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Herzen im Herbst

Genervt mit den Augen rollend marschierte Zayn durch den Wald, das Laub unter seinen Füßen raschelte. Hinter ihm lief Nolan, sein baldiger Stiefbruder, denn sein Vater und Zayns Mutter beabsichtigten, bald zu heiraten.

Aus einem ihm unverständlichen Grund verdonnerte ihn seine Mutter dazu, Nolan auf seiner alljährlichen Wandertour mitzunehmen, die er, seit er fünfzehn Jahre alt war, jeden Herbst unternahm. Er liebte diese Jahreszeit, die Farben, all die unterschiedlichen Gerüche und das unberechenbare Wetter. Mit seiner Digitalkamera schoss er unzählige Bilder, nahm Videos auf, um diese Erinnerungen für immer zu erhalten.

Auf seinem eigenen Blog veröffentlichte er diese neben den Fotografien all der Orte und Menschen, die ihm wichtig waren.

Die größte Rubrik war jedoch die, in der er seine Leidenschaft für den Herbst Ausdruck verlieh.

Zayn nannte sie: Herbstzauber - Best time of the year.

Vor ihm öffnete sich der Wald und gab den Blick auf eine große Lichtung frei.

Lächelnd nahm Zayn den Rucksack ab, holte die Kamera heraus und begann, die wunderschönen Wildblumen abzulichten. Anschließend kamen die prachtvollen Laubbäume dran, deren Blätter in allen möglichen Farben erstrahlten.

Er war so in seinem Element, das er erst merkte, das Nolan mit ihm redete, als dieser ihn am Arm packte.

»Hey, wieso ignorierst du mich eigentlich?«, fuhr er Zayn an und sah ihm missmutig entgegen.

»Weil du labberst, seit wir das Auto auf dem Parkplatz abstellten. Ohne Punkt und Komma geht es seitdem in einer Tour. Weißt du, wieso ich diese Wanderung normalerweise alleine mache? Weil ich dann meine Ruhe habe. Dann gibt es nur die Natur und mich. Dieses Mal musste ich dich mitnehmen, denn ich habe keine Lust, nur wegen dir Stress mit meiner Mutter zu bekommen«, antwortete Zayn genervt. Da sein Gegenüber nichts erwiderte, widmete er sich etwas Schönem und begann wieder, eifrig Fotos zu machen.

Vor allem lenkte ihn diese Tätigkeit davon ab, sich zu sehr mit seinem Begleiter zu beschäftigen.

Seit drei Jahren kannten sie sich, besuchten zuerst gemeinsam die High-School und entschieden sich, unabhängig voneinander, aufs selbe College zu gehen.

Sie hatten aber nichts gemeinsam. Ihr Freundeskreis könnte unterschiedlicher nicht sein.

Und doch kam Zayn gedanklich nicht von ihm los. Nolan war als Sportler unglaublich gut gebaut und trug meist enge Klamotten, die seine Vorzüge zusätzlich betonten. Was Zayn aber sonst fast jedes Mal zu einem stammelnden Vollpfosten mutieren ließ, war das umwerfende Lächeln und der sanfte Blick aus seinen schokoladenbraunen Augen.

Deshalb war er auch froh, meist nichts mit ihm zu tun zu haben, es reichte vollkommen aus, sich hin und wieder, wenn er ihm und seinen Kumpels über den Weg lief, zum Affen zu machen.

Als ob ihm das Schicksal eins reinwürgen wollte, musste sich seine Mutter ausgerechnet in Nolans Vater verlieben. Nun waren sie gezwungen, im selben Raum zu sein, sich zu verstehen.

Für Zayn war es die Hölle auf Erden, denn ihm war vollkommen schleierhaft, wie er noch länger verheimlichen sollte, dass sein Stiefbruder in spe seit Jahren für seine feuchten Träume verantwortlich war.

Bald würden sie sogar im selben Haus wohnen.

»Mein Dad wollte, dass wir uns näher kennenlernen, deshalb dachte ich, dass ich dir etwas von mir erzählen könnte. Aber wenn dir das zu viel ist, dann lasse ich es bleiben«, kam es nun von Nolan. Er wirkte eingeschnappt.

»Kam dir nicht in den Sinn, das kennenlernen beide Seiten betrifft? Man stellt Fragen, erzählt etwas von sich und hört dem anderen zu. Aber ich denke, dass du daran gewöhnt bist, das alle an deinen Lippen hängen, wenn du den Mund aufmachst.«

Schnell drehte er sich weg, damit der andere nicht sah, das Zayn leicht errötete. War ja klar, dass er seinen Mund nicht halten konnte, das er Dinge sagte, ohne vorher darüber nachzudenken.

Hätte er sein Hirn kurz zu Rate gezogen, dann wäre ihm nämlich bewusst geworden, das er nun nur noch daran denken konnte, wie weich Nolans Lippen wirkten, wie sie sich wohl anfühlen würden, wenn er ihn damit küsste.

Mist, nun meldete sich auch noch sein Schwanz zu Wort. Zayn merkte, wie er gegen den Stoff seiner Jeans drückte.

»Du kennst mich dort gar nicht. Woher willst du wissen, an was ich gewöhnt bin und an was nicht? Und nur um das klarzustellen: Ich hab einen Monolog gehalten, da mein Gesprächspartner es vorzog, mich anzuschweigen.« Er fuhr sich durch die halblangen Haare, die fast dieselbe Farbe hatten, wie seine Augen. »Lass uns weitergehen. Ich kann gut darauf verzichten, das verdammte Zelt aufzubauen, wenn es stockdunkel ist.«

Das war dann wohl ein Volltreffer, direkt ins Fettnäpfchen.

Sich anschweigend liefen sie weiter. Hin und wieder blieb Zayn kurz stehen, um etwas abzulichten, das ihm besonders ins Auge fiel.

Nach gut zwei Stunden erreichten sie einen Platz, an dem sie vor Wind und Wetter geschützt waren und ihr Zelt ohne Schwierigkeiten aufbauen konnten.

Das Zweimannzelt stand recht bald, so dass sich Zayn um die aufblasbare Matratze kümmerte und Nolan Holz für ein Lagerfeuer zusammensuchte.

Als er die Liegefläche im Zelt richtig platzierte, wurde ihm überdeutlich bewusst, dass der Platz kaum für zwei Typen nebeneinander ausreichte. Vielleicht versuchte er sein Glück und schlief unter freiem Himmel.

»Na das wird echt kuschlig werden«, kam es von Nolan, der gerade neben ihm auftauchte und das einigermaßen trockene Holz neben ihm fallen ließ.

»Keine Sorge, ich penne einfach hier draußen, du kannst die Matratze haben«, sagte Zayn und sah zum Himmel. Vielleicht regnete es diese Nacht ja ausnahmsweise nicht.

»Spinnst du? Hier holst du dir nachts den Tod. Wir kriegen das schon hin«, stellte der andere klar und räumte seinen Rucksack ins Innere. Da er keine Szene machen wollte, stimmte Zayn schließlich zu.

Zayn konnte ihm ja auch schlecht sagen, wieso es für ihn keine gute Idee war, neben Nolan zu liegen. Am besten legte er sich auf seine Hände, damit er nachts, wenn er schlief und von seinem Stiefbruder träumte, diese nicht unbewusst auf Wanderschaft schickte.

Nolan wäre sofort klar, was mit Zayn los ist. Das würde er dann jedem auf die Nase binden, seinen Freunden, den Leuten am College, einfach allen. Bis jetzt konnte er, außer bei seiner Mutter, nie genug Mut aufbringen, zu sich zu stehen, nun würde man ihm diese Entscheidung wohl bald aus der Hand nehmen.

Frustriert begann er, einen Steinkreis zu bauen, in dem er das Holz aufschichtete. Zayn konnte Nolans Blick auf sich fast spüren, was ihn noch nervöser machte, als er ohnehin schon war. Irgendwann brannte das Feuer doch und sie wärmten sich darüber je eine Dose Ravioli auf.

Nach dem Essen wurde das Schweigen immer lauter, dröhnte Zayn fast in den Ohren.

Allen Mut zusammennehmend wandte er sich Nolan zu.

»Ich habe keinen Bock darauf, dich anzuschweigen. Deshalb stell ich dir eine Frage. In Ordnung?«

Nolan nickte.

»Okay«, stieß er brummend hervor.

»Gut. Möchtest du als Sportler Karriere machen?«

Nolan runzelte die Stirn, als hätte er eine ganz andere Frage erwartet.

»Früher ja, da war es mein Traum, irgendwann einmal Football in einem der großen Teams zu spielen, ne Menge Geld zu verdienen und von jedem bewundert zu werden. Doch heute spiele ich nur noch, weil es mir Spaß macht. Die Wenigsten machen wirklich richtig Karriere, die meisten enden als Trainer an einer Schule oder machen etwas, das mit Sport nichts zu tun hat. Ich möchte etwas aus meinem Leben machen. Deshalb hänge ich mich auch echt rein, da ich Jura studieren möchte.«

Zayn klappte die Kinnlade herunter und er musste sich zwingen, den Mund wieder zu schließen.

»Das...also...auf diese Antwort war ich nicht gefasst«, gab er ehrlich beeindruckt zu.

»Du hältst mich für einen Trottel, der nichts als Sport, saufen und Weiber im Kopf hat, oder?«

Ertappt sah er kurz auf, sah dann aber wieder ins Feuer.

»Wenn ich ehrlich bin ja. Du hast Freunde, die diesen Eindruck noch verstärken und euch umgibt immer eine Traube wenig bekleideter Frauen.«

»Wenigstens lügst du mir nicht frech ins Gesicht, sondern sagst mir, was du denkst. Mit den wenigsten der Jungs bin ich wirklich eng befreundet, die meisten sind nur da, weil sie denken, das für sie etwas rausspringen wird, weil sie wissen, dass ich beliebt bin. Und was die Mädels angeht, die sind mir alle zu dumm, werfen sich jedem an den Hals. So etwas möchte ich nicht.« Nolan strich sich das Haar hinters Ohr, das ihm ins Gesicht fiel. »Was möchtest du studieren?«, fragte er und wirkte ehrlich interessiert.

»Es tut mir leid, dass ich über die geurteilt habe, ohne dich wirklich zu kennen.« Zayn schenkte Nolan ein Lächeln, das dieser sogar erwiderte. »Architektur, das ist mein Traumberuf.«

»Ich dachte, dass du eher was Künstlerisches machen möchtest, da du die ganzen Bilder machst und wegen deinem Blog und so. Aber Architektur ist auch cool.«

Zayn schluckte hart. Nolan kannte seinen Blog? Nur eine Handvoll am College wusste darüber Bescheid. Vielleicht gab Zayns Mutter ihm den Tipp, damit sie etwas fanden, über das sie sprechen konnten.

»Das mache ich nur zum Spaß. Ich liebe die Natur, vor allem den Herbst. Der Frühling ist oft noch zu kalt, der Sommer ist zu heiß und im Winter friert einem alles ab. Im Herbst stimmt für mich alles. Es ist nicht zu warm, nicht zu kalt, die Natur verändert sich, schenkt uns wunderschöne Landschaften, die mich jedes Jahr aufs Neue tief berühren.«

Grinsend sah Nolan ihn an.

»Nun weiß ich, wieso man die meisten Fotografien im Thema Herbstzauber findet. Du bist echt gut, hast ein geschultes Auge. Ich habe mir alles was du dort hochgeladen hast angesehen und war beeindruckt, wie einen manche Motive vollständig in ihren Bann ziehen.«

Zayn stieg die Wärme in die Wangen. Er war froh darüber, dass die Sonne am Horizont unterging und die Dämmerung sein Erröten verbarg.

»Danke. Es gibt nur wenige, die wissen, dass ich ein Hobbyfotograf bin. Ich hänge das nicht an die große Glocke. Die Leute halten mich sowieso schon für den Obernerd, da muss ich nicht noch Öl ins Feuer gießen.«

»Mir persönlich sind Leute lieber, die eine Leidenschaft habe und dieser nachgehen, als die, die meinen, sie wären etwas Besonderes oder besseres, nur weil sie viele Follower auf Instagram haben. Mach dich selbst nicht kleiner als du bist. Glaub mir, deine Bilder sind echt richtig gut.«

»Du wirst mir immer sympathischer«, erklärte Zayn grinsend und reichte Nolan eine Flasche Wasser, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Lob bekam er sonst nur von seiner Mutter. Gerade von dem Sportass und Weiberheld schlechthin erwartete er keine Komplimente, sie machten ihn deshalb total nervös.

Schmunzelnd öffnete er die Flasche und trank einen Schluck.

In den nächsten Stunden unterhielten sie sich, lachten sogar miteinander. Möglicherweise konnten sie doch ein normales Verhältnis zueinander aufbauen. Gut war auf jeden Fall schon mal die Tatsache, dass er mit ihm reden konnte, ohne sich bis aufs Blut zu blamieren.

Das Feuer wurde kleiner, bis nur noch die Glut übrig war.

»Ich denke wir sollten pennen. Morgen wollte ich es bis zu einem kleinen Bergsee schaffen. Der Blick von dort aus ist einmalig, wird dir sicher gefallen«, sagte Zayn und krabbelte ins Innere des Zelts, nachdem sie ihre Sachen darin verstauten.

Aus seinem Rucksack kramte er einen Pullover und eine Jogginghose heraus, zog sich schnell um, bevor sich Nolan zu ihm gesellte. Der andere schien im Gegensatz zu ihm keine Schwierigkeiten damit zu haben, sich vor anderen umzuziehen.

Zayn tat so, als würde er in den Untiefen seiner Tasche etwas suchen, um Nolan nicht mit offenem Mund anzustarren. Im Augenwinkel beobachtete er ihn trotzdem. Die breite, trainierte Brust und die kleinen Nippel zogen seinen Blick wie magisch an. Um sich abzulenken, biss sich Zayn auf die Zunge. Der Schmerz brachte ihn wieder etwas runter.

Gerade waren sie dabei, sich zusammenzuraufen und er gefährdete alles, nur weil er seine verdammten Hormone nicht in den Griff bekam. Sich die Wolldecke bis zum Kinn hochziehend legte er sich hin und versuchte unauffällig, so weit wie nur möglich von Nolan entfernt zu liegen.

Auch Nolan machte es sich gemütlich, nachdem er sich umzog.

Aus Angst, etwas Falsches zu tun oder zu sagen, schloss er die Augen und gab vor, eingeschlafen zu sein.

Er lauschte auf den ruhigen Atem neben sich. Wie es aussah, war auch der andere ins Reich der Träume geglitten. Erleichtert atmete Zayn durch, drehte sich auf die Seite und schlief bald darauf tatsächlich ein.

Am nächsten Morgen wecke ihn seine Blase. Bevor er sich jedoch aufrichten konnte, um das Zelt zu verlassen, spürte er, wie fremde Finger über seinen Arm streichelten. Eine Gänsehaut vom Feinsten breitete sich über seinen gesamten Körper aus.

Nolan schlief wohl noch und träumte von einer seiner Bettgeschichten. Ihm wäre es sicher unangenehm zu wissen, dass er gerade einen Mann zärtlich berührte.

Laut gähnend tat Zayn, als würde er gerade erst erwachen. Sofort waren die streichelnden Finger verschwunden. Enttäuschung, aber auch Erleichterung machten sich in Zayn breit. Verflucht, er war doch auch nur ein Mann, der sich nach dieser Art von Berührungen verzehrte. Wenn er sich dem zulange hingab, würde er mehr wollen und dann womöglich eine Grenze überschreiten, die ihn in Teufels Küche bringen würde.

Ungelenk öffnete er den Zelteingang, krabbelte hinaus, stand auf, streckte sich und lief dann zu einer kleinen Baumgruppe, um sich dahinter zu erleichtern.

An einem kleinen Bach in der Nähe, den er schon von früheren Touren kannte, erfrischte er sich und putzte sich die Zähne.

Während Nolan sich ebenfalls mit dem kalten Wasser wusch, begann Zayn damit, ihre Sachen einzupacken.

Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen, Nolan zu beobachten. Er kam sich vor wie ein elender Spanner und doch senkte er den Blick nicht.

Nolan, wie Gott ihn schuf, inmitten des herbstlichen Waldes, das war ein Bild, das sich in sein Gehirn einbrennen würde.

Kurz sah er zu seiner Kamera, seufzte, nahm sie hoch und hielt diese Szene, die seine beiden Leidenschaften miteinander verband, für später fest. Dieses Bild war nur für ihn gedacht, denn viel näher würde er diesem Mann niemals kommen.

Dankbar dafür, dass sich Nolan Zeit ließ, packte er weiter. Sein Körper beruhigte sich auch wieder, so dass er dem anderen Mann wieder ins Gesicht sehen konnte, als dieser zu ihm zurück kam.

Gemeinschaftlich bauten sie das Zelt ab und ließen die Luft aus der Matratze, um sie einpacken zu können.

Gegen zehn Uhr brachen sie auf.

Anders als am Vortag unterhielten sie sich angeregt, während sie weitergingen. Nach ein paar Stunden erreichten sie die bewaldete Ebene, an deren Ende sich ein kleiner, aber wunderschöner See ausbreitete, in dem sich die umgebenden Berge spiegelten.

»Und, gefällt es dir?«, fragte Zayn und sah seinen Begleiter an.

Dieser drehte sich um sich selbst, als wolle er alles sehen und in sich aufnehmen, um es nicht zu vergessen.

»Es ist der Hammer. Ich hätte nicht erwartet, dass es hier so atemberaubend schön ist.« Sein Blick blieb an Zayn hängen, dessen Herz sofort schneller schlug. Diese Augen, die wären sicher irgendwann sein Tod, schienen sich tief in seine Seele graben zu wollen. »Danke, Zayn, danke dass du das hier mit mir teilst.«

Am liebsten würde er ihm sagen, dass es noch viel mehr gab, das er gerne mit ihm teilen würde, doch das verkniff er sich.

»Gern geschehen. Wir...wir sollten Feuerholz sammeln. Hier oben wird es noch kühler sein als gestern Abend im Wald«, schlug er vor, musste etwas tun, sich ablenken.

Tief in Gedanken durchkämmte er den Wald, sammelte so viel Holz zusammen, wie er tragen konnte.

Neben ihren Rucksäcken, die sie zuvor ablegten, stapelte er es auf und begab sich wieder auf die Suche.

Zayn wurde klar, dass er sich mit Nolan zwar verstand, es aber keine Chance für ihn gab, eine Freundschaft aufzubauen, dafür waren seine Gefühle zu stark. Am besten zog er sobald wie möglich aus und suchte sich ein kleines Apartment oder eine WG. Leise schniefte er und wischte sich über die Augen. Warum musste er sich auch immer in Heteros verlieben?

»Ist bei dir alles in Ordnung?«, fragte Nolan, der urplötzlich neben ihm stand.

»Klar, hab nur ne kurze Pause gemacht«, antwortete er auf die Frage und versuchte sich an einem Lächeln. Ob es gelang konnte er nicht sagen.

Betont gut gelaunt lief er zurück zu der Stelle, an dem sie heute ihren Zeltplatz errichten würden. Trübsal zu blassen half ihm nicht, verdarb ihm nur die Zeit, die er eigentlich genießen wollte. Hier war der Ort, an dem er sich in dieser Jahreszeit am Liebsten aufhielt.

Tief atmete er die frische Luft ein, die all die unterschiedlichen Gerüche des Waldes mit sich trug.

Ein Baum ganz in seiner Nähe erregte seine Aufmerksamkeit. Sein Laub reflektierte die Sonnenstrahlen, so dass er förmlich erstrahlte.

Genau deswegen war er hier. Nur an einem Ort wie diesem konnte er den Zauber des Herbstes in all seiner Pracht mit der Kamera einfangen. Schnell griff er nach dieser und knipste drauf los.

»So wie du lächelst könnte man meinen, dass es nichts Schöneres für dich gibt als das hier«, sagte Nolan und deutete auf die herbstliche Landschaft um sie herum.

»Ein wenig ist es auch so. Früher war ich um diese Zeit oft mit meinem Dad unterwegs. Er nahm sich frei, kaufte mir meine erste Kamera und ermutigte mich dazu, die Welt so festzuhalten, wie ich sie wahrnahm. Damals entdeckte ich meine Leidenschaft für die Fotografie. Dann verschwand er aus meinem Leben. In den letzten Jahren habe ich ihn vielleicht drei Mal gesehen. Das hier ist, was mir aus diesen schönen Tagen geblieben ist. Auch wenn ich weiß, dass es mir meinen Vater nicht zurückbringt, halte ich daran fest.«

»Das tut mir Leid, Zayn. Dein Vater hat keine Ahnung, was er aufgibt.« Seine Hand legte sich auf Zayns Arm. Obwohl er eine gut gefütterte Jacke trug, meinte er, die Wärme zu spüren, die von Nolan ausging und erschauerte.

»Er hat nun eine neue Familie, die ihm wichtiger ist. Das habe ich akzeptiert. Ich würde mich niemals dazu erniedrigen, mich ihm aufzudrängen. Schließlich habe ich meine Mom, die immer hinter mir steht und für mich da ist«, erklärte er dem anderen und wurde dabei ein wenig emotional.

Mitfühlend blickte ihn Nolan an und zog ihn dann einfach in seine Arme. Zuerst versteifte er sich, konnte weder denken noch atmen, sein Herz schien auszusetzen, nur um dann einen Sprint hinzulegen. Als er wieder Luft bekam, entspannte sich Zayn etwas. Wieso sollte er die Nähe des anderen, die dieser ihm gab, ohne dass er danach verlangte, nicht annehmen? Schlussendlich lehnte er sich gegen den Körper vor sich und genoss die Umarmung, so lange sie dauerte.

Zayn wusste nicht, wie lange sie so dastanden. Doch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, knurrte plötzlich Nolans Magen. Beide lachten sie auf und lösten sich voneinander.

»Ich glaube, mein Magen verlangt nach einer Dose der leckeren Dosenspagetti.«

»Da könntest du Recht haben, aber zuerst sollten wir dafür das Feuer entzünden und auch das Zelt aufbauen.«

»Dann auf in den Kampf«, rief Nolan aus und grinste Zayn an, der sich nun besser fühlte als zuvor.

Nach einer weiteren Stunde brannte das Feuer und das Zelt stand.

Geduldig rührte Zayn in dem kleinen Topf, den sie über dem brennenden Holz anbrachten, um ihr Essen aufzuwärmen.

»Könntest du dir vorstellen, ein paar Bilder von mir zu machen, die ich dann verwenden kann?«

»Meinst du für Instagram und Co.? Klar kann ich das machen. Hier mit dem See, den Bergen und den verfärbten Wäldern kommt sicher etwas Gutes dabei heraus.«

»Bei deinem Talent auf jeden Fall«, erklärte Nolan und grinste ihn verschmitzt an.

Dieser Blick machte ihn ganz kribbelig. Wieso musste dieser Kerl hetero sein und warum war er nur so schüchtern, wenn es um jemanden ging, den er anziehend fand?

Um sich abzulenken holte er die Schüsseln und das Besteck und teilte die Mahlzeit gerecht auf.

»Guten Appetit«, sagte er, was Nolan erwiderte.

Während sie aßen war Zayn die ganze Zeit, als würde der andere ihn beobachten. Nun spielte ihm sein Verstand schon Streiche. Wieso sollte Nolan ihm so viel Aufmerksamkeit schenken?

Am besten, er vertrat sich etwas die Beine und verdrängte diese vermaledeiten Gefühle, die ihm sowieso nichts brachten.

»Ich geh mal eine Runde, iss du nur in Ruhe auf«, erklärte er Nolan, der die Stirn runzelte, aber nichts weiter sagte und weiter aß.

So zügig wie möglich entfernte er sich von ihrem Lagerplatz. Den Reißverschluss seiner Jacke zog er ganz nach oben. Erst am Ufer blieb er stehen. Auf der Wasseroberfläche schwamm Laub, das vom leichten Wind angetrieben wie kleine Boote dahinglitt. Für diesen einen Moment konnte er sich bei diesem friedlichen Anblick vormachen, dass alles gut war. Langsam ging er weiter, umrundete den See, was jedoch weniger Zeit in Anspruch nahm, als er hoffte.

Die Hände in den Hosentaschen machte er sich seufzend wieder auf den Weg zurück zu Nolan. Schließlich war es unhöflich, ihn so lange allein zu lassen und Zayn wollte nicht, das der andere einen schlechten Eindruck von ihm bekam.

Nolan saß mit dem Rücken zu ihm da und schien sich etwas anzusehen.

Als er direkt hinter ihm stand, sah er, was es war. Sein Begleiter hielt Zayns Kamera in Händen.

Das Display zeigte ein Bild, bei dessen Anblick sein Herz aussetzte und sich sein Magen zu einem Knoten zusammenzog. Wieso musste Zayn den anderen auch nackt fotografieren? Wimmernd stieß er die Luft aus.

Daraufhin wandte sich Nolan zu ihm um.

»Das...ich...es ist nicht so...verdammt...sorry...es tut mir leid«, stammelte er vor sich hin. Eisige Kälte erfasste ihn, setzte sich in ihm fest.

Nolan sagte nichts, starrte ihn nur an. Zayn war sich nicht sicher, ob er sauer war, aber er wusste, dass der andere jedes Recht dazu hatte.

Was sollte er nur tun?

Nolan legte den Fotoapparat zur Seite und war dabei sich zu erheben. Würde er ihm nun eine verpassen? Schritt für Schritt trat Zayn den Rückzug an, lief rückwärts, stolperte immer wieder, fiel aber nicht hin.

»Wieso hast du das gemacht?«, fragte Nolan seltsam ruhig und blickte ihn unverwandt an.

»Das...ich...ich weiß es nicht«, brachte er hervor.

Nolan schnaubte.

»So ein Bild macht man nicht aus Versehen, das hast du ganz bewusst aufgenommen. Aber wieso? Du schuldest mir darauf eine Antwort.«

Panisch sah sich Zayn um, suchte nach einem Weg, hier so schnell wie möglich wegzukommen. Doch den gab es nicht.

Seine Finger nervös knetend stand er da.

»Ich...ich habe das Bild gemacht...weil ich dich mag«, gestand er.

»Du magst mich?«, fragte Nolan nach. Man, wieso verstand ihn der andere nicht? Musste er es für Zayn noch schwerer machen?

»Ja, ich mag dich, sehr sogar. Wenn du es genau wissen willst...ich bin in dich verliebt.« Seinen Blick zu Boden gerichtet, wartete er auf eine Reaktion, die aber nicht kam.

Bebend holte er Luft und trat um Nolan herum.

»Ich werde packen, dieser Ausflug ist wohl zu Ende«, sagte er leise, ohne den anderen anzusehen. Betrübt trottete er Richtung Zelt, als er über etwas stolperte und der Länge nach zu Boden fiel. In seinem linken Schienbein explodierte der Schmerz, als er gegen etwas Hartes prallte, trieb ihm Tränen in die Augen.

»So eine Scheiße... .« Wie sollte er nun hier wegkommen?

Sein Gesicht im Laub vergraben, das den Großteil des Bodens bedeckte, begann er zu weinen. Nun war es eh egal, was Nolan von ihm hielt. Der Schmerz, Scham und Wut auf sich selbst vermischten sich in ihm.

Lautes Rascheln neben ihm ließ ihn dann aber doch Aufsehen.

Neben ihm kniete sein Stiefbruder in spe und sah ihn besorgt an.

Ohne auf Zayns Protest zu achten drehte er ihn herum und hob ihn in seine Arme. Erst am Feuer setzte er ihn wieder ab.

Sanft schob er ihm das Hosenbein hoch und betastete das Schienbein. Unterdrückt stöhnte Zayn schmerzerfüllt auf.

»Mist, ich fürchte das du dir was gebrochen hast. Es schwillt schon an.«

»Na super...dieser Ausflug ist eine einzige Katastrophe. Wäre ich doch nur zuhause geblieben.« Die Hände vors Gesicht gelegt sank er in sich zusammen.

»Denkst du das wirklich?«, fragte Nolan. »Mir hat er gefallen, tut es noch immer«, stellte er klar.

»Klar...und das ich ne Schwuchtel bin, die dich heimlich fotografiert hat, ist ganz normal und kein Grund sich aufzuregen?«

Nolans Finger legten sich fest um Zayns Handgelenke.

»Dieses Wort kann ich auf den Tod nicht ausstehen, also hör auf, dich so zu bezeichnen. Okay, es hat mich im ersten Moment geschockt, als ich es sah, aber dann wurde mir klar, dass ich nun doch eine Chance bei dir haben könnte. Bis jetzt dachte ich immer, das du mich nicht ausstehen kannst und wohl auch nicht schwul bist.«

Einige Sekunden vergingen, ehe Nolans Worte in Zayns Verstand ankamen.

Ungläubig sah er den Mann vor sich an.

»Du bist...ich meine...?« Na super, wann verlernte er eigentlich, in ganzen Sätzen zu sprechen?

Nolans schöner Mund verzog sich zu einem Lächeln, das selbst seine Augen zum Strahlen brachte.

»Ja, ich stehe auf Männer. In den letzten Jahren wurde das immer deutlicher und seit einer Weile bin ich mir ganz sicher. Soll ich dir sagen wieso ich es nun mit Bestimmtheit weiß?«

Zayn nickte, konnte nichts sagen, da er total verwirrt war.

»Seit einigen Monaten geistert mir ein gewisser jemand durch den Kopf, verfolgt mich sogar in meinen Träumen. Oft kann ich wegen ihm überhaupt nicht schlafen und treibe mich dann auf seinem Blog herum. Du glaubst nicht, was der Kerl so drauf hat. Doch er geht mir aus dem Weg, vermittelt mir den Eindruck, als würde er mich nicht mögen. Als mein Vater mich nun bat, mich mit ihm anzufreunden, ergriff ich die Gelegenheit, denn wo kommt man sich schon so nahe wie auf einer Wandertour, während der man zusammen in einem Zelt schläft. Hast du eine Ahnung, wie viel Zurückhaltung es mich in der letzten Nacht kostete, ihn nicht an mich zu ziehen?«

Nolan sprach von ihm?! Konnte das tatsächlich möglich sein? So wie ihn dieser gerade betrachtete, lautete die Antwort ja.

»Aber du hast mich berührt...«, sagte er leise, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Die Wangen seines Gegenübers überzog ein zarter rosa Schimmer.

»Das musste ich einfach. Danach sehne ich mich schon so lange«, gestand er und wirkte verlegen.

»Und du bist dir ganz sicher, dass du jemanden wie mich willst? Die Typen aus deinem Team sind alle gut gebaut und sehen besser aus,... .« Weiter kam Zayn nicht, denn ihn traf Nolans Blick, seine schokoladenbraunen Augen ließen ihn nicht los, fesselten ihn regelrecht an den anderen.

»Die haben Muskeln, das stimmt, aber das ist bei vielen auch schon alles. Ich finde dich begehrenswert, weil du einen wachen Verstand und ein gutes Herz hast, dich für so viele Dinge begeistern kannst und natürlich auch, weil du wunderschön bist. Du bist, wie du bist, genau richtig.«

In Zayns Kehle bildete sich ein Kloss, seine Augen brannten.

Unendlich sanft strich Nolans Daumen über Zayns Wange und wischte eine Träne fort. Heftig blinzelnd sah er den vor sich sitzenden an und wusste gar nicht, was er sagen sollte.

»Nicht weinen«, raunte Nolan sanft und kam Zayns Gesicht immer näher. »Darf ich dich küssen?«

Sein Herz begann wie verrückt zu schlagen, als er nickte.

Zärtlich senkten sich Nolans Lippen auf seine, verwickelten ihn in einen Kuss, der so viel mehr ausdrückte und sich für Zayn wie ein Versprechen anfühlte. In seinem Körper breitete sich ein Kribbeln aus, als stünde Zayn unter Strom. Das war so viel besser als er es sich je ausmalte.

Als sich sein Gegenüber wieder von ihm löste, entkam ihm ein leises Wimmern. Davon wollte er mehr, so viel mehr.

»Keine Angst, davon bekommst du so viele wie du willst.«

Ertappt sah Zayn den anderen und errötete.

»Oh man, ich komme gerade so rüber, als hätte ich es so richtig nötig«, stieß er hervor und senkte den Blick.

Eine Hand legte sich unter sein Kinn und brachte ihn dazu, Nolan wieder anzusehen.

»Du zeigst mir nur, dass dir meine Küsse gefallen. Was könnte ich mir mehr wünschen, wo ich mich doch so danach gesehnt habe, dich um den Verstand zu küssen?« Schmunzelnd raubte er sich ein schnelles Küsschen.

Nun stahl sich in Zayns Gesicht ein Grinsen, das immer breiter wurde.

Seinen Mut zusammennehmend beugte er sich etwas zu Nolan und legte seine Arme um ihn.

Der andere erwiderte die Umarmung, achtete aber darauf, Zayns verletztes Schienbein nicht zu berühren. Viel zu schnell löste er sich von Zayn.

»Ich kümmere mich erstmal um dein Bein. Am besten schienen wir es.«

Kurz suchte Nolan nach passenden Ästen. Mit einem seiner T-Shirts in der Hand ließ er sich wieder neben Zayn nieder. Den Stoff riss er in mehrere Streifen.

Anschließend legte er ihm die provisorische Schiene an, achtete darauf, ihm dabei möglichst wenig weh zu tun.

»Danke«, sagte Zayn und lächelte glücklich, trotz der Schmerzen.

»Gern geschehen. Da war die Pfadfinderzeit doch noch für etwas gut.«

»Da habe ich echt Glück. Kannst du mir aus meinem Rucksack die Schmerztabletten geben, die ich für den Notfall dabei habe? Langsam tut es echt richtig weh.«

Nolan sprang auf und holte ihm das Gewünschte.

Dankbar schluckte er zwei davon mit etwas Wasser.

Während er darauf wartete, dass sie wirkten, setzte sich Nolan wieder neben ihn und legte den Arm um ihn. Aufseufzend lehnte er sich an den anderen.

Als die Dämmerung begann, half Nolan ihm ins Zelt, räumte ihre Sachen zusammen und kam dann schließlich zu ihm. Als er lag, zog er ihre beiden Wolldecken über sie.

Anders als am Vortag rutschte Zayn näher heran, suchte die Nähe des Mannes, den er schon so lange begehrte. Dieser schob einen Arm unter seinen Kopf, mit der anderen Hand streichelte er liebevoll die Konturen von Zayns Gesicht nach.

Außer sich vor Freude konnte er sein Glück kaum fassen.

Und doch waren da Zweifel, die sich mit seiner Unsicherheit vermischten.

»Wie wird es sein, wenn wir zurück sind und dieses lange Wochenende vorbei ist?«, fragte er leise.

Lächelnd sah Nolan ihn an, hörte nicht auf, ihn zu berühren. Im Licht der kleinen Solarlampe wirkte er wie nicht von dieser Welt.

»Also, ich dachte mir, das wir es unseren Eltern sagen, obwohl die es wahrscheinlich eh schon wissen, so sehr wie sie mich drängten, mit dir mitzufahren. Und dann möchte ich dich ausführen, so richtig.«

»Ein Date? Das wäre schön«, erwiderte Zayn atemlos. »Meine Mom weiß, dass ich schwul bin, aber ich dachte nicht, das sie gemerkt hat, das ich etwas von dir will.«

»Eltern spüren so etwas, denke ich. Mein Dad weiß es seit ein paar Monaten, also das ich auf Männer stehe. Er hat ganz cool reagiert, meinte nur, das er mich immer bedingungslos geliebt hat und das sich zwischen uns nichts verändert.«

»Meinen hat mein Outing nicht interessiert. Aber dafür habe ich eine tolle Mom, die immer zu mir steht.«

»Das ist das, was zählt.«

So sah es Zayn auch. Soweit es möglich war, schmiegte er sich noch enger an Nolan, dessen Hand von seinem Gesicht weiter hinunter gewandert war und sich nun zaghaft unter seinen Pullover schob.

»Wenn ich aufhören soll, musst du nur etwas sagen«, raunte er ihm zu. Seine Augen hielten Zayns Blick gefangen. Da er ihn nicht aufhielt, spürte er kurz darauf Nolans Fingerspitzen auf seiner erhitzten nackten Haut und musste ein stöhnen unterdrücken.

Je länger er in streichelte, desto mehr sehnte er sich danach, es ihm gleich zu tun.

Ohne darüber weiter nachzudenken, schob er Nolans Pulli ein Stück nach oben und berührte das so hart erscheinende und sich doch so weich anfühlende Six-Pack. Nolan entkam ein brummiges Geräusch. Ihm schien es ebenso zu gefallen wie Zayn.

Immer wieder küssten sie sich, genossen es, wie der jeweils andere auf die Berührungen reagierte.

Unbeabsichtigt streifte Zayn immer wieder die Beule, die sich in Nolans Hose bildete, was diesen aufstöhnen ließ.

Tief durchatmend entschied sich Zayn dazu, kein Feigling mehr zu sein und das zu tun, was er wollte, wonach alles in ihm verlangte.

Ihn innig küssend legte er seine Hand auf Nolans Mitte, wo er dessen Schwanz spüren konnte, der sich hart gegen den Stoff drückte und begann, ihn zu massieren.

Seine lauter werdenden Lustlaute wurden durch ihre Küsse gedämpft.

Auch Nolan blieb nicht untätig. Seine Hand begann, ihn zu verwöhnen, ihm Lust zu bereiten.

Schnell war Zayn kurz davor, spürte den Orgasmus heranrollen.

Laut aufstöhnend, den Kopf in den Nacken werfend, kam er nur Augenblicke später ins seiner Boxershorts.

Wie als habe ihn Zayns Höhepunkt über die Klippe geschickt, kam auch Nolan, bog sich ihm entgegen.

Schnell atmend lagen sie nebeneinander, konnten den Blick nicht voneinander nehmen.

Zayn legte seine Stirn an Nolans Schulter.

»Bei meinem Glück wache ich bestimmt gleich auf, liege mit einer Kopfwunde am Boden und habe mir das alles nur eingebildet«, nuschelte er gegen den Stoff des Pullovers.

Nolans Lachen, das nun erklang, glitt förmlich über ihn hinweg, verpasste ihm Gänsehaut vom Feinsten.

»Vertrau mir, das hier ist alles real. Und sobald wir zuhause sind, werde ich dir noch auf viele andere Arten beweisen, dass du nicht träumst und hoffe selbstverständlich darauf, dass du dir ebenso viel Mühe geben wirst, mir zu zeigen, dass ich Recht habe«, entgegnete er grinsend, seine Augen bohrten sich aber in Zayns, machten diesem das Atmen schwer, da sich so viel Leidenschaft in ihnen spiegelte.

»Das...ich kann es kaum erwarten«, stieß er stoßweiße hervor und errötete allein beim Gedanken daran, was der andere noch alles mit ihm anstellen würde.

»Aber bevor ich dich in mein Zimmer schleppe, bringe ich dich ins Krankenhaus, damit man sich dein Bein ansieht.«

Zärtlich strich Nolan oberhalb der Schiene über Zayns Bein.

Obwohl er immer noch Schmerzen verspürte, waren diese erträglich, da das Glücksgefühl, das er gerade empfand, alles andere zu überlagern schien.

»Da bin ich dabei. Aber wie soll ich den Berg herunter kommen? Vor allem mit all unseren Sachen.«

»Ich werde dich tragen. Die Taschen und Rucksäcke verteilen wir so, dass ich dich auf meinem Rücken sicher ins Tal bringen kann.«

»Nein, das kann ich von dir nicht verlangen, dafür bin ich doch viel zu schwer«, sagte Zayn und schüttelte abwehrend den Kopf.

»Du und zu schwer? Das halte ich für ein Gerücht. Ich werde dich tragen, da lasse ich nicht mit mir reden«, stellte Nolan klar und klang dabei so verdammt dominant, das Zayn ihm am Liebsten etwas an den Kopf geworden hätte. Das Prickeln im Unterleib ließ seine Wut aber sofort wieder abflauen. Er musste aufpassen, dass der Kerl nicht merkte, das ihm diese Art an Nolan gefiel.

Mit sanfter Gewalt brachte der Zayn dazu, ihn wieder anzusehen.

»Schau nicht so angesäuert. Küss mich lieber und mach, das ich diese Herbstnacht nicht so schnell vergesse.«

Also ob er bei diesen Worten und dem durchdringenden Blick aus schokoladenbraunen Augen noch ernst bleiben könnte.

Lächelnd beugte er sich vor, legte seine Lippen auf Nolan und küsste ihn.

Morgen würden sie wieder in die wirkliche Welt zurückkehren, aber in diesem Moment fühlte sich Zayn vollkommen gefangen, als wär er Teil eines speziell für ihn gewobenen Liebeszaubers.

Diesen Herbst würde er niemals vergessen, denn er brachte zwei Herzen zusammen, die sich nach einander sehnten.

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Texte: © Ann Salomon
Bildmaterialien: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2019

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