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Magie der Nacht

Nervös lauschte Doran in die Stille hinein.

Seine Tante und sein Onkel schliefen, ebenso wie seine Cousine. Gut, so würde ihn niemand sehen oder hören, wie er verschwand.

Seit Monaten stahl er sich so gut wie jede Nacht davon, um zur Quelle, die tief im Wald lag, zu gelangen und dort einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Doran kannte seinen Namen nicht, wusste nichts von ihm, nur das er wohl auf der alten, düsteren Burg lebte, in der die bösen Geister umgehen sollten und doch war er fasziniert von dem jungen Mann, der meist halbnackt neben der natürlichen Quelle saß, leise sang oder seiner selbst geschnitzten Flöte die wundervollsten Töne entlockte. Es zog Doran regelmäßig in den Bann. Das er Fremde dazu noch wunderschön war, war ein weiterer Pluspunkt.

In seinem Dorf gab es zwar ansehnliche Kerle, doch die wollten von ihm nichts wissen, interessierten sich wenn überhaupt nur für seine Cousine und die anderen Mädchen der Siedlung. Wenn man so war wie Doran, Männer anziehender fand als Frauen, behielt man das für sich, denn die meisten lehnten es ab, behaupteten gar, es sei gegen den Willen der Götter. Diese hätten nicht ohne Grund Mann und Frau erschaffen, die zusammen in der Lage waren, neues Leben hervorzubringen.

Doch so sehr er über die Jahre auch versuchte, diese frevelhafte Neigung abzulegen, es gelang ihm nicht, sie wurde nur noch stärker. Aus diesem Grund schlich er sich auch heimlich fort, um wenigstens ein bisschen Freude zu erfahren.

Die Haustür schloss er leise hinter sich und lief dann über den Vorplatz des kleinen Bauernhofs, hinüber zum Waldrand.

Er wusste, das es falsch war, den Mann heimlich zu beobachten, sich danach zu sehnen, ihn so zu erblicken, wie die Götter ihn schufen, wenn er sich auszog und nackt ins kühle Nass glitt, jedoch konnte er den Drang, dies zu tun, nicht unterdrücken.

Sollte man ihn dabei erwischen, würden sie ihn zusammenschlagen, ihn einsperren. Man munkelte, das manche Dorfältesten auch dafür sorgten, dass Männer wie er für immer spurlos verschwanden. Doran wusste, was das bedeutete und das diese armen Seelen tot waren, ermordet, nur weil sie anders liebten als die Mehrzahl der Menschen.

Nachdenklich rannte er weiter, dachte an all die vielen Male, die er den für ihn schönsten Mann der Welt schon beobachtete. Mit jemandem wie ihm eine Zukunft zu haben, unbehelligt von anderen zusammen leben und lieben zu können, das war sein Traum, der leider nie in Erfüllung gehen würde. Am Ende würde sein Onkel ihn zwingen, die Tochter des Müllers zu heiraten, mit ihr eine Familie zu haben. Die Müllerstochter war schön, besaß einen wachen Verstand, doch das reichte nicht aus, um bis zu seinem Lebensende glücklich zu sein. Das, was er sich ersehnte, war ein Mann, der ihn liebte, ihn beschützte, ihn aber auch respektierte und dem seine Meinung wichtig war. Doran war nie ein Kämpfer, zog sich lieber zurück, las die wenigen Bücher, die er finden konnte immer und immer wieder. Wissen war etwas, das er aufsog wie ein Schwamm. Leider besuchten die Kinder der normalen Bevölkerung nur wenige Jahre eine Schule, hohe Bildung war dem Adel und den Priestern vorbehalten.

Ob es auf der Burg Bücher, womöglich sogar eine Bibliothek, gab? Wahrscheinlich schon, an Orten wie diesen fand man alles vor. Leider würde er nie einen Fuß in diese Mauern setzen. Die Dorfbewohner fürchteten sich vor jenen, die dort lebten, gingen nicht einmal in deren Nähe.

Seufzend straffte er sich, lief weiter. Der Wald war groß, der Weg lang, doch Doran kannte sich hier aus, würde die Strecke wohl auch mit verbundenen Augen zurücklegen können.

Wie viele Wochen er sie nun schon Nacht für Nacht auf sich nahm, konnte er nicht sagen, aber für ihn stand fest, das es die schönste Zeit des Tages war.

Wenn er später dann in seinem Bett lag, an ihn dachte und sich dabei selbst Lust bereitete, fühlte er sich frei, nicht mehr gefangen in diesem trostlosen Leben, das ihn zu einer Zukunft ohne Liebe zwingen wollte. Manchmal wollte er schreien, ihnen sagen, das er es nicht konnte, das er sich nach dem schönen fremden Mann im Wald sehnte, doch diesen Mut fand er nicht.

Aus diesem Grund würde er, solange er konnte, die Quelle aufsuchen, nur um einige Blick auf ihn werfen zu können.

Schnell erreichte er die Lichtung, von dort aus war es nicht mehr weit. Auf der freien Fläche blieb er stehen, sah hinauf zum Mond, der in seiner ganzen Pracht erstrahlte. Das Mondlicht erhellte die Nacht, zeigte ihm die Schönheit dieses Platzes.

Im Sonnenlicht musste es noch atemberaubender wirken, mit all den blühenden Wildblumen, die in großer Zahl hier zu finden waren. So gerne würde er diesen Ort bei Tag sehen, was jedoch nicht möglich war, da Doran dann seiner Familie auf den Feldern helfen musste. Wäre er zu nichts mehr nütze oder würde Schande über sie bringen, säße er schon bald auf der Straße. Er besaß nichts. Auch seine Tante und ihr Mann waren nicht reich, aber sie konnten von dem, was sie erwirtschafteten, ein gutes wenn auch bescheidenes Leben führen.

Wehmütig sah er an sich herunter. Seine Kleidung war sauber, von all der Arbeit aber abgetragen und zeigte jedem, der ihm begegnete, das er arm war.

Selbst wenn er mutig genug wäre, um den Fremden anzusprechen, würde sich dieser mit ihm sicherlich nicht abgeben.

Deshalb genoss er das träumen von ihm gleich nochmal so sehr. In seinen Träumen war alles möglich, in ihnen fand er sein Glück.

Langsam ging er weiter, vernahm schon das leise Rauschen der Quelle. Ab jetzt musste er leise sein, durfte sich nicht verraten, nicht auszudenken, was geschah, wenn er ihn entdeckte. Womöglich würde er ihm gleich den Garaus machen, weil er ihm hier auflauerte.

Er sah schon die kleine Felsformation, aus dessen Mitte das Wasser hervor drang, als ihn das Brechen eines Astes auf der Stelle erstarren ließ. Sein Herz raste wie wild, als er sich umdrehte.

Vor ihm standen drei Männer, dreckig, ihre Kleidung und ihre ganze Gestalt wirkte ungepflegt. In ihren Händen hielten sie Dolche, die das Licht des Mondes reflektierten und so unheilvoll schimmerten.

Zitternd tat Doran einen Schritt zurück, wurde dann von einem der Kerle gepackt und zu Boden gestoßen.

»Was...was wollt ihr von mir? Ich habe nichts! Oh bitte...lasst mich gehen«, bettelte er.

Die drei lachten auf, machten sich über ihn und seine Hilflosigkeit lustig. Einer von ihnen trat nach ihm.

»Er sieht wirklich wie ein armer Schlucker aus, schade. Na, wenn das so ist...wenn du nichts bei dir hast, was von Interesse für uns ist, wirst du uns dreien zu Diensten sein. So ein hübscher Junge wie du wird sicher wissen, wie er einem Mann etwas gutes tun kann. Wenn du deine Sache gut machst, dann lassen wir dich gehen...vielleicht.«

Wieder hallte das dreckige Lachen durch den Wald.

Panisch riss Doran die Augen auf. Er bevorzugte zwar Männer, war jedoch vollkommen unerfahren, was Zärtlichkeiten oder den Akt der Vereinigung betraf. Niemals wären die drei mit dem, was er bieten konnte, zufrieden, würden ihn auf jeden Fall umbringen.

»Ich...ich weiß nicht...wie«, gab er verschämt zu, bebte vor Angst so sehr, das seine Stimme zitterte.

»Mach einfach deinen schönen Mund auf, den Rest zeigen wir dir schon. Aber sei gewiss, wenn du zubeißt, werden wir dich töten, grausam und so langsam, das du jeden Schnitt spüren wirst, bis du deinen letzten Atemzug getan hast, das schwöre ich dir.«

Tränen ließen Dorans Sicht verschwimmen, als er nickte und wie verlangt den Mund öffnete.

Schluchzend wartete er darauf, das sie ihn für ihr Vergnügen benutzten.

Eine Schuhspitze traf ihn in die Rippen, ließ ihn schmerzerfüllt aufkeuchen.

»Du benimmst dich wie ein hysterisches Frauenzimmer. Lass die Heulerei, das verdirbt einem ja den ganzen Spaß!« Kräftige Finger packten sein Kinn, zwangen ihn, den Anführer dieser kriminellen Gesellen anzusehen, der nun auch noch ausholte und ihm hart ins Gesicht schlug.

Ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem weichen Waldboden, einer der Kerle beugte sich zu ihm, riss ihn hoch.

»Du Schwächling, Maul auf, sonst gebe ich dir einen Grund zum flennen!«

Krampfhaft versuchte Doran, das Schluchzen zu unterdrücken, wollte seine Angreifer nicht noch wütender machen.
Der, der direkt vor ihm stand, ließ seine Beinkleider zu Boden gleiten, griff sich seinen Schwanz, der schon hart von seinem Leib abstand. Offenbar bereitete ihm der Gedanke, jemanden auf diese Weise Gewalt anzutun, große Lust.

Zum wiederholten Mal öffnete er die Lippen, bereitete sich auf das Unvermeidliche zu.

Der Kerl stank so sehr, das Doran schon würgte, bevor der andere ihm seine Härte gewaltsam in den Mund schob.

Fast augenblicklich fing er an, seine Hüfte zu bewegen, stieß ihm tief in seine Mundhöhle. Seine Hand legte sich auf Dorans Hinterkopf, um zu verhindern, das er sich zurückzog.

Kaum Luft bekommen und gegen den Würgereiz ankämpfend wandte sich Doran, wollte nur weg von diesem Ort, von diesen Verbrechern. Doch sie hielten ihn nun zu dritt fest, ergötzten sich an seiner immer größer werdenden Panik.

Nach einigen Minuten, in denen sie sich reihum immer wieder abwechselten, ihn dazu benutzten, sie mit dem Mund zu befriedigen, gab er seine Gegenwehr auf. Es sollte vorbei sein, am besten brachten sie ihn gleich um, dann war es zumindest zu Ende.

Wenigstens vergewaltigten sie ihn nicht, schoss es ihm durch den Kopf, wobei auch das, was sie mit ihm taten, sich nicht wirklich anders anfühlte.

Wie durch einen dampfenden Schleier hindurch vernahm er plötzlich das Wiehern eines Pferdes. Die drei ließen von ihm ab, stießen ihn in den Dreck.

Gedemütigt lag er da, nahm am Rande wahr, das ein schwarzer Hengst den Weg entlang auf sie zu galoppierte. Ächzend richtete er sich auf, sah zu, was geschah. Seine Sinne spielten ihm sicher einen Streich, denn das edle Tier schien von einem Glitzern umgeben zu sein, das Doran an den sternenklaren Himmel selbst erinnerte.

Wild bäumte es sich auf, schlug nach den Männern, brachte einem nach dem anderen zu Fall, sorgte dafür, dass sie nicht mehr aufstanden. Das Geräusch brechender Knochen ließ ihn den Blick abwenden. Dann erstrahlte plötzlich alles um sie herum in gleißend hellem Licht, so das er wieder hinsah. Es wirkte, all stünde dort jemand, aus dessen Händen diese Helligkeit zu dringen schien, doch sicher konnte er sich nicht sein, da es ihn zu sehr blendete.

Der beißende Geruch nach Blut stieg ihm in die Nase, drehte ihm den Magen um. Geräuschvoll erbrach er sich.

Sich über den Mund wischend sah er sich nach dem Hengst um, doch von dem war nichts mehr zu sehen. Dafür stand er vor ihm, derjenige, dem er so lange nach schmachtete. Gerade vergewisserte er sich, das die Männer wirklich außer Gefecht gesetzt waren, eilte dann zu ihm und kniete sich neben ihn.

Täuschte sich Doran oder sah er das Schimmern, das das Pferd zuvor umgab nun in den dunklen Augen des Fremden?

Seine Miene spiegelte die Wut wieder, die er empfand.

Erschrocken rückte Doran von ihm ab, wollte nicht, dass er auch ihm weh tat. Woher sollte er wissen, ob dieser Mann anders war, als die, die ihn missbrauchten?

»Bitte...lass mich...«, wimmerte er.

Der Blick des anderen wurde nun sanfter, ein Lächeln umspielte die Lippen, die noch voller waren, als er erwartete. Einige vorwitzige dunkle Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht.

»Keine Angst, ich werde dir nichts tun. Es tut mir leid, das ich zu spät kam. Aber diese Mistkerle werden dir nie wieder etwas antun.« Wunderbar tief und sanft klang seine Stimme, ließ Doran, obwohl er sich elend fühle, lächeln.

»Woher kamst du so schnell? Wie konntest du das helle Licht mit deinen Händen erzeugen? Und wo ist der Hengst hin?«, fragte er den schönen Mann vor sich, verlor sich fast in dessen Augen, die im Licht des Himmelskörpers über ihnen, wie flüssiger dunkler Bernstein wirkten.

»Dass...das würde ich dir gern später erklären. Wir sollten hier weg, ehe uns noch jemand sieht. Sie würden mich für diese Tat jagen und dich ebenfalls. Lässt du mich dich in Sicherheit bringen?«

Doran sah den Mann, dessen Namen er nicht einmal kannte, gebannt an.

»Ja, aber nur...wenn du mir sagst, wie du heißt«, sagte er mit fester Stimme, na zumindest versuchte er dies zu tun. Er war noch viel zu aufgewühlt, um in irgendeiner Weise selbstsicher zu wirken.

»Einverstanden. Ich bin Aik. Und wer bist du?«, fragte er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Vorsichtig half er ihm hoch, betrachtete ihn dann prüfend. »Hast du Schmerzen? Tut dir etwas weh?«

Zwar pochte seine Gesichtshälfte noch vom Schlag und auch seine Rippen fühlten sich nicht sonderlich gut an, aber das alles war erträglich.

»Doran, mein Name ist Doran. Es geht, solange wir hin und wieder ein paar Momente verschnaufen. Wir müssen zur Burg? Habe ich recht?«

Verschmitzt grinste Aik für einen Augenblick, ehe er wieder ernst wurde.

»Genau dorthin müssen wir. Dort werde ich dir auch alles erklären und ich hoffe, das du mir dann auch verrätst, wieso du mich seit Monaten beobachtest, ohne mich ein einziges Mal anzusprechen.«

Bei diese Worten schoss ihm die Wärme nur so in die Wangen. Aik wusste, was er tat?! Scheinbar war er deshalb nicht erzürnt, was aber nichts daran änderte, dass es Doran verdammt peinlich war, das Aik Bescheid wusste.

»Werde ich machen...versprochen«, brachte er krächzend hervor.

Aik stützte ihn, während sie durch den Wald liefen. Dieser Teil war ihm nicht vertraut, was auch nicht verwunderlich war, den er lag in der Nähe der Burg.

Den anderen so nah bei sich zu haben, fühlte sich gut an, doch gleichzeitig fragte er sich, was ihn nachher wohl erwarten würde? Aik sah nicht so aus, als würde er ihm etwas tun wollen, sonst hätte er ihn ja auch nicht gerettet, doch Doran wurde das Gefühl nicht los, dass sich etwas großes über ihm zusammen braute und er wusste nicht, ob ihm das, was kam, gefallen würde.

Je näher sie dem alten Gemäuer kamen, desto unwohler fühlte er sich. Als habe er es gemerkt, legte Aik den Arm noch enger um ihn und Doran entspannte sich wieder.

Auf der Zugbrücke blieb er dann doch stehen und knetete nervös seine Finger.

»Ich...ich glaub ich kann da nicht rein. Hier zu sein bringt mich sicher in Schwierigkeiten und selbst wenn nicht, dann werden alle, die dort leben, erfahren, was die Kerle...mit mir... . Aik, ich... .«

Aik zog ihn in eine leichte Umarmung, strich ihm sanft über den Rücken.

»So viele leben hier gar nicht. Sie sind meine Freunde, wenn du so willst, meine Familie. Keiner von ihnen wird schlecht von dir denken, schon gar nicht für etwas, das du nicht wolltest. Glaub mir, jeder dort drinnen hätte ebenso gehandelt wie ich.«

Bevor Doran antworten konnte, öffnete sich die kleine Seitentür im großen hölzernen Tor und ein Mann, wohl ein paar Jahre älter als Doran und Aik, trat heraus.

»Aik, ich...wir haben Besuch?«, fragte er ernst, als er Doran wahrnahm.

»Jurimas, ich kann das alles erklären, aber vorher soll sich Rejla seine Wunden ansehen, das hat Vorrang«, erklärte Aik mit Nachdruck.

Wenig erfreut trat dieser Jurimas zur Seite und machte ihnen den Weg frei.

Im Burghof riss Doran verblüfft die Augen auf. Was von außen so trostlos, ja fast gespenstisch wirkte, war hier, im Inneren, ein kleines Paradies. Überall blühten Blumen und Sträucher, die Steinmauer war hell gestrichen. Es war, als befände er sich nun in einer vollkommen anderen Welt.

Über die ebenfalls hellen Steine das Hofes gelangten sie zur Eingangstür, die sie in eine Halle führte, die von unzähligen Kerze erhellt wurde.

»Ich bringe dich zu Rejla, unserer Heilkundigen. Sie wird dich versorgen.«

Nach wenigen Metern hielt er an und klopfte. Kurz darauf öffnete eine junge Frau die Tür und sah sie verwundert an. Ihm wurde immer bewusster, dass er hier nicht sein sollte.

»Kannst du ihn dir bitte ansehen, er wurde überfallen, sie...missbrauchten ihn und verprügelten ihn auch, du siehst ja, die linke Seite seines Gesichts verfärbt sich schon.«

Verlegen sah Doran auf den Boden, als Aik ihn hinein führte.

»Setz dich bitte auf die Liege, ich bin gleich bei dir«, bat ihn Rejla, wuselte durchs Zimmer und trat dann mit einigen Fläschchen, Pasten und Verbänden wieder zu ihm. Aik blieb die ganze Zeit über in seiner Nähe stehen. Jetzt, in diesem Licht, wirkten seine Augen heller, sanfter.

»Ich werde dich untersuchen. Dazu müsstest du das Oberteil ausziehen«, sagte sie lächelnd und nach kurzem Zögern kam er der Bitte nach. Ihre warmen Finger bewegten sich über seine Haut, ertasteten genau die Stellen, die am meisten schmerzten. »Mit den Verbänden, die ich dir anlegen werde, sollten die Schmerzen schnell vergehen und die roten und blauen Verfärbungen verschwinden.«

»Danke, aber ich kann das nicht bezahlen«, stammelte er kaum hörbar vor sich hin.

»Von Bezahlung hat niemand gesprochen. Für alle, die hier leben und für ihre...ach, nicht so wichtig, also für alle ist es frei und nichts muss beglichen werden. Es gibt sicher etwas, das du nach deiner Genesung für die Gemeinschaft tun kannst.«

Nachdem er versorgt wurde, brachte ihn Aik in den ersten Stock und führte ihn in einen Raum, der ihm die Sprache verschlug. Jedes Möbelstück wirkte, als sei es für einen König gefertigt worden und der Raum war größer als das ganze Haus, in dem er lebte.

»Das ist nun dein Zimmer,« erklärte Aik und machte eine ausladende Bewegung. »Meines ist direkt nebenan. Diese Tür dort verbindet sie. Wenn etwas ist, kannst du jederzeit zu mir kommen. Nun solltest du dich aber ausruhen.«

Während er ihn mit sanfter Gewalt zum Bett schob, schossen Doran unzählige Fragen durch den Kopf, auf die er zu gern eine Antwort bekommen würde.

Müde ließ er sich auf die Bettkante sinken.

»Aber ich habe so viele Fragen. Du sagtest, du würdest mir alles erklären, wenn wir hier sind.«

Ernst sah ihn Aik an.

»Ich werde morgen früh zu dir kommen und dann werde ich dir alle Fragen beantworten und dir erklären, was du wissen musst. Heute ist es schon zu spät dafür und du schläfst ja fast im stehen ein. Warte, ich hole dir etwas zum schlafen von mir.« Schnell verschwand er durch die erwähnte Tür, kam bald zurück und reichte ihm ein schwarzes dünnes Hemd. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich an.

»In Ordnung, ich möchte einfach nur wissen, was das alles zu bedeuten hat. Danke für das Hemd.«

Unter Schmerzen versuchte er sich umzuziehen, bis Aik ihm half. Schüchtern sah er den anderen an. Ob dieser wusste, was er für ihn empfand oder hielt er ihn nur für jemanden, der gerne andere beobachtete, jemand irren?

»Du hast mein Wort, morgen wirst du alles erfahren.«

Doran gähnte, fühlte die bleierne Müdigkeit in ihm aufsteigen. Kaum lag er im Bett, deckte ihn Aik zu und er konnte die Augen kaum noch offen halten.

Schnell schlief er tief und fest und wachte nicht einmal in dieser Nacht auf.

Bevor er die Augen öffnete kuschelte er sich wohlig seufzend in das weiche Kissen, zog die wärmende Decke bis zum Kinn.

Erst nach und nach wurde ihm klar, das es ein Traum sein musste, sein Kissen war nicht weich und die Decke wärmte ihn nur bedingt. Während den Wintermonaten fror er oft so sehr, das er vom Klappern seiner eigenen Zähne geweckt wurde.

Resigniert die Luft ausstoßend hob er die Lider, darauf gefasst, sein karges Zimmer, das kaum genug Platz bot, um sich darin umzudrehen, zu erblicken. Was er stattdessen sah ließ sein Herz aussetzen. Die Sonne schien in den Raum, der auf Doran wirkte wie ein Palast. Die Kommode, der Schrank, selbst die Bettpfosten des Himmelbettes waren kunstvoll verziert und mit Ornamenten versehen. Über ihm spannte sich ein Baldachin, dessen Stoff derselbe war wie der der Vorhänge, die im Moment an den Pfosten befestigt waren.

Wo war er nur? Konnte es sein, das er immer noch schlief? War es möglich, das sich sein Verstand all diese prachtvollen Dinge, die er noch nie zuvor sah, bildlich vorstellen konnte?

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ ihn dorthin blicken. Dort stand der Fremde aus dem Wald.

Nein, er war ihm nicht mehr fremd, denn je länger er ihn betrachtete, desto mehr Erinnerungen kehrte zurück. Sein ganzer Körper bebte, er begann zu schluchzen, konnte sich nicht beruhigen, so sehr er es auch versuchte.

Aik stellte das Tablett, das er in Händen hielt, auf dem Nachtkästchen neben dem Bett ab, setzte sich zu ihm und schloss Doran in seine Arme. Zuerst versteifte er sich, doch entspannte sich bald wieder, schmiegte sich so eng er konnte an den Mann vor sich, den er nicht wirklich kannte und doch wusste, das er ihm trauen konnte.

»Shht...hier bist du sicher, niemand wird dir je wieder etwas tun, du kannst mir vertrauen, ich würde dich niemals belügen.«

Aiks zartes Streicheln und seine leise hervorgebrachten Worte besänftigten seine aufgewühlten Empfindungen.

»Es tut mir leid, ich muss dir vorkommen wie ein Feigling«, brachte er leise hervor. Doran konnte Aik nicht ansehen, wollte in dessen Augen nicht die Abscheu erkennen, die er für sich selbst gerade empfand. Wäre er nicht so feige und hätte er wie die anderen Männer im Dorf gelernt, zu kämpfen, hätte er sich gegen die Angreifer verteidigen können und wäre nicht zum Opfer geworden.

»In meinen Augen bist du kein Feigling. Gegen drei Gegner hat man kaum eine Chance.«

Nun hob er doch den Kopf.

Aik lächelte ihn liebevoll an.

»Was hältst du davon, wenn du frühstückst und ich derweil damit beginne, dir etwas von mir zu erzählen, von diesem Ort und...wie du damit in Verbindung stehst?«

Nachdem er mehrmals tief Luft holte, nickte Doran.

Aik stand auf und holte ihm das Essen.

Mit großen Augen betrachtete er die Auswahl.

»So viel habe ich sonst für einen ganzen Tag nicht«, sagte er leise, nahm sich ein Brötchen, das noch warm war und köstlich roch.

»Wir haben hier genug von allem, du wirst es sehen. In Ordnung, wo fange ich am Besten an? Ich suche die Quelle in eurem Wald schon auf, seit ich ein kleiner Junge war. Sie erinnerte mich an meine Mutter, die leider vor vielen Jahren starb. Vor einigen Monaten spürte ich dann, das ich dort nicht alleine war, wusste aber instinktiv, dass mir dieser jemand nicht gefährlich werden würde. Ich begann, mich noch mehr auf meine Streifzüge zu freuen, denn ich wusste, das ich dich wieder dort sehen würde. Leider oder nein, glücklicherweise bist du sehr schlecht darin, dich zu verbergen. Das du mich beobachtet hast gefiel mir, ich konnte deine Sehnsucht fast spüren.«

Während er genüsslich an dem Brötchen kaute, das er mit Butter und einer wunderbar fruchtigen Marmelade bestrich, fuhr ihm die Schamesröte ins Gesicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte, deshalb schwieg er, hoffte, das es Aik tatsächlich gefiel und er nicht doch noch wütend wurde.

Weil Doran nichts erwiderte, sprach Aik weiter.

»Mit den Wochen spürte ich dich immer deutlicher, wusste selbst wenn ich noch weit entfernt war, das du dort schon auf mich gewartet hast. Doch so sehr ich mich danach sehnte, mich dir zu offenbaren, tat ich es nicht, denn das hätte Konsequenzen, für dich, für mich, meine Freunde. Darum begnügte ich mich damit, dich aus der Entfernung zu betrachten und mich darauf zu beschränken, dir nur in meinen Träumen nahe zu sein. Doch gestern wusste ich, das etwas nicht stimmte. So schnell wie ich konnte eilte ich zu dir und kam trotzdem zu spät. Und ich habe mich dir in einer Form gezeigt, die du nicht sehen solltest. Zudem tötete ich, riskierte so, das man auf uns aufmerksam wird.«

Verwirrt starrte Doran den anderen an, der neben ihm auf der Bettkante saß. Wenn er es richtig verstand, dann begehrte Aik ihn ebenso wie er ihn, doch Aik schien ein großes Geheimnis zu hüten. Würde er ihm dieses je enthüllen?

»Es tut mir leid, ich weiß, ich hätte dich nicht so einfach beobachten sollen, doch du...ich begehre dich«, stammelte er leise vor sich hin. »Was meinst du mit Form? Hat das etwas mit diesem Hengst zu tun?«

Nun wurde Aiks Miene ernst.

»Ich weiß und weil ich dasselbe empfinde, ließ ich es zu. Doran, wenn ich dir diese Frage beantworte, kann ich dich nicht wieder gehen lassen. Bist du dir sicher, das du es erfahren willst?«

Einen Moment schluckte Doran hart, doch dann lächelte er.

»Meine Tante nahm mich nur notgedrungen auf, als meine Mutter und mein Vater kurz nacheinander am Fieber starben, für sie bin ich eine billige Arbeitskraft, denn außer Nahrung und den abgetragenen Kleidungsstücken meines Onkels geben sie mir nichts. Ich für meinen Teil habe keinen Grund, dich hinter mir zu lassen, um zu ihnen zurückzukehren. Also ja, ich bin mir sehr sicher, das ich mehr erfahren will, hier bei dir zu sein ist allemal besser als dort.«

Leicht errötete er, brachte seine Worte mit so viel Nachdruck hervor, das es ihn selbst überraschte.

»Gut, dann werde ich dir nun mein Geheimnis und das aller hier enthüllen. Und du wirst erfahren, wie du hineinpasst. Doran, ich bin kein Mensch, ich bin ein Zauberer, kann Magie wirken und ich bin in der Lage, meine Gestalt zu wandeln. Im Augenblick beherrsche ich drei Tiergestalten, die der Krähe, die eines schwarzen Wolfs und die eines Hengstes. In dieser Form sahst du mich, als ich diese Mistschweine auslöschte. Ich war so außer mir, wusste nicht, wie ich mich unter Kontrolle bekommen sollte. Erst als ich sah, wie es dir ging, war ich wieder klar und konnte mich zurückverwandeln um zu dir zu gelangen. Alle, die hier leben sind Zauberer oder Hexen, beherrschen die unterschiedlichsten Formen der Magie. Dieser Ort, die Burg, ist unsere Zuflucht. Wir verbergen uns vor den Menschen, denn es gibt viele, die uns auslöschen wollen, weil sie uns fürchten. Es gibt Männer und Frauen unserer Art, die schlecht sind, das Böse verehren, doch sie sind in der Unterzahl, jedoch mächtig und sie nutzen jeden Weg, um uns zu vernichten, um an noch mehr Macht zu gelangen. Deshalb ist die Zuflucht von unzähligen Zaubern geschützt, keiner will freiwillig hierher gelangen, wie du es gespürt hast, als wir uns der Burg näherten. In diesen Mauern dürfen keine Fremden leben, es sei denn, sie sind mit einem von uns verbunden. Wir nennen sie Duala, was so viel bedeutet, wie zwei Seelen, die einander ergänzen, die zueinander gehören. Am Anfang weigerte ich mich, es auch nur in Erwägung zu ziehen, das du mein Duala bist, denn ich wusste, das ich dich damit vor eine schwere Wahl stellen und dich in Gefahr bringen würde. Mit den Monaten wurde es aber immer deutlicher, ich war mir sicher, das du es bist. Damit, was ich gestern tat, handelte ich gegen all das, was mir seit Kindertagen eingebläut wurde, doch wie sollte ich anders handeln, wenn die andere Hälfte meiner Seele in Gefahr ist? Seinen Duala findet man nur einmal im Leben, bleibt mit ihm oder ihr für alle Ewigkeit zusammen. Wenn man einmal sein Gegenstück wahrnahm, kann man niemals mit jemand anderem als ihm glücklich werden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du nun hier bist, bei mir und bleiben wirst.«

Doran fiel der Rest des Brötchens aus der Hand zurück auf den Teller. Zu seiner Überraschung war es nicht die Tatsache, dass Aik ihm sagte, er sein kein Mensch, die ihn schockierte. Es war viel mehr das Geständnis, das er glaubte, mit Doran verbunden zu sein.

»Wenn das, was du mir sagtest, der Wahrheit entspricht, du all diese Dinge tun kannst, so machtvoll, etwas besonderes bist, wie kannst du dich dann darüber freuen, dass du scheinbar an mich gebunden bist? Ich bin ein Niemand, wertlos, feige, habe dir nichts zu bieten...außer vielleicht meinen Körper.«

Während Doran sprach wurde seine Stimme immer leiser, bevor sie vollkommen weg brach. Eigentlich sollte er darüber glücklich sein, das Aik ihn mochte, vielleicht sogar begehrte, doch er war intelligent genug, um zu sehen, das er jemandem wie ihm nichts bieten konnte, außer einige heiße Stunden im Bett, doch selbst das Wissen darüber, wie es genau zwischen zwei Männern ablief, müsste er sich erst aneignen.

Ein Knurren erklang, das Doran an einen Wolf erinnerte und ihn zusammenzucken ließ.

»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, der Wolf zeigt sich gern, vor allem dann, wenn ich mich aufrege. Doran, wenn du wirklich glaubst, dass du nichts wert bist, möchte ich gerne zu deiner Familie gehen und ihnen zeigen, was ich von ihnen halte, sie sollten dir vermitteln, wie wundervoll du bist, doch sie haben dich scheinbar klein gehalten. Du bist klug, willst immer mehr Wissen anhäufen, liebst alles, was mit Kunst zu tun hat und ich bin sicher, das du, wenn man dir die Möglichkeit gibt, noch viel mehr Talente entdecken wirst. Und Doran, ich kann nicht verhehlen, das mir dein Körper, deine ganze Gestalt gefällt, doch ich würde mich dir niemals unsittlich nähern, vor allem dann nicht, wenn du es nicht willst.«

»Woher weißt du das alles?« Doran hielt sich den Kopf, seine linke Gesichtshälfte begann wieder zu pochen. »Das alles ist zu viel und verwirrt mich so sehr.«

»Ich habe dich beobachtet, als Krähe saß ich in den Bäumen. Es tut mir leid, ich hätte es nicht tun sollen, aber ich musste wissen, wer du bist. Es fiel mir schwer, diejenigen nicht zu bestrafen, die dich auslachten, dich schlugen. Glaub mir, wäre das letzte Nacht nicht geschehen, ich hätte dich bald zu mir geholt, ich hätte sicher einen Weg gefunden.« Sanft berührte Aik Dorans Arm, lächelte liebevoll. »Ich weiß, das das alles zu viel ist. Du bekommst alle Zeit der Welt, dich hier einzuleben. In der Burg kannst du dich frei bewegen. Bitte bleibe innerhalb der Mauern, dort draußen ist es zu gefährlich.«

Doran war dankbar, das er Zeit bekam, über alles nachzudenken.

Tage zogen ins Land, stundenlang wanderte er durch das Gebäude, traf auf die Bewohner, die ihm zurückhaltend, aber trotzdem freundlich begegneten. Nur Jurimas schien ihn nicht zu mögen, den Grund dafür kannte er nicht.

Mit Rejla freundete er sich langsam an. Sie war sanft, unglaublich intelligent und ihr gefiel, wie überglücklich er war, als sie ihm die Bibliothek zeigte. All das viele Wissen, das dort gesammelt wurde. Es würde Jahre dauern, jedes einzelne Buch zu lesen. Rejla war eine der Wenigen, die mit ihrem Duala in der Burg lebte. Tornan war ein Krieger, groß und breitschultrig, der für die Sicherheit mitverantwortlich war. Als er Doran alles wichtige erklärte, war dieser vollkommen eingeschüchtert, was Aik dazu brachte, Tornan ständig anzuknurren.

Es war schon niedlich, wie beschützend sich Aik verhielt.

Je wohler er sich fühlte, desto mehr sehnte er sich nach ihm und seiner Nähe. Seit dem Gespräch am Morgen nach seiner Ankunft war Aik zwar fast immer in seiner Nähe, berührte ihn aber nur selten, hielt sich an das Versprechen, sich ihm nur zu nähern, wenn Doran es wollte.

Mittlerweile träumte er nicht mehr von den Ereignissen im Wald, fühlte sich dazu viel zu sicher. Nicht einmal verspürte er den Drang, nach Hause gehen zu wollen. Sie würden ihn sowieso nicht vermissen.

»Sie werden sich an dich nicht mehr erinnern«, erklärte ihm Aik, als er ihn während eines Spaziergangs im Garten der Burg fragte, ob seine Familie ihn wohl suchte. »Jurimas, er sprach einen mächtigen Zauber, der alle vergessen ließ, dass sie dich überhaupt kannten. Es ist, als ob du nie existiert hast. Das war nötig, um dich und uns zu schützen.«

Doran blieb stehen, sah einen Moment einer Biene zu, die von Blüte zu Blüte flog.

»Das ist wahrscheinlich das Beste. Du bist der einzige, der sich je dafür interessierte, was mit mir ist. Solange du weiterhin für mich da bist, ist mir alles andere egal.«

Lächelnd trat er dicht an Aik heran und schmiegte sich an dessen Brust. Seine starken Arme legten sich um Doran. Da wurde ihm bewusst, das er hier, in Aiks Armen, dort war, wo er immer sein sollte. Wo Aik zuhause war, würde es auch Doran sein.

Er löste sich etwas von Aik, betrachtete ihn. Dann beugte er sich vor und küsste den etwas verblüfft wirkenden Mann auf dessen Lippen. Zuerst zaghaft, sich nicht sicher, ob er es richtig machte, dann aber immer inniger, als er merkte, das der andere den Kuss gierig erwiderte, ihn fest umschlang, fast als würde er ihn nicht mehr loslassen wollen.

»Aik, ich denke, nein ich weiß, das ich dich liebe«, gab er schüchtern zu.

»Und ich liebe dich, spür es tief in meiner Seele. Wenn du die Verbindung zulässt werden sich unsere Herzen und Seelen verbinden, eins werden. Dann wirst du hier mit mir bis in alle Ewigkeit leben, denn wie du ja schon weißt, sind wir unsterblich und unsere Duala werden es, wenn sie den Bund mit uns eingehen.«

»Das wäre wundervoll. Wie kann ich das tun? Muss ich etwas machen?«, fragte er aufgeregt, wünschte er sich doch nichts mehr, als mit Aik verbunden zu sein, zu wissen, dass er jemandem so unendlich wichtig war.

»Horche in dich hinein, entspann dich, lass alle Mauern fallen. Deine Seele wird nach meiner tasten. Den Rest erledigt die uralte Magie, die diese Seelenbindungen möglich macht.«

Die Augen schließend stand Doran neben Aik, tat alles, was dieser ihm sagte. Zum ersten Mal nahm er die schützenden Wälle um sein Innerstes wahr. Er musste früh lernen, das man nicht zeigte, was man fühlte, versteckte sich und somit auch alles, was ihn ausmachte. Ganz bewusst zog er alles herunter, öffnete sich für Aik, für die Liebe zu ihm.

Zuerst fühlte es sich nach einem hauchzarten Streicheln an, wurde dann von einem Augenblick zum anderen überwältigend. Etwas in ihm rastete ein, ließ ihn schwanken. Nun nahm er Aik in sich wahr, konnte spüren, wie dessen Seele seine umschloss.

Überwältigt riss er die Augen auf und warf sich in die Arme seines Mannes, denn nichts anderes war er, Doran spürte, wie tief die Liebe des anderen war, wie viel er ihm bedeutete.

Wieder küsste er Aik, doch dieses mal leidenschaftlich, spürte die aufkeimende Erregung in seinem ganzen Körper, die sich mit Aiks vermischte.

Atemlos löste er den Kuss.

»Lass uns in dein Zimmer gehen, ich möchte...dich erkunden...und von dir berührt werden«, erklärte er mit bebender Stimme, konnte sich kaum zügeln, ihm nicht gleich hier und jetzt die Kleidung vom Leib zu reißen.

Heiser lachte Aik auf.

»Dein Wunsch ist mir Befehl, Doran, komm.« Er nahm ihn an der Hand, lief zügig mit ihm zu seinem Schlafzimmer und verschloss die Tür von innen, als er sie hinter ihnen zufiel.

So aufgeregt war Doran noch nie, doch er wusste ganz sicher, das die folgenden Stunden wundervoll sein würden.

Es war schon seltsam, wie schnell sich eine dermaßen unheimliche Begegnung in der Dunkelheit der Nacht zu so etwas schönem entwickeln konnte.

Das war wohl die Magie der Nacht, die seinem Leben eine neue Wendung gab, es besser machte. Hier, mit Aik und den anderen, konnte er sicher glücklich sein und er freute sich schon auf all die Abenteuer, die noch auf ihn warteten.

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Texte: © Ann Salomon
Bildmaterialien: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 15.04.2020

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