Cover

Dinge passieren!

 

 

 

Ich klingelte an Sonjas Haustür und wartete. Als sich nichts tat, versuchte ich es ein weiteres Mal. Ich hatte mich schon gewundert, weil keines der Autos im Carport gestanden hatte. Langsam ging ich zurück zu meinem Wagen und fuhr wieder zur Vorderseite des Gebäudes. Auch hier hatte sich der sonst gut gefüllte Parkplatz bis auf wenige Fahrzeuge geleert. Die meisten Patienten waren wohl schon abgereist.
Am Empfang des YOGAMEDICUMS erkundigte ich mich nach Sonja. Die junge Frau dort führte ein offensichtlich längeres Telefonat und nickte nur vage in die Richtung der Yogaräume. Auch hier wirkte alles wie ausgestorben. Aus einem der Räume drang leise Entspannungsmusik und der Geruch von Räucherstäbchen. Die Tür stand offen. Ich fand Sonja alleine meditierend auf einer Yogamatte. Sie saß im Schneidersitz und hatte die Arme abgewinkelt. Ihre Finger formten dabei ein umgedrehtes Herzzeichen, auf das sie mit gesenktem Kopf konzentriert hinuntersah. Ich zog meine Schuhe aus und kniete mich hinter sie. Behutsam küsste ich ihren Nacken. Sie ließ sich entspannt auf mich zurücksinken.
„Ich habe dich herbeigehext!“
„Das habe ich mir schon gedacht. Gerade stand ich noch beim Billa an der Kassa!“, scherzte ich. „Wo hast du denn deinen Feenstab, hmm?“ Ich knabberte an ihrem Hals.
Sonja räkelte sich etwas und drehte sich zu mir um. Irgendwie schaffte sie es immer wieder, meinen Körper mit ihren Gliedmaßen einzuspinnen und mich mit Haut und Haaren zu vereinnahmen. Einen Arm schlang sie um meinen Hals, die Finger krallten sich dabei in meinen Haaren fest, den zweiten um meinen Rücken. Die Beine um meine Hüften. Ihr Lippen saugten sich an meinen fest. Ihre Zunge verführte meine zu akrobatischen Höchstleistungen. Da war es kein Wunder, dass wir binnen kürzester Zeit umkippten und ineinander verschlungen auf dem Boden herumrollten, ohne zu bedenken wo wir waren. Als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, hob ich leicht den Kopf. Mein Körper erstarrte und das veranlasste auch Sonja dazu nachzusehen, was der Grund dafür war. Sitara stand in der offenen Tür und sah ausdruckslos auf uns herab.
„Na, das ist ja vielleicht eine spaßige Yogaübung!“, ließ sie schließlich trocken vernehmen, trat einen Schritt zurück und schloss leise die Tür.
Aufgewühlt blickte ich Sonja ins Gesicht. Ich wusste, sie wollte nicht, das Sitara von unserer Affäre erfuhr. Sie zuckte mit den Schultern.
„Auch gut!“, meinte sie. „Diese Heimlichtuerei schlägt sich bei mir schön langsam aufs Gemüt!“
Sie hatte Recht. Wenigstens hatte Selma uns nicht hier erwischt. Ich hatte eigentlich vor, es ihr schonender beizubringen. Doch in letzter Zeit gab es dafür keine Gelegenheit. Das brachte mich wieder auf den Grund meines Besuches zurück.
„Weißt du, wo Selma ist? Ich wollte sie eigentlich abholen, aber drüben in der Wohnung hat niemand aufgesperrt!“
„Sie und Ben sind heute Vormittag nach Wien gefahren. Wegen der Wohnung. Hat sie dir das nicht gesagt?“
„Sie redet schon seit Tagen nicht mehr mit mir. Glaubst du, Benjamin könnte ihr das von uns erzählt haben?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen! Sie hat heute früh ihre Sachen gepackt, damit Gerlinde die Wohnung putzen kann.“
„Du meinst, wir haben noch ein bisschen Zeit zum Schmusen?“, meine Hände erforschten bereits weiter unter ihrem Shirt, wie sich dieser verdammte Sport-BH öffnen ließe. Angetan schloss Sonja die Augen und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen.

 

Als ich später zum zweiten mal meinen Wagen vor Sonjas Haustür parkte, hatte sie mir schon von innen geöffnet. Gemeinsam schleppten wir Selmas Sachen zum Kombi und verstauten alles im Kofferraum, bis dieser gerappelt voll war. Ich sah auf die Uhr.
„Die Kinder sind alleine zu Hause! Ich fahre lieber einmal. Sie haben sicher schon Hunger!“
„Ruf sie doch einmal an! Vielleicht kann Ben sie gleich zu euch nach Hause fahren?“
Ich nickte und wählte Selmas Nummer. Als sie sofort abhob, war ich einen Moment zu erstaunt, um mich daran zu erinnern, was ich sie fragen wollte.
„Was willst du Cem?“, tönte Selmas Stimme aus dem Handy.
„Dich abholen! Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich, deine Sachen sind im Wagen, nur du kommst nicht daher!“, warf ich ihr vor.
Darauf folgte eine Weile Stille.
„Bist du noch dran?“, erkundigte ich mich deshalb.
„Ich bin in Wien!“
„Ihr seid noch gar nicht auf dem Heimweg?“ Ich war verwirrt.
Wieder Stille! Dann ein Räuspern.
„Ich bleibe hier!“ Stille! „Kannst du mir morgen meine Sachen bringen?
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Was hatte das zu bedeuten?
„Was willst du damit sagen?“, stieß ich gepresst hervor.
„Die Wohnung ist super! Ich möchte morgen gleich einige Kontakte knüpfen, wegen meiner neuen Kollektion!“
„Morgen ist Jasmins Auswärtsspiel! Ich bin als Fahrer eingeteilt!“
„Oh! Das hatte ich ganz vergessen! Dann eben am Sonntag!“
„Ist das dein Ernst?“, fragte ich zur Sicherheit nach.
„Also dann bis Sonntag. Lass die Kinder grüßen!“ Also dann bis Sonntag. Lass die Kinder grüßen? Verärgert beendete ich das Gespräch.
Sonja schaute mich fragend an.
„Sie bleibt in Wien! Ich soll ihr am Sonntag ihre Sachen bringen! Entweder Benjamin hat ihr etwas gesagt, oder sie ist verrückt!“
Sonja atmete geräuschvoll aus. „Weißt du was? Du holst jetzt die Kinder. Ich mache uns gebackenes Gemüse. Ich habe so einen Heißhunger auf etwas Fettiges, das schmeckt ihnen sicher auch und dann machen wir uns einen gemütlichen Spieleabend! Das wird uns alle auf andere Gedanken bringen.“

 

Den gesamten Weg zu uns nach Hause zerbrach ich mir den Kopf, wie ich den Kindern beibringen sollte, wo ihre Mutter war. Eigentlich dachten sie, ich hole sie nur ab. Ich hatte das auch gedacht. Ich hatte sie extra noch beauftragt, das Haus aufzuräumen.


Entweder witterten die Kinder meine Verunsicherung, oder sie waren wirklich so unbedarft und dachten sich nichts weiter dabei. Jedenfalls nahmen sie meine Erklärung ohne unnötiges Aufhebens zu machen zur Kenntnis. Sonja und Sitara verwöhnten sie den ganzen Abend nach Strich und Faden. Wir spielten Activity bis zum Umfallen und vergaßen tatsächlich den Grund für dieses ungeplante Beisammensein ohne Selma.
Ich hatte Sonja zuvor geholfen das Essen aus der Großküche zu holen und die Gelegenheit genutzt sie auszufragen, ob Sitara das mit uns erwähnt hätte.
„Sie hat gemeint, sie könne jetzt beruhigt wieder zurück nach Indien!“, hatte Sonja geantwortet und mich dabei verheißungsvoll angesehen.
Solange ich das Thema mit Selma nicht gelöst hatte, wollte jedoch keine so richtige Freude an dieser Tatsache bei mir aufkommen.

 

Als wir am Sonntag nach dem Frühstück nach Wien aufbrachen, holten mich meine Sorgen wieder ein. Den Vortag hatte ich mit einer Fußballmannschaft von lauter pubertierenden Mädchen verbracht, da hatte ich kaum Zeit gehabt zu grübeln. Sami und Dilara waren bei Freunden gewesen.
„Papa! Wir werden famous!“, kreischte Dilara vom Rücksitz.
„Ja? Wieso jetzt schon wieder?“, erkundigte ich mich und warf ihr einen Blick über den Rückspiegel zu. Sie hielt ihr Handy hoch.
„Ich habe doch Mamas Modenschau gefilmt und sie gefragt, ob ich es auf ihre Website posten soll und sie hat ja gesagt! Die Website hat seitdem doppelt so viele Besucher als jemals vorher!“ Sie reichte Jasmin, die neben mir saß ihr Handy vor.
„Wow! Das ist echt krass!“, stimmte ihr die ältere Schwester zu. „Bald wird Mamas Homepage zusammenbrechen!“
„Ich habe Hashtag ADLER-PATENT dazugeschrieben!“, verkündete Dilara stolz.
Sicher hatte Ben ebenfalls seine Finger im Spiel, dachte ich insgeheim. Er schien sich mit solchen Dingen echt gut auszukennen. Wahrscheinlich hatte er Selmas Homepage mit seiner verlinkt. Keiner hatte am Freitagabend erwähnt, dass Ben ebenfalls in Wien geblieben war. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es außer mir niemanden aufgefallen war. Was lief da wirklich zwischen ihm und Selma?

 

„Wir sind jetzt da!“ Ich hatte vor einigen Minuten Selmas Nummer angerufen, um ihr zu sagen, dass wir jeden Moment ankommen würden.
„Ich sehe Euch! Noch ca. 50 Meter! Wir stehen vor der Haustüre!“, antwortete sie.
Parkplatz war natürlich keiner frei. Ich parkte daher mit eingeschalteter Warnblinkanlage in zweiter Spur. Selma begrüßte die Kinder überschwänglich. Mir gab sie einen Kuss auf die Wange.
Jeder von uns schnappte das erst beste Teil, das er tragen konnte und in wenigen Minuten war der Kombi ausgeräumt. Nach weiteren zehn Minuten fand ich einen Parkplatz in Gehweite.
Die anderen waren schon hochgegangen. Anhand der Namen auf den Klingeln sah ich, in welchen Stock ich musste. Es war eines dieser alten Mietshäuser mit breiten Steintreppen, ohne Aufzug. Sonjas Wohnung lag in der zweiten Etage. Eine weißhaarige Frau musterte mich neugierig aus der Wohnungstür im Erdgeschoß.
„Zur Wohnung von Familie Adler!“, nannte ich ihr mein Ziel. Sie nickte und ging zurück in ihre eigenen vier Wände.
Der breite Flur des Gebäudes war mit schwarz-weißem Mosaik gepflastert. Ein altertümliches Waschbecken fand sich in jedem Stockwerk. Selma hatte die Eingangstüre offengelassen. Ich zog die Schuhe im Flur aus, die Wohnung machte einen gepflegten Eindruck und der Parkettboden war sicher empfindlich. Dann folgte ich dem Lärm meiner Kinder. Sie hatten sich im Esszimmer, rund um einen altmodischen Tisch versammelt. Dilara präsentierte Selma aufgeregt die Besucherzahlen auf deren Homepage. Ich setzte mich auf den letzten freien Platz am Tisch.
„Und? Wo stehst du?“, erkundigte sich Ben und stellte mir ein Glas Wasser vor die Nase.
Ich deutete vage in die Richtung, aus der ich gekommen war. „Da ist ein Mäcki vorne an der Kreuzung! Wollt ihr Euch da was zu Essen holen?“, wandte ich mich an die Kinder.
„Ja! Mäcki!“, schrie Sami sofort begeistert. Die Mädchen sahen mich skeptisch an, wollten aber offensichtlich die Freude des Kleinen nicht trüben. Sicher ahnten sie, dass ich alleine mit Selma sprechen wollte. Ich gab Jasmin meine Bankomatkarte.
„Sollen wir Euch was mitnehmen?“, erkundigte sie sich.
Ich schüttelte den Kopf. Gerade war mir nicht nach Essen. Ben kündigte an, die Kinder zu begleiten. Die Wohnungstür fiel ins Schloss.
Selma und ich saßen uns am Tisch gegenüber und schauten uns schweigend an. Sie kaute unbehaglich auf ihrer Oberlippe herum.
„Was läuft da zwischen dir und Ben?“, brach ich das Schweigen. Ich wusste im selben Moment, als ich den Satz ausgesprochen hatte, dass es nicht die klügste Version aller Möglichkeiten gewesen war, mit der ich dieses Gespräch hätte beginnen können. Es lag wahrscheinlich an meiner verletzten männlichen Eitelkeit.
Selma flippte natürlich auf der Stelle aus. Sie sprang auf und lehnte sich kämpferisch über den Tisch in meine Richtung. „Wag es nicht, mir die Schuld zuzuschieben!“, schrie sie aufgebracht. „Ich weiß von dir und Sonja!“
Also doch! Ben musste es ihr verraten haben. Ich zögerte einen Moment.
„Ich wollte dich damit nicht belasten. Außerdem haben wir es beendet, als wir von deiner Erkrankung erfuhren!“
„Du lügst ja wie gedruckt! Von wegen beendet! Ich habe zufällig in Sonjas Wagen das Buch mit deiner Widmung gefunden! Für meine geliebte Waldfee!“, äffte sie meine Zeilen nach.
Daher wehte also der Wind! Ich hatte Benjamin wohl fälschlicherweise verdächtigt.
„Es tut mir leid! Ich wollte dich nie verletzen!“, lenkte ich ein, um sie nicht noch mehr aufzubringen. Allzu große Chancen gab ich diesem Versuch nicht.
„Ben hat mir alles erzählt, als ich ihn gefragt habe! Du hast wie ein Irrer dein Leben riskiert für Sonja! Da hast du keinen Gedanken an uns verschwendet!“
Ich schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend die Hände. „Ich musste etwas tun! Dr. Adler hatte praktisch schon mit dem Leben abgeschlossen! Ich konnte ja nicht ahnen, dass da auch Benjamin noch ein Wort mitreden würde!“
Eine Weile schwiegen wir uns an. Bei Selma war es ein wütendes Schweigen, bei mir ein müdes.
„Glaub mir, die letzten Wochen waren für mich alles andere als leicht. Mein schlechtes Gewissen. Dann die Angst um dich ...“
Jetzt musste ich endgültig raus mit der Sprache.
„Ich liebe Sonja. Was nicht heißt, dass ich dich nicht mehr liebe!“ Mir fehlten die Worte und mein Hals fühlte sich wie zugeschnürt an.
Etwas geschah, was mich mehr als alles andere überraschte. Selma beruhigte sich! Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl und presste die Lippen aufeinander. Ich hatte das Gefühl, sie wollte etwas sagen, deshalb bemühte ich mich nicht mehr darum, irgendwelche Begründungen aus dem Nichts hervorzuzaubern.
„Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken in den letzten Wochen“, begann sie. „Seien wir uns doch einmal ehrlich, wir beide haben eigentlich nie wirklich zueinander gepasst! Dich hat es nicht die Bohne interessiert, wenn ich dir meine Entwürfe gezeigt habe und ich habe dir nicht zugehört, als du von deiner Arbeit gesprochen hast. Wir waren kein Paar, wir waren nur noch Eltern! Das hätte noch so lange funktioniert, bis die Kinder aus dem Haus gekommen wären, danach hätten wir uns wahrscheinlich nur noch gegenseitig unglücklich gemacht!“
So hatte ich es noch nie gesehen, aber im Kern meines Herzens fühlte ich, dass sie Recht hatte. Überwältigt stützte ich die Stirn in meine aufgestützte Hand und studierte die Maserung des Küchentisches. Eine alte Küchenuhr tickte vernehmlich.
„Es tut mir leid! Mir war nicht bewusst, wie unglücklich du warst!“, sagte ich geknickt. Meine Stimme klang alles andere als sicher.
Selma stand langsam auf und trat hinter mich. Sie legte mir die Hände auf die Schultern. „So war es auch nicht! Ich war nicht unglücklich! Ich wusste nur nicht, dass ich nicht glücklich war! Ich wüsste es bis heute nicht, wenn ich Sonja und ihren Mann nicht getroffen hätte!“
Am Klang ihrer Stimme erkannte ich, dass sie weinte. Ich stand auf und nahm sie in den Arm. Es kam nicht oft vor, dass Selma wegen irgendetwas weinte. Natürlich rührte mich diese Tatsache zu Tränen.

 

Als kurz darauf die Kinder und Ben zurückkamen, sahen sie uns natürlich sofort an, dass wir beide feuchte Augen hatten.
„Lasst ihr euch jetzt scheiden?“ Dilara überrollte uns mit dieser polemischen Frage wie ein Panzer.
Jasmin und Ben starrten betroffen das Parkett an. Sami erstarrte und ich fühlte, dass er gleich zu weinen beginnen würde. Schnell ging ich zu ihm und nahm ihn in den Arm.
„Mama will vorerst hier in Wien bleiben, aber von Scheidung war nie die Rede!“, versuchte ich zu retten, was zu retten war. „Wir müssen uns nur ein bisschen umorganisieren und überlegen, wie es weitergeht. Entweder kommt Mama am Wochenende nach Hause, oder ihr besucht sie hier! Uns wird schon was einfallen!“
„Warum?“, weinte er.
Es brach mir das Herz ihn so leiden zu sehen. „Weißt du noch, wie Flo zu dir in die Klasse gekommen ist?“
Ich fühlte, wie Sami leicht nickte.
„Du hast ihn am Anfang gar nicht ausstehen können. Ich musste sogar in die Schule kommen, weil ihr euch in der Pause geprügelt habt!“, erinnerte ich ihn. Jetzt sah er mich abwartend an.
„Und heute seid ihr die besten Freunde! Dinge passieren! Man muss nur miteinander sprechen und aufeinander zugehen! Dann findet sich für alles eine Lösung!“
Selma strich Sami über die Wange. „Papa hat recht! Wir werden eine Lösung finden!“
„Also ich finde es cool! Kann ich auch hierbleiben?“, blieb Dilara ihrer Rolle als Bulldozer gerecht.
„Natürlich nicht! Ihr macht schön brav alle die Schule fertig und wenn ihr einmal studieren wollt, können wir über das Thema noch einmal reden!“ Mit dieser Bemerkung unterstrich Selma noch einmal die Endgültigkeit ihrer Entscheidung.
„Wie wars beim Mäcki?“, unternahm ich einen schwachen Versuch, die gedrückte Stimmung anzuheben.
Sami zog etwas aus seinem Hosensack hervor. „Das war in der Junior-Tüte“, sagte er traurig. Er hielt einen Plastiklöwen in der Hand.
Ich seufzte. „Lasst uns in den Tierpark gehen, wenn wir schon hier sind!“
Zustimmendes Gemurmel machte sich breit und mir fiel ein Stein vom Herzen. Der Bummel durch den Zoo würde die Kinder sicher schnell wieder auf andere Gedanken bringen.

 

Ben war in der Wohnung geblieben, er wollte noch etwas Arbeit erledigen.
Die Kinder liefen von einem Gehege zum anderen. Selma und ich folgten ihnen gemächlicher.
„Die Modenschau war übrigens toll! Du wirst sicher Erfolg haben mit deiner Mode!“
„Danke! Ich bin eigentlich auch guter Dinge! Das Modefieber hat mich wieder so richtig gepackt! Ich kann an gar nichts anderes mehr denken!“
Als sich die Gelegenheit ergab, sprach ich das Thema Ben noch einmal an: „Ist da was zwischen dir und Ben?“, fragte ich Selma.
Sie sah mich etwas ratlos an. „Sagen wir, da ist nicht nichts!“
„Wird er denn hier bleiben? Ich meine in Österreich?“
„Ich weiß es nicht. Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Es spielt aber für mich auch keine Rolle!“ Sie hörte sich nicht gänzlich überzeugt an.
„Ich hätte ein besseres Gefühl, wenn ich wüsste, dass jemand auf dich hier aufpasst!“, legte ich meine Sicht der Dinge klar.
„OK! Gut zu wissen!“
Damit war das Thema vom Tisch.

 

Impressum

Texte: T.S. Noir
Bildmaterialien: EM80 auf Pixabay
Lektorat: nicht lektoriert
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2020

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /