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Kapitel 1



Casandra wachte schweißgebadet auf, wie jede Nacht seid nun genau 4 Jahren. Allerdings war der Alptraum dieses Mal etwas anders.
Ihr Vater starb als sie dreizehn war. Seid ihrem vierzehnten Geburtstag verfolgte sie nun jede Nacht der selbe Traum.

Sie geht ins Badezimmer, plötzlich entdeckt sie den Körper ihres Vaters in der Badewanne.
Als sie zu ihrem Vater läuft, bemerkt sie dass es nur der Leichnam ihres Vaters ist. Er ist ganz und gar mit Eiswürfeln bedeckt.
Plötzlich erhebt sich der Leichnam und läuft auf sie zu. Er nimmt sie in den Arm und flüstert ihr ins Ohr: Erfülle dein Schicksal! Doch heute sagte ihr Vater noch etwas anderes: Du musst nach Sizilien, dort wirst du die Wahrheit über dich erfahren!

Sie überlegte was das ganze für einen Sinn hat, aber sie kam einfach nicht darauf. Casandra hatte noch nie jemandem von ihrem
Traum erzählt. Nun entschloss sie, es ihrem besten Freund André anzuvertrauen, und ihn um Rat zu fragen. Sie stieg unter die Dusche um den Schweiß abzuwaschen. Sie zog sich an und machte sich auf den Weg zu André.
Als sie vor André´s Tür stand überlegte sie noch einmal kurz, ob es nicht doch lächerlich sei, dann aber klingelte sie.
André kam total überrascht an die Tür. "So früh hatte ich dich nicht erwartet."
"Wieso, hatten wir denn etwas ausgemacht?" fragte sie ebenso überrascht. Er kam auf sie zu und umarmte sie.
"Alles liebe zu deinem achtzehnten Geburtstag!"
Oh Gott, den hatte sie ja vor lauter Verwirrung ganz vergessen. Sie mochte ihren Geburtstag nicht besonders, aber André musste sie ja jetzt daran erinnern.
"Danke, aber deswegen bin ich nicht hier, ich würde gerne mit dir reden."
"Klar Süße komm doch rein" gab er zurück.
Er war wirklich ein toller Freund, er war einfach immer für sie da. Casandra setzte sich auf das Sofa.
"Was ist denn so wichtig, dass du am frühen morgen mit mir reden musst?"
Casandra wurde rot, sie wusste nicht genau wie sie anfangen sollte. Mit irgend jemanden, musste sie aber jetzt darüber reden. Der Traum war einfach zu merkwürdig,und André war genau der Richtige für solche seltsamen Sachen. Er war voll und ganz davon überzeugt, dass es Hexen und sowas alles gibt. Vodoo begeisterte ihn am meisten. Ausprobiert, hatte er es natürlich noch nicht. Dafür hatte er viel zu viel Respekt vor dem Übersinnlichen. Also erzählte sie ihm nun die ganze Geschichte.
"Nun ja, das ist nicht gewöhnlich" begann er.
"Ich weiß. Ich weiß nur nicht, was dieser Traum zu bedeuten hat."
"Ja das ist doch eindeutig! Du sollst nach Italien fahren."
"Ja aber wieso träume ich ausgerechnet von meinem Vater und das nun seid vier Jahren? Und warum sagt er mir ausgerechnet an meinem achtzehnten Geburtstag, dass ich nach Sizilien soll?"
André überlegte. Dann kam er zu dem Entschluss, dass es sich entweder um einen Wunschtraum handelt oder um den Geist ihres Vaters, der ihr etwas mitteilen will.
"Aber wenn es wirklich der Geist meines Vaters ist, warum liegt er dann in einer Wanne voller Eis?"
"Das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Willst du nicht einmal mit deiner Mutter darüber sprechen?"
Casandra machte große Augen. "Um himmels Willen, das werde ich meiner Mutter nicht antun. Sie leidet sowieso schon wegen des Todes meines Vaters."
"Was bleibt dir denn anderes übrig?"
"Vielleicht sollte ich einfach den Anweisungen in meinem Traum folgen und nach Italien fahren."
Selbst wenn dabei nichts rauskäme, wäre es nicht schlimm, dachte sie nach Dann würde sie das ganze einfach als einen Urlaub ansehen. Aber sie musste dort hin, um diesen bescheuerten und angsteinflösenden Traum los zu werden. Er schaute sie etwas seltsam an und dann nickte er.
"Wir nehmen mein Auto."
"Du willst mit? Hast du denn überhaupt noch Urlaub?"
Er nickte zustimmend "Sogar noch drei Wochen."


Kapitel 2



Casandra schloss die Wohnungstür auf und sah in das erschrockene Gesicht ihrer Mutter.
"Ich hab dich schon gesucht, wo um himmels Willen warst du denn schon so früh?"
"Hallo Mama, tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid gesagt habe. Ich war bei André."
"Schon ok mein Schatz, jetzt komm mal her und lass dich umarmen. Alles gute zum Geburtstag!"
"Danke, das war eigentlich auch der Grund warum ich bei André war. Er hat mir ein ganz tolles Geburtstagsgeschenk gemacht."
Sie hasste es ihre Mutter anzulügen.
"Ja was hat er dir denn geschenkt?"
"Er will heute mit mir nach Italien fahren."
Plötzlich veränderte sich die Miene ihrer Mutter. Aus Neugier wurde Entsetzen.
"Mama, ich bin jetzt 18 Jahre alt und man kann ja nicht immer aus heiterem Himmel nach Italien fahren. André hat noch 3 Wochen Urlaub."
Ihre Mutter schien zu überlegen, dann lief sie in die Küche, holte einen Umschlag und gab ihn Casandra. Sie öffnete den Umschlag. Überrascht sah sie ihre Mutter an.
"Das ist dein Geburtstagsgeschenk. Es war eigentlich nicht dafür gedacht, aber aufhalten kann ich dich ja sowieso nicht, und wenn du schon unbedingt weg willst, dann kannst du das Geld bestimmt gebrauchen."
Casandra fiel ihrer Mutter um den Hals und begann zu weinen. "Danke Mama"
Sie ging in ihr Zimmer und holte einen Reisekoffer hervor. Sie packte alles ein was sie zwischen die Finger bekam. Dann überprüfte sie, ob auch nichts mehr fehlte. Dann ging sie zur Bank und hob die 5000 Euro ab, die sie auf ihrem Konto hatte. In der Bäckerei nahm sie dann noch etwas zu Essen für unterwegs mit. Die Autofahrt würde schließlich lange dauern.
Um 15:00 Uhr war André wie versprochen da. Ihre Mutter redete gerade auf ihn ein, dass er auf sie aufpassen solle. Er beteuerte ihr, dass er sie unversehrt zurück bringen würde und darauf achte, dass sie ihre Mutter regelmäßig anriefe. Nun war es an der Zeit, sich von ihrer Mutter zu verabschieden. Sie umarmten sich und Casandra versprach vorsichtig zu sein. André war ein richtiger Gentleman. Er trug ihren Koffer zum Auto und machte ihr sogar die Autotür auf. Aber anders kannte sie ihn auch nicht. Schon von Anfang an war er so zuvorkommend gewesen. Deswegen mochte sie ihn auch so sehr. Er war einfach nicht wie die anderen Jungs in seinem Alter. Mit 20 sind die meisten eher auf Partys aus. Aber nicht André, er feierte zwar auch gerne aber er trank sich nicht besinnungslos.
Mit ihm konnte man auch einfach nur mal rumsitzen und DVD´s schauen oder über ernste Themen sprechen.
"Los geht´s!" sagte André als er den Koffer verstaut hatte.
"Weißt du überhaupt wie wir fahren müssen?"
"Klar, ich hab mir die Route ausgedruckt."
"Super, dann hast du weiter gedacht als ich." lachte sie.
Während der Fahrt, redeten die beiden über alles Mögliche. Wie zum Beispiel André´s erste Liebe und warum Casandra bis jetzt noch keinen Freund hatte, obwohl ihr alle Jungs zu Füßen lagen. Casandra wollte sich einfach nicht blind in irgendeine Beziehung stürzen. Sie glaubte an die wahre Liebe und sie wollte
den Glauben daran nicht verlieren, weil irgendein Junge meinte, er müsste mit ihr spielen. Deswegen fand sie es besser zu warten.
Als es Abend wurde, bemerkte Casandra dass sie müde wurde. Sie wollte nur kurz die Augen schließen, doch als sie wieder wach wurde, war es finstere Nacht. Erschrocken drehte sie sich zu André, aber er schlief. Er musste irgendwo geparkt haben, weil er zu erschöpft war um weiter zu fahren. Also beschloss sie sich auch noch mal schlafen zu legen. Am nächsten Morgen wurde sie sanft von André geweckt.
"Gut geträumt?"
Verwundert gab sie zu "Ich habe gar nichts geträumt."
Das war das erste Mal seid 4 Jahren, dass sie traumlos geschlafen hatte.
Er lächelte und sagte "Siehst du, dann hast du wohl die richtige Entscheidung getroffen. Übrigens es ist nicht mehr weit. In ca 2 Stunden sind wir an der Faire."
Die Fahrt verging wie im Flug. Am Meer angekommen, stellten sie erst einmal das Auto ab und machten sich auf die Suche nach einem Bistro. Als sie zu Ende gefrühstückt hatten gingen sie zurück zum Auto und passierten nun endlich die Faire nach Sizilien. In Sizilien angekommen, machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Hotel. Das war ganz schön schwierig, die meisten Hotels waren total überteuert. Nach langer Suche fanden sie dann doch noch ein Hotel in Palermo, dass sie sich leisten konnten. Casandra rief ihre Mutter an um ihr zu sagen dass alles ok ist.
André kam gerade aus dem Badezimmer. Er sah richtig gut aus. Muskulös aber auch nicht wie ein Bodybuilder.
Er grinste und sagte "Dir gefällt wohl was du siehst."
Casandra lachte und antwortete "Klar wem würde das nicht gefallen? Ich spring dann auch mal schnell unter die Dusche."
Als beide geduscht und angezogen waren, machten sie sich auf zu dem kleinen Restaurant um die Ecke.
"Was hast du denn eigentlich als nächstes vor?" fragte André.
"Ich habe keine Ahnung, aber immerhin habe ich letzte Nacht nichts geträumt. Vielleicht sollten wir uns morgen früh einfach mal etwas umsehen."
"Wie sie wünschen Frau Niedermeier" gab er mit einem Zwinkern zurück.
Im Restaurant angekommen, bestellten sich beide Pasta und einen Salat. Pappsatt, machten sie sich dann auf den Weg zurück ins Hotel. Casandra sah sich ständig um, weil sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Allerdings konnte sie niemanden entdecken. Das war wohl nur ein Hirngespenst, überlegte sie etwas nervös. Aber sie war froh, als sie wieder in ihrem Hotelzimmer waren. Dort fielen beide sofort hundemüde, von dem ganzen Essen, ins Bett. Es dauerte nicht lange, bis beide
tief und fest schliefen.


Kapitel 3



Diese Nacht hatte sie wieder einen Traum von ihrem Vater. Im Grunde war es der selbe Traum wie all die Jahre zuvor, nur eine Kleinigkeit war dieses mal anders.
Ihr Vater nahm sie wieder in den Arm, aber dieses Mal sagte er zu ihr FINDE DEINEN WEG, GEH ZUR OFFAMILIO KATHEDRALE.
Als sie erschreckt hochfuhr, riss sie André aus dem Schlaf. Dieser schaute zuerst etwas verwirrt, doch dann kam er langsam zu sich.
"Wieder derselbe Traum?"
"Irgendwie schon, nur dieses Mal wollte er dass ich zur offamilio Kathedrale gehe" murmelte Casandra noch halb im Schlaf. Sie kam mit diesen Träumen einfach nicht zurecht. Das ganze war so was von schräg. Aber André war der Meinung, dass sie sich auf die Träume einlassen sollte, also tat sie das auch.
"Weißt du zufällig wo das ist?" fragte sie nun.
"Ja, das ist hier in Palermo. Nicht weit von unserem Hotel. Wir machen uns etwas frisch und dann kann es los gehen."
Casandra nickte. Sie war noch ganz verwirrt von ihrem Traum. Konnte das denn alles wirklich sein oder spielte ihr Verstand ihr einen Streich? Als sie fertig waren, machten sie sich auf den Weg. Es waren wirklich nur 20 Minuten zu Fuß. Es war eine sehr schöne Gegend. Alle Gebäude waren kunstvoll erbaut worden. Sie mussten schon sehr alt sein. Casandra wäre am liebsten an jedem stehen geblieben und hätte jemanden nach der Geschichte der Gebäude gefragt. Doch dann sah sie die Kirche. Sie kam ihr irgendwie bekannt vor, obwohl sie noch nie hier gewesen war.
"Ich glaube ich habe als Kind oft von dieser Kirche geträumt" sagte sie zu André.
Es war einfach alles so absurd. Erst die Träume von ihrem Vater der sie hier her geführt hatte, und jetzt die Kirche von der sie als Kind so oft geträumt hatte.
Die Kirche war wunderschön. Aber erst als sie in die Kirche eintraten, konnten sie die wahre Schönheit entdecken. Die Decke war kunstvoll geschwungen.
Ein Fenster im Dach brachte eine gewisse Eleganz in die Kirche und geschwungene Bögen vervollständigten alles.
"Wow!" brachte André nur heraus.
"Ja es ist wunderschön hier, so schöne Kirchen gibt es in Deutschland nicht!"
Ganz vertieft in die Schönheit der Kirche, bemerkten sie gar nicht, dass sie beobachtet wurden. Erst als der Mann auf sie zu kam, bemerkten sie ihn.
Der Mann stellte sich vor. "Hallo, ich bin curato Ricardo."
Casandra fuhr erschrocken um. Sie grinste den Curato an und stellte sich dann ebenfalls vor.
"Hallo curato, ich bin Casandra und das hier ist André."
"Was führt sie denn in unsere schöne Gegend?" Wollte der Pfarrer wissen.
"Naja das ist etwas kompliziert" gab Casandra zu.
Der Pfarrer starrte sie ungläubig an "Irgendwie kommen sie mir bekannt vor Signora Casandra. Waren sie schon einmal hier?"
"Nein ich war noch nie hier, aber mir kommt das hier auch alles sehr bekannt vor. Wie gesagt das ist etwas kompliziert."
"Wenn ich Ihnen weiter helfen kann, dann tue ich was in meiner Macht steht." sagte der Pfarrer freundlich.
"Um ehrlich zu sein" sagte André jetzt, "wir würden Ihnen die Geschichte gerne erzählen, wenn Sie die Zeit dafür aufbringen können. Vielleicht können Sie uns helfen."
Der Pfarrer nickte und deutete ihnen, dass sie ihm folgen sollen. Im Nebenzimmer angelangt setzten sie sich auf 2 wundervoll gearbeitete Samtstühle. Casandra erzählte dem Pfarrer die ganze Geschichte und beobachtete neugierig
die Gesichtszüge des Pfarrers. Als sie am Ende angelangt war stöhnte der Pfarrer auf "Madre de Dios" brachte er nur heraus. Er schien zu überlegen, was er denn als nächstes sagen könnte. Dann stellte er eine Frage die Casandra fast aus den Socken gehauen hätte.
"Sind sie die Tochter von Peter Niedermeier aus Deutschland?"
André und Casandra starrten sich an. Dann sagte Casandra "Ja, woher kennen Sie meinen Vater und wieso erscheint er mir in meinen Träumen?"
"Nun, ich glaube jetzt bin ich mit den Erklärungen dran" gab der Pfarrer von sich.
"Ihr Vater hat früher in unserem Land gelebt, hier auf Palermo. Er war eine Art Heiliger. Er hat Sizilien bei einem sehr schweren Kampf beigestanden. Nur durch ihn konnten wir die Schlacht gewinnen und somit das Böse von der Insel vertreiben."
Aber das ergibt doch alles gar keinen Sinn. Oder etwa doch? Ihr Verstand arbeitete viel zu schnell. Sie konnte das alles nicht begreifen.
"Aber er war gerade mal 48 Jahre als er starb. Meine Mutter war 20 Jahre mit ihm verheiratet. Wann hätte das denn sein sollen? Und mein Vater hat mir auch nie erzählt, dass er einmal in Italien gelebt hat."
"Ihr Vater ist in Deutschland geboren. An seinem 18. Geburtstag, erschien ihm sein Vater im Traum, genau wie Ihnen. Dann entschloss er sich seinen Träumen nach zu gehen und brach nach Sizilien auf. Er wurde ebenfalls hier in diese Kirche geführt. Ich nahm ihn bei mir auf und er half wo er nur konnte. Ein fabelhafter junger Mann. Dann nahm das Böse überhand und ihr Vater zog in die Schlacht. Da war er gerade mal 20 Jahre alt. Er stellte sich eine Mannschaft zusammen, auch ich zog mit in den Krieg. 3 Jahre hat es gedauert, bis wir das Böse besiegt hatten. Zu diesem Zeitpunkt lernte Peter ihre Mutter kennen, sie machte hier Urlaub. Sie gingen aus,´und endlich hatte Peter wieder einen Grund zum lachen. Sie brachte wieder Sonne in sein Leben. Leider hielt das Glück nur kurz. Ihre Mutter musste wieder zurück nach Deutschland. Peter war sehr traurig, er wollte nichts mehr essen. Er aß und trank nur noch geringste Mengen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und nahm Ihren Vater zur Seite und redete mit ihm. Er erklärte mir, dass es ihm sehr leid tue, aber er nicht mehr an meiner Seite kämpfen könne. Er musste seine große Liebe finden. Also brach er auf nach Deutschland um dort Ihre Mutter zu suchen. Es dauerte fast 4 Jahre bis er sie endlich gefunden hatte. Sie war überglücklich, als Peter zu ihr kam. Auf keinen Fall hätte Ihre Mutter damit gerechnet, dass ihr Geliebter sie suchen würde. Bald darauf fand dann auch schon die Hochzeit statt."
Casandra dachte nach "Ja aber was hat das alles mit mir zu tun?"
Der Pfarrer zog ein nachdenkliches Gesicht und sagte "Ich denke Ihr Vater, hat seine Gabe an Sie weitergegeben. Er will, dass Sie seine Rolle übernehmen."


Kapitel 4



"Was für eine Gabe?" wollte nun André wissen.
"Die Gabe das Böse zu erkennen und zu vernichten." sagte Casandra. Alle beide sahen verwirrt zu ihr.
"Sie wissen es?" fragte der Pfarrer.
"Mein Vater hat mir früher immer gesagt, dass ich eines Tages in der Lage sein werde Gut und Böse zu unterscheiden, und dass ich das Böse besiegen müsse."
An diese Worte konnte sie sich nur all zu gut erinnern, weil sie ihr immer so überaus seltsam vorkamen. Sie erklärte dem Curato, dass sie sich jetzt leider verabschieden
müssen. Sie verabschiedeten sich und gingen.
Den ganzen Weg zum Hotel brachten André und Casandra kein Wort heraus. Sie waren beide total verängstigt. Als sie an einem Supermarkt vorbei liefen, fiel ihnen ein, dass sie ja noch etwas zu Essen kaufen wollten. Sie konnten es sich auf gar keinen Fall leisten jeden Tag in ein Restaurant zu gehen. André trug die Einkaufstüten ins Hotel. In ihrem Zimmer angekommen wäre Casandra am liebsten sofort ins Bett gefallen und hätte den ganzen Tag dort zugebracht. Aber André machte sich die Mühe und bereitete ihr einen köstlichen Salat zu. So hungrig wie sie war konnte sie einfach nicht wiederstehen.
"Danke André. Ich meine für alles, nicht nur für den Salat."
"Nichts zu danken Cassy. Du weißt ich bin immer für dich da. Und um ehrlich zu sein, finde ich das alles sehr spannend."
"Also mir macht es eigentlich nur Angst" gab sie zu.
"Keine Angst, ich werde nicht zulassen dass dir etwas passiert!"
Nun konnte sie sich nicht mehr zurück halten und fiel in André´s Arme und fing an zu weinen. André hielt sie einfach nur fest. Als sie sich langsam wieder beruhigte, schlug er ihr vor in einen Club zu gehen um das alles wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen. Dankbar nickte sie und begann sich aus André´s
Umarmung zu lösen. In dem Club angekommen ging es ihr schon etwas besser. Sie tanzten und lachten miteinander und die ganzen Sorgen der letzten 2 Tage schienen wie weg geblasen.
Was war denn das? Konnte das wirklich sein oder war das gerade nur ein Trugbild?
"Hast du das eben gesehen?" fragte sie André.
"Wo denn?" wollte er wissen.
"Ach nichts, ich hab mich wohl geirrt."
Aber da war es schon wieder. Der Mann dort zog einen dunklen Schatten hinter sich her. Es war kein gewöhnlicher Schatten. Es war als wäre er in Glitzer getaucht. Ein schwarzer, glitzernder Schatten. Und der Schatten schien nicht zu dem Mann zu gehören. Da, der Schatten wanderte zu der Frau.
"Ich glaube ich werde verrückt."
"Warum, was ist denn los Cassy?"
"Da der Schatten, der wandert ständig zwischen den Leuten her."
André folgte Casandra´s Blick. Sie hatte recht. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht.
"Ja tatsächlich, jetzt kann ich es auch sehen."
Gott sei dank. André konnte ihn auch sehen. Sie war doch nicht verrückt. Aber keiner der anderen schien ihn zu bemerken. Es sah aus als versuche der Schatten vor Casandra und André zu flüchten. Sie hörte nicht auf die Stimme in ihrem Kopf, sondern gab ihrem Gefühl nach.
"Schnell wir müssen ihm folgen." schrie sie durch den Lärm der Musik.
Sie rannten dem Schatten hinterher. Als sie aus der Disco raus waren und in einer dunklen Gasse gelandet sind, nahm der Schatten Gestalt an. Er sah aus wie ein Mensch, aber das Gesicht war eine einzige Fratze. Die Iris war rot und die Pupillen waren winzige Schlitze. Aus dem Mund hing eine spitze Zunge die von zwei rassiermesserscharfen Zähnen begleitet wurden. Es hatte eine Glatze die von zwei riesigen, kugelförmigen Ohren begleitet wurde.
Es sah Casandra direkt in die Augen, und fing an zu fauchen. Casandra erschrack und nahm das erste was sie zur Verteidigung benutzen konnte. Mit dem Holzscheid in der Hand rannte sie nun auf das Wesen zu und schlug auf dessen Kopf ein. André war vollkommen schockiert. So brutal kannte er Casandra gar nicht. Vor allem, war er schockiert, dass Casandra so schnell reagieren konnte. Während er noch in einem Schockzustand war, verprügelte sie dieses Ding schon. Er musste ihr unbedingt
helfen. Jetzt griff auch er nach einem Holzscheid und kam seiner Freundin zu Hilfe. Gemeinsam prügelten sie auf das Monster ein, bis es sich nicht mehr bewegte und zu
Boden sank. Es schmolz zu einem schwarzen Fleck der aussah wie Öl.
"Ist es tot?" fragte André.
"Ich denke schon."
"Was sollen wir jetzt machen?"
"Ich habe keine Ahnung! Aber ich bin der Meinung das wir morgen auf jeden Fall noch einmal in die Kirche gehen sollten."
"Ja ok, aber jetzt sollten wir erst einmal in das Hotel zurück gehen und eine Runde schlafen. Das hier war ja nicht gerade der Abend, wie wir ihn uns vorgestellt hatten."
Sie nickte zustimmend. Es war schließlich schon spät und sie war müde. Eine heiße Dusche würde ihr jetzt bestimmt auch gut tun. Aber seit sie dieses Wesen vernichtet hatten, fühlte sie sich irgendwie lebendig. So als ob sie endlich den Sinn ihres Lebens gefunden hätte. Das war doch seltsam. Sie war immer gegen Gewalt, aber als sie dieses Etwas gesehen hatte, konnte sie nicht anders, als auf es einzuprügeln, bis es tot war. Im Hotelzimmer, atmete sie erst einmal langsam ein und aus. Solche verrückte Sachen, mussten natürlich ausgerechnet ihr passieren.
Geduscht und müde schliefen sie nebeneinander ein. Sie umarmten sich herzlich, wie ein altes Liebespaar. Die weitere Nacht verlief ohne Zwischenfälle und ohne Träume.


Kapitel 5



Als sie am nächsten Morgen wach wurde, war André schon am Frühstückstisch.
Er lächelte ihr zu und sagte "Guten Morgen du Kampfratte, setz dich zu mir ich hab Frühstück gemacht."
"Das sieht ja lecker aus. Du hast Glück, dass ich kein Morgenmuffel bin."
Er grinste sie an und schob ihr den Orangensaft hin. Sie nahm einen kräftigen Schluck und aß zwei Brote. Nach dem Frühstück ging sie duschen. Gestärkt und angezogen, machten die beiden sich dann auf denn Weg zur offamilio Kathedrale. Als sie nach curato Ricardo fragten, wurden sie in ein Nebenzimmer gebracht. Der andere Curato starrte sie unentwegt an.
"Kann ich Ihnen helfen?" wollte Casandra wissen. Nun war sie doch etwas nervös.
"Ich wusste, dass Sie eines Tages kommen würden. Ihr Vater hat mir viel von Ihnen erzählt."
"Sie kannten meinen Vater auch? Und woher wussten Sie, dass ich kommen würde?"
"Ja ich kannte Ihren Vater. Wir haben öfter miteinander telefoniert, als er nach Deutschland ging. Es ist ihr Schicksal genau wie das Ihres Freundes."
"Was habe ich denn damit zu tun?" fragte André.
"Curato Ricardo wird Ihnen alles weitere erklären." Mit diesem Satz zog er sich zurück.
Casandra und André schauten sich verwirrt an.
Sie bemerkten noch nicht einmal Curato Ricardo, als er ins Zimmer kam.
"So sollte es sein" bemerkte der Curato.
Beide zuckten zusammen und schauten den Curato mit weit aufgerissenen Augen an.
"Was sollte wie sein?" schoss es beiden wie aus einem Mund.
"Dass ihr euch vertraut. Das sieht man sofort, wenn man euch zwei beobachtet."
Als sich der Curato setzte, fiel sein Blick auf André´s Kette.
"Du hast da eine sehr schöne Kette um."
"Danke, das ist ein Familienerbstück. Das ist schon Jahrhunderte in unserer Familie."
"Ich weiß, ich kenne deine Familie. Deine Großeltern sind sehr enge Freunde."
"Sie kennen meine Großeltern? Leben sie hier in Palermo?"
André kannte seine Großeltern nicht. Seine Eltern hatten ihm nie von seinen Großeltern erzählt. Sie sagten nur, dass sie den Kontakt abgebrochen haben.
"Ja ich kenne deine Großeltern. Sie würden dich sehr gerne kennen lernen. Es tut Ihnen weh zu wissen, dass sie einen Enkel haben, den sie noch nie gesehen haben."
"Ja ich würde sie auch gerne kennen lernen. Wann kann ich sie denn sehen?"
"Immer mit der Ruhe Junge. Zuerst einmal erzählt ihr mir, warum ihr noch einmal her gekommen seid."
Nun übernahm Casandra das Gespräch.
"Nun ja, ich würde gerne mehr von diesem Bösen wissen. Wir haben gestern so eine Art Schatten gesehen der geglitzert hat."
"Um himmels Willen, geht es euch auch gut?"
"Ja uns geht es gut, nur diesem Monster geht es nicht mehr so gut."
"Habt ihr es verletzt?" fragte der Curato nun ganz erstaunt.
"Nun ja, so kann man es nicht sagen. Casandra ist auf das Ding losgestürmt und hat es tot geprügelt" gab André zurück.
"Aber das war nur im Schock, nehme ich an" meldete sich Casandra ganz verlegen "und auch nur mit deiner Hilfe."
"Die hätte sie aber mit Sicherheit nicht benötigt" sagte André lächelnd.
"Nun ja, es hat sich irgendwie in so eine Art Ölpfütze verwandelt. Wie kommt es, dass mir das alles gar keine Angst mehr macht? Gestern Abend war ich noch total verängstigt, aber seit ich dieses Ding gesehen habe, habe ich keine so große Angst mehr.Im Gegenteil, ich hab mich sogar richtig gut dabei gefühlt. Und André schien auch nicht besonders verängstigt zu sein."
"Wie ich euch bereits gestern schon gesagt habe, ist es dein Schicksal. Und zu deinem Schicksal gehört auch dein Freund André."
"Sind wir sowas wie Vampirjäger?"
"So kann man das nicht nennen. Du bist eine Jägerin, aber du jagst keine Vampire. Du jagst das Böse! Das Böse kann in unterschiedlichen Gesichtern auftauchen. Und dein Freund ist dein Beschützer. Das was er ist nennt sich Hüter."
"Ist das dann also gar kein Zufall, dass Casandra und ich uns kennen und gemeinsam hergefahren sind?"
"Nein, das Schicksal hat euch zusammen geführt. Ihr seid dafür bestimmt, deswegen habt ihr auch keine Angst. Deswegen bist du deiner Freundin gestern auch sofort zu Hilfe geeilt, als du dachtest sie wäre in Gefahr. Aber ich muss sagen, ihr nehmt es besser auf als eure Familien."
"Soll das etwa heißen, dass das so eine Art Vererbung ist was wir sind?"
"Ja eure Ur-Ur-Großeltern waren auch schon Jäger und Hüter. Allerdings hat sich André´s Vater geweigert diese Pflicht anzunehmen, deswegen hat sein Großvater diese Pflicht länger ertragen als sonst jemand."
"Und was sollen wir jetzt machen?"
"Nun ja, André du gehst am besten erst einmal zu deinen Großeltern. Dein Großvater kann dir alles genau erklären und wenn du bereit bist diese schwere Verantwortung auf dich zu nehmen, dann wird er dich trainieren und dir alles erklären was du wissen musst. Und Casandra, wenn du bereit bist deine Pflicht zu erfüllen, dann werde ich dich trainieren. Ich weiß, dass das besonders für dich schwierig ist. Du wärst die erste weibliche Jägerin."
"Natürlich bin ich bereit dafür. Ich hab mich gestern das erste mal in meinem Leben richtig gut gefühlt. So als wäre das vernichten dieser Wesen, das worauf mein Körper die ganze Zeit gewartet hat. Ich bin wirklich mehr als bereit."
"Aber es kann natürlich auch sehr gefährlich sein. Ihr müsst beide immer sehr konzentriert sein und euch voll vertrauen können. Der eine kann ohne den anderen nicht sein. Wenn einer von euch auch nur einmal kurz unachtsam ist, dann könnte dass euer beider Leben gefährden."
"Ich vertraue André! Ich würde im jederzeit mein Leben anvertrauen."
André wurde ganz verlegen. So etwas schönes hatte er noch nie zuvor gehört. So etwas aus dem Mund einer Frau zu hören, lässt einen das Herz höher schlagen.
"Ich bin auch bereit und ich würde jederzeit mein Leben geben, um Casandra zu beschützen. Und ich vertraue ihr von ganzem Herzen."
"Dann soll es so sein. André ich bringe Sie jetzt zu ihren Großeltern und heute Abend um 20:00 Uhr treffen wir uns wieder hier. Curato Antonio den Sie vorhin kennen gelernt haben, bereitet in dieser Zeit Sie vor, Casandra. Ich bin bald zurück."
Casandra und André verabschiedeten sich mit einem Küsschen. Etwas unwohl war Ihnen jetzt doch, da sie sich trennen mussten.


Kapitel 6



André´s Großeltern brachen in Tränen aus, als sie ihren Enkelsohn endlich in die Arme schließen konnten. Der Großvater wusste genau, aus welchem Grund sein Enkel nun endlich zu ihnen gekommen war. Er musste jetzt sein Schicksal erfüllen, wovor sein Vater davon gelaufen war. Klar, es war hart, gegen das Böse zu kämpfen. Der Gefahr die auf einen lauert, konnte man nicht immer entwichen. Aber es freute ihn, dass sein Enkelsohn dazu bereit war, diese Last zu tragen. Schließlich muss
jemand für das Gute eintreten. Somit gab André die ersten Unterrichtstunden, damit er lernte ein echter Hüter zu sein. In der Zwischenzeit war Casandra mit einem ganz anderen Training beschäftigt. Zu erst musste sie irgend so ein seltsames Getränk trinken, das ihre Kräfte wachsen lassen sollte. Dieses Zeug hat so bitter geschmeckt, dass sie es nur mit Mühe trinken konnte. Danach hat Curato Ricardo sie zu einem Zweikampf aufgefordert um ihre Fähigkeiten zu testen. Erst war ihr etwas mulmig, schließlich hatte sie noch nie eine Schlägerei. Mal abgesehen von der die sie letzte Nacht mit diesem unheimlichen Wesen hatte. Aber als sich der Curato bereit stellte, war sie voll in ihrem Element.
"Können wir anfangen? " wollte der Curato wissen.
"Klar legen Sie los."
Der Curato stürzte sich auf sie. Sie hat den Schlag gut abwehren können, aber dann stürzte er sich auch schon wieder von hinten auf sie. Auch diesen Schlag parierte sie ohne große Mühe. So ging es eine ganze Zeit lang. Sie parierte immer nur die Schläge, dann aber wollte sie auch einmal angreifen. Sie schloss die Augen, und konzentrierte sich zunächst auf ihre Umgebung, dann machte sie die Aura des Curatos ausfindig. Als sie einen leichten Schein hinter sich bemerkte der langsam auf
sie zu kam, griff sie an. Der Schlag hat gesessen!
"Volltreffer" sie grinste den Curato an, sichtlich stolz auf sich.
"Wow, du bist echt ein Naturtalent! Du gehst ja richtig in deiner Rolle auf, so jemand wie dich hatten wir noch nie. Die meisten, sind bereits nach dem ersten Angriff zu Boden gegangen. Ich glaube nicht, dass ich dir in dieser Hinsicht noch etwas beibringen muss. Wenn es die Situation verlangt, wirst du dich zu Verteidigen wissen."
"Echt, dann war das jetzt das ganze Training?"
"Nein, ich werde dich noch mit Waffen ausstatten. Und natürlich müssen wir uns auch jeden Tag treffen, damit du mir Bericht erstattest, was du gesehen und bekämpft
hast. Außerdem musst du noch lernen wie man verschiedene Greaturen bekämpfen muss. Nicht jede lässt sich mit der selben Waffe bekämpfen."
"Gibt es denn viele verschiedene Monster?"
"Ja es gibt unzählige von diesen Greaturen. Folge mir in den Waffenraum, ich werde dir jetzt die wichtigsten Waffen geben und erklären."
Die beiden gingen in eine riesige Bibliothek. Vor einem edlen Holzschrank blieb der Curato stehen.
Er sah Casandra an und sagte: "Zu diesem Schrank haben nur die reinen Seelen zugriff. Jemand der nicht reinen Herzens ist, der kann diesen Schrank nicht einmal berühren. Deswegen brauchen wir uns keine Gedanken machen, dass unsere Feinde an unsere Waffen gelangen. Jeder der etwas Böses im Schilde führt, wird sofort zu Staub zerfallen, wenn er diesen Schrank berührt."
"Ist das so eine Art böser Zauber?"
"Ja dieser Schrank ist verzaubert, bloß ist dies kein böser Zauber. Er fügt nur dem Bösen Schaden zu."
Als der Curato den Schrank öffnete, fiel Casandra zu aller erst ein Dolch auf. Er war riesig und sehr kunstvoll gearbeitet. Die geschwungene Klinge glänzte schwarz und der Griff hatte eingravierte Worte die richtig leuchteten. Allerdings konnte sie die Worte nicht entziffern. Sie nahm den Dolch in die Hand und begutachtete ihn.
"Was steht denn da drauf?" wollte sie wissen.
"Das ist eine sehr alte Schrift. Sie bedeutet so viel wie Gefangene. Das wird deine wichtigste Waffe sein. Dieser Dolch kann fast jedes Böse Wesen töten. Es saugt sie förmlich aus. Sobald du ein böses Wesen damit triffst wird die böse Aura darin eingefangen und eingeschlossen. Allerdings verwundet es manche nur."
"Und woher weiß ich welches Wesen davon getötet werden kann?"
"Das kannst du nie genau wissen. Aber du kannst es gegen alle einsetzen. Selbst wenn du ein Wesen damit nicht töten kannst, kannst du es immerhin so schwer verletzen, dass es dir wesentlich leichter fällt, ihm den Kopf abzuschlagen."
"Oh, muss ich jedem Wesen den Kopf abschlagen?"
"Leider ja. Selbst wenn du die Aura von ihnen eingefangen hast und sie tot am Boden liegen, musst du ihnen den Kopf abschlagen, damit sie vollständig vernichtet werden. Wenn du dies nicht tust, dann kann sich eine andere Aura aus dem Untergrund darin einnisten."
"Oh, ok."
Der Curato reichte ihr den Dolch wieder mit dem dazu passenden Halfter und außerdem noch ein Schwert. Sie zog das Halfter um und stegte Dolch und Schwert ein.
Jetzt, da sie dieses zusätzliche Gewicht auf ihr spürte, fühlte sie sich fast vollkommen.
"Dein Freund wird in 10 Minuten da sein, wir sollten uns auf den Weg nach oben machen."
"Ich kann es kaum erwarten bis ich Andrè wieder sehe. Ohne ihn komm ich mir irgendwie unvollständig vor."
"Ja das ist normal. Ihr braucht euch gegenseitig um euer Schicksal zu erfüllen, deswegen fühlt ihr euch ohne den anderen unvollständig."
Als sie oben angekommen waren, war André auch schon da. Nun fühlte sie sich wirklich vollständig. Irgendwie fand sie das ganze seltsam aber sie fühlte sich pudelwohl mit ihrer Aufgabe. André erzählte ihr noch schnell von seinen Großeltern, doch dann mussten sie auch schon los. Der Curato wollte sie unterwegs wissen, damit sie sich langsam an
ihre neue Aufgaben gewöhnen konnten. Er gab ihnen noch ein Handy mit, mit dem sie ihn im Notfall erreichen konnten. Sie beschlossen durch die dunklen Straßen zu laufen, und erst einmal ein bisschen Ausschau zu halten. Es dauerte nicht lange bis sich der erste Schatten um die Ecke schlängelte.
André sah Casandra an "Sollen wir dem gleich folgen?"
"Aber natürlich! Dann kann ich gleich mal testen was meine Waffen alles drauf haben."
Sie liefen langsam hinter dem Schatten her und als sich der Schatten materialisierte, ging Casandra direkt auf den Schatten zu. Das Wesen bemerkte sie und drehte sich zu ihr um. Irgendwie sah das Ding aus als würde es sie angrinsen. Doch als Casandra ihren Dolch zog verschwand das Grinsen des Wesens. Es stürzte sich auf sie. Casandra konnte dem Angriff gerade so ausweichen. Aber das Ding griff sie schon wieder an. Als es dann einen Treffer in Casandra´s Gesicht landete, wurde sie sauer. Jetzt war sie an der Reihe anzugreifen. Sie stürmte los, den Dolch bereit zum Stoß. Leider war dieses Ding schnell, doch als es erneut auf sie zu rannte, trat sie ihm direkt in den Magen. Oder was auch sonst bei diesem Wesen dort sein sollte. Es fiel schwer atmend zu Boden und Casandra erkannte ihre Chance und rammte ihm den Dolch in die Brust. Aus dem Wesen kam eine Art schwarzer Nebel, der direkt in den Dolch gesogen wurde.
"Ok, du hast es erledigt. Können wir jetzt weiter gehen?" wollte André wissen.
Doch Casandra zog ihr Schwert.
"Wow, was willst du denn mit dem riesen Schwert?"
"Der Curato sagte wir müssen ihm den Kopf abschlagen."
Noch während sie das sagte hob sie ihr Schwert an, und schlug dem Wesen mit einem kräftigen Schlag den Kopf ab.


Kapitel 7



André drehte sich der Magen um. Er rannte in eine Ecke und übergab sich. Casandra kam lagsam auf ihn zu und lächelte.
"Wie kannst du sowas tun und dann auch noch lächeln?" wollte André wissen.
"Nun ja, um ehrlich zu sein, ich finde es klasse!"
"Du findest das klasse? Was ist nur los mit dir? So gewalttätig kenne ich dich gar nicht."
Sie zuckte die Achseln und ging langsam weiter. "Kommst du dann jetzt? Wir sind noch lange nicht fertig."
André wusch sich den Mund mit seinem Pullover ab und lief Casandra trotzig hinterher. Er wunderte sich wie Casandra in ihrer Rolle aufging. Es ist eine Sache, jemanden oder etwas zu töten, um sich selbst zu schützen. Aber etwas aus purem Vergnügen zu töten war schon etwas ganz anderes. Und leider musste er zugeben, dass es Casandra richtig Spaß gemacht hatte, dieses Wesen zu erstechen und zu köpfen. Wenigstens musste er sich jetzt nicht mehr übergeben. Als der Morgen langsam graute, beschlossen sie zurück zu gehen. Als der Curato die beiden entdeckte, freute er sich, dass sie unversehrt zurück gekommen waren. Er fragte Casandra gleich aus, welche Wesen sie gesehen und vernichtet hatte.
"Es waren solche Wesen, von denen ich Ihnen gestern schon erzählt habe. Insgesamt 4 Stück. Ich habe sie alle erledigt" sagte sie voller Stolz.
"Wow, da hast du ja richtig viele bekämpft. Sonst hast du keine Wesen gesehen?"
"Nein, wie schon gesagt, es waren immer die selben."
"Das ist merkwürdig. Normalerweise sind nicht so viele von denen unterwegs."
"Wir gehen dann mal in unser Hotel zurück, wenn sie uns hier nicht mehr brauchen" mischte sich nun André ein. Er wollte diese schreckliche Nacht einfach vergessen
und sich den Schmutz abwaschen. Aber der Curato protestierte dagegen.
"Wir haben hier noch einige Zimmer frei, da werdet ihr ab jetzt wohnen. Das Geld für ein Hotel könnt ihr euch sparen. Eine Dusche ist am Ende des Flurs, falls ihr duschen wollt. Die Küche liegt gegenüber von meinem Büro. Bedient euch ruhig."
Widerwillig folgte André dem Curato, der sie zu den Zimmern führte. Eigentlich wollte er ja nicht hier bleiben, aber Casandra fand die Idee klasse. Natürlich wollte er sie auch nicht alleine lassen. Die beiden gingen duschen. Danach wollte André eigentlich noch mit Casandra reden, aber diese schlief schon tief und fest, als er in ihr Zimmer kam. Er schloss leise die Tür und ging dann ebenfalls schlafen. Als er mittags wach wurde, beschloss er mit dem Curato zu sprechen. Er ging auf die Suche und als er in die Bibliothek kam, entdeckte einen sehr alten Schrank. Er wollte sich den Schrank genauer ansehen, doch gerade als er ihn aufmachen wollte, kam der Curato zur Tür herein.
"Da sind uralte Waffen drin" begann der Curato. "Suchen Sie nach mir?"
André erschrack sichtlich, als er den Curato sprechen hörte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er zur Tür herein kam.
"Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken."
"Schon ok. Ich habe wirklich nach Ihnen gesucht. Ich wollte mit Ihnen sprechen" dann fügte er leise hinzu "ohne Casandra."
"Was liegt Ihnen denn auf dem Herzen, was Ihre Freundin nicht wissen soll?"
"Nun ja, ich mache mir Sorgen um Casandra. Ich finde sie hat eindeutig zu viel Spaß am töten."
"Es kann schon sein, dass es die ersten Tage so ist. Sie hat jetzt neue Kräfte, die sie austesten will. Das gibt ihr dann ein starkes Gefühl nach Macht. Wenn sich das allerdings nicht in ein paar Tagen legt, sollten Sie noch einmal zu mir kommen, damit wir darüber sprechen."
André nickte, etwas beruhigter war er jetzt schon. Er machte sich auf in Casandra´s Zimmer. Er klopfte an ihre Tür und ging hinein. Sie schlief immer noch.
"Aufstehen Süße! Du musst jetzt mal etwas essen."
Total verschlafen sah sie zu ihm auf. "Wie viel Uhr ist es?" krächzte sie.
"Es ist schon 15 Uhr. Wenn du heute Abend wieder so früh raus willst wie gestern, solltest du jetzt aufstehen und was essen."
Sie setzte sich auf und wusch sich den Schlaf aus den Augen.
"Ok. Ich geh nur noch schnell duschen. Wir treffen uns dann in der Küche."
Als sie in die Küche kam, hatte André schon den Tisch gedeckt. Er zog ihr den Stuhl zurecht, und deutete ihr, dass sie sich setzen solle.
"Schön zu sehen, dass du immer noch der Gentleman bist." sagte sie und zwingerte ihm zu.
Er sagte nichts, sondern stellte ihr einen großen Teller Nudeln mit Tomatensoße und einen Salat hin. Er selbst aß fast gar nichts.
"Hast du keinen Hunger?"
"Nicht wirklich. Ich bin immer noch geschockt, von letzter Nacht. Was war bloß los mit dir?"
"Ich weiß nicht was du meinst" sagte sie und aß genüsslich ihr Essen weiter.
"Du hast dich richtig gefreut, dass du diese ganzen Wesen abschlachten konntest."
"Aber dafür sind wir doch hier."
André gab das Gespräch auf, es war sinnlos weiter mit ihr zu diskutieren.
"Du solltest mal wieder deine Mutter anrufen. Ich habe ihr versprochen, dass du dich regelmäßig melden wirst."
"Ja klar, sobald ich aufgegessen habe."
Damit war das Gespräch beendet. Nachdem sie fertig gegessen und sich die Zähne geputzt hatte, rief sie ihre Mutter wie versprochen an. Sie erzählte ihr wie schön das Wetter doch ist, wie sehr sie ihre Mutter vermisse, und das sie doch länger als erwartet hier sein werde. Ihre Mutter wusste natürlich was los war, immerhin hatte Casandra´s Vater das selbe Schicksal geteilt. Allerdings erwähnte sie dies nicht. Sie hatte zu viel Angst es bestätigt zu bekommen. Stattdessen sagte sie nur, dass Casandra auf sich aufpassen soll. Die beiden verabschiedeten sich und legten auf.
"Hast du Lust etwas zu trainieren?" fragte sie André.
"Ja klar wenn du willst" begegnete er ihr ziemlich lustlos.
Sie machten sich in den Trainingsraum auf, in dem Casandra letzten Abend mit dem Curato trainiert hatte.Casandra reichte ihm ein Schwert, und schon fing sie an ihn anzugreifen. Ihre Schläge waren ziemlich hart. André musste richtig aufpassen, damit Casandra ihm nicht ausversehen ihr Schwert in den Bauch stieß. Nach dem Training aßen die beiden noch zügig ein Sandwich, dann machten sie sich auf die Suche nach dem Curato.
Als sie ihn im Büro entdeckten, rief Casandra ihm zu "Wir gehen dann jetzt raus. Wenn was, ist rufen wir sie an."
Der Curato nickte ihnen zu und machte sich wieder an die Arbeit. Die Nacht verlief bis jetzt ohne Zwischenfälle. Doch als sie sich auf den Weg zurück in die Cathedrale machten, lief ihnen etwas über den Weg, was André den Atem stocken lies. Es war ein bezauberndes Wesen. Es hatte Flügel und ein elfenhaftes Gesicht.
"Hast du das gesehen?" fragte Casandra.
"Ja, es war wunderschön!"
"Schön? Da wartet ein vielversprechender Kampf auf mich und du findest dieses Ding da auch noch schön?"
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. Dann rannte sie dem schönen Wesen hinterher.
Wow, war Casandra schnell geworden. André konnte sie nicht einholen, also lief er mit etwas Abstand hinter ihr her. Das Wesen drehte sich zu Casandra um und lächelte.
"Ciao" sagte das Wesen.
"Jetzt könnt ihr auch noch sprechen?" gab Casandra zurück.
"Oh eine Deutsche. Natürlich können wir sprechen. Aber meistens haben wir keine Lust mit Menschen zu sprechen."
"Na dann mach dich mal auf was gefasst, was dir die Sprache verschlagen lässt."
Sie zog ihren Dolch und stürzte sich dem Wesen entgegen. Aber es war schon weg. Dann hörte sie es hinter sich.
"Das würde ich an deiner Stelle nicht tun."
"Wieso denn nicht?" fragte Casandra sarkastisch.
"Ich gebe dir nur diesen Ratschlag. Entweder du befolgst ihn oder du wirst es bereuen."
Doch Casandra hörte dem Wesen gar nicht mehr zu und stürzte sich erneut auf es. Diesmal blieb das Wesen einfach nur stehen. Endlich kam auch André hinzu. Er sah Casandra, wie sie auf dem Wesen saß, den Dolch zum Stoß bereit, doch das schöne Wesen bließ ihr Rauch in den Mund. Casandra bekam kaum noch Luft und hustete die ganze Zeit. André rannte sofort zu ihr um ihr zu helfen, doch das Wesen war schon verschwunden. Es war als hätte es sich in Luft aufgelöst.
"Alles in Ordnung bei dir?"
"Ja es geht schon wieder."
Sie rappelte sich auf und ging in einen Club.
"Wollten wir nicht nach Hause, in die Cathedrale?"
"Ja, aber ich habe es mir anders überlegt."


Kapitel 8



Im Club war total schlechte Luft, und es wimmelte nur so von Menschen. Casandra schien das allerdings nichts auszumachen. Sie ging an die Bar und bestellte sich einen doppelten Vodka. Total verwirrt ging André ihr nach. Sie trank den Vodka in einem Zug aus.
"Kannst du mir mal bitte erklären was das jetzt soll?"
"Wieso denn? Ich habe halt Lust bekommen zu tanzen."
"Und du denkst jetzt ist der richtige Zeitpunkt?"
"Ja klar! Man muss sich auch mal etwas gönnen."
Mit diesem Satz ging Casandra auf die Tanzfläche. Es dauerte nicht lange und sie wurde von Männern geradezu umzingelt. Es war, als wäre sie ein Magnet, der alle Männer um sie herum anzog. Das ging André ziemlich gegen den Strich. Nicht, dass er eifersüchtig gewesen wäre. Aber er wollte einfach nicht, dass sich seine beste Freundin so zur Schau stellte. Sie lachte und tanzte und im nächsten Augenblick hing sie schon an den Lippen von einem ziemlich brutal wirkenden Mann. Dieser
reichte sie dann weiter an seinen Freund, und Casandra machte das ganze auch noch mit. Schockiert überlegte André was er machen soll. Dann ging er auf Casandra zu und riss sie aus den Fängen der beiden Männer.
"Spinnst du jetzt total? Komm wir gehen nach Hause."
"Ist das da etwa dein Freund?" fragte einer der beiden Männer und grinste dabei.
"Nein, das ist nicht mein Freund. Der will bloß nicht das ich mich amüsiere."
Die Männer zogen Casandra wieder zu sich und blickten André provokant an. Doch André lies nicht locker. Er konnte doch nicht zulassen, dass sie sich diesen Männern ausliefert.
"Ich habe keine Ahnung was mit dir los ist, aber du kommst jetzt sofort mit mir mit."
"Ich glaube das kann sie selbst entscheiden" gab der Mann wieder von sich.
"Nein das kann sie nicht, sonst wäre sie sicher nicht bei jemandem wie dir."
"Denkst du, dass du sie daran hindern kannst bei uns zu bleiben? Ich werde nicht zu lassen, dass du sie mit nimmst!"
Mit diesem Satz bäumte sich der Mann auf und stellte sich vor André. Er holte aus und gab ihm einen Kinnhaken. André reagierte sofort und teilte ebenfalls aus. Es dauerte nicht lange, bis sich alle um die Tanzfläche versammelt hatten. Schließlich wollte keiner etwas von der Schlägerei verpassen. Als der Mann endlich am Boden lag blickte sich André um, um Casandra endlich mit nach Hause zu nehmen. Doch so weit er auch schaute, Casandra war verschwunden. Er sah den anderen Mann
an und fragte ihn wo sie ist. Doch der zuckte nur die Achseln. Nun war André in Panik. Er suchte den ganzen Club ab, aber er konnte sie einfach nicht finden. In den Gassen hinter dem Club war sie auch nicht. Also beschloss er, den Curato um Hilfe zu bitten. So schnell er konnte rannte er zur Cathedrale. Endlich angekommen, entdeckte er auch sofort den Curato. Dieser sah in etwas seltsam an.
"Warum sind Sie denn so außer Atem und warum sind Sie nicht zusammen mit ihrer Freundin gekommen?"
"Ich habe Casandra verloren, als ich..." er wollte dem Curato die Situation erklären, aber er konnte Casandra einfach nicht so verraten. Also schwieg er.
"Signora Casandra ist bereits zu Bett gegangen. Sie war ziemlich müde."
"Sie ist hier? Zum Glück! Ok dann werde ich auch schlafen gehen."
"Ok und morgen reden wir dann über die heutigen Zwischenfälle. So etwas darf nicht noch einmal passieren, es ist einfach zu gefährlich, wenn ihr da draußen allein
unterwegs seid."
"Ja da haben Sie Recht. So etwas darf nicht noch einmal passieren" sagte André grübelnd.
Er verabschiedete sich und ging in sein Zimmer. Totmüde fiel er ins Bett doch er konnte nicht schlafen, er musste die ganze Zeit an Casandra denken. So etwas hatte
sie doch vorher noch nie gemacht. Sie hatte noch nicht einmal einen Freund, und jetzt so etwas. Und dann verschwindet sie auch noch einfach als er sich wegen ihr geprügelt hatte. Das sieht ihr überhaupt nich ähnlich. Er muss morgen auf jeden Fall noch einmal mit ihr sprechen. Dem Curato würde er das aber nicht erzählen. Entweder sie erzählt es dem Curato, oder eben nicht. Nach langem Nachdenken, fiel André dann doch in einen unruhigen Schlaf.
Als er wach wurde ging er in die Küche und machte sich ein Sandwich. Lustlos begann er es zu essen. Er dachte immer noch an letzte Nacht, er konnte es immer noch´nicht fassen, was Casandra da gemacht hatte. In seinen Gedanken vertieft, machte er sich auf zum Curato. Dort erzählte er ihm von der letzten Nacht. Natürlich nur von dem Teil als ihnen das schöne Wesen entwicht ist.
"Bei diesen Elfenartigen Wesen müsst ihr gut aufpassen, die sind sehr schnell und können sehr gefährlich werden. Ihr dürft ihrem Mund auf keinen Fall zu nahe kommen."
Der Curato sprach noch einige Zeit weiter, aber André bekam schon gar nichts mehr mit. Immer noch abwesend nickte André. Schließlich ging er duschen um sich auf die bevorstehende Nacht vorzubereiten. Bis jetzt hatte er Casandra noch nicht gesehen. Naja, spätestens wenn die Tour los geht, würde er sie ja sehen.
Also beschloss er einfach zu warten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010

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