Gegangen bist du nun von uns, traurig schau ich mich um und du fehlst mir.
Ich höre dein Lachen, das Strahlen deiner Augen und dein letzter Wunsch war es, zur See zu fahren. Jetzt bist du auf einem Schiff, das dich ins Licht bringt und nie aufhört zu fahren. Meine Tränen machen den See etwas voller, doch ich denke eher, wie schön es war, dich überhaupt zu kennen. Dein Mitgefühl anderen Menschen gegenüber, deine Pläne, deine Verletzheit und Einsamkeit und immer die Hoffnung es wird besser.
Unsere Freundschaft besteht im Herzen weiter und wenn ich ganz still bin... ja dann höre ich dein Lachen.
Meine Doro, komm gut an. Hab dich sehr lieb.
Gedanken kommen auf, gerade schaue ich dich mit meinem Herzen an.
FREUNDSCHAFT, ist für viele nur ein Wort.
Doch für uns war es mehr.
Jetzt sitze ich hier vor meinem PC und versuche über uns zu schreiben. Es gibt viele Freundschaften, die fingen im Kindergarten, in der Schule, Tanzschule oder im Beruf an.
Bei uns beiden war es der Beruf. Viele Jahre haben wir im selben Haus gearbeitet ohne uns zu bemerken. Jede von uns war in einer anderen Abteilung und machte sehr gerne ihren Job.
Dann kam ein Wechsel auf mich zu und ich kam in *deine Abteilung*. Sehr viele Kollegen waren dort und du bist mir gar nicht sofort aufgefallen.
Irgendwann hörte ich deine Stimme, ein Lächeln war in deinem Reden und aufmerksam hörtest du den Kunden zu.
So kamen wir beide ins Gespräch. Ich erzählte über meine Kinder, mein Leben und meine Enkel.
Ein Umzug sollte bei mir stattfinden und du wolltest, dass ich in deinen Ortsteil ziehe.
Ungelegen kam mir das nicht, meine Kinder wohnten auch dort.
Schon planten wir unsere Unternehmungen, abends weggehen, Freunde treffen und ja, da wir beide die See liebten, auch einen Urlaub.
Oft hast du mir Geschichten erzählt, Fuchsien mochtest du besonders und die Ableger gab es am günstigsten auf dem Friedhof. Mit einem lachen stellte ich mir dich vor...
Trödelmärkte hast du sehr gerne besucht. Mit der ganzen Deko hättest du locker und leicht, selbst einen Trödelmarkt veranstalten können.
Sehr oft haben wir stundenlang geredet, klar waren auch die Männer ein Thema.
Wie sollte der Mann sein, der unser Herz berührt und wo findet man so einen Menschen?
Dir gefiel dein Bruder am meisten. Arbeitsam, immer für seine Familie da und sehr ehrlich.
Irgendwann lernte ich deinen Bruder kennen und hab es bestätigen können. All diese guten Eigenschaften hatte er wirklich.
Irgendwann hattest du eine Zeit, wo du dich nicht mehr gemeldet hast. Als ich dich auch auf der Arbeit nicht sah, rief ich dich an.
Du klangst sehr müde. Du hattest keine Kraft mehr, zur Arbeit zu kommen. Die Arbeit, die dir immer so viel Spaß machte, war dir jetzt zuviel.
Du bist zu den Ärzten gegangen und bekamst Tabletten. Darüber führten wir erstmal eine Diskussion. Ich war gegen Tabletten und du wusstest noch nicht einmal, wozu du sie nehmen solltest.
Dann war ich in Köln und dein Freund rief mich an. Du liegst im Krankenhaus und seist im Koma. So schnell im Koma?
Ich machte mir sehr große Sorgen um dich und bin hin zum Krankenhaus.
Im deinem Zimmer waren viele Apparate, du hingst an Schläuchen und viele Kanülen steckten in deinem Arm. Du hattest eine Maske aus Plastik auf deinem Gesicht. Deinen Atem hab ich gehört. Du sahst so hilflos aus und doch warst du meine Doro. Ich sprach zu dir und wußte das du mich hörst.
Dein Bruder kam ebenfalls und sagte mir, was du hast. Deine Leber würde nicht mehr arbeiten und die Aussichten, das du es schaffst, wären minimal. Doch die Hoffnung gaben wir beide nicht auf.
Das wollte ich nun gar nicht akzeptieren. Ich ging zu meinem Arzt und fragte nach einer Lebertransplantation. Ja, sagte mir der Arzt, das könnte man machen, doch es wird nicht bei Patienten gemacht, die getrunken haben.
Wurde jetzt in zwei Klassen gedacht? Zu Hause flossen die Tränen, das es so nicht geschehen darf.
Ich fuhr erneut zum Krankenhaus und legte dir ein Foto von mir hin. Es sollte deine Seele erreichen und dir sagen "bitte, bitte komm zurück, wir haben doch noch so viel vor".
Und das Wunder geschah. Du wachtest auf. Langsam kamst du zu dir und gewannst an Stärke.
Du wurdest so stark, dass du das das Krankenhaus verlassen konntest.
Unsere Freude darüber hielt an. Du wolltest nach München fliegen, plantest einen Urlaub an die See und stundenweise konntest du wieder arbeiten.
Jetzt wird alles wieder gut, so dachten wir beide.
Doch das Gehen fiel dir schwer und meine Stufen zur Wohnung kammst du nur noch langsam hoch. Unsere Gespräche wurden intensiver und wertvoller.
Dann kammst du wieder ins Krankenhaus. Dein Freund war da und er schaute müde aus. Er machte sich Sorgen, doch das Lächeln hattest du behalten. Du strahltest uns an, wenn wir dich besuchen kamen und hörtest uns zu.
Dann sollte erneut eine Untersuchung stattfinden.In wenigen Stunden sahst du sehr müde aus und du hattest Angst vor der Untersuchung.Doch optimistisch wie du warst,dachten wir alle..es wird gut.
Ich wollte ein Auto mieten und mit dir an die See oder den Rhein fahren. Doch ein Freund sagte "das wird sie nicht schaffen, schau wie sie aussieht."
Ja, klar, müde aber doch meine Doro. Ich wollte es nicht sehen. Zu oft habe ich in meinem Leben Abschied nehmen müssen. Jetzt wollte ich einfach nicht mehr, doch darum ging es ja gar nicht. Doro sollte bleiben, noch Jahre lang.
Doch leider kam es nicht so. Nach der OP wurdest du nicht mehr wach.
Es wurde deine Beerdigung geplant. Bei der Trauerfeier stand dein Bild mit deinem Lachen vor uns. Ja,das warst du ...
Als ich mich umdrehte, sah ich deinen Bruder, dessen Familie, Bekannte und Freunde.
Jeder von ihnen kannte dich zu einer anderen Zeit, jeder von ihnen hatte eine andere Erinnerung an dich. Doch jetzt waren wir alle zusammen und ich fühlte, dass du bei mir/uns warst.
Mir und den anderen schenktest du noch einmal dein lächeln... es geht mir gut, wirklich gut.
Und das du nach dem Koma noch einmal wach wurdest,das sehe ich heute als ein Geschenk an uns alle.
Das was immer bleibt, ist die Liebe zu einem Menschen, die Erinnerung und das man auch schwere Dinge zusammen geschafft hat.
Texte: Wibke Danckert
Bildmaterialien: Wibke Danckert
Tag der Veröffentlichung: 13.09.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
meiner Freundin Dorothea