Es begab sich, dass in der Jahreszeit, in der es immer kalt und dunkel war, die Wetterfee sich zu langweilen begann. Sie saß auf einer Wolke und betrachtete das Treiben auf der Erde sehr genau. Schon seit Jahren hatte sie keine Abwechslung mehr ins Wetter gebracht. Es war immer dasselbe. Im Winter schneite es. Im Frühling regnete es. Im Sommer schien die Sonne und im Herbst stürmte es. Doch mit dem Wetter waren die Menschen niemals glücklich.
Plötzlich sprang sie auf. „Ich hab’s.“, schrie sie auf. „Ich werde die Menschen nach ihren Wünschen fragen gehen.“ Und ohne, dass sie auch nur jemand aufhalten konnte, flatterte sie auch schon dem Erdboden entgegen.
Eine Weile flog sie über ein paar Felder hinweg, ehe sie einen Bauern auf einem entdeckte. „Seid gegrüßt. Ich bin die Wetterfee.“, sagte sie zu ihm. „Welches Wetter wünscht Ihr euch?“, stellte sie ihm die Frage. Neugierig schaute sie ihn an. „Es ist so kalt.“, antwortete er nach einem Augenblick des Überlegens. „Wenn es doch schon wärmer wäre, könnte ich auf den Feldern arbeiten. Regen könnte ich dafür auch gut gebrauchen.“, fügte er hinzu. Die Fee nickte und flog davon.
Wieder Zuhause machte sie sich gleich daran, die Wolken zum Regnen zu bringen und die Sonne sollte Wärme spenden. Schon wenig später konnte sie die Bauern sehen, die auf ihren Feldern arbeiteten. Das Wetter war genau das Richtige.
Von ihrer Wolke aus beobachtete sie die Menschen für einige Stunden. Dann bemerkte sie, dass nicht jeder von ihnen glücklich war. Also machte sich die Wetterfee erneut auf den Weg auf die Erde. Dieses Mal allerdings flog sie in eine Stadt hinein. Dort sah sie eine Frau mit einem Kind die Straßen entlang laufen. Sie wollte anscheinend vor dem regen in ihr Haus fliehen. Die Fee flatterte schnell zu ihnen und brachte sie so zum Anhalten. „Seid gegrüßt. Ich bin die Wetterfee.“, stellte sie sich nun schon zum zweiten Mal an diesem Tage vor. „Mir fällt auf, dass euch das Wetter nicht zu gefallen scheint. Wie würde es euch denn gefallen?“, fragte sie. „Ich will Sonne. Regen kann ich nicht leiden.“, antwortete das Kind sofort. Die Fee nickte und flog davon.
Sofort befahl sie den Wolken sich zu verzeihen. Die Sonne konnte nun scheinen und die Menschen auf der Erde glücklich machen. Für eine Weile beobachtete sie vergnügt, wie die Kinder in der Stadt spielten. Dann aber ging ein anstrengender Tag für die Wetterfee zu Ende.
Am nächsten Tag wurde sie von der Sonne geweckt. Schnell begab sie sich auf ihren Posten auf der kleinen Wolke und beobachtete die Menschen. Die Kinder spielten wieder auf der Straße und waren fröhlich. Aber die andern Bewohner der Stadt waren nicht zufrieden.
Als die Wetterfee erneut zur Erde flog, entschied sie sich in ein großes Schloss zu fliegen. Dort fand sie den König gelangweilt auf seinem Thron sitzen. „Seid gegrüßt, Euer Hoheit. Ich bin die Wetterfee.“, trug sie ihren Text vor. „Ihr seid die Wetterfee? Also habt Ihr das Wetter zu verantworten?“, fragte der König und richtete sich noch ein wenig mehr auf. Er schaute die Fee, welche nun irritiert zu sein schien, genau an. Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr Fragen stellte, doch sie wollte nicht unhöflich sein und antwortete mit einem Lächeln auf den Lippen. „Genau die bin ich.“ Sie nickte zur Bestätigung ihrer Aussage noch einmal. „Ich habe schon einen Bauern und ein Kind danach gefragt, wie das Wetter werden sollte. Da die Menschen aber mit beiden Vorschlägen nicht zufrieden waren, bin ich nun bei Euch, um nach Eurem Wunsch zu fragen.“, versuchte sie das Wetter zu erklären. Der König lachte auf. „Ihr wollt es allen recht machen.“, meinte er und wartete das Nicken der Fee ab, bevor er weiter sprach. „Ich bin nun schon seit einigen Jahren der König dieses Landes und ich versuche immer jeden Menschen meines Volkes glücklich zu machen. Doch das schaffe ich nicht. Jeder ist anderes und mochte andere Dinge haben. Man kann es nie allen recht machen. Auch Ihr könnt das nicht. Ein Bauer möchte anderes Wetter haben als ein Kind, wie Ihr schon festgestellt habt, aber es gibt keine Lösung, wie alle zufrieden mit dem Wetter sind.“
Nachdenklich schaute sie ihn an. Sie konnte es also nie allen recht machen. „Was soll ich also mit dem Wetter machen?“, fragte sie. „Es ist Winter. Das ist die Jahreszeit, in der es kalt und dunkel ist. Belasst es dabei. Der Winter ist nicht für die Feldarbeit gedacht.“, antwortete der König ihr. Die Fee nickte und flog davon.
Die Wetterfee holte die dunklen Wolken wieder zu sich. Sie wollte die Sonne aussperren und es auf der Erde kalt werden lassen. So wie es im Winter nun einmal war. Dann entschied sie, dass es schneien sollte.
Innerhalb weniger Stunden war die Erde mit einer weißen Schicht bedeckt. In der Stadt spielten die Kinder im Schnee und wurden dabei von ihren Eltern beobachtet. Die Bauern waren nicht länger auf ihren Feldern, sondern saßen mit ihren Frauen und Kindern vor den Holzöfen und erzählten Geschichten. Der König stand an einem Fenster des Schlosses und betrachtete verschneite Landschaft.
Die Wetterfee hatte etwas gelernt, was sie, wenn sie es nicht vergessen hat, noch heute anwendet.
Tag der Veröffentlichung: 24.04.2010
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Widmung:
Ich widme dieses Märchen meinem Deutschunterricht, da es genau dafür entstanden ist.