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1. Kapitel


Ich betrat die Bibliothek. Ich stieß geschockt, von der Größe dieser, die Luft aus. Ich staarte die Bibliothek ehrfüchtig. Sie war... wirklich... riesig. Zuerst war der Boden mit einem roten Teppich ausgelegt. Eine ebenfalls ziemlich große, goldene, geschwungene Theke mit einem kleinem, nett aussehendem, wenn auch ein wenig gelangweiltem Mädchen hinter ihr, das ungefähr in meinen Alter war. Es waren schier endlos weite, bis zur Decke reichende Regale, die bis zum Überlaufen mit staubigen, dicken, alten Wälzern gefüllt waren. Die Atmosphäre war unglaublich. Die Bibliothek war ganz leer und daher wunderbar still. Kein Wunder, wer geht schließlich an einen Samstagabend in die Bibliothek? Als die Regale begannen, war kein Teppich mehr zu sehen. Der Boden war wunderschön vertäfelt - genauso wie die Wände. Warum war ich bloß noch nie hier? Diese Frage,konnte ich mir leicht beantworten - Ich hatte meinen Aufsatz vergessen. Den bis Montag. Ich musste etwas über den 1. Weltkrieg schreiben - Sechs Seiten lang. Ich war vorhin noch nie in der Bibliothek, weil ich ehrlich gesagt, keine... große Leserin bin. Aber jetzt nahm ich mir vor öfter dorthin zu gehen. Es war richtig magisch. Ich ging zu dem Mädchen hinter der Theke. Es begann zu sprechen.
"Hy, ich bin Lusinda, die Bücherei-Frau!", sie zwinkerte mir zu,"Kann ich dir behilflich sein?"
"Hy, ich bin Samina. Ich suche nach einem Buch vom 1. Weltkrieg!"
Lusinda staarte mich einen Moment verwirrt an. Es passierte offensichtlich nicht oft, dass ein Mädchen von der Highschool, an einem Samstag hierher kam um ein Buch auszuleihen, statt irgendwo abzufeiern. Sie fasste sich aber ziemlich schnell wieder:" Okay... Komm mit mir - es ist im Regal A6!" Sie kam hinter der Theke hervor und machte sich auf den Weg. Ich folgte ihr. Als wir um die Ecke in die Regalreihe bogen stießen wir beide unwillkürlich ein Quieken aus. An diesem Regal war schon jemand. Ein Junge in meinem Alter. Er hatte blonde Haare, die ihm sexy über die Augen fielen und unglaublich blaue Augen. Er saß auf einem Stuhl und laß genau das Buch, das ich brauchte, aber das war mir momentan egal. Lusinda und ich hatten gleichzeitig, bei seinem Anblick, die Luft ausgestoßen. Er hatte den Körper eines Models. Ich hatte ihn noch nie gesehen, also ging er höchstwahrscheinlich nicht auf meine Schule. Ich schätze schon, dass er mir augefallen wäre. Er war so versunken in seinen Wälzer, dass er uns gar nicht bemerkte. Normalerweise, wäre ich viel zu schüchtern ihn anzusprechen, aber da er genau das Buch las, das ich brauchte, hatte ich keine Wahl.
"Ähm... Entschuldigung!", begann ich nervös. Der Junge blickte irritiert auf und blickte mich an. Seine Augen weiteten sich. Warum bloß, dachte ich mir. Ich wusste nicht warum er das tat, aber ein kleiner Teil in mir wünschte sich, das er das tat, weil er mich hübsch fand. Das wäre aber ziemlich komisch, dann ich war eher der Durchschnitt - Hellbraune, lockige Haare die mir ungefähr bis zu Mitte meines Rückens reichten. Meistens band ich sie mir zu einem Zopf zusammen. Braune Augen. Normal, alles!
"Entschuldigung, ich-...", meine Stimme brach ab und ich begann von neuem,"Ich-ich- Brauchst du dieses Buch?"
Der Junge zog die Augenbrauhen hoch und sah auf das Buch, in seiner Hand.
"Ähm... Kommt drauf an... Brauchst du es denn?"
"Ja, ähm - tatsächlich!"
"Okay, du kannst es haben", er lächelte ein Lächeln, dass mein Herz zum Schmelzen brachte.
"Für was brauchst du es denn, wenn ich fragen darf?", sagte er, während er mir das Buch gab.
"Vielen Dank. Ich habe einen Aufsatz über den 1. Weltkrieg!"
"Oh, interessant. Ich muss aber sagen, ich bin öfters in dieser Bibliothek und kenn mich hier schon halbwegs aus. Und die Bücher hier -selbst dieses, was du in der Hand hältst- sagen nicht sonderlich viel darüber. Meine Familie aber lebte, zu dieser Zeit hier und, ich will nicht angeben, aber ich weiß ziemlich viel über den 1.Weltkrieg. Ich - Ich, wenn es nicht zu seltsam wäre, könnte ich dir ja, ähm..., helfen!?"
Ich staarte ihn an, als wenn er verrückt wäre. Ich meine, wir kennen uns nicht einmal, nicht mal unsre Namen. Außerdem ist es schon Abend. Ich versuchte also das Angebot so höflich, wie möglich abzulehen:"Nein, ich denke nicht. Aber -natürlich nur wenn du willst- du könntest mir deine Handynummer geben? Vielleicht könnte ich dich dann anrufen, wenn ich Hilfe brauche?"
"Gerne", antwortete der Junge, holte einen Zettel, schrieb etwas darauf, und gab ihn mir,"ich bin Noah. Es freut mich dich kennenzulernen." Ich macht ihm nach und steckte ihm meine Nummer hin.
Er streckte mir seine Hand hin. Ich schüttelte sie freundschaftlich:"Die Freude ist ganz meinerseits, Noah! Ich bin Samina."
"Na dann, Samina, es ist schon spät!"
"Ja, ich geh wohl besser. Ich rufe dich an."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ lächelnd die Biblothek.

2. Kapitel


Ich fischte meinen Hauschlüssel aus meiner Tasche und speerte meine Tür auf. Drinnen, machte ich das Licht an und stellte seufzend die Tasche mit dem Buch darin, das überraschend schwer war, auf einen nahen Stuhl. Ich schälte mich aus meinen Schuhen und meiner Jacke und schnappte mir das Buch, ohne die Tasche. Zuerst ging ich hinauf in mein Zimmer und legte es auf meinen Schreibtisch. Dann ging ich nochmal herunter um mir einen Snack zu holen, aus dem Kühlschrank. Ich öffnete die Kühlschranktür und schnappte mir ein Zitroneneis. Als ich die Tür wieder schloss sah ich einen Zettel an ihr:
Bin einkaufen
M
Ich lächelte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Mum nicht zu Hause war. Bin ich 'ne schlechte Tochter? Ich runzelte die Stirn. Ach, nee! Ich zuckte die Schultern und lutschte an meinen Eis. Aber ich hatte immer noch einen verdammten Hunger und der Kühlschrank war leer. Soll ich mir schnell in der Imbissbude gegenüber 'nen Taco kaufen?
Es ist doch schon dunkel.
Aber ich habe so Hunger.
Wer weiß, was sich für Gestalten draußen herumschleichen.
Aber ich habe SO Hunger., stritt ich mich mit mir selbst. Schließlich siegte mein Hunger und ich zog mir die Stiefel über, und nahm meinen Hausschlüssel.
Dann band ich mir meine Bauchtasche um und steckte meine Geldtasche hinein. So, bereit. Ich öffnete die Tür, trat ins Freie, und schloss sie dann wieder. Kalter Wind bließ mir entgegen. Ich fröstelte. Ich kreuzte die Arme vor meiner Brust, um mich zu wärmen. Ich ging über die Straße und stand vor dem Taco-Geschäft. Der Mann hinter dem Thresen war ein unfreundlicher Texaner, mit schwarzem Schnurrbart und buntem Sombrero; ungefähr achtunddreißig Jahre. Dem Bilderbuch entsprechend.
"Allo, was kann ick für dick tun, Sammy?"
Hab ich gesagt, er wäre unhöflich? Naja, das ist er auch,... zu den meisten. Aber wir kennen uns schon seit, ich hier eingezogen war. Und das war vor sieben Jahren, als ich gerade mal acht war. Ich steh auf Tacos, deswegen bin ich auch relativ oft hier. Wir kannten uns also schon gut..
"Vielen Dank, Manfred, ich hätte gern ein Taco", ich zwinkerte.
"Natülich. Könnte anen Möment dauern."
"Klar, ich geh ein wenig spazieren. Bin bald wieder da." Manfred nickte. Ich wand mich um und begann ein wenig zu joggen. "Verschenken Sie meinen Taco nicht!", rief ich ihm über die Schulter hinweg noch zu. Dann war er schon außer Sicht. Ein paar Minuten joggte ich einfach den Weg entlang und schwelgte in Gedanken. Da wurde ich von dem kühlen Wort:"Stopp!" unterbrochen. Erschrocken drehte ich mich um. Die Stimme redete aber gar nicht mit mir. Es war aus dem Gebüsch gekommen. Soll ich...? Meine Beine nahmen mir die Entscheidung ab. Ich setzte mich in Bewegung. Ich sah einen Jungen in meinem Alter. Er sah extrem gut aus, hat schwarze Haare das ihm in Strähnen über die Augen hing. Er redete mit -Oh, Schreck- dem Jungen, den ich in der Biblothek kennengelernt hatte. Noah. Was hat er denn hier zu suchen. Obwohl, blöde Frage. Warum sollte er nicht hier sein? Ich wollte mich schon wieder umdrehen, als ich ein Stück von der Unterhaltung von beidem mitbekam:"Nicht so voreilig, Noah. Wir müssen sie beschützen, das bedeutet nicht, dass wir gleich wie wild mit ihr flirten müssen."
Über wen redet der fremde Junge da? Flirten. Hat Noah etwa mit noch einem anderen Mädchen auser mir geflirtet? Hat er überhaupt mit mir geflirtet? Und warum beschützen? Ich beschloss der Unterhaltung weiter zuzuhören.
"Komm mal runter, Kieran", begann Noah locker,"Ich verfolge nur unseren Plan. Außerdem ist sie hübsch. Zwei Fliegen mit einer Klappe!"
"Kein Plan. Wir haben von Josephine eine Aufgabe bekommen. Eine ziemlich einfach noch dazu, warum riskierst du unseren Platz?", flüsterte Kielen angespannt und so leise, dass ich mich vorbeugen musste, und daher beinahe meine Deckung aufgefallen wäre.
"Spinnst du?! Was, bitteschön, riskiere ich?! Nichts!", rief Noah verärgert auf.
"Alles, du riskierst alles!", sagte Kieran und massierte sich die Stirn,"Wenn irgendjemand erfährt, dass wir versuchen sie zu beschützen, sind wir im Eimer, ist sie im Eimer, unsre Aufgabe ist im Eimer, ALLES ist im Eimer! Also halte dich gefälligst zurück, so hübsch, wird sie schon nicht sein, dass jemand wie du ihr nicht wiederstehen könntest."
"Jaja, ich hab's kapiert." Noah spuckte die Wörter förmlich,"Wie sollen wir denn weiter vorgehen. Ach, warte, ja, ich bin so schlau gewesen, und habe sie nach ihrer Handynummer gefragt" Er forderte aus der Jackentasche, einen Zettel, der mit einer Nummer faziert war,"Tada. Wer hält sich jetzt an den Plan?" Ich staarte auf den Zettel mit der Nummer. Ich hatte Noah doch heute meine Nummer gegeben. Das-Das muss die Nummer eines anderen Mädchens sein. Es kann nicht sie sein, von der sie reden. Aber es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass Noah an einem Tag gleich zwei Nummern von Mädchen bekommen hat. Allerdings bei seinem Aussehen... Am Besten lauschte ich einfach noch ein wenig.
Kieran staarte den Zettel mit der Nummer ebenfalls ungläubig an. Dann schnappte er sie sich:"Woher hast du die?", fragte er streng.
"Ach, du weißt schon, ich bin doch ein Womanizer"
Strenger Blick von Kieran:"Nicht witzig!"
"Ich weiß, ich weiß. Sie ist wirklich nett, weißt du. Schade, dass sie die Arme ist"
"Jeder der dieses Schicksal hat ist arm"
"Genau. Aber hübsche, nette Mädchen, mit diesem Schicksal sind am ärmsten, find ich. Und schau mal, wie schön ihre Schrift ist. Ihr Name besteht aus wunderschön, geschwungenen Buchstaben, dabei habe ich gesehen, dass sie es eilig aufgekritzelt hat."
"Wunderschöne Schrift, passt zu wunderschönen Namen", murmelte Kielan geistesabwesend,"Samina..."

3. Kapitel


Samina? Das muss eine andere Samina sein! Aber der Name Samina ist selten... Na und?! Es MUSS eine andere Samina sein. Oder die Jungen waren verrückt... Aber zwei verrückte, gut aussehende Jungs, die die gleichen verrückten Vorstellungen haben? Eher unwahrscheinlich. Aber egal, das ist irgendetwas doofes, und ich habe keine Lust mehr auf das. Obwohl die Jungen noch weiter redeten, drehte ich mich einfach um, und trabte davon, in Richtung Taco. Ich war so schnell, dass der kalte Wind mir um die Ohren pfiff. Aber das war gut so, denn dass ließ mir dann keine Zeit zum Nachdenken. Endlich angekommen. Außer Atem blieb ich vor der Imbissbude stehen. Manfred schaute mich verwundert an:"Was denn los? Du schaust schwitzig, rot aus!"
"Da-Da war, ach egal, du könntest es sowieso nicht verstehen!"
Manfred schaute mich verletzt an:"Okay..." Plötzlich hob er den Arm. In seiner Hand liegt ein Taco:"Willst du Taco?", fragte er mich jetzt. Ich nickte vorsichtig, zahlte, verabschiedete mich und rannte zurück nach Haus. Zu Hause zog ich erst meine Draußen-Sachen aus und rannte dann in mein Zimmer. Ich hatte eine Idee. Ich war so hungrig, dass ich den ganzen Taco schon auf dem Weg nach oben aufaß. Wie spät ist es? 20:00 Uhr. Warum war meine Mutter noch nicht zu Hause? Einige Minuten zerbrach ich mir den Kopf darüber. Dann seufzte ich nur und murmelte:"Ach, scheiß darauf!" Jetzt kommt erst mal meine Idee. Ich zog mein Handy hervor. Wäre es unangebracht so spät noch Noah anzurufen? Nein. Ich hatte doch gesehen, dass er noch draußen war und gehört, dass er mich eh verfolgte oder so. Geben wir den Stalker eine Chance, alles wieder gut bei mir zu machen. Ich wählte seine Nummer. Piep. Piep. Piep.
"Hallo?"
"Noah?"
"Da! Du bist Samina, oder?"
"Yeah. Ich habe... ähm... Ich habe ein Problem... bei - meinem Aufsatz, weißt du? Ja! Ich brauche deine Hilfe bitte, kommst du rüber!"
"Klar, freu mich schon. By"
"Warte! Ich muss dir doch noch meine Adresse geb-" Da hatte er aufgelegt. Na schau ma mal. Wenn er trotzdem hier aufkreuzt, weiß ich, da is was faul, denn ich habe meine Adresse nicht genannt. Ich wartete.

4. Kapitel


Nach eine halben Stunde klopfte es an der Tür. Ich stürmte die Treppe hinunter und riss die Tür förmlich auf. Draußen stand Noah. So, das ist der Beweis. Ich beschloss gleich mit der Tür ins Haus zu fallen:"Aha! Woher, bitteschön, kennst du meine Adresse?!"
"Ich-Ich... ähm", begann Noah getroffen.
"Falsche Antwort", erwiderte ich traurig und wollte gerade die Tür schließen als Noah einen Fuß dazwischen stellte. Ich sah ihn erschrocken an.
"Ich habe einen Nabenjob im Rathaus. Als ich bemerkt habe, dass ich vergessen habe dich nach deiner Adresse zu fragen, bin ich vor Peinlichkeit fast gestorben. Ich wollte nicht noch einmal anrufen. Ich wollte aber um jeden Preis her kommen. Und ich schwöre,ich habe nichts anderes geschaut, außer deine Adresse. Gibst du mir noch eine Chance?"
Ich überlegte und seufzte schließlich schwer:"Ach, komm herein."
"Dankeschön, Samina", wisperte er - und trat ein.

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Tag der Veröffentlichung: 07.11.2012

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