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Vorwort

 

 

Nun, wie jede Geschichte muss auch diese ihren Anfang haben. All die Jahre des Kampfes, der Sklaverei und des ganzen Ärgers nur um am Ende ein Buch zu schreiben? Vor ein paar Jahren hätte ich es noch als überflüssig empfunden Bücher über längst vergangene Tage zu schreiben aber nun? ...Nun bin ich alt geworden und habe erkannt dass es sich nicht lohnt junge Leben in den Tod zu schicken nur weil man vielleicht ein größeres Land oder größeren Reichtum bekommen könnte. Außerdem…ein Buch hält für Ewigkeiten und ein großer Kämpfer…nun ja…nach ein paar Jahren kennt man ihn entweder nicht mehr oder er wird dermaßen hoch gepriesen vom Volk das man ihn nicht mehr kennen möchte. Oft hört man von mächtigen Königen, Fürsten oder einfach nur erfolgreichen Offizieren, aber wann wurden die großen Opfer der Bevölkerung angeprangert? Solange sie gewonnen haben interessierte es niemanden wie viele ihrer tapferen Soldaten gefallen sind oder unter welchen Umständen die meisten von ihnen zum Wehrdienst gebracht wurden. Nein es wird bloß die „Herrlichkeit“ des Adels dargestellt. Ich will gar nicht bestreiten dass auch ein König oder Fürst ein schweres Leben hat, ich durfte es ja selber mit ansehen, aber dennoch bin ich der Meinung dass irgendwann der Machthunger ein Ende haben muss. „Und was ist mit dem Volk?“, ja diese Frage stellen sich viele Wesen aber die traurige Wahrheit ist, dass selbst der Ursprung der Gemeinschaft umstritten ist da er zur Zeit der Entstehung des Zusammenlebens der verschiedenen Völker nicht zu fassen war. Erinnerungen wurden hinterlassen, die zu Legenden wurden, diese verblassten zu bloßen Mythen. Aus diesen Mythen kamen tapfere Meisterkrieger hervor die sich unerschrocken jeder erdenklichen Gefahr stellten, Baumeister die atemberaubende Paläste erschufen die wohl für die Ewigkeit erhalten bleiben und auch Wesen die heutzutage in Vergessenheit geraten sind obwohl sie immer noch ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft sind. Wie bei allem gibt es gute und böse Wesen aber nun ja…das werdet ihr im Laufe der Geschichte schon selbst beurteilen können.

 

 

1. Kapitel

 

 

„Los komm schon du darfst nicht aufgeben…Wenn du jetzt aufgibst bist du so gut wie tot!“, in diesem Moment wo er das zu mir sagte wurde mir erst bewusst wie schlecht es mir doch ging. Am Bauch hatte ich eine Wunde, mein Arm war wie gelähmt und das alles nur weil der Prinz einen Ausflug machen wollte. War doch eigentlich klar, dass die Wälder in diesen Zeiten nicht mehr sicher sind…Vor allem nicht in Anwesenheit des Prinzen. Normalerweise hätten wir ja gar nicht in den Wald gedurft aber naja, wer von euch würde sich schon gerne dem Willen des Prinzen widersetzen und mit den Konsequenzen leben? Ich wischte mir mit dem Ärmel über meine Augen und langsam sah ich wieder wo ich war. Der Prinz saß vor mir und schüttelte mich in der Hoffnung, dass ich wieder zu mir komme. Als ich ein leises Stöhnen von mir gab sah er recht erleichtert aus, „Wird ja auch Zeit, dass du wieder wach wirst, glaubst du du kannst aufstehen?“. Ich nickte leicht und erhob mich mühevoll und bleib schwankend stehen. Er sah mich an“ Du kannst dich kaum selber halten, wie soll ich von dir verlangen den weiten Weg zurück zum Schloss zu laufen?“. Ich sank wieder zurück auf den Boden „ ich werde es schon irgendwie schaffen Herr…“. Er sah mich zweifelnd an und führte sein Pferd zu mir „Los, steig auf… Ich werde dich führen sonst kommst du nicht mehr lebend im Schloss an“. Ich sah ihn zweifelnd an aber sein Blick zeigte, dass er keinen Widerspruch duldete, also erhob ich mich erneut unter größter Anstrengung und kämpfte mich auf sein Pferd hoch, wo ich erneut zusammen sank. Er sah mich betrübt an „ Wir schaffen es, bewege dich einfach nicht mehr sonst verlierst du zu viel Blut“. Er wusste genauso gut wie ich, dass ich als ich ihn gerettet habe, mir einige ernsthafte Wunden zugezogen hatte aber wir hatten keine Zeit um groß darüber zu reden. Bei jedem Schritt den das Pferd machte, wurde die Welt um mich herum dunkler bis ich irgendwann ohnmächtig wurde. Als ich wach wurde war alles schwarz. Wo war ich? was sollte ich tun? Ich beschloss erst einmal abzuwarten und zu horchen ob außer mir noch jemand da ist aber ich hörte nichts. Nach einiger Zeit hörte ich wie durch eine große Entfernung gedämpft die Stimme des Prinzen „Glaubt Ihr sie schafft es?“ , dann hörte ich die Stimme des Hofarztes „Keine Sorge Euer Hoheit, sie wird es schaffen, das Schlimmste ist überstanden“. Nach und nach wurden ihre Stimmen immer deutlicher und kurz darauf schlug ich die Augen auf und fand mich in einem Bett wieder. Als die beiden sahen, dass ich wach war kamen sie auf mich zu. Der Prinz lächelte mich an „Ich sagte doch, dass wir es bis ins Schloss schaffen werden und ich hatte Recht“. Ich nickte bloß, was hätte ich auch sonst tun sollen? Ihm sagen dass ohne seine Unvorsichtigkeit nie eine Gefahr bestanden hätte? Oder sagen dass man diese Aufständler endgültig eliminieren müsse? Nein, ich flüsterte nur dass es mir leid täte. Der Prinz sah mich irritiert an und fragte weshalb ich mich entschuldigen würde. Als ich meinte ich wäre nur da um ihn zu schützen und nicht um am Ende auf seinen Schutz angewiesen zu sein meinte er bloß ich solle versuchen ein wenig zu schlafen und ich hätte ihm mehrmals das Leben gerettet. Ich sank in einen tiefen heilenden Schlaf und schon nach wenigen Tagen sah man eine deutliche Verbesserung des Zustandes, ich hatte wieder Farbe im Gesicht und konnte wieder kurzzeitig stehen, manchmal ging ich sogar ein wenig im Raum herum, dies ging jedoch nur solange der Arzt nicht in der Nähe war , da dieser auf strenge Bettruhe bestand. Nach einer Woche durfte ich wieder gehen und wie durch ein Wunder wurde ich direkt zum König gebracht. Als ich den Thronsaal betrat sah ich den König an und wunderte mich, da man in seinem Gesicht einige Sorgen erkennen konnte und er nicht so stolz dort saß wie er es sonst zu tun pflegte. Ich verneigte mich recht kläglich da die Wunden anscheinend doch noch nicht so gut geheilt waren wie angenommen. Er nickte leicht und meinte es wäre schon gut. Ich nickte ebenfalls und sah ihn an „Womit kann ich dienen?“. Er sah mich musternd an „Berichte mir was vorgefallen ist und weswegen ihr euch überhaupt in eine solche Gefahr begeben habt“. Was sollte ich tun? Die Wahrheit sagen? Nein. Dann bekäme der Prinz bloß Ärger mit seinem Vater. Aber wollte ich den Ärger selbst haben? Vielleicht konnte man heute ja auf Gnade hoffen. „ Wir wollten die Grenzen abreiten um sicher zu stellen, dass niemand in unser Land eindringen konnte, doch dann wurden wir überfallen. Der Prinz reagierte zu langsam also musste ich meiner Pflicht nachkommen und ihn schützen, wobei ich leider verletzt wurde. Wir hatten es erfolgreich geschafft die Feinde zu vertreiben bevor ich zusammen sank. An mehr kann ich mich nicht erinnern Eure Majestät“. Nun wollte er von mir wissen warum bei unserem Abreisen nur der Prinz geritten ist und ich nebenher gelaufen bin. Dies konnte ich nur damit begründen, dass ich nur ein Diener bin und kein Recht gehabt habe mir eins der Pferde zu nehmen. Der König nickte und meinte ich solle zu meinem Bett zurückkehren und mich weiter erholen. Als ich gerade den Raum verlassen wollte sagte er noch ein leises danke so dass nur ich es hören konnte. Ich ging zurück zu meinem Bett und wer erwartete mich dort? Natürlich der Prinz. Heute würde ich wohl nie mehr meine Ruhe finden. Als ich anfangen wollte mich zu verneige schüttelte er den Kopf und meinte es wäre schon gut. Ich sah den Prinzen an „Wie kam ich eigentlich zu der Ehre ein Bett in Eurem Schloss zu bekommen? Ich glaube viele Eurer Leute wurden schon in Schlachten verletzt aber wurden sie nicht wieder zurück geschickt sobald sie stehen konnten?“. Er zog eine Augenbraue hoch „Alea du warst schon oft eine Hilfe und warst bisher immer eine treue Gefährtin und Beschützerin. Ich ging davon aus, dass es dir ziemlich schlecht gehen musste, da du in deiner menschlichen Gestalt geblieben bist, was du ja sonst nicht zu tun pflegst“. Ich sah ihn betrübt an „Es ging mir tatsächlich recht bescheiden, aber das hat nichts damit zu tun weshalb ich noch im Schloss bleiben darf. Nur weil ich ein Gestaltenwandler bin und schnell wieder zur Verfügung stehen soll? Nicht, dass ich an der Versorgung oder Pflege etwas auszusetzen hätte, bloß empfinde ich es als ungerecht den Soldaten gegenüber, die sobald sie wieder gehen können weg geschickt werden.“ Er sah mich an „Darüber reden wir ein anderes Mal. Erst musst du dich richtig erholt haben“. Ich nickte leicht und schlief wieder ein. Warum musste ich mich erst erholt haben bevor er mit mir darüber reden wollte? Was hatte ich verpasst? Und warum wurde ich, kaum konnte ich wieder gehen zum König geschickt?

Nach ein paar Tagen ging es mir deutlich besser und ich übte mich schon wieder in den verschiedenen Kampffertigkeiten. Die Sonne schien, der Schlossgarten blühte und es wehte eine angenehme Brise. Es war der ideale Tag zum Trainieren. Ich legte das Schwert weg und nahm den Bogen zur Hand, ein Langbogen der schon in vielen Schlachten seine Qualität bewiesen hat und dennoch noch keinen Namen trug. Wieso er einen Namen tragen sollte? Jede starke Waffe bekommt einen Namen, die Meister der jeweiligen Waffe trennen sich meist ungern von ihr, so dass die meisten Waffen ihren Herrn nicht ohne einen Tod wechseln. Ich würde mir schon noch Namen für die Waffen überlegen aber nun ja, Namen waren noch nie meine Stärke gewesen. Ich hielt den Bogen in Richtung einer der Übungsscheiben und wollte gerade schießen, als von hinten ein lautes Klirren ertönte. Ich zuckte zusammen und der Pfeil verfehlte das Ziel. Ich sah mich um, um herauszufinden was das Klirren verursacht hat, fand aber nichts. Wahrscheinlich hatte der Stallbursche wieder eine Schubkarre umfallen gelassen. Knurrend ging ich auf die Suche nach meinem Pfeil. Der Pfeil war in einem der Rosenbeete gelandet. Naja trotz meiner Abneigung den Dornen gegenüber näherte ich mich dem Beet und zog den Pfeil vorsichtig heraus. Nach einigen Stunden des Trainierens war ich mit meiner Leistung zufrieden und ging zurück in meinen Raum. Am nächsten Morgen spürte ich wie die Magie langsam wieder zu mir zurückkehrte. Um herauszufinden, ob ich meine Gestalt wieder ändern könnte wenn ich wollte, versuchte ich mich in einen Falken zu verwandeln. Es gelang mir, bloß die Farbe des Gefieders stimmte noch nicht so ganz. Ich beschloss, nachdem ich mich wieder zurückverwandelt hatte, noch ein paar Tage zu warten bis ich diese Fähigkeit wieder nutzen würde. Längere Zeit im selben Körper eingesperrt zu sein ist für einen Gestaltenwandler eine der schlimmsten Situationen die es gibt. Ich wollte niemanden sehen weshalb ich mich auf den Weg zur Bibliothek machte. Gedankenverloren ging ich durch die Gänge in Richtung der Bibliothek, bis ich mit jemandem zusammen stieß. Leicht benommen vom Stoß sah ich die Gestalt an und erkannte in ihm den Waffenmeister. Hastig entschuldigte ich mich und trat zur Seite. Er sah mich leicht feindselig an und ging ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen weiter. Ich war der festen Überzeugung, dass er mich noch nie leiden konnte, da ich ein „Monster“ bin wie er es so gerne ausdrückt. Manchmal war ich auch ein Dämon oder eine Bestie aber aus seinem Mund hat bisher niemand jemals ein freundliches Wort vernommen. Ich grummelte etwas in Richtung „Der Tag fängt ja gut an“, bevor mir der nächste Mensch entgegenkam. Diesmal freute ich mich jemanden zu sehen, es war Sonea, eine der Heilerinnen und eine gute Bekannte. Sie sah mich an, rannte auf mich zu und umarmte mich. „Wie konntest du bloß mit Sarius alleine in den Wald gehen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“. Ich sah sie betrübt an „Du weißt, dass ich gehorche wenn er etwas will, und er wollte nun mal dort hin“. Sie seufzte leise und schüttelte leicht den Kopf „Du wärst beinahe gestorben und das alles nur weil ihm danach war in den Wald zu reiten?“. Ich zögerte und murmelte nur, dass ich nicht so leicht zu töten wäre. Sie seufzte erneut und zog mich mit in den Garten. So viel dazu dass ich heute eigentlich meine Ruhe haben wollte. Als wir durch den Garten gingen, beobachte sie fasziniert wie ein paar der Falken um den höchsten Baum auf dem Gelände kreisten und zwischendurch in der Baumkrone verschwanden. Für sie war das alles so spannend, alles neu, und für mich? Für mich nicht. Auch wenn meine Gestalt noch recht jung aussah hatte ich schon einige hundert Jahre hinter mir. Es liegt in der Natur der Gestaltenwandler recht langsam zu altern und die meisten von ihnen freuten sich auch darüber. Naja ich wollte ihr den Spaß am Beobachten der Falken nicht verderben, deshalb hörte ich ihr geduldig zu wie sie darüber philosophierte weshalb sie dort wohl ihre Runden ziehen. Die Antwort war recht einfach. Der Baum war mit seiner mächtigen Krone der ideale Platz für ihre Nester und selbst der stärkste Sturm macht ihnen dort nichts aus. Ich blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen im Gras liegen und horchte den Falken zu. Wieso konnten die Menschen nicht genauso leicht zu verstehen sein wie sie? Wieso sagen die Menschen nicht eindeutig was sie wollen, sondern reden immer nur um Dinge herum? Das ist etwas das mir innerhalb von Jahrhunderten nicht klar geworden ist und wohl auch nie klar werden wird. Wenn man es so sieht, findet man kein Tier, dass so untreu ist wie der Mensch. Menschen halten sich für eine hochentwickelte Spezies und in Wirklichkeit sind sie nicht besser als das Vieh, dass sie halten. Nein. In einigen Punkten ist das Vieh sogar weiter als der Mensch. Es tötet sich nicht grundlos gegenseitig aus Spaß, Mordlust oder sonstigen Gelüsten. Nein, das tut nur der Mensch.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Ja, heute würde ich wieder anfangen dem König und dem Prinzen zu dienen. Ich stand langsam auf, gähnte noch einmal und sah mich dann leicht benommen um. Es kam mir so vor als hätte ich seit Wochen keinen Schlaf gehabt, dabei war ich so ausgeruht wie noch nie. Ich stand vor meinem Schwert und dem Bogen und beschloss, nur das Schwert mitzunehmen, da der Bogen mich eher behindern würde. Bevor ich den Raum verließ, trat ich noch einmal ans Fenster und sah zu dem Baum an dem die Falken sonst kreisten. Seine Krone leuchtete im Licht der aufgehenden Sonne golden und der Wind wehte sanft über seine Blätter. Heute würde ein schöner Tag werden. Mit gemächlichem Schritt ging ich durch die Gänge bis ich schließlich vorm Thronsaal stand. Die Wachen meinten, der König wäre noch nicht da, also ging ich noch ein wenig spazieren, bis die Sonne einen höheren Stand erreicht hatte. Als ich diesmal vorm Thronsaal stand, wurde ich direkt hineingelassen und verneigte mich elegant vor dem König. Er lächelte mich an und erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden. Als wir damit fertig waren fragte er mich ob ich bereit wäre wieder weiter zu machen. Als ich dies bejahte, schien er sich zu entspannen. Er sah mich an „Bitte passe wieder auf meinen Sohn auf, er meint zwar er wüsste was er tut, aber ohne dich wäre er schon mehrmals gestorben. Ich glaube er ist gerade seine Kampfkünste am Trainieren“. Ich nickte leicht und ging zum Kampfplatz wo er gerade verschiedene Hiebe mit dem Schwert am Üben war. Sollte ich ihm zeigen, dass ich mich wieder verwandeln konnte? Ich beschloss mich in eine alte, recht magere, Katze zu verwandeln und mich im Gebüsch zusammen zu kauern und ihn noch ein wenig zu beobachten. Oh Mann, er musste noch einiges lernen. Ich will nicht behaupten er wäre ein schlechter Kämpfer gewesen, das würde mir nie einfallen, aber er war zu unkonzentriert und machte deswegen manchmal Fehler die ihm im Kampf zum Verhängnis werden könnten. Als ich gerade aus dem Gebüsch treten wollte, hörte ich leise Schritte näher kommen. Man erkannte das Gesicht des Waffenmeisters und ich versank sogleich tiefer im Gebüsch. Noch mehr Ärger konnte ich momentan nicht gebrauchen. Aber was wollte er überhaupt beim Prinzen? Die königlichen Waffen waren stets im bestem Zustand also konnte das nicht der Grund sein. Nun bemerkte ich erst wie abwesend der Prinz zu sein schien. Er achtete nicht auf die Schritte die immer näher kamen, sondern trainierte weiter. Da ich eine gewisse Sorge verspürte, streifte ich mit einer meiner Krallen über das Gebüsch, so dass er durch das Rascheln der Blätter aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er musterte die Gegend um sich herum, erkannte Niemanden, wurde jedoch auf die nahenden Schritte aufmerksam. Na endlich, aber ich glaube die Gegend analysieren und erkunden mussten wir noch ein wenig üben. Immerhin ein Anfang, dass er die Schritte doch noch gehört hat. Der Waffenmeister verneigte sich vor dem Prinzen und sah ihn an „Ich habe gehört, dass Euer Dämon Euch wieder dient? Ich kann nicht verstehen wie Ihr ihr vertrauen könnt“. Mein Fell sträubte sich leicht als ich dies hörte. Wie konnte er es wagen vor dem Prinzen meine Vertrauenswürdigkeit anzufechten? Ich ließ ihn bei jeder Gelegenheit in Ruhe aber er suchte stets Streit. Wieso wollte er beweisen, dass man mir nicht vertrauen kann?

 

Eine höhere Position bekäme er sowieso nicht, da er zwar mit jeder Waffe die er hat umgehen kann, aber mit keiner lebensrettende Qualitäten besitzt. Der Prinz sah ihn an „Ja, ab heute steht sie wieder in meinen Diensten. Wie man ihr vertrauen kann? Indem man es tut. Sie ist nicht halb so bösartig wie man behauptet, außerdem hat sie mir schon mehrmals das Leben gerettet und das genügt um sich ein gewisses Vertrauen zu erarbeiten“. Mit einem leicht zornigem Gesichtsausdruck nickte der Waffenmeister, verneigte sich und verschwand wieder. Ich beobachtete ihn solange, bis er weit genug entfernt war und trat dann aus dem Gebüsch hervor. Der Prinz musterte sein Schwert und erschrak daher als er sah, dass sich etwas von der Seite näherte. Er nahm sein Schwert, steckte es allerdings wieder zurück als er sah das nur eine alte Katze aus dem Gebüsch kam. Er beobachtete mich eine Weile und verlor dann das Interesse, da ich nur dort saß und ihn beobachtete. Es wunderte mich, dass er nicht auf die Idee kam, dass ich es sein könnte. Ich sah ihn an und verwandelte mich in meine menschliche Form. Er erschrak und sah mich entgeistert an „Wie lange warst du schon da? Weshalb hast du dich nicht gezeigt? Und seit wann verwandelst du dich in eine Katze?“ Lächelnd entgegnete ich“ Ich hielt es für angemessen die Sicherheit des Strauches nicht zu verlassen und da ein Großteil meiner Formen leider schon den meisten Bediensteten bekannt ist sah ich darin eine Möglichkeit unerkannt umher wandeln zu können. Das ist eine Form in der man mich nicht direkt erkennt. Es wird zwar keine Gewohnheit werden aber um unerkannt zu bleiben reicht es vollkommen aus wie ich eben feststellen durfte und zu Eurer anderen Frage ich bin lange genug hier um Euch ein wenig beobachtet zu haben. Warum ich nicht raus gekommen bin? Ich wollte bloß Eure Aufmerksamkeit testen.“ Leicht irritiert nickte er und sah mich an „Warst du schon da als der Waffenmeister kam? Hast du mitverfolgen gekonnt worüber wir gesprochen haben? Los antworte mir schon.“ Ich überlegte. Sollte ich die Wahrheit sagen oder lügen? Was hatte ich zu verlieren? Er könnte es als unhöflich empfinden dass ich gelauscht habe. Allerdings könnte es ihm auch zu denken geben warum er nicht gemerkt hab dass jemand in seiner Nähe war. Vielleicht würde er in Zukunft aufmerksamer trainieren ? Ich beschloss die Wahrheit zu sagen. „ Ja ich war schon da als er kam,aber da ich ihm nicht unbedingt begegnen wollte blieb ich lieber verborgen. Und ja ich habe euch zugehört da ich beim Rückzug zu viele Geräusche gemacht hätte um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah ihn nahen und beschloss Euch durch ein leises Rascheln aus Euren Gedanken zu reißen um Euch zu warnen dass jemand sich nähert. Es tut mir Leid dass ich Euch nicht das nötige Vertrauen schenken konnte aber ich war nun mal besorgt.Wie Ihr wisst kann ich dem Waffenmeister beim besten Willen keine große Sympathie abgewinnen daher empfand ich es als notwendig Euch indirekt von dem Nahen in Kenntnis zu setzen.“ Er sah mich an und kam auf mich zu. Er dankte leise und meinte er würde in Zukunft vorsichtiger sein. Dann ging er wortlos in Richtung der Gemächer.Hatte ich etwas Falsches gesagt? Naja nun hatte ich sowieso keine Gelegenheit mehr es ungeschehen zu machen falls dem so sein sollte. Ich ging ein paar Schritte und war kurz darauf wieder im Garten angekommen. Ich setzte mich ein wenig unter einen der Bäume und plötzlich begann die Welt um mich herum zu verschwimmen.

Als ich wach wurde fühlte ich mich schrecklich. Habe ich meinen Körper zu sehr angestrengt ? War ich noch nicht so gesund wie ich gedacht hatte? Auf jeden Fall fand ich mich als ich die Augen aufschlug in einem Bett wieder. Wie ich an den prunkvoll geschmückten Wänden erkennen konnte befand ich mich im Schloss, aber dass hier war doch gar nicht mein Zimmer? Was machte ich hier? Und die wichtigste Frage die ich mir stellte... In wessen Zimmer war ich gerade am Liegen? Noch bevor ich diese Gedanken zu Ende führen konnte wurde die Welt um mich herum wieder schwarz.

Ich hörte gedämpfte Geräusche. Was waren das für Geräusche und wo kamen sie her? Ich war vollkommen Orientierungslos. Ich versuchte die Augen zu öffnen aber es ging nicht. Was war bloß mit mir los? Da ich einsah derzeit keine Kontrolle über meinen Körper und meine Sinne zu haben begann ich aufmerksam zu lauschen was um mich herum zu geschehen schien. Ich lauschte mit größter Anstrengung doch ich konnte kein Wort wirklich verstehen. Alles war viel zu verschwommen, ich hörte viel aber es kamen einfach keine richtigen Worte dabei heraus.

 

Plötzlich löste sich ein Teil meiner Schmerzen und ich spürte wie ich einen Teil der Kontrolle über meinen Körper zurück erlangte. Ich hörte langsam die Stimmen klarer und erkannte die Stimme von Sonea... Was machte sie bei mir? Ging es mir so schlecht? Ihre Stimme erkannte ich zwar aber die Worte waren immer noch unbegreiflich für mich. Im Laufe der Zeit wurde alles immer klarer und ich öffnete meine Augen. Tatsächlich saß an meinem Bett Sonea,aber wer war das da neben ihr? Ich sah sie an und versuchte etwas zu sagen aber ich brachte nur ein leises Lallen hervor. Beide erschraken und Sonea flüsterte ich solle nicht sprechen und versuchen nichts zu tun. Ich nickte nur matt und schloss meine Augen. Sonea sprach zu der anderen Person „Das Gift in ihrer Wunde setzt ihr immer noch zu. Sie muss sich dringend in nächster Zeit schonen.“ Schonen? Wieso denn? Naja, wie ich sie kannte würde sie mir wohl kaum eine Wahl lassen.

 

Am nächsten Tag sah ich mich wieder im Zimmer um. Es kam mir vertraut vor, doch ich konnte nicht sagen um wessen Zimmer es sich handelte. Soneas Zimmer war größer und lag im Turm der Heiler, aber woher sollte ich wissen wo ich gerade war? Als ich tiefer in meine Gedanken versunken war hörte ich wie eine Tür sich öffnete. Ich sah zur Seite und erkannte Kodakan den Hauptmann eines Bataillons, dessen Ziel es war die Aufständler zu beseitigen. Ich nickte ihm leicht zu und er kam zu mir. „Wie geht es dir? Und jetzt erzähle mir die Wahrheit und versuch nicht wieder der Frage auszuweichen.“ Ich grummelte es würde schon gehen und setzte mich auf. „Wie läuft es mit den Aufständlern?“, fragte ich um von meinem Zustand abzulenken. Er sah mich an „Du lügst über deinen Zustand aber nun gut, die Aufständler haben begonnen einzelne Dörfer zu übernehmen aber wahre Erfolge konnten sie noch keine vorweisen.“ Ich nickte leicht und sah zu Boden „Wo bin ich? Und vor allem wieso bin ich hier? Was ist mit mir passiert? Wieso kann ich mich an nichts erinnern?“ Er sah mich mitleidig an „ Du hast Gift in deinen Wunden, dass dir sehr zusetzt. Du hast Glück, dass du ein robuster Mensch bist, sonst hättest du die Vergiftung nicht überstanden. Du bist gerade im Zimmer von Lynthia und kannst dich an nichts erinnern da dir das Gift immer noch zusetzt.“ Ich nickte leicht und murmelte „Ist Lynthia nicht die Oberste Heilerin? Ging es mir so schlecht dass sie sich mir annehmen musste?“ Er sah mich betrübt an und meinte ich solle ein wenig schlafen, dann würde es mir bestimmt besser gehen.Leise seufzend beobachtete ich wie er das Zimmer verließ und sah mich um. Das also war das Zimmer der großen Heilerin. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich mir etwas Größeres und großzügiger Gestaltetes vorgestellt, als ich an das Zimmer einer solch begabten Heilerin gedacht hatte. Für manch einen mag meine Vorstellung eines großzügig eingerichtetem Zimmer für eine Heilerin überheblich wirken, aber ich habe vermutet dass die Oberste Heilerin wohl die selben Einrichtungswünsche haben könnte wie der Waffenmeister sie in seinem Zimmer zu haben pflegte. Noch bevor ich mir weiter Gedanken über die verschiedenen Möglichkeiten der Inneneinrichtung machen konnte, erregten ein paar Geräusche die vom Flur kamen meine Aufmerksamkeit.

 

Es waren Schritte die immer näher kamen und stetig langsamer wurden. Würde ich nachher noch Besuch bekommen? Während ich mir ein paar weitere Fragen stellte kam in mir die Frage auf wo wohl die Heilerin schlafen würde wenn ich doch bei ihr im Quartier am Liegen war. War das hier wirklich ihr Bett oder übersah ich eine Wendung des Zimmers in der ihr wahres Bett stand? Auch aus diesen Gedanken wurde ich gerissen, indem sich die Tür öffnete. Ich weiß nicht wieso aber plötzlich empfand ich eine gewisse Unruhe daher beschloss ich ein wenig unter die Decke zu sinken und blickte leicht ängstlich unter der Decke hervor. Nun betrat tatsächlich die Oberste Heilerin den Raum und ging geradewegs auf mich zu. Ich musterte sie. Lady Lynthia hatte heute ein strahlendes grünes Kleid an welches von einem hellen Umhang bedeckt wurde. Was die Kleider anging sah man oft einige Frauen im Schloss neidische Blicke austauschen, wenn sie vorbei ging.Sie musterte mich leicht, hielt ihre Hand an meine Stirn und murmelte meine Temperatur wäre immer noch zu hoch und ich müsste wohl noch mindestens eine Woche bei ihr bleiben. Sie sah mir in die Augen und seufzte leise „Du warst noch nie jemand der sich einfach so ausruhen wollte, aber diesmal ist es wirklich notwendig wenn du bald wieder relativ gesund sein möchtest.“ Das hörte sich ja so an als wäre ich schwer verletzt, aber ich befürchtete dass Lynthia wohl kaum mit dem Zustand ihrer Patienten Späße treiben würde.Ich brachte unter größter Mühe die Frage hervor ob das hier wirklich ihr Zimmer wäre und wo sie denn schlafen wolle wenn das hier ihr Bett wäre. Sie lächelte leicht und nickte „Ja dies ist mein Zimmer, aber das hier ist der Teil wo ich besonders pflegebedürftige Patienten unterbringe. Dort hinten ist der Bereich in dem mein Bett steht daher musst du dir keine Sorgen darüber machen dass du mir mein Bett stehlen solltest. “Ich wunderte mich woher sie diese Gedanken kannte dachte mir aber dass das wohl schon mehrere Patienten gedacht haben und sie daher schon ahnen konnte was man dachte. Also war ich laut ihr “besonders pflegebedürftig“, aber ich fühlte mich gar nicht so. Klar hatte ich ein paar Probleme, unter anderem waren die Vergiftungserscheinungen wirklich nicht leicht zu ignorieren und kleine Wahrnehmungsschwächen waren auch sehr speziell, aber dennoch empfand ich das nicht als Grund mich als etwas besonderes behandeln zu lassen. Noch während sie mir einige Dinge über meinen Zustand erzählte, spürte ich einen brennenden Schmerz durch meinen Körper fließen. Ich wusste genau, dass dieser Schmerz weder durch die Wunden noch durch das Gift ausgelöst wurde, sondern durch die Natur eines Gestaltenwandlers. Ein Gestaltenwandler erträgt jede Gestalt nur eine bestimmte Zeit, daher sträubt sich der ganze Körper gegen zu lange Zeit im selben Körper und versucht durch die Schmerzen den Wandler davon zu überzeugen seine Gestalt zu wechseln, falls er vorhaben sollte in einer Gestalt zu verweilen. Dieses natürliche Verhalten wurde mir nun zum Verhängnis. Ich zuckte unkontrolliert zusammen, empfand schreckliche Schmerzen und war unfähig irgendetwas dagegen zu tun. Ich spürte wie sie versuchte mich festzuhalten, aber sie war nicht stark genug um wirklich Widerstand leisten zu können. Plötzlich sprach sie einen leisen Satz und ich spürte wie der Schmerz wich und mein Körper reglos wurde. Sie sah mich an als wäre nie etwas passiert, schüttelte leicht den Kopf und sagte zu mir „ Die nächsten Tage werden die Schmerzen nicht zurückkehren, also solltest du dich auf das Gesund werden konzentrieren.“ So entspannt wie sie das zu mir sagte hätte man meinen können,es würde sich um den alltäglichen Wahnsinn handeln, aber diese Ruhe brachte mich nun aus dem Konzept. Da mein Körper anscheinend nicht fähig war die Unruhe die ich empfand zu verbergen, fing ich wieder mit dem Zittern an und meine gesamten Muskeln spannten sich immer weiter an. Lynthia sah mich traurig an „Zwing mich bitte nicht dazu dich ruhig zu stellen. Ich mag dich zwar, aber dennoch kann ich das nicht verantworten, wenn du etwas tust, dass im Endeffekt deiner Gesundheit schaden könnte.“ Das Zittern legte sich zu meinem erstaunen nach kurzer Zeit und ich empfand eine tiefe innere Trauer. Ich wusste nicht weshalb ich traurig war, aber ich spürte wie sich Tränen den Weg über mein Gesicht bahnten, obwohl ich mir vorgenommen hatte in der Anwesenheit weiterer Personen nicht zu weinen. Lynthia strich mir sanft über das Haar und flüsterte bald würde es mir schon wieder besser werden. Sie ging in den Teil des Zimmers in dem ihr Bett stand während ich kurz darauf müde wurde und dem Halbschlaf verfiel. Ich verstand einfach nicht weshalb sie damit beauftragt wurde sich um mich, eine einfache Dienerin zu kümmern. Es gab doch in den Lagern eine Menge verletzter Soldaten die im Sterben lagen und dennoch wurde sichtbar, dass meine Dienste anscheinend wichtig genug waren um mich schnellstmöglich behandeln zu lassen.

 

Nach einigen Tagen unter Lynthias Aufsicht und Pflege zeigten sich schon deutliche Verbesserungen meines Zustandes. Die Wahrnehmungsschwächen waren fast vollkommen verschwunden und das Gift zehrte auch nicht mehr so stark an meinen Kräften wie es vorher der Fall war. Das Einzige was mich an der Aufsicht von Lynthia gestört hatte, war das sie immer auf strenge Bettruhe bestand und diese auch durchzusetzen verstand. Es gab keinen Moment in dem sie mich unbeaufsichtigt hier ließ und daher hatte ich keine Wahl ob ich nun versuchen wollte ein wenig umher zu taumeln oder ob ich lieber im Bett liegen wollte. Wenn sie nicht da war schickte sie stets Sonea zu mir, da sie sich große Sorgen machte und daher alle Anweisungen der Obersten Heilerin ebenso streng befolgte wie die Oberste Heilerin selbst.

Nun ja , langsam erholte ich mich vollständig und durfte wieder ein wenig spazieren gehen. Allerdings wurde selbst dabei meine Bewegungsfreiheit stark eingegrenzt, da ich stets jemanden mitnehmen musste der bei den ersten Anzeichen von Schwäche oder weiteren Vergiftungserscheinungen handeln sollte. Auch wenn keine solchen auftraten durfte ich nur kurze Strecken zurücklegen um meinen Körper nicht zu überlasten. Zumindest war dass die offizielle Begründung gewesen. Ein wenig kam ich mir schon wie ein Gefangener vor da mir der freie Wille in diesem Punkt verboten wurde und ich stets so handeln musste wie es mir vorgeschrieben wurde, aber gerade durch diese strengen Richtlinien wuchs meine Freude bei dem bloßen Gedanken an das Gesund werden und die Freiheiten wieder genießen zu können stetig an.

Endlich galt ich als gesund genug um das Quartier der Heilerin verlassen zu dürfen und dennoch war ich erneut eingeschränkt. Ich durfte die nächsten Wochen nicht arbeiten, also weder der Arbeit bei der Stadtwache nachgehen noch dem König dienen. Zumindest hatte ich wieder die Freiheit überall hin zu gehen wo ich hin wollte. Ich schlenderte ein wenig die Wege des Schlosses entlang und beobachtete die unten im Schlosshof spielenden Kinder. Sie waren noch so sorglos und unschuldig, aber schon in wenigen Jahren würden sie schon selbst Kinder haben oder als Soldaten dem König und unserem Land dienen. Nachdem ich ihnen ein wenig zugesehen hatte beschloss ich weiter zu gehen. Als ich mein Zimmer betrat war ich glücklich. Endlich wieder vollkommene Freiheit und vor allem kannte ich diesen Raum um einiges besser und mein Besitz war bei mir. Kaum hatte ich mich wieder davon überzeugt dass all meine Sachen dort waren wo ich sie zurückgelassen hatte, klopfte es schon an der Tür. Ich brummte ein leises herein und sah als sich die Tür öffnete Sonea. Wieso musste sie jetzt auch noch vorbei kommen? Hatten die letzten Tage des dauernden Zusammenlebens nicht ausgereicht um sich eine kurze Zeit alleine zu verdienen? Anscheinend nicht. Ich sah sie an „Ich habe das Gefühl dich heute schon einmal gesehen zu haben. Kannst du dir vorstellen woher das Gefühl kommen könnte?.“ Sie war einer der wenigen Menschen die mit meiner Art solche Kritik auszudrücken problemlos fertig wurden. Ihre Augen blickten zu Boden „Ich gebe ja zu, dass ich nur schauen wollte ob du gut wieder angekommen bist. Es tut mir leid, dass ich dir nicht vertraut habe.“ Ich nickte nur stumm. Mehr brachte ich nicht heraus obwohl ich ihre Sorge um mich kannte und genau wusste, dass sie es nicht böse gemeint hatte. Dennoch empfand ich es als Kränkung, dass selbst jetzt wo Lynthia gesagt hatte, dass ich gesund genug wäre um in mein Gemach zurückzukehren, mir nicht zugetraut wurde zumindest mein Zimmer heil zu erreichen. Ich sah sie an „nun hast du erkannt, dass ich heil angekommen bin und jetzt? Werde ich jetzt wieder den ganzen Tag begleitet? Es tut mir leid wenn ich das so hart ausdrücken muss, aber obwohl ich dich mag brauche ich auch einmal meine Ruhe.“

 

Soneas Gesichtsausdruck war wie versteinert. Sie nickte nur leicht und verließ mein Zimmer. War ich zu ehrlich? Naja, jetzt konnte ich es auch nicht mehr ändern. Ich legte mich ins Bett und schlief ein wenig. Als ich wach wurde brauchte ich ein wenig bis ich begriff, dass ich in meinem Zimmer lag. Ich erhob mich. Hatte ich wirklich vergessen mein Kleid auszuziehen bevor ich schlafen ging? Ich ging zu meinem Kleiderschrank und zog mir ein rubinrotes Samtkleid an. Schon viel besser. Ich beschloss in den Schlossgarten zu gehen um mich ein wenig zu entspannen. Aus Gewohnheit ging ich zum Übungsplatz. Ich spürte ein leichtes Brennen in meinem Körper. War es wirklich nötig mich jetzt zu verwandeln? Während dem Überlegen kam ich dem Übungsplatz immer näher und mittlerweile erkannte ich , dass jemand am Trainieren war. Ich beschloss dem Drang nachzugeben und mich zu verwandeln. Diesmal verwandelte ich mich in einen der Wachhunde, die die Wachen meist unterstützen sollten. Sie waren große muskulöse Hunde die eine Mähne ihr Eigen nannten und wahrhaft treue Seelen waren. Langsam näherte ich mich der Person. Je näher ich kam desto schärfer erkannte ich die Umrisse eines Kindes das einen Dolch in der Hand hatte. Warum wollte es denn nicht mit den anderen Kindern spielen statt zu trainieren? Und wer war das? Ich näherte mich weiterhin und als ich fast hinter dem Kind stand bellte ich es an. Starr vor Schreck sah es mich an. Hatte es etwa Angst vor Hunden? Ich setzte mich hin und sah es lieb an. Da es eine Kapuze und einen typischen Jagdanzug der ärmeren Bevölkerung an hatte konnte ich nicht erkennen ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte.Das Kind sah mich an „Wo ist denn die Wache die zu dir gehört? Bitte sorge nicht dafür, dass man mich zurück ins Dorf bringt.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass das Kind Tränen in den Augen hatte, was war dem Armen bloß passiert? Ich legte mich hin und sah ihn aufmerksam an. Das Kind beruhigte sich ein wenig und stammelte dann, dass seine Eltern getötet worden wären von Aufständlern und es nicht wüsste wohin es gehen sollte. Ich schmiegte mein warmes weiches Fell leicht an ihn an und er weinte sich an meiner Flanke aus. Nach und nach erfuhr ich immer mehr über ihn, unter anderem, dass sein Name Nathanael lautete. Als ich gerade darüber nachdachte mich zu erheben und den Kleinen in Ruhe zu lassen hörte ich ein Geräusch. Unwillkürlich erhob ich mich und plötzlich spürte ich wie der Kleine neben mir lag. Ich musterte ihn besorgt stellte aber fest, dass er nur schläft. Wie konnte er jetzt ans Schlafen denken? Ich stellte mich vor ihn so dass man ihn kaum erkannte und wartete ab. Der Waffenmeister kam gerade um die Ecke und sah mich an. Er pfiff leise und um meine Tarnung nicht zu verlieren musste ich unverzüglich zu ihm kommen. Widerwillig setzte ich mich in Bewegung und blieb vor ihm stehen. Grinsend musterte er mich und tastete meinen Kopf ab und musterte meine Fellfärbung. Er kraulte mich ein wenig und meinte, da wäre unserem Züchter ein wahres Meisterstück gelungen bei der Zucht. Innerlich betete ich gerade, dass er nicht versuchen würde mich dem Züchter ab zu kaufen, da dieser ein verlogener und geldgieriger Mensch war der nur um Profit herauszuschlagen am königlichem Hofe die Stelle des Züchters angenommen hatte.

 

Jeder der Angestellten des Schlosses versuchte natürlich ein möglichst prächtiges Tier sein Eigen nennen zu dürfen, aber als ein Haustier wollte ich nun wirklich nicht enden. Zumindest nicht als sein Haustier. Leider wurden meine Gebete nicht erhört und er hielt mich am Nacken fest und brachte mich zum Züchter. Dieser war eindeutig verwundert einen Hund zu sehen den er nicht kannte, aber da er schon immer gut im Kombinieren war erkannte er schnell, dass ich anscheinend nicht der Hund des Waffenmeisters war. Er grüßte höflich und fragte was der Waffenmeister begehre. Als er erfuhr, dass der Waffenmeister mich kaufen wolle ließ er sich direkt auf diesen Handel ein. Nur die Hoffnung mich nachts verwandeln zu können tröstete mich auf dem Weg den er mit mir an der Kette zurücklegte ein wenig, aber wie ich ihn kannte würde er selbst da noch irgendeine Möglichkeit gefunden haben um das zu verhindern. Ich hätte ihn zwar auf dem Hinweg zum Züchter beißen können, aber dann wäre man auf mich aufmerksam geworden und ich wäre als auffälliger Hund gejagt worden und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen und da ich mittlerweile an einer Kette befestigt war, war meine Fluchtchance sehr gering. Erst jetzt fiel mir der Junge wieder ein. Ich war mir sicher, dass er nicht beachtet wurde, da ich um einiges interessanter für den Waffenmeister war. Diesmal hatte er Glück, aber nun durfte ich mir keine Gedanken über ihn machen. Ich hatte genug eigene Probleme um mich auch noch um die von anderen zu kümmern. Ich trottete also missmutig neben meinem neuen “Herrn“ her und betete still vor mich hin, dass vielleicht doch noch etwas Gutes geschehen sollte und ich es tatsächlich sehr nötig hätte. Noch hatte ich zwar keine Probleme mit dieser Form, aber wer weiß wie lange ich sie beibehalten müsste, wenn er mich wirklich auf Dauer behalten wollen würde. Zu meiner größten Enttäuschung passierte kein Wunder und plötzlich fand ich mich in einem der königlichen Zwinger wieder.

 

Dies war mir sehr unrecht da das Gitter zu dünn war um selbst als Fliege hindurch zu kommen. Beim Bau der Zwingeranlagen hat man dafür gesorgt dass niemand eindringen oder ausbrechen konnte und zum Schutz vor potenziellem Diebstahl hat man so lange geforscht bis das Gitter dünn genug war um wie Glas auszusehen aber extrem stabil und luftdurchlässig war. Ich hatte schon länger vor, mir die Zwingeranlagen mal anzusehen, allerdings wollte ich sie mir nie als Gefangener ansehen. Ich drehte ein paar Runden im Zwinger und schnüffelte alles ab ob es vielleicht doch einen Ausgang gab, aber ich fand keinen. Lächelnd beobachtete mein neuer “Herr“ mein Verhalten und murmelte ich würde mich schon noch dran gewöhnen. Ich legte mich nach kurzer Zeit nieder und signalisierte ihm ich hätte das Interesse an ihm und dem Zwinger verloren. Er lächelte leicht und ging zurück zum Schloss und ich beobachtete ihn so weit wie der Zwinger dies zuließ. Das ist ja richtig klasse, von einem Gefängnis ins andere... Nur das man aus diesem nicht so leicht ausbrechen konnte, ohne dabei als wildernder oder herrenloser Hund eingefangen, oder bei Widerspenstigkeit während des Einfangens narkotisiert oder erschossen zu werden. Ich sah mir die anderen Hunde an. Sie hatten tatsächlich alle ihre Besonderheiten in der Farbe aber ich glaubte ich hätte mir wohl zu glänzendes und vielfarbiges Fell angelegt. Sollte ich am nächsten Tag eine Spur von Widerwillen zeigen, wenn er versuchen wird mit mir bei den anderen Angestellten zu prahlen? Mir war fast danach, aber ich wusste dass ich wieder an der Kette sein würde und das grenzte meine Chancen auf eine erfolgreiche Flucht wieder ein. Am nächsten Morgen geschah das was ich schon vermutet hatte, ich wurde wieder an die Kette gezwungen und dann dem Waffenmeister übergeben welcher mich erst einmal lobte, weil ich mich leicht anketten gelassen hatte im Gegensatz zu anderen Hunden in diesem Zwinger. Ich trottete erneut missmutig neben ihm her und verhielt mich möglichst naturgetreu und tat das was man von einem Hund nun mal erwartet. Als ich eine Katze sah sprang ich auf sie zu, nur um mit einer Begründung testen zu können wie stark der Waffenmeister eigentlich war. Mit Mühe und Not konnte er mich halten und dass obwohl es nur ein halbherziger Sprung gewesen war. Immerhin wusste ich nun, dass ich ihn zur Not noch hinter mir her schleifen könnte, aber er war zu meiner Verwunderung zu mir als Hund ein richtig freundlicher Mensch. Er meinte bloß ich hätte wohl etwas gegen Katzen wenn ich an der Kette bin und ging dann mit mir weiter. Als wir ankamen traf mich fast der Schlag. Da standen einige Leute die ich mochte, unter anderem auch Kodakan und Lynthia. Erstaunlich vor wie vielen Leuten er mit mir protzen wollte, aber wieso sahen sie sich mich so genau an? Nur Lynthia schien mich zu erkennen, sie schüttelte leicht den Kopf und kraulte mich hinter den Ohren während sie Kodakan etwas zuflüsterte. Beide nickten und nach ein paar Minuten waren alle wieder an den Plätzen die sie schon vorher besetzt hatten. Der Waffenmeister schaute froh in die Runde und meinte ich sei dieses Mal der Preis. Der Preis wofür? Auf jeden Fall wurde ich an einen Pfahl festgebunden und sollte mich setzen. Dies tat ich auch um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen. Ich verlor sie aus den Augen und begann an der Kette zu knabbern. Als ich sicher war, dass niemand da war der mich beobachtete verwandelte ich mich in eine fliege und flog zum Schlossgarten. Gott sei Dank konnte ich entkommen, aber ich glaubte auch, dass wahrscheinlich Lynthia und Kodakan als Ablenkung dazu beigetragen haben, dass ich Zeit hatte mich zu befreien.

 

Am Übungsplatz angekommen verwandelte ich mich in meine menschliche Gestalt. Man kann sich kaum vorstellen wie froh ich war wieder ein Mensch zu sein und das rote Kleid sah immer noch so aus als hätte ich es eben erst angezogen.

Ich musterte den Übungsplatz und sah nach der Stelle wo gestern Mittag noch der Knabe geschlafen hatte. Nein, die Spur war alt, also hatte der Kleine wohl noch nicht das Bedürfnis gehabt wieder hier hin zu kommen. Ich ging in mein Gemach und legte mich schlafen, in der Hoffnung mich wirklich schonen zu können, da der Tag doch ein wenig anstrengender war als ich dachte.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde saß Kodakan an meinem Bett. Hatte er noch nie etwas von einer Privatsphäre gehört? Ich sah ihn an und noch bevor ich etwas sagen konnte sagte er zu mir „Du warst zu unvorsichtig. Hätten Lynthia und ich nicht den Wettstreit gestern Abend ein wenig hinausgezögert, wäre dir die Flucht nie gelungen.“ Eigentlich schätzte ich seine Ehrlichkeit immer sehr, aber dieses Mal stellte sich mir eine Frage bei der ich nicht warten konnte sie zu stellen „Woher wusstet ihr, dass ich der Hund war?.“

Kodakan lächelte mich an „Würdest du Lyn besser kennen, wüsstest du, dass sie die Auren der Menschen erkennen kann. Deine Aura scheint sich auch in der anderen Gestalt nicht verändert zu haben, daher war es ihr ein leichtes dich zu erkennen, aber wir müssen gestehen, dass du ein ausgesprochen schöner Hund warst.“ Ich sah ihn an „Ich weiß, dass das riskant war und ich habe nicht vor es erneut zu versuchen.“ Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Du solltest wohl lieber ein klein wenig warten bis du wieder eine solche Gestalt annimmst.“ Heute war einer dieser Tage an denen ich eigentlich ja wütend auf ihn sein wollte es aber nicht konnte da ich doch eine gewisse Dankbarkeit empfand. Ich nickte also und nach einer kurzen Zeit wo wir einander angeschwiegen hatten, ging er aus meinem Zimmer und wünschte mir einen guten Tag. Ich entspannte mich noch ein klein wenig und musste mich überwinden um überhaupt noch einmal aufzustehen da die Faulheit doch eine sehr große Macht besaß. Ich schlenderte ein wenig umher und sah auf einem meiner Wege den Waffenmeister. Unwillkürlich sträubten sich meine Nackenhaare und meine innere Stimme versuchte mich zu beruhigen in dem sie stets wiederholte, dass ich mir keine Sorgen machen müsse da ich kein Hund mehr wäre und er mir nun nichts mehr tun könnte.

Als ich an ihm vorbei ging bemerkte ich dass er immer noch erzürnt war, dass ihm der Handel mit dem Hund nicht gelungen war und er deshalb keinen Gewinn erzielen konnte. Ich ging schneller und beschloss den Übungsplatz erneut aufzusuchen um zu sehen ob der Junge wiedergekommen ist. Er war nicht da allerdings konnte ich seine Spur noch erkennen. Ich beschloss der Fährte zu folgen da eine Schwäche durch die ein Kind eindringen konnte möglicherweise auch von anderen Wesen, potentiellen Feinden verwendet werden könnte. Die Fährte war erstaunlich geschickt unkenntlich gemacht worden da ich einen Großteil meines Augenmerks darauf konzentrieren musste sie nicht zu verlieren. Falls ich den Kleinen nochmal sehen sollte konnte er mir gegenüber nicht mehr behaupten er wäre ein ganz normaler Junge. Ganz normale Jungen lernen nicht mit solch einer Vorsicht und Präzision sich anzuschleichen und ihre Spuren anschließend so geschickt zu verwischen. Ein ungeübtes Auge hätte die Fährte nie zurückverfolgen können aber nun wo ich am Anfangspunkt angekommen war wunderte ich mich schon ein wenig wie unsicher unsere Mauern zu sein schienen. Auf Anhieb konnte man zwar keine Mängel erkennen aber mein Gefühl brachte mich dazu an der Mauer entlang zu streifen und nach dem Mangel zu suchen. Eins war mir schon nach kurzer Zeit klar. Fremd konnte der Kleine auf keinen Fall sein da er die Mauer gut genug zu kennen schien um die Schwachstellen von denen man normalerweise nichts weiß auszunutzen verstand. Mir gab allerdings zu denken dass der Junge mir fremd war und dennoch oft genug hier gewesen zu sein schien um die Mauer gut genug zu erkunden dass selbst ich meine Mühe hatte ihm zu folgen. Hatte ich ihn bisher nicht entdeckt weil ich den Mauern zu sehr vertraute? Nein. Ich hatte ihn bisher nicht entdeckt da man ihn und seine Fährte nur finden konnte wenn man gezielt danach suchte und schon grob erahnen konnte wo sie war. Ich überlegte ein wenig und kam zu dem Entschluss das Loch in der Mauer offen zu lassen da es nicht groß genug war um von Feinden durchdrungen zu werden und der Kleine so nicht erkennen konnte dass er entdeckt wurde.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 01.03.2015

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