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An dieser Stelle...

...Dank dem edlen Herrn aus dem Märchenwald, da ohne ihn  diese Geschichte nie entstanden wäre!

1.

 

Es war einmal fernab der Realität in einem Land voll Magie und zauberhafter Gestalten...

Ihre Lebensgeschichten wurden als Märchen überall auf der Welt erzählt und jeder freute sich, wenn sie zum Schluss glücklich bis ans Lebensende lebten. Doch zwei von ihnen, man könnte sie als sonderbar oder verrückt beschrieben, fehlte noch etwas um wahrlich glücklich zu sein. Der edle Recke aus dem Märchenwald und die Mäuseprinzessin aus dem Zauberwald hatten keine Geschichte, sondern irrten allein durch die Märchenwelt. Sie waren so einzigartig, dass sie niemanden fanden, der wirklich zu Ihnen passte. Und der Märchenschreiber hatte sie beim großen Happy End schlichtweg vergessen. Und so fühlten sie sich stets wie die Hälfe eines Puzzleteils, unvollständig.

Also ging der edle Herr aus dem Märchenwald eines Tages zu seiner Bekannten, der Hexe Baba Jaga um Ihre Hilfe zu erbitten. Doch die Hexe war gerissen und böse, sie wollte den jungen Mann für sich alleine haben. Also sprach sie "Gehe durch den Märchenwald, bis du den Rapunzelturm erreichst, dann biege links ab. Wenn du das Haus der sieben Geislein siehst, bist du fast da!"

Sie hatte ihm den falschen Weg genannt, doch das wusste der Herr nicht. Und so machte er sich voller Hoffnung auf den Weg, seine fehlende Hälfte zu suchen. Sein Herz schlug schneller als er das Haus der Geislein hinter sich gelassen hatte.

 

Etwa zur selben Zeit im Zauberwald geschah es, dass die Mäuseprinzessin Ihrer Freundin Rapunzel Ihr Leid klagte. Rapunzel war nun glücklich verheiratete und hatte Ihren Turm längst verlassen. "Warum hast du denn das Rumpelstilzchen verärgert, wenn du so einsam bist?" fragte Rapunzel verwundert.

"Ist das dein Ernst?" Schnaubte die Mäuseprinzessin. "Wie könnte ich so einen Unmenschen lieben? Bevor ich so einen nehme, bleibe ich lieber alleine!"

Wütend stapfte Sie davon, sie hatte gedacht, dass Rapunzel ihre Freundin wäre und sie verstehen könnte. Aber die Mäuseprinzessin hatte sich geirrt, niemand aus diesem verdammten Märchenland würde sie je verstehen können. Sie waren einfach nur glücklich in Ihrer eigenen kleinen Welt und ihrem perfekten Happy End.

 

Sie war bereits eine Weile gelaufen, da erblickte Sie hinter einem Hügel ein merkwürdiges Gebilde. Wie ein riesiger gläserner Kasten hob es sich von der Landschaft ab und bei näherer Betrachtung konnte sie auch die Buchstaben entziffern. Media Markt stand dort in leuchtendem Rot wie die untergehende Sonne, geschrieben. Neugierig wie sie war, trat die Mäuseprinzessin näher und wurde schließlich von einem in rot gekleideten Zwerg an der Pforte freundlich begrüßt. „Tretet ein, meine Dame und bestaunt die Wunder des Media Marktes!“

Sie tat wie genieße und konnte ihren Augen kaum trauen – es musste sich um fremde Zauber handeln. Die riesige Halle war über und über mit langen Schränken befüllt, die wohl der Aufbewahrung dienen sollten und darauf entdeckte sie Objekte, die Ihre Augen nie zuvor erblickt hatten. Eines wirkte zauberhafter als das andere. Besonders faszinierend waren diese kleinen schimmernden Platten, auf dessen dunklen Oberflächen ihr Antlitz widergespiegelt wurde.  

„Bitte sagt Herr Zwerg, was sind dies für merkwürdige dunkle Spiegel?“ In das Gesicht des Zwergs trat ein belustigter Ausdruck und er nahm einen der Spiegel von seiner Ablage. „Dies meine Dame ist kein Spiegel, sondern ein neuartiges Zaubergerät mit dem über weite Entfernungen kommuniziert werden kann, und dies in der Zeitspanne eines Wimpernaufschlages!“  pries er das kleine Gerät an. Als plötzlich ein helles Licht auf der Oberfläche erstrahlte zuckte die Mäuseprinzessin zurück. „Aber das kann doch nur dunkle Magie sein!“

„Ihr müsst keine Angst haben, ich habe dieses Gerät aktiviert, damit ihr seien Funktionen nutzen könnt.“ Beruhigte der Zwerg. „Es handelt sich nicht um dunkle Magie, sondern ein Phänomen, welches sich Elektrizität nennt.“

Fasziniert betrachtete die Mäuseprinzessin das kleine Gerät und beschloss, es zu erwerben. „Lieber Zwerg, wie viel verlangt ihr für dieses kleine Zauberkästchen?“ erkundigte sie sich. Der Zwerg nannte ihr einen Preis und einige Goldstücke wechselten Ihren Besitzer.

Glücklich nahm die Mäuseprinzessin ihre Errungenschaft entgegen und erhielt noch ein kleines Büchlein dazu, welches ihr die Nutzung erleichtern sollte. Dann verabschiedete sich von dem Zwerg.

 

Der edle Prinz aus dem Märchenwald hatte in der Zwischenzeit das Haus der Geißlein längst hinter sich gelassen. Doch trotz der Vorhersage seiner Freundin der Hexe Baba Jaga hatte er keine Menschenseele angetroffen. Die Dunkelheit nahte und den Weg in sein Heim würde er nicht mehr schaffen. Also beschloss er in das nächste Wirtshaus einzukehren, welches er auf seinem Weg erreichte.

Schon vom Weiten konnte er das warme Leuchten der Wirtsstube erkennen und mit jedem Schritt drang auch der Schall der ausgelassenen Stimmung stärker an sein Ohr.

Auch wenn ihm nach der heutigen Enttäuschung nicht der Sinn nach Gesellschaft stand, so benötigte er dringend ein Lager für die Nacht. Also kehrte er ein im Gasthaus zum goldenen Hirsch.

Nach einem warmen Bad gesellte er sich in die Stube um noch ein vernünftiges Abendmahl einzunehmen. Da die Stube bereits gut gefüllt war, wurde er zu einer kleinen Gesellschaft gesetzt. „Ich wünsche den Herrschaften einen guten Abend! Ich hoffe, ich störe sie nicht bei Ihrer Feier!“

„Setzen sie sich nur zu uns! Aber nun müssen Sie auch mit uns trinken!“ forderte einer der Gesellen und winkte die Wirtsfrau auch gleich herbei. „Dem Herrn noch einen Humpen Bier!“

Der Prinz wollte ablehnen, doch es war bereits zu spät. Er trank uns speiste im Kreis der munteren Truppe und es konnte nicht verhindert werden, dass sich eine Unterhaltung ergab. Die üblichen Höflichkeitsfloskeln waren rasch ausgetauscht, da wurde die Gesellschaft neugierig. „Sagt edler Herr, was streift ihr so ganz allein umher?“

Fünf Augenpaare blickten ihn an und ihm wurde klar, dass er ihnen eine Erklärung schuldig war. „Ich hatte gehofft, jemanden anzutreffen. Doch leider scheinen wir uns verpasst zu haben. Wie dem auch sei, bei Tagesanbruch werde ich den Heimweg antreten.“ Mit einem Gruß verabschiedete sich der Prinz und bezog sein Nachtlager.

 

 

Die Mäuseprinzessin hatte sich in ihre Residenz zurückgezogen und seitdem ausgiebig die verschiedenen Funktionen der kleinen Gerätschaft ausgetestet. Leider musst sie feststellen, dass eine Art persönlicher Code erforderlich war, um mit anderen Personen in Kontakt zu treten. Doch wie sollte sie dies anstellen? Auch in dem kleinen Büchlein konnte sie keine Hilfe finden. Es war zum Verzweifeln – da hatte sie endlich die Chance auch über die Grenzen des Zauberwaldes mit Anderen in Kontakt zu treten, und dann fehlte doch wieder ein Puzzleteil. Ich werde früh zu Bett gehen und morgen noch einmal den Zwerg aufsuchen. In diesem Media Markt sollte Hilfe zu erwarten sein, sagte sie zu sich selbst und mit einem Gähnen war sie auch schon in das Reich der Träume entschwunden.

 

Der nächste Tag begann für die beiden Reisenden noch vor dem ersten Hahnenschrei, so eilig hatten sie es. Die Mäuseprinzessin hatte sich den Weg zu diesem wunderlichen Media Markt leider nicht eingeprägt, da sie zuvor ziellos durch den Märchenwald geirrt war. Sie erinnerte sich lediglich daran, auf ihrem Rückweg den Schwanensee und das Haus des verrückten Hutmachers passiert zu haben. Doch auch nach stundenlanger Suche konnte sie den Media Markt nicht finden. Sie hatte den Zauberwald und damit Ihre vertraute Umgebung hinter sich gelassen. Sie wusste, welche Eigenarten sie in ihrem Wald zu erwarten hatte, doch hier in der neuen Welt war alles anders. Rapunzel hatte ihr einmal erzählt, dieses Land verändere sich ständig. Was heute noch hier war, konnte Stunden später verschwunden sein. Und so musste es auch mit diesem Media Markt geschehen sein. Oder vielleicht war es auch ein Wink des Schicksals, dass sie ihre Suche aufgeben sollte, dass die Idee mit diesem Zauberkästchen zum Scheitern verurteilt war. Aber das wollte die Mäuseprinzessin nicht einsehen – irgendwo in diesem verzauberten Land musste es eine helfende Hand geben. Und mit dem Archiv in Belles Schloss würde sie auch herausfinden wo.

 

Der Prinz war in der Zwischenzeit in den Märchenwald zurückgekehrt und zum Tee bei der Hexe Baba Jaga eingeladen. „Nun, lieber Prinz, berichte doch von deiner neuen Bekanntschaft.“ drängte sie neugierig.

„Ach liebe Freundin was soll ich berichten? Egal wie weit ich das Haus der sieben Geißlein hinter mir gelassen hatte, ich traf keine Menschenseele.“ Berichtete er.

„Ich entschuldige mich für die Enttäuschung, die ich euch bereitet habe. Ich habe wohl meine Zauberkugel falsch gedeutet.“ Log die Hexe ohne die Miene zu verziehen.

„Ach nein ihr könnt nichts dafür. Ich sollte die Suche wohl aufgeben.“ antwortet der Prinz betrübt.

„Vielleicht ist das ja ein Zeichen, lieber Prinz, euren Blick auf den Märchenwald zu richten“ begann Baba Jaga.

„Ach nein, ich kenne hier doch schon jedes Wesen und keines hatte zu mit gepasst. Ich müsste einen Blick über die Grenzen des Märchenwalds werfen...“ überlegte der Prinz.

„Sagt, kennt ihr einen solchen Zauber?“ wandte er sich hoffnungsvoll an die Hexe.

„Es tut mir leid euch erneut enttäuschen zu müssen, doch selbst mir ist kein solcher Zauber bekannt.“ antwortete sie und dieses Mal war es nicht einmal gelogen.

„Nun gut, die Reise hat mich erschöpft, ich werde nun in meine Burg zurückkehren.“ Verabschiedete sich der edle Recke und ritt nach Hause.

 

 

2.

 

Die Tage vergingen und das Turnier der Rosen im Schloss des Biestes rückte näher. Der Prinz hatte seine Teilnahme versprochen und musste wie die Jahre zuvor die Ehre seiner Familie verteidigen. Er hatte mit Avenant, wie das Biest tatsächlich hieß noch einige Trainingsstunden verabredet und wollte daher ein wenig früher anreisen. Also packte er das Wichtigste zusammen und ritt auf seinem treuen Rappen Lutz zu seinem Freund. Wie fast jeden in diesem verdammten Wald kannte er auch ihn bereits seit Jahren, seit den frühen Kindertagen um genau zu sein. Durch den Fluch hatten sich ihre Wege getrennt, doch seit Belle ihn gerettet hatte, war die Freundschaft erneut geknüpft.

Bei seiner Ankunft wurde er auch gleich freudig begrüßt.

„Max, lieber Freund. Endlich sehen wir uns wieder! Belle lag mir schon in den Ohren, wann du uns wieder besuchst!“

„Ach Avenant, sorgt es dich nicht, dass deine Frau so viel von einem anderen spricht?“ neckte er seinen Freund.

„Du gehörst zur Familie und wenn du dich nicht benimmst, darfst du bei den Schweinen schlafen!“ ertönte nun eine scherzende Frauenstimme.

„Ich werde versuchen, meine Zunge zu zügeln. Schließlich habe ich vor eure Gastfreundschaft in vollen Zügen und nicht im Schlamm zu genießen“. Galant verbeugte sich Prinz Max um der Dame des Hauses die Ehre zu erweisen.

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Tag der Veröffentlichung: 03.02.2021

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