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Lisa





Es war so wunderschön warm hier und doch wußte ich nicht wo ich war. Es war stockdunkel in dem Raum wo ich war  und ich konnte nur Geräusche hören. Irgendetwas hörte ich immer wieder bumm...bumm...bumm.
Das gleichmäßige Geräusch beruhigte mich und ich machte meine Augen zu und schlief ein.

Doch irgendetwas änderte sich jetzt. Die Töne bumm...bumm...bumm wurden schneller und es wurde unbequem. Irgendwie wurde ich in eine Richtung gezogen, wo ich doch gar nicht hin wollte.

Klatsch, ich fiel in die Tiefe und es wurde sofort kalt. Etwas rauhes spürte ich auf meinem Bauch und auf meinem Kopf. Es war nass und doch fühlte ich mich wohl. Ich hörte ein ruhiges Muh..muh und was auch immer das war, es war lieb zu mir.

Alle die schon mal auf einem Bauernhof waren, wissen schon längst, das ich Lisa ein kleines Kälbermädchen bin und gerade geboren wurde. Meine Mama ist eine zärtliche Kuh und schleckte mich nach der Geburt ab. Aufstehen mußte ich allerdings alleine.

Das war gar nicht so einfach, erstens war der Boden uneben und meine Knie wackelten so.
Ein aufmunterens stubsen ließ es mich noch einmal versuchen und schon stand ich da.

Immer noch ganz wackelig schaute ich mich um, es war viel Grün zu sehen und ab und an ein paar gelbe Blumen. Irgendetwas wärmte mich, es strahlte vom Himmel herab und ich hörte viele Töne. Am liebsten hörte ich das Muh meiner Mutter, doch da standen noch ganz viele andere Kühe rum und einige sahen so aus wie ich, nur sehr viel größer.

Hier gefiel es mir und ich wollte hier bleiben. Bei meiner Mutter hatte ich auch etwas gefunden, wo es was zu trinken gab, ich mußte etwas saugen und es kam eine weiße Flüssigkeit raus. Es war warm und schmeckte mir gut.

Doch was war das, da kam ein Mensch auf mich zu. Er hatte etwas in der Hand was er vor sich herschob. Hinten waren 2 Räder und vorne eins. Es sah wackelig aus und ganz so sauber war es auch nicht. Doch was sollte mich das interessieren, hier gab es so viel anderes zu gucken und ich ließ den Mann links liegen.

Doch der Mann dachte ganz anders. Zielstrebig kam er auf mich zu, er hob mich sanft auf dem Gefährt und nahm mich einfach mit. Mein klägliches Muh hörte er gar nicht. So wurde ich etwas lauter, doch auch das schien er nicht zu hören.

Aus der Entfernung hörte ich das Muh meiner Mutter, doch sie kam nicht hinterher.
Ich wurde müde und meine braunen Augen fielen zu, doch es war viel zu wackelig um schlafen zu können.

Jetzt waren wir an einem Haus angekommen, es war eine große Tür zu sehen und ich hörte noch was anderes. Ein leises Muh und ich spitzte meine Ohren, noch ein Muh ?
Toll, so war ich doch nicht alleine und wurde ganz schnell wieder munter.

Da standen noch fünf andere kleine Lisas im Stall, die Farben waren schwarz-weiß und braun- weiß. Zwei weitere hatten kleine Löckchen auf dem Fell und waren dunkelbraun.

Na das ist ja perfekt, dachte ich mir. Hier hab ich zwar keine Mutter mehr, doch es waren andere Kälberkinder zum spielen. Sofort gingen wir kleinen Kälbchen aufeinander zu.
Hatte ich jetzt Geschwister und somit Spielgefährten?

Doch ich hatte auch schon wieder Durst und ich wollte zu meiner Mama auf der Wiese. Mein Muhen wurde kläglich, doch meine Mutter kam einfach nicht. Hatte sie mich schon vergessen?

Doch auf einmal kam erneut der Mann in unserem Stall, er hielt einen Eimer in der Hand und auf der Seite ragte etwas längliches raus. Das sah aber komisch aus und was sollte ich damit.

Die anderen Kälber wußten schon was es damit auf sich hatte und sie liefen zu dem Mann hin.Es folgte ein Gerangel, denn jeder der Kälber wollte zuerst bei dem Mann sein und aus dem Gummiteil trinken. Es war warme Milch darin und schließlich sollten wir, die Kälber ja groß und stark werden.
 
Langsam gewöhnte ich mich an diese Umgebung und fühlte mich warm, aufgehoben und ich konnte mit den anderen Kälbchen spielen.
 
 Mit der Zeit wurden wir größer und standen im Stall herum, zum spielen hatten wir schon längst keinen Platz mehr und so wurde es morgens und abends, morgens und abends.
Zu erzählen hatten wir uns nicht viel, wir sahen den Mann jeden Morgen und abends zui uns reinkommen. Er gab uns frisches Grün und Wasser. 


Ihr findet mein Leben bestimmt langweilig. Immer das selbe und nichts anderes.

Doch eines Morgen war es anders. es kam ein weiterer Mann auf dem Bauerhof. Er hatte ein riesiges Auto dabei, die Klappe vom Auto hatte er hinten gelöst und unser Mann, zog uns auf dem Laster. Hmm, was sollte das denn bedeuten? Wir waren doch noch nie aus dem Stall heraus gekommen.

Irgendetwas an Papier gab der fremde Mann unserem Mann, sein Mund verzog sich zum lächeln
und die Klappe vom großen Auto schloss sich hinter uns.

Es ruckelte im Auto und nur wenig helles Licht kam von draußen zu uns rein. Manchmal legte sich das Auto in die Kurve und wir muhten. Doch auch das hörte niemand.

Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist und der große Wagen hielt an. Jetzt mußten wir rückwärts aus dem Wagen raus und erneut ging es durch eine Tür. Beruhigt sah ich noch andere große Wagen mit anderen Kühen. Ging es hier endlich zur Weide?

Der Boden war glatt und wir mußten aufpassen das wir nicht ausrutschten. Es gab hier viele Männer und sie alle hatten eine weiße Schürze um und es war recht laut hier.

Jeder meiner Freunde wurde durch eine Tür getrieben, was dahinter wohl war?

Ich ging ebenfalls zur Tür und freute mich auf das was ich sehen sollte. Doch es kam nur ein klick, ich fühlte einen großen Schmerz und schon wurde ich hochgezogen.

Das war furchtbar unbequem und ich sah etwas rotes aus mir raussprudeln. Mit Sägen zerteilte man mich und ich wurde in verschiedene Wannen geworfen.

Was sollte das denn bedeuten? Vorhin war ich doch noch in meinem warmen Stall und nur Stunden später lag ich zerteilt in irgendwelche Wannen.

Weh tat mir das ganze nicht, ich schaute ganz entspannt von oben zu. Viele Menschen taten irgendein Pulver auf mich drauf, ich wurde im Wolf zerkleinert, andere Stücke von mir kamen in den Rauch und wieder andere wurden gekocht und in Gläser gefüllt.

So viel konnte man mit mir anfangen, doch wie ging es denn nun weiter mit mir?

Alles was ich sah, das es wieder Papier gab und alles von mir auf andere Lieferwagen verteilt wurde. Jetzt wurde ich erneut in einem Auto mitgenommen.

Wir fuhren durch Städte, mit hohen Häusern und langen Landstraßen und Autobahnem, wo ganz viele Autos entlang fuhren.

Stunden später hielten wir an einem Laden. Es gingen in dem Laden ganz viele Menschen ein und aus. Kleine Menschen gehörten auch dazu.

Sie kamen an meinen Gläsern vorbei und auf dem Etikett war ein Bild von mir drauf.
Gekochte Leberwurst stand drauf. Die kleinen Menschen schauten sich nur mein Bild an und sagten lachend "Mama, schau mal ein kleines Kälbchen".

Die Mutter der kleinen Menschenkinder packte zwei Gläser in ihrem Korb, wo noch ganz
viel andere Sachen drin lagen. Blumenkohl, Ananas, Milch, Yougurt und Schokolade.

Doch in dem Geschäft gab es doch noch so viele Teile von mir. Ich spürte es doch in meinen Gedanken.

Draußen wurde es langsam dunkel und die Meschen gingen aus dem Geschäft raus.
Meine Gedanken gingen zu den Kindern und zu den anderen Menschen hin.
Wenn die sich so freuten, mich zu besitzen, so fand ich das schön.

An der Fleischtheke standen noch ein paar Verkäuferinnen und packten mein Fleich weg. Es war noch eine Menge über. Schließlich hatte ich bei unserem Mann, viel zu essen und trinken bekommen.

Doch was geschah jetzt? Die Frauen an der Theke warfen mein Fleisch in einer großen Tonne?
Warum geschah das denn jetzt, es gibt doch noch so viele kleine Menschenkinder und auch erwachsene Menschen, die sich über mich freuen.

Ich muhte ihnen das zu, doch sie hörten mich nicht. In Gedanken ging ich zu allen Teilen hin, ich spürte was zu mir gehörte und was nicht.

Ein kleiner Bruchteil war verkauft worden, das andere landete auf dem Müll.
Warum ging man mit mir, der Lisa so um? Warum wurde ich getötet um dann auf den Müll zu landen?

Ganz traurig sah ich mich um, sollte das das Ziel in meinem Leben gewesen sein ???


Bum...bum...bum hörte ich das schlagen eines Herzens. Wohlig streckte ich meine Beine
in dem Bauch meine Mutter und freute mich das alles nur ein böser Traum gewesen ist.


Seid achtsam mit dem was mit Liebe geboren ist, gepflanzt und gesäät wurde.
In jedem noch so kleinem Tier und Pflanze ist eine Seele verborgen.

Impressum

Texte: Wibke Rekla Danckert
Bildmaterialien: google
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle Tiere

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