Cover

Die Halskette der Königin


Es war einmal in einem Land weit entfernt von der Welt, die wir kennen, lebte ein fünfzehnjähriges Mädchen mit ihrer Mutter und ihrem Hund zusammen in einer kleinen Hütte in der Nähe eines dunklen Waldes.
Ihr Vater ist in die große Stadt um den Königspalast gezogen, wo er Geld verdienen wollte, um es zu seiner Frau und seiner Tochter zu schicken. Das geschah bereits ein Jahr zuvor, doch Geld hatte er noch keines geschickt. Das Mädchen namens Sophie vermisste ihn allerdings nicht, da er nie viel mit ihr geredet hatte.
Ihre Mutter war eine sehr nette Person. Ihre große Leidenschaft war Backen und genau das machte sie den ganzen Tag. Von Brot bis Kuchen backte sie alles. Sie sagte immer: „Was brauchen wir anderes?“ Mit diesem Satz meinte sie, dass die kleine Familie ihr einziges Geld von ihrer Bäckerei bekam.
Der Hund, den Sophie zu ihrem siebten Geburtstag bekommen hatte, war nicht nur ein normaler Hund. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass sie den Hund von einem alten Zauberer gekauft hatte. Der Hund konnte reden und würde genau an dem Tag sterben, an dem auch Sophie sterben würde. Der Hund wurde Kappy genannt, auch wenn er den Namen nicht sehr mochte. Er war Sophies bester Freund, weil keine anderen Kinder in ihrem Alter in ihrer Gegend wohnten. Genau genommen waren gar keine anderen Häuser in der Gegend.

Eines Tages als die Sonne den Himmel verlassen hatte und die Sterne von oben blinkten, verließen Sophie und Kappy die kleine Hütte für einen letzten Spaziergang an diesem Tag. Ihre Mutter blieb Zuhause und backte für den nächsten Tag. Am nächsten Tag würden sie in die Stadt um den Palast auf den Markt gehen. Das wäre ihre Gelegenheit, um ein wenig Geld zu verdienen, denn sie mussten dringend das kaputte Dach reparieren.
Sophie und ihr Hund gingen zum Wald, bevor sie jedoch hinein gehen konnten, sprach ein alter Mann zu ihnen.
„Hütet euch vor der Gefahr im Wald!“, sagte er zu ihnen.
„Welche Gefahr?“, fragte das Mädchen. Sie und Kappy gingen immer im um diese Zeit des Tages in den Wald, aber von einer Gefahr hatten sie noch nie gehört.
„Die Todesfeen tanzen heute Nacht.“, erklärte er. Dann verschwand er wieder in die Schatten aus denen er gekommen war. Sophie schaute daraufhin ihren Hund fragend an. Dieser ging allerdings unbeirrt weiter in den Wald, also folgte sie ihm.
Es dauerte gar nicht lange da sahen sie ein helles Licht zwischen den Bäumen und sie konnten Musik hören. Die Todesfeen., dachte Sophie, aber sie ging weiter, um zu sehen was mitten in der Nacht im dunklen Wald geschah.
Mit jedem Schritt, den sie näher kamen, wurde die Musik lauter und das Licht heller. „Sind Todesfeen nicht eigentlich Kreaturen der Dunkelheit?“, fragte Kappy flüsternd neben ihr. Sophie nickte, doch schaute nicht zu ihm. Sie beobachtete das Licht. Als die beiden nah genug dran waren, konnten sie zwischen den Bäumen eine Lichtung sehen, auf der zwanzig Todesfeen im Kreis tanzten. Einige von ihnen spielen ein Instrument, während sie tanzten. Sophie und Kappy waren sich sicher, dass diese Frauen Todesfeen waren, weil sie schneeweiße Haut und Haare hatte und weiße Kleider trugen. Und keine dieser Frauen berührte die Erde.
Über ihren Köpfen in der Mitte des Kreises befand sich ein schimmerndes und schillerndes Objekt. Während der Hund die tanzenden Frauen beobachtete, war das Mädchen eher an dem glänzenden Objekt interessiert. Sie war sich sicher, dass es eine Halskette aus purem Gold war. Die Königin des Landes hatte ihre goldene Halskette zwei Wochen zuvor verloren und der König hatte versprochen, dass derjenige, welcher die Kette zurückbringen würde eine Belohnung erhalten würde. Bisher hatte nur niemand die Kette gefunden.
„Wer seid ihr?“, fragte eine melodische Stimme und beide drehten sich erschrocken um. Eine von den Todesfeen stand direkt vor ihnen.
„Werden wir jetzt sterben?“, flüsterte Sophie so leise, dass sie schon befürchtete die Todesfee verstand sie nicht. Ihre Eltern und auch ihre Großeltern hatten ihr erzählt, dass nur solche Personen, die im Sterben lagen, hören konnten, was Todesfeen sagten.
„Du wirst nicht sterben, liebes Kind.“ Die Todesfee lächelte freundlich. „Dies ist die Nacht der Nächte. Heute Nacht kannst du uns hören ohne zu sterben.“, erklärte sie. „Kommt mit mir auf den Tanz.“
Das Mädchen und der Hund folgten der Todesfee zu dem Kreis. Dort nahm eine andere Fee Sophies Hand und tanzte mit ihr in dem Kreis um die goldene Halskette. Diese schaute sie sich noch einmal genauer an und sah das Symbol des Königs. Also war dies die Halskette, welche die Königin verloren hatte. Sophie hörte augenblicklich auf zu tanzen und starrte die Halskette an.
„Ist sie nicht wunderschön?“, fragte eine der Todesfeen sie.
Das Mädchen nickte und fand schließlich ihre Wort wieder: „Es ist die Kette der Königin, nicht wahr?“
Alle Todesfeen nickten zur selben Zeit. „Du kannst es ihr wiederbringen, wenn die Nacht vorüber ist.“ Und daraufhin begannen auch alle wieder zu tanzen.
Kappy trat zu Sophie. „Wir müssen jetzt gehen. Deine Mutter wird sich sonst große Sorgen machen.“ Das Mädchen folgte ihm daraufhin aus dem Wald heraus und in ihr Haus hinein, bevor sie sich schlafen legte.

Der nächste Morgen startete mit warmen Sonnenstrahlen auf Sophies Gesicht. Als sie sich aufsetzte und sich in ihrem Zimmer umschaute, begegnete ihr Blick einem goldenen Objekt auf ihrem kleinen Nachtschränkchen. Es war die Halskette der Königin. Daneben lag ein kleiner Zettel. Wie versprochen.
„Sophie, beeil dich.“, rief ihre Mutter aus der Küche und das Mädchen sprang aus ihrem Bett. Mit der Kette in ihrer Hand ging sie in die Küche und erzählte ihrer Mutter alles, was in der vorherigen Nacht im Wald alles geschehen war.

Auf dem Weg zu dem Markt presste Sophie die Kette hart an ihre Brust. Sie wollte diese unter keinen Umständen verlieren. Als sie in der Stadt ankamen, gab das Mädchen ihrer Mutter noch einen Abschiedskuss und rannte in Richtung des Palastes davon. Sie hatte ihr bestes Kleid und ihre schönsten Schuhe an und trotzdem fühlte sie sich immer noch wie das arme Mädchen, welches sie auch war. Kappy war an ihrer Seite, um auf sie aufzupassen.
„Wo möchtest du denn hin, junge Dame?“, fragte eine Wache, als sie durch ein Tor gingen.
„Ich möchte mit der Königin sprechen.“, sagte Sophie vielleicht ein wenig zu leise, aber die Wache verstand sie.
„Ich befürchte, du kannst nur mit dem König sprechen.“, antwortete er ihr und zeigte ihr und ihrem Hund dann den Weg zum Thronsaal, wo der König saß. Der Thron neben ihm war leer, wie die Wache es ihnen gesagt hatte.
Bevor das Mädchen zu sprechen begann, verbeugten sich Kappy und Sophie. „Eure Majestät, ich habe dies letzte Nacht gefunden.“ Sie holte die Halskette hervor. „Und ich denke, dass es diejenige ist, welche Eure Frau vermisst.“ In dem Moment kam eine Frau in den Raum hinein und jeder verbeugte sich noch einmal. Es war die Königin. Sie schaute sich die Kette an.
„Du hast sie ihm Wald gefunden?“, fragte sie und nahm die Kette aus Sophies Händen, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Das Mädchen nickte. „Ist das wahr?“, fragte die Königin Kappy.
„Ja, es stimmt.“, antwortete dieser mit einer klaren Stimme. Dann nickte die Königin und drehte sich um. Sie setzte sich auf ihren Thron direkt neben dem König und schaute auf die Halskette.
„Du bist noch zu jung, um meinen Sohn zu heiraten, also müssen wir eine andere Belohnung für dich finden.“, sagte der König. „Was benötigst du?“
„Meine Mutter und ich leben in einer kleinen Hütte neben dem Wald. Das Dach ist kaputt. Wir brauchen dringend Geld, um es reparieren zu lassen.“, erklärte Sophie ihm.
Der König nickte. „Ich werde einige Leute schicken, damit sie euer Dach reparieren. Wann immer wieder etwas kaputt ist, lass es mich wissen und ich werde jemanden schicken, der es reparieren kann.“, sprach der König. „Du darfst nun gehen.“
Sophie und Kappy verneigten sich noch einmal und verließen den Palast.

Einen Tag später kamen drei Männer und reparierten das Dach. Sophie ging immer, wenn etwas kaputt war, zum Palast und der König schickte jemanden, der es wieder reparierte. Das alles aber endete als Sophie achtzehn Jahre alt wurde. Dann nämlich heiratete sie den Königssohn und zog zusammen mit ihrer Mutter in den Palast. Natürlich bekam auch Kappy ein ganzes Zimmer für sich.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /