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Langsam schritt ich den verschneiten Weg zum Friedhof entlang. Tränen rannen meine Wangen hinab und ich wischte sie ärgerlich weg. Mein Leben war wie eine Seifenblase zerplatzt, aber ich musste jetzt stark sein. Stark für Victoria. Sie brauchte mich jetzt in dieser schweren Stunde. Meine kleine Schwester verkraftete den Tod unserer Mutter noch weniger als ich, was verständlich war. War sie doch erst acht Jahre alt. Neun Jahre lagen zwischen uns und doch ähnelten wir uns fast aufs Haar. Beide waren wir sehr schlank und für unser Alter hochgewachsen. Sie hatte auch die selben grünen Augen und die dunkelroten Haare. Dennoch würde Victoria eines Tages viel hübscher und eleganter sein als ich. Das wusste ich schon jetzt. Der Anmut unserer Mutter lag ihr viel mehr im Blut als mir. Und im Moment hatte ich eh keine Zeit dafür, mir über mein Aussehen oder meine Eleganz Gedanken zu machen. Ich musste mich und meine kleine Schwester durch den Winter bringen, das hatte erst einmal Priorität. Ich würde am Nachmittag zu einem Barbier gehen und dort meine Haare zum Verkauf anbieten. Sie waren hüftlang und von guter Qualität und es würde uns finanziell zur Überbrückung helfen. So in Gedanken versunken hatte ich kaum bemerkt, dass ich schon vor dem Grabe meiner Mutter stand. Es war nicht besonders prachtvoll oder beeindruckend, aber doch größer als viele der anderen Grabstätten. Wir waren eigentlich immer recht wohlhabend gewesen, lebten auf einem kleinen Anwesen am Rande der Stadt und brauchten uns nie Sorgen um unsere Zukunft zu machen. Aber mit Mutters Tod änderte sich das schlagartig. Ich war noch nicht alt genug, um das Anwesen übernehmen zu können und auch die finanziellen Rücklagen meiner Mutter wollte man uns nicht überlassen. Somit saßen wir praktisch auf der Straße und mussten sehen, wie wir das überstehen würden. Ich kniete am Grab meiner Mutter nieder und legte die Rose, die ich ihr mitgebracht hatte, sanft hernieder. Wieder stiegen die Tränen in meine Augen, aber ich blinzelte sie weg.
"Ach Mutter, wenn du nur noch bei uns wärst. Du fehlst uns so sehr. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, für Victoria da zu sein, so wie du es immer warst. Ich weiß nicht einmal, wie wir diesen Winter überstehen sollen. Man hat uns alles genommen, was wir besaßen und wir haben nichts mehr, als die Kleider an unserem Leib. Aber ich verspreche dir, ich werde nicht aufgeben. Ich werde kämpfen. Für Victoria. Für dich!"
Entschlossen stand ich auf und ging zurück zum Ausgang. Die Temperatur schien mit einem Mal um mehrere Grad gesunken zu sein und ich schlang meinen Umhang enger um meinen Körper und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Plötzlich jedoch blieb mein Blick an einem Anwesen links des Friedhofs hängen. Es sah verlassen und verwildert aus und es war mir bis heute noch nie aufgefallen. Beinahe magisch angezogen näherte ich mich dem riesigen Gebäude. Als ich am Eingang des Grundstücks angelangt war, sah ich einen einsamen schwarzen Rappen im Garten stehen. Er war an einer alten, knorrigen Eiche festgebunden und schabte ungeduldig mit dem Vorderhuf im Sand. Vorsichtig näherte ich mich dem Tier und es hob behäbig den Kopf. Seine Augen ruhten auf mir und ich fühlte mich unweigerlich zu dem Tier hingezogen. Ich näherte mich noch weiter und streckte langsam meine Hand aus. Der Rappe begutachtete sie einen Moment, kam ebenfalls ein wenig näher und stupste meine Hand sachte an. Also trat ich gänzlich an ihn heran und begann, seinen Hals zu streicheln. Das hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich und ich vergaß sogar für eine Weile meine Sorgen. Aber vor allem vergaß ich die Welt um mich herum, denn als es zu dämmern begann, räusperte sich plötzlich jemand hinter mir und ich fuhr erschrocken herum. Vor mir stand ein hochgewachsener, stattlicher junger Mann mit dunklen, unergründlichen Augen, schwarzen langen Haaren und einem unglaublich markantem Gesicht.
"Guten Morgen, schönes Fräulein, was verschlägt Sie auf mein Anwesen, wenn ich fragen darf?" Sein Auftreten war selbstbewusst und autoritär und dennoch lächelte er mich sanft an. Ich war um eine Antwort verlegen und schwieg einen Moment. Ich wusste einfach nicht recht, was ich sagen sollte, ohne lächerlich zu wirken. Dann jedoch entschloss ich mich für die Wahrheit. Irgendetwas in seinem Blick forderte mich dazu auf.
"Nun ja, mir ist dieses Anwesen vorher noch nie aufgefallen und als ich näher trat, sah ich dieses wunderschöne Pferd hier stehen und wollte es gerne aus der Nähe begutachten. Es tut mir leid, ich hätte natürlich nicht ungefragt Ihren Grund und Boden betreten dürfen, aber das Grundstück machte einen unbewohnten Eindruck und da dachte ich..."
Ja, was dachte ich eigentlich? Ich wusste es nicht genau. Zum Glück fiel mir der Unbekannte ins Wort, so dass ich darüber gar nicht weiter nachdenken musste.
"Das geht schon in Ordnung, ich nehme Ihnen das nicht übel. Angelus ist wirklich ein besonders schöner Rappe, daher kann ich Ihnen nicht verübeln, dass Sie ihn sich näher ansehen wollten. Und um ehrlich zu sein, ich hätte auch nicht damit gerechnet, heute noch so netten Damenbesuch zu bekommen." Immer noch lächelnd sah er mich durchdringend an und mir lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Der junge Mann hatte etwas unglaublich Faszinierendes an sich und ich konnte mich seinem Blick einfach nicht entziehen. Und eigentlich wollte ich das auch gar nicht. Am liebsten hätte ich für immer und ewig hier mit diesem Unbekannten gestanden und ihm einfach nur beim Reden zugehört. Aber ich schüttelte den Kopf ob meiner seltsamen Gedanken und straffte meine Rücken, um überzeugend zu wirken.
"Leider muss Sie der Damenbesuch auch schon wieder verlassen. Ich habe noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen und der Barbier hat nicht ewig geöffnet. Ich bitte noch einmal um Verzeihung für mein fehlplatziertes Verhalten." Ein leiser Hauch von Bedauern huschte über sein Gesicht, wich jedoch sofort wieder seinem gewinnenden Lächeln. Anstatt einfach auf dem Absatz kehrt zu machen und zu verschwinden, stand ich immer noch wie angewurzelt da und verlor mich in den Tiefen seiner Augen.
"Was will denn so eine bildhübsche junge Dame mit dieser atemberaubenden Haarpracht noch beim Barbier? Sie könnten die Zeit doch auch besser nutzen und mit mir auf ein Glas Wein in meine Villa kommen." Sein Blick wich nicht eine Sekunde von meinen Augen und ich wusste nicht, wie ich mich aus dieser Situation befreien sollte. Und ob ich mich überhaupt aus ihr befreien wollte. Wie sollte ich diesem Fremden denn auch klar machen, dass ich meine Haare verkaufen musste, ohne ihm von meinen finanziellen Schwierigkeiten zu erzählen? Aber wieder brachte er mich um eine Antwort und nahm mir meine Entscheidung ab.
"Ich bitte Sie, mein Angebot nicht abzulehnen, es würde mir das Herz brechen. Außerdem ist es schon viel zu dunkel, um Sie alleine nach Hause laufen zu lassen. Das könnte ich beim besten Willen nicht verantworten." Er nahm meine Hand und führte mich zu seiner Villa. Ich bot ihm keinerlei Widerstand, obwohl ich ein mulmiges Gefühl im Magen hatte. Als er sich jedoch kurz zu mir umdrehte und mich lächelnd ansah, verwarf ich alle Zweifel und folgte ihm ins Innere des Hauses. Wenn es von außen noch einen recht verwilderten Eindruck gemacht hatte, so wirkte es hier drinnen gemütlich, beinahe heimisch. Im Salon brannte ein wärmendes Feuer im Kamin und schwere, dunkelrote Vorhänge verdeckten die Aussicht auf das trübe Wetter. Er ließ mich auf dem Kanapee nahe des Kamins Platz nehmen und verschwand aus dem Zimmer, um den Wein zu holen. Ich schaute mich derweil in dem geräumigen Gemach um und entdeckte über dem Kamin eine Portraitzeichnung des jungen Mannes. Neugierig stand ich auf und trat näher an das Bildnis. Es musste ein sehr neues Gemälde sein, denn es war das vollkommene Abbild des Mannes, der eben noch vor mir gestanden hatte. Dennoch machte das Bild selbst einen recht alten und beinahe antiken Eindruck. Am unteren Rand des prunkvoll verzierten Bilderrahmens war ein Name eingraviert: "Graf Adrian von Vesperugo IIX". Der junge Fremde sollte also tatsächlich ein Adliger sein? Nur wieso hatte er mich dann in sein Anwesen eingeladen? Ich war jetzt schließlich nur noch eine einfache Bürgerliche. Bevor ich mir jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, kam der junge Graf mit zwei gefüllten Weingläsern zurück ins Zimmer.
"Oh, ich sehe, Sie haben mein Gemälde bereits entdeckt. Nun ja, meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich es hier aufhänge...ich selbst bin für solch Selbstdarstellung eigentlich nicht zu haben."
"Also sind Sie das wirklich? Graf Adrian von Vesperugo IIX?"
"Ja, das bin ich. Lassen Sie sich aber bitte nicht durch den Titel abschrecken. Ich lege nicht sonderlich viel Wert auf meine Abstammung und sehe mich eher als einer Ihresgleichen. Meine Eltern sahen das zwar gänzlich anders und ließen nichts unversucht, mich an meine Herkunft zu erinnern und mich 'auf den richtigen Weg' zu führen, wie sie es so gerne nannten, aber ich bin dennoch unbeirrt meinem eigenen Wege gefolgt und habe dies auch bis heute noch nicht bereut. Aber wo Sie nun schon meinen Namen kennen, wäre es mir da wohl vergönnt, auch den Ihrigen zu erfahren?"
"Sicher, natürlich, wie unhöflich von mir. Ich bin Corona. Corona Celeste d'Imperialis." Leicht unbeholfen versuchte ich, einen Knicks anzudeuten, war ich doch vorher noch nie in Gesellschaft solch hochwohlgeborener Herren gewesen. Und auch wenn er mich ermahnte, nicht nach seiner Herkunft oder seinem Adelstitel zu urteilen, so konnte ich diese Tatsache dennoch nicht gänzlich aus meinen Gedanken verscheuchen. Doch bevor ich mich versah, lachte Adrian mich strahlend an und drückte mir eines der Weingläser in die Hand.
"Also dann, Corona, trinken wir auf das große Glück, dass wir uns heute an diesem schicksalhaften Tag begegnet sind. Und auf dass uns noch viel gemeinsame Zeit vergönnt sei." Mit diesen Worten hob er sein Glas, um gleich darauf mit mir anzustoßen und nach anfänglichem Zögern nippte ich vorsichtig an dem Glas. Zu meiner Überraschung -war ich doch kaum Alkohol gewöhnt- schmeckte der Wein vorzüglich und ich nahm noch einen etwas größeren Schluck. Wir setzten uns daraufhin beide auf das Kanapee am Kamin und schwiegen uns eine Zeitlang an. Und je länger Adrian mir in die Augen sah, desto mehr versank ich in den seinen und vergaß die Welt um mich herum. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort so saßen, bis wir doch noch unser Schweigen brachen und uns über lange Zeit sehr angeregt unterhielten. Der junge Graf erschien mir so welterfahren und gut informiert, was für einen solch jungen Herren doch äußerst ungewöhnlich war. Allerdings imponierte es mir ungemein und ich fühlte mich immer mehr zu ihm hingezogen. Für einen weiteren Augenblick verfielen wir in Schweigen, welches Adrian jedoch schon kurz danach brach.
"Meine Teuerste, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Ihr seid die wohl mit Abstand schönste und faszinierendste junge Dame, die mir jemals begegnet ist. Ich will mich wirklich nicht anmaßen oder unflätig erscheinen, aber es wäre mir die größte Ehre, wenn ich Ihnen einen Kuss stehlen dürfte." Er senkte für einen Moment schüchtern den Blick, doch dann sah er mir erneut mit solcher Intensität in die Augen, dass es mir zum wiederholten Male die Sprache verschlug. Ich wusste nicht mehr, wie mir geschah. Sicherlich, der junge Graf war wirklich ausgesprochen attraktiv und ich war ihm keinesfalls abgeneigt, dennoch ging mir das alles etwas zu schnell und als er sich näher zu mir beugte, stand ich abrupt auf und wich von ihm zurück. Nicht wissend, wohin mit mir, ging ich an eines der Fenster, schob den Vorhang ein wenig zur Seite und schaute in die draußen liegende Dunkelheit. Ich wollte ihm zwar keinesfalls das Gefühl geben, dass er mir zu nahe getreten war, aber es war für mich ungewohnt, einem Mann so nahe zu kommen. Ich war gerade noch dabei, meine Gedanken zu ordnen, als ich Adrian dicht hinter mir spürte. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
"Corona, es tut mir wirklich leid, ich wollte dich wirklich nicht überfordern...Verzeihung...Sie nicht überfordern. Es ist nur schon so lange her, das ich etwas derartiges für eine Frau empfunden habe und meine Gefühle haben mich, nun ja, schlichtweg überrumpelt. Ich bitte um Vergebung." Er legte seine Hände behutsam auf meine Schultern und ich wagte es nicht, mich zu ihm umzudrehen. Ich hatte das Gefühl, damit diesen kurzen, magischen Augenblick zu zerstören. Immer noch nach draußen sehend antwortete ich:
"Ach Adrian, wenn sich jemand entschuldigen müsste, dann doch ich. Die Situation ist einfach nur so ungewohnt für mich und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich wurde noch nie von einem Mann auf diese Weise...begehrt." Eigentlich hätte es mir ungeheuer schwer fallen müssen, diese Worte auszusprechen, doch wider Erwartens kamen sie mir ganz leicht über die Lippen. Irgendetwas an Adrians Präsenz ließ mich so offen reden, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich fühlte Adrians Hände tiefer hinabgleiten und nun meine Oberarme umschließen. Als er erneut zu sprechen begann, spürte ich seinen Atem direkt an meinem Hals.
"Dann wird es offensichtlich Zeit...lass es einfach geschehen." Und damit zog er mich noch näher an sich heran, umschloss mit seinen Armen meinen Oberkörper, und liebkoste zärtlich meine Halsbeuge. Ich konnte gar nichts anderes tun, als die Augen zu schließen und leise aufzuseufzen. In diesem Moment wusste ich, dass ich alles geschehen lassen würde, was auch immer Adrian vorhatte. Ich würde ihn gewähren lassen. Er erkundete weiter meinen Körper und ich ließ mich ganz in seine Berührungen sinken. Und dann stellte er die Frage, die mein ganzes Leben verändern sollte.
"Meine Liebste, was würdest du wohl antworten, wenn ich dich fragte, ob du die Ewigkeit mit mir verbringen wolltest? Würdest du mich wohl bis ans Ende der Zeit lieben und bei mir bleiben? Ich suche schon so lange nach meiner zweiten Hälfte und ich hoffe so sehr, sie in dir nun endlich gefunden zu haben. Was sagst du?" Er hielt in seiner Bewegung inne und zog mich noch fester in seine Umarmung. Immer noch strich er sacht mit seinen Lippen über meinen Hals und diese Berührung ließ mich noch tiefer erschauern. Auch, wenn die Frage mich anfangs verwirrt hatte, so hatte ich doch das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als seine Frage zu bejahen. Zum Sprechen war ich schon lange nicht mehr in der Lage und somit drehte ich mit letzter Willenskraft meinen Kopf, um Adrian ansehen zu können, und deutete ein Nicken an. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, einen dunklen Schatten über Adrians Augen huschen zu sehen, doch als ich genauer hinsah, konnte ich nichts erkennen und tat es als Einbildung ab. Ein glückliches Lächeln überzog sein Gesicht und er drehte vorsichtig meinen Kopf, um erneut meinen Hals liebkosen zu können. Doch etwas stimmte nicht. Ich konnte es nicht erklären, aber mich überkam wieder dieses mulmige Gefühl im Magen, nur diesmal viel stärken. Und dieses mal war es zu spät. Bevor ich wusste, wie mir geschah, spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Halsbeuge und je mehr ich versuchte, mich zu wehren, umso schwächer wurde ich. Ich weiß noch, dass meine letzten Gedanken um Victoria kreisten, und wer nun wohl für sie sorgen würde, danach war alles schwarz.
Zumindest für die nächsten Stunden. Zwischen dem jetzigen Moment, in dem ich diese Zeilen schreiben, und meinem eben geschilderten Erlebnis liegen nunmehr 173 Jahre, vier Monate und 28 Tage. Ich weiß nicht, warum ich gerade den heutigen Tag wählte, diese Zeilen, einen Teil meines Lebens, aufzuschreiben. Vielleicht weil mich mein Gefährte, mein geliebter Adrian, heute vor einem Jahr für immer verließ. Ja, ich habe ihn tatsächlich und trotz allem geliebt. Oder zumindest lieben gelernt. Als ich mich endlich mit meinem neuen Dasein abgefunden hatte, es akzeptiert hatte, da konnte ich auch Adrian verzeihen, dass er mir meine Menschlichkeit genommen hatte. Ich gewöhnte mich an diesen Zustand, lernte mit den Vor- und Nachteilen zu leben und vor allem lernte ich, mich zu verstecken und bedeckt zu halten. Das ist für uns Vampire immer noch die höchste Priorität: nicht entdeckt zu werden. Mein Geliebter und ich haben es all die Zeit wunderbar gemeistert, doch heute, an diesem schicksalhaften Tag, wurden wir verraten. Verraten von einem Nachfahren neunter Generation meiner geliebten Victoria. Mein eigen Fleisch und Blut ist daran Schuld, dass ich mir nun, nach all den Jahren, einen neuen Gefährten suchen muss. Denn ich habe nicht vor, wie Adrian ein halbes Jahrhundert zu warten. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, allein zu sein.
Es ist schon spät, fast Mitternacht, und es klopft an meiner Tür. Pünktlichkeit ist auf jeden Fall eine sehr positive und wichtige Eigenschaft. Ich hoffe, er bejaht meine Frage, wenn ich sie ihm nachher stelle. Die Zeiten haben sich geändert, aber die Herangehensweise ist noch immer die gleiche. Die Weinkaraffe steht schon bereit. Ein verführerisches Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich die Tür öffne.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.12.2008

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