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Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit wurden vom Nikolaus ab Anfang Dezember die ersten Testfahrten mit seinen Rentieren und seinem Einsatzschlitten unternommen. Schließlich mußten die Tiere sich erst wieder an die große Geschwindigkeit gewöhnen. Das hieß hartes Training, damit die Tiere wieder die richtige Kondition bekamen. Nur so konnte zum Nikolaustag und zu Weihnacht alles glatt gehen. Immerhin war in einem furchtbar kurzen Zeitraum alles zu erledigen. Die Süßigkeiten, Päckchen und Geschenke mußten überall auf der Welt richtig verteilt werden.

Die Rentiere mühten sich redlich und alles schien sich bestens zu entwickeln, aber ausgerechnet vier Tage vor dem 6.12., dem Nikolaustag, da geschah es.
Schon nach kurzer Flugübung, während die Rentiere sich gerade erst warmgelaufen hatten, rief der Nikolaus: „Brrr!!“
Augenblicklich bremsten die Rentiere so stark, daß es am Himmel Sternschnuppen regnete.
„Was ist denn los? Haben wir vielleicht etwas falsch gemacht“, fragte das führende Leittier mit Namen Aldebaran.
„Ach, ich weiß nicht. Ich fühle mich so unruhig. Ich muß mich andauernd kratzen. Ich kann gar nicht mehr richtig lenken"“ seufzte der Nikolaus.
“Er sieht wirklich nervös aus“, meinte Aldebaran zu seiner Nachbarin im Geschirr. Diese, sie hieß Kassiopeia, gab zu bedenken: “So blass ist er im Gesicht. Er hat gar keine roten Backen mehr! Ich mache mir wirklich Sorgen.“
Der Nikolaus kratzte sich schon wieder. Mal am Bauch, mal am Rücken. Es stand fest. So konnte es nicht weitergehen.
Inmitten des zwölfspännigen Geschirrs, das den Schlitten zog, rief das Ren, das Virgo hieß, hervor:
“ Schnell! Da hilft nur eines, er muss zu einem Arzt! Los, alle miteinander!“
Und wie auf ein Kommando zog das Gespann an und hetzte wie von Furien gejagt, mit großer Sorge im Herzen über das Himmelszelt.
Erst als sie vor der Praxis des Dr. Pegasus angelangt waren, hielten sie den Wagen an. Die erhitzten Tiere schauten alle sehr besorgt auf den Nikolaus, als er ächzend aus dem Schlitten stieg. Er musste sich schon wieder kratzen. Diesmal an seinen Schenkeln. Er stolperte in den Flur und trat in die Praxis des Doktors.
Draußen meinte Kassiopeia niedergeschlagen:
“O Gott, was soll nur werden, wenn der gute Nikolaus nicht rechtzeitig gesund wird. Dann ist es aus! Dann ist der Nikolaustag und die ganze Weihnacht geschmissen!“
Diesmal schüttelte auch der immer fröhliche Algol seinen Kopf:
“Was soll dann bloß aus uns werden? Niemand wird uns verzeihen! Und all die Kinder erst. Sie werden alle, alle enttäuscht sein, wenn der Nikolaus nicht kommt. Es ist eine Katastrophe!“
„Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten“, meinte das Ren, das Antares genannt wurde.
Und denkt doch an die Enttäuschung“, seufzte das Rentier Centauri auf.
„Wir wollen abwarten, was der Doktor sagt“, meinte Aldebaran aufmunternd.

„Helfen sie mir bitte“, flehte der Nikolaus, der sich andauernd kratzte.
„Ich darf einfach nicht krank sein! Jetzt, so kurz vor Weihnachten!“
Dr. Pegasus setzte seine übergroße Brille auf und schob einen Fixstern in die Nähe, damit er besseres Licht hatte. Natürlich nicht zu nah, weil es sonst zu heiß würde. Er schob den Bart des Nikolaus zur Seite, tastete seinen Hals, dann seinen Körper, rieb sich das Kinn und hüstelte:
“Ich glaube, ich weiß wo das Problem liegt. Nikolaus, du hast Läuse! Die machen Dich schwach. Sie jucken, kribbeln und sind ganz unangenehm. Genau genommen heißen diese lästigen Biester im wissenschaftlichen Ausdruck: NIKO – Läuse. Wir werden also zusehen, wie wir diese Plagegeister wieder los werden können.“
„Gibt es denn eine Möglichkeit?“
„Natürlich!“, sagte Dr. Pegasus voller Inbrunst. „Wir nehmen ein Pülverchen, und schon ist das Problem beseitigt.
„Wir?, fragte Nikolaus. „Sie etwa auch??“
„Nein, nein“, meinte Pegasus, “wenn du dieses Mondpulver nimmst, dann bist du das Problem schnell los.
Vor allen Dingen, da das Weihnachtsfest so kurz vor der Tür steht, da musst du ja fit sein. Also nimm es!“
Der gute Nikolaus nickte, rieb seinen Körper mit dem Mondpulver ein, das ihm Dr. Pegasus gab, und ging dann wieder nach draußen zu seinem Schlitten. Freudig wiehernd begrüßten ihn seine Rentiere.
„Alles wird wieder in Ordnung“ winkte der Nikolaus.
Er schnalzte laut, das Rentiergespann zog an und in fliegender Eile ging es über das Himmelszelt. Die Niko – Läuse aber fanden das Pulver so abscheulich, daß sie alle, alle vom Nikolaus flohen. Sie sammelten sich an einer Stelle am Himmel und formten dort eine Wolke. Dort wollten sie warten, ob sich noch ein anderes Opfer finden würde. Diese Wolke können wir als Krebsnebel sehen. Der Krebsnebel sieht inzwischen nämlich eher wie eine Laus aus. Und dort warten die berüchtigten Niko – Läuse noch heute.
Der Nikolaus aber saß glücklich in seinem Schlitten. Nichts juckte ihn mehr. Sein Bart zottelte im Fahrtwind und er rief:
„Fröhliche Weihnacht!“



Impressum

Texte: G.v.Tetzeli
Bildmaterialien: Monika Heisig
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2012

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