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„Du weißt, wie du ihn retten kannst, mein Liebes“ raunte die dunkle Stimme verführerisch in ihr Ohr. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, jedoch kein wohliger. Ganz im Gegenteil, denn sowohl die Stimme als auch den Mann dazu hasste sie aus tiefstem Herzen.
Oh ja, sie wusste genau, worauf er anspielte und es schien, als hätte sie tatsächlich keine andere Wahl. Als Prinzessin war es ihre Pflicht, einen Prinzen zu erwählen und zu heiraten. Da tat es auch nichts zur Sache, dass ihr Herz bereits jemand anderem gehörte. Denn ihr Liebster war nicht von adligem Geschlecht. Und noch dazu wurden er und zwei seiner Freunde wegen eines Verbrechens gesucht, welches sie nicht begangen hatten. Dass wusste sie daher so genau, weil sie zur angeblichen Tatzeit mit ihnen zusammen gewesen war. Doch das konnte sie, das durfte sie nicht zugeben. Zu allem Überfluss hatte ihr Peiniger, welcher nur wenige Zentimeter hinter ihr stand, ihr soeben mitgeteilt, dass sich ihr Liebster in seiner Gewalt befände und sein weiteres Schicksal nun einzig und allein von ihr abhing. Denn nur, wenn sie in eine Heirat mit ihm einwilligen würde, nur dann würde er ihrem Liebsten Absolution erteilen. Ansonsten drohte ihm der Galgen. Sie hatte tatsächlich keine andere Wahl, denn letztendlich würde sie ihr Vater ja so oder so verheiraten, es war seine Pflicht. Wenn sie so wenigstens ihrem Liebsten das Leben retten konnte, dann sollte es eben so sein. Sie schluckte ihren ganzen Stolz und vor allem ihren Würgereiz hinunter und stimmte der Heirat zu.
„Oh meine Schöne, ich wusste, du würdest noch zur Vernunft kommen. Ich versichere dir, du wirst deine Entscheidung nicht bereuen.“ Er drehte sie zu sich um und wollte begierig seine Lippen auf die ihrigen pressen, doch sie stieß ihn angewidert von sich.
„Rühr mich nicht an, du Mistkerl!“ fauchte sie ihn wild an und während er sie noch im ersten Moment entgeistert ansah, wich diesem Ausdruck doch sogleich ein schmieriges Lächeln.
„Wehr dich ruhig, meine kleine Raubkatze. Das macht die Sache nur noch aufregender. Und spätestens in unserer Hochzeitsnacht hat deine Gegenwehr eh keinen Sinn mehr. Dann wirst du deine Pflichten als Ehefrau zu erfüllen haben und ich habe dann endlich meinen Spaß mit dir. Das garantiere ich dir.“ Er trat erneut dicht an sie heran und ließ begierig seine Hände über ihren Körper gleiten. Diesmal konnte sie nicht ausweichen, er hatte sie in eine der Zimmerecken gedrängt und bevor sie überhaupt eine Gelegenheit zum Handeln hatte, ließ er glücklicherweise auch schon von ihr ab. Er machte sich daran, dass Zimmer zu verlassen, doch im Türrahmen drehte er sich noch einmal zu ihr um.
„Ich werde alle nötigen Vorkehrungen für unsere Hochzeit treffen und du kannst dich schon mal darauf vorbereiten, dass morgen der erste Tag deines neuen Lebens an meiner Seite beginnt. Schlaf gut, mein Liebchen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ sie allein in ihren Räumlichkeiten. Sie konnte nicht fassen, dass sie es wirklich getan hatte. Dass sie diesem Widerling nachgegeben hatte. Doch sie hatte keine andere Wahl gehabt. Es war die einzige Möglichkeit, ihren Liebsten zu retten. Sie ließ sich auf ihr Himmelbett sinken und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Hilflos schluchzte sie sich ihren ganzen Kummer von der Seele und fiel einige Stunden später in einen unruhigen Schlaf.

~*~

„Bereitet alles vor, ihr kennt den Plan. Eine Stunde nach der Hochzeit soll der König eliminiert werden. Danach kümmert euch um das Gesindel. Was den Anführer angeht, lasst euch was einfallen. Tut mit ihm, was ihr wollt, aber lasst ihn leiden. Und vor allem: lasst ihn am Leben. Vorerst. Um seinen Tod will ich mich persönlich kümmern. Er soll es bitter bereuen, Hand an mein Eigentum gelegt zu haben. Die Prinzessin gehört nur mir allein und morgen früh wird mein Besitz über sie besiegelt. Ich will, dass dieser Verräter, dieser Abschaum, die Zeremonie von seiner Zelle aus sehen kann. Danach kümmere ich mich um sein Ableben. Geht nun und kümmert euch um alles weitere.“
Die düsteren Gestalten traten aus dem Schatten und verteilten sich. Nur einer verweilte noch einen Moment in der Dunkelheit und ein finsteres Lachen war aus der verlassenen Gasse zu hören...

~*~

Es war schon tief in der Nacht, als sie seine Zelle betraten. Obwohl es dunkel war, erkannte er sofort, dass es dieselben Männer waren, welche ihn auch gefangen genommen hatten. Wieso waren sie wiedergekommen? Was hatten sie mit ihm vor?
Doch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, landete eine Faust mitten in seinem Magen. Vor Schmerzen krümmte er sich zusammen und sofort traf ihn ein weiterer Schlag am Kinn. Er wurde zu Boden geschleudert und schlug mit dem Kopf auf den harten Steinfußboden auf. Trotz der Dunkelheit sah er Lichter vor seinen Augen flimmern. Immer weiter schlugen und traten die Männer auf ihn ein. In den Magen, in die Leistengegend und ins Gesicht. Dann zerrten sie ihn wieder auf die Beine, zerrissen ihm die Kleider und fesselten seine Handgelenke an einen Eisenring über seinem Kopf. Nach eine Weile hatte er sich gewünscht, sie würden ihn endlich umbringen, denn darauf schien es ja hinauszulaufen, doch sie schlugen nur weiter auf ihn ein und dann ließen sie ihn allein in der Finsternis seiner Zelle zurück.
Wenn er nur wüsste, was ihm den Hass dieser Männer eingebracht hatte. Sie hatten ihn vor drei Tagen mitten in der Nacht aufgeschnappt, ihn bewusstlos geschlagen und dann war er in diesem Kerker aufgewacht. Zwei Tage hatte er hier verbracht, ohne zu wissen, wo er war oder was man mit ihm vor hatte. Niemand war gekommen, um nach ihm zu sehen und er hatte schon vermutet, man würde ihn in diesem Loch einfach verrotten lassen. Doch er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Stattdessen wanderten seine Gedanken zu seiner Liebsten, welche wahrscheinlich auch keine Ahnung hatte, wo er sich befand. Dieser Gedanke schmerzte ihn noch mehr, als sein geschundener Körper. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als jetzt bei seiner Liebsten zu sein, sie in den Arm zu nehmen und sie vor allem Bösen dieser Welt zu beschützen. Sie hatten sich geschworen, auf ewig zusammen zu bleiben, sich durch nichts trennen zu lassen. Sie hatten Pläne geschmiedet, um aus dem Land zu fliehen, damit sie ihrer Zwangshochzeit entkommen könne. Sie hatten sich schon ihre gemeinsame Zukunft ausgemalt und nun saß er in diesem finsteren Verlies und wartete darauf, dass der Tod endlich gnädig wäre und ihn mit sich nehmen würde. Die Hoffnung auf Freiheit hatte er schon aufgegeben und es war einfacher, sich mit dem Tod auseinander zusetzen, als daran zu denken, seine geliebte Prinzessin nie wieder sehen zu können. Es war einfach aussichtslos.

~*~

Die Hochzeit war so prächtig ausgerichtet worden, als sei sie schon Wochen vorher bis ins kleinste Detail geplant gewesen. Die Gäste amüsierten sich königlich und es war ein berauschendes Fest. Nur für zwei Personen war dieser Tag die Hölle auf Erden. Für die Prinzessin, die mit dem ihr so verhassten Prinzen verheiratet worden war und für ihren Geliebten, welcher in eine etwas höher gelegene Zelle gebracht worden war, um von dort aus durch ein vergittertes Fenster die Trauungszeremonie mit ansehen zu müssen. Doch noch ahnte keiner von beiden, dass sich eine weitere Tragödie anbahnte. Zuerst fiel es keinem auf, als der König für eine Weile nicht anwesend war. Doch als er für mehrere Stunden spurlos verschwunden war, machte man sich auf die Suche nach ihm. Es waren schon fast anderthalb Stunden vergangen, als ein gellender Schrei die Nacht durchbrach. Eine junge Bedienstete fand den König tot in einer dunklen Gasse liegen und schon bald hatte sich diese tragische Nachricht im ganzen Hofstaat herumgesprochen. Während die Leute, und vor allem die Königstochter um ihren verlorenen König trauerten, bemerkte niemand, wie in einer dunklen Ecke aufs heftigste diskutiert wurde.
„Ich hatte euch doch gesagt, ihr sollt ihn unauffällig verschwinden lassen, und seine Leiche nicht einfach achtlos in eine Seitengasse werfen! Ihr gefährdet meinen ganzen gut durchdachten Plan, ist euch das eigentlich bewusst? Ich sollte euch einfach zu dem Gesindel in den Kerker sperren lassen.“
Wutentbrannt machte der frisch Vermählte auf dem Absatz kehrt und ließ seine Handlanger einfach stehen. Er brauchte jetzt unbedingt Ablenkung und die würde er schon kriegen. Schließlich hatte er noch eine Hochzeitsnacht einzufordern. Aber vorher hatte er noch etwas anderes zu erledigen...

~*~

Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass ihr geliebter Vater tot sein sollte. Oh, wollte dieser schreckliche Tag denn niemals enden? Als ob die Heirat mit diesem furchtbaren Widerling nicht schon schlimm genug gewesen wäre. Jetzt war sie auch noch eine Waise und zudem hatte sie immer noch nichts von ihrem Liebsten gehört. Wie sehr sie hoffte, dass es ihm gut ging. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis man ihn auf freien Fuß setzen würde, schließlich hatte sie ihren Teil der Vereinbarung erfüllt.
Mit einem lauten Krachen wurde die Tür zu ihrem Schlafgemach aufgerissen und ihr angetrauter Ehemann betrat das Zimmer. Innerlich erschauerte sie beim Gedanken daran, was er gleich von ihr verlangen würde. Sie hätte lieber sterben wollen, als diesem Mann ihren Körper zu überlassen, und nur der Gedanke an ihren Liebsten hielt sie davon ab, schreiend vor ihm davonzulaufen. Ohne ein Wort zu sagen, hob er sie von ihrem Bett und drückte sie mit seinem Gewicht gegen die Wand. Fordernd presste er seine Lippen auf die ihrigen und versuchte, sich mit seiner Zunge Einlass zu verschaffen. Sie ließ es beinahe apathisch über sich ergehen und nach ein paar Minuten packten seine Hände ihr Schlafgewand und rissen es gekonnt entzwei. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was gleich passieren würde, doch als er sie aufs Bett warf, sich auf sie legte und sie seine Härte an ihrem Unterleib spürte, überkam sie ein solcher Ekel, dass sie sich mit aller Macht gegen ihn werte. Anfangs schien sie ihn von sich weisen zu können, doch er war entschlossen, sich seine Rechte einzufordern und hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest. Mit der anderen Hand entledigte er sich seiner Beinkleider und drang gewaltsam ihn sie ein. Weder ihr flehendes Betteln noch ihr tränenüberströmtes Gesicht brachten ihn dazu, von ihr abzulassen. Erst, als er in ihr gekommen war, zog er sich zurück und ließ die verstörte junge Frau weinend und schluchzend in ihrem Zimmer zurück. Es dauerte viele Stunden, bis sie endlich eingeschlafen war.

~*~

Langsam schritt er den dunklen Weg zum Schloss hinauf. Niemand verwehrte ihm den Einlass am Tor und so ging er immer weiter bis zur Kammer der Königstochter. Zwei Wachen waren davor postiert und versperrten so die Türe. Doch auch sie würden ihn nicht aufhalten, er blieb völlig unbemerkt. Ohne weiteres schritt er durch die Tür und sah seine Geliebte in ihrem Bette schlafen. Er wollte sie nicht wecken, doch er musste mit ihr reden. Er kniete vor ihrem Bett nieder und strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie schien so friedlich in ihrem Schlaf und es brach ihm das Herz, sie so zu sehen und zu wissen, dass dies das letzte Mal sein würde, dass er ihr atemberaubend schönes Antlitz betrachten konnte. Sanft küsste er sie auf die Stirn und nahm eine ihrer Hände in die seinen. Wenn dieser Augenblick doch nur ewig währen würde. Unruhig drehte sie sich um und öffnete dann verschlafen die Augen. Im ersten Moment schien sie ihn nicht zu erkennen, aber als ihr bewusst wurde, wer an ihrem Bett kniete, warf sie sich in seine Arme und hielt ihn so fest, dass es ihm fast den Atem nahm. Er erwiderte ihre Umarmung und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Doch dann schreckte sie zurück und sah ihn mit großen Augen an.
„Wie bist du hier herein gelangt? Die Tore zum Schloss und auch meine Tür sind verschlossen, wie bist du an den Wachen vorbeigekommen?“ Fragend sah sie ihn an.
„Meine Liebste, verzeih, dass ich unseren Schwur nicht halten konnte. Aber ich muss gehen, ich muss dich verlassen, mir bleibt keine andere Wahl. Man gewährte mir nur diesen letzten Blick auf dich, um mich zu verabschieden. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Bitte vergib mir mein Versagen.“
Mit Tränen in den Augen sah sie ihrem Liebsten ins Gesicht. Es brach ihr das Herz, wenn sie sich vorstellte, ihn nie wieder zu sehen, aber wenigstens würde er frei und am Leben sein.
„Ich habe dir nichts zu vergeben, mein Geliebter. Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte mir denken können, dass er dich zwingen würde, das Land zu verlassen, damit er uns auf ewig trennen könne. Aber solange du lebst und unversehrt bist, war es auch diese Hochzeit wert. Denn wenn wir schon nicht zusammen sein können, so will ich dich wenigstens in Sicherheit wissen.“
Sie beugte sich zu ihm vor und küsste ihn, doch er schob sie von sich.
„Nein, du verstehst nicht. Ich muss nicht dieses Land verlassen. Ich muss dieses Dasein verlassen. Ich... ich bin gestorben diese Nacht.“ Bei den letzten Worten hatte er sich von ihr abgewandt und sie hatte seine Stimme brechen hören. Sie konnte nicht begreifen, was er ihr soeben gesagt hatte. Gestorben? Aber er stand doch hier vor ihr. Sie redete mit ihm. Sie berührte ihn. Er konnte gar nicht tot sein. Doch dann kam ihr eine andere Erkenntnis. Sie ging zu ihrer Zimmertür und versuchte, sie zu öffnen. Doch sie war abgeschlossen. Und die Tür ließ sich nur von einer Seite verschließen. Sollte das etwa bedeuten, er wäre...nein, diesen Gedanken konnte sie nicht zu Ende denken. Denn dann wäre alles umsonst gewesen. Die Hochzeit, die furchtbaren Qualen, die sie in dieser Nacht erlitten hatte. All das durfte nicht umsonst gewesen sein. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und begann zu schluchzen. Sanft nahm er sie in den Arm und wiegte sie sacht hin und her. Wie sehr er sich wünschte, sie für immer so in den Armen halten zu können. Aber er spürte, dass er gerufen wurde. Es war an der Zeit und er spürte, wie seine Kräfte ihn verließen. Ein letztes Mal sprach er zu seiner Geliebten.
„Ich werde im Herzen immer bei dir sein, vergiss das nicht. Egal, was passiert, ich werde über dich wachen, von dort aus, wo ich jetzt hingehe. Ich liebe dich.“ Zärtlich küsste er sie und als er sich von ihr löste, legte er ihr einen goldenen Ring in ihre Hand. Dann sah sie seine Erscheinung immer schwächer werden, bis sie endgültig verschwand.
„Ich liebe dich auch.“ flüsterte sie in den leeren Raum, bevor sie schluchzend zurück in ihr Bett fiel.

~*~

Als sie am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich furchtbar benommen und durcheinander und erst nach und nach drangen die Erinnerungen an den letzten Tag und die darauf folgende Nacht wieder in ihr Bewusstsein. Das alles konnte nur ein schrecklicher Traum gewesen sein. Doch dann spürte sie etwas in ihrer Hand und als sie diese öffnete, sah sie auf den goldenen Ring. Bei seinem Anblick schluchzte sie auf und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Das durfte einfach nicht wahr sein!
Die Kammertür wurde geöffnet und ihr Gemahl betrat ihre Räumlichkeiten. Ohne weiter darüber nachzudenken sprang sie auf und fing an, auf ihn einzuschlagen. Anfangs verdutzt gewann er doch schnell wieder die Oberhand und hielt ihre Arme auf dem Rücken verschränkt fest.
„Du Scheusal, was hast du getan? Wie konntest du nur? Du hattest es geschworen und ich hatte meinen Teil der Vereinbarung erfüllt! Wieso nur? Warum musstest du ihn denn unbedingt töten? Du hattest doch, was du wolltest! Lass mich endlich los! Ich hasse dich!“ Immer weiter sträubte sie sich und versuchte, seinem Griff zu entkommen, doch er hielt sie nur noch fester.
„Was regst du dich überhaupt auf? Du hättest ihn so oder so nie wieder gesehen. Finde dich damit ab. Und woher weißt du überhaupt davon? Hat etwa wieder einer meiner nichtsnutzigen Diener sein verdammtes Schandmaul nicht halten können? Auch egal. Vergiss ihn doch einfach, er war eh nichts weiter als ein Tunichtgut, mit mir bist du viel besser dran.“
Das war zu viel. Sie bot all ihre Kräfte auf und entkam so seinem Griff. Dann holte sie mit der Hand aus und fuhr im so stark über sein Gesicht, dass sie mit ihren Fingernägeln tiefe Kratzer in seiner Haut hinterließ. Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er einen Dolch aus seinem Gewandt gezogen und hielt ihn nun direkt an ihren Hals. Er bebte vor Wut.
„Wage es nicht. Wage es ja nicht, mir zu trotzen! Wir sind vermählt, vergiss das nicht. Und du hast mir gefälligst Untertan zu sein. Was fällt dir ein, dich so gegen deinen Gemahl aufzulehnen? Ich sollte dich in den Kerker sperren, zu den anderen Verrätern, bis du wieder zur Vernunft kommst!“
Während er so vor ihr stand, mit der Klinge an ihren Hals, überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf geradezu. Sie hatte alles verloren, was sie liebte. Ihren Vater, ihren Geliebten und ihre Freiheit. Sie war mit einem Scheusal, mit einem Monster verheiratet und würde es auf ewig bleiben. Nein, so hatte ihr Leben keinen Sinn mehr. Sie nahm die Klinge in ihre Hand und sprach ein letztes Mal, bevor sie den Dolch mit aller Kraft in ihren Hals stieß.
„Du wirst mich niemals besitzen, weder meinen Körper noch meine Seele! Ich bin einem Anderen versprochen und da du ihn aus diesem Leben gerissen hast, werde ich ihm nun dorthin folgen! Ich bin nicht länger Dein...“

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Tag der Veröffentlichung: 19.12.2008

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