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Jesper & Anastasia

 

-Wie alles begann -

 

1. Geburtstagsüberraschung

Endlich war er da, mein Geburtstag - oder der Tag, an dem sich mein Leben vollkommen auf den Kopf stellen sollte. Aber das wusste ich natürlich noch nicht, als ich voller Vorfreude aus meinem Bett stieg, meinen superflauschigen Morgenmantel überzog und in die Küche tapste. Dort wurde ich ich schon von meinen Eltern mit einem „Alles Gute zum Geburtstag mein Schatz!“ begrüßt, gesungen wurde aber glücklicherweise nicht, das war mir viel zu peinlich. Dafür bekam ich eine dicke Umarmung von jedem und meine Mum drückte mir zusätzlich noch einen dicken Kuss auf die Wange. 

Wie jedes Jahr gab es meinen Lieblings-Spezialkuchen- traumhaft fluffig mit Zitrone und ganz vielen Smarties darauf. 

Ich wollte mich schon auf mein stück Kuchen stürzen, da fragte mein Dad „Möchtest du nicht erstmal dein Geschenk aufmachen?“ und schaute mit vielsagendem Blick auf das kleine Päckchen in seiner Hand. Ich grinste ihn an, er war einfach der Beste. Neugierig machte ich mich daran, das Geschenkpapier zu entfernen, bis eine schlichte, jedoch teuer wirkende kleine rote Schachtel zum Vorschein kam. „Was ist das?“ fragte ich ehrfürchtig. „Du musst sie schon aufmachen, Anna“ lachte meine Mum. Ihr sanftes lachen machte mir deutlich, dass ich mich wohl ziemlich dämlich benahm. Also hob ich vorsichtig den Deckel an, etwas helles blitzte mir entgegen- es war eine Kette oder besser gesagt ein wunderschönes Medaillon aus Silber- es musste bestimmt teuer gewesen sein. Mit den Fingerspitzen nahm ich es aus der Schachtel und beachtete es genauer. Den ovalen Deckel zierten drei feine Linien an dessen Ende kleine weiße Steine eingelassen waren. „Die drei Steine stehen für uns und wenn du es öffnest“ sie zeigte auf die kleine Einkerbung an der Seite „ist auf der einen Seite ein Bild von uns-so hast du uns immer bei dir“ ich schaute sie an und entdeckte Tränen in ihren Augen „hoffentlich findest du es nicht zu kitschig….“ ich konnte nicht anders als sie nochmal in den Arm zu nehmen „Danke, nein es ist perfekt!“. Auch bei meinem Dad bedankte ich mich, der komischerweise ebenso gerührt war. Was war denn nur los mit den beiden, ich wurde doch nur 17.

Danach saßen wir noch gemütlich zusammen und ich konnte endlich genüsslich meine Kuchen vernichten. Ich war glücklich gemeinsam mit meinen Eltern da zu sitzende, zu reden -einfach diese kleinen Momente im Leben zu genießen in denen alles perfekt scheint. Es war leider nicht immer so…Seit einiger Zeit war die Stimmung bei uns irgendwie angespannt, sie stritten sich auch manchmal, dachten aber ich bekäme das nicht mit. Sie darauf anzusprechen traute ich mich auch nicht und hoffte stattdessen erstmal, dass das von alleine weg gehen würde.

„So jetzt wird es aber Zeit, du willst an deinem Geburtstag doch nicht zu spät zur Schule kommen!“

„Könnt ihr mich nicht einfach krank melden? Morgen doch schon Wochenende?“ bettelte ich, wusste aber eigentlich schon, dass es sinnlos war. Bei so etwas waren meine Eltern strikt- wenn du nicht krank bist, musst du zur schule, es soll schließlich auch mal etwas anständiges aus dir werden. Und wie nicht anders erwartet kam prompt die Antwort 

„Nein, meine Kleine-auch wenn du heute Geburtstag hast, geschwänzt wird nicht!“ ein wenig enttäuscht sah ich sie an, doch ich nahm es ihnen nicht übel. Wir hatten nun einmal Regeln, an die ich mich halten musste. Ich weiß nicht ob es an mir lag, dass ich möglicherweise einfach zu brav war oder ob wir allgemein einfach ein sehr entspanntes Verhältnis zueinander hatten, aber im Gegensatz zu manchen Klassenkameraden, die ihre Eltern regelrecht hassten, gerieten wir nur äußerst selten aneinander. 

Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig, als zurück in meine Zimmer  zu gehen, etwas anständiges anzuziehen und anschließend ins Badezimmer zu schlurfen. Ich beließ es meistens bei Haare kämmen und Zähne putzen, Make up fand ich ekelhaft aber zur Feier des Tages trug ich noch ein wenig Mascara auf. Mit einem Lächeln betrachtete ich mich im Spiegel- blaue Augen die nun von dichten schwarz gefärbten Wimpern umrandet wurden, nicht ganz so dunkle braune Locken die mir bis zu den Schulterblättern reichten. Endlich fertig schnappte ich mir noch meine Schultasche, schlüpfte in meine braunen Lieblingssneaker und machte mich dann auf den Weg. „Bis später“ rief ich meine Eltern im hinausgehen noch zu.

Mein Weg zur Schule war zum Glück nicht weit, also lief ich fast immer zu Fuß zur Schule. Nur wenn es regnete fuhr mich meine Mutter ausnahmsweise auch mal zur Schule, dann aber eine Stunde früher, weil sie rechtzeitig zur Arbeit musste. 

Dummerweise war heute Freitag- warum musste mein Geburtstag ausgerechnet an einem verdammten Freitag sein? Das würde mir noch den gesamten Tag verderben. Damit meine ich jedoch nicht das Schulfach oder den Lehrer, mit dem kam ich bisher immer gut zurecht. Obwohl ich schon darüber nachgedacht hatte, ihn für diese bescheuerte Idee zu hassen. Es war nämlich auf die glorreiche Idee gekommen eine Sitzordnung festzulegen und bei meinem Glück saß ich neben der einzigen Person, neben die ich mich niemals in meinem Leben freiwillig gesetzt hätte. Viktor - ihn kannte ich schon seit der 1. Klasse und hasste ihn gewissermaßen auch genauso lange. Früher wurden wir deswegen aufgezogen „was sich liebt das neckt sich“ hieß es dann immer, aber nach 9 langen Jahren hatten sie es irgendwann begriffen. Das war keine Liebe - das war Abscheu und Hass. Dabei gelang es ihm immer wieder, mich zu ärgern und ich ließ mich dummerweise jedes Mal aufs Neue darauf ein. Selber schuld könnte man sagen, aber wenn er anfing seine Giftstachel zu verschießen, dann hatte selbst ich- die Ruhe in Person -Probleme dabei, mich unter Kontrolle zu halten. Aber es wäre bestimmt nicht das erste Mal, dass ich wegen ihm ausraste und deswegen Strafarbeiten aufgebrummt bekomme. Noch ein Grund mehr, ihn zu hassen. Dummerweise hatte es das Leben in diesem Fall noch immer nicht genug gequält- es gab in diesem Ort nämlich nur einen einzigen Kampfsportclub und da ich es liebte, blieb mir dummerweise nichts anders Übrig als auch meine Freizeit mit ihm zu verbringen. Jedesmal wenn wir gegeneinander kämpften machte er mich fertig. Zu meiner Verteidigung musste gesagt sein, dass er schon deutlich länger trainierte, zudem auch deutlich größer und stärker war als ich, doch es ärgerte mich trotzdem jedes mal, wenn er mich wieder auf die Matte schickte. 

Ich sollte mich nicht unterkriegen lassen, hatte Malcolm jedes Mal gesagt, wenn ich wieder einmal frustriert vom Training kam, aber wirklich geholfen hatte es nicht. Ach Malcolm… warum kannst du nicht einfach ein paar Jahre jünger sein? Dann hätten wir gemeinsam Unterricht, könnten wie ganz normale Klassenkameraden abhängen, lernen und gemeinsam was unternehmen…Aber so- nach seinem Abschluss war er weggezogen und wir sahen uns kaum- auch heute, sogar an meinem Geburtstag musste er mir absagen. Kennengelernt hatten wir uns während eines Mentoren-Programmes - er war damals in der Oberstufe und hatte mir einiges über die nächsten und letzen 2 Jahre meines Schullebens erklärt. Richtig angefreundet haben wir uns allerdings erst, als er mich vor einem Wutausbruch der extraklasse- verursacht durch niemand anders als Viktor, gerettet hat. Wahrscheinlich war es seine beruhigende Art oder die Genugtuung als er Viktor mal so richtig zur Schnecke gemacht hat, die mich zur Vernunft gebracht hatte. Seit diesem Vorfall hatte ich ihn als so etwas wie meinen großen Bruder adoptiert. Doch nun war er wie gesagt weg, anfangs hatte ich sogar geweint weil ich ihn einfach so schrecklich vermisste. Ich hatte ja sonst keine Geschwister aber er war immer für mich da, hörte mir zu und beschütze mich vor diesem Arsch, wie ein großer Bruder eben…

„Woodland“ riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Ich war mittlerweile im Klassenzimmer angekommen und ich schaue vielleicht dumm aus der Wäsche, denn es war Viktor der diese Frage gestellt hatte. Normalerweise redeten wir kein einziges Wort miteinander- zur Freude der Lehrer. Dass er nun auf einmal doch mit mir sprach war also erstmal schockierend ließ aber gleichzeitig die Alarmglocken klingeln, er musste wieder irgend eine Gemeinheit aushecken, das stand fest.

„Hä?“ war dann das einzige das ich in diesem Moment zu stände brachte
„Das heißt wie bitte..“ ermahnter er mich mit einem Tonfall, der mich schon wieder fast zum kochen brachte. „Schon klar.. aber ich hab keine Ahnung worauf du hinauswillst“ erwiderte ich so desinteressiert wie möglich und zuckte mit den Schultern. Eigentlich sollte ich flüchten so lange es noch möglich war, doch irgendwie schaffte ich es nicht. “das wird ein spaß..“(Wettkampf??)Jetzt fing er auch noch an zu grinsen wie blöd und ich hatte noch immer keine Ahnung was er eigentlich von mir wollte.

„Hä- was soll der scheiß?“ fragte ich jetzt ehrlich irritiert was aber nur zu folge hatte dass er wie ein ungeduldiger Lehrer tadeln den kopf schüttelte „Das heißt immer noch wie bitte-du bist ja noch dümmer als Toastbrot…“

Damit war das Maß schon wieder voll, ich wollte ihn gerade anschreien was der ganze Mist sollte und dass er sich gefälligst jemand anderen zum nerven suchen sollten, doch da wurde ich schon  von Mella weggezogen. Zu seiner oder zu meiner Rettung - keine Ahnung…

„Alles gute zum Geburtstag Anna!“ flüsterte sie mir leise ins Ohr- sie wusste wie sehr sich es hasste wenn „Fremde“ mich einfach umarmten mir zum Geburtstag gratulierten als wäre man befreundet, sich der die restliche Zeit einen scheiß für einen interessierte. Mella war dabei eine der wenigen Ausnahmen-ich mochte sie und wir verstanden uns gut, abgesehen von Malcolm war sie also mehr oder weniger meine beste Freundin. 

„Das ist ja eine hübsche Halskette! Ist die neu?“ bewunderte sie das silberne Medaillon das ich vorhin noch angelegt hatte

„Danke, meine Eltern haben sie mir heute zum Geburtstag geschenkt“

„Da wäre so ein Armband mit Name, Anschrift und Telefon sinnvoller gewesen“ kam es von irgendwo hinter uns.

„Weißt du was das soll?“ fragte ich sie, meinen Blick auf das Arschloch alias Viktor gerichtet. Sie zuckte nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung.. vielleicht eine etwas verdreht Art und Weise dir alles Gute zu wünschen?“

„Ähmmm.. das glaube ich jetzt eher weniger, er hat mich als dumme Kuh bezeichnet..“ schnaubte ich. Dabei war ich jedoch nicht die einzige, die ein wenig auf Touren kam „Jetzt mal keine falschen Anschuldigungen, das war lediglich ein Vergleich deines IQs mit einem Fertigbrot in praktischen 4-eckien Scheiben“

Mella musste sich ein Lachen verkneifen während ich versuchte, ihn einfach zu ignorieren. Was allerdings nicht ganz einfach war in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte.

Ich bemerkte, wie ich anfing zu zittern, aber nicht etwa weil ich Angst hatte, meine Fäuste verlangten nach einem Ziel- doch das höchste was ich hier in der Schule tun durfte, war ihm meine Stinkfinger zu zeigen- das war mir dann jedoch zu sehr Kindergarten. Um also nicht auch noch einen Verweis zu kassieren atmete ich einmal tief durch und setze mich dann an meinen Platz.

Glücklicherweise erschein kurz darauf auch der Lehrer und begann mit dem Unterricht. Ich rückte derweil so weit es mein Tisch erlaubte von Viktor ab und hockte Jason praktisch auf dem Schoß, der damit jedoch kein Problem zu haben schien. 

Der restliche Vormittag verlief zum Glück ruhig, im Mathe Unterricht schlief die ganze Klasse fast ein, nur ich saß wie auf heißen Kohlen. Noch schlimmer als Glückwünsche von Fremden war es, wenn diese Menschen auch noch sangen. Doch zu meinem Entsetzen geschah genau das. Frau Ruhr, unsere Religions-Lehrerin kam zu Beginn des Unterrichts mit einem Strahlen auf mich zu, ich dachte fast sie hält mich für den Messias in Person. „Ach meine liebe Anastasia, ich wünsche dir alles, alles Gute zu deinem Geburtstag und Danke dem Herrgott für dich und das Lebend das er dir und uns allen geschenkt hat. Wusstest du eigentlich, dass dein Name „Auferstehung" bedeutet?“ sie wandte sich an die ganze Klasse „Kann mir jemand erklären was die Auferstehen bedeutet?“ 

„Sie meinen aufstehen, wenn sie mal wieder so dumm war über ihre eigenen Füße zu stolpern?“ fragte Viktor ganz unschuldig. Es folgte Gelächter und unangenehme Erinnerungen vor einem halben Jahr im Sportunterricht… ich war nicht unsportlich, sogar eine der besten Kämpferinnen in meiner Altersstufe aber mit Bällen konnte ich einfach nicht umgehen. So war es dann passiert, dass ich beim Fußball spielen statt den Ball zu treffen das Gleichgewicht verloren und auf mein Hinterteil gefallen war. Dieses peinliche Missgeschick verfolgte mich bis heute…

„Meine Liebe, dir und unserem Gott zu ehren möchte ich gerne mit euch singen“ in ihrem Eifer bemerkte sie gar nicht, wie unangenehm mir das ganze war, wie ich rot wurde und mich immer weiter in meinem Stuhl versank. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit bis sie endlich fertig waren und auch der restliche Unterricht verging so zäh wie Kaugummi. Ich überlegte währenddessen zwanghaft, wer mir das angetan haben könnte, mein Blick fiel auf meine Sitznachbarn, sein zufriedenes Grinsen und meine Frage war damit beantwortet. Ich schaute ihn grimmig an wovon er jedoch nicht einmal Notiz nahm oder er zeigte es nicht. 

Zum Glück war der Religionsunterricht die letze Stunde für den Tag und Frau Ruhr ließ uns bei gutem Wetter manchmal früher gehen, damit wir „Gottes Schöpfung genießen“ konnten. So schnell wie möglich schnappte ich mir meine Sachen und flüchtete aus dem Zimmer, nicht einmal von Mella verabschiedete ich mich.

Endlich auf dem Heimweg beruhigte ich mich wieder ein klein wenig, ich freute mich auf die kleine Feier mit meinen Eltern und natürlich auf Malcom. Nach alter Tradition überlegte sich der eine für den Geburtstag des Anderen immer eine kleine Überraschung, manchmal eine Unternehmung und da Malcolm heute keine Zeit hatte wurde das ganze auf morgen verschoben.  

Auf halbem Weg fühlte ich ein merkwürdiges kribbeln im Nacken, wenn ich es mir recht überlegte, war es auch schon heute morgen da gewesen. Fast so als würde mich jemand verfolgen. Automatisch wurden meine Schritte schneller, mein Atmen hastiger, ich traute mich jedoch nicht mich umzudrehen. Wurde ich verfolgt? Und wenn ja von wem? War es etwa Viktor der sich eine Scherz erlaubte? Das kribbeln wurde immer schlimmer undicht meinte auch leise Schritte aus der Entfernung zu hören, sollte ich es wagen? blitzartig drehte ich den Kopf und entdeckte zwei schwarze Gestalten die mich offensichtlich verfolgten. Panik überkam mich, ich packte meine Tasche so fest ich konnte und rannte den restlichen weg nach Hause, doch egal wie schnell ich meine Beine antrieb, wie sehr meine Lungen kollabieren wollten, die Schritte blieben mein ständiger Begleiter. Völlig außer Atem erreichte ich schließlich unser Haus, suchte verzweifelt nach dem Schlüssel, fand ihn jedoch nicht, also klingelte ich stattdessen Sturm. Bitte lass Mum zuhause sein betete ich, die schier endlose Ewigkeit, bis endlich die Tür aufging.

„Anna?!? Was ist los?“ fragte mein Vater völlig verstört.

Immer noch außer Atem, drängte ich ins Haus uns schloss wie eine Verfolgte- die ich ja schließlich auch war, die Tür hinter mir.

„Da…ich weiß auch nicht ….aber ich glaube jemand…hinter mir!“ Die Panik ließ meine Stimme immer noch zitterte, doch ich bekam zumindest allmählich wieder Luft. 

Ich spürte das Adrenalin durch meine Körper fließen während mein Vater mich sanft an den schultern packte und mich ansah „Jetzt atme tief durch und dann erzähl ganz genau was passiert ist!“sprach er sanft doch bestimmt. Er schaute mir direkt in die Augen und zwang mich damit, meine Gedanken zu fokussieren. Es beruhigte mich, genauso wie früher wenn sich unter meinem Bett wieder ein „Monster“ versteckt hatte oder er mich wegen irgend etwas trösten musste. Endlich fühlte ich mich bereit, wieder in ganzen Sätzen zu sprechen „Ich war auf dem Weg nach Hause und hatte dann dieses komisch Gefühl, als ich mich umgedreht habe, waren da zwei Männer in schwarz, sie haben mich verflogt glaube ich. Deshalb bin ich gerannt so schnell ich konnte“ tränen flossen mir übers Gesicht woraufhin mein Dad mich in den Arm wie eine sechs-jährige.
„Hehe alles in gut“ flüsterte er mit ruhiger Stimme während er mich sanft in seinen Armen wiegte „Mach dir keine Sorgen meine Kleine es wird alles wieder gut“

„Marcus, wer war das vorhin an der Türe? oh gott ….“  ich sah durch meine tränenverschleierten Augen das entsetzte und sorgenvolle Gesicht meiner Mutter. „Alice, wir haben Code Black“ auf diese bedrohliche Aussage folgte ein Moment bedrückende Stille, ihre Züge strafften sich, nickte kurz und verschwand. Ich war einzige die nicht verstand was hier los was. Und was zur Hölle hatte „Code Black“ zu bedeuten?

Mein Dad wandte sich währenddessen mit ernster Miene wieder zu mir und schaute mir eindringlich in die Augen „Hör zu Anastasia- du musst jetzt genau tun was ich sage ohne Fragen zu stellen, in Ordnung?“ er wartete einen Moment, bis ich nickte „Wir müssen dringend hier weg. Du gehst in dein Zimmer und packst alle wichtigen Dinge, so schnell wie möglich ein und dann kommt du wider runter, in Ordnung?“

„Aber was?“ setze ich an, „Wir werden dir alles erklären, aber jetzt ist keine Zeit!“ Ich nickte noch einmal, da ich vor Verwirrung nicht fähig war zu sprechen. Wie ferngesteuert ging ich nach oben, nahm meine Tasche aus dem Schrank und packte in Windes eile alles wichtige hinein: Klamotten, Hygiene kram, Ausweise, mein Tablet und Erinnerungen- mein Fotoalbum und mein Lieblingskuscheltier- ja auch wenn es peinlich war, ich hing immer noch daran. Mit der vollen Tasche über der Schulter kam ich die Treppe hinunter, meine Mum wartete im Flur bereits auf mich. Sie sprach kein Wort, nahm lediglich meine Hand, so gingen wir gemeinsam zum Auto, Dad packte gerade die letze Tasche ein, nahm mir auch meine ab. Ich wurde auf die Rückbank gedrückt, dann ging es auch schon los.

Über dir Schulter schaute ich zurück auf das Haus mit den Efeu-Ranken und den roten Dachziegeln,  das bis vor kurzem- bis gerade eben noch mein zu Hause gewesen war. Doch nun saß ich hier in unserem Auto. Wieder einmal ließen wir unser bisheriges Leben zurück, dabei wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal warum.

 

 

 

 

 

2. Auf der Flucht

 

Während der ganzen Fahrt sprach niemand ein Wort, die Anspannung war fast greifbar und die bedrückende Stille machte das Ganze nur noch schlimmer. Ich wagte nicht zu sprechen, starrte stattdessen aus dem Fenster und versuchte meine Gedanken irgendwie zu ordnen. Ich konnte immer noch nicht begreifen, wie das alles passieren konnte, wie meine Leben innerhalb eines Tages so dermaßen aus den Fugen geraten konnte. Die Hoffnung, es könne sich um einen Alptraum handeln, aus dem ich irgendwann wieder erwachen und in mein richtiges Leben zurück kehren könnte, hatte ich bereits aufgegeben. So sehr ich mich auch dagegen sträubte- es war real, das war mein Leben.

Waren meine Eltern vielleicht so etwas wie Kronzeugen, die irgendwelche Kriminellen belasten sollen? Oder waren sie vielleicht selbst kriminelle auf der Flucht vor der Polizei? Möglicherweise waren sie ja auch in irgendwelche dubiose Machenschaften verwickelt oder… es brachte eigentlich nichts sich darüber Gedanken zu machen, sie hatten mir versprochen alles zu erklären sobald wir- was eigentlich? In Sicherheit waren? 

Wie würde es jetzt überhaupt weiter gehen? Ich meine unser Haus hatten wir zurück gelassen, und damit wahrscheinlich unser restliches Leben. Mein Dad war Künstler und konnte eigentlich von überall aus arbeiten und als Lektorin war meine Mutter auch nicht wirklich gebunden. Aber ich hatte auch meine Schule, meine Freunde zurückgelassen die ich vielleicht nie wieder sehen würde. Ach du… Malcolm, ich hatte ihn ganz vergessen. Sobald ich meine Handy in die Finger bekam musste ich ihm bescheid geben. Bei dem Gedanken, ihn nie wieder zu sehen kamen mir die Tränen, aber ich wollte mich wenigstens irgendwie verabschieden und ihm sagen, dass es mir gut ging, dass er sich keine Sorgen machen musste… Aber mein Handy war wie der ganzer Rest in meiner Tasche, und die befand sich im Kofferraum…

Irgendwie musste ich mich ablenken, sonst würde ich die Fahrt nicht überstehen ohne verrückt zu werden. Also starrte ich wieder aus dem Fenster und erkannte diesmal Bäume und Felder. Wir waren definitiv außerhalb der Stadt aber nicht auf einer Autobahn, wie ich eigentlich vermutet hätte. Plötzlich bogen wir um eine Ecke, fuhren nun auf kiesigem Boden/feldweg irgendwo Richtung Wald.  

Diesem Weg folgten wir noch eine weile umzahlreiche ecken und Biegungen, bis wir neben einer kleinen Hütte hielten, ein Wunder, dass meine Vater ohne Navi überhaupt den weg gefunden hatte.

Sie stiegen aus und bedeuteten mir mit einem nicken, ihnen zu folgen. Ich hörte, wie der Kofferraum geöffnet wurde und witterte meine Chance- ich hatte mein handy und damit zumindest einen kleinen Lichtblick. Ich schnappte meine Tasche aus dem offenen Kofferraum ging ein paar schritte auf das haus zu und kramte währendessen nach meine Handy, meine kleiner silbernen Retter. Schnell tippte ich auf die tasten auf dem display ein, eigentlich wollte ich ihm alles erzählen mit ihm reden, von ihm in den arm genommen werden…wieder stiegen mir Tränen in die Augen

„Anna was machst du da?“ rief meine Mutter besorgt. Ich drehte mich ihr um, wollte ihr jedoch nicht meine schmerz zeigen, hielt nur mein handy hin „Malcom, ich konnte mich gar nicht von ihm verabschieden…“
Sie schaute mich mitleidig an „Tut mir leid aber wir müssen dein Handy vernichten, es könnte sonst geortet werden und uns verraten“

„Was ..? Nein!“ das konnte doch nicht ihr ernst sein, sie konnte mir nicht meine einzigen Kontaktmöglichkeit.

Mein Dad war in der Zwischenzeit auch gekommen und hatte sofort verstanden „tut mir leid…“ wiederstrebend ließ ich mir das Handy aus der Hand nehmen und sah zu wie er es Stück für Stück zerlegte, die Sim-karte herausnahm und zerschnitt und dann alles auf den Boden legte um einige Male darauf zu treten. 

Zu sehen wie er dieses kleine unschuldige Ding dermaßen massakrierte… das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, der alles was ich zuvor mühsam zurück gehalten oder verdrängt hatte, auf einmal hinaus brechen ließ. Tränen liefen mir unaufhörlich über meine Gesicht, ich schrie und brach hilflos auf der Wiese zusammen. Das war einfach zu viel…einfach alles. 

Ich spürte, wie mich jemand in die Arme hob und weg trug aber es war mir egal, mir war alles egal. ich wollte nur weg hier von allem und zurück…ich wollte aufwachen- was für eine Ironie dass ausgerechnet der Schlaf meine einzige Fluchtmöglichkeit war.

 

Als ich meine Augen das nächste mal öffnete lag ich auf einem Sofa und hörte das klirren von Geschirr, ich schaute mich um und entdeckte meinen Dad an einem kleinen Tisch über sein Notebook gebeugt und meine Mum bei einer Art Küchenzeile, alles in allem mochte die Hütte höchstens doppelt so groß sein wie unser Wohnzimmer und das war auch nicht das größte.

Als sie bemerkte, dass ich wach war, setzet sie sich zu mir aufs Sofa.

„Wie gehts dir, Schatz?“ fragte meine Mutter sichtlich besorgt.

„Ich weiß immer noch nicht…warum, was soll das ganze? Ich versteh s einfach nich…“

sie nahm meine Hand „Wir verstehen, dass das für dich ein Schock gewesen sein muss und wir haben versprochen dir alles zu erklären.“ sie atmete einmal tief durch, dann wandte sie sich an das, der immer noch an seinem Notebook arbeitete „Marcus, wir müssen reden!“ da war er wieder, dieser ernste, bedeutungsvolle Unterton. Er nickte wissend und kam nun auch zu uns aufs Sofa. Fast unsicher schauten sie mich an. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, es wäre zeit für ein Aufklärungsgespräch, das wir bis dahin aufgeschoben hatten. Doch ihre Blicke waren zu ernst, fast ängstlich und diese Tatsache verriet mir, dass es etwas weitaus wichtigeres und schwierigeres sein würde, als eigen Teenager über Verhütung aufzuklären. „Wir wissen, das wird jetzt nicht einfach und wir haben lange überlegt, wann wir es dir sagen wollte, aber…wir haben das Problem zu lange aufgeschoben, aber es ist wichtig, dass du alles hörst, auch wenn es schwer ist höre dir bitte erst einmal alles an“

Ich konnte nur nickten und saß starr da- unfähig mich zu rühren „Also du erinnerst dich doch noch an die Geschichte, die wir dir immer erzählt haben, von der  Prinzessin die in Gefahr war und deshalb auf Türschwelle gelegt wurde damit sie in Sicherheit aufwachsen konnte bei ganz lieben netten Menschen, die sich um sie gekümmert und sie großgezogen haben“

„Ja, natürlich! Ich habe diese Geschichte früher geliebt aber was hat das mit jetzt zu tun??“ 

„Also es entspricht nicht in allen Details aber was wir dir eigentlich sagen wollen…du bist nicht unsere leibliche Tochter“ Sie schwiegen, ich konnte sie nur an starren. Tausend Gedanken ratterten durch meine Kopf, ich war immer noch unfähig mich zu rühren. Ich verstand nicht, es achte doch ehe sinn, war ich adoptiert aber warum mussten wir dann flüchten? Warum hatten sie mir das nicht schon viel früher gesagt?

„Anna? sag doch bitte etwas“
„Ich weiß nicht was… all die Jahre habt ihr mich belogen. warum?“

„Es tut uns so schrecklich leid, aber wir mussten es tun, wenn sie…“
„aber warum jetzt, warum so?“

sie senkte den Kopf „also gut, du solltest die ganze Geschichte hören… vor fast 17 Jahren fanden wir einen Korb vor unsrer Haustüre und darin dich und einen Brief. Deine Eltern, so vermuten wir haben uns darin geschrieben, dass sie Mitglied irgendeiner Organisation oder Sekte sind und dass du in Gefahr bist, dass sie dir etwas antun wollten. Sie haben darum gebeten, dich als unser Kind aufzunehmen. Niemand durfte etwas davon erfahren, nicht einmal die Polizei sonst wären wir alle in Gefahr gewesen.“

„Aber warum flucht? haben sie uns gefunden??“

„Anfangs dachten wir, es wäre nur eine ausgedachte Geschichte eines jungen Mädchens, das dich abgegeben hat, doch erinnerst du dich, als wir wegen eines neuen Job in den letzten 17 Jahren 4 (aber seit der 1. klasse hier??? )mal umgezogen sind? Immer wieder waren sie uns auf der Spur, die schwarze Männer. Deshalb mussten wir flüchten und könne nicht wieder zurück…“

Ich kam vor wie im falschen film, das konnte doch alles nicht real sein heute war meine 17 Geburtstag ein Geburtstag wie jeder andere… wir wollten feiern, Spaß haben. Stattdessen erfuhr ich, dass ich die Tochter irgendwelcher verrückter Sektenanhänger war, dass meine Eltern die Woodlands, gar nicht meine richtigen Eltern waren, dass ich gar nicht Woodland hieß… dass das alles gar nicht meine Leben war….

„Warum tut ihr das?“

„was meinst du?“
„das alles? warum nehmt ihr das alles auf euch, dabei bin ich nicht einmal eure Tochter!“

„für 17 Jahre warst..bist du für uns wie eine richtige Tochter, wir lieben dich und beschützen dich egal was kommt!“

„Danke, darf ich euch weiterhin Mum und Das nennen?“

„Natürlich, kleine Prinzessin-wir sind weiterhin deine Familie“ erleichtert schloss ich sie in meine Arme und schluchzte schon wieder.

„Aber kann die Polizei uns denn nicht helfen?“, es musste doch bestimmt so ein Zeugen-Schutzprogramm oder irgendetwas geben, das uns helfen würde.

„Leider nicht, das Problem and er Sache ist nämlich dass du laut Geburtsurkunde tatsächlich unsere Tochter bist, wir haben damals einen Arzt bestochen… Es gäbe niemals eine offizielle Adoption, keinen Anhaltspunkt für die Polizei, lediglich unser Wort.“ erklärte meine Mum.

„Was deine Mutter eigentlich sagen will - wenn wir mit dieser Geschichte zur Polizei gegangen wäre würden wir wahrscheinlich eher in der Psychiatrie und du beim Jugendamt landen.“

Bei dieser Vorstellung musste ich wieder ein wenig schmunzeln, mein Das war schon immer ein Meister dann gewesen, die Menschen aufzumuntern. Und ich war froh dass ich Ihn immer noch als meinen Vater zählen durfte.

 

***

 

Die nächsten Wochen waren wir ununterbrochen unterwegs, blieben selten länger als 2 oder 3 tage am selben Ort. Ich kam mir mittlerweile tatsächlich wie einem dieser Gangsterfilme vor in der ständig mad auf der Flucht untergetaucht war. Ich meine wir verhielten uns auch genauso… mieden die großen Städte, zahlten so viel wie möglich mit Bargeld und auch wenn niemand es aussprach ich glaube unsere Wägen waren nicht immer ganz legal in unsere Hand gekommen. Wir hatten sogar Decknamen und falsche Pässe - war das zu fassen???

Doch obwohl wir keine Anzeichen von Verfolger hatten, keine Vermisstenanzeige in den Medien, wurde die Stimmung Tag für Tag angespannter und gereizter, gelacht wurde fast nicht mehr und ich fragte mich, wie lange das wohl noch so weiter gehen würde…

 

 

 

 

 

3. Aufgeflogen

 

„Wie lange braucht Dad, um ein paar Brötchen zu kaufen?“ fragte ich an meine Mutter gewandt. Er war nun schon über eine halbe Stunde unterwegs, dabei lag der nachte Ort gerade einmal 5 Minuten mit dem Auto entfernt. „Vielleicht hat er sich ja verfahren?“ witzelte meine Mum. Ich musste lachen- es gab vermutlich niemand, nicht einmal eines dieser high tech Navigationsgeräte der sich besser zurecht fand als mein Dad. Und ja, ich nannte sie immer noch Mum und Dad, denn eigentlich waren sie das auch, selbst wenn sie nicht meine leiblichen Eltern waren .

 Die Anspannung der letzen Tage hatte sich glücklicherweise auch ein wenig gelegt und wir lebten hier fast die eine ganz normale Familie zusammen. Ein bitteres lächeln, fast- denn wir befanden uns immer noch auf der Flucht vor diesen irren Fanatikern…

Des fröhliche klingeln unseres Prepaid-Handys riss mich aus den Gedanken, die Nummer meines Vaters leuchtete auf. „Hey Dad, wo bleibst du denn?“ begrüßte ich ihn. „Anna, bist du dran? Wir haben Code Black, schnappt euch die Notfallrucksäcke, ich bin in zwei Minuten bei euch!“ schon hatte er aufgelegt und ich starrte immer noch wie benommen auf das Display.

„Was ist los?“ rief meine Mutter, während sie sich mit schnellen schritten näherte.

„Code Black, wir sollen die Rucksäcke nehmen, er ist gleich da…“ 

„So schnell??“ fragte sie mehr zu sich selbst, dann sprangen wir ich schon auf sammelten alles zu-sammen und schlossen gerade die Tür hinter uns, als der Wagen auch schon mit quietschenden reifen neben uns hielt.

Es war nicht das erste mal, dass wir hals über kopf flüchten mussten, der Ablauf war mir daher mehr als vertraut, doch nie waren sie uns so schnell auf die schliche gekommen.

Wir rasten mit einem gefährlich hoher zahl auf dem Tacho den weg entlang, sodass die Umgebung fast verschwommen wirkte.

Plötzlich folgte eine Vollbremsung, ich wurde nach vorne gescheuter und gegen die gurte gedrückt.

„scheiße!“ fluchte mein Dad.

„Was ist los?“ fragte ich, doch im selben Moment verstand ich. In einiger Entfernung standen 2 schwarze Wagen, die uns den Weg versperrten und ein dritter der geradewegs auffand zukam.„Was jetzt?“ ich wurde panisch, bis auf die 2 schwarzen Männer die mich damals verfolgt haben wann sie mir nie so nahe gewesen, nie wirklich eine reale Bedrohung sondern vielmehr eins schwarzes Phantom gewesen, das uns verfolgt hatte. Aber das hier…ich hatte eine scheiß Angst und fühlte mich wie gelähmt.

„Wir müssen raus und durch den Wald flüchten!“

„Denkst du denn das wir das schaffen?“

„Es ist unsere einzige Möglichkeit. Also sofort raus hier!“ befahl er und wir gehorchten.

Wir banden uns im gehen die Rucksäcke so fest wie möglich an den Körper damit sie beim rennen nicht störten, dann liefen wir los.

Es dauert nicht lange, bis meine Eltern schon ein wenig aus der Puste kamen, ich hatte meine Kondition durch jahrelanges Training zum Glück gestärkt

„Es wir dir nicht gefallen aber wir müssen uns aufteilen, so haben wir mehr Chancen!“
„Aber ich kann euch doch nicht alleine lassen!“ schrie ich entsetzt

„Du bist schneller als wir also geh! lauf so schnell du kannst. Im Rucksack hast du alles wichtige“

tränen rannen mir über die Wangen, was wenn sie sie schnappten und ich meine Eltern nie wieder sah??

„Wir treffen uns an unserem Treffpunkt in Ordnung? Wir werden es schaffen!“ versprach er mir, dabei wusste ich, dass er mich anlog. Aber was hätte er anderes sagen sollen?

Zu Abschied und hoffentlich nicht zum letzten Mal umarmte ich sie

„Ich liebe euch Mum und Dad!“ Wir dich auch doch auch, aber jetzt geh! Sie wollen dich, nicht uns!“Noch mit verschwommenen Augen rannte ich in Richtung Wald, wenn man das bisschen Bäume so nennen konnte. Aber es würde mir ein wenig Schutz bieten und ich hatte eine größere Chance sie abzuhängen als auf dem freien Feld. Also lief ich so schnell ich konnte immer weiter, ich rannte, obwohl meine Lungen brannten, rannte als ich schon schnelle schritte hinter mir hörte, zu schnelle schritte. Ich stoppte jedoch erst als mein Verfolger mich am Arm zu fassen bekam und mich somit zu Fall brachte. Ich brauchte erst einen Moment um mich zu fassen, doch geschlagen geben wollte ich mich nicht, zu Glück hatte ich  durch langjährige Kampfsporterfahrung einiges gelernt. 

Durch einen gezielte Drehung konnte ich mich aus dem starken Griff befreien, befand mich jedoch augenblicklich wieder bewegungsunfähig am Boden. Er war größer, stärker und offenbar auch erfahren im Kampf… so gab ich mich augenscheinlich geschlagen. Flüchten war in diesem Moment zwecklos, aber vielleicht gab es später eine Chance mich zu befreien? Ich musste ihn nur erstmal in Sicherheit wiegen und nutzte die Zeit mir meine Gegner genauer zu analysieren. Er war recht groß, gut gebaut, aber nicht massig, sonst hätte er mich niemals einholen können. Seine Haare waren genauso dunkel, wie die Kleidung die er trug. Ich schätze ihn um die 30, ein schwerer Gegner: deutlich größer deutlich stärker und mit deutlich mehr Kampferfahrung, meine einzige Hoffnung auch nur die geringste Chance gegen ihn zu haben lag also im Überraschungseffekt.

Mit leicht zusammengekniffen Augen musterte er mich „Bist du Celin?“ 

„Nein!“ antwortreich wahrheitsgemäß, es war ja schließlich nur mein Deckname.

„Irgendwie glaube ich dir nicht, aber wieso frag ich überhaupt?“ es folgte belustigte lachen… dieser Mistkerl. „He Junge, schau mal ob du in ihrer Tasche irgendwelche Papiere findest!“ wies er eine Person an, die ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte.

Meine Situation würde sich nicht bessern, nun hieß es jetzt oder nie! Ich wehrte mich wie eine wilde, klammerte mich an das letzte bisschen Überlebenschance, das ich noch hatte. Wenn sie nicht nur mich sondern auch meine Elter geschnappt hatten? Die Kraft ebenso wie meine Hoffnung verließ mich und ich konnte diese dunklen Typen nur noch finster anstarren…ich war jämmerlich. Doch als ich das Gesicht des anderen jungen Mannes sah, erstarrte ich und mir blieb fast das Herz stehen.

„M-malcom?“ stotterte ich entsetzt.

Er erstarrte im gleichen Moment und schaute mich mit den selben vor Schreck geweiteten Augen an. Tausend fragen raste doch den Kopf, doch ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, Emotionen überrannten mich. Ich hatte mich mit dem Gedanken angefreundet, ihn nie wieder zu sehen und nun starrte ich in diese vertrauten, immer noch vor schreck geweiteten Augen.

„Kann mir mal einer sagen was hier abgeht?“ keine Reaktion, ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie der Typ der mich immer noch am Boden festhielt verwirrt von mir und dann wieder zu Malcolm blickte. Irgendwie tat er mir leid, wie ein Außenseiter der den Witz nicht verstanden hatte.

„Hey Night!“ rief er nochmal. Endlich löste er sich aus seiner starre und Schute zu seinem Kollegen

„Das ist Anastasia Woodland“ brachte er schließlich heraus.

„Dann ist also Celin nur ihr Deckname…Aber warum zur Hölle hast du nicht gesagt dass du sie kennst??“

„Woher hätte ich das denn wissen sollen? Ich wurde kurzfristig in die Mission einberufen…“ erkläre Malcom.

Mission? was ging hier ab… gehörte er nicht etwa…. nein das konnte nicht sein, das musste ein großes Missverständnis sein. Malcolm war nicht einer dieser Verrückten!

„Malcom, was ist hier los?“ schaute ihn verzweifelt an, er kam zu mir und schlang seine Arme um mich.

„Chris, gehst du zurück zu den Anderen und sagst Bescheid dass wir sie haben?“

„Aber wenn sie flüchtet?“ misstrauisch schaute er uns an und konnte immer noch nicht ganz fassen was hier eigentlich gespielt wurde.
„Sie wird mir schon nicht weglaufen.“ drückte mich als beweis noch fester an sich. 

ich knuff in die Seite „Und du bist dir da ganz sicher??“ 

Ich merkte erst wie sehr ich ihn vermisst hatte und wir scherzten und tollten herum - es war so schön nach all dem Stress einfach nur so ungezwungen und frei zu lachen.

Es hatte jedoch ein paar ganz böse Kitzelgriffe die er auch dieses mal anwende bis ich vor lachen keine Luft mehr bekam. Ich bemerkte aus den Augenwinkel, wie die Anderen angerannt kamen, um zu sehen was passiert ist.

„So jetzt nicht weglaufen“ ermahnte mich Malcolm. „Sehr lustig…als ob ich eine andere Wahl hätte“ er hat mich unter seinem Gewicht begraben sodass ich nur noch schwer nach Luft japste, was ihn und dadurch auch mich zum lachen brauchte- wodurch ich jedoch noch mehr japste 

„Runter da von meiner Tochter!“ blaffte jemand und Maloch erstarrte. Er war so schnell auf den Beinen wie ich kaum gucken konnte - doch was hatte der gerade gesagt Tochter? Dabei war es doch mit ziemlicher Sicherheit nicht die Stimme meines Vaters gewesen. 

Dieser fremde Mann vor uns starrte meinen besten Freund mit finsterer Miene an, bis er zurückwich und mich ganz allein und hilflos zurück lies. 

„Hallo Anastasia“ sprach er an mich gewandten, seine Miene hatte er inzwischen wieder zu einem freundlichen lächeln gestrafft. „Ich bin James Venatori“ und nach einer kurzen Pause, einem tiefen Atemzug und einem fast ängstlichen Blick später „dein Vater“ 

Ich war froh, dass noch immer am Boden saß, sonst hätte mich diese Nachricht definitiv umgehauen. Ich konnte ihn nur anstarren, während mein erstaunter Kiefer Bekanntschaft mit meiner Brust machte. Schock war noch milde ausgedrückt für das, was ich gerade empfand- das sollte mein leiblicher Vater sein?  

Ich begann zu zittern, mir wurde auf einmal kalt und so klammerte ich mich an die einzige Person die mir keine Angst einjagte, die mir vertraut war und bei der ich mich sicher fühlte. Malcolm verstand und legte schützend eine Arm um mich und zog mich zu sich hoch, was dieser… mein.. ich traute mich nicht einmal, es zu denken, sehr misstrauisch beäugte. Doch es war mir egal, ich klammerte mich fester an meine Freund um nicht den letzten Halt zu verlieren, währen er mich langsam in Richtung des Autos zog, das uns entgegen gefahren war.

Ich entdeckte immer mehr von diesen Männern in dunkler Kleidung. Doch dann entdeckt eich auch meine Eltern unter ihnen, unbewusst riss ich mich los und stürmte auf sie zu.

„Mum, Dad“ schluchzte ich „ich dachte ich seh euch nie wieder!“ ich war so glücklich, dass Ihnen nichts passiert war, dass sie lebten. Im selben Moment wurde mir jedoch auch schlagartig bewusst, dass wir es noch lange nicht geschafft hatten. Wir waren nun in den Händen dieser Sekte und ich wollte mir nicht ausmalen, was sie nun mit uns tun würden.

„Malcom?“ ein erstauntes Keuchen entwich meinem Vater, ja auch er hatte nicht damit gerechnet, ausgerechnet ihn hier zu sehen.

Hilfesuchend wandte ich mich an ihn „Was passiert jetzt mit meinen E… ich meine Alice und Marcus?“

„Ich weiß es leider nicht, aber sie haben sich strafbar gemacht durch ihre Flucht…“ sagte er und sah uns mitleidig an.

„Aber sie haben es doch nur getan um mich zu schützen!“ begann ich 

Es folgte ein abfälliges schnauben und als ich mich umsah, entdeckte ich diesen Kerl, der behauptete, mein Vater zu sein. 

„Wer sind sie überhaupt?“ beschwerte sich mein Ziehvater. Die Szenerie besaß, auch wenn sie wesentlich ernster war, als es den Anschein hatte, auch eine gewissen Ironie.

„Ich bin James Venatori, Anastasia’s Vater“ stolz und Wut schwangen in seiner Stimme, wer konnte es ihm verübeln sofern diese Geschichte tatsächlich stimmte. 

„und ich bin hier um sie zurück zu ihrer rechtmäßigen Familie zu bringen, dort wo sie den Schutz erhält den sie braucht!“

„aber ich will gar nicht zu eurer bescheuerten Sekte!“ schrie ich ihn an „meinetwegen könnt ihr dahin verschwinden wo ihr her gekommen seid, du hast dich die letzt 17 Jahre einen scheiß um mich gekümmert als was interessiert es dich jetzt? Ich brauche dich und deine bescheuerte Familie nicht, ich bin eine Woodland und das werde ich auch bleiben!“

„Ani?!?“ zischte Malcom entsetzt, scheinbar war ich etwas zu laut geworden.

„Nein Maalcom, ich meine das Ernst. Und wenn du mir nicht erklärst was du mit diesem Psycho-verein zu schaffen hast kannst du gleich mit verschwinden!“

„Du kennst Mr. Night?“ fragte nun mein „Vater“ erstaunt, doch ich schwieg. Stattdessen antwortete Marco und erntete böse blicke von mir, die ihn eigentlich zum Schweigen bringen sollten.

„Ich kenne Anastasia aus meiner Schulzeit an der… wir haben uns dort angefreundet.“ 

Scheinbar befriedigt von dieser Antwort nickte er und wandte sich wieder an mich. „Hör mir bitte zu Anastasia, ich, meine… unsere Familie und auch dein Freund dort drüben gehören keiner Sekte an, sondern einer geheimen Organisation. Wir haben uns darauf spezialisiert blutrünstige Mörder und Verbrecher zur Strecke zu bringen. Leider macht dies unser Leben sehr gefährlich. Deswegen haben wir dich unter einem Vorwand zu den Woodland gebracht. Mr. Night kann dir das sicherlich auch bestätigen.“ auffordernd schaute er zunächst mich und dann Malcolm an. Er nickte nur aber ich wusste, hoffte dass er die Wahrheit sagte.

„Glaub ihnen nicht Anastasia, um dich in die Finger zu bekommen würde er wahrscheinlich alles behaupten!“ rief mein Dad verzweifelt. 

„Ihnen, Mr. Woodland rate ich dringest, ihren Mund zu halten. Mit der Entführung haben sie sich mehr als nur einmal strafbar gemacht!“

„Was wollen sie tun?“

schauen sie sich um, sie sind zu zweit wir haben 10 Mann und außer uns ist hier Uniemd….. bedrohlicher unterton jagte mir eine Gänsehaut über die Haut.

„nein! Sie haben mich aufgezogen und waren immer für mich da, man darf sie nicht bestrafen dafür dass sie versucht haben mich zu schützen“

Mein „Vater“ schien hier den meisten Einfluss zu genießen und so wand ich mich an ihn. „Bitte!“

ich schaute ihn an und hielt seinen Augen stand. Die Augen deren Farbe den meine nicht ganz unähnlich war. Sie waren nicht kalt, nur streng und auch irgendwie erschöpft. 

„Nun gut, sie dürfen gehen- aber nur unter einer Bedienung“

alle spannten sich an und warteten auf das Urteil „Du kommst widerstandslos mit uns“

gespannt schaute er mich an, wartete auf meine Entscheidung, bis ich schließlich nickte.

„In Ordnung, ich möchte mich nur noch kurz von ihnen verabschieden“ mit einem Handzeichen gab er sein okay und meine Eltern wurde aus ihren Griffen befreit.

„Tu das nicht Anna!“ flehte meine Mum als ich sie in die Arme schloss, mein Herz schmerzte in diese Moment wahrscheinlich genauso schlimm wie ihres aber ich hatte keine Wahl. Ich musste gehen. „Es gibt keinen anderen Weg, aber ihr müsst wissen dass ich ich immer lieben werde als meine Eltern und irgendwie werde ich es schaffen zu euch Kontakt aufzunehmen!“ „wir lieben dich wie unser Kind“ erwiderte sie.

Mein Das nahm mich hoch auf seine Arme wie er es früher immer getan hatte „Mein kleines Mädchen…“ 

Dann wurde ich sanft weggezogen, meine Eltern lagen sich weinend in den Armen während sich die schwarzen Männer zurückzogen. Niemand sagte ein Wort, auch die Miene meines „Vaters“ war kalt, verbarge den Schmerz den ich dennoch erkannte. Was wohl in ihm vorgehen mochte…

 

 

***

 

„Wir haben einen Hinweis!“ mit diesen Worten stürmte mein Berater in die Besprechung. Man wollte ihn schon zurechtweisen für sein unangebrachtes Verhalten, doch ich gab ihm mit einem Handzeichen zu erkennen, dass ich verstanden hatte. Daraufhin verbeugte er sich und verschwand mit fast demütiger Haltung wieder.

„Wenn sie mich entschuldigen würden meine Damen und Herren, es handelt sich um eine dringende Notfall.“ Ich nickte dem Vorsitz respektvoll entgegen und erhob mich. Mit eleganten maßvollen Schritten ging ich zur Tür und verschloss sie hinter mir. Doch dann rannte ich zur Zentrale in welcher ich bereits erwartet wurde.

„Was habt ihr gefunden?“ fragte ich, um keine unnötige Zeit zu verschwenden. Mir wurde das Standbild einer Überwachungskamera in die Hand gedrückt. „Wir haben einen Hinweis bekommen, dass die Verdächtigen mit einem Mädchen, auf das die Beschreibung passt, gestern in der Nähe von XXX gesichtet wurden!“ Die beiden Personen auf dem Bild erkannte er, hatte er sie damals mit seiner Frau eigenständig ausgesucht. Doch als er das Mädchen genauer betrachtet,  stockte ihm der Atem, das musste sie sein!

„Noch etwas?“

der Befragte schüttelte den Kopf, fixiert mich dann mit seinen Augen „Wenn ihr erlaubt, um wen handelt es sich bei den gesuchten Personen?“

„Das tut hier nichts zur Sache! Doch die Zeit eilt, stellt die besprochene Sondermission zusammen und veranlasst alles weitere. Wir brechen in einer Stunde auf!“ Phil nickte nur und zeigte nicht die geringste Spur von Schock, meinen stiegen Ton war er nach jahrelanger Arbeit als mein Freund und Berater bereits gewohnt.

Gesagt getan, 55 Minuten später standen wir im Hof, doch noch fehlte ein Mann. Unser Kommando sollte planmäßig aus 10 Männern bestehen, mich eingeschlossen.

„Wo bleibt Night?“ fragte ich an die Anderen gewandt. In besagtem Moment wurde die Tür geöffnet und jemand lief uns mit schnellen Schritten entgegen. Auch wenn verblüffende Ähnlichkeit bestand, dieser junge Mann war definitiv nicht der Justin Night.

„Mr. Venatori, ich entschuldige mich für Verspätung und richte im Namen meines Vaters aus dass er ihrem leider Auftrag nicht nachkommen kann, da er von seiner derzeitigen Mission noch nicht zurückgekehrt ist. Mit ihrem Einverständnis würde ich jedoch gerne an seiner Stelle diesem Einsatzkommando beitreten.“
Ein unvorhergesehener Schlamassel…warum hatte ich nicht früher darf gedacht. Alles andere war vorbereiten und jemand andern zu finden sicherlich schwer. Er war zwar noch jung wirkte jedoch verantwortungsbewusst und… Ich wendet mich zu meinem Einsatzleiter, den ich spaßeshalber auch den Commander nannte „Was sagt ihr dazu?“ er kniff angestrengt die Augen zusammen und betrachtete den Jungen. „Kein Ersatz für die Fähigkeiten seines Vaters, doch der Bursche macht sich. Es wäre nicht sein erster Auftrag.“ Ich nickte zustimmend und somit war es entschieden.

„Es ist alles vorbereitet, nehmt den Wagen zum Flughafen, wir haben eine Privatflug. Ich werden mit meinem Wagen folgen- alles weitere erkläre ich später“.

Ich war absichtlich nich mit ihnen im Transporter gefahren, ich brauchte einen Moment, um mich unbeobachtet zu ordnen und nun ja, ich liebte es mit meinem Wagen über die Autobahn zu rasen.

Die Fahrt dauert trotzdem eine gefühlte Ewigkeit und meine Nervosität stieg, es war der erste richtige Hinweis seit Wochen…. Es hatte bereits einige Hinweise gegeben, die jedoch jedes mal ins nichts geführt hatten. Würden wir sie nun endlich finden? Ich versuchte, mir nicht allzu viele Hoffnungen zu machen und doch erwischte ich mich bei dem Gedanken, wie es wohl sein mochte, ihr das erste Mal gegenüber zu stehen.

Wie nicht anders zu erwarten war ich bereits vor meinen Männern am Flughafen und besprach das  Nötigste mit dem Kapitän unseres Jets. Es war eigentlich gar kein richtiger Flughafen, nur eine private Landebahn und ein großes Lagergebäude für die Flieger, sehr unauffällig und priavt, und natürlich nicht ganz billig; aber in unserem Business war es oft unerlässlich und wir hatten die nötigen Mittel.  Etwa zwanzig Minuten erreichte uns der Trupp, schnell wurde unserer Ausrüstung umgeladen und dann waren wir auch schon in der Luft.

Es war nur eine kleine Maschine und wir saßen alle in Hörweite als ich meine Erklärungen begann. „Wie ihr bereits wisst sind wir auf der Suche nach einer bestimmten Person bzw. einer Gruppe bestehend aus 2 Erwachsenen, die sich als Eltern ausgeben und ihrer „Tochter“. Sie ist es, die wird brauchen und das unbedingt unversehrt! Sie ist für die Venatorus sehr wichtig und sie steht unter dem Schutz dieser Familie!“ Ich sah sie alle mit strengem Blick an, um meine Aussage zu verdeutlichen. Es würde sich niemand trauen ihr ernsthaften Schaden anzutun, denn sind wir mal ehrlich, meine Männer sind alles andere als zimperlich, wenn es um einen Auftrag ging. „Den letzten Hinweis über ihren momentanen Aufenthaltsort haben wir aus XXX erhalten, dies wird unsere erste Anlaufstelle. Von dort aus nehmen wir die Verfolgung auf“ fuhr ich fort. 

„Wie werden wir vorgehen, wenn sie unauffindbar sind?“ fragte einer der Männer.

„Wenn es eine Spur gibt werden wir sie finden - ich habe euch nicht umsonst in dieses Kommando berufen. Ihr seid in diesem Gebiet die Besten der Besten!“ Ich wahrte meine Fassade als ruhiger und durchdachter Anführer, jetzt in Panik auszubrechen, falls wir sie vielleicht nicht finden würden… das konnte ich mir in meiner Position nicht erlauben. Ich durfte keine Schwäche zeigen - das war meine erste Lektion gewesen und sie hatte mich Zeit meines Lebens begleitet. 

Ich erkläret die Besprechung für beendet und zog mich auf meinen Platz zurück. Dort nahm ich mein Smartphone prüfte meine Nachrichten. Die erste erhielt den Bericht der heutigen Sitzung doch dafür hatte ich im Moment keinen Kopf, die andere war von meiner Frau “Wie war die Sitzung? P.S.: freu dich auf heute Abend, es gibt Lasagne“

ich seufzte resigniert, ich hatte Alice vorhin nicht mehr erreicht um ihr von meiner Abwesenheit zu erzählen. Ich wollte sie eigentlich auch nicht unnötig beunruhigen, ich wenn wir kaum mehr als ein Foto und eine vage Vermutung hatten.

also schrieb ich -Ich habe kurzfristig einen Auftrag erhalten und musste schnell los. Tut mir leid!- 

 

Ich beobachtet die Gruppe, die vor mir in ihren Sitzen hockte und herumalberte… ich fand es immer wieder erstaunlich wie unterschiedlich sie sich benahmen, je nachdem ob sie bei einem Auftrag, in der Gilde oder einfach nur unter sich waren. Killer, Gentleman oder manchmal einfach nur wie kleine Kinder. Lustiger Weise war es  der Night-junge der den erwachsenen Einruch machte. Anastasia dürfte nicht viel jünger sein als er und irgendwie graueste es ih davor dass auch sie einmal auf einem solcher Einsäte gehen würde. Mein kleines Mädchen. 

Bei dem Jungen sah a die Ähnlichkeit mit seinem Vater she deutlich, die Mutter kannte ich leider nicht. dennoch fragte ich mich wem sie ähnlicher sehen mochte, mir oder Allie… Das Bild der Überwachungskamera war leider mehr schlecht als recht gewesen und so stellte ich sie mir als eine jüngere Version meiner Frau vor blonde Locken, die selben tiefen blauen Augen und das sanfte lächeln…

Ich hatte sie nie mit eigenen Augen sehen können, wurde mir wieder einmal schmerzlich bewusst, ich hatte es nicht einmal gewusst ich Hohlkopf…                      

 

„Bitte begeben Sie sich auf ihre Platze und schließen die Sitzgurte - wir setzten in wenigen Minuten zur Landung an.“ ertönte es durch die Lautsprecheranlage des Flugzeugs. Auch meine Männer hatten es gehört und setzten sich jetzt ruhig hin und warteten auf den Sinkflug. 

Ich war in meinem Leben schon sehr viel und sehr weit geflogen, vielleicht sogar zu viel. Auch Turbulenzen hätten mich nicht aus der Ruhe bringen können, doch unser Flug lief erstaunlich ruhig und so erreichten wir nach knapp einer Stunden den City Airport von „Orleans“. 

Am Ausgang standen bereits 2 schwarze Mietwagen für uns bereit, den dritten hatte Phil zu unserer Interims-Zentrale schicken lassen.

 

***

Die Wohnung war schlicht, groß und zentral gelegen, die ideale Operationsbasis… Collin, Drew und Walter unsere Technikspezialisten hatten sich bereits ihre Geräte und Bildschirme aufgebaut und arbeitete nun akribisch daran, sich in das örtliche Überwachungssystem einzuhaken. 

Als sie mich bemerkten, schauten sie für einen Kurzen Moment zu mir auf. Sehr fähige Männer… im Großen und Ganzen bestand unser Team aus den Besten ihres Fachs. Die drei Technikfreaks Drew Castelli, Collin Johnson und Walter Presten, dann Lionel van Brahn, genannt Lio, Alexander Belikov, alias Lex  und Lauren Thomas, der letzte im Bunde, auch genannt die 3L waren unschlagbar im Nahkampf. Philippo di Racuzzi, der „Commander“ und mein bester Freund war der geborene Stratege. Chris Cabero und Justin Night waren Meister der Verfolgung und Spurensucher der extraklasse. Leider musste ich in diesem Fall auf den Sohn zurückgreifen, doch ich vertraute Caberos Fähigkeiten. Stolz erfüllte mich, als ich mein Team betrachtete und Zuversicht… wir würden sie finden!

 

Dennoch blieben die nächsten 2 Tage erfolglos. Wann auch immer wir uns auf die Suche machten, wir fanden nicht die geringste Spur. Den jungen Night ließen wir notgedrungen mit den Technikfreaks zurück, im Wagen waren nur Platz für 5 und Neben mir waren Phil, Cabero und die 3L unverzichtbar. Ich sah ihm seinen Frust an, er war jung und hatte den Drang sich zu beweisen, doch die Mission ging vor.

Als wir dieses Mal wieder einmal erfolglos in die Basis zurück kehren hielt Phil mich am Arm zurück. Fragend sah ich ihn an „James, ich kenn sich jetzt schon seit unserer Ausbildung und noch nie, ich wiederhole noch NIE habe ich gesehen wie dich ein Auftrag so sehr aus der Fassung bringt dass du deine Kameraden dermaßen anschnauzt. Wie lange hängen wir jetzt schon an diesem Fall, 2 Jahre? Und wer verdammt ist dieses Kind überhaupt?“ Ich schaute ihn, ja ich hatte heute die Fassung verloren und nein, ich hatte selbst meinem besten Freund nicht erzählt warum. Ich hatte Angst, dass diese Information in die falschen Hände gelangen konnte, dass irgend jemand ihr etwas antun könnte, doch wie gesagt er war mein bester Freund und das schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Er war mein oberster Befehlshaber und hatte mich nie hintergangen oder belogen, also offenbarte ich es ihm: „Sie ist meine Tochter“. 

Ich erkannte das Entsetzen in seinem entgleisten Gesichtszügen- dabei war er eigentlich niemand den man ohne weiteres aus der Ruhe bringen konnte doch diese Offenbarung - niemand wusste davon und das war gut so. Sie war sicher aufgewachsen…

Zunächst erwartete ich tausend Fragen, Unglauben oder ähnliches, doch er fing sich wieder nickte nur und ging ins Haus.

Er war enttäuscht, verletzt dass ich ihm nicht vertraut hatte, ihm nie davon erzählt hatte. Das musste ich später wieder hinbiegen, das wusste ich.

Also verschloss ich den Wagen und folgte ihm in die Wohnung. Er bemerkte meinen bittenden Blick und folgte mir in meine Zimmer. 

„Also?“ abwartend sah er mich an. 

„Anastasia ist meine Tochter“ begann ich

„Das sagtest du bereits“ stellte er in kühlem ton fest.

„Und ja ich hätte es dir sagen sollen, aber ich habe es selbst erst vor gut einem Jahr erfahren. Allie hat es all die Jahre für sich behalten und ich dachte die ganze Zeit sie trauert um Jason…Ich habe ihr vorwürfe gemacht, dass sie doch endlich in die Zukunft sehen sollte, dass wir vielleicht doch noch ein Kind haben könnten - bis sie es mir letztes Jahr, am Tag ihrer Geburt erzählt hat.

In der Zeit waren wir viel auf Mission und sie hatte sich für ein paar Monate nach Marseille zurück gezogen… Naja und dort hat sie unsere Tochter zur Welt gebracht, hat dafür gesorgt dass niemand davon erfuhr, nicht einmal ich. Sie hat sie zur Pflegeeltern gegeben- die Leute die wir jetzt verfolgen, damit sie in Sicherheit aufwachsen kann. Wegen Jason, verstehst du? Ich konnte dir nichts sagen!“

Ein mattes Lächeln erschien auf denen Zügen. „Ich bin doch nur sauer weil wir am Vatertag nicht saufend um die Häuser gezogen sind!“, ich musste lachen - auch wenn es bei ihm schwer vorstellbar war - wenn er seine Tochter Emily spielte war er der tollste Familienvater. 

„Dann müssen wir das wohl oder übel nachholen!“ jetzt lachte auch er und wir lagen uns in den Armen. 

„Du solltest dich nur bei den Anderen entschuldigen, dein Verhalten heute war unterste Schublade“

„Ja ich weiß und das tut mir leid, habe eben noch nicht so viele Erfahrung mit meinen väterlichen Gefühlen gemacht“

er zukehrte mir zu, „na dann wird es höchste zeit dass du ein wenig übst. Wir werden sie finden - das verspreche ich dir“. Dankbar sah ich ihn an und ging zurück in den Hauptraum unseres Quartiers. Die anderen saßen zu dem Augenblick beim Abendessen, so musste ich sie zumindest nicht alle zusammentrommeln.

„Hört mal her Leute, ich habe etwas zu sagen.“

Misstrauisch schauen sie auf, fast als erwarteten die nächste Standpauke, dann war es still.

„Wie ich mich heute verhalten habe, das war unakzeptabel und es tut mir leid. Es wird nicht wieder Vorkommen. Doch ich möchte auch erklären, warum mich diese Mission emotional derart mitnimmt. Das Mädchen das wir suchen, das sich unter dem Decknamen Celin auf der Flucht befindet ist meine verschollene Tochter.“

Schweigen, dann ungläubiges Staunen. Ja, niemand hatte gedacht dass dem Haus Venatori noch ein Nachkomme gegeben war, vor allem einer in dem Alter.

„es sei dir verziehen, wer hätte gedacht, dass den Boss noch irgendwas aus der Ruhe bringen kann aber scheinbar haben wir was gefunden.“

„Scheint ein hübsches Ding zu sein“ grinste Cabero und kassierte meinen tödlichen Blick. Erschrocken zog er den Kopf ein. Hier verstand ich keinen Spaß.

„Also lasst uns ins Bett gehen, es war ein anstrengender Tag“. Hunger hatte ich bei der Anspannung keine.

 

Am nächsten Morgen wurde ich von unserem Notfallsignal aus dem Schlaf gerissen. Was war denn jetzt schon wieder passiert? 

Schlaftrunken tappte ich in die Zentrale, wo ich schon von hektischem Treiben begrüßt wurde.

„Wir haben sie!“ - schlagartig war ich hellwach, verschaffte mi einen Überblick über die Lage 

„Na hat Papi ausgeschlafen? Na dann werden wir dich jetzt schön zu deiner Tochter bringen“

neckte mich Phil, tja Rache war süß.

„Durch Zufall haben wir eine kleine Hütte am Waldrand entdeckt, ein Wagen ist vor 10 Minuten aufgebrochen, jedoch war er alleine. Wir vermuten dass er in der Stadt ein paar Besorgungen machen will und dann zurück kehrt. Wir haben eine Indizien dafür dass sie sich etwas außerhalb aufhalten können, relativ nah an der Hauptstraße, 5 Minuten zur Autobahn, der perfekte Platz um schnell zu Flüchten…“

„Wir brechen sofort auf und dieses Mal mit allen!“

Innerhalb von 5 Minuten saßen wir alle im Wagen und fuhren los. Je ein Techniker, einer der 3 Nahkampfchamps saßen in den Wägen. Ich machte mich mit Lio, Drew und dem Jungen Night auf den Weg. Unser Wagen war sozusagen die Ablenkung, wir sollten den Flüchtigen aufschrecken. Die anderen nahmen währet dessen den Weg über die Autobahn um den Weg in die Andere Richtung abzusperren. Über Funk hielten wir Kontakt. 

Als wir entdeckt wurden, versuchte er uns abzuschütten, doch wir hatten die Überwachungskameras auf unserer Seite, also ließen wir uns ein wenig zurückfallen, wägten ihn in Sicherheit, doch es gab kein Entkommen.

An der Hütte angekommen rannten 2 Gestalten zum Wagen und stiegen ein, dann raste er wieder los. Wären wir nicht nur der Treiber gewesen wäre nun panik angesagt, aber so konnten wir sie ganz in Ruhe Richtung Autobahn verfolgen. Phil und die Anderen waren bereits in Position.

„Ich seh den Wagen“ tötete es durch den Lautsprecher des Funkgerätes.

„Euch haben sie anscheinend auch entdeckt“ antwortete ich Walter, der Wagen vor uns hatte in dem Moment eine Vollbremsung hingelegt, dass der staub nur so wirbelte. dennoch erkannten wir drei Personen die aus dem Wagen auf das freie Feld liefen.

„Ein Wagen stößt dazu, die Anderen halten sich zurück falls das nur ein Ablenkungsmanöver ist.

Over and out“

Zu den andere gewandt meint eich grinsend „Die Falle ist zugeschnappt, jetzt sitzen sie in der Klemme“ Wir hielten knapp hinter dem Wagen. „Walter und ich bleiben zurück, mein Knie macht Verfolgungsjagden leider nicht mehr allzu effektiv. Lio, Night, Ihr anderen geht den Zielpersonen hinterher, Chris, Lex und Lauren sind schon auf dem Weg. Phil hält mit Collin drüben die Stellung.

Dann stürmten sie davon.

Drew hielt mir das Fernglas hin, schlauer Kerl. Die Woodland waren langsamer und blieben hinter Anastasia bereits deutlich zurück, gleich müssten wir sie haben. Noch einen Moment und erwischt.

Chris hatte sie in Weiser Voraussicht bereits hinter sich gelassen und sich dem eigentlichen ziel genähert, doch auch der Night-Junge war flott auf den Fersen, er hatte Cabero fast eingeholt als Lio erst die anderen erreichte. 

Sie war schnell, sehr schnell und ich merkte, wie sich väterlicher Stolz in mir breit machte gepaart mit der Angst sie könnte uns vielleicht doch noch davon rennen. 

Doch da, er hatte sie eingeholt, griff nach ihr und sie ging zu Boden. Sie wehrte sich, doch auch wenn Chris der Spurensucher war- im Kampf waren sie alle ausgezeichnet ausgebildet. 

Wenige Augenblicke später stieß nun auch der Night-Junge hinzu.

„Wir haben sie“ bemerkte ich und lächelte. 

„Der Wagen ist sauber, es besteht keine Fluchtgefahr. Wir können uns der Gruppe nähern“ erklang nun Phils Stimme aus dem Funkgerät.

Das war unser Stichwort und ich machte mich auf den Weg, Drew wollte im Wagen die Stellung halten.

Ich viel in lockerem Laufschritt auf die Gruppe zu, die Woodlands in Schacht gehalten und sicherheitshalber in Fesseln gelegt. 

Von rechts stieß nun Labero hinzu, wirkte jedoch leicht verwirrt „wir haben sie!“ 

Also machten wir uns gemeinsam auf den Weg „aber es gibt das etwas…“ setzte er an - doch dann vernahm ich Schrecklaute - was tat dieser Bastard meiner Tochter an??? Trotz schmerzendem Knie stürmte ich los 

„Runter da von meiner Tochter!“ bellte ich. Ich klang wohl bedrohlicher als gedacht, denn binnen Sekunden stand er nun einen schritt weit von meiner Tochter entfernt und gab endlich den Blick auf sie frei. Sie war nicht blond, fuhr es mir im ersten Moment durch den Kopf. Sie hatte meine braunen Haare geerbt und auch einige Gesichtszüge meiner Familie. Doch die Augen, die sie ängstlich aufgerissen hatten, waren ohne Zweifel Allies. 

Ich versuchte zu lächeln, immer noch geschockt. Das hier vor mir war tatsächlich meine Tochter. „Hallo Anastasia“ sprach er also „Ich bin James Venatori“. Dann holte ich einmal tief Luft.„dein Vater“. Sie starrte mich nur an, die Augen immer noch schreck geweitet und wirkte beinahe panisch, der Mund blieb ihr offen stehen während ich leichtes Zittern bemerkte. Hätte ich ihr das vielleicht schonender beibringen sollen anstatt ihr das vor versammelter Mannschaft an den Kopf zu knallen?

Sie wich langsam zurück und klammerte sich wie eine Ertrinkende an den Night-Jungen, der ihr in seltsam vertrauter Art den Arm um die Schultern legte und sich zu sich zog. Warum waren die beiden sich so vertraut? Langsam zog er sie in unsere Richtung, doch dann vertiefte sie sich plötzlich und riss sich los.

„Mum, Dad“ schluchzte sie, als sie den Woodlands entgegenrannte „ich dachte ich seh euch nie wieder!“. Es verletzte mir einen Stich obwohl ich wusste, dass sie als ihre Tochter aufgewachsen war. Schnell gingen wir hinterher, sie standen zum gluck nicht allzu weit entfernt.

„Malcom?“ ein erstauntes Keuchen entwich dem Mann. Scheinbar kannten sie sich.

Hilfesuchend wandte sie sich an den Jungen „Was passiert jetzt mit meinen E… ich meine Alice und Marcus?“

„Ich weiß es leider nicht, aber sie haben sich strafbar gemacht durch ihre Flucht…“ sagte er und sah die Gefangenen mitleidig an.

„Aber sie haben es doch nur getan um mich zu schützen!“ begann ich 

Da konnte ich doch nur lachen, ein schnauben entfuhr mir. Wovor wollten sie Anastasia denn schützen? Wenn hier überhaupt jemand in der Lage war, sie zu beschützen dann war das ich und meine Familie.

„Wer sind sie überhaupt?“ beschwerte sich der Kerl nun, alle Blicke lagen auf mir.

„Ich bin James Venatori, Anastasia’s Vater“ stellte ich mich provokant vor „und ich bin hier um sie zurück zu ihrer rechtmäßigen Familie zu bringen, dort wo sie den Schutz erhält den sie braucht!“

„Aber ich will gar nicht zu eurer bescheuerten Sekte!“ schrie mich das Mädchen, mein Kind an „meinetwegen könnt ihr dahin verschwinden wo ihr her gekommen seid, du hast dich die letzt 17 Jahre einen scheiß um mich gekümmert als was interessiert es dich jetzt? Ich brauche dich und deine bescheuerte Familie nicht, ich bin eine Woodland und das werde ich auch bleiben!“

„Ani?!?“ zischte der Night-Junge entsetzt, scheinbar kannten sie sich ziemlich gut, wenn er sie sogar mit Spitznamen ansprach

„Nein Malcom, ich meine das Ernst. Und wenn du mir nicht erklärst was du mit diesem Psycho-verein zu schaffen hast kannst du gleich mit verschwinden!“ nun war ihre Wut, die ohne Zweifel Ähnlichkeit mit der ihrer Mutter hatte von mir auf den armen Jungen über geschweift.

„Du kennst Mr. Night?“ fragte ich nun, ich brauchte Gewissheit. Doch sie biss sich nur trotzig in die Lippe und schwieg. Stattdessen antwortete der Junge, auch ihre bösen Blicke konnten ihn nicht zum schweigen bringen.„Ich kenne Anastasia aus meiner Schulzeit an der… wir haben uns dort angefreundet.“ angefreundet, aha so nannte sich das heutzutage, aber gut ich würde dem später auf den Grund gehen.

„Hör mir bitte zu Anastasia, ich, meine… unsere Familie und auch dein Freund dort drüben gehören keiner Sekte an, sondern einer geheimen Organisation. Wir haben uns darauf spezialisiert blutrünstige Mörder und Verbrecher zur Strecke zu bringen. Leider macht dies unser Leben sehr gefährlich. Deswegen haben wir dich unter einem Vorwand zu den Woodland gebracht. Mr. Night kann dir das sicherlich auch bestätigen.“ auffordernd schaute ich sie an. Der Junge nickte nur, offenbar selbst von der Situation verwirrt.

„Glaub ihnen nicht Anastasia, um dich in die Finger zu bekommen würde er wahrscheinlich alles behaupten!“ rief der Mann wieder und ich hörte die Verzweiflung in seiner Stimme. 

„Ihnen, Mr. Woodland rate ich dringest, ihren Mund zu halten. Mit der Entführung haben sie sich mehr als nur einmal strafbar gemacht!“ drohend nickte ich ihn an.

„Was wollen sie tun?“ provokant sah er mich an, ließ sich nicht einschüchtern.

„Schauen sie sich um, sie sind zu zweit, wir haben 10 Mann und außer uns ist hier niemand…“

auch wenn ich das was ich hier deutete niemals in die Realität umsetzen würde, brauchte er das nicht zu wissen.

„Nein! Sie haben mich aufgezogen und waren immer für mich da, man darf sie nicht bestrafen dafür dass sie versucht haben mich zu schützen“ sie sah mich direkt an „Bitte!“ flehte sie. Diese blauen Augen. Waren es tatsächlich meine oder die von Allison? Sie hielt meinem Blick stand, fordernd und bittend. Also gab ich nach „Nun gut, sie dürfen gehen- aber nur unter einer Bedienung“. Ich wollte ihr eine Wahl lassen, mich gut stellen. Sie wollte mich nicht als eiskalten Boss erleben, nicht wenn sie so sehr an diesen Leuten hing. Ich wusste, sie würde mich sonst hassen. Alle spannten sich an und warteten auf das Uryteil „Du kommst widerstandslos mit uns“ Mein Blick war weiterhin auf sie geheftet, watete auf ihre Entscheidung, auch wenn sie eigentlich keine Wahl hatte. Es würde die ganze Sache nur ein wenig schmerzfreier gestalten.

„In Ordnung, ich möchte mich nur noch kurz von ihnen verabschieden“ mit einem Handzeichen gab ich mein Okay und die Woodland wurden los gelassen. Sofort fielen sie sich in die Arme.

„Tu das nicht Anna!“ flehte die Frau, „Es gibt keinen anderen Weg, aber ihr müsst wissen dass ich ich immer lieben werde als meine Eltern und irgendwie werde ich es schaffen zu euch Kontakt aufzunehmen!“. „wir lieben dich wie unser Kind“ erwiderte sie. Die Szene ließ mir das Herz schwer werden. Als Mr. Woodland sie dann auch noch hochhob und herum wirbelte wie ein kleines Kind kennt eich mir das nicht länger mit ansehen. Es musste sein, keine Frage aber es tat mir trotzdem in der Seele weh. Ich wendete mich ab, damit niemand sah wie es um mich stand. Anastasia wurde von dem Night-jungen in Richtung Auto weg gezogen.

„Mr und Mrs. Woodland, gerne hätte ich dies angenehmer gestaltet, doch ihr Flucht hat uns leider keine Wahl gelassen. Für die Zeit die sie sich so lobenswert um Anastasia gekümmert haben möchte ich mich gerne erkenntlich zeigen, erwarte jedoch dass sie sich ihr nicht mehr näheren oder Kontakt aufnehmen werden. Dann werden wir andere Geschütze aufziehen müssen.“
„Sie wollen ihr schlechtes Gewissen befriedigen, doch den gefallen tun wir ihnen nicht. behalten sie ihr dreckiges Geld für sich.“ Auch gut, mit einem Schulterzucken ließ ich sie stehen und wandte mich mit dem Rest der Truppe in Richtung der Transporter. 

 

.  

 

„Night und meine Tochter“ innerlich musste ich immer noch grinsen wie ein Depp „fahren mit mir direkt zum Flugzeug. Ich werde dort alles für unseren Rückflug regeln. Ihr anderen geht bitte zur Wohnung und holt die restlichen Sachen. Wir treffen uns dann dort.“

Ich setzte mich ans Steuer während der Junge meine Tochter in den Sitzbereich des Wagens schob. dann ging es los. 

Endlich haben wir sie gefunden! Nach über 16 Jahren können wir unsere Tochter, unser kleines Mädchen endlich in unsere Arme schließen. Diese Augen, bei denen ich mir immer noch nicht sicher war ob sie von mir oder ihrer Mutter stammten und ihr Gesicht, erinnerte mich an ihre Mütter als sie so alt war. So vertraut und doch fremd…

Ich stellte meinen Funksprecher auf laut und alarmierte den Kapitän unseres Jets, da wir nicht wussten wann wir zurück konnten war er immer auf Abruf bereit. Wenn wir alle da waren, konnte es los gehen.

Eine viertel Stunde nach uns erreichte uns das restliche Team, Phil hatte ihnen wohl Feuer unterm Hintern gemacht. 

Der Flug verging im wahrten Sinn wie im Fluge, ich schwebte immer noch auf Wolke 7.

Schin saßen wir wieder im Wagen, die Kinder wieder bei mir, der Rest im anderen Wagen. Allie hatte ich inzwischen eine Nachricht hinterlassen. Sie sollte in zwanzig Minuten zum Eingang kommen - mehr verriet ich nicht.

Als ich hinter mich schaute, bemerkte ich dass sie schlief, friedlich… es war ein anstrengend tag gewesen und diese ganzen Informationen musste man auch erstmal Sacken lassen. Doch dieses Gefühl, als sie sich an diesen Night-Jungen geklammert hatte, dieses Vertrauen in ihn während sie sich geweigert hatte auch nur ein Wort mit mir zu sprechen.

„Night?“ wisperte ich leise, wollte sie nicht wecken

Erschrocken fuhr er hoch „Mr. Venatori?“

„Anastasia- Sie scheint dich gut zu kennen?“

„Ja Sir… zunächst aus der Schule, dann haben wir uns angefreundet.“ Sie kannten sich also tatsächlich besser - dann kam mir die Frage in den Sinn wie Nahe sie sich tatsächlich waren…

„Wie ist ist sie so?“ zunächst irritiert ihn diese Frage.

„Sie ist unglaublich lieb, wir lachen oft zusammen, und sie liebt ihre Eltern über alles“ als er begriff was soeben gesagt hatte, verstummte er. Doch auch wenn es mir einen Stich versetzte, war ich froh dass sie ein gutes Verhältnis zu ihren hatte und glücklich gewesen war. Sie hatten die  richtigen ausgewählt. Aber ein eigenartiger Zufall war es schon, dass ausgerechnet er sie kannte. Moment-wenn er sie kannte, dann ja wohl auch ihre Eltern… „Warum hast du nicht gesagt dass du die Woodlands kennst?“
„Mir waren nur die Decknamen bekannt…“ gab er zu

„Und was war mit den Bildern?“ hakte ich nach.

„Wenn es ihnen aufgefallen ist, ich wurde aus der Mission weitergehst herausgehalten, dabei bin ich ein vollwertiges Mitglied der Gilde!“
„Du bist noch jung und musst dir den Respekt noch verdienen… aber wenn wir dich einbezogen hätten, wäre vielleicht vieles anders gekommen.“ bedachte ich. Mit so einer unerwarteten Entwicklung hatte aber auch niemand gerechnet. Ich musste dringend mehr über den Jungen herausfinde ob er wirklich ein guter Umgang für sie war!

„Wir sind gleich da, ich möchte dass du einen Moment im Wagen bleibst, meine Frau weiß noch nicht dass wir sie gefunden haben, ich möchte sie erst einmal darauf vorbereiten.“

Er nickte „ich werde sie nicht aus den Augen lassen“, ich sah ihm die Erschöpfung bereits an, auch für ihn war der heutige Tag ziemlich anstrengend gewesen, doch ich spürte sein Pflichtbewusstsein. Wir fuhren durch das Tor und ich entdecke meine Liebe. Schell parkte ich den Wagen und kam auf sie zu. „James, was ist hier los? Erst bekomme ich deine Nachricht dass du plötzlich weg musstest und jetzt deine kryptische Anweisung…“ „Ich habe sie gefunden“ eröffnete sich, wusste nicht, wie ich es anders hätte sagen sollen. „Ich habe unsere Tochter“ wiederholte ich nochmal und Unglaube breitet sich auf dem Gesicht meiner Frau aus. Angst, Liebe, Freude und Verwirrung. Nich  einmal ich wusste wie sehr die darunter gelitten hatte… Also nahm ich sie sanft am Arm und zog sie Richtung Wagen. Warnend hielt ich den Finger vor den Mund während ich mit der anderen die Tür öffnete. Anastasia schlief noch immer. Beobachtet ihr erwartungsvollen freudigen Augen die dann plötzlich erstarrten- ich hätte ihr es nicht verübeln können. Unsere kleine Tochter in den Armen eines Kerls.

„sie…“ sie zitterte leicht „wer ist das?“

„das ist der Night-Junge, sie kennen sich“ mehr brauchte nich zu sagen, ebenso erstaunt wie ich am Anfang starrte sie die beiden an „Aber wie ist das möglich?“ zuckte mit den schultern „ich weiß auch nicht, er hat erzählt dass sie sich aus der schule kennen“ 

Ich hielt die Wagentür auf, er stieg aus und nahm sie sanft auf seine Arme. Währenddessen schlief sie immer noch, doch gab leises seufzen von sich als er sie hoch hob, der Junge war wirklich kräftig für sein Alter.

„Lass sie runter , ich möchte mein Kind begrüßen!“ tränen standen ihr in den Augen.

„Ich glaube das ist keine gute Idee, es war alles ziemlich viel für sie. Sie sollten sie lieber schlafen lassen“ antwortet er leise

„Wer denkst du dass …“ sie spannte sich an- ich fürchtetet dass sie gleich an die Decken gehen würde, sie war es nicht gewöhnt, das man widersprach und schon gar nicht…. naja es war für alle eine eigenartige Situation.

„Der einzige Freund, der ihr noch geblieben ist!“ antwortete er etwas lauter.

„Bring sie in ihr Zimmer, aber dann verschwinde!“ wies ich ihn knapp an.

Er nickte mir zu und ging dann. Er bekam gar nicht mit wie er von den Anderen begafft wurde, war seine ganze Aufmerksamkeit doch auf auf das zarte Wesen in seinen Armen gerichtet.

„Aber…“ setzte Allie an, doch ich unterbrach sie und nahm ihre Hand „er hat Recht, sie sollte das alles erstmal verarbeiten.. morgen könnt ihr euch ganz in Ruhe kennen lernen“

„Aber ich will sie doch nur begrüßen, bin doch ihre Mütter…“

„Trotzdem kennt sie dich nicht…wir sollten es langsam angehen lassen, sonst verschrecken wir sie völlig.“

„Und was ist mit diesem….“ ihre Miene verzog sich frustriert.
„Sie vertraut ihm und das ist im Moment das Wichtigste, auch wenn mir das genauso wenig gefällt wie dir… aber ich muss rausfinden, was da zwischen ihnen ist“
„Du denkst do nicht..“ erstarrt sah sie mich an. Sie war ihr kleines Baby und dann…„Unser kleines Mädchen ist 17… was denkst du“

das war zu viel uns sie brach in tränen aus

„Schhh, meine Liebe…"versuchte ich sie zu trösten. „das war für uns alle ein harter Tag.“

 

 

***

Müde blinzelte ich zwischen meinen Augenliedern hervor. Ich spürte die rhythmische Bewegung seiner Schritte, er schien sie mühelos zu tragen, als würde sie nichts wiegen...wann war er denn so stark geworden?

 Verschwommen konnte ich eine Halle ausmachen, durch die Fenster an den hohen Wänden lichtdurchflutet, das Hallen der Schritte und leises Tuscheln von Leuten, doch genaueres erkannte ich nicht. Ich war nur so entsetzliche müde.

Irgendwann blieb Malcom stehen und setzte mich, oder vielmehr legte mich ab, denn ich fiel wie ein Sack nasser Kartoffeln auf dem weichen Bett zusammen. 

Wir waren in einem Zimmer, dicke Gardinen hielten das noch starke Tageslicht weitestgehend ab und so erkennte ich nicht viel, das Bett in dem ich lag, ein Schrank und eine Kommode, ein Tisch und 2 Stühle. Malcolm machte sich währenddessen daran mir erst Schuhe und dann Jacke und Hose auszuziehen, dann deckte er mich sorgfältig zu.

„Gute Nacht Ani“ er löschte beim gehen das Licht und mit einem Mal war ich hell wach, mein Herz hämmerte - er konnte mich doch nicht allein lassen!

Ich fühlt mich so einsam und verlassen. „Bitte geh nicht, ich will nicht alleine sein…“ bat ich ihn.

„Tut mir leid, aber das war quasi ein Befehl…“ 

„Aber ich kann nicht schlafen… „ flehte ich. „Du schaffst das schon“aufmunternd lächelte er mich an. „Bitte“ ich sah ihn mit großem Augen an, legte so viel Flehen hinein, dass er doch gar nicht anders konnte- ich sah ihm das innere Ringen an. Doch dann schloss er die Augen und ich wusste, ich hatte verloren.

„Es tut mir so leid, ich MUSS gehen. Aber morgen bin ich wieder da, versprochen!“ 

und so ließ er mich alleine. 

Als er die Tür schloss hatte das Gefühl, als würde alles über mich hereinbrechen… es war so surreal jetzt hier in diesem riesigen weichen Bett zu liegen und einem fremden Zimmer an einem so merkwürdigen und beängstigenden Gebäude- wo zur Hölle war ich hier gelandet? Ich strich über die Kette an meinem Hals, das Medaillon hatte ich seit meinem Geburtstag kein einziges Mal abgelegt. Es bei mir zu wissen und somit zumindest ein kleines Stück von meinen Eltern bei mir zu haben, beruhigte mich ein wenig. Aber ich wollte nicht schlafen, wollte nicht in diesem Zimmer bleiben - ich würde Malcolm suchen gehen. Also zog ich eilig meine Hose an und schlich hinaus. Mir wurde klar, dass ich wohl am unauffälligsten war, wenn ich mich ganz normal verhielt, sprich als wäre ich hier zuhause. Doch wie sollte ich herausfinden in welchem dieser Zimmer Malcolm schlief? ich konnte ja schlecht überall klopfen oder einfach so hineinspazieren...

Ich hörte Stimmen und erschrak, wenn mich einer erwischte?… doch dann dachte ich mir, vielleicht war genau das sogar meine Chance?

Ich ging so cool wie möglich (mein Herz schlug bis zum Hals aber das mussten die ja nicht wissen) auf einen der Typen zu „Hey, kannst du mir sagen, wo ich Malcom Night finde?“

Er schaute mich an erst erstaunt dann, schlich sich ein breites grinsen in sein Gesicht.

„Na klar Kleine, Zimmer 14 im 2. Stock“

„Ah okay, danke“, ich lächelte ihm dankbar zu und wollte schon loslaufen, da hielt er mich am Arm fest. 

„Hey warte“ ich drehte mich um und schaute in das grinsende  Gesicht des Jungen, der auch nicht viel älter sein mochte als ich und zudem ein wenig angetrunken war. Der Geruch war unverkennbar. Erschrocken wollte ich zurückweichen, doch er hielt mich mit fester Hand, hatte er mich erkannt? War  ich aufgeflogen?

„Und du bist ganz sicher dass du nicht lieber zu mir willst?“ wieder dieses obszöne Grinsen.

Ich konnte ihn nur anstarren, während ich merkte wie mein Kopf so langsam dem Farbton einer Tomate glich.

„Nein Danke, ich muss jetzt gehen“. Als er mich nun doch endlich los lies, ging ich dann  so schnell es nur möglich war ohne wie ein verängstigtes Reh zu wirken, davor.

Am Ende des Ganges entdeckte ich eine Treppe und stieg vorsichtig hinauf. Zu meinem e

Entsetzten quietschte jede einzelne Stufe so laut in die Nacht, dass ich befürchtete jeder würde wach werden- doch nichts geschah.

Leise schlich ich den dunklen Gang entlang, der nur spärlich von den Lichtern der Nacht beleuchtet wurde.

Die Zimmernummern waren auf alten eisernen Anschlägen eingebracht und wie eigentlich alles in diesem Gebäude wirkten sie sehr alt, fast antik. Wo um alles in der Welt war ich hier gelandet? Hatten meine Eltern Recht- war ich hier im Herz einer Sekte gelandet? Aber was war mit Malcom? Fragen über Frage; und ich spürte die aufkommende Panik in mir- Nein damit wollte ich mich jetzt nicht beschäftigen! Ich wollte zu Malcom, ihm vertraute ich.

Endlich fand ich die Türe, die Ziffer 14 war in schwarzen Ziffern eingeschlagen, die wohl ähnlich alt war wie der Türgriff, den ich leise öffnete.

Auch hier konnte ich nur leichte Schemen ausmachen, das Zimmer , welches ähnlich aufgebaut war wie meines und auf dem Bett eine allzu vertraute Gestalt, groß und stark. Als ich näher trat erkannte ich die feinen Züge seines Gesichts, die schwarzen Strähnen die ihm unordentlich im Gesicht hingen. Ich wusste nicht wie lange ich da stand und einfach nur glücklich war, ihn endlich wieder zu haben, erst jetzt bemerkte, wie unglaublich ich ihn vermisst hatte diese Ruhe genoss, den Frieden, den er ausstrahlte und auf einmal konnte ich ihn nicht mehr wecken .

Vorsichtig kam ich näher und legte mich so sanft ich konnte Ihnen neben ihn, kuschelte mich an seinen Rücken. Entspannt schloss ich die Augen, sog seinen vertrauten Geruch ein und genoss die Wärme und die Geborgenheit, die von ihm ausging.

 

4. Die Gilde

 

„Aufwachen!“ schrie jemand während lautstark gegen die Tür geklopft wurde. Schlagartig war ich wach. Spürte das warme Etwas neben mir im Bett auf meinem Arm— Malcom. Der sich nun auch bewegte und grummeln von sich gab. Der Störenfried war inzwischen eingetreten, ich kann ihn jedoch nicht sehen, da ich an Malcoms Rücken liege und aufstehen ging wegen meines eingeklemmten Armes auch nicht 

„Alarm die kleine Venatori ist weg!“rief er uns entgegen. Wie von der Tarantel gesprochen sprang er aus dem Bett. Doch durch das fehlende Gewicht auf der Matratze und meine plötzliche Armfreiheit fiel ich mit einem ordentlichen Plumps auf den Fußboden, jetzt hatte ich volle Aufmerksamkeit. Als sie mich unverhohlen anstarrten wurde ich rot… der Neue, der mich nun offensichtlich erkannte, staunte nicht schlecht

„Aber…“ stotterte er sichtlich verwirrt.

„Ehh.. hi!“ gab ich peinlich berührt von mir.

„Ani?!?“ auch Malcom schien seinen Augen nicht ganz zu trauen

„Tut mir leid, ich konnte nicht schlafen..“ schuldig blickte ich zu Boden.
„Komm ich helfe dir erstmal hoch“ er bot mir den Arm, den ich dankbar ergriff.
„Ich gebe Entwarnung…“ dann war der Typ auch schon weg.

„Was machst du denn hier?“
„Wie gesagt, ich konnte nicht schlafen das war alles so seltsam… also bin ich in der Nacht raus und habe mich auf die Suche nach deinem Zimmer gemacht“ hilflos zuckte ich mit den Achseln.
und schaute ihn traurig an „Komm her Kleine…“
Normalerweise hasste ich es, wenn er mich so nannte und rächte mich in Form von Kniffen, Kitzelfolter oder ähnlichem, doch diesmal ließ ich ihn gewähren während er mich in seine Arme zog. Erneut wurde die Tür geöffnet und ich dachte es wäre der nächste Typ um Alarm zu schlagen, doch es war wider dieser Typ von vorhin. Dieses Mal wurde er begleitet von einem Mann den ich wage als meinen möglichen Vater einordnen konnte und einer Frau begleitet, die verblüffende Ähnlichkeit mit mir hatte.

„Wie mir soeben berichtet wurde, hat man meine Tochter in ihren Gemächern vorgefunden, Malcolm Night. Sie haben sich nicht an Anweisungen gehalten, dieses Fehlverhalten wir seine Konsequenzen haben.“ sagte er stank und Malcolm senke, ich konnte es nicht verstehen schuldbewusst seinen Kopf. Dabei hatte er doch nichts getan -sie durften ihn nicht betrafen!

„Nein!“ entfuhr es mir. Ich stellte mich schützend vor ihn „Er kann nichts gemacht! Ich bin heute nacht zu ihm“ ich hörte ein ersticktes Husten, beachtete es jedoch nicht weiter.

„Malcom wusste nichts, er hat erst gerade eben bemerkt dass ich da war, als ich aus dem Bett gefallen bin. Der Mann da kann es bezeugen!“ beschwor ich den Störenfried, der bei seiner Erwähnung ein wenig zusammenzuckte. „Stimmt das Konstantin?“ „Ja er war ja fast noch erstaunter als ich, als sie hinter ihm auf den Boden plumpste…“ bei der Erinnerung an dieses Malheur schmerzte mein Po immer noch, ich war ziemlich unsanft gefallen.

„Trotzdem wird die Sache noch ein Nachspiel haben! Und du junges Fräulein kommst erstmal mit!“
Ich schaute flehend zu Malcom, er sollte mich nicht schon wieder alleine lassen, doch er nickte zustimmend „Sonst gibt es noch mehr Schiwierigkeiten“
Also ließ ich seine Hand los und folgte ihnen.

Meine „Eltern“ führten mich in einen Raum der eher wie Besprechungszimmer, als Wohnzimmer wirkte. Ein großer Runder Tisch mit etwa 40 Stühlen, zur Rechten ging es dann zu einer Sitzgruppe und einem alten Kaminofen. Es wirkte alles ein wenig wie in diesen alten Schlössern. Wo war ich denn hier gelandet? Sie boten mir einen Platz an und setzten sich mir gegenüber auf das Doppelsofa. 

„Möchtest du etwas trinken?“ fragte Frau jetzt netter, doch ich schüttelte die Kopf. Eigentlich hatte ich eine bessere Erziehung genossen doch sie hatten meinem Freund gedroht - und das ging gar nicht. So dumm es auch klingen musste, jetzt war ich beleidigt.

„Du musst sicher viele Fragen haben“

Wieder konnte ich nur den Kopf schütteln. Mein Kopf war leer und gleichzeitig überschlugen sich meine Gedanken glichen einem Wirbelsturm. 

„In Ordnung, also nochmal mein Name ist James, und das ist meine Frau Allie, deine Mutter.“ mit einer Hand wies er auf die zierliche Frau neben ihm, dich mich unsicher musterte. War diese Situation für sie genauso seltsam wie für mich? Ich musterte sie ebenfalls, die Frau, die mich zur Welt gebracht hatte. Zierlich, eine schmales Gestalt von blonden Locken umgeben. Meine Haare hatte ich wohl offensichtlich nicht von ihr geerbt, doch ihre Gesicht… es lag eine Ähnlichkeit darin die ich nicht leugnen konnte, wäre sie ein paar Jahre Jünger, wir hätten Schwestern sein können.   Ich lächelte unbeholfen, unsicher wie ich mich nun verhalten sollte. „Wir erwarten nicht, dass du uns jetzt Mum und Dad nennst aber wir würden dich gerne näher kennenlernen.“ ein vorsichtiges Lächeln schlich sich nun auch auf ihr Gesicht. 

Ich starrte sie weiter stumm an, konnte es immer noch nicht fassen dass diese beiden Menschen hier vor mir saßen, die mich meinen, wie ich dachte leiblichen Eltern entrissen haben tatsächlich meine Eltern sein sollten. Natürlich, eine Ähnlichkeit war unverkennbar und doch sträubte sich mein Gehirn diese Tatsache zu akzeptieren, dass dieser Mann mit den selben Blauen Augen und nicht Marcus mein Vater sein sollte. Er, der mich Zeit meines Lebens beschützt und getröstet hatte, mein großer Held gewesen war und Alice, meine liebevolle Mutter.., wie sollte ich es nur schaffen mich hierauf einzulassen, das alles hinter mir zu lassen?

„Du musst bestimmt viele Fragen haben“ sprach die Frau, Allie. Ihre Stimme war unsicher, leise.

„Warum?“ fragte ich nur.

„Ich..wir verstehen nicht ganz…“ irritiert blickte er mich an. Ich hatte mich ja mal wieder selten dämlich ausgedrückt

„Ich meine, warum das ganze? Warum habt ihr mich weggegeben, warum habt ihr euch all die Jahre einen scheiß gekümmert und warum seid ihr ausgerechnet jetzt in mein Leben geplatzt habt alles zerstört und genommen was mir wichtig war? Warum sitze ich jetzt hier?“

bestürzt sahen sie mich an und ich bemerkte die Tränen die sich in den Augen der Frau sammelten. 

„Es.. tut mir leid“ bedrückt sah ich sie an, es war in diesem Moment einfach alle saus mir hinaus geplatzt.

„Nein, es ist in Ordnung“ schniefte sie und zwang sich ein lächeln ab.

„Es tut uns leid, so wie das alles gekommen ist haben wir es nie gewollt. Wie ich schon versucht habe zu erklären haben wir uns damals dazu entschieden, weil wir keine andere Wahl hatten. Durch unsere Tätigkeit sind wir in das Visier von schlimmen Leuten gelandet. Wir wollten dich dieser Gefahr nicht aussetzen und haben dich deshalb zu den Woodland gegeben. Und bevor du fragst, wir wollten jegliche Spur verwischen, nicht die kleinste Verbindung zu uns zu erkennen geben. SO warst du all die Jahre in Sicherheit. Doch nun, eigentlich zu deinem 16. Geburtstag wollten wir Kontakt aufnehmen, dich zu uns holen doch die Woodland waren nicht aufzufinden.  

Genau ein Jahr später hatten wir endlich eine Spur, in …..“ ich erinnerte mich noch wage an die gruseligen Verfolger, der Moment in dem sich alles verändert hatte. „Doch kurz darauf wart ihr wieder verschwunden. Diese schwachsinnige Flucht hat uns fast um den Verstand gebracht - ihr wart wie vom Erdboden verschlickt“
„Sie haben doch nur versucht mich zu beschützen, schließlich habt ihr ihnen damals erzählt, dass ihr Mitglieder einer Sekte seid und sie mich töten wollte“ unterbrach ich ih, in dem Wissen dass es unhöflich war, doch dass er meine Eltern niedermachte, ließ ich nicht zu. Erstaunt blickte der James seine Frau an und irgendetwas sagte mir, dass diese Geschichte nicht auf seinem Mist gewachsen war.

„Ich.. mir ist damals nichts anderes eingefallen und so konnte eich sicher sein, dass sie niemandem etwas sagen würden.“ gab sie entschuldigend von sich, doch das konnte das Geschehene auch nicht wieder rückgängig machen. 

„Jedenfalls“ begann James erneut und kratzte sich nachdenklich den Kopf „wäre es eigentlich mit 16 Jahren soweit gewesen, dass du in die Gesellschaft der Gilde eingeführt wirst und deinen rechtmäßigen Platz als letzte Erbin der Venatorus einnimmst.“

Gilde? Erbin? Was zur Hölle war den nun los? bis gerade eben härte sich alles noch ganz logisch an doch jetzt… das klang definitiv nicht nach einer Geheimorganisation.

„Was ist die Gilde und warum Erbe, ich dachte ihr seid eine Geheimorganisation? Sol ich jetzt etwa auch so etwas wie eine Geheimagentin werden?“ fragt ich verwirrt und blickte zwischen den Beiden hin und her. War ich vielleicht doch in einer Sekte gelandet, die sogar schon über ganze Generationen bestand?

„Das dürfen wir dir im Moment noch nicht sagen. Wir verstehen, dass das Ganze nich einfach und neu für dich ist, aber es wird sich alles klären!“

„Warum sagt das ständig jeder? Niemand sagt mir was hier wirklich los ist“ antwortet ich gereizt, denn es stimmte. Bisher hatte ich nur sehr vage Informationen bekommen, wenn mir überhaupt jemand antwortete.

„Nachher ist deine Einführung, dort wird dir alles genau erklärt“ versuchte Allie mich zu vertrösten. Doch genau das war es, was ich nicht mehr länger wollte.

„Nein! Ich will verdammt noch mal wissen, was hier gespielt wird! Warum ich hier bin und nicht bei meinen Eltern…“ ich verstummte. Ich sah den Schmerz in ihren Augen. Fragend sahen sie sich an, dann gab sich der Mann einen Ruck und nickte geschlagen „Also gut, du hat wahrscheinlich schon gehört dass Venatori unser Familienname ist, und du bist der letzte lebende Nachkommen, abgesehen von uns bist. Diese Familie besteht schon seit vielen Hundert Jahren, ebenso wie die Gilde. Es gab… es war sicherer für dich weit weg von alledem aufzuwachsen.“
„Aber was ist das hier?“ hakte ich nach, ich war so weit gekommen - ich wollte endlich die Wahrheit und zwar ganz!
„Wir Venatorus sind eine der 5 Familien des Hohen Rates, auch du wirst mit deinem 18. Lebensjahr ein vollwertiges Mitglied sein. Zusammen mit den anderen Familien bilden wir die Gilde, genauer gesagt die Gilde der Jäger.“ er verstummt für einen Augenblick, bis hierhin noch alles schön und gut, es erklärte jedoch immer noch nicht was sie hier taten. „Es wird ein Schock für dich sein, denn bisher kennst du sie nur aus Gruselgeschichten, doch sie sind real. Und unsere Gemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht sie, die Vampire zu töten, die ein erhebliche Gefahr für Menschen darstellen"
Die wollten mich doch verarsche! Einen Moment konnte ich sie nur fassungslos anstarren „Guter Witz aber jetzt bitte die Wahrheit!“ sie schauten mich jedoch ernst an, als würden sie tatxsähclin meinen was sie sagten, oh Gott ich musste hier raus!

Bevor sie etwas sagen oder dagegen tun konnten, war ich bereits aus dem Raum gestürmt und irrte nun orientierungslos n diesem verflucht großen Ding, das sich Gebäude schimpfte herum.  

Ich war hier doch tatsächlich in einer Sekte gelandet! Das konnten nur Verrückte sein, auch wenn sie vielleicht tatsächlich meine leiblichen Eltern waren. Irgendwie musste ich den Ausgang finden und dann so schnell wie möglich hier verschwinden

„Ani?“ Mist - wie ertappt blickte ich mich um bis ich unter einem dieser riesigen Torbogen Malcolm entdeckte. „Malcom?!“ fragte ich nach einer kurzen Schrecksekunde. Er kam freude Strahlend auf mich zu, doch ich haderte mit mir - ich sollte hier verschiedenen, denn er gehörte, auch wenn ich mir nicht vorstellen könnte  wie und weshalb, auch zu diesem irren Verein. Und entgegen meiner Vernunft blieb ich stehen bis er direkt vor mir stand.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“ 

„Ja. Nein… also ich bin hier in einem Haufen Verrückte gelandet und… Gott was mache ich, du bist wahrscheinlich aus einer von Ihnen…“ Neben der Sorgen tat nun auch Verwirrung in seinen Blick. „Was ist denn passiert?“, wollte er von mir wissen und tätschelte mir tröstend die Schulter.

Okay, bestimmt hielt er das für genauso verrückt wie ich. Ich meine Vampire!!! Das war so unrealistisch wie Edward Cullen der plötzlich vor mir stand. „Die wollten mir doch tatsächlich weismachen, dass… ich kann selber nicht glauben…“ So langsam hielt ich mich sogar schon selbst für verrückt - war das vielleicht doch nur ein seehr absurder Traum der einfach nicht enden wollte?

„Also jetzt erzähl in aller Ruhe was passiert ist!“ Malcom zog mich sanft Richtung Fenster an dessen unterer Kante ein breiter Sims angebracht war. Er blickte mir auffordernd in die Augen als er mich vorsichtig darauf drückte. „Also nachdem sie mich von dir weggebracht haben, sind wir in so einen Raum gegangen und haben geredet… James, also mein Vater…das ist dich krass…jedenfalls hat mir erzählt dass das hier eine Gilde ist und dass sie alle so eine Art Vampirjäger sind! Sie sind ernsthaft der Meinung dass es sie wirklich gibt!!!“ ich hatte das Gefühl das einfach nur alles mögliche aus mir hinaufgesprudelt kam, doch Malcolm nickte nur verstehend und hörte aufmerksam zu. „Vampire, Malcom! Hörst du Vampire!!! Diese Blutsauger die in der Sonne glitzern und blutrünstig unschuldige Menschen aussaugen“

„Okay also….“ er wirkte unsicher, als ob er das was er sagen wollte tatsächlich aussprechen sollte "So unfassbar es sich anhört…aber sie haben die Wahrheit gesagt“ geschockt starrte ich ihn an

„Du willst mich doch nur auf den Arm nehmen, verarschen kann ich mich selber“ schnauzte ich ihn an. „Habe ich dich jemals angelogen?“ fragte er ernst. Ich musste nicht einmal überlegen, nein auch nicht ein einziges mal hatte er mich belogen oder meine Vertrauen missbraucht.

„Nein aber… das sind doch nur Gruselgeschichten.“ meinte ich.

Er schien einen Moment zu überlegen, dann griff er meine Arm und zog mich mit sich. „Wenn du mir nicht glaubst, bleibt mir nichts anderes übrig als es dir zu beweisen“ 

„Malcom, wo gehen wir hin?“ fragte ich entsetzt. In die Katakomben, dort halten wir die gefangenen Vampire fest“. Das war doch nicht sein ernst oder? Wir liefen durch einige Gänge bis wir vor eine große Metalltüre kamen vor der einige Männer in Schwarzer Montur und mit Messern und Pistolen bewaffnet standen. 

„Dad, wir müssen einmal nach unten, ich muss Anastasia einen unserer Anschauungsobjekte zeigen“ wand sich Malcolm an einen der Männer, ich staunte nicht schlecht als er ihn als Vater ansprach, und doch erkannte man die Familienähnlichkeit. Der sah erst seine Sohn und dann erstaunt zu mir „Miss Venatori?“ ich nickte „Mein Name ist Justin Night, es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen!“

„Ehm, mich freut es ebenfalls, Mr Night“ gab ich zurück und musterte den Mann, den ich etwa Anfang 50 schätzte. Nun traten auch die anderen beiden Männer zu uns und stellten sich vor 

„Miss Venatori, wenn wir uns vorstellen dürften, ich bin Alexander Belikov und das ist Angelo Castelli“ freundlich gab ich ihnen die Hand, wunderte mich jedoch ein wenig über die viele Aufmerksamkeit. Der andere mit dem Namen Belikov kam mir irgendwie bekannt vor, groß muskulös und etwas längere braune Haare, die von einem lockeren Zopf im Nacken zusammengehalten wurden.

Malcom bemerkte meinen Blick „Mr Belikov auch Lex genannt war bei deiner „Einfangaktion“ auch mit dabei“ Ach so, erstaunt blickte ich in das verschmitzt Gesicht mit den braunen Augen „Ihr habt uns ganz schön auf Trab gehalten kleine Lady!“

Ich spürte, wie sie die Röte sich in mein Gesicht schlich und ich blickte peinlich berührt zu Boden.

„Auch keine Sorge, das ist unser Job und wir haben dich ja schlussendlich auch gefunden.“ er zuckte locker mit den Schultern und Schute dann auf meinen Begleiter „Und er kleine Night, hat sich wacker geschlagen. Soso und ihr wollt jetzt nach unten zu den blutrünstigen Monstern? Willst deine kleine Freundin wohl ein bisschen beeindrucken?“ zwinkerte er Malcolm zu.

„Nein, sie ist nicht…“ abwehrend hob er die Hände. „Sicher! Na dann will ich euch beide mal nicht zurückhalten, geht nur nicht zu nah ran, sonst reist dir der Chef noch den Kopf ab!“ warnte er noch dann trat re ein wenig zur Seite und öffnete uns die große Eisentür.

Wir stiegen langsam die großen Steintreppen hinunter bis wir in einen großen Raum kamen, er wirkte wie eine Art Vorraum denn auf der Rechten Seite gab es eine Art Rezeption mit einer ebenfalls dunkel gekleideten Frau, die Haare streng nach oben gebunden. Sie nickte uns nur zu während wir lach links in eine der Gänge weitergingen und schließlich an eine weitere Eisentür gelangten. Auch hier stand ein Mann in selber Montur - sollte das so etwas wie eine Dienstkleidung darstellen?

„Wie lange?“ grummelte der Mann unfreundlich. Der verschwendetet auch keine Zeit mit unnötigen

Worten. „Nicht lange, vielleicht 10 - 15 Minuten“ antwortet Malcolm und der Typ brummte erneut. Dann trat er einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür. Dahinter war es hell erleuchtet und wirkte nicht mehr wie ein mittelalterliches Gefängnis, eher wie ein Labor und an den Seiten des Ganges waren mehrere Zellen mit dickem Glas und Gitterstäben angelegt. Malcolm zog mich an der Hand hinter sich weiter bis wir mitten in diesem Raum standen. Am anderen Ende saß ein Mann, dieses mal in hellem Kittel und über einige Computer gebeugt und nickte uns Geistes abwesend zu.  

Ich wurde weiter geführt bis wir vor einer der Zellen zum stehen kamen. Ich erschrak, als ich darin einen Frau in zerfetzen Kleidern entdeckte. Neugierig und misstrauisch beäugte sie mich, kam näher und schön etwas zu sagen, doch die Zellen waren scheinbar Schall isoliert.

Sie wirkte heruntergekommen, verwirrt und der glasige Blick ihrer Augen machte es immer noch nicht besser. 

„Entschuldigen sie Professor Partell, wann hat sie zuletzt Blut bekommen?“ 

Der Mann im weißen Kittel sah auf „Ist etwa 7 Tage her - es wird also langsam wieder Zeit. Möchten sie sich gerne ansehen wie sie trinkt?“ 

Die Situation war immer noch mehr als seltsam. Für sie alle schien diese Frau ein Vampir zu sein und dies wiederum eine völlig normale Tatsache.

„Ich nicht, nur meine Begleitung hat dieses „Schauspiel“ bisher noch nie miterlebt“

„Ohh“ erstaunt blickte er mich an „Na dann werden wir das doch ändern, ich kann mich kaum noch daran erinnern wann ich das das erste Mal gesehen habe…Aber schön wenn der Wissensdurst geweckt wurde“ er kicherte offenbar über etwas- hatte er etwa einen Wortwitz gemacht ohne dass ich es mitbekommen hatte? Er kam auf uns zu und gab etwas in die kleine elektronische Tafel an der Front der Zelle ein. Ein piepsen und ein kleines rotes Licht blinkte auf. Wie verwandelt spann die Frau auf und starrte gespannt auf einen Punkt im Boden. Erst verstand ich nicht doch dann kam öffnete sich eine Luke im Boden und ein kleiner roter Beutel trat zum Vorschein, geschützt von einer gläsernen Kuppel. Die Frau wurde immer wilder, kratzte und schlug wie wild auf das Glas, doch es hielt stand. Dieser irre Blick in ihren Augen, ich klammerte mich an Malcoms Arm.

Ich hätte sie für eine einfache Verrückte halten können, entblößte sie nicht ihre langen Fangzähne, und funkelte uns wütend an. Ihre glasigen Augen hatten ein rotes, pulsierendes Funkeln angenommen und wirkten nun klar, fokussiert. Die kleine Glaskuppel öffnete sich und sie stürzte sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf das kleine Rote Päckchen- ein Blutbeutel wie ich nun erkannte und schlug mit ihren Fängen hinein, dass das Blut nur so floss. Oh Gott, das konnte nicht wahr sein, das war nicht möglich! Mein Hirn weigerte sich, das zu akzeptieren, das konnte nur Simulation sein, ein Horrorfilm, ein schlechter Witz!

„Ani? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Nein es war nichts in Ordnung, ich dachte ich wäre in einer verdammten Sekte gelandet was ja schon schlimm genug gewesen wäre, doch nein- hie wurde gerade mein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt. Ich schlang meine Arme um seine Mitte und konnte zunächst nur Schluchzten.

„Ani?“ Panik schwang in seiner Stimme. „Es.. es ist wahr, sie hatten Recht!“ stieß ich hervor.

„Ich weiß dass das jetzt ein Schock war aber du wolltest nicht glauben, es tut mir leid!“

ich hatte mich wieder einigermaßen gefangen und wischte mir nun mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht

„Schon ok, ich glaube das musste sein, hätte ich es nicht gesehen, hätte ich es nicht geglaubt…Aber können wir hier wieder weg?“ presste ich hervor „Natürlich“ an dem Professor gewandt sagte er dann noch „Vielen Dank, aber ich glaube das war doch ein bisschen viel…Einen schönen Tag noch!“ „Ach du Schreck, passen sie gut auf die Dame auf, Junge“ dann wand er sich wieder seiner Arbeit zu. 

Malcom führte mich auf dem selben Weg zurück in die Vorkammer und als sich die Eisentür hinter uns Schloss hatte ich das Gefühl als würde ein Gewicht von mir abfallen. „Malcom“ begann ich zögerlich „wie ist das möglich? Wie können sie existieren und warum weiß niemand etwas davon?“

„Das ist eine sehr lange Geschichte, doch ich denke mal zusammengefasst könnte man sagen es gab sie schon immer beziehungsweise genauso lange wie die Menschen, vermutet man. Sie trinken menschliches Blut und sind in ihren Sinnen und körperlichen Verfassung den Menschen überlegen. Dass bisher niemand von hier Existzes weiß ist so zu erklären, dass weit mehr Menschen davon wissen als du glaubst, es wurde bisher jedoch erfolgreich vor der großen Masse im Verborgenen gehalten. Doch du kennst die Gruselgeschichten, es gibt und gab immer Menschen die von ihrer Existenz wissen und wissen, die sie gesehen haben. Wir, also die Jäger der Gilde sind also Vampirjäger die diese Wesen finden und töten. Zu diesem Zweck werden wir und wirst auch du ausgebildet werden.“

Das musste ich mir erstmal durch den Kopf gehen lassen. Es klang so absurd und doch irgendwie auch logisch. 

Inzwischen waren wir bei der oberen Tür angekommen und wurden von Malcoms Vater und den anderen beiden Männern begrüßt.

„Na wie war der Ausflug, Prinzessin?“ fragte dieser Alexander wieder, er mochte Mitte 20 sein und so beschloss ich einfach ihn zu duzen. „Sehr aufschlussreich“ fasste ich meine Erfahrung da unten zusammen. „Sie hat gesehen wie eine von Ihnen getrunken hat.“ kommentierte Malcolm bedeutungsvoll und der andere zog eine Braue in die Höhe „Oh was für eine Ehre, das bekommt man nicht oft zu Gesicht“ bei der Erinnerung daran lief es mir immer noch kalt den Rücken hinunter und ich kalte mich wie schon vorhin an Malcolm Arm. 

„Ich glaube ich bringe dich jetzt am besten auf dein Zimmer“ meinte er sanft und ich nickte ihm zustimmend zu. 

„Auf wiedersehen!“ verabschiede ich mich von den drei Herren. 

„Ciao, kleine Lady“ zwinkerte Alex mir zu. „Es freut uns ihre Bekanntschaft gemacht zu haben Miss Venatori“ verabschiedet sich auch die anderen beiden. Als wir außer Hörweite waren, wendete ich mich zu Malcolm „Sag mal, warum sind die alle so nett und höflich zu mir? Die denen mich doch gar nicht…“ Malcom musste lachen „Oh natürlich kennen sie dich“ verständnislos sah ich ihn an, was sollte denn das bedeuten? „Es hat gestern Abend für reichlich Gerüchte gesorgt als wir der angekommen sind und spätestens nachdem du heute morgen verschwunden warst, war es offiziell. Die Venatori haben eine Tochter“ 

Das klang zwar einleuchtend aber warum interessierte sie das so sehr? „Aber hier leben doch so viele Leute, ob eine Familie ein Kind mehr oder weniger hat… was bedeutet das schon?“

Malcom bedachte mich mit einem seltsamen Blick „Du scheinst dir Diener Position nicht bewusst zu sein, du bist die lebenden Erbin der Blutlinie. Vielleicht hast du Schin von dem Hohen Rat gehört? Dieser besteht aus den 5 alten Blutlinien, die schon seit Jahrhunderten den Rat und somit die Gilde führen. In den Augen der Leuten hier bist du sozusagen eine Adlige, jemand mi Macht also bemühen sie sich einen guten Eindruck zu machen beziehungsweise es sich mit dir nicht zu verscherzen. Denn wer sich mit dem Rat anlegt…“ er redete nicht weiter sondern schaute mich nun an „Hat mich der eine vorhin deswegen Prinzessin genannt?“ jetzt musste er schmunzeln „Nein, Lex ist… sagen wir so er gut sehr wenig auf dieses elitäre Gehabe, er flirtet nur gerne mit hübschen Frauen“ jetzt musste ich auch lachen, ja das passte irgendwie zu dem Charmbolzen. 

Ich zögerte, denn noch eine Frage brannte mir auf der Zunge. „Du kennst die Venatori, richtig?“ hakte ich nach „Ja natürlich“ verwirrt schaute er mich an. „Wusstest du es? Wusstest du dass die Woodland nicht meine richtigen Eltern sind?“

Geschockt schaute er mich an „Das denkst du doch nicht ernsthaft oder? Hier wusste niemand von dir, geschweige denn deiner Identität. Ich war genauso geschockt wie du als ich dich dort auf der Wiese gesehen habe. Das musst du mir glauben!“, er sah mir eindringlich in die Augen, bis ich ihn anlächelte „Natürlich glaube ich dir!“, die Anspannung viel von ihm ab und er grinste. „Und wenn wir schon dabei sind, welche Fragen brenne dir noch auf der Zunge, Kleine?“

„Oh das hättest du nicht sagen sollen“ schadenfroh grünes ich ihn an, na da hatte er sich was eingebrockt „Ich würde gerne wissen, seit wann du hier bist, ob du das alles schon immer wusstet und warum du mir nie ein Sterbens Wort davon erzählt hast!“

„Okay, wo fang ich da am besten an und wehe du unterbrichst mich!“ warnte er mich mit gespielter strenge. „DU weißt ja dass ich bei meiner Mutter aufgewachsen bin, sie wusste von dem ganzen nichts, doch mein Vater- du hast ihn vorhin kenngelernt, ist auch ein Mitglied der Gilde. Ich habe immer wieder Kontakt zu ihm gehabt und auf seinen Wunsch auch Kampfsport trainiert. An meinem 16. Geburtstag wurde ich bei einer Zeremonie in die Gilde eingeführt. Für mich war das am Anfang ein genauso großer Schock wie für dich…Und von da an habe ich regelmäßig trainiert und Unterricht erhalten, bis ich die normale Schule abgeschlossen hatte. Meine berufliche Zukunft stand ja bereits fest und deswegen hatte ich auch nur noch so selten Zeit für dich. Erzählen durfte ich dir jedoch auch nichts, ich war durch einen Schwur daran gebunden und hätte ich es dir doch erzählt und jemand hätte das erfahren… sagen wir es wäre nicht gut für dich ausgegangen.“

er verzog schmerzvoll das Gesicht und ich verstand. Doch dann erstarrte er. Ich folgte seinem Blick, wir waren inzwischen bei meinem Zimmer angekommen, doch vor der Tür standen, wie sollte es anders sein meine Erzeuger mit leicht angepisster Mine. 

„Hi“ sagte ich, unwissend was ich sonst hätte sagen sollen.

„Anastasia Venatori, was fällt dir ein einfach so zu verschwinden und dann ausgerechnet mit ihm in die Katakomben gehen???“ fuhr die Frau mich an.

Meine Augen werden groß, woher wussten sie das denn schon wieder? „Ich habe einen Moment für mich gebraucht und auch wenn es schwer zu glauben ist, ohne Beweis wollte und konnte ich dieses Schauer-Märchen nicht glauben!“ gab ich eben so sauer zurück.

„Und jetzt bist du überzeugt?“ fragend hob James eine Braune und taxierte mich.

„Ja!“ ich starrte zurück, hielt seinem Blick stand.

„Gut, dann solltest du dich jetzt beeilen, denn wie wir dir eigentlich mitteilen wollten, findet in einer halben Stunde die Zeremonie statt und du solltest dich noch ein wenig..frischmachen“

Ich sah an mir hinunter und verstand, hatte ich doch immer noch die selben Klamotten an, mit denen ich gestern hier angekommen war. „Und was soll ich bitteschön anziehen? Mehr als das habe ich doch gar nicht“ ich wies auf meine etwas verdreckten Klamotten. Genau genommen hatte ich gar nichts, abgesehen von dem was ich am eigenen Leib trug. Auf der Flucht hatte ich ja wohl kaum die Möglichkeit gehabt, einen Reisekoffer mit zu nehmen.

„Wir haben dir ein paar Dinge in dein Zimmer bringen lassen und deine Tasche, die du auf der Flucht dabei hattest, samt Inhalt.“ meldete sich nun auch Allie zu Wort. Ich konnte sie immer noch nicht einschätzen, meistens war sie nett so wie jetzt doch manchmal hatte ich auch ein wenig Angst vor ihr. Etwas brodelte da unter der Oberfläche und trat dann ohne Vorwarnung hervor.

„Oh Danke.“ stammelte ich. „Dann werde ich mich jetzt schnell duschen und umziehen“ 

Ohne eine Antwort abzuwarten schlupfte ich an ihnen vorbei in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Malcolm ließ ich, so leid es mir tat, einfach stehen.

 

***

 

„Und so nun zu dir Freundchen“ - ich merkte wie sich James vor dem Jungen aufbaute, kaum war sie, mein kleines großes Mädchen hinter der Tür verschwunden. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass sie nun hier war, dass dieses wunderschöne Mädchen, das ja eigentlich schon fast erwachsen war, ihr kleines Baby sein wollte. 

„Was in der Welt bringt sich dazu sie einfach nach unten zu bringen? Die Katakomben sind viel zu gefährlich! Es hätte sonst was passieren können“ herrschte er los und der Night-Junge wurde immer kleiner. Okay das hätte vielleicht nicht sein müssen, aber ich glaube dass es auch nicht der wirkliche Und ist warum er sich gerade so aufregt. Es war ihre Vertrautheit, ihre Nähe die sie zu uns nicht zuließ. Ich musste auch zugeben dass es ich störte, wie versaut die beiden waren, dass ich nicht wusste was dort tatsächlich zwischen den beiden lief. Waren sie zusammen? Hatten sie es schon getan? War Anastasia überhaupt noch Jungfrau? Die heutige Jungend war doch ganz anders wie wir heutzutage…

„Sie hat es nicht geglaubt - dass es Vampire gibt, dass wir hier keine verrückte Sekte sind. Deshalb habe ich es getan.“ antwortet er nüchtern. „Mit der Klasse waren wir bereits mehrmals unten, ich würde Ana niemals in Gefahr bringen“ 

„Und du kannst einschätzen ob die Situation gefährlich war? Wie viel Erfahrung als Türwächter hast du vorzuweisen? Wie viele Ausbrüche hast du miterlebt? Warum denkst du sind da zwei dicke Eisentüren?“

er sah betreten zu Boden und jetzt tat er mir auch irgendwie Leid. So einen Ausbruch hatte ich bei James nicht mehr erlebt seit ich ihm eröffnet hatte dass wir tatsächliche ein Tochter haben. Aber was dachte sich dieser Kerl denn auch? Brachte er unsere Tochter an ihrem ersten tag direkt an den gefährlichsten Ort der Gilde.

„Es tut mir Lied dass ich sie einfach so dort runter gebracht habe, ich werde es nicht wieder machen.“ „Das will ich doch hoffen. Sie ist nicht nur irgend ein Mädchen dass du beeindrucken kannst, sie ist eine Venatori und noch dazu die letzte. Wenn ihr auch nur irgendwas passiert…“

„Keine Sorge, ich werde sie mit meinem Leben beschützen, sollte es nötig sein!“ ich erschrak bei denen Worten, wie ihm das so leicht, ohne ein Zögern und doch vollkommen ernst über die Lippen ging. Er senkte leicht den Kopf, ein Zeichen der Ehrerbietung und zog dann ab. 

„Komm mein Lieber, wir sollten uns auch für die Zeremonie vorbereiten“ ich zog ihn sanft an der Schulter mit mir. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“ fragte er mich aus der Stille heraus. Ich musste lachten „Oh da verstehst du etwas grundsätzlich falsch. Ich selbst war nicht weniger aufgebracht als du, jedoch versuche ich mich zurück zu halten, denn du kennst mich, wenn ich in Fahrt komme…“ er grinste bei meinen Worten, ja er verstand. Ich wollte sie einfach nicht verschrecken und wenn ich sie einmal anfuhr hätte ich alles Vertrauen das wir bis dahin aufgebaut hatten gleich wieder verloren. "Sie traut uns ja so schon kaum.“ bedauerte ich.

Zwanzig Minuten später standen wir wieder vor ihre Tür und ich klopfte leise.

„Ja?“ kam es fragend von drinnen. „Anastasia, bist du so weit?“ rief ich und kurze Zeit später öffnete sich die Tür. James erstarrte als sie hinaustrat. Ja sie sah so aus wie ich in jungen Jahren, nur ihre Haare waren anders. Und sie war so hübsch in ihrem Kleid, es war das  selbe Nachtblaue, das ich damals getragen hatte. Zusammen mit den silbernen Verzierungen bildetet es die Wappenfarben der Venatorus, es sollte auf den ersten Blick erkennbar sein zu wem sie gehörte.

Die Anderen mussten sehen, dass unsere Blutlinie nicht aussterben würde! 

Wir nahmen sie in unsere Mitte und machten uns auf den Weg in die große Halle- dort würde ihre Aufnahmezeremonie stattfinden, so wie sie es nach ihrem 16. Geburtstag hätte sein sollen. Wir führten sie in einen kleinen Vorraum - hier sollte sie für ihren Auftritt vorbereitet werden.

 

 

***

 

Sie hatten mich hier einfach abgestellt, wie einen Besen und sind gegangen. 

Kurz darauf trat ein etwas älterer Mann in den Raum der mich mit einem freundlichen Lächeln begrüßte „Und du musst dann wohl das kleine Venatorus-Mädchen sein, Anastasia nicht war?“

„Sieht wohl so aus“ antworte ich mit einem Schulterzucken. „Aber, aber - ein bisschen mehr Stolz auf deine Herkunft - ein Nachkomme der Venatorus zu sein ist eine große Ehre!“ mahnte er mich, und ich konnte wieder mal den kopf schütteln, auch wenn meine Eltern wohl einige Macht haben, mussten sie doch nicht gleich in den Himmel gelobt oder in den Arsch gekrochen werden. Trotzdem nickte ich brav.

„Oh ich habe ganz vergessen mich vorzustellen, mein Name ist Iwan van Frey und ich bin der Zeremonienmeister der Gilde.“ mit einem höfischen Knicks verbeugte er sich vor mir und ich musste mir ein kichern verkneifen.

„Also kleine Lady, ich bin hier um dir kurz den Ablauf zu erklären. Du wirst nachher durch diese Tür treten, von dort aus kommst du zu einem Podest, das du durch eine kleine Treppe erreicht. Deine Familie und der Vorsitzende des Hohen Rates erwarten dich dort um dich in die Gilde aufzunehmen. Da du nun keine normale Tochter der Gilde bist sondern mit deinem 18. Geburtstag auch Mitglied im Hohen Rat, sieht deine Vereidigung ein wenig anders aus. Normalerweise wird nur das Blutsiegel gefordert“ „Moment mal Butsiegel????“ unterbrach ich ihn geschockt. Das klang ziemlich verstörend nach einer dunklen Messe mit Blutopfern und satanischen Riten. „Keine Sorge, mein Kind es ist lediglich Symbolisch gedacht, mit einem kleinen piks in den Finger ist es schon überstanden.“ dann erklärte er mir den restlichen Ablauf und ich machte mich Schin mal auf eine lange Wartezeit gefasst. Sehr viel Symbolik und Palaver… und dann ging es auch schon los.

Dieser van Frey verließ den Raum um die Feierlichkeit zu beginne und die Gäste zu begrüßen. Offenbar war das hier ein großes Schauspiel. Ich hörte das Rauschen der Stimmen im Saal und die Dummen Schläge eines Taktstocks. Dann wurde die Tür vor mir geöffnet und ich trat hinaus.

Das Helle Licht blendete mich und ich kniff die Augen zusammen. Ich ging zur Treppe die ich mit leicht wackeligen Knien hinauf ging. Dort sah ich James und Allie in merkwürdigen Roben und noch einen Mann in selber Aufmachen. Dann sah ich zu meiner Rechten den Saal und stockte. So viele Menschen… das waren bestimmt 500 Stück die den großen Saal füllten. Es erinnerte mich ein wenig an diese alten Theatersäle mit Rängen und Emporen die reichlich verziert waren. Große Fenster erhellten den Raum. Doch ich hielt mich nicht länger auf, ging die restlichen Schritte, bis ich vor der kleinen Gesellschaft stand.

„Geschätzt Mitglieder der Gilde, wir begrüßen nun ein neues Mitglied in der Gilde der Jäger, nach vielen Jahren im Schatten kehrt sie nun zurück in unseren Reihen - Anastasia Victoria Sofie Venatori, Letzte in der Linie der Venatorus“ ein Raunen ging durch die Menge. „Ich, Lord Maximiliano Conte, Oberster des Hohen Rates heiße dich im Namen der Gilden unserer Mitte willkommen.“ etwas leiser flüsterte er dann zu mir „Knie dich auf den Schemel“ ich tat wie genießen auch wenn ich mich mit den ganzen Blicken im Rücken unwohl fühlte.

„Sprich den ersten Eid“ forderte er mich auf. „Ich, Anastasia Victoria Sofie Venatori, Tochter von James und Allison Venatori, bin die rechtmäßige Erbin der Venatorus. Ich nehme hiermit meinen vorherbestimmten Platz ein.“sprach ich mit leicht zittriger Stimme und war dem Kerl von vorhin so dankbar für diesen kleine Zettel den er mir in die Hand gedrückt hatte. 

„Dann nimm diese Krone als Zeichen, auf dass du erkannt wirst als die Prinzessin deines Erbes.“

Es war natürlich keine Krone die der Lord mir in die Haare schob, sondern eine kleine Tiara und doch fühlte sie sich auf meinem Kopf schwer an. Ich hatte kaum zeit weiter darüber nachzudenken, es war zeit für den zweiten Teil des Eides.

„Ich, Anastasia Victoria Sofie Venatori, gelobe den Eid des Jägers. Mein Name ist mein Versprechen, sie zu Jagen und zu finden, ihre Schuld zu begleichen, mein Blut zu schützen und ihre Opfer zu sühnen.“ sprach ich nun sicherer, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war was ich da gerade von mir gab. 

„Dann nimm diesen Ring als Versprechen, deinen Eid zu erfüllen.“ mir wurde ein dicker Siegelring auf den Finger geschoben, ein ähnlicher, wie Malcolm ihn besaß doch dieser war verzierter und Filigraner in seiner Gestaltung. Dunkelblau und silber wie mein Kleid, das Wappen der Venatori- erkannte ich.

Ich atmete einmal kurz durch, vor dem letzten Teil hatte ich ein wenig Angst, vor meinem Text und dem was folgen würde. doch es gab kein zurück.

„Ich, Anastasia Victoria Sofie Venatori, geboren unter dem Gestirn des Großen Jägers, trage das Blut der Venatorus. Mit meinem Blut besiedle ich die Zukunft meines Erbes, mit meinem Blut erhebe ich Anspruch auf die Gilde der Jäger.“

„Und die Gilde der Jäger erhebt Anspruch auf dich!“ erklang es im Chor hinter mir, sodass ich fast zusammenzuckte. Auch wenn ich davon wusste, mit dieser Stimmgewalt hatte ich nicht gerechnet.

„Dann gib dein Blut, auf das es dich binde und dein Schicksal besiegle.“ sprach der Lord salbungsvoll. Dann nahm er meine Rechte Hand die ich ihm entgegenhielt und schnitt mit einem goldenen Dolch ein kleines Kreuz an der Innenseite meine Handballens. Das Blut bahnte sich schnell seinen Weg an die Oberfläche, doch bevor es heruntertropfen konnte wurde meine Hand auf ein Pergamentstück gepresst. Von der anderen Seite wurde dann ein Tuch gelangt, dass mir dann um die Wunde gewickelt wurde. 

„Die Krone als Zeichen

der Ring als Versprechen,

das Blut als Siegel“

erklang es wieder im Chor, dann war plötzlich Stille

„erhebe dich nun, Anastasia Victoria Sofie Venatori, Mitglied der Gilde, wir begrüßen dich in unserer Mitte!“ ich tat wie mir genießen und Beifall stürmte, als ich mich zur Menge umdrehte. Bevor ich mich versah, wurde ich in den Arm genommen. „Wir sind so stolz auf dich Anastasia!“ dann wurde ich zurück in den kleinen Vorraum geschoben. Ich blickte in strahlende Gesichter als ich Allie und James ansah, diese Zeremonie hatte scheinbar eine große Bedeutung für die.

„Wir haben ein Geschenk für dich!“ sagte sie und hielt mir eine kleine Schmuckschachtel entgegen. „Ohh. Eh…Dankeschön“ stammele ich überrascht. Vorsichtig öffnete ich den Deckel und wurde von einem Funkeln begrüßt. Es war ein Kollier, vermutete ich und unglaublich wertvoll, so wie es aussah, dunkelblaue Edelsteine silber eingefasst und sehr prunkvoll.

„Dieses Saphir-Kollier ist ein Erbstück deiner Familie, ich habe es damals auch zu meiner Einführungszeremonie von meiner Mutter bekommen, es wäre schön wenn du es heute trägst“ 

Ich zögerte, um meinen Hals trug ich immer noch meine Medaillon. Doch dann gab ich mir einen Ruck - wenn ich sie jetzt worden Kopf stieß war meine ganze Scharade umsonst gewesen. Ich würde mitspielen, zumindest heute. Also nahm ich die Kette ab und ließ sie in das Kästchen gleiten „Wenn die wegkommt verzeih ich euch das nie“ sprach ich schärfer als gewollt. „Keine Sorge, hier geht nichts verloren“ antwortet James und nahm im Gegenzug das Kollier aus der Schachtel, vorsorglich hielt ich meine Haare zusammen. Ich zuckte zusammen als das kühle Metall auf meine Haut traf und schaue dann in die immer noch strahlenden Gesichter meiner Eltern. Wie aus dem Nichts hatten sie plötzlich eine Kamera in der Und und so musste ich abwechselnd mit den beiden die „Fotosession“ über mich ergehen lassen und machte gute Mein zum bösen Spiel. Mein Magenknurren beendete mein Martyrium glücklicherweise und schon wurde ich weiter geschoben. Dieses Mal in einen anderen Großen Raum in dem bereits ein Buffet angerichtet war, um das sich die Menschen gierig tummelten. Oh Gott wie sollte ich nur jemals das Essen erreichen? Ich konnte mich nicht daran erinnern gestern überhaupt etwas gegessen zu haben und wie mir ein blick auf meine Armbanduhr verriet hatten wir es bereits 12 Uhr.

Egal wo ich hinkam wurde ich mit Komplimenten und Glückwünschen überhäuft, lächelte freundlich und bedankte mich brav. Dass mein knurrender Magen mich beinahe umbrachte, sah niemand.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich endlich an meinem Ziel und ich fühlte mich wie im Schlaraffenland, türmte Mini-Croissants und Törtchen, Snacks und viele andere Leckereien und verschütte mich dann am Fenster im Schatten eines großen Vorhangs. 

Dann stürzte ich mich auf das Essen. Mhmmmmm, Sch*** war das lecker!!!

„Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass es unhöflich ist sich bei der eigenen Party zu verstecken?“ Vor Schreck ließ ich beinahe den Teller aus der Hand fallen, als ich dann sah, wer mich entdeckt hatte blieb mir beinahe das Herz stehen. Das konnte doch nicht sein, das war nicht möglich oder?! Vor mir stand kein geringere als Victor. Der herablassende Blick, die gelangweilten grünen Augen, nur das Haar, das sonst so unordentlich auf seinem Kopf saß war heute mit reichlich Gel nach unten gestrichelt worden. Das war ohne Zweifel mein Schulfeind Nummer eins doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen dass auch er ein Jäger sein sollte.

„Victor?“ stotterte ich, immer noch geschockt.

„Anastasia?“ äffte er mich gekonnt nach, was mich dann glücklicher Weise aus meiner Starre herausriss.

„Was willst du hier ?“ blaffte ich ihn an, doch er ließ sich davon nicht beirren. 

„Der neuen Prinzessin zu ihrem Eintritt gratulieren, wir könnten es uns aber auch hinter den Vorhängen gemütlich machen“ - oh Gott meinte er das was ich dachte? Wie zur Antwort grinste er mich obszön an. „Das hab ich nun wirklich nicht nötig du Lustmolch“

„Auf was für Ideen du nur wieder kommst, ich wollte mich doch nur ein wenig mit dir unterhalten“ antwortete er unschuldig. Wer’s glaubt! 

„Jetzt mal im Ernst, was machst du HIER? Gehörst du etwa auch zu dem Verein?“

„Ach so. Na wenn ich mich dem Zeremoniell entsprechend vorstellen dürfte, Victor Edward Romarov, Sohn von Adrian und Liliana Romarov, und Großneffe von Alexandrei Ivachkov, Oberhaupt der Ivachkovs.“ um mich dann auch noch zum Affen zu halten, verbeugt er sich galant.

„Eigentlich, Mylady wäre ihr jetzt dran mit der Vorstellung.“ mahnte er.

„Ich scheiß auf deine Bekanntschaft!“ 

„Oh das war jetzt aber gar nicht nett! Für eine Prinzessin ziemt sich ein solches Verhalten nicht. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, ich bin seit meinem 16. Geburtstag, genau wie du ein Mitglied der Gilde, die du gerade so schön als Verein bezeichnet hast.“ Das bedeutete also dass Malcom und Victor sich schon länger kenne mussten…

„Anastasia?“ rief meine Erzeugerin, mist jetzt hatten sie mich auch entdeckt.

„Oh hallo Victor, schön dass ihr euch schon kenngelernt habt!“

„Hallo Mrs Venatori, sie sehen heute einfach bezaubernd aus“ schleimte er los, würg! Aber ich war es ja gewohnt, zu jedem konnte er nett sein nur mich machte er immer zur Sau. 

„Romarov“ begrüßte mein Erzeuger Nummer 2 die unliebsame Überraschung knapp.

„Mr. Venatori“ wurde ebenso sparsam geantwortet, begleitet von einer kleinen Verneigung. Die hatten es hier aber echt mit dem ganzen Anstands trara… 

„Ich gratuliere zum Familienzuwachs, doch wenn sie ich entschuldigen würden? Mein Vater ruft nach mir“ er verbeugte sich nochmal, dann war er zum Glück auch schon verschwunden. 

Im Anzug sah er so ungewohnt aus, doch ich musst ihm eingestehen dass dieser Aufzug ihm sogar stand.

„Danke ihr habt mich gerettet!“ 

„Vor Victor Romarov? Ihr habt euch doch ganz nett unterhalten.“ fragte meine Erzeugerin (Ja ich hatte mich dazu entschieden sie jetzt so zu nennen)

„Victor und nett… dass ich nicht lache! Ich wäre ihm schon mehr als einmal fast an die Gurgel gegangen will er ach so nett war“

„Ihr kennt euch?“ keuchte mein Erzeuger entsetzt. 

„Kennen wäre zu viel gesagt aber wir gehen seit der 5. Klasse in die selbe Klasse und laufen uns beim Kampftraining regelmäßig über den Weg, schweigen uns aber die meiste Zeit an, wenn wir uns nicht gerade gegenseitig nieder machen“ 

„Das kann ich mir bei dem Jungen gar nicht vorstellen. Er ist ein gut erzogener und höflicher junger Mann“ sie schüttelte den Kopf

„Du machst Kampfsport?“ bemerkte dagegen mein Erzeuger erstaunt.

„Ja, schon seit ich 12 bin“ antwortete ich schulterzuckend, das war etwas ganz normales für mich und gehörte ebenso zu mir wie meine Liebe zur Musik. Nicht dass ich ein Instrument spielen konnte, ich hörte sie einfach nur sehr gerne, sehr viel und ab und zu auch sehr laut.

„Allie hast du das gehört? Sie ist eben doch eine geborene Venatori, unsere Familie hat immer starke Kämpfer hervor gebracht!“ betonte mein Erzeuger ganz euphorisch. „Wir müssen nachher noch in die Trainingshalle! Ich möchte wissen auf welchem Level du bist!“

„Aber James, lass das Mädchen doch ihre Feier genießen!“ protestiert sie empört. Doch eigentlich war ein anständiges Training mit viel schweiß und ein paar blauen Flecken jetzt genau nach meinem Geschmack, ich war seit einigen Tagen nicht mehr dazu gekommen und so langsam meldete sich meine Bewegungsdrang. „Ich würde gerne trainieren!“ sagte ich also und Schute ihn erwartungsvoll an. „Jetzt gleich?“ ich zuckte mit den schultern „Warum nicht?“ ich meine was sollte ich hier noch länger rumstehen mich von Leuten anquatschen lassen? 

„Das kommt gar nicht in Frage!“ empörte sich meine Erzeugerin. „Diese Leute hier sind nur wegen dir hier, sie möchten dich gerne kennenlernen. Da kannst du nicht einfach verschwinden!“ 

„Sicher, dass sie nicht wegen des Essens hier sind? Das war nämlich sau lecker!“ witzelte ich, doch die beiden hatten offenbar noch nichts von Ironie gehört, denn ich sah wie ihre Gesichtszüge entgleisten. „Die Aufnahmezeremonie eines neuen Jägers ist ein großes Ereignis! Es bedeutet für uns alle sehr viel.“ Ein erstauntes „Oh“ entfuhr mir. Mit so viel Ernsthaftigkeit hatte ich nicht gerechnet. Aber ich war hier nicht länger in meiner Welt, das hier - die Jäger waren anders. Voll Tradition und Geheimnissen, eine Welt in der selbst Schauermärchen real waren. Und ich war nun ein Teil davon, hatte es selbst so besiedelt…

 

5. Eltern(liebe)

 

Die Trainingshalle war der Wahnsinn. Einerseits das alte Gemäuer, die Tradition die förmlich aus allen Fugen kroch und auf der anderen Seite die top  

moderne Anlagen, Matten, sogar eine Sandkuhle und einen separaten Bereich für Waffenkämpfe. Ich stand völlig perplex und mit offenem Mund in

der Eingangstüre. „Anastasia ist alles in Ordnung bei dir?“ wollte James wissen und riss mich damit aus meiner Starre. Schnell nickte ich. Die Halle war

glücklicherweise leer und so konnten wir uns einen guten Platz aussuchen, wobei er mich direkt auf den Kampfplatz zu lotsen wollte.

„Ich würde mich gerne erst einmal ein wenig aufwärmen“ bemerkte ich und er begann zu grinsen. „Sehr gut, in diesem Zustand direkt anzufangen,

könnte schwere Verletzungen nach sich ziehen.“

Oh es war also ein Test gewesen, ob ich ich direkt ins Gefecht stürzen oder die Grundregeln befolgen würde. Ich musste mich also auf einige Prüfun

gen gefasst machen, denn dass mein Erzeuger kämpfen könnte sah ein geübtes Auge auf den ersten Blick. In aller Ruhe wärmte ich meine Muskeln

auf und dehnte mich…ich spürte wie mein Blut kochte, so lange hatte ich nicht kämpfen können.

„Ich wäre dann soweit“ bekannte ich und James nickte nur, bevor er in bestimmten Schritten zum Kampfareal ging.

„Du kennst die goldenen Regeln?“ fragte er. „Natürlich!“ es war mir ja schließlich auch von Anfang an eingebläut worden.

  1. respektiere deine Gegner
  2. Kopf und Nacken, sowie sensible Zonen sind tabu
  3. Wenn dein Gegner sich ergibt, ist der Kampf vorbei

Also stellte ich mich einige Schritte gegenüber von ihm auf und verbeugte mich, er tat es mir gleich und somit hatte es begonnen.

 

 

Ich beobachtete ihn genau, während wir uns gegenseitig umkreisten. Plötzlich schlug ich vor, ging in den Angriff über uns sah wie er reagierte, analy

sierte seine Technik und zog mich zurück, bevor er mich treffen konnte. Ich musste leider zugeben dass er unglaublich geschickt war, seine Technik

sprach von jahrelangem Training und Erfahrung. Trotzdem startete ich den 2. Angriff, dieses Mal mit dem Ziel ihn auch zu treffen. Und wie erwartet

gelang es mir nicht. Er nutzte meine Schwung und ließ mich auf der Matte landen. Mit einer Rolle war ich wieder auf den Beinen und griff an. 

Er hatte damit wohl nicht gerechnet, denn ich konnte eine Treffer landen, bevor ich mich zurück zog. So ging es noch einige Male hin und er, doch in

Summe musste ich deutlich mehr einstecken. Das Quietschen der Tür riss mich aus meiner Konzentration, doch ich bereute es sofort. James hatte die

Chance genutzt und mich wieder auf die Matten geschickt.

„Anastasia, was war das denn? Lass dich niemals ablenken!“ mahnte er mich.

Trotzdem sah ich erneut zur Tür und erkannte Malcolm. Schnell rappelte ich mich auf und ging freudig zu ihm. „Na Kleine, wie ich sehe bist du fleißig

am Trainieren“ 

„Ja komm du musst auch mitmachen“ bat ich ihn doch er schüttelte den Kopf „Ich will euch nicht stören, es sah nicht so aus als wäret ihr schon

fertig“

„Eigentlich halte ich es für eine gute Idee Anastasia, ich würde dich gerne bei einem Kampf beobachten.“ entgegnete mein Erzeuger. Also räumte er

das Feld und Malcolm trat an seine Stelle.

Es war ein vertrautes Gefühl, gegen bzw. mit ihm zu kämpfen, nach dem wir so viele Stunden gemeinsam trainiert hatten. Es war wie ein Spiel oder

ein Tanz, jeder kannte die Schritte des anderen und wir vertrauten uns blind.

Es war wieder wie früher, wenn wir miteinander gekämpft haben. Mit dem einen Unterschied, dass ich ihn mit Leichtigkeit auf die Matte schicken

konnte. Natürlich war mir das auch zuvor gelungen, doch weder so schnell, noch so einfach wie jetzt.

Erstaunt blickte ich hinunter zu Malcom, der rücklings schnaufend auf dem Trainingsboden lag und mich anblickte.

„Bravo Ani, jetzt hast du ich vor den Augen eines Ratsmitgliedes besiegt und kommst dabei nichtmal ins schwitzen.“

Letzteres stimmte natürlich nicht, vom Training mit James war mein Shirt bereits triefend nass. Er grinste und nahm den Worten ihre Schärfe, dennoch

erschreckten sie mich. Ich hatte ihn nicht blamieren wollen, vor allem nicht vor meinem Erzeuger. „Es tut mit leid Malcolm!“ entschuldigend schaute  

ich ihn an und reichte ihm meine Hand zum aufstehen. Er sprach während er sich geschickt wieder aufrappelte „Das muss dir doch nicht leidtun. Du

bist einfach besser als ich, das wusste ich schon immer“. Immer noch lächelte er. Keine Spur von Enttäuschung oder Lüge, doch diese Worte hörte ich

von ihm zum ersten Mal.

„Sie brauchen sich wahrlich nicht zu schämen Mr. Night, ihr eigenes Können ist Ihrer Ausbildungsstufe entsprechend, doch Anastasia ist der ihren weit

voraus und könnte es durchaus mit einem Kämpfer der höheren Altersklasse aufnehmen.“

Malcoms Miene gefror und ich begann den Sinn der Worte zu verstehen. Es war nicht der Tonfall in dem James gesprochen hatte, sondern die Art und

Weise wie er Malcolm deutlich auf seinen Platz verwiesen und seine Meinung von ihm eröffnet hatte.

In seinen Augen war Malcolm durchschnittlich, okay, aber nicht erwähnenswert. Er würde nie herausragend sein, ein einfacher Bürger im Schatten der

großen Venatori. 

Ja meine Familie hatte einen Platz im Hohen Rat aber das hieß nicht, dass sie, dass wir besser waren. Ich spürte wie sich meine Wut im Bauch sam

melte, ich war fassungslos über dieses elitäre Gehabe, aber was noch schlimmer war, dass James meinen besten Freund verletzt hatte. Das war einer

dieser Momente, in denen ich zur Furie wurde. Malcom wusste das und schaute unsicher zum mir. 

Ich wollte nicht wieder explodieren also funkelte ich meine Vater wütend an, macht auf dem Absatz kehrt und donnerte die Tür des Trainingsraumes

hinter mir zu.

 

***

 

Malcoms PoV

 

Mit einer Kurzen Verbeugung verabschiedete ich mich von Mr. Venatori und lief Ani eilig hinterher.  

„Ani?“ rief ich und sie wendete ihren Blick. Und das war definitiv nicht ihr nettes Gesicht, das mich nun anstarrte.

„Jetzt nicht!“ antwortete sie gereizt und lief weiter.

Dem Weg nach zu urteilen wollte Ani in ihr Zimmer, also folgte ich ihr in einigem Abstand. Ich musste wissen, was los war - noch in einem Moment super drauf und von einer Sekunde auf die andere war sie dermaßen angepisst, als hätte Viktor wieder eine seiner Gemeinheiten gebracht.

Dennoch wartetet ich einige Minuten vor der schweren Holztür, bevor ich sachte klopfte. Meist brauchte sie etwas Zeit und Ruhe um wieder zur Besinnung zu kommen.

„Ich bin`s Malcolm“ sprach ich leise. Stille.

„Bitte Ani, rede mit mir!“ keine Reaktion.

„Ich dachte wir wären Freunde!“ meinte ich noch geknickt, das war mein letzter Versuch.

Wieder nicht die kleinste Reaktion, na dann musste sie eben zu mir kommen, wenn sie bereit war zu reden. Ich wendete mich ab und wollte gehen. Doch dann hörte ich das leise Klicken des Türschlosses und Ani stürzte im meine Arme.

„Oh, Malcom natürlich sind wir Freunde!!“ schluchzte sie leise in mein Shirt. 

Sanft schob ich uns in ihr Zimmer und schloss die Türe unter uns. So wie sie sich verhielt, steckte  mehr dahinter und ungebetene Zuhörer hatten dabei definitiv nichts zu suchen.

„Was ist los? Mal ganz ehrlich Ani, das bist doch nicht du!“

Sie schaute mich an, einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen, dann schüttelte sie fassungslos den Kopf.

„Du hast Recht Malcolm, das bin nicht ich… das alles hier - die Gilde, die Jäger, VAMPIRE! Und dann soll ich mit meinen Erzeugern einen auf glückliche Familie machen, während meine richtigen Eltern irgendwo da draußen sind und ich nicht einmal weiß ob es ihnen gut sind, ob sie noch am Leben sind. Wie könnte ich???“ tränen blitzen erneut in ihren Augen auf, die mich so traurig anblickten, dass mir fast das Herz brach.

„Ach Kleine, ich habe ja schon befürchtet dass das nicht einfach für dich wird, aber dass du so sehr darunter leidest, habe ich nicht gewusst. Das tut mir leid!“

Sanft nahm ich sie in den Arm und hielt sie einen Moment einfach nur fest. „Wenn ich dir nur irgendwie helfen könnte…“ meinte ich nun mehr zu mir selbst

„Könntest du nicht vielleicht…“ bedeutungsvoll schaute sie mich an. Oh nein, dieser Blick verhieß nichts Gutes…

„Waaas?“ wenn sie mich so ansah hatte ich ihr zuliebe hinterher immer eine Dummheit gemacht.

„Könntest du nicht vielleicht… naja herausfinden wo meine Eltern sind? Ich will ja nur wissen, ob es ihnen gut geht…“ wieder sah sie mich so traurig an, den Welpen Blick hatte sie wirklich perfektioniert. Große weit aufgerissene blaue Augen die mich anbettelten. 

„Aber Ani, wie stellst du dir das denn vor? Ich weiß doch selbst nicht mehr als du…“

„Vielleicht findest du etwas heraus, dich kennen sie hier ja. Das würde bestimmt nicht so auffallen, wie wenn ich danach suchen würde…“ verzweifelt schaute sie mich an, ja ich verlangte hier gerade unglaublich viel von mir aber es war auch ihre einzige Chance. „Bitte Malcolm, ich vermisse Mum und Dad so sehr!“

Ich hatte diesen Kampf just in dem Moment verloren, als sich erste Tränen in ihren Augen sammelten. Ich konnte sie einfach nicht im Stich lassen, also gab ich mir einen Ruck. Ich wusste nicht ob ich überhaupt etwas herausfinden würde, doch ich würde es versuchen.

„Also gut“ seufzte ich resigniert.

„Danke, danke, danke!!! Das vergesse ich dir nie, Malcom!“ vor Freude fiel sie mir nochmal um den Hals und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Es schmerzte mich, ihren überschwängliches Glück zu vernichten, aber ich musste sie auf den Boden der Tatsachen bringen.

„Hör zu, ich werde es versuchen. Aber ich kann dir nichts versprechen. Es kann auch sehr gut sein , dass ich gar nichts herausfinde“. Sie musste begreifen, dass ihre Chancen schlecht standen, dass auch ich nichts herausfinden würde. Doch etwas in ihrem Blick sagte mir, dass dies definitiv nicht der Fall war. Sie nickte zwar, doch dieses Strahlen in ihren Augen… ich kannte Anastasia. Sie schwebte bereits in ihrer Traumwelt, malte sich aus wie sie die Woodland wieder in ihre Arme schließen konnte, egal wie absurd diese Idee auch war. 

Schnell verabschiedet ich mich, es war bereits spät geworden und ich hatte noch einiges zu erledigen.

Mit einem letztes „Gute Nacht“ ließ ich sie allein.

 

Ich kam gerade noch rechtzeitig zu meiner ersten Mission. Na gut es war natürlich nicht meine allererste Mission, an der hatte ich bereits im Alter von 16 teilgenommen. Doch heute würde ich der einzige „Tracker“ im Team sein. Es war mein Test, wie ich mich ohne einen Mentor verhalten würde. Im Normalfall bestand ein Basis-Team aus 3-4 Jägern. Sie waren für einfache Einsätze mit 1-2 Zielobjekte zusammengestellt. Essentiell war der „Tracker“ der dem Vampir oder einer bestimmte Spur folgen sollte. Zwar verfügte er auch über Kampffertigkeiten, doch überragend waren sie nicht. Weitere Positionen waren der Koordinator und der Heiler. Dies war jedoch lediglich die Zusatzfunktion. Ihr Hauptmerkmal waren die guten Kampfkünste. Die stärkeren Einheiten konnten zusätzlich auf einen überragenden Kämpfer setzen. Dieser kannte nur die Schlacht, war jedoch auch kaum zu schlagen.

Stärke war in diesem Fall gleich zu setzen mit der Erfolgsquote, mit der sie ihre Missionen erfüllten. In den Jahren der Ausbildung wurden wir jedoch noch nicht als Team gewertet da wir in den unterschiedlichsten Konstellationen Erfahrungen sammeln sollten. Das Ranking bestand folglich aus Einzelwertungen, die sich jedoch wiederum aus den Erfolgszahlen des jeweiligen Teams zusammen setzten. 

Ein ganzes Einsatzkommando oder der Zusammenschluss mehrerer Einheiten erfolgte nur in speziellen Situationen wie beispielsweise einer Säuberungsaktion oder dem Auslöschen von kleineren Nestern. Dies kam jedoch nur sehr selten vor und meist bekamen die erfahrenen Jäger den Vortritt.

„Malcom, da bist du ja endlich!“ rief mir Jonas schon von weitem entgegen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir jedoch, dass ich sogar 10 Minuten zu früh dran war und als ich wieder aufsah, erkannte ich den den Scherz in seine Augen. Er war eben der geborene Koordinator, immer überpünktlich, erkannte sämtliche Optionen und behielt immer eine kühlen Kopf. Doch er hatte auch immer eine ordentliche Portion an Humor, was die Einsätze mit ihm immer sehr lustig machte.

Jonas war knapp ein Jahr älter als ich und würde in Kürze seinen Abschluss machen, da machte ich mir keine Sorgen. Er war eine der wenigen Wächterschülern, die trotz ihres überragenden Könnens bodenständig und freundlich blieben, sich eben einen scheiß aus Prestige und Familie-Erbe machten.

„Sag mal wo bleibt Vic?“ fragte ich nach einiger Zeit, für heute war er unser dritter Mann. 

„Ach der ist „krank“…“ bemerkte Jonas schulterzuckend, es schien ihm nicht sonderlich viel auszumachen, andererseits wusste man selten was tatsächlich in seinem Kopf vorging.

Eigentlich hätte ich es mir denken können, heute war Anastasia’s Aufnahmezeremonie, die Berufung in den Rat würde zum Glück erst später erfolgen. Und nun wurde natürlich groß gefeiert (auch ohne die Hauptperson die nun weinend in ihrem Zimmer saß), für jemanden mit so guten Verbindungen wie Viktor war es also ein leichtes, sich einfach von einem Auftrag befreien zu lassen - ohne Punktverlust…versteht sich.

„Und wer kommt als Ersatz?“ wandte ich mich nun wieder an Jonas. Er schaute mich an, beobachtet mich einen Moment bevor ein Lächeln seinen Mund umspielte und er antwortete „Lex“

Ich staunte nicht schlecht, es kam nicht oft vor, dass einer der „Großen“ oder gar einer der TrippLs bei einem Schüler-Einsatz dabei war. Gleichzeitig witterte ich auch eine Chance vielleicht etwas über Anastasia’s Pflegeeltern herauszufinden, schließlich unterstand Lex ihrem Vater. Aber selbst wenn ich nichts herausfinden konnte, es war eine unglaubliche Gelegenheit, mit einem so erfahrenen Jäger zusammen zu arbeiten.

„Gibt es einen bestimmte Grund für den hochrangigen Beistand?“ scherzte ich, doch Jo’s ernste Miene bedeutete meist etwas sehr wichtiges. „Meine Prüfung wird vorgezogen, wenn ich von Jäger Belikov für würdig befunden werde, darf ich noch diese Woche meinen Schwur leisten“

Mir fiel die Kinnlade nach unten, ja er würde demnächst seine Prüfung machen, aber damit hatte ich Monate gemeint, nicht Tage. Doch auch noch etwas anderes fuhr mir durch den kopf „ Und was ist mit den theoretischen Abschlussprüfungen? Die finden doch alle erst im Frühling statt.“

„Die werden leider nicht vorgezogen“ er grinste „Doch meine Leistung war durchgehend überragend, deshalb wird davon ausgegangen dass ich auch diese Prüfung bestehen werde. Sie wird sozusagen auf Vorschuss anerkannt“ 

Das hatte ich bisher noch nie gehört. Da hatte es wohl jemand ziemlich eilig, sich neuen Jäger-Nachwuchs zu angeln. 

„Und wem wirst du dann unterstehen?“ fragte ich neugierig. Wer hatte sich so sehr ins Zeug gelegt dass Jonas noch vor allen anderen bereit für die „richtigen“ Missionen war.

„Die Ehre verlangt die Treue zu den Ivachkov, ich werde meinen Eltern keine Schande bereite.“

Die Erkenntnis flackerte in mir auf, die Ivachkov hatten leider einen starken verschleiß an Jägern, wenn man das so nennen konnte. Viele kamen von den Einsätzen nicht zurück und andere wiederum schieden aus dem Dienst aus, wegen Verletzungen oder familiären Gründen. Das hatte ich zumindest gehört. Und offenbar stimmte es, sie brauchten unbedingt Nachwuchs. 

Es war jedoch auch ein strategischer Schachzug, denn nach dem Abschluss hatte jeder Jäger grundsätzlich das Recht zur Wahl. Die Wahl einer der 5 Blutlinien, der sie dienen bzw. dessen Erben sie unterstehen würden. Diese Entscheidung war dann für 5 Jahre bindend. Und durch diesen kleinen Trick hatten sich die Ivachkovs Jonas bereits gesichert, bevor die anderen Linien ihre Fühler nach ihm ausstrecken konnten. Zwar war diese Wahl nur theoretisch frei, denn sie folgte der Tradition, nach der die Kinder dem selben Haus die Treue schwören, doch es hatte auch bereits einige Skandale gegeben. Alexander Belikov zum Beispiel wäre eigentlich den Ivachkovs unterstellt, hatte sich dann aber für Anastasia Vater bzw. die Venatori entschieden. Dem ewigen Unstimmigkeiten zwischen den beiden Linien hatte dies dabei nur noch mehr angeheizt.

„Na Jungs, alles klar bei euch?“ rief Lex schon von weitem, seine gute Laune strahlte uns dabei förmlich entgegen. Ich schaute zu Jonas und verdrehte ein wenig die Augen, das konnte ja lustig werden.

„Na, heute ist dein großer Tag, darfst dich endlich beweisen, was?“ freundschaftlich boxte er Jonas auf den Arm, der nickte nur und begann ganz Boss-Like mit der Begrüßung „Mr. Belikov, es freut mich, Sie bei der heutigen Mission als dritten Teil dieser Einheit begrüßen zu dürfen. Und auch Sie Mr. Night heiße ich herzlich willkommen“ sprach er geschwollen und nein normalerweise ging das nicht so ab, aber die Tradition erforderte es zumindest auf dem Papier. Wirklich praktiziert wurde es nur bei symbolischen Auftritten wie der Prüfung. 

„Der heutige Auftrag betrifft eine Spur, auf die wir schon bei mehreren Einsätzen aufmerksam geworden sind. Sie wiederholt sich schon seit einiger Zeit, doch bisher ist nichts bekannt.

Unser heutiges Ziel wird sein, weitere Informationen zu sammeln und wenn möglich das Ziel aufzuspüren.“

Aufmerksam hörten wir zu, nickten zum Verständnis. Dann ging es auch schon los. Heute fuhren wir ganz unscheinbar mit der U-Bahn. Wir besaßen in der Gilde auch andere Fahrzeuge, doch der Grundsatz lautete, nur das zu nehmen was man wirklich brauchte- was in unserem Fall die U-Bahn war.

Unsere Suche begann im Stadtzentrum, nahe eines Nachtlokals. Hier wurden auch zuletzt Spuren gefunden.

„Welche Informationen haben wir bereits?“ erkundigte ich mich. Ich brauchte eine Grundlage, irgendeinen Hinweis, wo ich mit meiner Spurensuche beginnen sollte.

Jonas kramte ein kleines Tablet aus der Tasche und war sozusagen ein mobiles Archiv. Es konnte auf sämtliche Dokumente, Bilder und Schriftstücke in unserer Zentrale zurückgreifen.

„Wir sind auf diesen Vampir aufmerksam geworden, da sein Verhalten gänzlich gegensätzlich zu unseren Erfahrungen steht. Die Menschen die er sich genommen hat, wiesen nur kleinste Nadelstiche auf, wie von einer Blutabnahme. Er beißt sie also nicht direkt und noch dazu kann sich keiner der Menschen an das geschehene erinnern. Nicht wie bei K.O. tropfen, sondern als wäre dieses einzelne Ereignis schlichtweg ausgelöscht.“

Das klang in der Tat seltsam, ich hatte bisher von keinem Vampir gehört, der sich so viel Arbeit machte…

„Es ist auch einer der Gründe, warum ich bei diesem Einsatz teilnehme“ meldete sich Belikov nu zu Wort. „Dieses Verhalten erregt misstrauen, wir wissen nicht was er diesen Menschen - meist Frauen antut.“

Ich erstarrte, dann fragte ich zögerlich „Konnten Spuren einer Vergewaltigung festgestellt werden?“

Jonas warf einen weiteren Blick in sein Tab und schüttelte den Kopf. „Nein, dann hätten wir ja zumindest eine Erklärung. So ist es einfach nur sehr sonderbar…“

„Und welches Vorgehen empfiehlst du nun, Koordinator?“ prüfend sah Mr. Belikov ihn an.

Ich hatte es beinahe vergessen - ich war heute zwar auf dem Prüfstand, doch hing für Jonas heute sein Abschluss ab. Er würde danach als Junior Koordinator eigenständig kleinere Einsätze führen dürfen.

„Wir haben das southside als Anhaltspunkt, die Opfer wurden immer in direkter Umgebung entdeckt. Wir werden uns also auf die Lauer legen und hoffen, dass wir jemanden entdecken. Zudem wird es ratsam sein, sich nach seltsamen Ereignissen um zuhören.“

Belikov nickte zustimmend und so war es dann auch entschieden. Das Southside war ein Nachtlokal, Disco oder wie man es nennen mochte und für Vampire dementsprechend geeignet. Warum, könnte man fragen, schließlich ist Aufmerksamkeit das letzte was sie wollen. Doch betrunken sind die Menschen meist nicht mehr so zurechnungsfähig, haben Erinnerungslücken oder verschwinden im schlimmsten Fall sogar auch ganz. Also alles in allem der perfekte Ort, falls sie sich also mal einen kleinen oder größeren Snack gönnen wollten.

Die Aufgabenverteilung verlief wie folgt: Lex kümmerte sich mit seinem üblichen Charme um die Befragung, während ich gemeinsam mit Jonas die Augen offen hielt.

Nach etwa zwei Stunden trafen wir und wieder, um Erkenntnisse auszutauschen, doch leider wurden wir enttäuscht. 

„Von den Anwohnern und Betreibern könnt ich nichts herausbekommen. Hier verkehren so viele Leute jeden Tag, da bleibt kein Gesicht länger als für ein paar Minuten hängen.“

„Das ist leider enttäuschend, dennoch vielen Dank für Ihre Mühe Mr. Belikov.“ bedankte sich Jonas förmlich. Langsam aber sicher ging mir dieses Zeremoniell dann doch auf die Nerven.

„Wir werden noch einmal die Gegend absuchen, sollte dass nichts zu finden sein, ist unser Einsatz für heute beendet.“ 

Also machten wir uns wieder an die Arbeit. Inzwischen war es stockfinster und nur die Straßenlaternen erhellten unseren Weg, die Party im Southside war natürlich im vollen Gange - Menschen strömten in Massen hinein und wieder hinaus, genossen die laue Sommernacht und feierten ihr trübsinniges Leben. Währendes führte ich unseren kleinen Trupp ein klein wenig abseits des Trubels. Bereits vorhin hatte ich Ales abgesucht, doch nicht die leistete Spur. Die einzige Erkenntnis die ich vorzuweisen hatte - es handelte sich um einen verdammt gewieften Vampir. Diese Ecke war zwar gut besucht, was reichlich Beute versprach, und Gleichzeit so abseits, unübersichtlich und vollkommen frei von jeglicher Überwachung, dass die Chancen erwischt zu Weden gleich null standen. Doch da kam mir eine Idee.„Gibt es eine Möglichkeit an einigen Stellen Überwachungskameras aufzustellen?“

Ich blickte in erstaunte Gesichter. „Scheint das an solch einem Ort sinnvoll?“ wollte Belikov wissen.

„Die Chancen sind nicht unbedingt groß, es könnte auch in einer der Querstraßen passieren. Dann hätten wir natürlich keine Chance aber es wäre zumindest einen Versuch wert…“ überlegte ich.

„Ich fürchte die Gilde wird für so einen vagen Verdacht keine Mittel zur Verfügung stellen.“ erinnerte Jonas und er hatte Recht. Ich verfiel ins Grübeln und blickte mich um. Immer noch Kopfschüttelnd beobachten ich das treiben vor uns, aufgetakelte Mädchen in Highheels und ultra kurzen Rocken, was einfach nur billig wirkte, geschmierte Typen und natürlich betrunkene soweit das Auge reichte. Nicht wenige der Partywütigen widmeten sich dann noch einer kleinen Fotosession. Dann durchblitze mich ein Gedanken - Fotos, natürlich das war es.

Die anderen beiden schienen meine Geistesblitz zu bemerkten und schauten mich erwartungsvoll an. „Fotos“ erklärte ich und blickte zunächst in verständnislose Gesichter. „Hier werden hunderte Fotos gemacht und das in einer einzigen Nacht. Wozu Kameras aufstellen, wenn sie schon zur Verfügung stehen“

„Ich verstehe nicht ganz!“ gestand Jonas und schaute mich verwirrt an. „Der Kerl wird doch kein Selfie mit seinem Opfer machen“

„Natürlich nicht, aber es besteht die Möglichkeit, dass der Täter aus versehen auf einem der Fotos abgelichtet wurde, im Hintergrund.“ ich versuchte meine Idee etwas genauer zu erläutern. Es war ebenfalls eine Tätigkeit des Trackers, nämlich die Recherche im Internet. „Wir durchforsten das Internet, die Sozialen Medien nach dem Southside. Das wird zwar eine Menge Arbeit aber vielleicht finden wir dort Rückschlüsse?“

„Die Idee ist gar nicht mal schlecht“ gestand nun Belikov. Erwartungsvoll blickten wir nun unseren Teamchef an. „Also gut, zurück in die Zentrale. Wir versuchen dort unser Glück, aber erst morgen!“

 

 

 

 

 

 

 

***

Anastasias PoV

 

Ich lag in meinem Bett und starrte Gedankenversunken die weiß getünchte Wand meines Zimmers an. Ich würde sie wieder sehen, oder zumindest etwas von ihnen hören. Auf Malcolm war eben immer wieder Verlass, was würde ich nur ohne ihn hier machen? Mit der Hand umschloss ich das silberne Medaillon um meinem Hals Und führte mich augenblicklich besser. Egal wie weit sie auch weh sein mochten, ich hätte sie immer bei mir und hielt sie im Herzen fest.

Da klopfte es plötzlich an der Tür und ich setze mich auf.

"Ja?", rief ich nach draußen. 

"Anastasia, ich bin es James. Darf ich rein kommen?"

Ich überlegte einen Moment, wollte ich das denn? Immerhin  war ich immer noch sauer auf ihn und war nicht unbedingt auf ein Gespräch aus.

"Anastasia?" Kam es nochmal von draußen und ich brummte kurzentschlossen "komm rein"

Die schwere Holztüre öffnete sich einenSpalt und mein "Vater" schlüpfte hinein.

„Hey, ist alles in Ordnung mir dir?" fragte er besorgt und musterte mich. "Ja klar" antwortet ich teilnahmslos. Dass meine verschmierten  und wahrscheinlich immer noch rot verheulten Augen meine Aussage nicht unbedingt bestätigten war mir dabei irgendwie klar.

"Nein Anastasia, das glaube ich dir nicht. Und was war das vorhin überhaupt?"

Er meinte wohl meine wütenden Abgang vorhin. Ich könnte nur mir den Schultern zucken.

"Weiß nicht" murmelte ich.

James musterte mich mit seinen blauen Augen, sie waren so voller Sorge und Liebe dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich ihnen nicht doch Unrecht tat.

Mit einem Knarzen drehte er den Schreibtisch-Stuhl und setze sich darauf, so dass er mit fast auf Augenhöhe gegenüber saß.

"Weißt du was mein Vater immer gesagt hat, wenn ich so geantwortet habe?"

Ich schüttelte den Kopf 

"Ich weiß nicht bedeutet nicht, dass man es nicht weiß, sonder dass man es nicht sagen will."

Ich starrte ihn an, so seltsam erschien mir diese Szene. Das Bild eines kleinen Jungen, die jüngere Version James und sein Vater, ein weißer alter Mann der ihm die selbe Lektion beibrachte. Unbeabsichtigt müsste ich ein wenig schmunzeln.

"Und habe ich Recht?" Halte er nun nach.

"Mhm...jaaaa" gab ich grummelnd zu.

"Na siehst du“ er lächelte sanft „und möchtest du mir nun verraten was wirklich los war?"

„Ich fand es nicht fair wie du mit Malcolm umgegangen bist!“ sage ich also gerade hinaus.

Damit hatte er scheinbar nicht gerechnet, Unverständnis lag auf seinen Zügen. „Aber Anastasia, ich verstehe nicht was du meinst. Ich habe mich doch ganz normal verhalten.“

„Eben nicht!“ widersprach ich doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er es nicht verstehen würde. Was hatte ich mir überhaupt gedacht?

James schüttelte immer noch sichtlich verwirrt den Kopf. „Ach ja und noch etwas, das hätte ich fast vergessen. Morgen gehst du wieder zur Schule und danach beginnt deine Ausbildung, wir hätten auch noch ein paar Tage warten können. Wir haben uns aber gedacht dass es das beste wäre wenn du dich so schnell wie möglich an alles gewöhnen und dich Einleben kannst." Er lächelte freundlich, doch ich war schon wieder kurz vorm explodieren - wieder einmal schlossen sie mich einfach aus, entschieden etwas das ich vielleicht gar nicht wollte, geschweige denn dass ich überhaupt eine Ahnung hatte was er mit Ausbildung überhaupt meinte.

„Weißt du, das ist es was mich jetzt z.B stört, ihr schließt mich vollkommen aus, fragt nicht was ich eigentlich will“ während ich nun sprach, funkelte ich ihn an. Das war doch die Höhe, was sie sich wieder dachte.

"Aber wir sind doch deine Eltern, wir wollen nur das beste für dich“ antwortete er immer noch beherrscht. 

"IHR wollt... dabei kennt ihr mich nicht. Ihr denkt zu wissen was ich möchte, was wirklich das beste für mich wäre“ schrie ich nun.

Schmerz trat in seinen Blick, ich hatte ihn mit dieser Aussage tiefer getroffen als ich es gewollt hatte. Ich fand ihr Verhalten zwar unfair aber ich wollte sie nicht genauso ungerecht behandeln.

„Entschuldige, aber ich kann es einfach nicht ab, wenn über meinen Kopf entschieden wird, wenn man mich behandelt wie ein kleines Baby. Denn das bin ich nicht mehr." Nachdenkliche Augen ruhten auf mir und ich begann mich eine wenig unwohl zu fühlen wie er mich so musterte.

"Aber du musst doch zur Schule und deine Ausbildung machen. Du bist seit heute eine Jägerin...'

"Das verstehe ich ja, aber ich hätte zumindest gerne eine Wahl, verstehst du? Ein ‚ist es in Ordnung wenn du ab morgen schon dort hin gehst oder möchtest du noch einen Tag zur Ruhe kommen?' hätte mir schon gereicht. Das bedeutet mir mehr als irgendwelche Erbstücke.“ Bei der Gelegenheit hielt ich ihm den alten Klunker vor die Nase dem sie mir vor der Zeremonie geschenkt hatten. Doch er schüttelte den Kopf

„Es is ein Erbstück der Familie uns wird als Tradition am Tag der Zeremonie an den Erben weiter gegeben.“

Trotzdem gab er mir im Gegenzug die kleine Kiste und mein Medaillon wieder, das ich ihm nach der Zeremonie anvertrauen musste. Dankend nahm ich es an und ließ das Kollier wieder darin verschwinden. 

Dann schaute ich wieder auf „Das Gespräch ist beendet. Wenn ich morgen wieder zur Schule muss, sollte ich rechtzeitig schlafen!“ Ich wusste meine Worte waren vielleicht zu scharf, aber im Moment hatte er es nicht anders verdient… Und zu meiner Verwunderung hatte James verstanden und ging.

 

 

***

 

James POV

 

Sie hatte recht, wir behandelten sie wie ein kleines Kind, bevormundeten sie anstatt mit ihr zu reden. Sie ist nun ein vollwertiges Mitglied der Gilde und wir sollten sie auch als solches ernst nehmen.

Eigentlich sollte ich mit Allie darüber sprechen, warum muss denn ständig irgendwelche  Ratsangelegenheiten dazwischen kommen? Aber was sollte ich machen? Der Hohe Rat ist eine Ehre und eine Pflicht unserer Familie, ich konnte mich nicht einfach davor drücken.

Obwohl ich mit schnellen Schritten durch die Gänge lief, kam ich keine Minute zu Früh. Die anderen Mitglieder saßen bereits an Ihren Stühlen um den Ratstisch. Also setze ich mich neben Allie und blickte in die versammelte Runde. 6 uralte Blutlinien, 6 Familien die in unserer Gesellschaft als adelige gelten, bilden gemeinsam den Hohen Rat. So gab es neben den Venatori die Familien Ivackov, Conte, Leif-Stureson, und Tshiba. Zudem gab is immer einen Vorsitzenden, auch Obersten des Hohen Rates genannt, der die Sitzung leitete. Lord Maximiliano Conte, ein beleibter und meiner Ansicht nach sehr arroganter Mann. Wie konnte man so jemanden nur wählen? Wir hatten damals kein Mitspracherecht und so musste ich es akzeptieren, aber nun…

„Wie ich sehe sind wir nun vollzählig.“ brummte Conte in die Runde und nickte mir auffordern zu. Eine Anspielung dafür, dass ich in seinen Augen zu spät gekommen war. 

„Hiermit eröffne ich die heutige Sitzung und möchte zunächst mit einer Bekanntmachung beginnen. Wie wir heute alle mitbekommen haben, wurde Anastasia Venatori in den Kreis der Jäger aufgenommen. Somit hat die Familie Venatorus drei vollwertige Mitglieder ihrer Blutlinie und erhält ihr Mitspracherecht am Hohen Rat zurück.“ Ich sah an Maximilianos Miene, dass ihn und auch einige andere dieses Ereignis nicht unbedingt glücklich stimmte, doch so waren die Regeln. Endlich, nach 3 Jahren  hatten wir es geschafft unser Stimmrecht zu erhalten. Ich warf einen Blick an meine Seite und entdeckte das Kleien Lächeln auf den Zügen meiner Frau und musste gestehen dass allein diese Tatsache mich unglaublich Glücklich machte. Allie hatte so viel verloren in den Letzten Jahren. Erst Anastasia, dann vor 3 Jahren ihre Eltern und damit das Stimmrecht im Rat. Aber nun würde es bergauf gehen!

„Im Bezug auf ihre Tochter Anastasia gibt es allerdings noch etwas wichtiges zu klären. Es ist Tradition, dass über die spätere Vermählung eine Vereinbarung durch die Eltern getroffen wird. Dies sollte nach dem Reglement bereits zu ihrem 16 Geburtstag geschehen.“ 

Ich spürte, wie sich Allie neben mir verkrampfte, dieses Thema hätten sie heute nicht ansprechen sollen. Dennoch verstand ich, warum es so wichtig war. Unsere Gesellschaft lebte in ständiger Gefahr von außen und hinzu kamen noch Intrigen und Lügen aus den eigenen Kreisen. Eine Verbindung mit einer Adelsfamilie war eine große Sache und konnte für eine menge Streit sorgen.

„Die Verbindung mit einer Venatori ist jedoch weitaus komplizierter als mancher vielleicht denken mag.“ bemerkte Maxime, wie ich den Obersten gerne nannte. „Um in diese Familie einzuheiraten, muss genug Venatorus-Blut in den Adern des Ehegatten fließen. Die Stärke des Blutes muss im gemeinsamen Kind präsent sein, um es als Mitglied der Venatori anzuerkennen.“ Er blickte in die Runde und wartete auf zustimmende Bestätigung, bevor er weiter sprach. „Wir haben also in weiser Voraussicht bereits die möglichen Kandidaten ausgewählt… Filipe Carissima, Björne Stureson und Viktor Romarov. Zwar gäbe es noch mehr männliche Jäger die das nötige Blut aufweisen, doch sollte die Ehe einem gewissen Stand entsprechen.“ Es folgte zustimmendes Nicken, vor allem von den 3 Familien, deren Reihen die Kandidaten entstammten. 

„Wir bedanken uns Vielmahls für die große Mühe, Vorsitzender. Wir bitten jedoch um ein wenig Bedenkzeit und möchten die drei jungen Herren zunächst kennen lernen.“

„Natürlich, es wird euch gestattet. Doch wartet nicht zu lange, bei uns ist es üblich nicht lange nach dem 18. Geburtstag auch den Bund der Ehe einzugehen.“ Mir war diese Regel bekannt und doch wurde mir ein wenig flau im Magen, beim Gedanken daran es meiner Tochter beizubringen.

Das wird Anastasia nicht gefallen, so viel wusste ich schon von ihr. Sie würde toben und wahrscheinlich ihr ganzes Zimmer in Schutt uns Asche verwandeln. 

Nachdem wir dieses Thema geklärt hatten war die Versammlung glücklicherweise beendet und wir machten uns auf den Weg in unsere Gemächer.

„Ich glaube mit dem Thema Hochzeit sollten wir noch etwas warten, bis Anastasia sich richtig eingewöhnt hat. Nicht dass wir sie damit noch verschrecken…“ begann ich vorsichtig. 

„Aber sie ist eine Venatori, als Mitglied im Hohen Rat hat sie Verpflichtungen und wird lernen müssen, diese auch einzuhalten.“ erwiderte sie hart.

„Das verstehe ich ja, Allie. Und das wird sie auch lernen. Aber Anastasia ist noch keine Woche hier, kennt keine Regeln oder Gesetze, nicht einmal unsere Geschichte. Wie soll sie dann ihre Verpflichtung verstehen?“ gebe ich ihr zu bedenken. 

„Sie ist meine Tochter, sie wird es verstehen!“

„Aber sie ist auch meine Tochter! Und du kannst dich sicherlich daran erinnern wie schwer mir das alles am Anfang gefallen ist. Ich kam aus einer angesehenen Familie aber das war nichts im Vergleich zu meinem Leben als Venatori. Und was du auch nicht vergessen darfst - ich hatte die Wahl und habe mich freiwillig für dieses Leben und für dich entschieden.“ ich nahm vorsichtig ihre Hand und schaute sie eindringlich an. Sie war manchmal so stur, aber genau das liebte ich an ihr. 

„Und was sollen wir deiner Meinung nach dann tun?“ fragte sie und wirkte dabei so verletzlich. 

„Geben wir ihr Zeit sich hier einzugewöhnen, lernen wir sie kennen und was das andere betrifft. Geben ihr ihr vielleicht einfach ein wenig Mitspracherecht.“

„Aber James, wir stellst du dir das denn vor?“
„Naja wir könnten zufällige Treffen mit den Kandidaten vereinbaren und sie dann nach ihrer Einschätzung fragen. Fändest du es nicht auch besser, wenn sie den Mann bekommt den sie lieben und schätzen kann?“ es war eine Anspielung auf unsere eigenen Geschichte, und sie begann langsam zu verstehen.

„Ja aber in unserer Welt haben die wenigsten die Chance dazu… das weißt du! Was ist wenn sie keinen der 3 will? Wenn wir sie nach ihrer Meinung fragen, nur um sie dann doch wieder zu übergehen?“ bedachte sie. 

„Wir sollten uns jetzt lieber nicht den Kopf darüber zerbrechen sondern schlafen gehen. Oder was sagst du mein Schatz?“ 

„Du hast ja Recht, der Tag war ziemlich anstrengend und vielleicht fällt uns morgen etwas besseres ein…“

„Bestimmt, aber eines ist wichtig. Wir sollten das ganze vorerst vor ihr geheim halten!“ warnte ich sie noch.

 

 

 

6. "Die Neue" - wiedermal

Mit einem schrillen Klingeln riss mich mein Wecker aus dem Schlaf und als Quittung schmetterte ich das nervtötende Ding an die Wand. Dann war zum Glück Ruhe und ich glitt zurück in das Land der Träume…Der nächste Störenfried war dann jedoch hartnäckiger und es war auch nicht mein Wecker sondern jemand an der Türe. 

„Ani, wo beliebt du denn? Die Schule beginnt gleich!“ rief Malcolm von draußen und ich saß promt kerzengerade im Bett. Schule? Jetzt? Mist…ich hatte verschlafen!

Schnell sprang ich auf, zog mir die seltsamen Klamotten über und schnappte die Tasche mit den Heften, die James wohl hier abgelegt haben musste. Meine Haare band ich im gehen noch zu einem lockeren Zopf und war dann schon an der Tür. Malcom kannte diesen Ich-habe-verschlafen-Look und grinste mich nur frech an.

„Da ich so etwas schon vermutet habe und wir zu spät zum Frühstück sind, habe ich dir was mitgebracht.“ feierlich reichte er mir ein kleines Paket. Zum Vorschein kam dann, wie sollte es auch anders sein - mein persönliches Frühstück to go. Ein dick belegtes Käsebrot mit Salat, Gurken und Tomaten. 

„Danke Malcom, du bist wirklich ein Schatz!“ meinte ich und zum dank umarmte ich ihn noch.

„Na dann iss es schnell auf, wir sollten schleunigst los zum Unterricht!“ 

„Wir haben den aber nicht zusammen oder?“ fragte ich und er musste schmunzeln.

„Nein Ani, ich mache bald meinen Abschluss, du fängst jetzt erst an.“

„Achso“ schmatzte ich zwischen Bissen. Das Brot war wirklich göttlich… 

Ich versuchte mir den Weg durch die zahlreichen Gänge gut einzuprägen, schließlich wird Malcolm mich ja nicht immer zu Schule bringen können. Der Weg führte und schließlich hinaus auf deinen Hof, über eine Schotterweg bis zu eine weiteren großen braunen Holztüre mit goldener Schnörkelschrift. discera et labora „Lernen und arbeiten“ übersetze Malcolm mir. „Hier sind wir!“

Ganz der Gentleman hob er mir die Tür auf und ich betrat das, was die Leute hier Schule nannten.

Das Gebäude war zwar an das Haupthaus angegliedert, stand jedoch für sich allein. Vom Eingang aus gelangte man in einen langen Flur mit einigen Türen und am anderen Ende ein Treppenhaus.

„Die Unterrichts-Zimmer der unteren Stufen sind in diesem Stockwerk, nur die Abschlussklasse hat im 1. Stock ihr Gelände. Die Trainingshalle im Keller, sowie das Labor teilen sich jedoch alle.“ erklärte mir Malcolm und machte mir gleichzeitig bewusst dass er mich gleich verlassen musste. 

„Und wo finde ich mein Klassenzimmer?“ wollte ich wissen, da deutet er auf die 3. Tür und meintet „Hier auf dem Schild steht die Bezeichnung der Klassenstufe, die 1 hier, das bist du. Also viel Spaß!“ er lächelte mir nochmal aufmunternd zu und verschwand dann. 

Mit zögerlichen Schritten betrat ich den Raum, der eigentlich wie ein normales Klassenzimmer wirkte, nur etwas kleiner. Ich zählte im ganzen nur 7 Doppeltische, also konnten nicht mehr als 14 Schüler in dieser Stufe sein. Tatsächlich waren es zwar nur 11, doch wenn diese 11 Augenpaare dich anstarren, kommt es einem gar nicht mehr so wenig vor. Und so stand ich völlig perplex im Eingang und wurde von den anderen Schülern angegafft wie das siebte Weltwunder.

„Du bist bestimmt Anastasia - richtig?“ kam nun die Frage von einer Frau am Pult, die Lehrerin sein musste. 

„Ehm ja hallo, ich hoffe ich bin hier richtig?“ erkundigte ich mich vorsichtig. 

„Aber natürlich, komm nur rein und setz dich.“ meinte sie freundlich und wies auf die freien Plätze im Raum. 

Nun kam die Qual der Wahl, wo sollte ich mich hinsetzen? In die erste Reihe wollte ich nicht - zu viel Aufmerksamkeit, aber ganz hinten sollte ich auch nicht. Als fragte ich eines der Mädchen, ob neben ihr noch frei sei. Sie nickte und machte mir freundlich Platz. „Hi ich bin Svenja!“ stellte sie sich gleich darauf vor. „Freut mich dich kenne zu lernen“ erwiderte ich dann. 

„Auch wenn es natürlich spannend ist, ein neuen Gesicht in der Runde zu haben, würde ich gerne mit dem heutigen Unterricht beginnen.“ 

Zögerlich blickte ich mich im Raum um und war erleichtert, auch meine Mitschüler genauer unter die Lupe nehmen zu können, ohne von allen angestarrt zu werden. Das dunkelblonde Mädchen neben mir, Svenja machte zum Beispiel einen ganz normalen Eindruck, während einige in der ersten Reihe das perfekte Tussi-Klischee erfüllten. Es überraschte mich nicht, war es ja nur der ganz normale Schulwahnsinn der mir hier begegnete, nur eine Nummer kleiner und abgefahrener was die Unterrichtsfächer anging. Mit einem kurzen Blick über die Schulter machte ich mir ein Bild über die hinteren Reihen, schreckte jedoch blitzartig zurück als ich in ein alt bekanntes feixendes Grinsen blickte. Victor…Der hatte mir gerade noch gefehlt. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass mein ganzes Leben aus der Bahn geraten war, ich alles verloren hatte und nun trotzdem hier saß, in einem Klassenzimmer mit Viktor und so tat, alt hätte sich eigentlich nichts geändert.

„Du kannst gerne mit in mein Buch schauen“ bot mir meine Nebensitzerin an und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Auf dem Stundenplan stand für den Augenblick Mathematik - nicht mein Lieblingsfach aber ich konnte trotz meiner Fehlzeit in der Schule relativ problemlos folgen. Spannender wurde es dann in der 2. Stunde „Codex und Verhalten“ - einer Art Anstandsunterricht gemischt mit teils geschichtlichen Hintergrund und teils einfach nur skurrilen Verhaltensregeln. Dem Hohen Rat musste man zum Beispiel mit besonderer Achtung entgegentreten und galt hier fast wie der Adel, darunter standen einige angesehene Familien und so erfuhr ich auch, dass die 3 Schnepfen in der ersten Reihe ebenfalls „prominente“, wenn auch nur angesehene Familien hatten und sich im Gegensatz zu mir einiges darauf einbildeten. Und ich, als Tochter einer der großen 5 Familien war natürlich ein Schatz, den sie zu gerne in ihren Reihen hätten. 

Victors Familie, die Romarovs waren ebenfalls hoch angesehen und standen in enger Verbindung zu den Ivachkovs. 

Diese bildete heute neben den Familien Leif-Stureson, Tshiba, Conti und den Venatori den hohen Rat und somit die Oberschicht der Gilde. Dieser war so etwas wie die Regierung und traf alle wichtigen Entscheidungen für die Gemeinschaft. Mit meiner Vorstellung von Demokratie hatte es 

also recht wenig zu tun. Die Oberschicht entschied, es ging nicht nach Tauglichkeit sondern nach Titeln, Familie war Macht. Wie mich dieses System jetzt schon ankotzte… Doch dann war der Unterricht zum Glück schon fast vorbei.

 

„Denkt bitte daran, heute Nachmittag eure Trainingsklamotten anzuziehen, die wöchentlichen Leistungstests stehen an“ kündigte Mr. Jenkins am Ende der Stunde noch an.

„Leistungstests?“ fragte ich verwirrt. 

„Ja alle 4 Wochen wird unser Trainingsstand geprüft und dementsprechend einer Leistungsgruppe zugeordnet. Das Training haben wir dann immer zusammen mit den Personen unserer Leistungsklasse und nicht mit unseren Klassenkameraden.“ erklärte mir Svenja.

„Aber jetzt haben wir erstmal Vampirlehre“ ihre Augen strahlten vor Begeisterung während ich mir bei diesem Thema immer noch vorkam wie im Irrenhaus. Doch ich hatte gesehen wie real diese Gruselgeschichten tatsächlich waren, dass diese Wesen tatsächlich existierten. 

Svenja hatte plötzlich so einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht und starrte zur Tür, also folgte ich ihrem Blick. Und WOW, ich glaube Svenjas Begeisterung für das Fach hing eher an dessen zugegebenermaßen ziemlich heißen Lehrer. Er war ziemlich jung, vielleicht 25 würde ich schätzen, mittelgroß, gut gebaut und ziemlich stylisch gekleidet. Mit seinen auffallend grünen Augen blickte er in die Runde und lächelte zufrieden. Ich hörte ein leises Seufzen von meiner Nebensitzerin. Ohje, die Arme hatte es wohl voll erwischt. 

„Hallo zusammen, schön dass zumindest heute wieder alle von euch da sind.“ begrüßte er uns.

„Das letzte Mal mussten wir ein Tierherz sezieren. Plötzlich hatten alle Bauchschmerzen oder Migräne und wir saßen zu dritt im Unterricht.“ flüsterte Svenja mir zu. Gerade da fiel der Blick des Lehrers auf mich. 

„Ach wie ich sehe haben wir eine neue Schülerin bekommen, stell dich doch mal kurz vor“,

ich spürte bereits wie mir das Blut in die Wangen schoss, vor allen zu reden war mir immer entsetzlich peinlich.

„Ehm, hallo ich bin Anastasia Woodland“ murmelte ich, woraufhin mich der Lehrer erstaunt ansah.

„Dann habe ich wohl etwas falsch verstanden, es hieß die Venatorus-Erbin wäre hier“ meinte er und ich erkannte meinen Fehler. Mist, aus Gewohnheit hatte ich mich als Woodland vorgestellt und nicht als Venatorus. 

„Sie wurden richtig informiert Mr. Andersen, Sie ist nur zu dumm sich ihren eigenen Namen zu merken“ berichtigte Viktor den jungen Lehrer, der bei diesem Kommentar irritiert zwischen meinem Erzfeind und mir hin und her blickte.

„Romarov, ich verbitte mir solche Kommentare. Als Strafe schreiben Sie fünf mal die Grundsätze des Gildencodex ab. Bis morgen!“ ein Keuchen ging durch die Klasse, ich hatte zwar keine Ahnung wovon er sprach, doch für eine dummen Kommentar schien die Strafe viel zu hart zu sein. Ich hatte noch nie mitbekommen, dass man einen Schüler für so etwas überhaupt bestrafte.

„Und nun zu Ihnen Miss Venatorus, was hat es mit diesem Namen auf sich?“ wandte er sich nun an mich. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen. „Das ist eine lange Geschichte…lassen wir das bitte“ murmelte ich und blickte vor mich auf die Holzmaserung des Pults, als wäre es das interessanteste der Welt. Ich wollte diese Aufmerksamkeit nicht, und meine Vergangenheit ging niemanden an. 

„Nun gut, dann lasst uns mit dem Unterricht beginnen. Wer wiederholt, was wir in der letzten Stunde besprochen hatten?“ Er hatte noch nicht mal fertig gesprochen, da waren schon 5 Hände in die Luft gestreckt, und wie kaum anders zu erwarten, ausschließlich weibliche.

„Ja, Miss van Brahn“ forderte er eines der Mädchen aus der ersten Reihe auf. „Das ist Luise van Brahn, eine von den Angesehenen hier und sie bildet sich auch einiges drauf ein…Ihre Eltern sind gerade auf Geschäftsreise. Nur ihr großer Bruder ist da und der hat nichts dagegen, dass sein kleines Schwesterchen eine Party nach der anderen veranstaltet“ flüsterte Svenja mir zu und ich musste mir ein kichern verkneifen.

„In der Letzten Stunde haben wir uns über die Physiologie der Vampire unterhalte, ihre Stärken wie Kraft und Ausdauer, aber auch Ihre Schwächen wie die Sonne und ihre mangende Intelligenz.“

Das Bild des Vampirs im Keller erschien vor meinem inneren Auge, wie ein wildes Tier das nichts anderes konnte also zu töten und zu fressen. 

„Sehr gut, also wie ihr ja schon alle wisst sind Vampire parallel zur menschlichen Rasse ent-standen, durch ihren Blutdurst immer mit uns verbunden wie ein fieser Parasit. Und es ist dieser Blutdurst, der Ihnen zum Verhängnis wird. Wer kann mir sagen wieso?“  wandet er sich wieder an die Klasse und wieder waren die selben 5 Hände in der Luft. „Miss Carlsen?“ rief er dieses Mal meine Nebensitzerin auf, die probt einen rosigeren Hautton bekam. „Im sogenannten Blutrausch sind Vampire nicht mehr in der Lage klar zu denken. Mit einer guten Taktik ist es so also viel einfacher sie zu töten.“ 

Anerkennen nickte Mr. Andersen und fuhr fort „Und an diesem Punkt setzen wir unseren heutigen Unterricht an. Heute lernt ihr grundlegendes Wissen zur Tötung von Vampiren. Praktisch umsetzen könnt ihr das gelernte dann beim Training.“ und dann begannen wir uns den Körperbau eines Vampirs genauer zu betrachten, wobei ich kaum unterschiede zu einem Menschen feststellen konnte. Ich erfuhr jedoch, dass man Vampire durch Blutverlust viel mehr schwächen konnte, als Menschen. Sie hatten zwar eine enorme Selbstheilungskraft, doch je wenige Blut sie im Köper hatten, desto langsamer und schwächer wurde diese. Wichtig im Kampf mit einem Vampir waren also Geduld und viel Geschick. 

„Am effektivsten sind also Verletzungen am Hals und an den Oberschenkeln, ebenfalls hilfreich können Wunden in der Bauchregion sein, da sie den Gegner in seiner Beweglichkeit einschränken. Zuletzt genügt ein tiefer Stich mit einem Dolch mitten ins Herz, um den Vampir endgültig zu töten. Kann mir jemand sagen warum eine Pistole für diese Zwecke ungeeignet ist? Miss Venatori, haben Sie vielleicht eine Idee?“ Ich überlegte einen Moment, kam jedoch zu keiner zündenden Idee. Kopfschüttelnd schaute ich ihn an. „Nicht schlimm, ich wusste es damals auch nicht. Eine Kugel verletzt nicht genügend Gewebe, es kann sich zu schnell regenerieren und der Vampir selbst mit einer Kugel im Herz einige Stunden überleben, lange genug um zu flüchten und sich von einem anderen Vampir helfen zu lassen oder zumindest noch ein gutes dutzend Jäger zu töten. Einige Kugeln können den Vampir zwar verbluten lassen, doch das dauert bei einem Kampf viel zu lange.“ Ich blickte in eine Runde voll gespannter Gesichter, die mit Interesse den Ausführungen des Dozenten folgten, How to kill Vampires sollte dieser Kurs eher heißen. Und das machte mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen, sie brachten uns hier bei, wie man jemanden umbringen kann. Sie erklärten Jugendlichen, wie sie ein Messer halten mussten wie lang es dauerte, bis jemand verblutet, sie machten uns zu Killern! Ich konnte mir das nicht mehr anhören und rannte aus der Klasse, ließ die Türe hinter mir offen und rannte hinaus auf den Hof. 

 

 

 

 

 

Malcom PoV

 

„Hey schau mal Malcom, da rennt doch deine kleine Freundin!“, der kleine Schubser gegen die Schulter rüttelte mich auf und ich folgte Jonas blick. Es war tatsächlich Ani die mit wehenden Haar durch den Hof, geradewegs Richtung park lief. Doch es war eigentlich noch Unterrichtszeit- da stimmte irgendetwas nicht, sagte mir mein Instinkt. Sie rannte nicht einfach weg.

„Hey Kumpel, kannst du mich für die nächste Stunde entschuldigen? Ich muss nachschauen was mit ihr ist!“ rief ich Jonas zu, währen ich schon aus dem Zimmer joggte. Es war mehr eine Bitte als eine frage gewesen, denn ich wusste ich konnte auf ihn zählen.

Ich lief die Treppe runter und nahm dann den langen Gang zur Haupttür. Dann stand ich auch schon im hellen Sonnenlicht, nahm den Schotterweg zur Parkanlage, die hinter dem Hauptgebäude angelegt war. Ich hoffte nur, dass Ani nicht zur weit gelaufen war, in diesem offenen Areal könnte es sonst ziemlich schwierig werden sie zu finden. Doch da entdeckte ich in einiger Entfernung ihre zierliche Gestalt an einen der alten Bäume gekauert.

„Ani, was machst du denn hier?“ rief ich ihr zu und sie sah auf. Als ich die leichte Tränenspur auf ihren Wangen entdeckte, schmerzte mir das Herz. Ich hasste es, sie leiden zu sehen. 

„Malcom… was machst du denn hier? Wie hast du mich gefunden?“ stotterte sie verwirrt und sah mich aus traurigen Augen an.

„Ich habe dich aus dem Gebäude renne sehen und dachte, ich sollt dir vielleicht nach.“ erklärte ich schnell. Dass sie aber vielleicht einfach nur ihre Ruhe haben wollte, hatte ich dabei völlig außer Acht gelassen. 

„Es ist schön dass du da bist, ich weiß gar nicht was ich ohne dich machen würde.“, mir fiel bei den Worten ein Stein vom Herzen, es war also kein Fehler gewesen ihr nachzulaufen.

„Also verrätst du mir was los ist kleine?“, ich ließ mich neben ihr an den Baum sinken und schlang einen Arm um sie.

„Sie machen uns zu Mördern!“ schimpfte sie los „Sie zeigen uns, wie wir zur eiskalten Killern werden, wie wir unseren Gegner am schnellsten den gar aus machen können und dabei sind wir fast noch Kinder!“ Wieder sammelten sich tränen in ihren Augen, aber es war weniger Traurigkeit als die reine Empörung. 

„Aber es geht hier nicht um unschuldige Menschen, die getötet werden, sondern um Vampire.“ versuchte ich sie zu beruhigen.

„Ich finde es aber trotzdem nicht richtig! Wenn sie uns Selbstverteidigung beibringen ist das eine Sache. Aber Mord???“

„Aber Ani, findest du es denn nicht wichtig zu lernen, wie ihr andere beschützt? Diese Vampire haben unschuldige Menschen auf dem Gewissen - sollen wir sie einfach so weiter leben lassen?“
gegen sie zu Argumentieren wird mich nicht weiter bringen, verstand ich. Sie musste es selbst verstehen um damit klar zu kommen. 

„Da meine ich doch gar nicht… Sie sollen bestraft werden, ja meinetwegen ich getötet werden. Aber wie die anderen vorhin so fasziniert waren, einem Vampir die Kehle aufzuschlitzen, diese Freude am töten…das hat mich einfach schockiert. Das ist doch kein verdammtes Videospiel!“

Ich hatte die Begeisterung fürs töten auch nie so richtig verstanden, deshalb konnte ich Ani in dieser Hinsicht gut verstehen.

„Ich weiß dass dich das schockiert, aber die Leute hier wachsen damit auf. Dass es Vampire gibt, dass sie Menschen töten und dass wir sie deswegen töten müssen. Für sie ist das etwas völlig normales… Aber ich kann dich beruhigen, es sind nicht alle so wild aufs töten. Ich zum Beispiel habe in meinem Leben noch keinen einzigen Vampir auf meinem Gewissen. Ich verteidige mich, wenn es sein muss, doch eine stärken liegen woanders. Du musst nicht töten, wenn du es nicht willst oder höchstens wenn es Heist dein Leben gegen seines.“ 

Ich schaute ihr in die Augen, sie dachte nach, versuchte das eben gesagte zu verarbeiten und ihre Schlüsse daraus zu ziehen. „Ich finde es immer noch schrecklich und kann es immer noch nicht verstehen. Aber diese Welt hier ist anders und ich werde mich wohl oder übel daran gewöhnen müssen..“ schniefte sie immer noch und ich nahm sie zum Trost fest in den Arm.

„Ach meine kleine… Wenn ich dir doch nur irgendwie helfen könnte!“

bei den Worten schaute die mich an, Hoffnung lag in ihrem Blick. „Du kannst mir doch helfen, hast du vielleicht schon etwas herausgefunden…über meine Eltern?“ 

Ich seufzte tief, da hatte ich mich ja auf etwas eingelassen. „Leider habe ich noch nichts neues, aber ich werde dran bleiben, das habe ich dir doch schon versprochen!“

„Danke Malcolm, du bist der Beste!“ strahlte sie mich an und ich musste lächeln.

„Oh, erzähl doch mal - wie war es heute in der Schule?“ fragte ich neugierig.

„Ganz okay, am Anfang hatten wir Mathe und ich saß neben einem wirklich netten Mädchen, Svenja. Sie steht glaube ich auf unseren Dozenten und wie sollte es anders sein, dieser Kotzbrocken Viktor war auch da.“, bei ihren Worten musste ich Schmunzeln. Ja von diesem gut aussehenden Mr. Andersen hatte er auch schon gehört. Er unterrichtete jedoch nur die unteren beiden Stufen.

„Weißt du was wir jetzt machen?“ ich stand auf zog Anastasia auf die Füße. „Ich zeig dir jetzt unsere Mensa und da hauen wir uns jetzt erstmal richtig die Bäuche voll!“ schlug ich vor und werde mit einem Blick der Begeisterung belohnt. 

 

***

 

Anastasia PoV

 

Malcom war wirklich mein persönlicher Engel. Er tröstet mich und nun zeigte er mir auf noch den heiligen Gral dieser Institution und wahrscheinlich mein persönlicher Lieblingsort hier. Ich hoffte nur, dass die Leute hier wenigstens halbwegs gut kochen konnten. Und so lief ich neben Malcolm zurück, am Schulgebäude vorbei ins Nebengebäude, aus dem uns schon ein herrlicher Duft entgegen strömte. 

„Aber fällt es denn nicht auf wenn wir beide da alleine aufkreuzen? immerhin müsste doch noch Unterricht sein?“ fiel es mir dann ein.

„Keine Sorge, der Unterricht ist gleich vorbei und in 3 Minuten wird es hier nur so vor Schülern Wimmeln. Wenn wir langsam laufen, werden die anderen sogar vor uns da sein!“, bei dieser Bemerkung musste ich schmunzeln. Dass mir jemand mein Essen weg futterte, das hatte mir gerade noch gefehlt! 

Der Speisesaal war geräumig und doch gemütlich eingerichtet, hatte irgendwie Charme. Große Fenster ließen das warme Sonnenlicht herein strahlen, größere und kleinen Tische waren im ganzen Raum verteilt und direkt neben der Tür begann die Theke mit der Essensausgabe. 

Wir schnappten uns je ein Tablett, doch ich musste mir erstmal einen Überblick verschaffen, während Malcolm in gewohnter Routen den Gang ablief. Es gab Salate, Suppe und frisches Obst, dazu 3 verschiedenen Hauptgänge und einen Pudding, Grütze und sogar Kuchen. Mir lief das Wasser förmlich im Mund zu sammeln und so entschied ich mich schnell für einen Salat, einen Apfel, Kartoffelauflauf als Hauptspeise und meine Lieblingsnachtisch - Schokopudding. Dann balancierte ich mein Tablett zu Malcom, der sich bereits einen Platz am Fenster gesucht hatte.

„Wie kommt es, dass ihr nicht alle kugelrund seid bei so einem Essen?“ scherzte ich. 

„Das sagt die richtige“ lachte Malcom, ich esse vielleicht halb so viel wie du und muss trotzdem auf meine Figur achten!“ Ja da hatte er auch mal wieder recht. Ich hatte wohl einfach einen guten Stoffwechsel und das regelmäßige harte Training tat dann sein Übriges.

Inzwischen waren auch andere Schüler in der Mensa angekommen, Gekicher und Geschnatter unterbrach die angenehme Ruhe und ich erkannte Svenja, die mit ihrem Tablett auf uns zu kam.

„Hallo Anastasia, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist vorhin einfach so aus dem Unterricht gerannt.“ fragte sie besorgt.

„Oh ja entschuldige, mir war irgendwie nicht gut und ich musste an die frische Luft. Malcolm hat mich dann mit hierher genommen“ Ihr Blick fiel auf Meine Freund und ein wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Achso, ihr kennt euch wahrscheinlich gar nicht. Svenja, das ist Malcom. Malcom, das ist Svenja von der ich dir vorhin erzählt habe.“ 

Er reichte ihr die Hand „Hi, freut mich dich kennen zu lernen! Magst du dich nicht zu uns setzen?“

„Danke, das Angebot nehme ich gerne an. Es ist verdammt schwer, hier einen guten Platz zu bekommen.“ 

Ich schaute mich um, binne Sekunden waren alle Tische besetzt, nur noch kleine Gruppen oder einzelne Schüler liefen umher, um doch noch einen Platz zu finden. Ich erkannte auch 3 aus meiner neuen Klasse, die geradewegs auf uns zusteuerten.

„Das sind Zoe, Paul und Eddie. Ihr habt euch vorhin schon im Unterricht gesehen. Ist es okay wenn sie sich auch mit hinsetzen?“ fragte Svenja und wir konnten angesichts des Sitzplatzmangels gar nicht anders, als zuzustimmen. 

„Hi Leute, setzte euch doch zu uns!“ lud Malcolm sie ein. Freudig nahmen sie die Einladung an und setzen sich zu uns. Wir mussten mit den Tablets eine wenig zusammen rutschen, damit alle Platz fanden, doch es war nicht weiter schlimm. 

„Also Leute, Anastasia kennt ihr ja bereits und das ist ihr Freund Malcolm!“ stellte Svenja uns kurz vor. Dann ging das Gequassel auch schon los, Fragen über Fragen. Wo ich denn herkam, warum ich jetzt hier war, von woher ich Malcolm kannte und und und.

Ich beschloss mich an die Geschichte zu halten, die wir allen erzählten. Dass ich bei entfernten Verwandten väterlicherseits aufgewachsen war, die weit entfernt vom der Gilde lebten, dass es nun aber Zeit für mich war, meinen Platz als Venatori einzunehmen. Und was die Sache mit Malcolm anging, so erzählte ich einfach, dass wir uns über die Kampfturniere kenngelernt hatten und dann in Kontakt geblieben waren. Das brachte uns auf ein neues Thema - die Leistungstests heute Nachmittag.

„Nimmst du auch daran Teil Anastasia?“ fragte Zoe interessiert.

„Ich weiß gar nicht“, gestand ich. „Darf ich das überhaupt? Ich bin doch erst seit heute in der Schule…“ 

„Natürlich darfst du!“ schaltet Svenja sich ein. „Es geht bei den Tests ja darum, deinen aktuellen Stand einzuschätzen. Dementsprechend wirst du dann deiner Stufe oder auch Level eingeteilt. Für die Schüler gibt es nur Level 1-10, danach gibt es aber noch die Meisterklassen Bronze, Silber und Gold.“ Von den Level hatte ich schonmal etwas gehört, James hatte bei unserem Training darüber gesprochen.

„Und auf welchem Level seid ihr so?“ fragte ich dann neugierig in die Runde.

„Ich bin Level 4“ erklärte Zoe Stolz, woraufhin Svenja kleinlaut folgte „Ich bin erst bei level 2 aber ich hoffe dass ich heute in die Nächste Stufe komme.

„Wir sind beide Level 3“ erklärte Eddie und zeigte dann auf Paul. Als mein blick dann weiter zu Malcolm wanderte, gab auch er sein Level Preis „Ich bin Stufe 7 aber ich weiß dass hier für mich Endstation ist. Ich bin nicht der geborene Kämpfer und mit Level 7 habe ich die Mindestanforderung im Kampf für den Abschluss erreicht.“ 

„Du meintest, ihr kennt euch von Wettkämpfen, also wie gut bist du?“ fragte mich nun Paul.

„Ehm ich weiß nicht“ zögerte ich. Ich wusste dass ich Malcolm schlagen konnte, doch ich wollte nicht prahlen und dann hinterher auf nie Nase fallen. „Ich werde mich wohl Überaschen lassen“, quittierte ich die Frageich mit einem Lächeln.

„Bei dem Thema, wir sollten uns langsam mal umziehen gehen, in 20 Minuten gehts los und ich will mich auch noch vernünftig aufwärmen.“ Malcolm hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und so machten wir uns auf den Weg zur Umkleide beziehungsweise zu unseren Zimmern. 

Ich fand den Weg zurück zur Schule zum Glück ohne Probleme und vor dem Eingang warteten bereits die 3 anderen auf mich.

„Cooles Top“ bemerkte Svenja.

„Danke, deins ist aber auch echt süß“ erwiderte ich und wir beide mussten lachen. Das war einfach typisch Mädchen. Die Jungs verstanden aber mal wieder nichts.

Gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg hinunter zur Turnhalle, die sich im Keller befand. 

Eigentlich waren es 3 Hallen, wobei die größte von Ihnen noch einmal in zwei Bereiche aufgeteilt werden konnte. Es waren die selben Hallen, in denen ich bereits mit James trainiert hatte, doch wir waren letztes mal nicht durch die Schule gegangen. Das wusste ich. „Gibt es eigentlich noch andere Zugänge zur Halle?“ fragte ich deswegen.

„Klaro, vom Hauptgebäude führt auch ein Gang hierher. Die anderen die hier trainieren wollen schließlich nicht immer durch die ganze Schule laufen.“ erklärte Eddie mir bereitwillig. Ich hatte also recht gehabt. 

In der großen Halle angekommen, das ich die anderen Schüler, die sich bereits dehnten, joggten oder anderweitig aufwärmten. Daneben erkannte ich auch einige Lehrer, die im Gegensatz zu uns Schülern ganz in schwarz gekleidet waren.

„Komm laufen wir uns auch warm“ schlug Zoe vor und ich ging bereitwillig mit. Svenja wollte jedoch erstmal einige Lockerungsübungen machen. Also gingen wir zu zweit zur äußeren Bahn und liefen langsam unsere Runden. Ich hatte eine gute Verdauung, doch ichbereute mein reichhaltiges Mittagessen dann doch ein wenig. Wer kam auch auf die bescheuerte Idee, so etwas nach dem Mittagessen zu machen? Nach 10 Minuten hatte ich dann das Gefühl, dass mein Körper sich auf die körperliche Aktivität vorbereitet hatte und ich ging zurück zu Svenja und den Jungs die sich gerade dehnte, es sah zumindest ansatzweise danach aus.

„Hat man euch nicht beigebracht, euch vernünftig zu dehnen?“ scherzte ich und Svenja prustete los. „Doch, es ist das erste was wir hier lernen. Doch die Jungs haben die letzten Tage so hart trainiert, dass sie sich vor lauter Muskelkater kaum noch bewegen können.“  nun musste ich auch lachen, deswegen hatten sich die beiden so ungelenkig angestellt. 

„Hallo liebe Schüler, willkommen zu den Leistungstests. Wie jedes Mal teilt euch bitte in 3 Gruppen auf. Anwärter für die Level 1 bis 4 kommen zu mir, Anwärter für die Level 5-7 gehen bitte in halle 1 zu Miss Antari und Anwärter für Level 8-10 gehen bitte in Halle 2 zu Mr. Belikov.“ ertönte die Ansage eines Lautsprechers. 

Da ich nicht recht wusste, wo ich hingehen sollte, beschloss ich einfach hier zu bleiben und so beobachtet ich, wie nach und nach die Schüler die Kampffläche betraten und mit ihren Gegnern kämpften. Die Frau, die zuvor die Durchsage gemacht hatte, stand mit einem Klemmbrett daneben und machte eifrig Notizen. und wenn der Kampf nach einigen Minuten beendet war, gab sie ein kurzes Feedback und verkündetet das Level. Die Gegner waren einige richtige Jäger, vermutet ich.

Nach einer guten halben Stunde waren alle durch und nur noch ich stand allein auf der Wartefläche.

„Ehm hallo, ich bin neu hier. Deshalb wusste ich nicht, wo ich mich anstellen soll“ erzählte ich, als der Blick der Frau auf mich fiel. 

„Hallo, dann bist du bestimmt Anastasia Venatorus richtig?“
ich nickte. „Ich habe gehört du sollst schon Kampferfahrung haben, na dann zeig mal was du drauf hast. „Okay“, damit machte ich mich auf den Weg zur Matte, wo ich von meinem Kampfpartner begrüßt wurde. „Hallo Miss, keine Sorge sie machen dass schon“. Wir gingen ein paar Schritte auseinander und verbeugten uns. Dann ging es auch schon los. Ich hatte den Mann während der anderen Kämpfe bereits beobachte und so kannte ich seine Schwächen. Ich brachte ihn mit ein paar gezielten Tritten und Schlägen zu Fall. Ein Staunen ging durch die Menge, das hatte bisher keiner der andern geschafft. Ich reichte dem Mann die Hand und half ihm wieder auf. Eine wichtige Geste des Respekts. Dann wandte ich mich an die Frau „Sehr gut, Anastasia. Sie sind eine sehr gute Kämpferin. um ihr Level jedoch genauer feststellen zu können, benötige ich jedoch die Einschätzung eines anderen Trainers. Ich bin leider nur für die Stufen 1-4 zuständig.“ entschuldigte sie sich. Das hieß also ich war besser als Level 4 und auch wenn ich das zuvor schon stark vermutet hatte, freute es mich trotzdem. Kämpfen war etwas das ich konnte und liebte. Währenddessen hatte die Dame in ein kleines Headset gesprochen.

„Anastasia, ich habe Mr. Belikov gebeten herzukommen um die Beurteilung zu übernehmen. Er wird gleich hier sein, nutzen sie die Zeit also um etwas z trinken oder kurz durch zu schnaufen.

Gesagt getan, ich ging sogar kurz auf die Toilette, denn diesen Namen hatte ich schon gehört Alexander Belikov, auch Lex genannt und galt zusammen mit seinen Kollegen Lionel van Bahn und Laren Thomas hier bei der Gide schon fast als Legende.

„Na Prinzessin, bereit zum Kämpfen?“ begrüßte mich der hochgewachsenen Mann mit den langen brauen Haaren und dem verschmitzten Gesicht. ich erinnerte mich wieder- er war damals bei den Katakomben gewesen, als ich mit Malcolm dort war um den Vampir zu sehen.

„Hallo Mr. Belikov“ begrüßte ich ihn freundlich.

„Doch nicht so förmlich, du kannst mich Lex nennen, oder großer Kampfmeister, wenn dir das lieber ist“, oh Man dieser Kerl war sich ziemlich von sich eingenommen, doch er hatte Humor und das gefiel mir.

„Ich glaube ich bleibe bei Lex, und wenn mit die Frage erlaubt ist wo ist mein Gegner?“ erkundigte ich mich.

„Steht vor dir Prinzessin, sobald du bereit bist!“ er verbeugte sich galant und schritt auf die Kampfzone zu. Mit großen Augen folge ich ihm. Ich sollte gegen ihn kämpfen? Um Gottes Willen, wo war ich nun schon wieder hineingeraten?

Als ich mich kurz umschaute, entdeckte einen ziemlichen Haufen neugierige gereichter. Klar, die Prüfungen waren vorbei und nun wollte man sich das Spektakel ansehen.

„Lass dich nicht ablenken, jetzt zählen nur du und ich und diese Matte.“ beruhigte er mich, als er meine doch leicht ängstlichen Blick bemerkte. Also atmete ich normal tief ein und nahm meine Position ein. Ganz der Tradition verbeugten wir uns kurz, bevor der „Tanz“ begann. 

Ich merkte wie er sich erst Stück für Stück herantastete, nicht gleich auf die vollen ging. Er wollte herausfinden, wie gut ich war und was ich konnte. Also ließ ich mich auf das Spiel ein, zeigte die Kniffe dich ich gelernt hatte und beobachtet im gleichen Zug seinen Kampfstil, den ich definitiv als „Interessant" einstufen würde. Langsam aber sicher kam ich ordentlich ins Schwitzen und musste schon den ein oder anderen Treffer einstecken, hatte jedoch auch großzügig ausgeteilt. Doch er zog die Schraube immer fester, bis ich kaum noch standhalten konnte. Aber Aufgeben kam für mich nicht in Frage. 

„Ich glaube es reicht für heute!“ verkündetet Lex, ebenfalls aus der Puste geraten. „Ich habe für die Einschätzung genug gesehen. Das war ein guter Kampf Anastasia!“

Zum Zeichen des friedlichen Endes verbeugten wir uns noch einmal und verließen dann die Kampffläche. 

Die Trainerin von vorhin nickte mir anerkennend zu und auch die Zuschauer schiene begeistert. 

„Also was sagst du?“ erkundigte sie sich. 

„Ein bisschen aus dem Training, aber definitiv eine 8. Damit mein Zuständigkeitsbereich“ verkündetet er mit einem Lächeln.

„Glückwunsch zu Level 8 Prinzessin, von jetzt an werden wir uns öfter sehen!“ er zwinkerte mir zu verließ dann den Saal, seine Arbeit war getan. Dafür ergriff die Frau wieder das Wort. „An alle Schüler, ich hoffe ihr habt eure Ziele erreicht. Hiermit ist der Leistungstest abgeschlossen, der Unterricht ist für heute beendet. Ab morgen befindet ihr euch in den zugewiesenen Trainingsgruppen.“

Als ich gerade meine Tasche nehmen will sprichst ich plötzlich jemand an „Hey du bist Ananstasia Venatorus, richtig?“ erkundet sich ein Schüler, der mir irgendwie bekannt vorkam.

„Ich bin Valentin Carlsen, der große Bruder von Svenja und ebenfalls Level 8“ stellte er sich vor.

„Hi, nett dich kennen zu lernen! Weißt du auch wer die andern in unserer Gruppe sind?“ 

„Ja, die anderen sind Lucas Voss, Sofia Conte, Laura Field und Jo Maison. Unser Training ist Morgen vormittag um 10, damit sind wir in der ersten Gruppe“ erklärte er und hinterließ bei mir nur Verwirrung.

„Achso, klar du bist neu. Wir haben 3 mal die Woche festes Training in unseren Gruppen. Dienstag von 10-12 Uhr, Donnerstag von 15-17 Uhr und Freitag von 9- bis 11 Uhr. Da wir nur 3 Hallen und 3 Trainer hallen, werden immer nur 3 Gruppen zeitgleich unterrichtet. Die anderen haben währen dieser Zeit frei für Hausaufgaben oder sonstiges. Und da wir am Dienstag die ersten sind könne wir danach auch als erstes in die Mittagspause, wenn noch alles leer ist“.

So langsam gefiel mir der Kerl, aber wahrscheinlich auch nur weil es ums Essen ging. Ich musste schmunzeln, Valentin und ich waren scheinbar in der Hinsicht voll auf einer Wellenlänge.

„Du redest von Essen, ich glaube wir werden uns gut verstehen!“ ich zwinkerte ihm zu, „Bis morgen!“. Dann Schnappte ich meine Sachen und verließ die Sporthalle. Draußen wurde ich dann von meinen neuen Freunden und Malcolm mi Beifall begrüßt. „Du warst der Hammer!“ jubelte Svenja. „Mit dir sollte man sich lieber nicht anlegen“ scherzte Eddie, woraufhin Malcolm ihm etwas zuflüsterte. Sekunde spöter lagen beide lachend auf dem Boden.

„Was ist denn jetzt Schin wieder los?“ erkundigte sich Zoe, die ebenso wie wir andern nichts verstanden hatte. 

„Malcom hat gesagt…“ japste Eddie „Dass er das aus eigener Erfahrung bestätigen kann, weil er dir einen Donut geklaut hat.“ 

Ich funkelte meine besten Freund an „Das hast du ihm nicht erzählt!“ 

„Stimmt das echt?“ wollte Paul wissen.

„Ja…“ gestand ich kleinlaut „aber das ist völlig aus dem Kontext gerissen. Es ging um meine Lieblingsdonut, Malcolm hat ihn mir weggenommen und gesagt ´hol ihn dir doch`… und das hab ich dann auch gemacht.“ 

3 Augenpaare starrten mich verdattert an, bevor ihre Träger ebenfalls prustend zu Boden gingen. 

Na super, nun stand ich hier neben einem Haufen Prustende und gackernden Hühner, die sich über den Boden wälzten.

„Was zu Hölle ist denn hier los?“ hinter uns war ein anderer Schüler aufgetaucht, der die Situation nun kritisch beäugt. 

„Hey Jonas, ich muss dir neu Story erzählen“ rief Malcolm dem Neuankömmling, offenbar einer seiner Freunde zu.

„Oh nein, Malcolm. Wehe du erzählst das noch ein einziges mal, dann mach ich dir die Hölle heiß!“ drohte ich ihm.

„Schon gut, ich glaube ich will es lieber gar nicht wissen.“ beschwichtigte Jonas mich. 

„Wir kennen uns noch gar nicht, ich bin Jonas van Frey, ein guter Freund von Malcolm.“ 

„Hi Ich bin Anastasia, freut mich dich kennen zu lernen, aber sie mir bitte nicht böse wenn ich mir deinen Namen nicht merken kann. Mein Kopf ist gerade ein bisschen überladen“ entschuldigte ich mich. 

„Ach, mach dir keine Sorgen. Ich habe fast ein halbes Jahr gebraucht bis ich die Namen meiner Mitschüler kannte.“ verlegen fuhr er sich durchs braune Haar und war mir durch sein Geständnis prompt sympathisch. „Sorry dass ich euch bei was auch immer unterbrechen muss, aber ich bin wegen Malcolm hier. Ich brauche ihn für eine Mission“ 

„Sorry Man, das habe ich voll vergessen, bin sofort bei dir!“ entschuldigte sich Malcolm, der inzwischen auch wieder auf den Beinen war.

„Sicher dass du nicht erstmal kurz duschen willst?“ fragte Jonas, während er auf unsere verschwitzten und schmutzigen Kleider zeigte. Sein Blick sprach Bände und sagte nichts anderes als ihr stinkt bis zum Himmel, mit euch könnte man Vampire schon durch den bloßen Gericht vertrieben. Ich musste lachen, denn er hatte absolut Recht. Auch ich musste schleunigst unter die Dusche. Also verabschiedete ich mich noch schnell von den anderen und machte mich dann auf den Weg in mein Zimmer. Die heiße Dusche war nach dem Tag heute ein  wahrer Segen und als ich danach in meinem Bett lag, schlief ich auch sofort ein.

 

 

 

6. Eine heiße Spur

Malcom PoV

 

Scheiße, wie konnte mir das passieren? Ich hatte die Mission ganz vergessen und so fast unser Treffen heute Abend verpasst. So etwas durfte unter keinen Umständen nochmal passieren! 

Um wenigstens nicht zu spät zu kommen, sprintete ich in meine Unterkunft, duschte und sprintete dann weiter in die Hauptzentrale. Dort wurde ich bereits von Jonas erwartet.

„Kein Stress, Lex ist auch noch nicht da!“ beruhigte er mich. 

Glück gehabt, ich konnte noch einmal durchatmen. Zuspätkommen bei einer Mission, die noch dazu von einem hoch angesehenen Jäger begleitet wurde, kam niemals gut an und wurde schlimmstenfalls sogar in den Akten vermerkt. Einen Fehler, der sich jemand in meiner Position nicht erlauben konnte. Von der Abschlussnote und der Akte hing eine Karriere bei den Jägern ab. 

„Entschuldigt die Verspätung, meine Herren“  begrüßte uns nun auch der Dritte im Bunde und wir konnten nun doch mit der Arbeit beginnen.

„Wie bei unserem letzte Treffen besprochen, werden wir das Internet und vordergründig die sozialen Medien durchsuchen. Da es sich hierbei um eine Rechercheakt handelt, gebe ich das Wort weiter an Malcolm Night.“ beendete Jonas das zeremonielle Palaver. 

„Ich habe schon ein wenig Vorarbeit geleistet und die Parameter auf unser Ziel angepasst. Es werden jetzt alle Bilder, die in Zusammenhang zum „southside“ veröffentlicht wurden, gefiltert und angezeigt. Unsere Aufgabe ist es nun, diese Bilder auf mögliche Hinweise zu untersuchen. Merkwürdige Gestalten, Gewalttaten, Blut oder seltsames Verschwinden. Legt alle Bilder, die ihr für wichtig oder interessant haltet in diesem Ordner ab, die können wir uns dann hinterher nochmal genauer anschauen.“ erklärte ich den beiden, und wies sie an den Computern ein. Diese Arbeit war langweilig und anstrengend und versprach auch nicht besonders hohe Erfolge, doch irgendwie mussten wir an Informationen kommen. Trotzdem war ich erstaunt, dass sich Alexander Belikov, genannt Lex, auf so etwas einließ. Er hatte es bestimmt nicht nötig, den öden Schreibtisch-Kram zu erledigen.  Und doch saß er mit mir und Jonas hier und sortierte stundenlang Bilder.

 

„Leute ich glaube das müsst ihr euch ansehen“ rief Jonas aufgeregt zu uns herüber. 

Ich hatte zwar auch ein paar potenziell Interessante Bilder entdeckt, doch nichts was so eine Aufregung rechtfertigt hätte. 

„Volltreffer!“ verkündete Belikov. Etwas war im Hintergrund eines typischen Partyselfies zu erkennen, das wir nun stark vergrößert hatten. Zu sehen war ein großer bulliger Typ mit kleinem Kopf, der eine blonde junge Frau mit sich zog. Ihr Gesicht sprach Bände, doch ein Blick auf die Vampirzähne und der rote Schimmer in den Augen hätte auch genügt. Wie er sich in dem Hals der armen Frau verbiss… einfach widerwärtig. Aber das war unsere erste richtige Spur, etwas worüber wir uns freuen mussten.

„Ich gebe das Bild nur schnell weiter an den FNS damit das Bild gesperrt wird.“ erklärte ich.

Die FNS oder auch Fachbereich für nationale Sicherheit war eine Spezialorganisation der Regierung. Sie wusste von der Bedrohung und unterstütze die Gilde finanziell, sowie mit Fachpersonal bei der Bekämpfung der Vampire.

„Du meinst etwa das kursiert noch so im Netz?“ fragte Belikov entsetzt. 

„Die Spezialisten von der FNS sind im Interesse der Geheimhaltung natürlich immer mit Hochdruck dabei solche Bilder auszufiltern, doch immer wieder kommt so etwas vor. 

Bis das Bild gelöscht in ein paar Minuten wird oder die Qualität soweit heruntergeweht wird, dass niemand etwas erkennt, könnte theoretisch jeder dieses Bild sehen, also ja. Ich halte es jedoch für sehr unwahrscheinlich, es ist nur im Hintergrund zu erkennen, ohne unsere Spezialprogramme wäre das Bild niemals so scharf gewesen.“ erklärte ich. 

„Vielen Dank Mr. Night.“ bedankte sich Jonas mal wider förmlich, Belikov und ich verdrehten dabei die Augen, doch was sein musste musste sein.

„Für heute ist unsere Arbeit getan, am Mittwoch treffen Mr. Night und ich uns wieder, um weitere Informationen auszuwerten. Diese werde ich dann umgehen an den Rat weiterleiten, um das weitere Vorgehen einzuleiten. Der offizielle Teil unserer Mission ist somit beendet, vielen Dank für Ihre Unterstützung!“ und kaum hatte er die letzten Worte in ernstem Ton gesprochen, musste er so heftig lachen, dass es uns alle ansteckte. 

„Warum lachen wir hier eigentlich?“ prustete der große Lex Belikov und brach fast zusammen vor Lachen.

„Dieses ganze offizielle Getue ist einfach zu komisch.“ brachte ich prustend hervor. Jetzt da der offizielle Teil beendet war, konnten wir auch ganz entspannt miteinander reden. „Es ist nur extrem anstrengend, nervtötend und sinnlos.“

„Na dann bin ich ja froh, euch mitteilen zu können dass nach der Prüfung niemand mehr so redet.“ 

„Das heißt, ich habe bestanden?“ fragte Jonas, nun doch etwas nervös.

„Wir könnten das ganze jetzt erstmal mit jeder menge Selbstreflexion in die Länge ziehen, doch ich kann den Ivachkovs nur zu einem weiteren hervorragenden Koordinator beglückwünschen. An deiner Wahl wird sich ja wahrscheinlich nichts mehr ändern lassen?“ grinste er verschwörerisch.

Jonas lachte „Tut mir leid Lex, aber meine Entscheidung steht fest.“ Nach einem Moment fügte er hinzu „Nicht jeder hat so ein dickes Fell wie du…“ und wirkte dabei fast ein wenig traurig. Doch ich konnte mich auch getäuscht haben. Für Jonas ging die Ehre seiner Familie über alles, ein Bruch mit der Tradition war für Ihn zu keiner einzigen Sekunde in den Sinn gekommen. Das dachte ich zumindest, bis ich diesen Blick in seinen Augen gerade eben gesehen hatte. 

„Wenn ihr mich entschuldigt, ich würde meiner Familie gern die Neuigkeit mitteilen“ verabschiedete er sich.

„Lass dich ordentlich feiern!“ rief ich ihm noch hinterher und machte mich dann daran, die restlichen Unterlagen wieder in die Akten zu sortieren. Die Recherche war mein Aufgabengebiet und somit auch das Aufräumen der Recherche-Mittel.

„Du musst mir wirklich nicht helfen, du wirst sicherlich etwas wichtigeres zu tun haben“ sagte ich, als Belikov im Begriff war, die Akten in den Schrank zu befördern.

„Wir sind nicht so beschäftigt wie ihr Schüler immer denkt also kein Stress“ grinse er mich an „Ich helfe gerne.“

„Oh na dann. Danke für deine Hilfe, dann ist es gleich geschafft!“ und tatsächlich war nicht mehr viel zu tun. PCs herunter fahren, die restlichen Akten im Schrank versauen und die technischen Geräte wieder ins Lager bringen.

„Also ich muss schon sagen, Anastasia ist wirklich süß“ bemerkte Belikov, als wir gerade noch die letzten Geräte verstauten.

Okay, mit so einer Aussage hatte ich nicht gerechnet, aber mir ging langsam ein Licht auf. Deswegen war er noch länger geblieben und hatte mir geholfen. „Du weißt, dass sie als Mitglied des hohen Rates tabu ist?“, das war zwar eigentlich keine feste Regel, doch es hatte sich so festgesetzt, dass „normale“ Jäger nichts mit Mitgliedern des Hohen Rates anfingen, einfach weil es nicht dem Stand entsprach. Ich schaute Alexander Belikov an, der nur da stand und lachte „Ich wollte nicht sagen, dass ich Interesse an ihr haben“ meinte er, als wäre das von Anfang an klar gewesen. Natürlich lag ein Altersunterschied von fast 10 Jahren zwischen den beiden, aber das musste grundsätzlich noch nichts heißen.

„Was dann?“ hackte ich nach und war ein wenig irritiert. Warum kam er dann auf Ana zu sprechen.

„Eigentlich sollte dich das nur ein bisschen eifersüchtig machen. Ich wollte herausfinden, was da zwischen euch ist. Ihr hängt ja schließlich die ganze Zeit zusammen.“ gestand er.

„Du oder die Venatori?“ wollte ich nun wissen. Denn Belikov hatte sich den Venatori verpflichtet und stand zuzusagen unter deren Befehl.
„Hast mich durchschaut“ er lächelte verlegen, offenbar war ihm diese Situation etwas unangenehm. 

Ja ich musste zugeben, Ani war hübsch, aufgeweckt und süß aber ich hatte in ihr nie etwas anderes als eine kleine Schwester gesehen, deswegen verstand ich diesen ganzen Aufruhr nicht.

„Wie wichtig ist dir die Information?“ stachelte ich.

Das weckte nun sein Interesse. 

„Ich sehe ich bekomme nichts ohne Gegenleistung, also was willst du? Ein Autogramm vom großen Meister?“ scherzte er.

„Nein nur eine Adresse…“

Verwirrt schaute er mich an und überlegte einen Moment.

„Eine Information gegen eine andere, das scheint mir nur fair“ nickte er zustimmend.

„Du wirst mir die Adresse, die ich suche verraten. Versprochen?“ vergewisserte ich mich.

„Ja, ich verspreche es dir!“ antwortet er dann.

„Okay, also… Wir sind beste Freunde und ich liebe sie über alles. Aber zwischen Ani und mir läuft nichts, lief nie etwas und wird auch nie etwas laufen. Wir sind wie Geschwister.“ 

„Okay, ich glaube dir. Und nun zur Gegenleistung, ich bin ja schließlich ein Ehrenmann. Welche Adresse brauchst du?“

„Die Adresse von Mr. und Mrs. Woodland“ verkündete ich ernst.  

„Ihr kleinen Biester, ich hätte es mir denken können. Aber gut, ich hab es versprochen, also werde ich mich daran halten. Jetzt sofort kann ich dir leider nichts genaueres sagen, aber die Woodland werden noch überwacht. Ich lasse dir eine Nachricht zukommen.“ versprach Belikov.

„Warum hilfst du mir?“, ich war irritiert, hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet oder sogar damit, dass er gar nichts verraten würde.

„Ich würde James oder Allison nie in Frage stellen, aber ich habe es von Anfang an für falsch gehalten, Anastasia so hart von ihren Pflegeeltern zu trennen.“ er schwieg einen Moment. „Nur dass das klar ist, von mir hast du die Adresse nicht, verstanden?“

„Klar, ich danke dir!“ antwortete ich schnell.

Er nickte mir noch einmal kurz zu und ging dann in die entgegengesetzte Richtung davon.

Ich musste schmunzeln, so einfach hatte ich mir das dann doch nicht vorgestellt. Sicherheitshalber werde ich Anastasia aber noch nichts erzählen. Wenn Belikov doch nichts herausfindet ist sie hinterher nur noch trauriger. Das kann ich ihr nicht antun.

 

 

 

 

 

Anastasia PoV

 

Der nächste Morgen begann laut und schrill - Malcolm hatte mir zu meinem Leidwesen einen seiner Wecker geschenkt. Und dieser war nun erpicht darauf, seine morgendliche Pflicht zu tun oder bei dem Versuch zu sterben. Keine Fünf Minuten später landete er nämlich an der Wand. Ich drehte mich wieder um und kuschelte mich zurück in meine warme Decke. Doch dann fuhr ich aus dem Bett - scheiße die Schule beginnt um 8 und wenn ich davor noch etwas vernünftiges Essen wollte musste ich mich beeilen. Auf den Luxus, dass Malcolm mir das Essen hinter her tragen würde, konnte ich mich ja schließlich nicht verlassen.

Also schlüpfte ich schnell in meine Jeans, zog das Sweatshirt über und schnappte mir neben meiner Schultasche auch die Sporttasche für das Training später. Mein erstes offizielles Training hier in der Gilde und ich fragte mich bereits, ob sich der Unterricht stark von meiner alten Kampfsportschule unterschied. 

Auf dem Weg zu Mensa tippte ich noch schnell eine Nachricht an Malcolm: Essen in 5 Min. an der Mensa? Wie ich ihn kannte, saß er zwar bereits seit einer halben Stunden dort, aber man konnte ja nie wissen. Dann bahnte ich mir den Weg durch die alten Gänge, verlief mich bestimmt fünf mal aber dann erreichte ich schließlich den Hof. Ich blinzelte träge der Sonne entgegen, die heute morgen schon zur Höchstform aufgelaufen war und nun den ganzen Hof in ihrem goldenen Licht erstrahlen ließ. Sogar die hohen grauen Mauern wirkten nun warm und freundlich - eben ein perfekter Morgen. Ich lächelte der Sonne entgegen, genoss die Endorphine in meinem Blut und stapfte dann über den Kiesweg.

Ich betrat die Mensa und mein Grinsen wurde, wenn überhaupt möglich noch breiter. Der herrliche Duft von frisch gebackenen Brötchen, Rührei und Kaffee schwappte mir entgegen und ich fühlte mich für einen Moment wie im Paradies. 

„Guten Morgen, Anastasia!“, begrüßte mich Zoe und brachte mich damit wieder zurück in die Realität. Ihre braunen Locken schimmern im Sonnenlicht leicht rötlich und erinnerten mich in dem Moment an eine richtige Löwenmähne. 

„Hallo Zoe, schön dich zu sehen!“ begrüßte ich sie nun ebenfalls. Ich war froh, mich an den Namen des Mädchens erinnern zu können.

„Die andern sind auch schon da, magst du dich nicht zu uns setzen?“ Sie weiß mit dem Kopf in Richtung der Fenster.

„Ich bin schon mit Malcolm verabredet…“ entschuldigte ich mich doch da fing sie auch ihn an spitzbübisch zu grinsen. „Das haben wir uns fast gedacht und waren daher auch so frei, uns zu ihm zu setzen“.

„Ihr seid wirklich unglaublich!“ lachte ich und schüttelte den Kopf. 

„Danke, so ein Kompliment hört man immer gerne!“ erwiderte sie und wir beide mussten wieder lachen.

Wo auch immer sie diese Gesellen ausgegraben hatten, ich wollte noch mehr davon. Die hatten nichts von diesem oberflächlichen geheuchelten Verhalten, wie ich es von den meisten Altersgenossen gewöhnt war. Sie waren einfach sie selbst und schienen sich in ihrer kleine Gruppe absolut wohl zu fühlen. Und trotzdem waren sie mir gegenüber so offen und freundlich als wäre ich schon immer ein Teil von Ihnen gewesen.

„Ich hole mir noch schnell etwas zu essen, dann komm ich zu euch“ sagte ich zu ihr und wand mich dann Richtung Warteschlange.

„Alles klar, selber Tisch wie gestern!“ rief sie mir im gehen noch zu.

Keine 5 Minuten später stand ich dann auch schon mit voll beladenem Tablett vor der Gruppe und begrüßte alle mit einem überschwänglichen „Wunderschönen Guten Morgen allerseits!“ und erntete dafür verwirrte Blicke.

„Was auch immer sie hat, ich will das auch!“ schrie Eddie. 

„Nicht so laut Eddie, es ist gefühlt 5 Uhr morgens!“ brummelte Paul.

„Unser Morgenmuffel…“ entschuldigte Svenja den blonden Hünen. „Aber im Ernst wie kannst du so früh am Morgen so gute Laune haben?“ 

„Schau dir ihr Tablett an, dann hast du die Antwort.“ erwiderte Malcolm an meiner Stelle. Er kannte mich einfach zu gut. „So lange es genug frisches Essen und Kaffe gibt, ist gute Laune vorprogrammiert.“

Zur Bestätigung ließ ich meinen grinsenden Blick nochmal über das Tablett schweifen und machte es mir dann neben Malcolm gemütlich. 

„Wir müssen in 10 Minuten beim Unterricht sein, wie um Gottes Wien willst du das ganze in so kurzer Zeit schaffen?“, fragte Zoe entsetzt. 

„Keine Sorge, wenn es eilt, schaffe ich das in unter 4 Minuten“ ich blinzelte ihr verschwörerisch zu und sie blickte herausfordernd zurück. 

Und so machte ich mich daran, den Obstsalat genüsslich in mich hineinzustopfen, anschließend folgte dann noch 2 warme Brötchen, die ich mit reichlich Käse, Ei und Gurke, beziehungsweise mit Marmelade und frischer Butter belegte. Zuletzt folgte noch mein morgendlicher Koffeinkick in Form eines Milchkaffees. Kaum außer Atem blickte ich schließlich wieder Zoe an, die mich mit großen Augen anstarrte. 

„Tatsächlich, 3 Minuten und 46 Sekunden!“ bestätigte Eddie. Der Kerl hatte doch tatsächlich den Nerv gehabt, sein Smartphone raus zu kramen und die Zeit zu stoppen.

„Warum heute so schlecht in Form Ani?“ neckte Malcom, der mich und meine Essgewohnheiten natürlich schon kannte. Doch es war keineswegs ein Scherz gewesen, ich hatte mir beinahe noch Zeit gelassen. Die Anderen schauten uns nur teils verständnislos teil einfach nur schockiert an. Aber keiner brachte auch nur ein einziges Wort hinaus. Tja, bei einem Wettessen würde ich wahrscheinlich immer die Nase vorn haben.

„Ich wollte eben noch ein bisschen genießen“ erwiderte ich mit einem Schulterzucken. „Und da wir schon bei dem Thema Zeit sind, wir sollten langsam los zum Unterricht!“.

Und so setzte sich die ganze Gruppe in Bewegung. Die anderen waren ja ohnehin bereits fertig mit dem Essen.
„Wir sehen uns!“ winkte Malcolm mir noch zum Abschied zu, bevor er im nächsten Gang verschwand.  

 

Wir hatten heute Geschichtsunterricht und Svenja rutschte unruhig auf Ihrem Stuhl herum „Was ist denn los?“ fragte ich schließlich.

„Wir mussten Referate vorbereiten und in dieser Stunden bin ich dran.“ klagte sie.

„Du schaffst das schon, du hast dich doch bestimmt gut vorbereitet, oder?“

„Natürlich, ich kann meinen Text praktisch auswendig, aber bei Präsentationen werde ich immer so nervös und vergesse alles wieder…“. Ich drückte ihr tröstend die Hand, da betrat auch schon Mr. Andersen den Raum. Er war neben Vampirlehre auch unser Lehrer für Geschichte und laut Svenjas Ausführungen auch ein richtiger Professor der Vampirgeschichte. Einen Titel, den es an normalen Universitäten sicher nicht zu erreichen gab. 

„Guten Morgen allerseits und willkommen zu unserem heutigen Unterricht zum Thema: Ära des Blutes. Wer kann mir bitte den Inhalt der letzten Stunden nochmal kurz zusammenfassen?“

Wie auch in der letzten Stunde bei Ihm zuckten nahezu alle weiblichen Hände in die Höhe. Er blickte in die Runde, entscheid sich dann aber für jemand ganz anderen. „Paul, sie haben in der letzten Stunde den Vortrag über die Anfänge dieser Epoche gemacht. Bitte fassen Sie nochmal alles zusammen!“

Mit einer Seelenruhe wie ich sie bisher bei keinem andern erlebt hatte, atmete er tief durch und begann dann zu erzählen. „Es gab einst eine Zeit da haben sich die Vampire über die Menschen erhoben als sie durch Krankheiten geschwächt waren. Sie haben uns unterworfen und versklavt. Das Wissen ist heute aus dem Bewusstsein der Menschen da draußen verbannt, sie erinnern sich an Gewalt, Ungerechtigkeit und Tod. Doch sie halten grausame Lords und Grundbesitzer für den Ursprung dieses Übels. Das Wissen über Vampire wurde aus allen Geschichtsbüchern, alten Schriften, ja sogar von Gemälden getilgt. Viele dieser Bücher liegen in den Bibliotheken der Gilde hier und überall auf der Welt verstreut. Natürlich bestens von der Außenwelt verschlossen. Die grausame Zeit wird von den Geschichtsschreibern auch als Ära des Blutes bezeichnet, für die Außenwelt handelt es sich um die Zeit des späten Mittelalters.“ schloss er seinen Bericht, doch ich hätte seiner Stimme noch stundenlang zuhören können. Warum und ruhig, aber nicht monoton.

 

 

 

7. Eine heiße Spur

 

Malcom PoV

 

Scheiße, wie konnte mir das passieren? Ich hatte die Mission ganz vergessen und so fast unser Treffen heute Abend verpasst. So etwas durfte unter keinen Umständen nochmal passieren! 

Um wenigstens nicht zu spät zu kommen, sprintete ich in meine Unterkunft, duschte und sprintete dann weiter in die Hauptzentrale. Dort wurde ich bereits von Jonas erwartet.

„Kein Stress, Lex ist auch noch nicht da!“ beruhigte er mich. 

Glück gehabt, ich konnte noch einmal durchatmen. Zuspätkommen bei einer Mission, die noch dazu von einem hoch angesehenen Jäger begleitet wurde, kam niemals gut an und wurde schlimmstenfalls sogar in den Akten vermerkt. Einen Fehler, der sich jemand in meiner Position nicht erlauben konnte. Von der Abschlussnote und der Akte hing eine Karriere bei den Jägern ab. 

„Entschuldigt die Verspätung, meine Herren“  begrüßte uns nun auch der Dritte im Bunde und wir konnten nun doch mit der Arbeit beginnen.

„Wie bei unserem letzte Treffen besprochen, werden wir das Internet und vordergründig die sozialen Medien durchsuchen. Da es sich hierbei um eine Rechercheakt handelt, gebe ich das Wort weiter an Malcolm Night.“ beendete Jonas das zeremonielle Palaver. 

„Ich habe schon ein wenig Vorarbeit geleistet und die Parameter auf unser Ziel angepasst. Es werden jetzt alle Bilder, die in Zusammenhang zum „southside“ veröffentlicht wurden, gefiltert und angezeigt. Unsere Aufgabe ist es nun, diese Bilder auf mögliche Hinweise zu untersuchen. Merkwürdige Gestalten, Gewalttaten, Blut oder seltsames Verschwinden. Legt alle Bilder, die ihr für wichtig oder interessant haltet in diesem Ordner ab, die können wir uns dann hinterher nochmal genauer anschauen.“ erklärte ich den beiden, und wies sie an den Computern ein. Diese Arbeit war langweilig und anstrengend und versprach auch nicht besonders hohe Erfolge, doch irgendwie mussten wir an Informationen kommen. Trotzdem war ich erstaunt, dass sich Alexander Belikov, genannt Lex, auf so etwas einließ. Er hatte es bestimmt nicht nötig, den öden Schreibtisch-Kram zu erledigen.  Und doch saß er mit mir und Jonas hier und sortierte stundenlang Bilder.

 

„Leute ich glaube das müsst ihr euch ansehen“ rief Jonas aufgeregt zu uns herüber. 

Ich hatte zwar auch ein paar potenziell Interessante Bilder entdeckt, doch nichts was so eine Aufregung rechtfertigt hätte. 

„Volltreffer!“ verkündete Belikov. Etwas war im Hintergrund eines typischen Partyselfies zu erkennen, das wir nun stark vergrößert hatten. Zu sehen war ein großer bulliger Typ mit kleinem Kopf, der eine blonde junge Frau mit sich zog. Ihr Gesicht sprach Bände, doch ein Blick auf die Vampirzähne und der rote Schimmer in den Augen hätte auch genügt. Wie er sich in dem Hals der armen Frau verbiss… einfach widerwärtig. Aber das war unsere erste richtige Spur, etwas worüber wir uns freuen mussten.

„Ich gebe das Bild nur schnell weiter an den FNS damit das Bild gesperrt wird.“ erklärte ich.

Die FNS oder auch Fachbereich für nationale Sicherheit war eine Spezialorganisation der Regierung. Sie wusste von der Bedrohung und unterstütze die Gilde finanziell, sowie mit Fachpersonal bei der Bekämpfung der Vampire.

„Du meinst etwa das kursiert noch so im Netz?“ fragte Belikov entsetzt. 

„Die Spezialisten von der FNS sind im Interesse der Geheimhaltung natürlich immer mit Hochdruck dabei solche Bilder auszufiltern, doch immer wieder kommt so etwas vor. 

Bis das Bild gelöscht in ein paar Minuten wird oder die Qualität soweit heruntergeweht wird, dass niemand etwas erkennt, könnte theoretisch jeder dieses Bild sehen, also ja. Ich halte es jedoch für sehr unwahrscheinlich, es ist nur im Hintergrund zu erkennen, ohne unsere Spezialprogramme wäre das Bild niemals so scharf gewesen.“ erklärte ich. 

„Vielen Dank Mr. Night.“ bedankte sich Jonas mal wider förmlich, Belikov und ich verdrehten dabei die Augen, doch was sein musste musste sein.

„Für heute ist unsere Arbeit getan, am Mittwoch treffen Mr. Night und ich uns wieder, um weitere Informationen auszuwerten. Diese werde ich dann umgehen an den Rat weiterleiten, um das weitere Vorgehen einzuleiten. Der offizielle Teil unserer Mission ist somit beendet, vielen Dank für Ihre Unterstützung!“ und kaum hatte er die letzten Worte in ernstem Ton gesprochen, musste er so heftig lachen, dass es uns alle ansteckte. 

„Warum lachen wir hier eigentlich?“ prustete der große Lex Belikov und brach fast zusammen vor Lachen.

„Dieses ganze offizielle Getue ist einfach zu komisch.“ brachte ich prustend hervor. Jetzt da der offizielle Teil beendet war, konnten wir auch ganz entspannt miteinander reden. „Es ist nur extrem anstrengend, nervtötend und sinnlos.“

„Na dann bin ich ja froh, euch mitteilen zu können dass nach der Prüfung niemand mehr so redet.“ 

„Das heißt, ich habe bestanden?“ fragte Jonas, nun doch etwas nervös.

„Wir könnten das ganze jetzt erstmal mit jeder menge Selbstreflexion in die Länge ziehen, doch ich kann den Ivachkovs nur zu einem weiteren hervorragenden Koordinator beglückwünschen. An deiner Wahl wird sich ja wahrscheinlich nichts mehr ändern lassen?“ grinste er verschwörerisch.

Jonas lachte „Tut mir leid Lex, aber meine Entscheidung steht fest.“ Nach einem Moment fügte er hinzu „Nicht jeder hat so ein dickes Fell wie du…“ und wirkte dabei fast ein wenig traurig. Doch ich konnte mich auch getäuscht haben. Für Jonas ging die Ehre seiner Familie über alles, ein Bruch mit der Tradition war für Ihn zu keiner einzigen Sekunde in den Sinn gekommen. Das dachte ich zumindest, bis ich diesen Blick in seinen Augen gerade eben gesehen hatte. 

„Wenn ihr mich entschuldigt, ich würde meiner Familie gern die Neuigkeit mitteilen“ verabschiedete er sich.

„Lass dich ordentlich feiern!“ rief ich ihm noch hinterher und machte mich dann daran, die restlichen Unterlagen wieder in die Akten zu sortieren. Die Recherche war mein Aufgabengebiet und somit auch das Aufräumen der Recherche-Mittel.

„Du musst mir wirklich nicht helfen, du wirst sicherlich etwas wichtigeres zu tun haben“ sagte ich, als Belikov im Begriff war, die Akten in den Schrank zu befördern.

„Wir sind nicht so beschäftigt wie ihr Schüler immer denkt also kein Stress“ grinse er mich an „Ich helfe gerne.“

„Oh na dann. Danke für deine Hilfe, dann ist es gleich geschafft!“ und tatsächlich war nicht mehr viel zu tun. PCs herunter fahren, die restlichen Akten im Schrank versauen und die technischen Geräte wieder ins Lager bringen.

„Also ich muss schon sagen, Anastasia ist wirklich süß“ bemerkte Belikov, als wir gerade noch die letzten Geräte verstauten.

Okay, mit so einer Aussage hatte ich nicht gerechnet, aber mir ging langsam ein Licht auf. Deswegen war er noch länger geblieben und hatte mir geholfen. „Du weißt, dass sie als Mitglied des hohen Rates tabu ist?“, das war zwar eigentlich keine feste Regel, doch es hatte sich so festgesetzt, dass „normale“ Jäger nichts mit Mitgliedern des Hohen Rates anfingen, einfach weil es nicht dem Stand entsprach. Ich schaute Alexander Belikov an, der nur da stand und lachte „Ich wollte nicht sagen, dass ich Interesse an ihr haben“ meinte er, als wäre das von Anfang an klar gewesen. Natürlich lag ein Altersunterschied von fast 10 Jahren zwischen den beiden, aber das musste grundsätzlich noch nichts heißen.

„Was dann?“ hackte ich nach und war ein wenig irritiert. Warum kam er dann auf Ana zu sprechen.

„Eigentlich sollte dich das nur ein bisschen eifersüchtig machen. Ich wollte herausfinden, was da zwischen euch ist. Ihr hängt ja schließlich die ganze Zeit zusammen.“ gestand er.

„Du oder die Venatori?“ wollte ich nun wissen. Denn Belikov hatte sich den Venatori verpflichtet und stand zuzusagen unter deren Befehl.
„Hast mich durchschaut“ er lächelte verlegen, offenbar war ihm diese Situation etwas unangenehm. 

Ja ich musste zugeben, Ani war hübsch, aufgeweckt und süß aber ich hatte in ihr nie etwas anderes als eine kleine Schwester gesehen, deswegen verstand ich diesen ganzen Aufruhr nicht.

„Wie wichtig ist dir die Information?“ stachelte ich.

Das weckte nun sein Interesse. 

„Ich sehe ich bekomme nichts ohne Gegenleistung, also was willst du? Ein Autogramm vom großen Meister?“ scherzte er.

„Nein nur eine Adresse…“

Verwirrt schaute er mich an und überlegte einen Moment.

„Eine Information gegen eine andere, das scheint mir nur fair“ nickte er zustimmend.

„Du wirst mir die Adresse, die ich suche verraten. Versprochen?“ vergewisserte ich mich.

„Ja, ich verspreche es dir!“ antwortet er dann.

„Okay, also… Wir sind beste Freunde und ich liebe sie über alles. Aber zwischen Ani und mir läuft nichts, lief nie etwas und wird auch nie etwas laufen. Wir sind wie Geschwister.“ 

„Okay, ich glaube dir. Und nun zur Gegenleistung, ich bin ja schließlich ein Ehrenmann. Welche Adresse brauchst du?“

„Die Adresse von Mr. und Mrs. Woodland“ verkündete ich ernst.  

„Ihr kleinen Biester, ich hätte es mir denken können. Aber gut, ich hab es versprochen, also werde ich mich daran halten. Jetzt sofort kann ich dir leider nichts genaueres sagen, aber die Woodland werden noch überwacht. Ich lasse dir eine Nachricht zukommen.“ versprach Belikov.

„Warum hilfst du mir?“, ich war irritiert, hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet oder sogar damit, dass er gar nichts verraten würde.

„Ich würde James oder Allison nie in Frage stellen, aber ich habe es von Anfang an für falsch gehalten, Anastasia so hart von ihren Pflegeeltern zu trennen.“ er schwieg einen Moment. „Nur dass das klar ist, von mir hast du die Adresse nicht, verstanden?“

„Klar, ich danke dir!“ antwortete ich schnell.

Er nickte mir noch einmal kurz zu und ging dann in die entgegengesetzte Richtung davon.

Ich musste schmunzeln, so einfach hatte ich mir das dann doch nicht vorgestellt. Sicherheitshalber werde ich Anastasia aber noch nichts erzählen. Wenn Belikov doch nichts herausfindet ist sie hinterher nur noch trauriger. Das kann ich ihr nicht antun.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anastasia PoV

 

Der nächste Morgen begann laut und schrill - Malcolm hatte mir zu meinem Leidwesen einen seiner Wecker geschenkt. Und dieser war nun erpicht darauf, seine morgendliche Pflicht zu tun oder bei dem Versuch zu sterben. Keine Fünf Minuten später landete er nämlich an der Wand. Ich drehte mich wieder um und kuschelte mich zurück in meine warme Decke. Doch dann fuhr ich aus dem Bett - scheiße die Schule beginnt um 8 und wenn ich davor noch etwas vernünftiges Essen wollte musste ich mich beeilen. Auf den Luxus, dass Malcolm mir das Essen hinter her tragen würde, konnte ich mich ja schließlich nicht verlassen.

Also schlüpfte ich schnell in meine Jeans, zog das Sweatshirt über und schnappte mir neben meiner Schultasche auch die Sporttasche für das Training später. Mein erstes offizielles Training hier in der Gilde und ich fragte mich bereits, ob sich der Unterricht stark von meiner alten Kampfsportschule unterschied. 

Auf dem Weg zu Mensa tippte ich noch schnell eine Nachricht an Malcolm: Essen in 5 Min. an der Mensa? Wie ich ihn kannte, saß er zwar bereits seit einer halben Stunden dort, aber man konnte ja nie wissen. Dann bahnte ich mir den Weg durch die alten Gänge, verlief mich bestimmt fünf mal aber dann erreichte ich schließlich den Hof. Ich blinzelte träge der Sonne entgegen, die heute morgen schon zur Höchstform aufgelaufen war und nun den ganzen Hof in ihrem goldenen Licht erstrahlen ließ. Sogar die hohen grauen Mauern wirkten nun warm und freundlich - eben ein perfekter Morgen. Ich lächelte der Sonne entgegen, genoss die Endorphine in meinem Blut und stapfte dann über den Kiesweg.

Ich betrat die Mensa und mein Grinsen wurde, wenn überhaupt möglich noch breiter. Der herrliche Duft von frisch gebackenen Brötchen, Rührei und Kaffee schwappte mir entgegen und ich fühlte mich für einen Moment wie im Paradies. 

„Guten Morgen, Anastasia!“, begrüßte mich Zoe und brachte mich damit wieder zurück in die Realität. Ihre braunen Locken schimmern im Sonnenlicht leicht rötlich und erinnerten mich in dem Moment an eine richtige Löwenmähne. 

„Hallo Zoe, schön dich zu sehen!“ begrüßte ich sie nun ebenfalls. Ich war froh, mich an den Namen des Mädchens erinnern zu können.

„Die andern sind auch schon da, magst du dich nicht zu uns setzen?“ Sie weiß mit dem Kopf in Richtung der Fenster.

„Ich bin schon mit Malcolm verabredet…“ entschuldigte ich mich doch da fing sie auch ihn an spitzbübisch zu grinsen. „Das haben wir uns fast gedacht und waren daher auch so frei, uns zu ihm zu setzen“.

„Ihr seid wirklich unglaublich!“ lachte ich und schüttelte den Kopf. 

„Danke, so ein Kompliment hört man immer gerne!“ erwiderte sie und wir beide mussten wieder lachen.

Wo auch immer sie diese Gesellen ausgegraben hatten, ich wollte noch mehr davon. Die hatten nichts von diesem oberflächlichen geheuchelten Verhalten, wie ich es von den meisten Altersgenossen gewöhnt war. Sie waren einfach sie selbst und schienen sich in ihrer kleine Gruppe absolut wohl zu fühlen. Und trotzdem waren sie mir gegenüber so offen und freundlich als wäre ich schon immer ein Teil von Ihnen gewesen.

„Ich hole mir noch schnell etwas zu essen, dann komm ich zu euch“ sagte ich zu ihr und wand mich dann Richtung Warteschlange.

„Alles klar, selber Tisch wie gestern!“ rief sie mir im gehen noch zu.

Keine 5 Minuten später stand ich dann auch schon mit voll beladenem Tablett vor der Gruppe und begrüßte alle mit einem überschwänglichen „Wunderschönen Guten Morgen allerseits!“ und erntete dafür verwirrte Blicke.

„Was auch immer sie hat, ich will das auch!“ schrie Eddie. 

„Nicht so laut Eddie, es ist gefühlt 5 Uhr morgens!“ brummelte Paul.

„Unser Morgenmuffel…“ entschuldigte Svenja den blonden Hünen. „Aber im Ernst wie kannst du so früh am Morgen so gute Laune haben?“ 

„Schau dir ihr Tablett an, dann hast du die Antwort.“ erwiderte Malcolm an meiner Stelle. Er kannte mich einfach zu gut. „So lange es genug frisches Essen und Kaffe gibt, ist gute Laune vorprogrammiert.“

Zur Bestätigung ließ ich meinen grinsenden Blick nochmal über das Tablett schweifen und machte es mir dann neben Malcolm gemütlich. 

„Wir müssen in 10 Minuten beim Unterricht sein, wie um Gottes Willen willst du das ganze in so kurzer Zeit schaffen?“, fragte Zoe entsetzt. 

„Keine Sorge, wenn es eilt, schaffe ich das in unter 4 Minuten“ ich blinzelte ihr verschwörerisch zu und sie blickte herausfordernd zurück. 

Und so machte ich mich daran, den Obstsalat genüsslich in mich hineinzustopfen, anschließend folgte dann noch 2 warme Brötchen, die ich mit reichlich Käse, Ei und Gurke, beziehungsweise mit Marmelade und frischer Butter belegte. Zuletzt folgte noch mein morgendlicher Koffeinkick in Form eines Milchkaffees. Kaum außer Atem blickte ich schließlich wieder Zoe an, die mich mit großen Augen anstarrte. 

„Tatsächlich, 3 Minuten und 46 Sekunden!“ bestätigte Eddie. Der Kerl hatte doch tatsächlich den Nerv gehabt, sein Smartphone raus zu kramen und die Zeit zu stoppen.

„Warum heute so schlecht in Form Ani?“ neckte Malcom, der mich und meine Essgewohnheiten natürlich schon kannte. Doch es war keineswegs ein Scherz gewesen, ich hatte mir beinahe noch Zeit gelassen. Die Anderen schauten uns nur teils verständnislos, teil einfach nur schockiert an. Aber keiner brachte auch nur ein einziges Wort hinaus. Tja, bei einem Wettessen würde ich wahrscheinlich immer die Nase vorn haben.

„Ich wollte eben noch ein bisschen genießen“ erwiderte ich mit einem Schulterzucken. „Und da wir schon bei dem Thema Zeit sind, wir sollten langsam los zum Unterricht!“.

Und so setzte sich die ganze Gruppe in Bewegung. Die anderen waren ja ohnehin bereits fertig mit dem Essen.
„Wir sehen uns!“ winkte Malcolm mir noch zum Abschied zu, bevor er im nächsten Gang verschwand.  

 

Wir hatten heute Geschichtsunterricht und Svenja rutschte unruhig auf Ihrem Stuhl herum „Was ist denn los?“ fragte ich schließlich.

„Wir mussten Referate vorbereiten und in dieser Stunde bin ich dran.“ klagte sie.

„Du schaffst das schon, du hast dich doch bestimmt gut vorbereitet, oder?“

„Natürlich, ich kann meinen Text praktisch auswendig, aber bei Präsentationen werde ich immer so nervös und vergesse alles wieder…“. Ich drückte ihr tröstend die Hand, da betrat auch schon Mr. Andersen den Raum. Er war neben Vampirlehre auch unser Lehrer für Geschichte und laut Svenjas Ausführungen auch ein richtiger Professor der Vampirgeschichte. Einen Titel, den es an normalen Universitäten sicher nicht zu erreichen gab. 

„Guten Morgen allerseits und willkommen zu unserem heutigen Unterricht zum Thema: Ära des Blutes. Wer kann mir bitte den Inhalt der letzten Stunden nochmal kurz zusammenfassen?“

Wie auch in der letzten Stunde bei Ihm zuckten nahezu alle weiblichen Hände in die Höhe. Er blickte in die Runde, entscheid sich dann aber für jemand ganz anderen. „Paul, sie haben in der letzten Stunde den Vortrag über die Anfänge dieser Epoche gemacht. Bitte fassen Sie nochmal alles zusammen!“

Mit einer Seelenruhe wie ich sie bisher bei keinem andern erlebt hatte, atmete er tief durch und begann dann zu erzählen. „Es gab einst eine Zeit da haben sich die Vampire über die Menschen erhoben als sie durch Krankheiten geschwächt waren. Sie haben uns unterworfen und versklavt. Das Wissen ist heute aus dem Bewusstsein der Menschen da draußen verbannt, sie erinnern sich an Gewalt, Ungerechtigkeit und Tod. Doch sie halten grausame Lords und Grundbesitzer für den Ursprung dieses Übels. Das Wissen über Vampire wurde aus allen Geschichtsbüchern, alten Schriften, ja sogar von Gemälden getilgt. Viele dieser Bücher liegen in den Bibliotheken der Gilde hier und überall auf der Welt verstreut. Natürlich bestens von der Außenwelt verschlossen. Die grausame Zeit wird von den Geschichtsschreibern auch als Ära des Blutes bezeichnet, für die Außenwelt handelt es sich um die Zeit des späten Mittelalters also um das 12. Jahrhundert herum.“ schloss er seinen Bericht, doch ich hätte seiner Stimme noch stundenlang zuhören können. Warum und ruhig, aber nicht monoton.

 

Nachdem er seinen Bericht geschlossen hatte wandet sich Mr. Andersen wieder an uns. „Vielen Dank für die ausführliche Zusammenfassung und nun zu unserem heutigen Thema: Der Untergang der Vampire. Wer von euch hat hierfür die Präsentation vorbereitet?“

Zögerlich streckte Svenja Ihre Hand in die Höhe. „Ich Mr. Anderson.“

„Okay Svenja, dann bereite deine Materialien vor und Ihr andern holt schon mal eure Schreibsachen raus, dieses Thema ist Prüfungsrelevant!“ Ein Stöhnen ging durch den Raum, und ich musste ein wenig schmunzeln. In dieser Hinsicht unterschieden sich Schulklassen wohl nirgendwo. Gleichzeitig machte mich der Gedanke ein wenig wehmütig. Mella hatte ich seit meiner Flucht nicht wiedergesehen und auch nicht mit ihr telefonieren können.

Einige feixende Bemerkungen rissen mich dann aber doch wieder aus meinen Gedanken.

„Ich sag´s ja immer, Frauen und Technik…“. Es war Viktor, der sich über Svenja lustig machte. Nervös fuchtelte Sie mit Ihrem USB-Stick an dem Laptop herum.

„Große Klappe und nix dahinter, sag ich immer!“ gab ich wütend zurück. Was musste er sich denn auch immer einmischen? 

„Na dann soll uns die große Venatori-Erbin doch zeigen, wie es richtig geht!“ provozierte Victor weiter, und in diesem Moment war ich unsagbar glücklich über die Tricks, die Malcolm mir in Sachen IT beigebracht hatte. Ohne ein weiteres Wort ging ich dir zu Svenja, verband den USB stick und startete Ihre Präsentation mit ein paar coolen Befehlen mit der Tastatur. Dann lächelte ich Svenja nochmal aufmunternd zu und ging zurück zu meinem Platz. 

Aus dem Augenwinkel sah ich sogar eine Spur des Erstaunens in Viktors Miene. Er hatte wahrscheinlich vermutet, ich würde mich da vorne komplett zum Affen machen.

Bevor nun noch jemand einen dummen Kommentar vom Stapel lassen konnte, begann Svenja auch schon mit Ihrer Präsentation. 

„Wie Mr. Andersen bereist angesprochen hat, werde ich euch heute etwas zum Untergang der Ära des Blutes erzählen. Dabei möchte ich auf den historischen Ablauf, die Gründe für den Untergang und ein paar umstrittene Theorien eingehen.

Die Blütezeit dieser Ära erstreckte sich vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Es hatte seit ewigen Zeiten wieder ein Vampir geschafft, den Thron für sich zu beanspruchen. Der König, im Nachhinein nur noch als „Der Schreckliche“ bekannt, regierte bis zum Untergang der Ära und war somit der am längsten regierende Vampir-König unserer Aufzeichnung. Während dieser Zeit lebten wir Menschen als Sklaven und Leibeigenen unter den Vampiren. Es ging als nicht nur um die bloße Nahrungsmittelaufnahme, sondern auch um die Bewirtschaftung von Feldern. Einerseits um die ganzen Menschen in Gefangenschaft zu ernähren, andrerseits genossen auch Vampire ab und an eine blutfreie Mahlzeit. Vor allem bei Lords und Herzogen und natürlich am Hof des Königs

waren üppige Mahle sehr beliebt.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begann sich jedoch etwas zu verändern. Die wichtigste Ressource unter den Vampiren, menschliches Blut wurde immer Knapper. Schlimme Krankheiten und jahrhundertelange Gefangenschaft hatten unsere Zahlen stark dezimiert. Beginnende Unruhen zwischen den Fürstentümer auf der Seite des König und auf der Seite der Gegner erreichten Ihren Höhepunkt um 1486. Laut damaliger Aufzeichnungen, die ich für diese Präsentation durchgesehen habe, begannen die Anhänger des Königs mit „Forschungen zur Vermehrung des menschlichen Blutes“ wie sie es nannten, also um die Fortpflanzung mit dem vampirischen Geschlecht. Kurz gesagt: Menschliche Frauen wurden von Vampiren grausam vergewaltigt, später unter Medikamenteneinfluss künstlich befruchtet. Die Versuche blieben erfolglos, und wie wir nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nachweisen können, ist eine Kreuzung des Erbguts unmöglich.

Dieser herbe Fehlschlag setzte den König nun jedoch noch weiter unter Druck. Es musste etwas getan werden, bevor sich die Vampire noch gegenseitig ausrotteten, blutige Kämpfe um die wertvolle Ressource hatten bereits vor einigen Jahren begonnen.

Doch auch unter den Menschen begannen Unruhen, mit ihren Experimenten hatten Sie eine Grenze überschritten und den Kampfwillen der Menschen angeheizt. Aufstände, Proteste und Hungerstreike waren nur der Anfang. Immer mehr schlossen sich zusammen, trainierten sich im Kampf bis es im Juni 1497 zum großen Schlag, dem Königsmord kam. Dieses Datum wird auch als die Geburtsstunde der Gilde der Jäger angesehen. Zwar dauerte es noch bis 1507 bis die Macht der Vampire endgültig gebrochen war und weitere 150 Jahre bis sich die Menschheit wieder ausreichend regeneriert hatte. Doch es war ein Wendepunkt ohne welchen es die Welt, wie sie heute existiert, nicht geben würde. Ohne Führung verloren sich die Vampire in Machtkämpfen und ewigen Streitereien bis Sie schließlich in der Versenkung verschwanden.

Eine Bezeichnung die Im Zusammenhang zum sogenannten Königsmord immer wieder auftaucht sind die „Alchemisten“. Eine Geheimgesellschaft über die kaum etwas bekannt ist, selbst Ihre Ursprünge sind umstritten. Einige Forschungen vermuten Ihre Gründung in der Antike oder noch früher. Gegensprüchliche Aussagen sehen die Anfänge der Alchemisten in den widerwärtigen Menschen-Experimenten, da sich die Vampire vermehrt mit Wissenschaft auseinander gesetzt haben. Ob es sich bei dieser Gruppierung um Vampire oder Menschen handelt, kann bisher nicht abschießend beantwortet werden. Es heißt in manchen Schriften jedoch, dass die Alchemisten maßgeblich am Sturz des Königs beteiligt waren und den Menschen beim großen Umsturz unterstütz haben. Über ihr weiteres Verbleiben ist nichts bekannt, es sollte an dieser Stelle jedoch  auch vermerkt werden, dass es sich dabei vielleicht auch nur um eine Mythe handelt.

Das wars von meiner Seite, vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!“ 

Anerkennender Applaus begleitete Ihren Abgang, ich war starr vor Übelkeit. Was ich bisher von Vampiren erfahren hatte war schrecklich, doch das…diese Experimente waren die Spitze.

„Vielen Dank Svenja, das war ein hervorragender Vortrag. Gerne möchte ich noch ein wenig über das Thema diskutieren. Anastasia, für dich ist das ganze ja noch sehr neu - hast du irgendwelche Fragen?“ 

Hunderte, aber das würde definitiv den Rahmen sprengen, also fragte ich nach dem was mich am meisten auf der Züge brannte „Wie kann es sein, dass niemand außerhalb von Hier über all das Bescheid weiß? Wie konnte man diesen Alptraum aus den Köpfen der Menschen vertreiben?“
Mr. Andersen nickte verständnisvoll. „Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Ein Großteil der überlebenden Menschheit war Teil der aufständischen Gruppe und hatten sich darauf geeinigt, den folgende Genrationen diesen Horror zu ersparen. Also wurde das Wissen über die Ära des Blutes mit ins Grab genommen und nur ein kleiner Teil, die 5 Gründerfamilien der Gilde, die heute den Hohen Rat bilden, samt ihren nächsten Angehörigen und Anhänge gab das Wissen Generation für Genration weiter. Schriften über diese Zeit wurden zusammengetragen, Gemälde und Bauwerke vernichtet und so Stück für Stück aus dem Wissen der Menschheit gelöscht. Einzelne Erinnerungsfetzen haben bis heute überlebt, viele der heutigen Gruselgeschichten wie zum Beispiel die Gestalt des Graf Dracula entsprangen dieser Zeit. In Form von Mythen oder Spinnereien werden Sie von der Gesellschaft jedoch nicht ernstgenommen. 

Es bestand auch seit jeher eine enge Zusammenarbeit mit der Regierung, sodass Vorfälle mit Vampiren vertuscht oder als Unfälle dargestellt werden konnten. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir mit dem FNS oder auch Fachbereich für nationale Sicherheit in enger Zusammenarbeit. Es handelt sich dabei eine Spezialorganisation der Regierung, die uns auch finanziell, sowie technisch unterstütz.“

Ich spürte wie meine Augen im Laufe seiner Erklärung immer großer wurden. Sogar die verdammte Regierung wusste Bescheid? Das konnte doch alles nicht wahr sein…Und kein Wunder hatten meine Pflegeeltern keine Chance gehabt. Entweder man hätte uns nicht ernstgenommen oder die ganze Sache einfach vertuscht. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich fast das Bimmeln der Pausenglocke überhörte.

„Hey Anastasia, ist alles in Ordnung bei dir? Du warst so still“ erkundigte sich Svenja, während Sie ihre Sachen in die Tasche packte. 

„Ja ich bin nur ein bisschen platt von dem ganzen…“
„Oh klar versteh ich. Du hast doch jetzt Training mit meinem Bruder oder?“

„Ja genau, nach der Pause wird erstmal ein bisschen geschwitzt“ und  bei de Gedanken hellt sich meine Gedanken augenblicklich auf. „Und was macht Ihr in den 2 Stunden?“

„Wir haben freies Lernen, müssen also anwesend sein und könne Hausaufgaben machen, Lernen oder etwas für die nächste Stunde vorberieten.“ 

„Klingt irgendwie fade…euch aber trotzdem viel Spaß! Wir sehen uns ja bestimmt später beim Essen!“

„Ja klar, bis später und halte mir einen Platz frei!“ verabschiedet sie sich. 

Ich machte mich mit meiner Sporttasche derweil in Richtung Sporthalle auf. Seit dem Trainingskampf gestern hatte ich wieder richtig Lust aufs Training. Mich einfach mal wieder richtig auspowern und meinen Frust ablassen.  

Als ich fertig umgezogen in der Halle stand, sah ich auch die anderen Mitschüler, die in nächster Zeit auf Level 8 Trainieren würden. 

„Hallo Anastasia, schön dass du dabei bist“ begrüßte mich der großen Bruder von Svenja. 

„Hi Valentin, richtig?“ fragte ich unsicher. Das waren gestern auch einfach zu viele Namen gewesen. Ein Grinsen schlich sich ein sein Gesicht.

„Schön dass du dich an mich erinnerst. Komm ich stell dir auch die anderen vor.“ Und bevor ich etwas einwenden konnte, hatte er mich auch schon zu den anderen mitgezogen.

„Das sind Lucas und Jo, zusammen bilden wir den männlichen Teil der Truppe. Für dich werden eher unsere Girlies Laura und Sofia in Frage kommen“, verkündete er augenzwinkernd und kassierte dafür eine leichten Klaps auf den Kopf von der blonden Sofia. Lustiger weise hätte ich sie mit dem hellblonden Haar, der zarten Gestalt und den blauen Augen eher für einen Kleinen Engel gehalten. Laura dagegen hatte Schwarze Haare und dunkelbraune Augen und war somit äußerlich das genaue Gegenteil von Sofia. Und beim Aufwärmen einige Minuten später stellte sich heraus dass ich tatsächlich gänzlich daneben lag. Sofia und ein Engel? Sie war ein Bulldozer! 

Wir begannen mit leichten Lauf- und Dehnübungen um uns nach der ganzen Sitzerei ein bisschen aufzulockern. Anschließende sollten wir uns einen Partner suchen und Angriffs- und Abwehrtechniken durchgehen. Zu meinem Erstaunen hatte sich Sofia Lucas geschnappt und Jo war auf Laura zugegangen. Valentin war somit mein Trainingspartner und wie ich zugeben musste kein schlechter. Doch aus Neugier beobachtete ich die anderen natürlich auch. Ich hatte sie nie kämpfen sehen und war gespannt auf ihre Techniken. Zunächst hatte ich Sorge um die zierliche Sofia, doch wie Sie Lucas eins um andere auf den Boden beförderte… holte ihr definitiv Respekt ein.

„Bitte gebt eurem Trainingspartner ein Feedback zu seiner Technik und damit meine ich nicht das hast du echt gut gemacht- oh vielen Dank Palaver. Das Training soll euch bei der Weiter- entwicklung helfen!“ rief Belikov durch die Halle.

Okay das hier war eindeutig anspruchsvoller Unterricht, nix mit draufhauen und fertig. Aber ich wollte ja auch dazu lernen und Viktor vielleicht endlich mal in den Hintern treten. 

„Also Anastasia - was sagst du zu meiner Tecnick? Oder bist du immer nich damit beschäftigt Lucas anzuschmachten?“ grinste er mich an

Bitte was? „Ich wollte doch nur…“ stotterte ich.

„Alles gut, ich wollte dich nur ärgern. Du hast unsere Kampfmaschine in Aktion gesehen“ er schmunzelte verschmitzt und erhielt von mir eine Klaps vor die Brust.

„Also Herr Carlsen, Sie haben ein Fundiertes Training erhalten, Ihre Verteidigung ist stabil und ausgeglichen, auf der Linken unteren Seite jedoch etwas schwach. Der Angriff war kreativ, Ihre Augen verraten Sie jedoch leider und verderben den ganzen Spaß!“ schloss ich meine Bericht. Ich hatte versucht extra hochtrabend zu sprechen und wie es aussah, war mir das gelungen.

Doch dann Blitze der Schalk in seine Augen. „Vielen Dank Miss Venatori, für die Ehre mit Ihnen trainieren zu dürfen. Ihr Kampfstil ist ausgezeichnet, die nötige Kraft gleichen Sie mit Geschinigeit und Wendigkeit aus und sind somit auch größeren Kämpfern gewachsen. Das Zucken Ihrer rechter Schulter sollten Sie jedoch unter Kontrolle bekommen, da es wie Sie bereits so treffend beschrieben haben den Angriff verrät und somit den Spaß am Kampf verdirbt.“

„Vielen Dank Herr Carlsen für Ihre höfliche und hilfreiche Ausführung. Ich würde nun vorschlagen, wir versuchen es mit einem weiteren Kampf um die neuen Erkenntnisse auch zu verinnerlichen.“
Ich verneigte mich und ging zurück auf die Matten, brach dort dann aber fas vor Lachen zusammen.

„Svenja hat mir nicht erzählt wie schräg aber auch verdammt lustig du bist!“ prustete er mir hinterher. 

„Schön dass ihr nebenher auch eure Lachmuskeln trainiert, aber jetzt bitte wieder ran an die Arbeit!“ rügte und Belikov, der mittlerweile zu uns gekommen.

„Natürlich, Mister Bekikov, wir bitten für unser tadeliges Verhalten vielmals um Entschuldigung!“ erwiderte ich im selben Tonfall wie zuvor. 

Belikov runzelte darauf hin nur verwirrt die Stirn und wendete sich dann Kopfschütteln von uns ab. Ich könnte schwören er lachte auch ein wenig.

Der restliche Unterricht verging dann wie im Fluge und ich freut mich schon auf das Mittagessen. 

Nach dem Duschen wollt eich mich gerade auf dem eg richtig Mensa machen, als Belokov nach mir rief. 

„Anastasia, kommst du bitte kurz zu mir?“ 

„Okay Leute, ich komme gleich nach. Haltet mir einen Patz frei“ bat die die Gruppe und lief dann Zurück zu unserem Lehrer.

„Was gibt es?“ wollte ich natürlich gleich wissen. Ohne Grund konnte man mich nicht von meinem wohlverdienten Mittagessen abhalten.

„Tut mir leid aber ich habe gerade eine Nachruft von den Venatori erhalten. Ich soll dich sofort zu ihnen bringen. Tut mir leid - das Mittagessen musst du leider nach hinten verschieben.“

Mitleidig sah er mich an „Falls es dich tröstet ich verpasse jetzt auch mein Essen.“

Dieses Geständnis zauberte mir räuberte mir ein kleines Lächeln angesichts der kommenden Situation. Absatz weiter

Gemeinsam verließen wir die Turnhalle und Schritten über den Hof Richtung Hauptgebäude. Geschickt er lud hätte mich billig oft durch die vielen Gängen und Türen bis wir endlich in den Gemächern meine Eltern eintrafen. Zögerlich klopfte ich an der Türe und trat anschließend hinein, Belikov wartete ganz Gentleman draußen vor der Türe. Auf dem großen Sofa im Wohnbereich ihre Suite saßen meine „Eltern“ und wartet bereits auf mich. Ihre Miene ließ nichts Gutes erahnen, James hat er sich einigermaßen unter Kontrolle doch Alice wirkte, als hätte sie gerade in eine Zitrone gebissen. Abwarten ständig im Eingangsbereich, denn niemand macht er sich die Mühe mich vollkommen hinein zu bitten oder mit einen Platz anzubieten. Schließlich ergriff James das Wort „Hallo Anastasia, wir müssen dringend mit dir reden. Uns ist heute etwas zu Ohren gekommen, das uns nicht besonders erfreut hat. Laut Aussage eines Lehrer hast du dich heute Morgen im Unterricht als Woodland vorgestellt und nicht wie es deiner Abstammung entspricht als Venatori.

Nun meldete sich auch Alice zu Wort „James lass es gut sein, das ist doch bloße Provokation, sie möchte demonstrieren dass sie nicht zu uns gehört, dass sie eigentlich nicht hier sein möchte. Wahrscheinlich macht Sie das extra damit wir im Rat und in der Gilde kritisiert werden können. Es schauen doch sowieso schon alle auf uns.

Ich trat einige Schritte näher und schaute sie zunächst nur an. Sie hat mich allen ernstes zu sich gebeten weil ich mich heute Morgen aus Versehen falsch vorgestellt hatte? Das konnte doch nicht allen ernstes Problem sein.

„Das ist doch nur ein großes Missverständnis“ versuchte ich zu erklären „Ich war die letzten 16 Jahre meines Lebens eine Woodland. Das heute Morgen war einfach nur ein Versehen, aus Gewohnheit habe ich mich falsch vorgestellt.  Eine böse Absicht hatte ich dabei wirklich nicht!“ 

James seufzte. „In Ordnung wir werde deine Entschuldigung akzeptieren. Doch bitte versteh auch, wie wichtig du als Erbin der Venatorus bist. Du bist eine von 5 Erben und unser einziges Kind. Du bist ein Symbol für die Zukunft unsere Gilde!“
„Die letze 16 jähre schien ich aber nicht so wichtig gewesen zu sein“ 

„Zu deiner Sicherheit“ keifte Alice und machte die Situation dadurch nich unbedingt besser. 

James, der heute wohl der Gesprächsführer war versotte nun die Situation zu schlichten. „Um diese Thema auszudiskutieren werden wir noch genug Zeit haben. Wir würden nämlich gerne Zeit mit dir verbringen und da du dich immer noch weigerst in unsere Etage zu ziehen, möchten wir zumindest mit dir gemeinsam Mittagessen.“ 

Alice drücke dies etwas schnippisch aus „Wir möchten nicht nur, wir erwarten von dir als unsere Tochter, dass du in Zukunft mit uns isst, dass du uns über deinen Tagesablauf informierst und regelmäßig zu Ratstreffen erscheinst. Als Erbe in der Venatori ist es deine Pflicht später den Rat und die Gilde mit zu leiten. Damit du dich schon auf diese Aufgabe vorbereiten kannst sollst du uns in Zukunft bei den Sitzungen regelmäßig begleiten!“ 

„Erwartet ihr von mir, dass ich jeden Tag in der Mittagspause zu euch renne und mit euch gemeinsam essen? Das könnt ihr nicht verlangen! Ich bin hier neu an der Schule möchte mich eingewöhnen und auch die anderen Schüler kennen lernen. Wie soll das wie soll das möglich sein, wenn ich in der Pausen bei euch bin? Ganz ehrlich, das sehe ich nicht ein." schimpfte ich. 

„ Wie kannst du nur so respektlos mit uns spreche?“ empörte sich Alice und so war es wieder an James, die Situation zu schlichten. Erschaute zwischen mir und seiner Frau hin und her und stufte schließlich. 

„Ich schlage dir einen Deal vor, einen Kompromiss: Nicht jeden tag, sondern nur an den Kochende kommst du zu uns und wir essen gemeinsam, damit wir einen regelmäßigen Austausch haben und uns kennen lernen können.“

„Nur an den Wochenenden und nur zum Mittagessen?“ hackte ich Sicherheitshalber nach.

James nickte zustimmend mit dem Kopf.

„Also gut“ gestand ich schließlich ein. Er war mit entgegen gekommen, also musste ich auch einen Schritt auf ihn zugehen. 

„Über deine Teilnahme an dem Treffen des Rates unterhalten uns später noch einmal“ ergänzte James.

„Darf ich nun gehen?“ fragte ich ungeduldig, schließlich wartet das Mittagessen immer noch in der Mensa auf mich. Zu spät kommen würde ich jedoch definitiv und wenn sich das ganze noch länger Zug müsste ich schlimmstenfalls sogar ganz auf das Essen verzichten.

„Tue was du willst, das tut ihr scheinbar jeder. Sie schaut direkt auf James. Anscheinend passt es ihr nicht, dass er mir ohne Absprache mit ihr Zugeständnisse machte. Doch ich nutzte die Chance verabschiede mich kurz und verließ dann durch die selbe Tür, durch die ich eben gekommen war den Raum. 

Draußen wartet Belikov immer noch auf mich, wahrscheinlich hatte er gehabt, dass ich ohne seien Hilfe nicht Reh zurück finden würde. 

„Bitte lass uns schnell zum Essen gehen und hoffen dass noch etwas übrig geblieben ist“ bat ich ihn.

„Gute Idee, Prinzessin“ antworte Belikov „Ich hoffe man hat man Magenknurren drinnen nicht gehört.“ Trotz der angespannten Situation musste ich lachen. Er hatte einen guten Humor.

Schweigende gingen wir nebeneinander her, bis ich mit einer Frage die Stille brach. Sie brannte mir schon seit einiger Zeit auf er Zunge, doch ich hatte mich bisher einfach nicht getraut sie zu stellen.

„Wenn die Vampire von euch wissen, warum greifen Sie nicht an? Es wäre für Sie doch ein leichtes, hier einzudringen uns zu überraschen und zumindest einige von uns zu töten, wenn nicht sogar alle..“.

Erstaunt blickte er mich an und überlegt einen Moment. „Dieser Gedanke ist berechtigt, doch du kannst unbesorgt sein. Dieses Anwesen verfügt über die besten Sicherheitsvorkehrungen die, die technische Welt zu bieten hat und ist zudem durch uralte Magie geschützt. Es kommt hier nur jemand herein, wenn wir es gestatten. Das Gebäude stammt noch aus alter Zeit und verfügt über so manche Geheimnisse die selbe die Ältesten von uns nicht kennen.“

 

 

 

 

 

***

 

 

 

 

 

 

 

James POV

 

„Was sollte das denn James? Wir wollten als Einheit auftreten, es reicht doch wenn Anastasia diese Familie boykottiert!“ spottet meine Frau.

„Ich habe nur versucht eine Unterhaltung mit ihr zu führen beziehungsweise das zu retten, was davon noch übrig war. Wir müssen aufeinander zugehen, wenn wir sie nicht verlieren wollen.“

„Als ob du immer wüsstest was richtig ist!“ schnauzte sie mich an und verließ den Raum. 

Ich wusste, dass sie in solchen Situationen erstmal zu Ruhe kommen musste, Anastasia Temperament hatte sie definitiv von Ihrer Mutter.

Also machte ich mich auf den Weg zu meinem Vertrauten und besten Freuden Phil. 

„James was ist los?“ fragte James besorgt, als ich zu Ihm in die Zentrale trat. 

„Können wir kurz reden?“ bat ich.

Wie selbstverständlich nicke er den Kollegen zu und verließ mt mir den Hauptraum. 

„Also raus mit der Sprache, welche deiner Frauen ist dir denn wieder über die Leber gelaufen?“ spaßte Phil. 

„Ach eigentlich sogar beide. Anastasia rebelliert ständig und Alice weiß einfach nicht wie sie richtig mit ihr umgehen soll. Sobald die beiden sich unterhalten, endet das ganze in einem Streit. Un wenn ich versuche eine Kompromiss zu finden, fährt Alice mich hinterer an weil sie sich hinergangen fühlt.

Phil grinste mich an. „Der übliche Familienwahnsinn also. Mach dir keine Kopf James, in dem Alter ist Rebellion vorprogrammiert. Denke an diene Jungend zurück! Und das ist für euch alle eine schwierige Situation Ihr seid Anastasia praktisch fremd und nun soll sie auf heile Familie machen?“
Ich verstand, was er mir sagen wollte. Wir brauchten alle eine große Portion Geduld und klärende Gespräche.

„Entschuldige die direkte frage, James. Aber warum das Ganze? Warum habt ihr eure Tochter damals weggegeben?“

Abschätzend schaute ich ihn an, ich hatte ihm bisher immer vertrauen können und daher erzählte ich ihm nun auch die ganze Geschichte.

„Es ist ein Geheimnis zwischen Alice und mir und nur ein paar wenigen eingeweihten. Es ist schon fast 18 Jahre her, doch dieser Tag ist mir immer noch in schmerzlicher Erinnerung geblieben. Als damals der Anschlag auf Alice Vater verübt wurde, nun das ist nicht die ganze Geschichte. Nicht nur der alte Venatori, sondern auch unser Sohn ist damals ermordet worden. Er war erst wenige Wochen alt und ein gut gehütetes Geheimnis.“

Ich ließ einen Moment Zeit, um diese Information sacken zu lassen. 

„Es ab zu viele Unruhen und Streitigkeiten im Rat, die vermehrten Angriffe durch die Vampire. Wir wollten einfach nicht, dass das zu schnell die Runde macht, bis wir wieder hinter den Geschützen Mauern dieses Hauses waren. Nach dieser nacht war Alice nicht mehr die selbe. Sie verließ kaum noch das Anwesen und wenn dann nur in Begleitung mehrere Begleiter. Und als sie ein Jahr später erneut schwanger wurde, verzweifelte sie völlig. Noch so ein Verlust war zu viel für Sie, Sie meinte wenn unserer Tochter auch etwas passierte, war sie verantwortlich. Ich weiß dass es völlig unsinnig klingt und auf der einen Seite wusste Alice das auch. Doch Sie konnte und wollte unser Kind beschützt vor dieser Welt halten. Und so kamen wir auf die Idee, sie weitab dieser Welt aufwachsen zu lassen, zwar überwacht durch unsere engsten Vertrauten, aber dennoch unwissend.  Auch die zweite Schwangerschaft verheimlichten wir, waren viel unterwegs und auch für die Geburt zogen wir uns weit zurück. Für die Außenstehenden schien es, als würde Alice mit dem Tod ihres Vaters nicht zurecht kommen und immer noch Trauern und wir ließen sie in dem Glauben. Weder die Gilde sollte wissen wer Anastasia war, noch ihre Pflegeeltern. Wir ließen Sie natürlich beobachten, aber ohne eine Aufschluss über uns oder Ihre Herkunft zuzulassen.“

Ich konnte sehen, wie Phil im Laufe meiner Erzählung das Erstaune im Gesicht stand und einige Male Fragen in seinen Augen aufleuchteten. Doch er hielt sich zurück und ließ mich weiter berichten.

„Wir hatten es damals mit dem Schauspiel ein wenig zu gut gemeint. Eine Freundin hatte die verzweifelte Mutter gemimt, die von Ihrer Sekte verfolgt würde und dem Kind der Tod drohte. Alice hatte sich direkt nach der Geburt eingeschlossen und weinte ununterbrochen. Unserem Plan stimmte sie allerdings zu. Als wir Anastasia nach ihrem 16. Geburtstag dann zu uns holen wollte, bekamen die Woodlands natürlich Angst und flohen. Den Rest der Geschichte kennst du ja“

Die darauffolgenden Stille war in einer Weise beängstigend, die ich nicht richtig beschreiben konnte. Ich wusste, dass ich Phil vertrauen konnte und dass er einen Moment braucht, um das alles zu verstehen. Und dennoch war es das erste Mal, dass ich einem anderen Menschen davon erzählt hatte.

„Ich… ich weiß gar nicht was ich sagen soll“ begann Phil vorsichtig. „Aber ich glaube ich verstehe ich und vor allem Alice nun um einiges besser. Was Sie erlebt hat, und natürlich auch du, aber als Mutter praktisch zwei Kinder zu verlieren ist unmenschlich.“ 

„Ich weiß dass ich auf dich zählen kann Phil, das gesagte bleibt also auf alle Fälle unter dem Siegel der Verschwiegenheit! Wir habend Eises Geheimnis nicht so lange mit uns herum getragen, damit es nun plötzlich die Runde macht.“ bat ich meinen besteh Freund.

„Natürlich, ihr könnt auf mich zählen. Nur, habt ihr Anastasia das selbe auch erzählt? Ich denke dass sie euch dann um einiges besser Verstehen konnte. Denn im Moment seid ihr nur die Personen, die sie kurz nach ihrer Geburt abgeschoben haben und Sie jetzt, da es euch passt, wieder aus ihrem Leben gerissen habt. Ich erlaube mit kein Urteil ob das, was ihr getan habt richtig war. Aber so würde sie wenigstens eure Beweggründe kennen, dass die Entscheidung nicht leichtfertig war.“

„Ich versteh was du meinst Phil, aber ich kann diese Entscheidung nicht ohne Alice führen. Und ich habe Angst vor Ihrer Reaktion, was es mit ihr macht wenn wir die ganze Geschichte wieder ans Licht holen.“ erwiderte ich. 

„Mein Rat, rede mit Alice, denn irgendwo müsst ihr anfangen und die Frage wird Anastasia früher oder später sowieso stellen. Überlegt euch, was ihr euer Tochter erzählen wollt.“

Mit diesen Worten verabschiedet er sich wieder, die Arbeit machte sich schließlich leider nicht von alleine. Mich ließ er grübeln zurück. 

 

 

 

 

 

 

***

 

 

 

 

Anastasia POV 

 

Das Mittagessen hatte ich - wie sollte es anders sein - in Rekordzeit verschlungen und war dann zurück zu den Klassenräumen geeilt. Glücklicherweise begann der Unterricht im selbenMoment, in dem ich meinen Platz erreichte. Für Fragen wegen meinem Ausbleiben beim Essen blieb zumindest jetzt keine Zeit mehr. Der Unterricht war nett gesagt stink langweilig, ebenso wie unser Lehrer Mr. Craig. Doch was ihm an Motivation fehlte, machte er mit strenge wieder wett. An leise Tuscheleien, Zettelchen der ähnliches war also gar nicht zu denken. 

Damit die Schüler hier in der Gilde den selbem Schulabschluss erhielten wie an ganz normalen Schulen, musste natürlich neben dem ganzen Vampirkram auch der ganz normale Lehrplan abgedeckt werde. Un Mr. Craig hatte diesen Auftrag unglaublich ernst genommen.

Nach 45 Minuten war der Alptraum dann Gott sei Dank endlich vorbei und keine Sekunde später standen Svenja, Zoe, Paul und Eddie vor mir.

„Also war war vorhin los?“ fragte Eddie neugierig. „Freiwillig lässt du doch kein Essen aus“ kicherte er dann.

„Ja komm erzähl!“ forderte Svenja „Mein Bruder hat mir erzählt, Mr. Belikov hat dich nach dem Unterricht zu sich gerufen.“ 

„Kein Drama, Leute! Ich hatte nur was mit meinen Eltern zu klären“ erwiderte ich ruhig. Worum es dabei ging, musste ich ihnen ja nicht auf die Nase binden.

„Was ich mich ehrlich gesagt schon die ganze Zeit frage: Warum bist du erste jetzt zu uns in die Gilde gekommen und weißt so gar nichts von dieser Welt?“ fragte Zoe. 

Tja, das war der Nachteil, wenn man sich mit Leuten anfreundete. Sie stellten Fragen und das vor allem über eine Vergangenheit, die sie nichts anging. Da ich keine Lust auf lästige Fragen oder dumme spekulieren hatte meinte ich nur „Ich bin bei Bekannten außerhalb aufgewachsen. Und um mich nicht zu verwirren habe ich nichts über diese Welt der Gilde erfahren.“  

Meine Bestimmtheit ließ sie verstehen, dass ich dazu nicht mehr sagen würde und wir wendeten uns anderen Themen zu. Zum Beispiel wie sie diesen Mr. Craig nur so lange ertragen konnten. 

Unsere Hasstiraden faden erst ein Ende, als Valentin zusammen mit einem anderen Schüler auf uns zu kam. Das Gesicht war mir irgendwie bekannt, doch ich konnte ihn nicht so richtig ein-ordnen.

„Hallo Svenilein!“ begrüßte Valentin seine liebe Schwester neckisch. 

„Hallo Vally-Baby“ erwiderte sie zuckersüß und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. 

„Geschwisterliebe“ erklärte Valentin schulterzuckend, „Aber alles in Ordnung bei dir? Du warst gar nicht mehr beim essen?“

„Musste was mit meinen Eltern klären, das Essen hab ich dann natürlich nachgeholt.“ erklärte ich mit einem Augenzwinkern. 

„Das ist übrigens Jonas“ stellte Valentin anschließend seinen Begleiter vor. Natürlich, ich erinnerte mich - Jonas van Freu oder so was in die Richtung.

„Anastasia - richtig? Wir sind uns gestern schon einmal begegnet.“

Ich lächelte ihm freundlich zu. „Ja genau! Freut mich, dass du dich an mich erinnerst.“

„Warum so freundlich Anna? Du bist doch sonst nicht so, aber dir hat jemand esse mitgebracht“ scherzte Paul, der wenn ich es nicht besser wüsste fast eine wenig eifersüchtig wirkte.
„Ich wollte einfach nur nett sein!“ verteidigte ich mich eingeschnappt. „Schließlich bin ich neue hier und möchte schnell neue Freunde finden.“ Es war natürlich ein Scherz, den alle außer Valentin und Jonas verstanden.

„Also diesen Running Gag mit dem Essen muss mir bitte dringend jemand erklären!“ bettelte Jonas „Immer wenn ich Anastasia treffe hat es irgend etwas mit essen zu tun!“ 

Oh man womit hatte ich das nur verdient?!? Mitten in einem Irrenhauses bin ich da gelandet.

„Noch einmal das Wort essen und ich werde denjenigen dem Vampir zum essen vor!“ knurrte ich und um meinen Worten Ausdruck zu verleihen, schaute ich alle finster an.

„Woher kommst du eigentlich?“ fragte Valentin interessiert und versuchte die Lage irgendwie zu retten. „Ich bin mir absolut sicher, dass ich dich vor dieser Woche noch nie hier gesehen habe“.

„Das würde mich auch interessierten“ meldet sich Jonas. 

Ein synchrones Stöhnen ging durch die Gruppe. „Na super, Brüderlichen - von einem Fettnäpfchen ins nächste“ kicherte Svenja. „Das hat sie uns eben schon erklärt! Sie ist bei Bekannten außerhalb aufgewachsen und hat dort eben nichts über unsere Welt erfahren. Jetzt ist Sie hier - Fertig!“

„Wie kommst du denn bisher damit zurecht?“ Jonas schaute mich mitfühlend an. „Ich meine das muss doch eine ziemliche Umstellung für dich sein“.

Im ersten Moment war ich von seiner Direktheit überrascht, immerhin kannten wir uns ja gar nicht.

„Das war schon ein ganz schöner Schock und im ersten Moment wollte ich das ganze auch nicht glauben. Ich meine Vampire?!? Also in der Hinsicht habe ich erstmal einiges nachzuholen. Aber das werde ich schon schaffen“ sprudelte es nur so aus mir heraus.

„Du hast gar nicht erzählt, dass dir das so zu schaffen macht. Und uns ist es gar nicht aufgefallen.“

meinte Zoe geknickt.

„Ja, wir sind echt schlechte Freude!“ meine Svenja und drückte mich entschuldigend. 

„Also wenn du möchtest kann ich dir mal unsere Bibliothek zeigen, da sind einige tolle Bücher dabei was Vampire und die Geschichte der Gilde angeht!“ bot Jonas an.

„Der Bücherwurm! Aber ich glaube Anastasia steht nicht so auf alte Schinken.“ grummelte Paul.

„Ehrlich gesagt würde ich die Bibliothek sehr gerne sehen!“ gestand ich und lächelte Jonas dankbar an.

„Wenn du magst nehme ich dich gleich mit, ich muss heute dringend ein paar Bücher zurück geben.“ bot er daraufhin direkt an. 

„Okay Leute, dann bis morgen. Wir sehen uns beim Frühstück?“ verabschiedete ich mich noch schnell und schlug dann gemeinsam mit meiner neuen Bekanntschaft den Weg Richtung Bibliothek ein.
Einige Minuten liefen wir schweigend nebeneinander her und ich bewundere immer noch den mächtigen Bau des Gilden-Hauptsitzes.

„Entschuldigen wenn ich so direkt bin und eigentlich hat Svenja die Frage vorhin schon beantwortet. Aber um deine Existenz drehen sich einige Gerüchte. Wie kam es, dass du erst jetzt wieder da bist?“ fragte er vorsichtig.

„Warum fragst du? Malcolm war doch früher auch an einer anderen Schule außerhalb.“ erwiderte ich. Für heute war ich eigentlich durch mit der ganzen Fragerei.

„Ich weiß dass Malcolm bei seiner Mutter aufgewachsen ist, sie hatte das Sorgerecht und daher die Bedienung, dass er bis zu seinem 18. Geburtstag bei ihr wohnt und eine normale Schule besucht. Wer hier bei der Gilde aufwächst, verlässt diese Welt nur selten, doch Malcolm sollte eine Wahl haben, einen ganz normalen Schulabschluss. Zwar wurde er, wie alle hier mit 16 in die Gemeinschaft der Gilde aufgenommen und ist auch mehr oder weniger mit dem Wissen über Vampire aufgewachsen. Aber weil er die 2. und 3. Klasse nachholen musste, ist er in seinem Alter noch nicht voll ausgebildet. Normalerweise beginnt mit der Einführung in die Gilde auch die Ausbildung hier und die Schüler werden Vollzeit hier unterrichtet.“ erklärte er. „Aber deine Eltern sind beide Teil der Gilde, sogar eine Familie im Hohen Rat - was für einen Grund sollte es geben, dich so lange von der Gilde fern zu halten?“

Ich schwieg einen Moment. Denn ehrlich gesagt wusste ich es selbst nicht so genau. Dieses Anwesen war ein Hochsicherheitstrakt, wegen meiner „Sicherheit“ konnte es also definitiv nicht gewesen sein.

„Nichts gegen dich Jonas, du bist echt nett. Aber bitte lassen wir das Thema sein, es ist gerade einfach alles seh kompliziert. Ich bin als ganz normales Mädchen aufgewachsen und jetzt bin ich quasi so etwas wie eine Adlige!“ 

„Noch dazu die einzige Erbin…“ überlegte er laut und kassierte einen bösen Blick.

„Entschuldigung, das war nicht besonders taktvoll. Aber ich kann dich sogar teilweise verstehen, das mit der Ehre und den damit verbunden Traditionen und Pflichten ist auch für mich nicht leicht.“ getan er, auch wenn ich mit dieser Information nicht sonderlich viel anzufangen wusste.

Damit ließen wir das Thema auf sich beruhen.

„Findet man in der Bücherei nur so alte Schinken oder auch Romane, Kinderbücher und das alles?“

Daraufhin lachte er nur leise.

„Was?“ fragte ich verwirrt.

„Das kann nur ein Bücherwurm fragen, hab ich recht? Und schon allein die Tatsache dass du mich freiwillig in die Bibliothek begleitest…“ 

Dem gab es wohl nichts mehr hinzuzufügen. Ich hatte mich als Bücher-Suchti verraten. 

„Du bist aber auch nicht besser, ich meine wer gibt freiwillig nach der Schule noch Bücher zurück oder leiht sie überhaupt erst aus?“ versuchte ich zu necken. 

Schützend nahm er die Hände hoch. „Du hast mich durchschaut!“ lachte er „ich bekenne mich offiziell zum Bücherwurm!“ 

„Du bist echt lustig, das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet“ gestand ich. 

„Freut mich zu hören, ist das dann vielleicht der Punkt an dem du mir verrätst was es mit dem Essen auf sich hat?“. Jonas grinste mich verschwörerisch an.

„Keine Chance, aber wenn du morgen zum Frühstück kommst, wirst du es vielleicht erleben.“ 

„Das ist ein Deal! Morgen um 8 wird das Rätsel der Pandora gelüftet!“ Er grinste wie ein Honigkuchen-Pferd, bis wir die großen Türen der Bibliothek erreichen.

„Darf ich vorstellen - die ehrwürdige Bibliothek der Gilde. Werke aus den verschriensten Jahrhunderten zusammengetragen und archiviert. Aber natürlich dürfen neuzeitliche Klassiker wie Die kleine Raupe Nimmersatt oder Twilight nicht fehlen!“ 

Seine pseudo-erste Art brachte mich aufs Neue zum lachen, sodass ich mich wirklich zusammenreißen musste, als wir den Saal betraten.

Mir wäre jedoch so oder so das Lachen vergangen. Diese Bibliothek war Atemberaubend. Riesig und alt. Die Decke reich verziert und weitläufige wie ich es mir hier nie hätte vorstellen können.

„Ich gebe kurz die Bücher ab, schau dich gerne ein wenig um!“ flüsterte Jonas mir zu bevor er verschwand. Ich sog erstmal den bekannten Geruch der alten Bücher ein und genoss den Anblick.

Dan begann ich langsam durch die Gänge zu stöbern, die Regale waren voll mit schimmernden Bücherrücken. Die neuzeitliche Ableitung war das hier also definitiv nicht. 

Vorsichtig trat ich näher heran und versuchte die Titel zu entziffern, doch in diesem Gang waren alle in lateinischer Schrift bezeichnet. Der nächste Gang wirkte dann doch vielversprechender „Geschichte der frühen Neuzeit“, „Die Kunst der Gilde“, „Vampirlegenden“ und vieles mehr standen hier Buchrücken an Buchrücken und mussten ein fantastisches Wissen beherbergen. 

„Psst, Anastasia. Nicht erschrecken!“ wisperte es hinter mir und ich drehte mich schlagartig um.

Hinter mir stand Jonas mit einem dicken Welzer in der Hand. 

„Schau mal was ich dir mitgebracht habe. Eines meiner Lieblinge wenn es um die Geschichte der Gilde geht. Und als kleines Bonbon“ er machte eine kleinen Kunstpause „dein eigener Bibliotheksausweis auch für die gesonderten Bereiche und das Archiv, quasi als Begrüßungsgeschenk! Aber erzähl das nicht rum, eigentlich bekommt ihr den erst ab der 2. Klasse, wenn ihr genug Respekt vor der Geschichte und allem habt“

Ich strahlte ihn glücklich an und unterdrückte ein leises quietschen.„Wie cool! Aber wie hast du das geschafft?“  

Er zwinkerte mir verschwörerisch zu „Ich kenne die Bibliothekare recht gut und als ich ihnen von meiner ebenso bücherbegeisterten Freundin, berichtet habe… da haben sie eine Ausnahme gemacht.“ 

„Danke, danke, danke!“ Ich konnte es gar nicht oft genug sagen. Es tat einfach gut, mal wieder jemanden zu haben der sich ebenso für Bücher begeisterte. Malcolm war da ja eher eine verlorene Seele. 

„Nun aber eine schlechte Nachricht, wegen einer interne Sitzung wird die Bibliothek in 10 Minuten geschlossen!“ verkündete er traurig. 

„Schade, ich habe doch erst einen Bruchteil zu sehen bekommen“ meinte ich traurig. 

„Morgen ist auch noch ein tag“ lächelte er mich an „Komm, ich zeig dir auf dem Rückweg noch ein paar Geheimgänge.“

Ich machte große Augen „Geheimgänge?!?“ Das war doch nicht sein Ernst oder? Doch der Blick den er mir zwar war deutlich. 

Es war wahnsinnig spannend, was Jonas mir über das alte Gemäuer und die verborgenen Gänge erzählen konnte und so erreichte wir leider sehr schnell auch mein Zimmer. 

„Also, vielen Dank für die Begleitung und die Einblicke und diese alten Gemäuer!“  

„Gerne, und immer wieder gerne!“ erwiderte er. Wir verabschiedeten uns noch schnell und dann war es laut meinem Magen auch schon Zeit fürs Abendessen.

Ichs schaute auf mein Smartphone, dass ich ganz vergessen hatte. Tatsächlich eine Nachricht von Malcolm: Du gehst leider nicht ans Handy. Abendessen um halb 7? Ich mache Pasta

Oh Mist, es war leider schon 5 nach Halb! Ich warf also schnell die Tasche ins Zimmer und legte das Buch sogfältig auf meinen Nachttisch. Dann rannte ich die Gang entlang zur Gemeinschaftsküche wo Malcolm bereits mit zwei großen dampfenden Schüsseln Pasta mit Tomatensoße wartete. 

„Dass du mal zu spät zum Essen kommst“ witzelte er.

Ich verzog gequält das Gesicht „Du nicht auch noch!“ 

Normalerweise kannte ich diese Sprüche ja von ihm aber heute war ich einfach durch damit.

„Lass es dir erstmal schmecken und dann erzählst du mir ganz in Ruhe was los ist, okay?“

Er schob mit einen der Teller samt Besteck entgegen und begann dann genüsslich zu essen. 

Er wusste, dass er auf die Frage keine Antwort erhalten würde, und ich wusste, dass er mich nachher ohne eine Antwort nicht gehen ließ. Also machte ich mich ebenfalls über meine Pasta her.

Später berichtete ich Malcolm von meinem Tag, von den Fragen meiner Mitschüler uns auch von meinem Ausflug mit Jonas zur Bibliothek. 

„Du scheinst aber ordentliche Eindruck gemacht zur haben.“ witzelte Malcolm „Sonst ist er zwar immer sehr höflich aber nicht so ausgelassen wie du ihn beschrieben hast!“

„Wir haben uns halt gut verstandene erklärte ich und konnte dabei nicht ganz verhindern, dass ich ein wenig mit wurde.

„Soso, und gleich sagst du ihr seid nur Freunde! Ich kenn deine Sprüche, Ani“ 

„da ist nicht mehr, ich schwöre! Wir haben uns einfach nur gut verstanden!“ beteuerte ich nochmal.

„Ist ja gut, ich glaube dir.“ Dann wurde sein blicke in wenig ernster aber auch liebevoller „Aber wenn da etwas wäre, Anastasia. Ich würde mich für dich freuen!“ 

Dankbar lächelte ich ihn an. Er war einfach der Beste! 

Zurück im Zimmer fiel ich, teils wegen meinem vollen Magen, teils wegen dem ereignisreichen Tag einfach ins Bett und schlief ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8. Adel verpflichtet

*** James

 

Es war eine dieser nervtötenden Sitzungen im Rat, stundenlang saßen wir herum, redeten um den heißen Brei und verließen die Sitzung nicht schlauer  

als wir sie begonnen hatten.

Dennoch war ich froh durch Anastasia wieder einen Platz im Rat zu haben, dass wir als Venatori wieder ein Mitspracherecht erhielten. Und so kamen  

wir auch zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung: Die neuesten Erkenntnisse der Mission von Belikov und meinen Männern.

„Wie ihr alle wisst, befinden wir uns schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer Bande Vampire. Wir haben Grund zur Annahme, dass sie junge  

Frauen entführen und die selben grausamen Experimente mit ihnen veranstalten wie damals zur Ära des Blutes. Einige Leichen wiesen Spuren von

Vampiren und diversen Praktiken auf die wir in keinem Fall unterstützen dürfen.“ Auf einer Leinwand zeigte ich diverse Bilder unserer Spurensuche und

darunter auch solche Aufnahmen, die den zart besaiteten sicher Übelkeit bescherte „Ich bitte daher bei der weiteren Suche um die Unterstützung des

gesamten Rates!“ beendete ich meine Vortrag und machte mich auf das Stimmengewirr gefasst.

„Ruhe!“ rief Maximiliano Conte, von allen nur Master Conte uns alle zur Ruhe.

„Ich möchte nun, dass jede einzelne Mitglied im Rat seine Meinung vorbringen kann. Jeder soll die Möglichkeit haben, seine Zweifel, seinen Einschätzung mit allen zu teilen.“

Eric, der Anführer der Familie Leif-Stureson begann die Runde. Ich kannte ihn als ruhigen vernünftigen Mann und hoffte auf seine Unterstützung. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ sprach er und spielte zweifelsohne auf die Bilder an. „Ein solches Verhalten der Vampire darf nicht zugelassen werden. Anhand der Dokumentation erkenne ich ebenfalls den Bedarf zu handeln und so sehe ich es als unsere Pflicht an, gemeinsam zur Bekämpfung dieser Gruppe zu schreiten.“

Ich war froh über seinen Zuspruch und nickte ihm dankbar zu. 

Die anderen 3 Familien sahen es mit der Bedrohung nicht ganz so ernst. Sie taten mein Anführungen als nichtig ab. „Ein paar verstümmelte Leichen machen noch lange keine gefährliche Gruppierung!“ meinte Akana Tshiba selbstgefällig und kümmerte sich danach wieder um die Säuberung ihrer viel zu langen Nägel.

„Wir müssen diese Gefahr bannen, bevor sie zu stark wird!“ mahnte ich mit Nachdruck. Dass kaum einer die Bedrohung dieser Fanatiker ernst nehmen wollte, machte mich einfach nur sauer. Sie konnten hier ja schön im warmen sitzen, ihre Hintern sicher durch die Tore der Gilde. Doch die Menschen dort draußen waren völlig auf sich alleingestellt, sie wussten um Himmels willen nicht einmal etwas von dieser Gefahr

„Bekommt lieber eure Tochter unter Kontrolle“ schnalzte mich jemand von der Seite und ich erstarrte. Was war mit Anastasia?

„Miss Ivachkov, könnt ihr diese Aussage bitte ein wenig erläutern, ich fürchte ich verstehe nicht ganz.“ erwiderte ich ganz der Etikette entsprechend. 

Mit einem zufriednen Ausdruck in ihrem hochnäsigen Blick begann sie zu berichten. „Erst gestern sah ich sie mit einem jungen Mann die Gänge entlang spazieren. Sie schienen sehr vertraut zu sein.“ Sie machte einkeilen Pause, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. „Kaum eine Woche hier und schon wurde sie mit mehreren Männern in unmissverständlichen Situationen beobachtet. So ein Verhalten ziemt sich nicht für eine Jägerin und besonders nicht für ein Mitglied des Rates!“ schnaubte die Hexe verärgert. Als ob sie hier den Moralapostel spielen konnte. Es war kein gut gehütetes Geheimnis, dass Sie ihren Mann mehr als einmal betrogen hatte. Doch sie war geschickt, das Thema auf meine Tochter und damit verbunden auf ihre Hochzeit zu lenken.

„Gibt es denn inzwischen eine Entscheidung bezüglich des Heiratskandidaten?“ erkundigte sich nun Maximiliano Conte.

„Wie bei der letzten Sitzung besprochen, bitten wir in diesem Punkt um ein wenig mehr Zeit. Anastasia soll die Kandidaten in Ruhe kennen lernen dürfen.“ erklärte ich ruhig.

Er nickte zustimmend. „Wie wäre es denn morgen Abend mit einem gemeinsamem Abendessen der Familie Venatorus und Carissima. Bei der Gelegenheit können sich mein Enkel und ihre Tochter in Ruhe und ohne Druck kennenlernen.“ er lächelte zu liebenswürdig und ich hätte ihn am liebsten verflucht. Hier vor allen Mitgliedern im Rat konnte ich ihn nicht ohne triftigen Grund ablehnen und so gab ich mein Einverständnis. 

Um auch Eleanor Ivachkov keinen Platz für weitere Sticheleien zu lassen verkündete ich noch 

„Ich werde meine Tochter später zu ihrem Verhalten befragen, doch ich bin mir sicher dass es hierfür eine plausible Erklärung gibt. Und nun lasst uns wichtigeren Dingen zuwenden!“

An Lionel schrieb ich noch eine kurze Nachricht: Bitte bringe Anastasia nach dem Unterricht zu mir.  James

Es kostete mich 2 ganze Stunden Überzeugungsarbeit, bis ich aus jeder Familie einen ausgebildeten Jäger für die Mission bekam. Auf mehr wollte sich keiner der anderen einlassen aber 4 zusätzliche Leute waren zumindest besser als nichts. Und so schlossen wir die heutige Sitzung mit der Gründung einer Sondermission ab. 

 

 

***

Anastasia. 

 

Schule war Schule, egal wo man war und Schule war verdammt nervig. Wir hatten gerade eine Doppelstunde Mathe über uns ergehen lassen müssen und kamen nun zum Fremdsprachenunterricht…Französisch. 

Schon allein diese Aussprache machte mich aggressiv. Warum mussten wir ausgerechnet die Frage dieser Froschfressen lernen? 

„Was ist dir den über die Leber gelaufen?“ fragte Svenja verwirrt als sie meine Blick sah.

„Entschuldige… ich habe eine ziemliche Abneigung gegen französisch. Und irgendwie fühle ich mich heute schon die ganze Zeit so beobachtet, das macht mich ganz gereizt.“ erklärte ich ihr.

„Das könnte vielleicht daran liegen, dass du ziemlich oft angestarrt wirst.“ antwortet sie.

Wir waren für ein paar Minuten nach draußen gegangen und gesellten uns zu den anderen. 

Auch hier wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie mich anders anschauten als sonst. Was zu Hölle war den über Nacht passiert?

„Du hättest uns ruhig erzählen können, dass du einen Freund hast!“ meinte Paul vorwurfsvoll.

Was hatte ich denn jetzt verpasst? 

„Was für einen Freund meinst du?“ fragte ich sichtlich irritiert. Paul schweig und ich durchbohrt ihn mit meinemBlick

„Na Jonas…“ rückte er schließlich heraus.

„Wie kommst du denn auf den Scheiß?“ 

„Naja, ich meine ihr wart gestern noch „in der Bibliothek“ und heute morgen hat er sich wie selbstverständlich zu uns an den Tisch neben dich gesetzt.“ 

Als mein schallendes Lachen ertönte fügte er schnell noch hinzu „Das denke nicht nur ich, ihr beide seid das neue Gesprächsthema Nummer 1“.

Plötzlich erstarb mein lachen. „Wie bitte?“ fuhr ich ihn an „Wer hat denn dieses unsinnige Gerücht in die Welt gesetzt?“

Ich blickte in die Runde, offenbar hatten Sie alle das selbe gedacht wie Paul.

„Ihr dachtet doch nicht ernsthaft, dass ich gleich was mit einem Kerl anfange den ich erst seit einem Tag kenne, egal wie nett er ist? Ihr kennt mich auch noch nicht so lange aber für so eine könnt ihr mich doch nicht halten“ 

Betretenes schweigen folgte meiner kleine Schimpftirade.

„Es tut uns leid“ murmelte Zoey. „Aber Paul hat schon irgendwie recht. Erst die Gerüchte und dann das heute morgen.“

„Und warum habt ihr nichts gesagt?“ fragte ich verwundert. „Wenn sowas umgeht kann man doch mal nachfragen“

„Naja, wir waren uns nicht ganz sicher ob wir dem ganzen glauben sollten. Aber dich zu Fragen haben wir uns auch nicht getraut, schließlich geht es uns ja nichts an.“ erklärte Eddie. 

Die anderen nicken einstimmig und schauten mich entschuldigend an.

„Okay damit es alle mitbekommen haben - da läuft nix! Und jetzt vertragen wir uns wieder bitte alle und benehmen uns normal!“ 

 

„Okay!“ grummelten sie im Chor und wir lachten wieder.

 

Die Pause war fast vorbei, da kam Valentin zu uns rüber gelaufen

„Hallo Vally-Baby!“ witzelte Eddie und bekam dafür eine von Svenja übergebraten - ein harmloser Klaps, versteht sich.

„Na was gibts Brüderchen? Normalerweise kommst du mich doch nie besuchen“ 

„Ich wollte nur mein allerliebstes Schwesterlein sehen“ schmalzet er vor sich hin bis er unter dem harten Blick seiner Schwester einknickte. 

„Okay also gut. Eigentlich will ich zu Anastasia… Bei uns gehen gerade merkwürdige Gerüchte ab und ich soll dem ganzen Mal auf den Grund gehen.“ 

„Wenn du dieses bescheuerte Gerücht über mich und Jonas meinst, bist du umsonst gekommen. Keine heiße Story, keine pikanten Details. Ist alles nur erfunden!“ 

„Achso okay.“ meinte er schulterzuckend. „Dann hast du das also nicht in die Welt gesetzt?“

„Nein!“ fuhr ich ihn entgeistert an. „Und Jonas hoffentlich auch nicht - sonst mach ich ihn gleich einen Kopf kürzer!“
„Nein keine Sorge. Ich sollte für Ihn nur mal die Lage sondieren“ zwinkerte er mir zu. „Und damit die Gerüchteküche nicht noch mehr befeuert wird, ist er nicht direkt zu dir gekommen, sondern hat mich als seinen treuen Kappen vorgeschickt.“

Er verbeugte sich in einer galanten Bewegung. „Doch nun Eile ich zurück um den nächsten Unterricht nicht zu verpassen.“ Damit verabschiedete sich Valentin wieder und verschwand. Wir machten uns kurz darauf auch auf den Weg zurück ins Klassenzimmer.

Der Unterricht war gelinde gesagt grauenhaft, denn wie sollte man es von Französin sich anders erwarten. Noch dazu wurde ich immer noch von den anderen angestarrt und hatte das Gefühl, dass permanent über mich getuschelt wurde. Ich hoffte nur dass es nicht noch mehr ärger geben würde. 

Doch mir schwante nichts Gutes, als ich Lionel, einen der TrippeLs vor der Schule auf mich warten sah. Das bedeutete, ich hatte wieder ein Gespräch mit meinen Eltern. Und das bedeutet wiederum, dass ich unweigerlich Ärger am Hals hatte. 

Lionel war höflich, aber nicht annähernd so sympathisch wie sein Mitstreitet Lex. Und so gingen wir schweigend durch die Gänge, bis wir den Wohntrakt meiner „Eltern“ erreichten.

„Danke fürs bringen!“ verabschiedet ich mich von Lionel und trat durch die Tür. 

Meine Eltern hatten es sich in der Sitzecke gemütlich gemacht. Obwohl gemütlich das falsche Wort war. sie sahen kerzengerade auf dem Sofa und schauten mich mit ernstem Blick an.

„Ihr wolltet mich sprechen?“ 

„Setzt dich Anastasia, wir haben etwas wichtiges zu besprechen.“ forderte Allison. Sie versuchte nett zu klingen, doch sie konnte ihren Ärger nicht ganz verbergen. 

Ich folgte ihrer Anweisung und setzte mich ihnen gegenüber in einen kleinen Sessel, der perfekt zur restlichen Einrichtung passte.

„Uns ist zu Ohren gekommen, dass du dich scheinbar in einer unsittlichen Beziehung mit einem anderen Jäger befindest.“ klagte mich die zierliche Frau vor mir an. Ich fand es immer wieder erschreckend, wie ähnlich Sie mir war und wie fremd ich mich dennoch fühlte. 

„Um es auch euch noch einmal klar zu machen - da ließ und läuft nichts zwischen Jonas und mir. Er hat mir gestern die Bibliothek gezeigt und mich in bisschen im Gebäude herum geführt. Denn wie euch sicherlich nicht engen ist: ich bin neu hier und kenne mich eigentlich überhaupt nicht aus. Was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, warum ich ständig eskortiert werden muss wie eine Gefangene.“ schnauzet ich los. Dass meine Mitschüler auf so einen Mist hereinfielen und wilden Gerüchten glaubten war eine Sache. Aber dass ich deswegen extra hierher zitiert wurde ging mal wieder zu weit. 

„Kannst du dir erklären, wer dieses Gerücht in Umlauf gebracht hat? War es möglicherweise sogar dieser Jonas - ich vermute du meinst Jonas van Frey?“ erkundigte sich nun James. Er war meistens der ruhigere Part, erklärte mir auch, anstatt nur zu zetern.

„Nein, soweit ich weiß war er es nicht. Ich habe keine Ahnung, aber die Leute tratschen doch immer gerne. Und wenn es nichts zu tratschen gibt, wird halt was erfunden.“ ich zuckte mit en schultern. 

„Du solltest diese Situation nicht zu locker sehen, junge Dame. So mancher Person hat ein dummes Gerücht die späteren Heiratschancen zunichte gemacht. Vor allem in deiner Position als Erbin solltest du sehr genau darauf achten, mit wem du dich umgibst. Vor allem wenn es um männliche Personen handelt.“ Sie machte eine kleine Pause. „Was zum Beispiel dieses Night-Jungen angeht… ich rate dir dringendst dich von ihm fern zu halten.“

Ungläubig starrt ich sie an. Meinte sie das tatsächlich ernst? 

„Ihr könnt mir verbieten, meine Eltern zu sehen, ihr könnt mir verbieten dieses Ort zu verlassen, doch ihr könnt mir nicht meine Freunde verbieten und ganz sicher nicht Malcolm! Ich weiß nicht was in euren versnobten Köpfen vorgehen mag oder woher dieses elitäre Gehabe kommt. Aber ich werde ganz sicher nie so werden wie ihr!“ 

Ich fühlte mich wie im vorletzten Jahrhundert. Kontaktverbot, weil man nicht dem gleichen Stand entsprach. 

Ich erhob mich vom Sessel und wollte schon gehen, da ergriff James noch einmal das Wort. 

„Morgen Abend findest hier ein Abendessen mit der Familie Conte-Carissima statt. Du kommst auch!“ Es war klar, dass er hier keine Widerrede duldete, dass es keine Widerrede gab. Und so konnte ich mich meinem Schicksal nur geschlagen geben und nickte. 

„Und heute Abend lassen wir eine offizielle Mitteilung verkünden, dass es zwischen dir und Frey keinerlei Verbindung gibt.“ fügte er noch hinzu.

Ich zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern. „Tut was ihr nicht lassen könnt!“ 

Dann zog ich mich endgültig zurück und schloss die Tür hinter mir. Es war irgendwie zu Gewohnte geworden, dass ich unsere Gespräche mit dem Zuschlagen einer Tür beendete.

 

 

 

***

 

Ich hatte die Verlautbarung der Venatorus gestern nicht mitbekommen. Doch das war mir gleich. 

Ich war nur froh darüber, dass die neugierigen Blicke und das Getuschel mehr oder weniger aufgehört hatten, als ich am nachten Morgen zum Frühstück schlurfte. 

Malcom war gestern noch auf einer Mission gewesen und lag jetzt wahrscheinlich noch im Bett. Aber den Weg zur Mensa fand ich inzwischen glücklicherweise auch alleine. 

Ich nahm mir ein Tablett und lud mir lustlos etwas Obst und einen Kaffe auf und setzte mich dann zu Zoey, Eddie und der restlichen Clique. 

Ich war froh, dass sie mich so bereitwillig in ihre Mitte aufgenommen hatten. Sie machten mir das Leben hier irgendwie erträglicher. 

„Sag mal was ist denn mit dir los, Anastasia?“ fragte Eddie und blickte entsetzt auf mein Tablett. 

„Kein Hunger“ antwortete ich schulterzuckend. Nun schauten auch die anderen alarmiert auf. 

„Bist du krank?“ „Hast du Fieber?“ „Hast du doch Liebeskummer?“ fragten sie alle durcheinander bis mir fast schwindlig wurde. 

„Meine Anwesenheit wird heute bei einem dieser ach so tollen Abendessen erwartet. Und ehrlich gesagt hab ich so was von keine Lust, auch nur eine dieser aufgeblasen Schnösel zu sehen.“ 

Tatsächlich hatte allein die Vorstellung James und Allison wieder zu begegnen meinen Appetit schon verdorben. 

„Interessant zu hören, was du wirklich von uns denkst“ feixte Victor hinter uns.

„Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass meine Sympathie dir gegenüber mit der zu einer Stechmücke zu vergleichen ist.“ erwiderte ich und ignorierte den Störenfried danach gekonnt. 

Er würde mir die restlichen Unterricht sowieso zur Hölle machen. 

„Sollen wir langsam los?“ fragte Paul und erlöste uns damit us unserem Schweigen. 

„Ja klar, der Unterricht geht bald los und och muss dringen noch irgendwo die Hausaufgaben abschrieben.“ gestand Zoey. 

Gegen meine Willen musste ich schmunzeln, Schule blieb Schule. 

Heute standen im Kontrast zu den letzen beiden tagen eher praktische Fächer auf dem Plan: Chemie, Anstandsunterricht und zuletzt noch eine Runde Training mit der 8. Stufe. 

  

Der Anstandsunterricht war genauso verstaubt wie er sich anhörte. Eine zugeknöpfte selbsternannte Lady dirigierte herum, nörgelte an allem und jedem herum und am Ende tat mir sämtliche Muskulatur weh von der übertrieben aufrechten Haltung. Aber zumindest wusste ich jetzt in welcher Reihenfolge ich die unzähligen Gabeln, Löffel und Messer zu benutzen hatte, in welchem Winkel ich meine Kleinen Finger beim Tee trinken absperren musste und wie oft ich mit dem Fächer schlagen durfte ohne nervös oder obszön zu wirken. Alles natürlich überlebens-wichtig!

Umso mehr freute ich mich dann natürlich auf das anschließende Training mit Val und den anderen.

Lex ließ uns zu Beginn mal wieder Runden laufen. „Warum müssen wir denn immer wie eine Horde Büffel durch die Halle laufen?“ maulte Jo, dessen Stärke definitiv nicht im Ausdauersport lag. „Erst die Ausdauer, dann das Vergnügen“ imitierte ich Lex Standartsprich und kassierte einige Lacher. Ausdauer war nach Lex Belikovs Trainingsphilosophie die Basis für alles. Erst die Ausdauer, dann Koordination und anschließend die Kraft. Und es machte auch Sinn, nicht nur die Ausdauer im körperlichen Sinn, sondern die Einstellung dran zu bleiben und durchzuhalten war der Anfang. 

Als nächster Schritt kam die Koordination und Flexibilität. Wir lernten neue Techniken auch immer erst einmal „trocken“ also nur theoretisch in den grundlegenden Bewegungen, bis wir sie an einem Partner ausprobieren konnten. Erst wenn die Abläufe stimmten loht es sich zum Schluss noch gezielt mehr Kraft in die einzelnen Bewegungen zu geben. Ohne die notwendige Koordination verpuffte die Energie und man war nach wenigen Minuten aus der Puste.

Lange Rede kurzer Sinn - ich lief brav meine Runden und genoss es tatsächlich, mal den Stress des Alltags von der Seele zu laufen.

Anschließend hatte sich unser allerliebster Trainer etwas besonderes ausgedacht. Die Gilden-Variation von Räuber und Gendarm. Das Spiel sollte draußen im Park stattfinden es gab 3 „Jäger“ und 3 „Vampire“ und wir durften uns frei in einem abgesteckten Bereich bewegen. Als Kommunikation erhielten die „Jäger“, das waren Valentin, Lucas und ich 3 Funkgeräte. Unser Zeil war es, die „Vampire“ zu finden zu stellen und unschädlich zumachen. Hierzu musste ein Holzpflock auf die Brust gesetzt werden - ohne Wucht und somit ohne Verletzungsrisiko. Lex hatte es sich von einer der oberen Etage des Schulgebäudes gemütlich gemacht und beobachtet uns alle. Und dann ging es auch schon los, die „Vampre“ rannten in den Park, während ich mich erst einmal mit meiner Gruppe zusammenstellte.

„Also wie sollen ins angehen?“ frage ich in die Runde.

„Lass uns doch aufteilen“ schlug Lucas vor. „Wir sind 3 die sind 3 also einer für jeden.“

„Und was ist wenn die andere sich ein der Gruppe bewegen und einen von uns schnappen? Dann heißt es 3 gegen 2…“ bemerkte Val.

„Mhm du hast recht“ bestätigte ich „ Aber es ist auch schlecht, sich gesammelt zu bewegen, weil wir sonst nicht genügend Zeit haben, alles abzusuchen.“
Ich überlegte ein Moment, bis mir die Zündente Idee kam. „Es ist ja ein offener Park, kein dichtes Unterholz. Was ist, wenn wir uns zwar entfernt, aber in Sichtweite bewegen und uns permanent über funk verständigen? So sind wir schnell zu Stelle wenn es nötig ist“

„Die Idee ist genial!“ meinte Valentin und auch Lucas stimmte zu.

„Dann lasst uns losziehen!“ rief ich und merkte wie das Adrenalin im Blut hochfuhr. Mir machten solche Spiele einfach wahnsinnig spaß.

In leichtem Laufschritt zogen wir los, ich in der Mitte und von beiden Seiten flankiert von den Jungs. Die ersten 10 Minuten bewegten wir uns vorweg ohne auch nur ein einiges Anzeichen der anderen Gruppe, doch dann bemerkte ich eine Schatten. „Vorsicht Leute, die Biester haben sich auch auf den Bäumen versteckt.“ Und keine Minute später kam das SOS von Lucas und ich sprintet los, natürlich nicht ohne meine Umgebung aus den Augen zu lassen. Laura und Sofie hatten sich gemeinsam auf dLucas gestürzt, der nun mit Not gegen die beiden ankämpfte. „Bin Bei Luke, 2 Angreifer“ teilte ich Valentin noch mit, bevor ich mich ins Getümmel stieß. Nun kämpfte ich mit Laura und kam dabei ganz schön ins Schwitzen. Wir waren beide auf dem selbem Level und konnten einige Treffer landen. Schlussendlich gelang es mir, sie zu Boden zu bringen, hatte dafür aber keine Hand mehr für den Pfahl frei. 

Da tauchten wie aus dem nichts zwei Hände auf und platzierten den Stab auf Ihrer Brust.

„Aus“ rief Valentin und signalisierte somit Lauras „Tod“. 

Kurz bedankte ich mich und zu Dritt brachten wir dann auch Sofie schnell zur Strecke. 

„Super Leute, 2 von 3 haben wir schon!“ grinste ich meine Kollegen an, die mit leuchtende Augen zurückschauten. Ihnen machte es wohl genauso viel Spaß wie mir.

„Selbe Taktik wie vorher?“ fragte Lucas und wir stimmten zu.

Da jetzt nur noch ein Gegner im Spiel war, konnten wir uns deutlich weitläufiger bewegen und fanden Jo ziemlich schnell. Seine mangelnde Ausdauer machte die Flucht undenkbar und mit 3 gegen 1 hatten wir dann natürlich auch leichtes Spiel. 

„Mission completed“ rief ich ins Funkgerät, das auch von Lex mitgehört wurde.

Dann machten wir uns auf den Weg zurück zum Schulgebäude. 

„Auch wenn wir verloren haben, das war ja mal sowas von cool“ rief Laura uns entgegen, die zusammen mit Sofie schon auf uns wartete. 

„Das habt ihr echt super gemacht!“ lobte Lex. „Ich würde den Ablauf gerne mit euch durchgehen und eure Erfahrungen besprechen.“

Ein kollektives Stöhnen war zwar nicht die Antwort auf die er gehofft hatte, nahm es uns  aber nicht übel.

Also setzen wir uns im Kreis auf die Wiese. „Ich möchte von jedem von euch gerne ein Feedback zu den 3 Fragen: Wie fandet ihr das Verhalten eurer Teamkollegen? Wie schätzt ihr eure eigen Leistung ein? Und was könnten ihr noch verbessern? Sofie möchtest du beginnen?“

Die Blondine zapfte sich zunächst sicher im Haar und schaute in die Runde. „Ich fand es schade, dass wir gar kein richtiges Team waren und keine Taktik hatten. Laura und ich haben uns dann zusammen getan um uns den Rücken zu decken oder falls sie sich einzeln bewegen, die anderen schneller ausschalten zu können. Meinen eigene Leitung schätze ich dabei eher mittelmäßig ein, im Kampf konnte ich ganz gut bestehen, möchte das nächste Mal aber gerne ein bisschen offensiver agieren und mich besser mit meinen Teamkollegen absprechen“ schloss sie ihren Bericht.

„Ich möchte mich Sofie gerne anschließen, im Team hätten wir bestimm länger durchgehalten. Auch ich fand meine Leistung nicht überragend und möchte das nächste mal mehr auf meine Umgebung achten. Ich habe Anastasia und dann auch Valentin zu spät bemerkt“ erklärte Laura und lächelte und beiden belegen zu. 

„Danke ihr beiden, wie steht es denn mit dem letzten „Vampir“ - Jo?“ fragte Lex.

„Ja also ich dachte wir als Vampire gelten nicht als Team sondern sind eher als Einzelgänger unterwegs, deswegen habe ich mich auch von der Gruppe abgespalten, finde die Taktik von Laura und Sofia aber echt gut.“ während Jo erzählte, schaute er sogar ein bisschen schulbewusst drein, er machte sich vielleicht für die Niederlage verantwortlich. 

„Das nächste Mal möchte ich mich mehr mit dem Team austauschen.“ 

„Okay bevor wir jetzt zu den Anderen komme würde ich auch gerne noch etwas loswerden. Versteht das bitte als konstruktive Kritik - ihr seid hier um zu lernen. Ich finde ihr habt die Situation schon sehr gut reflektiert. Auch ich würde das nächste Mal zu mehr Kommunikation und Interaktion in der Gruppe raten. Im Kampf habt ihr euch aber alle 3 gut geschlagen!“ ich konnte Lex nur zustimmen, sie hatten sich alle gut geschlagen und natürlich hatte einer gegen 3 keine reale Chance, Jo hat es aber bis zum Schluss durchgezogen.

„Dann würde ich mich als nächstes zu Wort melden und möchte als erstes ein großes Lob an meine Kammeraden ansprechen. Jeder hat sich eingebracht, die Absprachen haben super funktioniert und du Val warst beim Kampf mit Laura echt meine Rettung! Ich schätze meine eigene Leistung daher eigentlich ganz gut ein, würde beim Kampf das nächste Mal jedoch gerne ein bisschen offensiver agieren und so auch eine Gegner alleine ausschalten.“ sprach ich.

„Ich kann mich nur bei meinen Teamkollegen für ihren tollen Einsatz bedanken, wären Anna und Val nicht so schnell zur Stelle gewesen… naja. Im Kampf konnte ich mich ganz gut schlagen, würde für das nächste Mal aber auch offensiver ran gehen.“ beschloss Lucas und grinste uns an. 

„Das Beste kommt zum Schluss“ witzelte Valentin „Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen fantastische Arbeit! Und an dich Anna - ich fand erstmal deine Idee mega und auch wie du mit uns agiert hast. Die kurze Nachricht vor dem Kampf - ich wusste gleich dass ich auf maximal 1 unentdeckten Gegner stoßen konnte und war so deutlich schneller bei euch. Also ich weiß nicht ob ich in so einer Situation noch daran gedacht hätte. Ich würde mir selbst eine glatte 2 geben. Für das Sahnehäubchen fehlt aber noch ein bisschen Ausdauer, ich kam schon ganz schön aus der Puste.“ grinsen beendete er seine kleine Rede.

„Dann gebe ich noch meinen Senf dazu, bevor ich euch in den wohlverdienten Feierabend entlasse. Das Spiel heute war ein kleines Pilotprojekt in Vorbereitung auf die richtigen Missionen. Die andern Trainier und ich wollten austesten, wie ihr euch in solchen Situation verhaltet und ihr solltet gleichzeitig die Möglichkeit haben, in geschütztem Umfeld Erfahrungen zu sammeln und eure Stärken und Schwächen besser zu erkennen. Da es bei euch und auch den anderen Gruppen so gut angekommen ist würden wir das gerne in größerem Rahmen mit den Leistungsklassen 6 bis 9 durchführen. Die Gruppen wären zur Fairness dann natürlich gemischt. “

Natürlich waren wir alle von der Idee Feuer und Flamme, mussten uns bis zur Umsetzung aber noch ein wenig gedulden. Und jetzt ab mit euch!“ damit entließ uns lex aus der heutigen Stunden und wir machten uns alle auf den Weg zur Umkleide.

 

Nach dem ganzen schweißtreibenden Training brauchte ich dann schnell erstmal eine Dusche. Erst als ich mit einem Handtuch umwickelt vor meinem Kleiderschrank trat, fiel mir ein kleines Päckchen auf meinem Bett auf.

Man hatte mir für das Abendessen sogar spezielle Kleidung gebracht - natürlich in den Farben der Venatori. Ein elegantes Etuikleid in dunklem Saphirblau, dazu eine feine mit Silberfäden durchzogene Strickjacke und sogar Schuhe hatte man mir dazugestellt. Auf der einen Seite war ich wieder einmal sauer, dass man mir einfach vorschrieb, was ich zu tragen hatte, aber auf der anderen Seite fand ich die Kleider auch irgendwie schön.

Meine Haare hatte ich nach dem Duschen nur leicht angeföhnt, sodass sie jetzt in leichten Wellen über die Schüler fielen. Ich steckte die orderten Strähnen also noch etwas zurück - nicht dass sie mir beim Essen in die Suppe fielen. 

Ich vollendet eine Vorbereitung mit etwas Mascara und machte mich dann auf den Weg zur Henkersmahlzeit.

Die anderen gaste waren bereits da, als ich eintraf und so wurde ich von allen beobachtet, während ich erst James und Allison begrüßte und dann den anderen vorgestellt wurde.

Entgegen meiner Vermutung war es eine recht kleine Gesellschaft. Maximilian Conte, seine Frau Clarissa Conte und sein Neffe Filipe Carissima, damit ich auch jemanden zum reden hätte, wie sie mir weiß machen wollten. So hatte man mich an der Tafel auch direkt neben ihn gesetzt, während ich von der anderen Seite von James in die Mangel genommen wurde. 

„In welcher Klasse seid ihr?“ fragte ich, um irgendwie ein Gespräch in Gang zu bringen. „Ich habe euch bisher noch nie in der Schule gesehen."
Filipe räusperte sich gekonnt „Natürlich nicht, meine Liebe. Ich habe bereits letztes Jahr meine Schulausbildung abgeschlossen, mit Auszeichung versteht sich.“

Ich musste ein Würgen unterdrücken und nahm stattdessen ein Schluck Wein. Ohne Alkohol würde ich diesen Abend wohl nicht überstehen.

„Und nun seid ihr mit den anderen Wächtern draußen auf Mission?“ erkundigte ich mich und fühlte mich furchtbar ungeschickt. über was sollte ich mich denn mit diesem Schnösel unterhalten?

Und dass er auf einmal anfing gekünstelt zu lachen, machte es nicht besser.

„Ich konzentriere mich seit meinem Schulabgang vollkommen auf die Politik, meine Arbeit im Rat nimmt meine volle Zeit in Anspruch.“ erklärte er und machte ein kleine Kunstpause. Offenbar wartete er auf Bewunderung, die ich jedoch nicht gab. Also sprach er weiter. „ Meine Familie ist Mitglied im Hohen Rat und daher empfinde ich es als meine Pflicht, meine Talente zu Gunsten der Gilde zu nutzen. Nicht alle, vor allem die Mitglieder der unteren Gesellschaft besitzen die Fähigkeit, die Geschicke der Gilde zu ihrem Besten zu lenken. Oder was meint ihr, meine Liebe?“

Ohne Frage eher eine rhetorische Frage, um sich seien Bestätigung abzuholen. Als entweder hatte der in seiner Kindheit nicht genügend Liebe abbekommen oder sein Ego war einfach nur größer als ihm guttat.

„Manche Leute haben zu wenig Wissen, dafür aber zu viel Meinung“ erwiderte ich kurz und vernahm kurz darauf leises Hüsteln und Räuspern aus mehreren Richtungen.

„Nun, da ich wie ihr wisst, noch nicht allzugange Mitglied der Gilde bin, möchte ich mir erst einen eigenen Eindruck verschaffen. Ich bin aktuell nicht in der Position, um ein Urteil zu bilden. Doch ich kann euch zusichern, dass ich mich in Zukunft stärker mir diesem Thema auseinandersetzen werde. Für die nächste Ratssitzung habe ich bereits eine Zusage gegeben.“

Dass ich das erst gerade in diesem Moment tat, musste er ja nicht wissen.

Maximiliano Conte sah mich erstaunt an „Es freut mich zu hören, dass euer Interesse an der Politik erwacht ist und ihr der nächsten Sitzung beiwohnen wollt, jedoch…“

„Haben wir versäumt, Sie über Anastasias Zusage zu informieren“ fiel James ihm schnell ins Wort und rettet mich. Dankbar lächelte ich ihn an und er zwinkerte mir in einem unbemerkten Moment zurück.

„Ich freue mich ebenfalls, ihre Gesellschaft bei der nächsten Sitzung heißen zu dürfen.“ schleimte der Schnösel. Gezwungener maßen lächelte ich ihm für diese Aussage zu und widmete mich dann dem nächsten Gang. Die Suppe wurde zu meinem Entsetzen schon wieder abgedeckt, als ich mir gerade die nächste Prahlerei von Mr. Perfect anhören musste.

Es gab junges Gemüse an Buttersoße, Kartoffelpüree und Lachs, letzteres schob ich widerwillig an den äußersten Rand des Tellers. 

„Mögt ihr keine Lachs, meine Liebe?“ erkundigte sich Filipe.

„Nein, ich ernähre mich seit Jahren vegetarisch“ erklärte ich zum erstaunen der Gäste. Und auch James und Allison schien ich damit für einen Moment aus der Fassung zu bringen. 

„Die Küche muss wohl etwas durcheinander gebracht haben“ erklärte Allison entschuldigend und ich fragte mich, ob nur ich diese Lüge erkannte. 

Die beiden wussten nichts über mich, wie sollten sie dann wissen, was ich esse? Natürlich wollten sie sich vor den Gästen nicht diese Blöße geben und anstandsvoll nickten alle.

Im späteren verlauf des Abends konnte ich mich größtenteils aus dem Gespräch heraushalten, es ging ohnehin eigentlich nur um Politik und Ratsgeschäfte. Ab und zu durfte ich mir von Felipe dann noch ein paar Lobpreisungen über sich und seine Talente anhören. Da ich ihm jedoch nicht die Bewunderung entgegen brachte, die er scheinbar erwartet, angesichts seiner herausragenden Person, verlor er schnell das Interesse an mir. 

Nachdem auch das Dessert abgetragen wurde, feine Creme Brulet, erhob ich mich.

„Ich würde mich nun gerne entschuldigen, der Unterricht beginnt morgen früh, und ich sollte mich noch ein wenig ausruhen.“ erklärte ich. 

„Natürlich, geh nur Kindchen“ entließ mich der Conte.

„Erlaubt mir, euch noch bis zu euren Zimmern zu begleiten“ bat Filipe, auch wenn er nicht sonderlich begeistert wirkte.

„Vielen Dank für euer Angebot, Filipe, Aber es war ein anstrengender Tag und ich würde gerne ein wenig die Ruhe genießen.“ 

Damit verabschiedete ich mich von der Gesellschaft und verließ, ausnahmsweise ohne zuknallende Türen, den Wohnbereich meiner Erzeuger.

 

 

***

James  PoV

 

„Sie hat sich doch gut geschlagen, oder was meinst du?“ fragte ich Ally.

„Anastasia hat ohne Zweifel keine Erfahrung mit solchen Veranstaltungen und ich hatte schon die Befürchtung sie springt diesem Jungen an die Kehle. Also ja, ich finde unsere Tochter hat sich ganz gut gemacht.“

„Ich glaube, ich hätte es ihr nicht verübelt“ dachte ich etwas zu laut und fand mich gleich in erklärungsnot.

„Was willst du denn? Ich halte ihn für den selben arroganten, selbstverliebten Mistbrocken wie seinen Vater und seinen Onkel, oder was findest du meine Liebe?“  imitiere ich Felipe.

„Ich glaube nicht, dass wir Anastasia jemals zu ihm überreden können, aber ich würde Conti das nicht so deutlich sagen, um den Frieden willen.“

„Ich verstehe was du meinst, ich möchte ihn in der aktuellen Lage ungern verärgern, aber ist es fair, ihn im unklaren zu lassen?“

„James, es war das erste Treffen zwischen den beiden. Ich denke er ist vernünftig genug, nicht zu hohe Erwartungen darauf zu setzen. Aber wir sollten schnellstmöglich ein Treffen mit den anderen Kanditen organisieren. Es soll auch nicht der Eindruck entsahn, wir würden Carissima vorziehen oder begünstigen.“

„Tshiba ist gerade mit seinen Eltern auf Geschäftsreise und diesen Romarov kann sie nicht ausstehen.“ bedachte ich. 

„Wie wäre es dann als nächstes mit Eric Stureson? Der Sohn von Ingas Schwester soweit ich weiß.“

schlug sie vor und dachte im selben Moment daran, wie wir Anastasia dieses Treffen erklären sollten. Noch ein Abendessen wäre wahrscheinlich zu auffällig. 

„Zu Schade dass die Verlobung der van Freys schon feste Sache ist.“ grübelte Alice.

„Er wäre wahrscheinlich die beste Wahl gewesen.“

 

„Denk nicht ein mal daran!“ warnte ich. „Du wirst in der Sache keine Hebel in Bewegung setzen. Ich möchte nicht für böses Blut sorgen.“ Denn ich kannte Alice. Wenn Sie etwas wollte, würde sie etwas bekommen. Sie war mit der ganzen Politik und die Intrigen aufgewachsen und kannte sich bestens aus. 

Ja ich bedauerte, dass Jonas keine Möglichkeit mehr war. Aber ich würde deswegen niemals eine bestehen Verlobung brechen lassen. 

„Ich werde die Füße still halten!“ versprach Alice und damit war das Thema beendet. 

„Aber das löst nicht unser Problem. Wie haben wir uns denn damals kennen gelernt?“

„Wie kann es sein, dass du dich nicht mehr an unser erstes Treffen erinnerst“ schmunzelte ich. „Schließlich bin ich Trampel dir tauend talauf die Füße gedappt.“ erinnerte ich mich zurück. Es war mir damals unsagbar peinlich, aber Alice hatte es mit Humor genommen.

„Ich muss es wohl deswegen verdrängt haben!“ lachte sie. „Aber das wäre doch eine nette Idee für die jüngere Generation, ein Tanzabend exklusiv für Rat und Adel. Anastasia kann die anderen Kandidaten so in Ruhe kennenlernen, oder was denkst du?“

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.10.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch ist noch in Bearbeitung also verzeiht mir die Fehler, die sich hier gelegentlich eingeschlichen haben. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim lesen!

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