Cover


Es verDICHTET sich


glaubt mir


dass jeder tag
mir nicht auf hilft
und quält
auch wenn

ihr nicht seht…

glaubt mir
auch wenn
ihr die schultern
zuckt und

nicht seht

und ihr fragt
wo mein gott
nun ist
den ihr

nicht seht?


glaubt mir
dass auch ich
nicht sehe
aber glaube

Aus „wieder mal dunkel“
März 2011


Der Winter




Überleben



Im Schnee die Raben
hocken und haben
für sich verwendet
was über Nacht verendet.

Dezember 2010 auf einer Schneewanderung


Hase auf dem Eis


Wie ist dem Hasen heiß:
die Pfoten sind auf Eis!
Kein schnelles Können hilft ihm jetzt,
auch nicht, dass er sich auf die Pfoten setzt!
Mit Hirn und allen seinen Sinnen -
rutscht Lampe auf dem Bauch von hinnen

Bei einem eiskalten Morgen-Lauf im Jänner 2011




Faschingskrapfen

Hefedeich,
alle gleich,
uffgeblase,
hoch die Nase:
„sind mer lecker!“
Immer kecker,
Hiffenmark,
des ist stark:
Honig für’s Volk?
Durchschaut nit den Ulk?
Rum um es Maul -
des merkt nit, wie faul
des alles scho’ is’,
solang ’s ne ner frisst!
Is der Krapfe verbrennt,
damit’s kenner kennt:
Zucker noch druff –
so fällt des net uff!
Im Zuckergewand
Der Politikerstand –
So sicht er sich gern,
schaut weiß aus vo’ fern…
Wenn es Volk se na draut
Und richtich drauf haut,
na breggld (bröckelt) er ab,
der scheinheiliche Papp…


Verurteilt



wenn
gewalt
von gesicherten
podesten aus
„verurteilt“ wird

hört dann
gewalt
schlagartig
auf oder schlägt
man

jenen
die opfer sind
nochmals
ins Gesicht –
hauptsache,
gewissen beruhigt!
Juli 2011


Verdrängung…



Dein Lachen hängt noch in der Türe
und auf der Treppe sitzt
der Satz „du hast doch mich“
beschützend und verschmitzt.

Und Deinen Schritt kann ich
im Flur noch hören -
zeigst Deinen Schmerz mir nicht,
ich könnt’ es schwören…

In Erinnerung an September 09

 


relativ klein



... - - - kleine Welt
in der die Bananen aus Chile
ruckzuck im Supermarkt landen und der Kakao -
aber klein
soll die Welt nicht sein, wenn
Flüchtlinge kommen und
Vulkane ausbrechen und mit
Asche die kleine Welt stören oder
die Erfindungen der Menschheit zu
abgesägten Ästen werden,
auf denen der ach so große Mensch in
seiner kleinen Welt sitzt und immer noch nicht
anfängt zu begreifen, wie
mächtig die Natur ist und wie
- erbärmlich - klein - der - mensch"

Mai 2010


beten



Auf die Füße fällt immer denen
auf der anderen Seite die Welt

wenn wir sie weiter mit Füßen treten
und
nicht
mehr
beten
April 2011


menschliche intelligenz



menschliche intelligenz
schafft es,
fleischmehl an pflanzenfresser
zu verfüttern
und
getreidemehl an fleischfresser


menschliche intelligenz
reibt sich verwundert
die augen weil
natur sich an vorausberechnungen
nicht hält, füllt weiter
weizen und mais in autotanks und

menschliche intelligenz
kann
ernsthaft dies
sogar jenen erklären,
die heute
verhungert sind

April 2011


der Frühling


nur



nur
der aufbrechende
frühling
hält mich lebend

nur
das immer wieder
aufbrechen
meiner uralten
geranien
sagt mir
fast vorwurfsvoll
„weitermachen“

nur… - - -




Der Abendkampf



So richtig nett
Wär’s schon im Bett,
doch erst noch mal
auf jeden Fall:
ins Bad, die Zähne pflegen,
Anti-Age-Maske auf legen,
und was der Mensch dort
sonst am stillen Ort…
zu machen hat.
Jedoch: die Scheibe matt,
Reiswaffelkrümel, leere Tasse,
wie ich ihn hasse
diesen Abend-Krampf,
den „noch-ins-Bett-geh-Kampf“!

Für frische Luft die Fenster auf!!!
Ich breche noch mal auf
Zum späten Hundegassi!!!
Bei Regen ohne Spassi!!!
30 Minuten Pflicht und Härme
Trennen mich von Sofa-Wärme...


Auf dem Weg ins Schlafenszimmer,
am Ende sitz ich immer
ganz fit schlaflos in Unterfranken,
am Bettrand voll Gedanken….
Und plane mit Ernst und sehr durchdacht,
wie frau das morgen anders macht!
Der Mond will dazu gar nichts sagen:
- ich plan das seit 365 Tagen! -


Morgenstund’


Mit der Tasse um die Wette
Strahlt mein Kaffee und ich hätte
keine großen and’ren Sorgen,
wär’ Nachmittag, nicht erst der Morgen,
in meiner Tasse Fünf-Uhr-Tee
und ich über Tages-Kummer steh’!

aus "wieder mal dunkel" 2010

Ameisen-Achtung


über Ameisen läßt sich sagen,
dass sie ganz leicht sehr Schweres tragen
können
und dazu rennen!

Das kann ich nicht,
ich kleiner Wicht -

Mai 2011





Der Sommer

 


Sommer leben



Grasgedichte über Sommerwegen
nach dem Regen
Farben legen

aus Regenbogen
am Horizont gezogen
aus Erde und Himmel Kräfte gesogen

Schmetterlings Lachen
zu meinem machen
verrückte Sachen

den Schnecken erzählen -
mich nicht mehr quälen
- Kirschen schälen

auf Pflaumen warten
und MEINEN Garten
- Lebens-ARTen

Juli 2011


Frauenquote



So fühlt frau sich richtig klein:
mann führt eigens eine Quote ein
um SIE zu etablieren,
huldvoll lässt MANN sie spüren,
dass er für SIE zur Seite rückt,
weil ihr ohne Quote gar nichts glückt.
Dank gönnerhafter Mine
fährt SIE auf der Quotenschiene
im Sonderzug zum Quotenplatz –
sind Männer nicht ein Schatz???




Küchengrausamkeiten


Die Zwiebel geschnitten –
Sie hat es erlitten.

Die Sahne geschlagen –
Sie hat es ertragen

Den Knoblauch zerdrückt –
Hat ihn gar nicht beglückt.

Den Kaffee gemahlen, gebrüht!
Da! Das Ei! Es entflieht!

So sehr es auch rennt:
Es wird doch getrennt.

Verkocht, gebraten, geklopft, flambiert,
die Schlacht ist geschlagen – es wird serviert.

Um fürstlich zu schmausen
Herrscht in Küchen das Grausen!

Damit uns das Übrige nicht verdirbt:
Ins Gefrierfach, wo es den Kältetod stirbt!

Juli 2011

Der Herbst

 


Wann?



Ich sehe ihn schon auf den Ästen sitzen
Die Farbpalette auf dem Schoß.
Noch ist er am Pinsel spitzen –
Doch Morgen schon legt er wohl los.

Beim alten Ahorn fängt er an
Und dann geht er zum Apfelbaum.
Nicht jeder liebt das, was er kann,
das stört den Guten aber kaum…

In aller Ruh sieht er dem Sommer zu
Wie der die Hitze im Gepäck verstaut,
dreht sich noch um „tschüss, Du“,
und vor den Häusern riecht’s nach Kraut,

Nach Erde und nach Rüben,
die Luft ist frisch wo keine Sonne wärmt.
Jetzt sitzt er in der Birke drüben,
wo eine 1. Klasse spielt und lärmt.

Die Farbpalette auf dem Schoß
Träumt er von seinem Farbenspiel,
doch Morgen schon legt er wohl los
- und fragt gar nicht, ob ich das will?!


November



Mit spirrligen, kahlen Fingern
deutet die Trauerweide mir an,
wie ich von nun an
frösteln werde und weiß nicht,
dass ich meinen Gedanken heißen, schwedischen Tee gekocht habe
meiner Seele ein paar Ohrenschützer
aus Schokolade aufgesetzt,
und einen Schal aus
bunten Sommerfarben gestrickt habe
und dass ich meine traurigen Gedanken zwischen Hundeohren im weichen Fell vergrabe
Sie glaubt mir nicht,
die Alte und zischt blattlos und faucht
und bläst mir ins Gesicht
wenn ich jeden Tag wieder vor die Haustür
trete, um frischen Atem zu holen

 

für mein Leben

November 2009

Die Mitte


Mitten in die Geschäftigkeit
quillt aus dem Kirchenraum
dunkle Feierlichkeit –
trifft Leben den Tod am Mantelsaum.

Mitten in „Ampeln auf Grün“
und „Öffnungszeit“
schreiten sie langsam zum Friedhof hin,
auf den Gesichtern Ewigkeit.

Mitten im Lärm der großen Stadt
zieht ein letztes Geleit
hin wo’s Ewige Ruhe hat –
vom Zwang des Lebens befreit.

Mitten im brodelnden Leben
treten zum Grabrand hervor
die sich Halt noch und Stütze geben,
ein Lied von Vollendung im Ohr.



Mitten ins Leben zurück
streuen die dunklen Punkte sich
hinein ins „menschliche“ Glück
mit ernstem Gruß an dich und mich.

Mitten im Leben ein anderer Takt
zum Lied, ein großer, zarter Hauch
trifft uns – so hoffe ich – unverzagt
eines Tages dann auch - - -

Am 28. Januar 2011




Dezember-Traum



Den Schnee hat er schon mal bestellt,
in großen Wolken wird er angefahren.
Und macht ein Stückchen dieser Welt
Zu Bildern, weißen, stillen, klaren…

Dezember schaut ins Land am Morgen
Und seufzt, denn anderswo soll er
Die Schneelast nicht besorgen
Und manchmal ist die Vielfalt ihm zu schwer.

In Schnee die Erde einzuhüllen,
davon kann er nur wieder träumen.
Es geht ja nicht nach seinem Willen –
Er stippt den Schnee von kleinen Bäumen

Und setzt sich auf die weiße Bank.
Zückt den Notizblock und Kalender:
Er liest dort – Gott sei Dank –
Wohin Orangenblüten soll’n und Oleander

Er klaut der Marktfrau einen Pfefferkuchen
Und bricht dann auf obwohl es schlaucht –
Er muss ja noch zusammensuchen,
was in Südafrika er braucht.

Aus „Jahreszeiten“ Dezember 2010


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wenn leben - - - geht?

es geht
um mein Leben
das geht – oder bleibt
nicht um
das leben aufgeblähter
wirtschaft und
ihren aufgeblähten
machern –
Sie werden platzen
und sich
noch wundern darüber

wie leben geht
ohne Zurück

März 2011

 

Impressum

Texte: Texte und Innenbilder Alexandra Heinrich
Tag der Veröffentlichung: 02.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für meine Kinder Gabriel, Agnes, Raphaela und Ingeborg

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