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Die Uhr tickte.
Ich wartete auf Bill. Er war zu spät, wie immer eigentlich. Wir sind beide richtige Trödler deshalb stört es nicht wenn einer mal zu spät dran ist, denn dann treffen wir uns ohne dass der andere lange warten muss.
Nur heute ist es seltsam, ich selbst hatte eine halbe stunde Verspätung, aber Bill war noch nicht da. Er hätte eigentlich da sein müssen. Er ist immer vor mir da.
Ich sehe wie die Menschen an mir vorbeiziehen, von einem Ort zum nächsten. Und ich merke nicht wie die Minuten zu Stunden werden. Erst als es spät am abend ist merke ich wie kalt es inzwischen geworden ist und ich ziehe meinen dünnen Mantel enger um meine Schultern.
Sieht ganz so aus als ob ich sitzen gelassen wurde.
Ich ärgere mich kurz darüber. Dann klingelt mein Telefon. Es ist Pete. Keine Ahnung wer das ist, wohl ein flüchtiger Bekannter. Fragt ob ich nicht lust hätte ihn und ein paar seiner Freunde zu treffen. Warum nicht, willige ich ein.
In fünf minuten an diesem neuen Sceneclub? Klar.
Ich kann diesen Club nicht ausstehen, trotzdem hole ich meinen Spiegel hervor und ziehe meine Lippen nach. Mein Mund schimmert jetzt dunkelrosa. Noch einmal überprüfe ich mein Aussehen. Alles ok.
Zehn Minuten später bin ich am Club. Pete erwartet mich schon. Seine Freunde sind schon vorgegangen sagt er.
In dem Club schlägt uns eine Wolke zu lauter Musik und zu viel Rauch entgegen. Noch ein grund warum ich Clubs nicht mag, sie sind immer total zugequalmt.
Ich bin nicht gegens rauchen, es stört mich nur wenns in geschlossenene Räumen passiert. Das ist alles.
Ich bestelle einen Mochito. Der Barkeeper lächelt mir zu. Ich ignoriere ihn und nippe an meinem Drink. Pete redet auf mich ein. Ich höre ihm nicht zu.
Warum ist Bill nicht gekommen?

Das frage ich mich, obwohl ich die Antwort doch längst kenne.
Ich lasse Pete stehen und fange an auf der Tanzfläche herumzuwandern.
Mein Glas ist leer, ich beschliesse zu gehen.
Ein kühler Wind ist aufgezogen und ich muss eine viertel stunde auf den Bus warten.
Was warte ich auch so lange und kaufe mir nicht endlich ein Auto?
Ich sitze im Bus, meine Stirn habe ich an das kühle Glas der Scheibe gepresst. Ich fühle mich leer. Was ist nur los mit mir?


Den nächsten Moment erlebe ich nicht mehr, merke nur noch wie ich weggerissen werde.
In den Nachrichten wird es heissen ein Laster habe den Bus gerammt, der Fahrer sei betrunken gewesen.
Es gab keine Toten, nur mehrere Schwerverletzte.
Nein, eine Tote gab es.
Mich.
Oder war ich nicht schon vorher tot und mein Körper ist meinem Geist erst jetzt gefolgt?
So muss Bill sich gefühlt haben, als er mit 150 Sachen gegen eine Leitplanke geknallt ist. So einfach weggerissen.
Ich denke nicht mehr, fühle nur noch die Wärme die in mir aufsteigt.
Da vorne wartet bill schon auf mich um mich in die arme zu schliessen.
Ja, jetzt bin ich glücklich.

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Tag der Veröffentlichung: 10.10.2012

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