Irgendwie hatte der 16.12. immer eine große Bedeutung für mich.
Damals wurde der Adoptivater, von meinem Vater geboren, den ich nur über ein Foto kannte, denn wo ich in das Leben, meiner anderen Familie trat, war er schon tot.
Vor sehr vielen Jahren habe ich am 16. 12 geheiratet und aus dieser Ehe entstanden 3 wundervolle Mädels.
Der nächste 16.12. der mir etwas bedeutete, ja da wurde Julia geboren,von allen nur Julchen genannt.
Ein paar Tage später, am 06.01. wurde meine jüngste Tochter Miriam geboren.
Beide Kinder waren herzlichst willkommen und wenige Monate später, lernten sich die beiden Mädels kennen.
Jede von den Beiden hatte schon ältere Geschwister oder eine Schwester.
Doch ich will euch eine Geschichte erzählen über eine Mädchenfreundschaft, die über eine Sandkastenfreundschaft hinaus ging.
Beide Mädels kamen in dem Kindergartenalter. Miri, war es schon gewöhnt, das man in dem Kindergarten ging, schließlich ging ihre ältere Schwester auch dorthin.
Julchen wollte nicht in den Kindergarten gehen, sie spielte viel lieber bei der Oma im Garten oder mit ihrem Spielzeug. War die Kindergartenzeit zuende, besuchten sich die beiden Mamas und die beiden waren wieder zusammen.
Die Schulzeit fing an und beide Kinder standen mit der großen Schultüte an der Kirche, erwartungsvoll was wohl in der Tüte drin war. Es war kein I-Phone oder PC Spiel.
Die gab es damals noch nicht, sondern es waren Buntstifte, Obst und Süßigkeiten drin.
Mit der Zeit waren Miri und Julchen unzertrennlich.
Wenn es dem Papa von Julchen zu viel wurde, so sagte er schon mal "zieht Leine ".
Daraus wurden Julchen und Miri zu der jeweiligen anderen Familie die "Ziehtochter".
So schnell konnte man erneut Mama werden.
Wenn man sich alle Kinder anschaute, so dachte man schon, was wird aus ihnen, wie wird die Schulzeit, die Ausbildung, der erste Freund, die Hochzeit und man sah schon die ersten Enkel auf den eigenen Knien. Mein Spruch war damals..."ich Oma, ach erst mit 60 Jahre"
Damals spielten unsere Mädels sehr oft mit Barbie. Stundenlang wurde der Camper hin und her gerollt, die Barbys an und ausgezogen und das Barbycabrio, was heute noch existiert.
Es wurde auch nicht telefoniert, kann ich vorbei kommen, sondern die Kinder kamen einfach vorbei und spielten im Garten, oder kuschelten mit Rambo. Einen kleinen schwarzen Kater,der damals bei uns lebte.
Irgendwann schenkten die beiden Mädels mir eine blauweiße Holzente, mit einer weißen angemalten Schleife.
"die ist von Oma, hier hast du sie Mutschka". Ich stellte sie vor meiner Terasse auf und sie bleib sehr viele Jahre dort stehen, bis der Wind und der Regen sie den Garraus machte.
Noch einige Jahre später, sagte mir meine Miri, das die Ente nie von der Oma kam, sondern von irgendeinem Nachbarn. Sorry, lieber Nachbar, die Holzente hatte ein wunderbares Leben bei mir und sie landete nie in einem Backofen.
Die Zeit verging erneut und die ersten Freunde schellten bei uns an. Argwöhnisch schauten wir mal, was es für junge Männer sind.
Doch viel selbstbewuster als wir es in deren Jahren waren, gingen unsere Mädels darüber hinweg.
Tatoos und Piercing spielten auch noch eine große Rolle. Jeder von den jungen Leuten hatten ein Hirschgeweih, entweder über den Po oder auf der Schulter.
Einwände hatte ich genug.
1. tut sehr weh
2. tut noch mehr weh
3. wollt ihr euch das antun
4. wie sieht das denn in einigen Jahren aus
5. es tut immer noch weh
Bei meiner Miri hatte es etwas gefruchtet, doch Julchen konnte ihren Papa um den berühmten Finger wickeln und sie präsentierte uns , ein Tatoo, über beide Schulter.
Ohje...noch mehr autsch, doch die Augen von Julchen strahlten.
Jahre später zog Miri, auf eigene Kosten nach. Piercing übrigens auch.
So lebten wir zufrieden in dem alltäglichem Leben....bis es sich eines Tages änderte.
Das Telefon klingelte und Miri war am Apparat. Sie weinte und sagte mir "Julchen ist tot"
Mein erster Gedanke war, wer hat unsere Julchen totgefahren, dann hörte ich genau hin.
Doch Miri war gar nicht fähig, überhaupt noch etwas zu sagen.
So zog ich schnell meine Jacke an und lief mit schnellen Schritten zur Oma hin.
Doch es stimmte, unser Julchen lebte nicht mehr.
Herzflimmern mit gerade 20 Jahren....Viel zu früh und warum gerade SIE?
Doch wie will man in dieser Zeit, die eigenen Kinder trösten,die ihre beste Freundin verloren haben, die Großeltern und Eltern von Julchen, wenn man selber keinen Gedanken fassen kann. Alles was man an Worte fand, klang so unpassend,denn das große Leid und den Schmerz konnte keiner nehmen.
Die Tage gingen vorbei und die Beerdigung kam. Die Trauerhalle war voll, mit jungen Menschen,die alle Julchen mochten oder liebten. Verwandte, Nachbarn und ein Pfarrer, der sehr einfühlsam über Julchen erzählte.
Langsam folgten wir Julchen,die jetzt in diesem Sarg lag. Sonnenblumen hatten wir in den Händen, Julchens Lieblingsblumen.
Doch wir konnten es nicht fassen und begreifen,das unsere Julchen in diesem Sarg lag.
Nein, es sollte wieder an meiner Tür schellen und Julchen sollte mit einem lachen und strahlenden Augen sagen" Miri, kommste mit " , Mutschka, du sollst nach Oma kommen".
Sehr oft höre ich diese Worte in den Gedanken, doch im Leben leider nicht mehr.
Doch das Leben danach hört nicht auf.
Ein Jahr später, am 16.10 wurde mein Großneffe geboren,wieder ein Jahr später, wieder der 16.10. mein jüngster Enkel, so als ob Julchen sagen würde. Ich bin am 16.10 gegangen..doch ich bin bei Euch und damit ihr das wisst, sind die beiden Jungen am selben Tag geboren.
Julchen hat uns auch heute, nach fast 7 Jahren nie verlassen. Wir alle erinnern uns an viele Erlebnisse, die es ohne sie nie gegeben hätte und in unserem Herzen lebt sie ein Leben lang.
Diese Erlebnisse kommen in einem zweiten Band. Laßt euch überraschen.
Texte: Wibke Rekla Danckert
Bildmaterialien: Wibke Rekla Danckert ,privat Foto
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Julia Werda
Julchen,du bist immer bei uns