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Regenbogengefährten

Als Leyan, der Kronprinz der Elfen, die Halle betrat, in der die Zeremonie stattfinden würde, verspürte er eine innere Kälte, die sich in ihm, mit jeder Minute die verstrich, stärker festsetzte.

Wie jedes Jahr kamen an diesem Tag die ledigen, heiratsfähigen Elfenmänner- und frauen zusammen.

Gemeinsam erwarteten sie gespannt den Augenblick, in dem der Regenbogen sein Licht durch die Öffnung in der Hallendecke erstrahlen lassen und sie ihren Gefährten oder ihre Gefährtin finden würden.

Befanden sich die beiden Gefährten in diesem Saal, so begannen ihre Flügel in den Farben des Regenbogens zu schimmern, wenn dessen Schein sie erfasste.

Zwei Mal war Leyan nun schon hier gewesen und beide Male war er nicht erwählt worden. Heute wäre es sein dritter Versuch, doch Hoffnung darauf, heute den Mann zu finden, mit dem er auf ewig verbunden sein würde, hatte er nicht.

Zu sehen wie andere ihr Glück fanden, machte ihn mittlerweile einfach nur unendlich traurig. Natürlich gönnte er jedem von ihnen den Segen des farbenfrohen Lichtbogens, diese von Schicksal vorherbestimmte Liebe, die alles überstieg, was man bis dahin gefühlt hatte.

Für den Prinzen war es aber jedes Mal aufs Neue wie ein Schlag in den Magen, sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und am liebsten wäre er davongelaufen.

Noch vor zwei Tagen war er wild entschlossen gewesen, dem Leben den Rücken zu kehren, das für ihn nur Spott und Leid zu bieten hatte. Ein Prinz, der nicht erwählt wurde, war in den Augen vieler am Königshof eine Schande.

Seine ältere Schwester Laria und sein jüngerer Bruder Rinal hatten ihre für sie bestimmten Partner schließlich auch gefunden. Laria und ihr Mann erwarteten ihr erstes gemeinsames Kind und Rinal und seine Gefährtin hatten vor einigen Monaten den Ewigen Bund geschlossen. Sein Vater sagte nichts, doch Leyan wusste, dass er enttäuscht war. Einen ledigen König hatte es in ihrem Volk noch nie gegeben, immer hatte er einen Gefährten oder eine Gefährtin an seiner Seite gehabt.

Wenn er heute wieder nicht unter denen war, deren Schwingen aufleuchteten, würde er gehen und nie wieder zurück blicken. Lieber lebte er irgendwo allein, als das er sich weiter dieser Schande aussetzte. Sollte Rinal seinen Platz einnehmen, er wäre den Elfen sicher ein guter König.

Die Halle füllte sich immer mehr. Aus allen Teilen des Reiches kamen sie, um an dem feierlichen Brauch teilzunehmen. Egal zu welcher Schicht man auch gehörte, hier durfte jeder teilnehmen. Ein Gefährte war ein Geschenk, da spielte der Stand, aus dem man kam, kaum eine Rolle.

Angespannt ließ Leyan den Blick über die Versammelten schweifen. Würde sein Zukünftiger heute hier unter ihnen sein? Würde er endlich erfahren, was wahre Liebe ist oder würde man ihm wieder ein unsichtbares Messer ins Herz treiben, das ihn verbluten ließ, ohne das auch nur ein Tropfen Blut vergossen wurde?

Unter den Versammelten erkannte der Prinz viele seiner Freunde, die ebenso aufgeregt wirkten wie er selbst. Sie tuschelten miteinander, zeigten auf Umstehende und spekulierten, wer wohl der oder diejenige sein würde, die sie später in die Arme schließen würden. Leyan hielt sich zurück, wollte einfach allein sein. Niemand sollte bemerken, wie schlecht es ihm ging.

In einer Fensterscheibe spiegelte er sich und erkannte, dass seine Flügel schlaff hinunter hingen. Würde sein Vater dies sehen, würde er mit Sicherheit Ärger bekommen, denn ein Prinz hielt sich immer aufrecht, strahlte Würde und Stärke aus und ließ sich niemals hängen. Sein Vater hatte auch gut reden. Seit über zweihundert Jahren war er glücklich mit seiner Gefährtin verbunden. Im Gegensatz zu ihm, war er schon bei seinem ersten Mal im Licht des Regenbogens unter denen gewesen, deren Schwingen zu leuchten begonnen hatten.

Leyan straffte sich, versuchte nach außen der würdevolle Thronfolger zu sein, den die Untertanen und sein Vater gerne in ihm sahen.

Von einem der kleinen Tischchen, die in der Menge verteilt waren, nahm er sich ein Glas Met. Wenn er das hier schon ertragen musste, dann wenigstens so, dass er nicht mehr alles so deutlich wahrnahm. Mit tiefen Zügen leerte er den Krug zur Hälfte und wartete auf das Einsetzen der betäubenden Wirkung, doch nichts geschah. Wäre ja auch zu schön gewesen. So wie es aussah, war er gezwungen, das alles bei vollem Bewusstsein zu ertragen.

Ein Blick hinauf zum Deckengewölbe zeigte ihm, das es nicht mehr lange dauern würde, bis das eigentliche Ritual begann.

Hoffentlich war es schnell vorbei und er könnte in seinen Gemächern verschwinden. Freudestrahlende Paare, die sich selig in den Armen hielten würde er heute mit Sicherheit nicht ertragen können.

So als wäre es gestern gewesen, erinnerte sich Leyan noch an das erste Mal, als er in diesen Saal getreten und von all dem, was er sah, einfach nur überwältigt worden war.

All die vielen Elfen, die Energie, durch die die Luft zu vibrieren schien, die verschiedenen Sprachen und Dialekte, die sich zu einem lauten Murmeln vermischten und die überwältigende Vorfreude, die alle um ihn herum empfunden hatten und von der auch er erfasst worden war.

Er hatte all das in sich aufgesogen wie ein Schwamm, wollte dass es endlich soweit war. Und dann hatte ein strahlend heller und in allen möglichen Farben irisirender Schein die Halle erleuchtet. Um ihn herum stießen Elfen Freudenlaute aus, als sich ihre Flügel veränderten. Fremde waren aufeinander zugegangen und sich in die Arme gefallen, als sie spürten, dass sie Gefährten waren. Leyan hatte gehofft, ja gebetet, doch seine waren, als der regenbogenfarbene Lichtschein wieder verschwand, immer noch so farblos gewesen wie zuvor.

Mit schnellen Schritten war er aus dem Raum gestürzt, hatte sich in die Wälder geflüchtet, die das Schloss umgaben und war dort weinend zusammen gebrochen. Es hatte sich angefühlt, als hätten ihn selbst die Götter verschmäht und als unwürdig erachtet, einen Gefährten zu erhalten.

Beim zweiten Mal war es ebenso schlimm gewesen, doch er hatte sich zusammen gerissen, war nach außen gefasst geblieben, doch in seinem Innern war etwas zerbrochen, das bis heute nicht wieder zusammengesetzt werden konnte.

Leyan hatte sich einen Weg durch die Masse an Elfen gekämpft, war bekannten Gesichtern und ihren Fragen ausgewichen und lehnte mittlerweile in der Nähe einer Tür, die zu einem der Balkone führte. Das würde ihm eine schnelle Flucht ermöglichen und keiner hätte Gelegenheit, ihn auf seine wiederholte Bloßstellung anzusprechen.

Beim ersten Trommelschlag zuckte der Prinz zusammen. Jeder Schlag war für ihn ein Zeichen dafür, wie nah das Unheil war, wie wenig Zeit ihm bis zur nächsten Enttäuschung blieb.

Die Trommel würde genau zehn Mal schlagen. War der letzte Schlag verklungen, würde die Zeremonie beginnen.

Die Stimmung in der Halle veränderte sich, es wurde stiller und stiller, bis schließlich jedes Gespräch verstummte.

Leyans Hände zitterten, sein Herz schlug unregelmäßig und zog sich schmerzhaft zusammen. Diesmal würde es wieder geschehen, zum wiederholten Mal würde er einer von denen sein, die allein zurück blieben, während andere die Liebe ihres Lebens fanden.

Fünf Schläge waren schon verstummt, fünf weiter würden noch folgen.

Ein unsichtbares Band schnürte Leyans Kehle zu, er bekam kaum noch Luft.

Um sich abzulenken blickte er an die gegenüberliegende Wand. Dort standen Elfenkrieger in ihren Paradeuniformen und wachten über die friedliche Durchführung der Rituals. Ihre Uniformen waren mit einem dünnen Metall beschichtet, das von keiner bekannten Waffe durchdrungen werden konnte. In der glatten, silbernen Oberfläche spiegelten sich der Schein der Fackeln und Kerzen. Darauf konzentrierte sich Leyan nun. Das war allemal besser, als das Licht des Regenbogens direkt anzusehen und enttäuscht zu werden.

Noch zwei dumpfe Schläge der Trommel. Leyan versuchte das Muster auf den Rüstungen zu erkennen. Er wusste dass diese Uniformen speziell für diese Anlässe gefertigt und mit ganz eigenen, besonderen Ornamenten versehen wurden. Diese Kunstfertigkeit hatte er schon immer bewundert.

Nun ertönte der zehnte und letzte Trommelschlag.

Gegen besseres Wissen wandte Leyan den Kopf und sah hinauf zur Öffnung in der Decke. Dort erschien nun ein wunderschöner und farbenfroher Glanz, der immer heller erstrahlte und schließlich den gesamten Raum einhüllte. Noch hätte man eine Stecknadel fallen hören können, alle warteten gespannt ab was geschehen würde.

Dann hörte man die ersten Freudenschreie und sah überall im Raum verteilt Flügel, die ihre Farbe veränderten, um danach ein verkleinertes Abbild des Regenbogens zu werden.

Jeden einzelnen beneidete Leyan um dieses Geschenk. Er wusste, das Neid ein Gefühl war, das man angesichts des großen Glücks dieser Männer und Frauen nicht empfinden sollte, doch so sehr er sich auch darum bemühte, er konnte es nicht abstellen. Seine eigenen konnte und wollte er sich nicht ansehen, der Schmerz würde noch früh genug einsetzen. Resigniert ließ er die Schultern hängen. Um ihn herum fanden sich die ersten Paare. Man sagte, es zöge sie zueinander wie durch den festen Zug an einem Band, man könne ihm nur schwer wiederstehen.

Hoffnungsvoll blickte er wieder zu den Kriegern, hoffte sie würden immer noch unverändert dort stehen und ihm so einen Halt in dem Chaos bieten, das in ihm wütete. Doch bis auf drei waren alle Kämpfer verschwunden, suchten im Gewühl nach dem für sie bestimmten Gegenstück.

Etwas in ihm wollte, dass er sich bewegte, hinausging und immer weiter lief, um dem was kommen würde zu entgehen. Sein Körper versagte ihm aber seinen Dienst, stand wie erstarrt da und so blieb dem Prinzen nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Den Blick zu Boden gerichtet hoffte er, die Zeit würde schnell vergehen. Leyan wollte einfach nur hier raus und verschwinden.

Ein paar Füße kamen in sein Sichtfeld und er sah auf, als sich jemand leise räusperte.

Stand er jemandem im Weg?

»Entschuldige.«, flüstere Leyan leise und trat einen Schritt zur Seite, um dem Krieger, dessen Flügel intensiv in allen nur erdenklichen Farben schimmerten, Platz zu machen. Er wollte niemanden daran hindern, zu seiner großen Liebe zu gelangen.

»Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen.«, erwiderte der Mann vor ihm mit fester, leicht rauchiger Stimme. Sein langes schwarzes Haar, das ihm in leichten Wellen bis auf den Rücken fiel, schimmerte, ebenso wie die leicht olivfarbene Haut, im Licht des Regenbogens.

Genau diese Art Mann hatte ihn immer schon angezogen. Leyan seufzte innerlich und bedauerte, dass es ihm wohl nie vergönnt sein würde, einen solchen Traummann an seiner Seite zu haben.

»Doch, ich stehe dir im Weg und verhindere, dass du zu dem oder der gelangen kannst, die für dich bestimmt ist.« Leyans Stimme zitterte leicht. Ein Kloß saß in seinem Hals und was er auch tat, es gelang ihm nicht ihn hinunter zu schlucken.

Der Krieger runzelte verwirrt die Stirn.

»Das tust du doch gar nicht. Ich bin genau da, wo ich hin wollte...wo ich sein soll...nein sein muss. Bei dir!« Ein strahlendes Lächeln erhellte bei diesen Worten die fein geschnittenen Gesichtszüge.

Leyan verstand nicht. Wieso sollte er bei ihm richtig sein? Er und sein Gefährte? Der wunderschöne Krieger musste sich irren, schließlich schimmerten seine Flügel nicht.

Verwirrt drehte er den Kopf, breitete seine eigenen aus und erstarrte mitten in der Bewegung. Das war unmöglich. Wieso hatte er es nicht gespürt?

Seine schimmerten ebenso wie die des Mannes, der ihn immer noch mit diesem strahlenden Lächeln ansah.

»Sie schimmern. Ich wurde wirklich erwählt.. .«, brachte er mit bebender Stimme hervor.

»Das wurdest du...wir beide. Wir sind Gefährten. Kannst du es denn nicht spüren?« Ein unsicherer Blick traf ihn aus graublauen Augen.

Leyan hörte in sich hinein. Doch, da war ein ziehen, von dem er bis eben aber noch gedacht hatte, das es ihn aus diesem Saal hinaus ziehen würde. Niemals hätte er gedacht, dass es das Band sein könnte, das seinen Gefährten und ihn verband.

»Doch...ich spüre es. Ich hatte nur nicht erwartet... . Mit einem Gefährten hatte ich schon nicht mehr gerechnet.«

»Dass ich bei meiner ersten Zeremonie erwählt werden würde, hätte ich auch nie gedacht. Aber ich bin so froh und glücklich. Mein Name ist übrigens Noam. Ich komme aus den südlichen Landen. Mein Vater wollte, dass ich endlich einmal mitkomme, jahrelang gab es immer einen Grund, es zu verschieben und sich vorzunehmen, im nächsten Jahr hierher zu gelangen. Ich werde ihm auf ewig dankbar sein, das er mich dazu überredet hat.«

»Mein Name ist Leyan. Ich werde deinem Vater danken, dass er dich hierher geschickt hat, er hat uns damit das größte aller Geschenke gemacht. Weißt du, ich dachte schon, dass es für mich keinen Gefährten geben könnte und ich ewig allein bleibe.«

»Du heißt wie der Kronprinz?« Noam legte seinen Kopf leicht schief. »Das hättest du nicht denken dürfen Leyan, jeder hat jemanden, der für ihn bestimmt ist, bei manchen braucht es nur länger, bis sich das Schicksal erfüllt und die Gefährten sich finden.«

»Ich bin der Kronprinz. Da hast du wohl Recht, doch nachdem ich zweimal nicht unter den glücklichen Erwählten war, sank meine Hoffnung gegen null.«

Noams Augen wurden groß und er starrte Leyan ungläubig an.

»Du bist der Kronprinz? Damit hätte ich nun nicht gerechnet. Wahnsinn, ich bin der Gefährte des begehrtesten Junggesellen im ganzen Reich.«

Leyan errötete.

»Ich bin nicht begehrt Noam.«

Noam grinste ihn an.

»Glaub mir, ich kenne viele, die alles dafür geben würden, als dein Gefährte erwählt zu werden. Doch nun gehörst du mir und ich werde dich nie wieder hergeben.« Eine sanfte Röte überzog Noams Wangen, als er das sagte.

»Ich würde keinen anderen wollen...du bist der Mann meiner Träume.« Leyan spürte, wie er noch mehr errötete.

»Dann hast du wohl nichts dagegen wenn ich das tue.« Noam trat dich an ihn heran, legte seine Arme um ihn und zog ihn eng an seine Brust. Leyan konnte es kaum fassen. Endlich, nach so langer Zeit, hielt ihn sein wahrer Gefährte in seinen Armen und es fühlte sich so unglaublich gut an.

Leyan erwiderte die Umarmung, schloss seine Arme um den trainierten Oberkörper seines Kriegers und strahlte vor Glück.

Sein Herz schmerzte nicht mehr, sondern jubelte, schlug Purzelbäume und wollte sich nicht beruhigen.

Er war erwählt worden, das war unglaublich und sein Gefährte war genauso, wie er ihn sich immer erträumt hatte.

Etwas in ihm heilte, das spürte er. Nun würde er für immer glücklich sein und er würde alles dafür geben, diesen Mann in seinen Armen glücklich zu machen.

Neben ihnen erklang ein Räuspern. Widerwillig löste sich Leyan von Noam und er blickte zu dem Störenfried auf, um ihn höflich aber bestimmt wegzuschicken. Dieser Moment gehörte nur Noam und ihm.

Als er jedoch sah, wer neben sie getreten war, kam er schnell von diesem Vorhaben ab.

Neben ihnen stand sein Vater, zusammen mit seiner Mutter, und lächelte liebevoll.

»Mein Sohn, endlich sehe ich dich wieder glückselig. In den letzten Jahren habe ich mir große Sorgen um dich gemacht. Du wurdest immer trauriger. Dieses Strahlen steht dir so viel besser.«

Sein Blick glitt zu Noam, der ihn immer noch sanft im Arm hielt.

»Das Schicksal hat eine sehr gute Wahl getroffen. Ich hoffe dass wir deine Familie bald hier begrüßen dürfen. Schließlich wollen wir es feiern, dass der Kronprinz nun verbunden ist. Das ganze Reich soll dieses Ereignis feiern. Willkommen in unserer Familie.«

»Danke euer Hoheit. Noch heute werde ich meinen Eltern schreiben und ihnen die frohe Botschaft verkünden.«

Leyan strahlte vor Glück.

»Ich danke euch Vater. Es ist wahr, ich war sehr lange unglücklich und hatte die Hoffnung auf einen Gefährten schon aufgegeben, doch nun bin ich dankbar, dass dieses Ritual Noam und mich zusammengeführt hat. Ich werde alles geben um dich und Mutter stolz zu machen.«

Sein Vater legte ihm eine Hand an die Wange.

»Leyan, mein Junge, ich liebe dich und deine Geschwister sehr, doch du warst immer etwas Besonderes für mich. Als ich dich, am Tag deiner Geburt, in meinen Armen hielt und sah, wie du mich angestrahlt und versucht hast, mit deinen kleinen Flügelchen zu schlagen, da ist mir das Herz aufgegangen. Wir hatten so lange vergeblich versucht Kinder zu haben und dann erhielten wir dich. Ich weiß, Eltern sollten ihren Kindern dies nicht sagen, aber zum Zeitpunkt deiner Zeugung erschien ein Regenbogen über uns und hüllte uns in sein Licht ein. Es war, als wärst du ein Geschenk des Schicksals selbst.«

Gebannt hörte er seinem Vater zu. Das hatte er nicht gewusst. Irgendwie hatte er immer geglaubt, dass er eine Enttäuschung für seine Eltern sei. Doch das war wohl nur seine eigene Wahrnehmung und die Verbitterung darüber, keinen Gefährten zu erhalten.

»Ich danke dir das du mir das erzählt hast Vater, es bedeutet mir sehr viel, das ich dir so wichtig bin.« Noam drückte ihn sanft mehr an seine Seite. Leyan legte seinen Kopf auf die Schulter seines Gefährten, einfach nur froh, ihn endlich bei sich zu haben.

Nachdem sich seine Eltern zurückgezogen hatten, waren Noam und er nach draußen gegangen, Hand in Hand durch den Garten gewandert und hatten sich unterhalten. Mittlerweile war die Nacht herein gebrochen und der Vollmond stand hoch am Himmel.

»Weißt du, nach was ich mich schon sehne, seit ich dich zum ersten Mal erblickt habe Leyan?«

Noam stand dicht bei ihm, seine Hand in seinem Nacken und kraulte ihn sanft.

»Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen.« Die Aufregung in ihm stieg. Noam stand so nahe bei ihm, das er seinen warmen Atem auf seiner Wange spüren und er seinen Duft einatmen konnte. Seine Lippen waren seinen so nah, dass er sich nur zu ihm beugen müsste, um ihn zu küssen.

Zärtlich strich Noams Daumen über seinen Mund.

»Ich würde dich unglaublich gerne küssen. Deine Lippen sind so voll und weich. Die muss man einfach berühren.«

»Dann küss mich Noam. Ich wünsche es mir auch so sehr.«

Schon senkte sich der sinnliche Mund seines Kriegers auf den seinen. Noams Zunge glitt über seine Lippen, verlangte und erhielt Einlass und bald versanken sie in einem leidenschaftlichen Kuss, der sie alles um sie herum vergessen ließ.

Vorsichtig legte Noam seine in allen Farben changierenden Flügel um Leyan, sein Geruch hüllte ihn ein und Leyan hatte den Eindruck zu schweben.

Das Gefühl von Geborgenheit und Liebe erfüllte ihn und das letzte, was er sah, bevor er die Augen genießend schloss, war das wunderschöne regenbogenfarbene Schimmern der Schwingen seines Gefährten.

Impressum

Texte: © Ann Salomon
Bildmaterialien: pixabay
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2017

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