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1. Kapitel - Bin da!


Jim ging die Treppe nach unten. Das dauerte... lange. Er wusste nicht wie lange. Die Treppe war staubig, schmutzig, und die Dielen knarrten. Hier gab es keine Fenster, nur ab und zu düstere, verstaubte, kleine Lampen, an den Wänden. Und gerade als Jim dachte, die Treppe nähme gar kein Ende mehr - tat sie genau das = ein Ende nehmen. Er stand vor einer großen, prächtigen Holztüre, mit seltsamen Gravuren darauf. Als er gegen sie drückte, schwang sie ohne Problem auf und er betrat einen Gang, der mit Fackeln beleuchtet wurde und auch hier ins Endlose zu gehen schien. Er ging - und ging - und wurde immer schneller, bis er schließlich zu Laufen anfing. Das ist ja wie in einem Alptraum, dachte er nur. Er rannte immer weiter und weiter. Bis schließlich ein runder Raum kam. Der Raum war ein wenig größer als der über ihnen, in dem Haus. Auch ihn beleuchteten Fackeln. Eine kleine Holzbank stand da, mit einer Tasche, die neben ihr am Boden lag. Aber das Schrecklichste befand sich genau vor ihm. Der viertel Raum ungefähr, war ein... Käfig. Einfach ein Gitter gezogen wie bei einer Trennwand. Und im Käfig war alles, was man sich in einnem Käfig oder in einer Zelle vorgestellt hätte. Eine Toilette und ein Bett. Und - oh, Schreck - ein leerer Beutel, der zweifellos zuvor mit Blut gefüllt gewesen war. Auf dem Bett aber saß jemand. Eine offensichtlich weibliche Person. Sie war verdreckt und blutverschmiert und stellte im Grunde einfach das Elend da! Da hob das Mädchen den Kopf. Lucy.

2. Kapitel - Gerettet


Lucy
Mir wurde erst jetzt klar, wie ungeduldig ich eigentlich bin. Ich fand es einfach schrecklich nichts tun zu können. Außerdem, wenn Jim kommt, werde ich ihm sicher eine Menge erklären müssen. Ich meine, was sollte ich denn darauf sagen, warum ich hier bin? Und warum ein leerer Blutbeutel hier ist? Und warum ich das Gitter nicht berühren kann? Ach, gott! Plötzlich spitzte ich die Ohren. Waren das etwa... Schritte. Bitte nicht Sasia, bitte nicht Sasia! Die Person war noch zu weit entfernt, als das ich sie mithilfe Geruchs Personen zuordnen könnte. Aber die Person nährte sich immer schneller. Offensichtlich rannte sie. Schließlich konnte ich den Geruch deuten. Jim. Er - war - tatsächlich - hier. Okay, es ist jetzt wahrscheinlich am Besten so zu tun, als ob ich ein normales Mädchen wäre und ihn nicht schon vom Weitem gerochen habe. Ich setzte mich also einfach aufs Bett und ließ den Kopf sinken. Ich hörte Jim ankommen und hob den Kopf...
"Jim. Oh, Jim, hol mich bitte hier raus!", rief ich, so als wäre ich geschockt und überrascht von seinem 'plötzlichen' Auftauchen. Jim sah mich an. Und ich sah ihn an. Seine Augen weiteten sich, er wurde bleich, er hyperventilierte und schwankte gefährlich hin und her. Schließlich wurde es so schlimm, dass er sich auf diese Bank setzten musste; die vor der Zelle. Er streckte zaghaft ein Hand nach mir aus und ließ sie dann erschöpft wieder sinken.
"Lucy? Lucy!", flüsterte er schluchzend.
"Ja, Jim, ich bin es. Sag mal, tust du mir einen Gefallen? Da hängt ein Schlüssel an der Wand. Könntest du mich-", ich kam nicht weiter. Jim sprang bereits auf und sah sich im Raum um. Er entdeckte den Schlüssel und riss ihn förmlich vom Haken. Dann stürzte er zu mir, sperrte die Tür auf und riss die Tür auf. Dann trat er ohne ein weiteres Wort auf mich zu, ging vor mir in der Hocke, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich behutsam auf den Mund.
"Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Was-Was ist passiert!?", rief er, als wir fertig waren laut auf. Ich sah mich erschrocken nach allen Seiten um und legte einen Finger auf meine Lippen:"Psst, nicht so laut. Später, wir müssen hier weg." Er sah mich verzweifelt an aber nickte, stand auf und drehte sich um. Ich wusste nicht ob ich es mir schon zutraute aufzustehen und zu gehen, und so ein Zeug. Ich versuchte es. Vorsichtig, angestützt an der Wand, erhob ich mich und machte einen zaghaften Schritt nach vorne. Mit einem Stöhnen fiel ich vornüber auf die Knie und stemmte die fest Hände vor mir auf den Boden, um den Schmerz zu lindern. Mit einem Schluchzen und einem unterdrückten Fluch drehte sich Jim eilig wieder um und rannte zu mir. Und bevor ich irgednetwas dagegen einwenden konnte, nahm er mich auf seine Arme und trug mich. Jim staarte mir die ganze Zeit über in die Augen, aber nachdem ich so zusammengebrochen war musterte er mich von Kopf bis Fuß; von allen Seiten. "Du bist wirklich schwer verletzt!", schluchzte er,"Ich muss dich sofort ins Krankenhaus bringen!" Ich sagte erst gar nichts. Natürlich war mir klar, das ich auf keinen Fall zu einem Arzt durfte, aber ich wollte jetzt nichts sagen. Erst wenn wir in Sicherheit waren. Ich sah wie Jim, mit mir auf den Armen, den langen Gang entlang lief, ohne irgendwie außer Atem zu sein. Ich hatte schreckliche Angst, dass Sasia auf einmal auftauchen würde, oder so und meine Wunden schmerzten höllisch. Was könnte ich nur machen, das es aufhört. Ich wusste die Antwort. Nein! Auf keinen Fall werde ich einen Menschen töten, nur damit ich wieder gesund werde. Ich wusste genau, dass ich mich nicht zurückhalten werden könnte. Ich muss da jetzt durch! "Schneller, bitte beeil dich!", murmelte ich Jim schwach zu und ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Ich hatte fürchterlichen Verfolgungswahn; und eine unglaubliche Paranoida. Ich musste hier raus. Wenn mir nicht alles so schmerzen würde, könnte ich in weniger als einer Minute, mit Jim hier raus sein. Mist! Egal. Plötzlich roch ich etwas. Sasia. Ich konnte am Geruch und an meinem Gehör erkennen, dass sie gerade in meine (frühere;-)) Zelle ging. Ich konnte ein entsetztes Aufkeuchen hören und dann Schritte. Laufschritte. Sie verfolgte uns. Jim konnte das natürlich nicht hören. "Jim!", begann ich zu schreien,"Beeil dich! Schnell, oh bitte, bitte!!!" Ich atmete heftig.
"Was!? Warum!?", fragte Jim hektisch. Ich roch, dass Sasia immer näher kam und durfte daher keine Zeit verlieren.
"WEIL SIE KOMMT! SCHNELL!!", kreischte ich hysterisch und schlug mit meinen Fäusten auf seine Brust, natürlich nicht zu fest. Jim begann noch schneller zu rennen. Schließlich kam er doch ein bisscchen ins Keuchen.
"Wer-Wer -puh, wow huh, wer ist sie?", fragte er außer Atem.
"Das erzähl ich dir schneller. Jetzt renn einfach, sonst könnten wir sterben!" Das letzte hätte ich nicht sagen sollen. Er blieb schlagartig, stocksteif stehen und sah mich, mit einem Stirnrunzeln an:"Wieso sterben?"
"Später, bitte später, sie kommt näher." Ich war mittlerweile so verzweifelt, dass mir Tränen über das Gesicht liefen. Jim begann wieder zu laufen. Aber jetzt war es zu spät. Ich sah wie Sasia uns immer näher kam und schließlich nur noch gute zehn Meter hinter uns war. Sie... war wirklich extrem schnell.
"Bleibt stehen!", rief Sasia uns, ohne außer Atem zu sein, hinter her. Jim sah sich verwirrt um. Offensichtlich hatte er nicht gedacht unser Verfolger könnte eine Frau sein. Sasia war schließlich auch ein Bubenname. Aber davon ließ er sich Gott sei Dank nicht irritieren, und lief einfach noch schneller.
"Lucy, du weißt, dass es sinnlos ist. Ich werde wieder kommen. Und wenn du nicht willst, dass ich jedem sage, was du bist, darfst du keine Polzei einschalten; aufgrund deines Blutes darfst du keine Rettung einschalten. Das heißt, ich werde einfach kommen. Niemand könnte was machen", kreischte Sasia.
"Was meint sie damit? Mit dem Geheimniss und... warum 'aufgrund deines Blutes'? Lucy, du musst mich dann dringend aufklären!"
Ich nickte geistesabwesend. Sasia hatte Recht: Es war sinnlos. Ich musste sie zum Schweigen bringen. Ich entschied mich.
"Jim, setzt mich bitte ab"
"Was?! Nein!" Er klang entsetzt.
"Du musst mich jetzt sofort absetzten!" Ich stieß ein Knurren aus.
"Nein" Obwohl Jims Gesicht ein wenig ängstlich war, war mir klar, dass er mich nur beschützen wollte. Ich seufzte:"Nein, nein, nein, das ist falsch" und verdrehte Jims Hand, so, dass ich nicht verletzt wurde, aber er mich loslassen musste. Er keuchte erschrocken auf und ließ mich los. Zuerst landete ich ziemlich unsanft auf den Hintern, stemmte mich dann aber, unter großen Schmerzen auf. Jim wollte sofort wieder nach mir greifen, ich wich aber geschickt aus. Dann rannte, oder eher humpelte, ich so schnell ich konnte zu Sasia.
"Ah, also hast du dich doch richtig entschieden", rief diese erfreut. Ich lächelte süssifant."Das hätten Sie wohl gern, was?", presste ich mühsam hervor. Dann benutzte ich meine Vampir-Schnelligkeit um genau vor Sasia zu sein. Und obwohl mir danach richtig schwindelig wurde, und ich schwarze Flecken vor den Augen sah, sah ich wie ein Blitz aus. Kein Wunder, dass Sasia sich kurz, erschrocken duckte, sich dann aber wieder stolz aufrichteten:"Och, komm schon! Komm wieder mit, ich verspreche nicht zu hart zu dir zu sein! Ich will doch nur ein paar Antworten über eure Art" Sie streckte die Hand nach mir aus und versuchte nett zu lächeln, was ihr, ehrlich gesagt, ziemlich misslung. Da hörte ich hinter mir ein Aufschluchzen. Ich fuhr blitzschnell herum. Jim war da und lehnte sich an die Wand, sein Blick verzweifelt:"Sag-Sag, was ist hier überhaupt los?"
Sasia zog die Brauen hoch und deutete bedeutungsvoll auf ihn:"Er weiß nicht Bescheid? Wow! Wie wirst du ihm das alles hier bloß erklären? Und du weißt, dass du das musst. Reden ist das A und O einer Beziehung. Weißt du, vielleicht bin ich so nett, und erspare dir die Herumdruckserei und so, und sag Jim, deinem unglaublich süßen Freund, doch gleich was los ist"
Ich staarte entsetzt zwischen Sasia und Jim hin und her und wollte gerade mit einer Tirade beginnen, da fiel mir etwas anderes ein:"Sagen Sie mal, woher wissen Sie, dass Jim mein Freund ist? Warum wissen Sie überhaupt, dass er Jim heißt?"
"Ach, ich weiß viele Dinge. Und dein Freund sollte viele Dinge über dich wissen, wenn ich nochmal auf unser vorheriges Thema zurückgreifen darf, Miss 'ich wechsle gern dasThema'!"
"Als ob ich nicht selbst wissen würde, dass ich noch... Dinge zu klären habe. Aber er wird es, wenn es Zeit ist, von mir erfahren und nicht von irgendeiner dahergelaufenen Schlampe!", flüsterte ich vor Wut bebend. Ich sah Sasia zusammenzucken und für einen Moment so etwas wie Angst in ihrem Blick. Das war mir nur Recht. Meine Hand zuckte hervor. Ich packte sie am Hals, mit einem Würgegriff und hob sie in die Luft. Sie schnappte verzweifelt nach Luft, mit den Händen an meinem Griff und strampelte mit den Beinen in der Luft.
"Wenn Sie irgendjemanden etwas sagen, dann, und das schwöre ich, werde ich Sie eigenhändig töten!" Den Rest flüsterte ich ihr in ihr Ohr. Angst blitzte in Sasias Augen auf:"Das... würdest du nicht tun", krächzte sie verzweifelt.
"Und ob ich das würde! Und jetzt zischen Sie ab! Und denken Sie an meine Warnung. Wenn Sie bis nächste Woche noch in der Stadt sind, dann werden Sie, noch ehe Sie bis drei zählen können, eine Leiche, ohne einen Tropfen Blut im Körper sein! HABEN SIE VERSTANDEN!?"
"Ja... Äh-Ähm, Ja. Bitte töte mich nicht!" Sasia traten Tränen in die Augen. Ich ließ sie los. Ich wollte niemanden solche Angst machen. Ich wollte kein Monster sein. Selbst bei der Person, die mich... gefoltert hat.
"Es tut mir Leid, Mrs, aber ich muss sicher sein. Bitte, sagen Sie es keinem, sonst... muss ich meine Drohungen womöglich noch wahrmachen. Und glauben Sie mir, das will keiner von uns!"
Sasia nickte immer noch ängstlich. Dann drehte sie sich um und rannte davon. Die Anstrengung holte mich erst ein, als Sasia außer Sicht war. Tränen liefen mir über das Gesicht. Wie konnte ich nur diese Peron werden. Ich fiel auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich dachte Jim würde kommen; mich trösten. Als aber nach ein paar Minuten immer noch nichts passierte, schaute ich schließlich besorgt hinauf. Ich kannte Jim. Jim war es fast umöglich einen nicht zu trösten. Vor allem, wenn dieser seine Freudin ist. Dort lehnte Jim, mit dem Rücken an der Wand. Er blickte starr gerade aus. Sein Blick war leer und ziellos.
"Jim?...", fragte ich schluchzend,"Ist etwas? Was ist?" Ich hockte mich vor ihm nieder und wedelte verstört mit der Hand vor seinem Gesicht. Keine merkbare Reaktion. Ich bekam Panik. "Jim?!", rief ich und schüttelte ihn, "JIM!" Jim blinzelte und ein Funken Leben kehrte in seine Augen zurück. "Ich verstehe nicht. Was meinte diese Frau? Was ist los?", wisperte er. Ich stieß erleichtert die Luft aus. Ich umarmte ihn. "Ich werde dir alles erklären, ich versprechs! Wir müssen jetzt erstmal hier raus, ja?" Jim nickte und richtete sich auf. Ich tat es ihm stöhnend nach, wobei meine Schulter extrem wehtat. Jim sah mich besorgt an und wollte mich wieder auf seine Arme nehmen, aber ich wich zurück.
"Was hast du?", fragte Jim verwirrt,"Du bist doch verletzt, du kannst nicht noch den ganzen Weg allein gehen!"
"Na und, dann bin ich halt verletzt. Du hattest gerade einen Black out, oder so etwas, also kannst du mich nicht den ganzen Weg tragen", lächelte ich.
Jim runzelte die Stirn, nickte jedoch vorsichtig:"Okay, aber erlaube mir wenigstens dich zu stützen." Ich nickte lächelnd. "Okay", flüsterte ich. Dann machten wir uns auf den Weg.

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Tag der Veröffentlichung: 10.11.2012

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