigentlich immer jemand: das Opfer oder der Vampir.
Science Fiction, 2012
Wieder war ein Bookrix-Wettbewerb der Anlass. Diesmal der Wettbewerb „Sand im Zeitmaschinengetriebe“. Gesucht wurden Kurzgeschichten, die sich mit dem Thema Zeitreisen, in welcher Form auch immer, auseinandersetzen.
Das Thema reizte mich sehr und ich hatte ziemlich schnell die Grundidee konstruiert:
Ein junger Mann reist in die Vergangenheit, verliebt sich in eine Frau, die von ihm schwanger wird. Als er in seine Zeit zurückkehrt, erfährt er, dass diese Frau seine eigene Mutter war und dass er sich selbst gezeugt hat.
Klingt ziemlich verrückt? Ist es auch. Keine Ahnung, ob das rein medizinisch möglich ist. Überprüfen lässt es sich ohnehin nicht, denn wie wir alle wissen, gibt es keine Zeitreisen. Ich dachte mir einfach, dass es rein logisch möglich sein muss, vorausgesetzt, ich habe alles genau durchdacht und einen lückenlosen Plot gebastelt.
Die drei Hauptfiguren hatte ich mir recht zügig ausgedacht. Da gab es den Zeitreisenden Sven, Professor Wilming, der die Zeitmaschine gebaut hat und Sven in die Vergangenheit schickt und Monika, Svens große Liebe in der Vergangenheit.
Ich brauchte ein bisschen, um alles logisch und spannend aufzubauen. Auch am Ende schraubte ich ziemlich lange herum, denn ich wollte, dass die Geschichte mit einem richtigen Twist endet und der Leser bis zum Schluss nicht von allein darauf kommen soll, in welcher Beziehung Sven und Monika wirklich zueinander stehen.
Als ich die Geschichte schon zum Wettbewerb angemeldet hatte und die ersten Kommentare eintrudelten, wies mich ein Freund (an dieser Stelle vielen Dank an Creator) auf einen Satz hin, der das Ende verriet. Ich änderte diesen Satz noch einmal ab. Tatsächlich zeigten mir die Kommentare zur Geschichte von da an, dass diese Änderung richtig war. Viele Leser waren richtig verblüfft und teilweise geschockt.
Ach, das gefällt mir. Genau diese Reaktionen wollte ich erreichen.
In dem Wettbewerb schaffte ich es am Ende der Pokalvergabe auf Rang 6. Dafür hatte ich mich aber richtig ins Zeug legen müssen, habe Werbung gemacht, wo immer es ging. Leider ging ich am Ende doch leer aus. Eine Jury hatte aus den zehn Beiträgen mit den meisten Pokalen und fünf weiteren so genannten Wildcard-Kandidaten die drei besten Geschichten ausgewählt. Meine erhielt leider von keinem einzigen Juroren auch nur einen mickrigen Punkt. Ich gebe zu, dass mich das sehr enttäuscht hat, denn ich hatte diesmal ein richtig gutes Gefühl. Ich hatte wirklich mehr erwartet. Nun ja, über Rückschläge muss man hinwegkommen. Mittlerweile konzentriere ich mich wieder mehr auf Ausschreibungen und Wettbewerbe außerhalb von Bookrix.
Außerdem hielt mich das niederschmetternde Ergebnis des Zeitreise-Wettbewerbs nicht davon ab, auch diese Geschichte zu einem Magazin zu schicken, das sich auf Science Fiction spezialisiert hat und mehrmals pro Jahr ein Heft und zusätzlich Anthologien herausbringt. Ich erhielt die Zusage, dass meine Geschichte eingehend geprüft werden würde, habe aber noch keine endgültige Zu- oder Absage erhalten. Weil es den Herausgebern dieses Magazins wichtig ist, dass eingereichte Beiträge noch nicht veröffentlicht worden sind, habe ich das Buch auf Bookrix vorerst auf „Nur für Freunde“ eingestellt und behalte mir vor, es eventuell ganz von Bookrix zu entfernen.
Märchen, 2011
Geschrieben habe ich dieses Märchen bereits Ende 2011. Es entstand ganz gezielt für eine Ausschreibung eines kleinen Verlages, der eine Anthologie mit Märchen veröffentlichen wollte, die die alten Grimms-Märchen neu erzählten. Der Titel der Ausschreibung lautete „Vom bösen Rotkäppchen und dem lieben Wolf“. Das inspirierte mich direkt zu dem hier vorliegenden Märchen.
Ich drehte den Spieß einfach um. Nicht das liebe, unschuldige Rotkäppchen, das singend durch den Wald spaziert und auf den Wolf hereinfällt, ist hier das Opfer. Nein, es ist die Täterin und der Wolf wird zum Retter in der Not, der aber leider zu spät kommt. Tragische Geschichte.
Ich wählte einen eher düsteren, gruseligen Erzählstil, denn es waren ausdrücklich Märchen für erwachsene Leser gesucht worden. Gleichzeitig versuchte ich, bestimmte Floskeln und Wörter zu verwenden, die typisch für Märchen sind. Ich machte aus dem Märchen eine Art düstere Legende, die sich die Leute noch Generationen später erzählen. Das Schreiben dieser Geschichte fiel mir erstaunlich leicht und machte mir eine Menge Spaß. So viel Spaß, dass es nicht das letzte Märchen der Gebrüder Grimm sein sollte, das ich neu erfand.
Von der Herausgeberin erhielt ich leider eine Absage, aber eine sehr nette. Sie hatte unheimlich viele Beiträge erhalten (und wahrscheinlich besonders viele zum Rotkäppchen), weshalb sie meinen nicht mehr berücksichtigen konnte. Aber sie empfahl mir eine andere Ausschreibung beim art&words Verlag, der ebenfalls eine Märchen-Anthologie plante. Passenderweise hieß sie „Wenn das die Grimms wüssten“ und war anlässlich des 200jährigen Jubiläums der berühmten Märchensammlung geplant.
Dort hatte ich dann Erfolg und freue mich nun über die Veröffentlichung meines Rotkäppchen-Märchens zusammen mit 85 weiteren Märchen. Die eBook-Version liegt mir bereits vor, die Printausgabe soll Ende April/Anfang Mai erscheinen. Mein Märchen trägt hier übrigens den Titel "Vom Mädchen mit der roten Kappe", weil der Herausgeber das mehr "Grimms-like" fand. Mir gefällt dieser kürzere Titel aber tatsächlich auch.
Mystery, 2012
Die Urfassung entstand bereits 1993, als ich im Alter von 16 Jahren meine ersten Schreibversuche unternahm. Die Grundidee war simpel: Ein Mann baut nach seltsamen Bauplänen eine besondere Treppe, die ihm ein Tor an einen anderen Ort öffnet.
Als ich meine alten Notizen beim Aufräumen wieder fand, beschloss ich, basierend auf dieser ersten Version eine neue Geschichte zu schreiben.
Ich erfand meinen Protagonisten völlig neu, gab ihm mehr Charakter, eine Persönlichkeit, eine Hintergrundgeschichte. Ich verlieh auch seiner Schwester Susanne eine eigene Persönlichkeit, denn in der ersten Fassung war sie nichts weiter als die Person, die Martins Treppe am nächsten Tag fand.
Auch die Umstände, wie Martin an die Baupläne für seine Treppe gelangt, erfand ich komplett neu. Ursprünglich hatte er sie beim Aufräumen des Dachbodens seines Hauses gefunden. Jetzt entdeckt er sie beim „Urban Exploring“ in einem leer stehenden alten Wohnhaus.
Ich wollte schon, dass die Geschichte einen unheimlichen Touch abbekommt, ohne zu gruselig zu werden. Gleichzeitig wollte ich das Ende ganz bewusst sehr offen gestalten. Ich habe das Wort „Tor“ kein einziges Mal verwendet und nur durch Andeutungen klar gemacht, worauf es hinausläuft.
Auf die Idee mit dem Urban Exploring hatte mich meine Schwester gebracht, die dieses schräge Hobby selbst eine Zeitlang betrieben hatte. Sie war damals in leer stehende Krankenhäuser und Schwimmbäder eingedrungen, hatte mir darüber erzählt und Fotos gezeigt und ich fand es total gruselig und dachte von Anfang an, dass das ja wohl das perfekte Setting für eine spannende Horrorgeschichte sein würde. Hier spielt Urban Exploring zwar nur eine Nebenrolle, doch ich fand es so schön passend, um die Geschichte starten zu lassen.
Der Anlass, die Geschichte neu zu schreiben, war übrigens (wieder einmal) ein Wettbewerb, diesmal in der Bookrix-Gruppe „Kurzgeschichten“ mit dem Wettbewerbsthema „Tor“. Andere Teilnehmer hatten das Thema mit Fußballgeschichten oder Jenseits-Erfahrungen interpretiert. Mir fiel sofort meine Treppengeschichte wieder ein. Also schrieb ich sie endlich auf und nahm teil.
Manche Leser bemängelten, dass ich so gar nichts über das Dahinter preisgegeben hätte. Ganz ehrlich: ich weiß selbst nicht, wie es dort aussieht und wer oder was Martin dort erwartet. Ist es dort schöner? Besser? Oder doch gefährlicher? Tödlich? Keine Ahnung. Es lag nie in meiner Absicht, diesen Teil der Geschichte zu erzählen. Mir ging es darum, wie Martin diese Möglichkeit in den Schoß gelegt bekommt und was er daraus macht. Darum, dass er diesen entscheidenden Schritt wirklich geht, ohne selbst zu wissen, was ihn auf der anderen Seite erwartet. Weil ihn hier nichts mehr hält, weil er hier seinen Platz nicht gefunden hat und weiß, dass er ihn niemals finden wird.
Eine Leserin witzelte schon, ich hätte es aber ganz schön mit den Toren. Das mag stimmen. Ich finde diese Thematik wirklich sehr faszinierend. Man kann so viel daraus machen und noch dazu in alle möglichen Genre-Richtungen. Kann gut sein, dass dies nicht meine letzte Geschichte gewesen ist, in der ein Tor eine wichtige Rolle spielt.
Märchen, 2012
Mein Spaß beim Neu-Interpretieren des Märchens vom Rotkäppchen und der Erfolg, den ich damit bei der Anthologie „Wenn das die Grimms wüssten“ hatte, motivierten mich, mir weitere Märchen der Gebrüder Grimm vorzuknöpfen und sie auf Neuschreib-Potential abzuklopfen.
Schneewittchen ist mein zweiter Streich geworden. Ich wählte – wie schon bei Rotkäppchen – wieder eine märchentypische Sprache, gestaltete das Ganze aber auch wieder erwachsenentauglich und weniger für Kinder geeignet.
Natürlich drehte ich auch hier wieder den Spieß um und machte aus der bösen Stiefmutter eine Freundin und Verbündete von Schneewittchen, die mit ihr unter einer Decke steckt.
In meinem Märchen vom Schneewittchen sind die sieben Zwerge die wahren Bösewichte. Bei mir jedoch handelt es sich nicht um Zwerge, sondern um ausgewachsene, bärtige, gefährliche Räuber, die sich „Die Sieben“ nennen und das Königreich unsicher machen. Die Stiefkönigin tüftelt den raffinierten Plan aus, den die mutige Prinzessin Schneewittchen in die Tat umsetzt.
Ich habe einige bekannte Elemente übernommen und auf meine eigene Art in die Geschichte eingewebt. So wird der berühmte Spiegel der Stiefkönigin nur in einem Nebensatz erwähnt und der vergiftete Apfel wird zum Apfelmus, das wiederum dem Anführer der Sieben zum Verhängnis wird.
Auf den gläsernen Sarg und die anderen Zaubertricks hingegen verzichtete ich ganz. Bei mir braucht es zum perfekten Glück auch keinen Prinzen, der fesche Jägersmann passt doch sowieso viel besser zu Schneewittchen, die sich ohnehin sehr gut selbst zu helfen weiß.
Auch das Schreiben dieses Märchens hat mir einen Mordsspaß bereitet. Ich überlege schon, welches Märchen als nächstes umgekrempelt wird. Eine Leserin bescheinigte mir „ein Händchen“ dafür. Wer weiß? Vielleicht habe ich irgendwann genug Stoff für mein eigenes Märchenbuch zusammen?
Horror, 2012
Ich habe es wieder getan: Ich habe wieder eine Geschichte geschrieben, in der Vampire vorkommen. Ausschlag dazu gab eine Ausschreibung des noch sehr neuen Art Skript Phantastik Verlages, der ich einfach nicht widerstehen konnte. Das Thema war „Vampire Cocktail“ und gesucht wurden Kurzgeschichten, die dem Genre Urban Fantasy/Horror zugeordnet werden können und in denen (logisch) Vampire und Cocktails eine Rolle spielen.
Ende April startete ich meine Reha-Maßnahme in Bad Orb. Ich nahm mein Laptop mit und nutzte die viele Freizeit, die ich dort abends und zwischen den Anwendungen hatte, um meinen Beitrag für diese Ausschreibung aufzuschreiben.
Die Grundidee hatte ich schnell: Harry ist Vampir und Besitzer der beliebten Cocktailbar „Bloody Harry“, in der er regelmäßig die sogenannte Bucket of Blood Party exklusiv für Vampire veranstaltet. Dann wird in die Cocktails menschliches Blut gemischt. Dummerweise stattet ihm eine äußerst attraktive Lebensmittelkontrolleurin kurz vor dem Beginn der nächsten Party einen unangekündigten Kontrollbesuch ab. Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem Harry kämpfen muss.
Ich nahm mir viel Zeit zum Überarbeiten, las mir den Text selbst wieder und wieder laut vor, weil ich so am schnellsten merkte, wo sich Worte wiederholen oder der Text aus sonstigen Gründen holperig klingt. Ich stellte auch ein wenig Online-Recherche an darüber, wie Lebensmittelkontrolleure eigentlich arbeiten, denn dieser Part sollte möglichst nicht an den Haaren herbeigezogen klingen.
Natürlich siedelte ich das ganze Setting wieder im Rhein-Main-Gebiet an, diesmal direkt in Frankfurt am Main. Schließlich musste die Stadt groß genug sein, um eine ganze Vampirszene glaubwürdig beherbergen zu können.
Außerdem würzte ich das Ganze mit einem Schuss Ironie und einer Dosis Erotik.
Was soll ich sagen? Ich hatte Erfolg! Die Anthologie „Vampire Cocktail“ erscheint im Sommer 2012 im Art Skript Phantastik Verlag und wird neben meinem Beitrag 15 weitere Geschichten enthalten.
Diese Geschichte ist momentan leider noch nicht online zu lesen, da ich das Erscheinen der Anthologie abwarten muss. Immerhin soll sie nur bisher unveröffentlichte Texte enthalten. Ich hole das aber eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nach.
Im Nachhinein glaube ich, dass genau die Ironie und gewisse Erotik dafür gesorgt haben, dass mein Text angenommen wurde. Ich lasse meine Vampire, allen voran Barbesitzer Harry, glaubwürdig und gefährlich erscheinen, die sich selbst aber gleichzeitig nicht zu ernst nehmen. Und das Wichtigste: sie sind echte Vampire, die Blut trinken und sich vor Sonnenlicht in Acht nehmen müssen. Sie sind so, wie ich Vampire mag, aber dennoch modern.
Geht doch!
Grusel-Märchen, 2012
Das unglaublich traurige Märchen „Vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern“ des dänischen Dichters Hans-Christian Andersen ist weltberühmt. Ich las es zum ersten Mal, als ich noch ein Kind war und war immer total frustriert darüber, wie das Märchen endete: das kleine Mädchen stirbt in der Kälte.
Seit ich Gefallen daran gefunden habe, bekannte Märchen neu zu erzählen und ihnen meinen eigenen düsteren Stempel aufzudrücken, erinnerte ich mich wieder an dieses frustrierende Gefühl, das das Märchen in mir ausgelöst hatte. Ich beschloss also, dem kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern die Möglichkeit auf Rache zu schenken. Dass dabei nichts herauskommt, was man schon Kindern vorlesen kann, war klar.
Mein Märchen ist im Grunde ein Sequel. Es fängt da an, wo das Original aufhört: Straßenfeger finden den Leichnam des Mädchens und sorgen dafür, dass er wenigstens ordentlich bestattet wird. Ein Jahr später manifestiert sich in derselben Gasse der Geist des Mädchens, das sich mit seinen Schwefelhölzern auf den Weg macht, um sich an den zwei Menschen zu rächen, die vor allem Schuld an seinem Tod waren: dem reichen Kaufmann Jakob Tørstedt, der das Mädchen einst abwies und auf die Straße stieß und dem Vater des Mädchens, der es verprügelte, wenn es, ohne etwas verkauft zu haben, nach Hause kam. Der Kaufmann ist als erster dran, danach der Vater.
Ich habe die Geschichte auf Bookrix hochgeladen und damit am Juni-Wettbewerb der Kurzgeschichtengruppe teilgenommen, die diesmal Geschichten zum Thema „Fegefeuer“ suchte. Mir war klar, dass das Feuer in meiner Geschichte nicht unbedingt etwas mit dem reinigenden, erlösenden, biblischen Fegefeuer zu tun hat. Doch tut es am Ende seine Wirkung, denn der Geist des Mädchens wird durch seinen Einsatz erlöst.
Ich gewann den Wettbewerb nicht und landete am Ende auf Platz 7 von 15, also ziemlich genau in der Mitte. Das Ergebnis war mir aber auch diesmal nicht so wichtig. Viel mehr interessierte mich das Feedback der Leser, die man automatisch hat, wenn man an so einem Wettbewerb teilnimmt. Bis Ende Juli warte ich weitere Kommentare ab, dann mache ich mich an die Überarbeitung, denn (selbstverständlich) ich habe vor, auch dieses Märchen zu einer Ausschreibung einzusenden. Ausgerichtet wird sie vom Machandel-Verlag, der eine Anthologie mit neu erzählten Märchen von Andersen speziell für Erwachsene herausbringen will. Ich glaube, mein Grusel-Märchen passt da thematisch sehr gut hinein. Wie es ausgeht, werde ich an dieser Stelle gern verraten. Das wird aber noch dauern, denn diese Ausschreibung endet erst am 31. Dezember 2012.
Horror, August 2012
Ein Wettbewerb auf Bookrix inspirierte mich zu dieser Horrorgeschichte, die alle gängigen Klischees erfüllt, die man von einer Backwood-Slasher-Geschichte erwartet. Das Thema des Wettbewerbs lautete „Reise in eine fremde Welt“. Die meisten Teilnehmer schrieben etwas über exotische Länder, Gedankenreisen in die Vergangenheit oder Abenteuer in Fantasy-Welten. Zunächst wollte mir überhaupt nichts einfallen, doch als noch eine Ausschreibung über Bookrix mit dem Titel „Sarturia Macabre II“ startete, bei der möglichst makabre Horrorgeschichten gesucht wurden, war die Idee plötzlich da.
Crystal Creek ist der Name eines abgelegenen kleinen Ortes irgendwo draußen in Kalifornien oder Nevada am Fuß der Rocky Mountains. Tobias und Sylvia sind ein deutsches Pärchen, das mit dem Mietwagen unterwegs ist und Sylvia findet das windschiefe Hinweisschild interessant genug, ihren Freund zu überreden, vom Weg abzubiegen und dem staubigen Pfad zu folgen. Am Ende finden sie eine verlassene Bergarbeitersiedlung und den Eingang zu einer mysteriösen Höhle. Als Tobias seine Sylvia für einen Moment allein lässt, passiert das Unvermeidbare: Sie verschwindet spurlos und alles deutet darauf hin, dass sie von jemandem oder etwas ins Innere der Höhle verschleppt wurde. Dumm, dass Tobias panische Angst vor Höhlen und dunklen, engen Räumen hat. Doch diese Ängste muss er überwinden, wenn er seine Freundin retten will.
Zum Schreiben dieser gemeinen kleinen Geschichte rief ich mir Erinnerungen an meinen letzten USA-Trip zurück ins Gedächtnis. Damals war ich mit meinem jetzigen Ehemann in einem Mietwagen unterwegs und unser Weg führte uns auch durch die Gegend, in der ich „Crystal Creek“ angesiedelt habe. Ich versuchte, die Umgebung so authentisch wie möglich zu beschreiben, damit es sich für den Leser echt anfühlte. Natürlich ist uns damals nichts Schlimmes passiert. Wir fuhren durch den Yosemite Park, verließen ihn auf der westlichen Seite und erreichten kurz nach Sonnenuntergang das Städtchen Merced, wo wir uns ein Zimmer in einem Best Western Hotel nahmen. Den Horror musste ich also dazu erfinden und das erste, woran ich dachte, waren eben jene Backwood-Slasher-Filme, die ich selbst hin und wieder gern gucke.
Backwood-Slasher ist die Bezeichnung für diese typisch amerikanischen Horrorfilme, in denen grundsätzlich immer eine Gruppe junger, gut aussehender Menschen in eine abgelegene Gegend gerät und dort einem einzelnen Irren oder einer ganzen Truppe Kettensägen schwingender Kannibalen zum Opfer fällt.
Genau das macht den Reiz dieser Stories aus: Man kennt das Muster, man weiß, was gleich passiert und man ahnt, dass maximal einer aus der Gruppe es schafft, der Hölle zu entkommen (meist eine junge Frau). Aber man will wissen, auf welche Weise jeder Einzelne umkommt, in welcher Reihenfolge und ob und wie die Bösen vielleicht doch besiegt werden.
Ich habe einige dieser Klischees übernommen und in meine Touristen-Gruselgeschichte übertragen. Da hätten wir die einsame Gegend irgendwo im Nirgendwo, das junge, gut aussehende Pärchen, die gruselige Höhle, die verlassene Siedlung. Ein merkwürdiges Kind taucht auch noch auf und unsere zwei Protagonisten machen die typischen Fehler: sie gehen getrennte Wege, sie betreten nicht einladend aussehende Stätten und sie übersehen die offensichtlichen Warnhinweise. Ach ja, am Ende könnte man glauben, alles sei nur ein böser Traum gewesen. Könnte man. Aber vielleicht war es ja doch kein Traum?
„Willkommen in Crystal Creek“ schnitt erstaunlich erfolgreich in dem Wettbewerb ab und konnte am Ende Platz 4 ergattern. Wichtiger jedoch war der Erfolg, den ich bei der Ausschreibung zur Anthologie „Sarturia Macabre II“ hatte. Der Herausgeber Christian Sauff verriet mir, dass mein Beitrag zu seinen drei Favoriten gehört hätte. Leider wurde aus dieser Veröffentlichung am Ende nichts. Sauff und der Sarturia Verlag beendeten ihre Zusammenarbeit. Der Verlag wollte die Anthologie zwar trotzdem herausbringen, doch hätte ich mich einerseits neu bewerben müssen und andererseits sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich besser mit Constantin Sauff mitgehen sollte.
Letzten Endes bin ich bei Sauff (der sich mittlerweile das Pseudonym Dupien verpasst hat) gelandet, doch um eventuellen rechtlichen Konsequenzen vorzubeugen, entschieden wir gemeinsam, doch nicht „Crystal Creek“ in seine Anthologie aufzunehmen, sondern die Geschichte, die ich hier als nächste vorstelle.
„Willkommen in Crystal Creek“ ist schließlich in meiner eigenen Anthologie „Zwischenstopp – Dunkle Geschichten“ gelandet, die ich als Self-Publisher im März 2013 veröffentlicht habe.
Mystery-Thriller, Januar 2013
Marie Kehrer mag ihr Leben nicht besonders. Erst in der virtuellen Welt, wo sie attraktiv ist und vor einem Flirt nicht davonläuft, blüht sie auf. Doch wer ist der geheimnisvolle Fremde, der sich in Dämonengestalt an sie heranmacht und sie unbedingt im wahren Leben treffen will? Marie wagt ein gefährliches Experiment.
So lautet der Klappentext zu meiner ersten Krimi-Kurzgeschichte. Ich nenne diese Geschichte Krimi, weil ich sie anlässlich eines Bookrix-Wettbewerbs geschrieben habe, bei dem es um Krimis unter dem Motto „Verdacht auf Mord“ geht. Ich habe den Text ganz bewusst gleich in der Kategorie Thriller eingeordnet, denn eigentlich passt er dort besser hin. Erste Kommentare fielen erstaunlich positiv aus, denn ganz ehrlich: ich bin nicht so richtig zufrieden mit dieser Geschichte.
Die ursprüngliche Idee entstand schon vor gut zwei Jahren, als ich selbst noch aktiv in der virtuellen Welt von Second Life unterwegs war. Ich wollte eine unheimliche Geschichte erzählen, in der eine junge Frau jemanden in Second Life kennenlernt, der ihr im realen Leben zur Bedrohung wird. Sie weiß sich nicht anders zu helfen, als sich als ihre unsympathische Nachbarin auszugeben, die schließlich dem Psychopathen zum Opfer fällt. In „Blind Date“ habe ich diese Idee endlich in Worte gekleidet, ausgeschmückt und – für den Krimi-Aspekt – noch die Polizei eingebaut, die am Ende auftaucht und versucht, den makabren Fall zu lösen. Natürlich durfte bei mir das übernatürliche, unheimliche Element nicht fehlen. Es tritt hier in Gestalt des leibhaftigen Dämons Deumus Akatash auf, der in der virtuellen Welt nach wohlschmeckenden Seelen verzweifelter junger Menschen sucht, die er nach eigener Aussage fressen will.
Trotz meiner umfangreichen Vorkenntnisse, was virtuelle Welten betrifft, bedurfte es auch bei dieser Geschichte einiger Recherchearbeit, um das Erzählte authentisch zu gestalten. Da ich wieder einmal das Rhein-Main-Gebiet als Ort des Geschehens auswählte (im Prinzip Dietzenbach, auch wenn die Stadt nicht namentlich erwähnt wird), musste ich wissen, wo die Kripo herkommt, die im Mordfall die Ermittlungen aufnimmt. Eine Kripo Dietzenbach gibt es nämlich nicht. Die nächste zuständige Kriminalpolizei ist die in Offenbach.
Als nächstes brauchte ich Infos darüber, wie mit schwer traumatisierten Zeugen von Gewaltverbrechen umgegangen wird. So kam ich an die Organisation „Weißer Ring“, in der sich Psychologen und andere Spezialisten zusammengetan haben, um genau solchen Betroffenen Hilfestellung zu geben. Der Weiße Ring wird zwar nur in einem Nebensatz erwähnt, doch es hilft, das Leseerlebnis glaubhaft und lebensecht zu machen.
Dann googelte ich nach typischen Dämonennamen und wurde fündig. Im Internet existieren ganze Lexika, die sich nur dieser Thematik verschrieben haben. Ich wählte schließlich aus einer ganzen Liste von „offiziellen“ Dämonennamen die zwei aus, die von der Bedeutung her meinem seelenfressenden Dämon am nächsten kamen. So hieß der Antagonist am Ende „Deumus Akatash“. Deumus soll demnach ein Dämon sein, der sich von den Seelen der Menschen ernährt – was hätte besser gepasst? Auch der Nachname Akatash passt gut: Dieser Dämon ist einfach einer, der Böses verursacht. Außerdem klingt er gut, wie ich finde.
Schließlich grübelte ich eine Weile, wie ich das mit der virtuellen Welt am elegantesten löse. Ich konnte sie schlecht „Second Life“ nennen, schon aus markenrechtlichen Gründen. Ich überlegte mir verschiedene alternative Namen und kam am Ende auf „Beyond Reality“. Das war klangvoll und sagte genau das aus, was sich dahinter verbarg: eine fremde Welt fernab der Realität. Ich schrieb die Geschichte nieder und vereinfachte die Beschreibung der Steuerung innerhalb von Beyond Reality bei jeder Überarbeitung ein bisschen mehr. Schließlich kann ich nicht voraussetzen, dass jeder Leser dieses Thrillers weiß, wie das funktioniert mit diesen virtuellen Welten. Andererseits wollte ich auch nicht zu viele Erklärungen und Informationen in den Text packen. Er sollte auch für „Unwissende“ verständlich sein.
Ich hoffe, dass mir das gelungen ist.
Im Bookrix-Wettbewerb schaffte ich es wieder einmal in die Juryauswahl. Für eine Top-3-Platzierung reichte es dann aber leider nicht mehr.
Dennoch erlebte auch diese Geschichte ein Happy End: Constantin Sauff, Herausgeber der Anthologie „Mängelexemplare und andere makabre Geschichten“, bat mich, mein „Blind Date“ aufnehmen zu dürfen. Ursprünglich als Notlösung gedacht, siehe „Willkommen in Crystal Creek“, merkten wir beide bald, dass „Blind Date“ perfekt in die Anthologie hineinpasste. Das Buch erscheint zwar erst Ende Juni 2013, doch gab es zur Leipziger Buchmesse im März 2013 bereits eine limitierte Sonderauflage, die sich verkaufte wie geschnitten Brot. Und ein paar ausgewählte Blogs veröffentlichten wahnsinnig gute Rezensionen, in denen mein Beitrag zum Teil direkt erwähnt und gelobt wurde.
Der Cyberthriller ist außerdem vorgemerkt für meinen zweiten Kurzgeschichtenband „Dunkle Geschichten“.
Thriller, Juni 2013
Ein Fahrstuhl. Zwei Männer, die sich nie zuvor begegnet sind. Dann geht das Licht aus, und der Fahrstuhl bleibt stecken.
Das ist die Ausgangsidee für meinen Kurzthriller gewesen. Wieder einmal war ein Wettbewerb der Auslöser, dieses Mal veranstaltet von neobooks.com, der Plattform für Indie-Autoren und Freizeit-Schriftsteller vom Drömer & Knaur Verlag. Das Wettbewerbsthema lautete „Wenn es dunkel wird“. Gesucht wurden Kurzthriller mit einer maximalen Länge von 20.000 Zeichen. Das ist nicht viel, aber kurz kann ich gut.
Wochenlang stolperte ich immer wieder über den Wettbewerb, doch so richtig wollte mir dazu nichts Passendes einfallen. Aber das Bild vom steckengebliebenen Fahrstuhl tauchte von Anfang an in meinem Kopf auf, wenn ich über das Thema nachdachte. Ich schaute mir eines Tages die Klappentexte der bereits eingereichten Beiträge genauer an, um herauszufinden, ob andere Teilnehmer auch schon so schlau gewesen waren und einen Fahrstuhl als Ort des Geschehens ausgewählt hatten. Hatte aber tatsächlich keiner. Ganz viele hatten diese Szenarien verarbeitet:
- Protagonist erwacht an einem ihm unbekannten Ort und sieht sich einer Gefahr ausgesetzt
- Protagonist wird von Alpträumen verfolgt, die sich als Wahrheit herausstellen
- Protagonist ist allein im Dunkeln unterwegs, vorzugsweise in einem einsamen Wald, wo er/sie von jemandem/etwas bedroht wird
Kein Fahrstuhl. Selbst das Szenario „Stromausfall“ wurde von ganz wenigen aufgegriffen, dabei empfand ich es doch als so nahe liegend. So weit, so gut.
Nächste Herausforderung: Es wurden Thriller gesucht, keine Horrorgeschichten. Demnach durfte es sich bei der Gefahr nicht um etwas Übernatürliches handeln. Dämonen, Monster und sonstige paranormale Plagegeister schieden also von vornherein aus. Zum ersten Mal, seit ich schreibe, musste ich einen menschlichen Feind erschaffen.
So entstand mein unheimlicher Fahrstuhlmitfahrer „Kapuze“. Der Protagonist Frank nennt ihn die ganze Geschichte hindurch so, weil er seinen echten Namen nie erfährt (der Leser übrigens auch nicht, so viel darf ich verraten).
Das Setting war eigentlich klar: Ein Fahrstuhl. Man kann man den Schauplatz einer Geschichte kaum mehr einschränken. Doch ich wollte den Schauplatz selbst schon als so unangenehm und bedrohlich beschreiben, dass der Leser vom ersten Satz an ahnen sollte, dass da drin gleich etwas wirklich Schlimmes passieren wird. Also durfte es kein sauberer, eleganter Fahrstuhl in einem modernen, klinisch-reinen Hochhaus sein. Stattdessen wählte ich einen stinkenden, dreckigen, vollgeschmierten Fahrstuhl in einem ebenso widerlichen Plattenbau. Diesen Plattenbau stellte ich nach Frankfurt-Sossenheim, nachdem ich meine Frankfurter Kollegen ausgefragt hatte, in welchem Stadtteil es denn besonders hässliche Plattenbauten mit Fahrstuhl geben würde.
Und Redrum? Bei dem einen oder anderen mag es klingeln. Ja, richtig. Der Titel ist eine Anspielung auf Stephen King. Mein Protagonist Frank ist nämlich wegen King in dem Gebäude. Er sammelt seltene, signierte Bücher und hat im Internet die signierte Erstausgabe von „Shining“ erworben. Und der Begriff „Redrum“ stammt aus jenem Roman. In meiner Geschichte wohnt der Verkäufer des Buches in ebenjenem Plattenbau und Frank möchte nicht, dass das wertvolle Stück per Post verschickt wird, sondern will es persönlich abholen. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie Frank bald feststellen muss.
Seit der Veröffentlichung Anfang Juni 2013 habe ich schon einige positive Rezensionen von Lesern erhalten. Aber nun bin ich erst einmal gespannt darauf, was die mit dem deutschen Thriller-Bestsellerautor Sebastian Fitzek hochkarätig besetzte Jury zu meinem Kurzthriller sagen wird. Die Jury will nämlich angeblich in JEDEN Beitrag reinschauen, um die besten Beiträge auszuwählen. Die Preise, die es zu gewinnen gibt, sind auch ziemlich cool. Noch cooler aber wäre es, von einem wie Fitzek persönlich eine Rezension zu erhalten…
Texte: © Jana Oltersdorff
Bildmaterialien: © Cisco Ripac / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 23.04.2012
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