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Chapter 1

 

Das leben ist wie eine Schachtel Pralinen,
man weiss nie, was man bekommt.
Forest Gump





„Du hast da was!“
Ja toll! Geht dieser Tag eigentlich jemals zu Ende? „Ja, ich weiß, danke“ säuselte ich schlecht gelaunt. Ich drehte mich nicht um.
Mich interessierte es nicht im Mindesten wer mich gerade wieder daran erinnert hatte, dass dieser Tag grottenschlecht begann und wahrscheinlich auch nicht besser werden würde. Ich schlurfte die Straße weiter entlang, was gar nicht so einfach war, wenn man meinen abgebrochenen 10cm Absatz betrachtete. Wahrscheinlich sah ich auch gerade elend aus. Meine dunkelbraunen Haare waren vom Wind zerzaust und standen wild in alle Richtungen ab, während mein kurzes, blaues Abendkleid bei den Knien eingerissen war.
„Na, hast wohl auch nicht deinen besten Tag.“ Informierte mich die Selbe freundliche Stimme wie zuvor.
Was für ein Blitzmerker ist denn das?! Hat der nichts Besseres zu tun? Gereizt warf ich einen finsteren Blick zurück. „Scheint so.“
Der Mann grinste mich breit an. Moment! Warum grinst der? Sollte der nicht lieber…ich weiß nicht…besorgter sein oder so? Naja, ok besorgt ist übertrieben, aber grinsen musste er nicht!
„Was gibt's da zu grinsen?“ hörte ich mich fauchen.
Seine Lippen zogen sich nun noch weiter nach oben. Er deutete auf meine kaputten High Heels. „Wollte dir nur sagen, dass du einen Kaugummi hinterher ziehst.“
Ich starrte zu meine Lieblingsschuhe hinunter und hob probeweise mein Bein und tatsächlich zog ich eine zähe Masse mit.
Der Mann war inzwischen schon näher gekommen, hatte aber noch immer sein Grinsen aufgesetzt.
„Tja, das ist jetzt auch schon egal.“ Sagte ich kurz angebunden. Er lachte auf und ließ eine Reihe weißer Zähne sehen.
Mit einem letzten bitterbösen Blick drehte ich mich um und hatte vor einigermaßen würdevoll davon zugehen. Leider wurde aus dem würdevoll nichts, wegen den verdammten Schuhen! Wütend stakste ich weiter und wäre beinahe gestolpert. Warum musste auch der Absatz brechen?
Hinter mir erklang wieder ein heiteres Lachen.
„Hast du nichts zu tun? Du störst!“ rief ich zornig zurück und ging weiter. Er folgte mir, das hörte ich.
„Warum so wütend?“ in seiner Stimme schwang Belustigung mit.
Ich versuchte ihn zu ignorieren. Wie kam ich nur immer wieder in Kontakt mit solchen Idioten?! Hätte er Augen im Kopf dann wäre diese Frage ja wohl überflüssig! Ich stapfte auf den Gehsteig und hielt meinen Blick stur geradeaus.
Mittlerweile hatte der Typ aufgeholt und ging neben mir her.
„Ich weiß ja nicht wie das so ist, aber sieht ziemlich anstrengend aus.“
Ich sah zu ihm hinüber und erst jetzt merkte ich, dass der gar nicht mal so übel aussah. Na wenigstens ein hübscher Idiot, ist ja schon mal ein Anfang.
„Was sieht anstrengend aus?“ fragte ich in Gedanken. Total überrascht von dem Typ der neben mir ging. Er hatte dunkle Haare, die ihm zottelig vom Kopf abstanden und hatte eine schwarze Sonnenbrille darauf. Seine braunen Augen wirkten klar und freundlich . Seine Nase war gerade. Ich ließ meinen Blick weiter gleiten, zu seinen breiten Schultern, Oberarmen und über seinen sportlichen Körper. Wow! Ein kleiner Vin Diesel! Der ging bestimmt jeden Tag ins Fitnessstudio. Mir persönlich wäre das ja zu blöd, aber wenn ich mir den so ansehe, könnte ich beinahe sabbern… Konzentration Jane!
Ich sah ihm wieder ins Gesicht und bemerkte, dass seine Lippen sich amüsiert bogen. Oje, verdammt. Was machte ich hier? Er räusperte sich. „oder?“
oder? Was oder? Was hatte er gesagt? Sollte ich jetzt nachfragen? Na gut, meine Aufmerksamkeitsspanne war nicht gerade die beste, aber das brauchte er ja nicht zu wissen.
„Ja!“ ich brachte das so selbstverständlich hervor, dass ich selbst verblüfft war. „Klar!“ setzte ich noch enthusiastischer hinzu.
„Wirklich?“ Seine Augenbrauen hoben sich.
Oh, verdammt. Hätte ich ‘Nein‘ sagen sollen? Ich blieb kurze Zeit still, so als müsse ich scharf nachdenken. Er sah mich zweifelnd an und verschränkte seine Arme. Was mach ich jetzt? Ich ging einen Schritt weiter, denn wir waren stehen geblieben, und ich sagte dann nicht mehr ganz so selbstsicher: „Ja…wie auch immer.“ Ich zuckte die Schultern und stakste weiter.
Wie kann man sich nur so aufführen? Ich benehme mich wie ein Teenager!
„Du gehst in die falsche Richtung, da drüben ist es.“ er war wieder bei mir und deutete rechts in eine Straße. Es schien als würde ihm irgendwas unheimlich belustigen.
„Ahja“ gab ich lahm zurück und knickte in dem Moment mit dem kaputten Absatz ein. Fluchend schleuderte ich die Heels von meinen Füßen und hob sie auf. Der Kaugummi klebte noch immer auf der Sohle.
„Komm schon.“ Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, wollte er mich in seine Wohnung schleppen oder was? Das wäre ja wirklich der perfekte Abschluss des Tages, dachte ich sarkastisch.


Unschlüssig stand ich nun da. Es dämmerte schon und ich hatte nun wirklich keine Lust in der Dunkelheit heim zu hatschen.
„Also ich muss jetzt wirklich los.“ Mit diesen Worten ging ich. Oder besser gesagt tapste ich vorsichtig weiter, ich wollte ja nicht unabsichtlich wo rein steigen.
„Hast du mir vorhin eigentlich zugehört?“ der Ton mit dem er das sagte, erinnerte mich an meine Mutter als sie mich belehrte ihr besser zu zuhören.
Ich winkte ab „für so was hab ich echt keine Zeit. Also wenn du mich entschuldigst…“ ohne zurück zu schauen ging ich weiter, mit den Schuhen in meiner Hand.
„Wie heißt du eigentlich? Ich bin John.“ Ich konnte sein Grinsen förmlich hören.
„Schon wieder ein Johnny-Boy“ säuselte ich genervt und tapste unbeirrt weiter.
„Wie heißt du?“ wiederholte er.
„Das geht dich nichts an.“
„Ich denke schon. Immerhin fährst du ja bei mir mit, und da ist es ja nicht zu viel verlangt deinen Namen zu kennen.“
Abrupt blieb ich stehen. Hatte der Typ sie noch alle? Wie kam er auf die Idee, ich würde in sein Auto steigen?
Übertrieben freundlich erklärte ich ihm: „Leider muss ich ihr güüüütiges Angebot abschlagen. Ich weiß zwar nicht was Sie so sicher macht, dass ich in ihr Auto einsteigen werde, aber leider habe ich kein Faible für erst kennengelernte, zwielichtige Personen und ihr unbekanntes Auto.“
Sein belustigter Ausdruck glich Verblüffung und dann fing er schallend an zu lachen. Er hielt sich den Bauch und ihn schüttelte es geradezu.
Das war mir noch nie passiert. Normalerweise reagierten Kerle auf so was ganz anders, entweder sie ziehen wortlos ab oder sie schleudern mir noch so was wie 'Zicke' oder 'Tusse' hinterher. Der nicht. Der bekam sich ja gar nicht mehr ein vor lauter Lachen.
„Hör auf!“ Er sah zu mir und seine Augen glitzerten vor Vergnügung.
„Da haben wir ja was ganz erhabenes.“ Bemerkte er „Und außerdem. Ich habe kein Auto, wir fahren mit meiner Yamaha.“
Also seinem Ego fehlt schon mal nichts. „Ich fahre mit dir nicht mit. Und mit diesem Jamahh schon gar nicht.“ Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer was das sein sollte, aber es war bestimmt ein Fahrzeug.
„Eine Yamaha ist ein Motorrad“ erklärte er mir so, als wäre ich ein bisschen zurückgeblieben. „Und als ich dich gefragt habe ob ich dich heimbringen darf, hast du ja gesagt und zwar einige Male.“ Den Teil wo er mich mit seinem Ton als sonst was abstempelt überging ich großzügig. „Wann hab ich…“ ich stoppte mich selbst als mir wieder mein peinlicher Auftritt von vorhin einfiel, als ich ja antwortete ohne die Frage gehört zu haben. Tja, das hab ich jetzt davon. „Das hab ich nicht so gemeint.“ Versuchte ich mich heraus zu winden.
„Es ist nicht mein Problem, als du ja sagtest. Ich hab deine Antwort als ein Versprechen genommen. Also komm mit.“
„Ich hab deine Frage vorhin nicht gehört…“ gab ich zu.
Er lächelte mich unverschämt selbstbewusst an. „Ich weiß.“ Mir klappte der Mund auf. „Tja Schätzchen, deshalb nagle ich dich jetzt auch auf deine Antwort fest. Man sollte immer nachdenken bevor man spricht.“ Sein Grinsen wurde wieder breit.
Dieser…Bastard! Er hat mich reingelegt! Ich durchlöcherte ihn quasi mit finsteren Blicken, oder versuchte es. Doch er lachte nur auf. „Tu nicht so. Wäre es dir wirklich lieber barfuß auf der kalten Straße entlang zu laufen in einem eingerissenen Kleid.“ Mit diesem Satz nahm er mich beim Arm und zog mich in die Straße rein zu seinem Motorrad. Wortlos ließ ich mich fort ziehen.



Das kann doch nicht sein ernst sein! Vor mir stand ein schwarzes Monstrum, das er als Motorrad bezeichnete.
Ich hielt genug Sicherheitsabstand zu dem Ding und starrte es völlig entgeistert an. Ich war noch nie auf so was mitgefahren, und hatte es auch eigentlich nicht vor.
Er schlenderte zur Maschine und warf mir den Helm zu, der auf dem Sitz gelegen hatte. Aus Reflex streckte ich meine Arme aus und fing den Helm. Zumindest hatte ich das vor. Doch als das Ding an meinen Händen vorbei und mit einem dumpfen Krachen auf der Straße landete, zog ich meine Arme wieder zurück und versuchte so zu tun als hätte ich nur eine Fliege verscheucht.
Tja, Sport zählte nicht gerade zu meinen Stärken…
Ich sah zu John und bemerkte, dass ihm mein Ausrutscher nicht entgangen war. Er sagte zwar nichts (was auch gut für ihn war), aber sein Gesichtsaustruck war eindeutig. Eindeutig belustigt..tztz.
„Du hast mir noch immer nicht deinen Namen gesagt.“
„Stimmt.“ Er wartete, doch als ich nichts mehr sagte kam er zu mir rüber. Wie sich dabei seine Muskeln bewegten. Wahnsinn! ‘Starr nicht so drauf!‘ schallte ich mir.
Er hatte seinen Blick auf mich gerichtet und grinste gerissen.
Ich zwang mich stehen zu bleiben. „Und wie heißt du?“ Ich schob meine Augenbrauen rauf und betrachtete ihn argwöhnisch. Er war fast um einen Kopf größer als ich und sein Auftreten verunsicherte mich ein bisschen. Ich versuchte selbstsicher zu wirken und reckte mein Kinn störrisch in die Höhe. John musterte mich von Kopf bis Fuß.
Plötzlich packte er mich an den Schultern und presste mich an seine Brust. Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr und blieb stocksteif stehen. Mit so was hatte ich nicht gerechnet. „Ich nehme nur ungern Namenlose mit.“ Flüsterte er mit so einer Sex-Gott Stimme und seine Finger strichen über mein Schlüsselbein. Bekam ich etwa Gänsehaut?! Das war der Augenblick als ich aus meiner Erstarrung fand.
Sofort gab ich ihm einen kräftigen Stoß und er musste ein paar Schritte zurückgehen. „Fass mich nochmal an und dein geliebtes Teil wird es bereuen, du Idiot!“ fauchte ich aufgebracht. Wütend stand ich vor ihm und ballte meine Hände. Beschwichtigend hob er seine Arme. „Hey Kleine, nicht so wild. Wusste ja nicht dass du das alles so verkrampft siehst.“
Ich schnaubte ungläubig „Nenn mich nicht Kleine, verstanden?!“ Ich versuchte ihn quasi mit Blicken zu erdolchen, aber mein Gegenüber blieb ziemlich unbeeindruckt. Verdammter Vin Diesel Verschnitt!
„Wie soll ich dich denn sonst nennen? Ich finde 'Kleine' süß, der Name passt zu dir. Du kannst mir aber auch gerne einen besseren verraten.“ Er zwinkerte mir belustigt zu und unterdrückte ein Lachen.
Oh Gott, bis jetzt hatte ich immer gedacht ich hatte keine aggressive Seite, aber John hatte mir gerade was anderes bewiesen.
„In Zukunft behältst du lieber deine Finger bei dir, verstanden?“ rief ich noch immer wütend. Johnny Boy schien erstaunt.
„Übertreib doch nicht Kleine, was war denn so schlimm daran?'“
„Sag nicht 'Kleine' zu mir.“ Damit er mich endlich beim Namen nannte, fügte ich noch gereizt hinzu: „Ich bin Jane… und falls du das noch nicht bemerkt hast, kennen wir uns nicht, also fass mich nicht an!“
„Ist ja schon gut.“ Er ging zum Motorrad, setzte sich darauf und ließ den Motor an. Als ich nicht reagierte sah er mich abschätzend an. „Na was ist? Nimm den Helm und komm endlich, Süße.“ So ein Idiot! Ich sollte nicht mit ihm mitfahren, das hatte ich nicht nötig! Aber wollte ich wirklich barfuß heim hatschen?
Ich nahm den Helm und ging zu ihm. „Ich heiße Jane, also brauchst du 'Süße' auch nicht mehr zu sagen, okay?“ Er zeigte mir seine strahlenden Zähne und lächelte arrogant „Ich weiß, aber mir gefallen die anderen Namen besser.“
Wie aufgeblasen kann ein einzelner Mensch bitte sein?!
Ich hätte ihm am liebsten eine Gemeinheit an den Kopf geworfen, aber dann würde er mich wahrscheinlich auch nicht mitnehmen.
Ich lächelte ihn zuckersüß an. „Wie du meinst Bärchen.“ Seine Augenbrauen schoben sich wie gewohnt nach oben, er sagte aber nichts weiter.

Während ich auf den hinteren Sitz kletterte, fragte mich John wo ich wohnte und ich erklärte ihm den Weg. (Wobei sich ein mulmiges Gefühl ausbreitete. Ich hatte ja immerhin gerade einen Wildfremden meine Adresse gegeben.)
Ich hielt mich bei solchen Metall-Stangen (oder wie das auch heißen mag) fest, und verkündete: „Ich bin so weit.“
„Leg deine Arme um meinen Bauch“
„Es reicht ja wohl schon, wenn ich auf dem gleichen Motorrad mit dir sitze, da muss ich mich nicht auch noch an dir fest halten!“ erwiderte ich skeptisch.
„Wir wollen doch nicht das du runter fällst, also stell dich nicht so kindisch an. Wie alt bist du, 6?“ Ich war 21. Und ich war kindisch. Was soll‘s…
„Da gehe ich schon lieber das Risiko ein, runter zufallen….“ Murmelte ich beleidigt. Der Motor heulte auf, und er ließ die Bremse los. Die Maschine hüpfte vor und ich wurde an seinen Rücken geschleudert. Ohne zu überlegen schlang ich meine Arme jetzt doch um ihn. Ja, ich bin eben flexibel. Das gehörte allerdings ganz klar zu meinen Stärken, sonst wäre ich ja schließlich wirklich am Boden gelandet.

Ich stellte fest, dass das Fahren mit sowas gar nicht mal so schlecht war.
Einziger Nachteil: der Fahrtwind! Ja klar, ich hätte damit rechnen müssen. Hab ich aber nicht… Somit hatte ich die ganze Zeit damit zu tun mein Kleid unten zuhalten.
Meine Stimmung schwang zwischen Begeisterung, Empörung und extremer Peinlichkeit hin und her.
Ich war begeistert weil mir das Fahren wirklich Spaß machte, war empört weil John immerzu übers ganze Gesicht wie verrückt grinste und es war mir peinlich wie ich im Moment aussah. Meine kaputten High Heels waren hinten rauf gebunden worden (ich bestand darauf sie mit zunehmen, vielleicht konnte man sie ja reparieren…eher nicht, aber egal) und meine zerzausten Haare flatterten wild umher. Ich krallte mich mit einer Hand an John fest und mit der anderen versuchte ich mein Kleid zu halten. Der Wind blies nämlich genauso hinein, dass vorbeikommende Autofahrer einen perfekten Blick auf meine Unterwäsche erhaschen konnten.
Wenn ich könnte, würde ich am liebsten im Boden versinken! Ein Auto hatte sogar gehupt!!


Die Fahrt dauerte zwar nicht lange, aber sie erschien mir wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit voller Schande… Ja, ich hatte schon als Kind einen Hang zum Dramatischen entwickelt.
John wurde langsamer und blieb schließlich an meiner Auffahrt stehen. Sofort machte ich mich daran, von der Maschine runter zu steigen und kam stolpernd am Boden auf. Er verkniff sich ein Grinsen.
„Mit dir ist die Fahrt wirklich was Besonderes. Sogar den Autofahrern hat‘s gefallen.“ Den letzten Teil lachte er bereits.
Ich schnaufte böse und strich mein dunkelblaues Kleid glatt.
Er stieg ebenfalls vom Motorrad, was bei ihm anmutig aussah und machte sich daran meine Schuhe los zu binden.
„Was hast du heute eigentlich gemacht? Warst du auf einem Ball?“ Er deute auf mein zerrissenes Abendkleid.
Ich nickte kurz und wartete auf meine Schuhe.
„Wie kommt es dann dass du.. naja.. so aussiehst. Normalerweise kommt man da ja nicht mit kaputten Schuhen und demolierten Kleid zurück oder?“
„Ich wollte eben anders sein und aus der Menge heraus stechen“ gab ich giftig zurück.
„Schon gut, Süße. Musst mir ja nichts erzählen. Hier wohnst du also?“ Er deute auf eine größere Wohnung in dem Lichter brannten und gab mir die Schuhe. Ich nickte und nahm sie entgegen.
„Alleine?“
Ich ließ seine Frage unbeantwortet. Mit einem mitleidigen Blick auf die High Heels meinte ich schließlich: „Danke fürs herbringen. War echt nett von dir“ Ich nickte ihm zum Abschied zu und stakste zum Haus.
„Bekomme ich keinen Abschiedskuss? Den bist du mir schon schuldig!“ hörte ich den Vin Diesel Typ schmollend hinterher rufen. Ich drehte mich um und bedachte ihn noch mit einem letzen Blick: „Ich glaube da wäre mein Freund nicht sonderlich begeistert.“ Mit Genugtuung sah ich, wie ihm sein Grinsen aus dem Gesicht fiel.


Fluchend schlug ich die Tür zu und hörte wie im Obergeschoss jemand umher trampellte.
„Ich bin wieder da!“ fauchte ich so laut wie ich nur konnte.
Ben kam die Treppe mit einem vollgepackten, braunen Karton herunter und ließ ihn vor mir zu Boden krachen.
„Wo warst du so lange?“ gab er zornig zurück.
„Ich wäre schneller gewesen, wenn du mich mit genommen hättest!“ Ich war wütend, stinkwütend!.
„Glaub mir, mein Auto wirst du nicht mehr von innen sehen! Du hast mich vor meiner ganzen Familie und meinen Freunden bloßgestellt!“ schrie er.
„Und das geschieht dir auch Recht! Was denkst du was du mit mir machen kannst?! Hast du wirklich gedacht, dass ich dir dabei zusehe wie du meine Familie zerstörst?!“ Meine Hand schoss wie von selbst an seine Wange, die Haut verfärbte sich dort ungesund rot.
Verblüfft sah Ben mich an, dann wurde er zornig und palte seine Hand zur Faust. „Du gehst jetzt am besten! Und lass dich hier ja nicht wieder blicken!“ Seine Stimme war gefährlich ruhig.
„Hattest du wirklich gedacht ich würde noch eine Nacht mit dir unter dem selben Dach verbringen?!“ fauchte ich wutentbrannt. Ich nahm den Karton mit meinen Sachen. „Such dir doch jemand Anderen, der er sich gefallen lässt, du penetrantes Schwein!“
Hinter mir schmiss ich die Haustüre zu und hörte wie mir unzählige Flüche folgten.


Sobald ich etwas weiter weg war von meiner ehemaligen Wohnung, spürte ich heiße Tränen auf meinen Wangen. Er ist es nicht wert, rief ich mir immer wieder in Erinnerung.
Als wir auf dem Ball waren, war es mir gleichgültig gewesen, dass wir uns vor aller Augen gegenseitig anschrien. Ja, ich wollte es sogar alle wissen lassen, dass Ben ein durchtriebener, falscher Trottel war, der seine Freundin ausnutzte wo es nur ging.
Leider hatte ich sein Spiel ziemlich lange mitgespielt, erst als mir Mum (und das war am Ball) gesagt hatte, Ben hätte mit ihr über 'unsere' Geldprobleme geredet ging mir ein Licht auf. Er wollte Mum's Konto auflösen, damit er sein Vermögen erweitern konnte. Ich kam erst später drauf, dass er uns schon öfter Geld aus der Tasche gezogen hatte, obwohl ich und Mum noch nicht mal sonderlich viel davon hatten.
In seiner Rage sagte er dann auch noch, dass ich sowieso zu nicht zu gebrauchen war und dass die Beziehung sowieso nur Zeitverschwendung war.
Die letzten Wochen hatten eigentlich mehr oder weniger aus Beschimpfungen bestanden, somit war ich nicht sonderlich traurig. Eher fuchsteufelswild.

Ich hatte mir bequeme Schuhe aus dem Karton angezogen und ging zum nächsten Hotel. Mir war es im Moment egal wie ich aussah, ich wollte nur noch ein Bett in dem man gut schlafen konnte. Morgen würde ich mir eine Wohnung suchen.
Der Portier des Hotels staunte zwar nicht schlecht, als eine Frau mit zerrissenen Kleid, Turnschuhen und einem Umzugskarton vor ihm stand, trotzdem gab er mir ein Einzelzimmer.


Eine passende Wohnung zu finden, hört sich leichter an als es ist.
Ich war hundemüde und war den ganzen Tag unterwegs gewesen. Der Erfolg bei meiner Wohnungssuche blieb aber aus. Gegen Abend hatte ich dann Glück und bekam 3 Besichtigungstermine für morgen. Also würde ich noch eine Nacht im Hotel verbringen.

Die 1. Wohnung war gar nicht mal so übel. Sie war zwar klein, aber hell. Außerdem hatte sie einen schönen Balkon und eine tolle Küche. Ich ging durch die Räume und richtete sie schon mal in meinem Kopf ein.
Meine kreative Ader sagte mir, dass sich auf alle Fälle was Tolles daraus machen ließ mit ein wenig Farben, Pflanzen und Deko. Sie wäre unglaublich! Meine eigene Wohnung, ging es mir ständig durch den Kopf. „Wie viel kostet sie denn?“ fragte ich noch total überwältigt von den Gedanken.
Die melodische Stimme der Frau verriet mir den Kaufpreis von 800¤ im Monat. Puff. Und schon zerplatzen die vielen Ideen in meinem Kopf wieder. Ich wand mich ihr zu und wiederholte den Preis lahm. Tja, das war's dann mit der Wohnung.

Die nächste war ein wahres Drecksloch… einfach widerlich. Ja das brachte es auf den Punkt. Es gibt Dinge die sollte niemand im Leben ein 2.mal sehen müssen, diese Wohnung zählte dazu.

Ich wartete jetzt schon gut 20 Minuten vor der vereinbarten 3. Wohnung auf den Verkäufer. Wer auch immer der Typ war, von Pünktlichkeit hatte er noch nichts gehört.
Endlich kam ein Mann den Weg herauf geschlendert und lächelte mich schmierig an. Kaum war er bei mir sagte er: „Entschuldigung…“
„Ja, das will ich auch hoffen! Es wird schon halb sechs!“ hörte ich mich angesäuert sagen.
Er blieb stehen und sah auf seine Armbanduhr „Ja, Richtig.“ Unschlüssig blieb er stehen und blickte mich an.
„Ja und weiter? Können wir endlich? Ich warte hier schon eine Ewigkeit auf Sie! Alles muss man selber machen.“
„Wirklich?“ Der Typ sah mich erstaunt an.
Ist der völlig bekloppt? Hatte der den Termin vergessen? Ich bin wirklich nur von Idioten umgeben…
„Natürlich, die ersten 2 haben nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Es ist nicht so leicht was Passendes zu finden.“ Schloss ich, doch der Typ schien noch immer ratlos. Langsam wurde ich unruhig. „Mein Gott, gehen wir jetzt endlich in ihre Wohnung. Ich möchte nicht den ganzen Tag hier herum stehen!! Bringen wir’s endlich hinter uns“ half ich ihm auf die Sprünge.
Der Typ musterte mich jetzt unfreundlich von Kopf bis Fuß: „Wie kommen Sie bitte auf die Idee ich würde Sie in meine Wohnung lassen. Sowas unverschämtes habe ich noch nicht erlebt! Und damit Sie Beschied wissen, der Straßenstrich befindet sich woanders. Nicht hier!“ Er stapfte wütend davon und nuschelte noch so was wie „Jetzt kommen die Huren auch noch in unser Viertel“
Ups…da hab ich den jetzt verwechselt. Scheiße! Ich spürte direkt wie mein Gesicht feuerrot anlief und konnte nur dankbar sein, dass ich den Typ nie wieder sehen werde. Nie wieder! Wieso musste sowas auch immer mir passieren? Na wenigstens, hat’s sonst keiner mitbekommen. Vorsichtshalber sah ich mich um, aber ich war allein. Erleichtert atmete ich auf.
Bald darauf kam ein anderer Mann die Straße herauf gehetzt. Der wird jetzt hoffentlich der Richtige sein. Je näher er kam, desto bekannter kam er mir vor.
Nein, ist das…? Doch! Bitte nicht! Der hatte mir gerade noch gefehlt. Das war ja wieder ein Glückstag heute, dachte ich sarkastisch. Ich könnte mich jetzt hinter einem Gebüsch verstecken, noch hat er mich nicht gesehen. Aber dann dachte ich an meine neue Kleidung und wollte sie nicht ruinieren wegen so einem Hornochsen.
Der Motorradtyp kam immer näher. Als er mich auch erkannte, breitete sich wieder dieses 'Hallo, ich bin hier!' lächeln aus. Er sah aber auch verwundert aus.
„Was machst du denn hier?!“ fragte ich anklagend als er mich schon hören konnte.
„Ich hatte eigentlich einen Termin, aber denn habe ich wohl verpasst.“ Sag dass das nicht wahr ist! Er war der Verkäufer? Er blieb neben mir stehen und sah mich merkwürdig an: „Und was führt dich her?“
Okay, ich könnte jetzt lügen und behaupten ich wäre sparzieren gegangen. Wollte ich wirklich dass der da mein Vermieter wird? Andererseits, wollte ich weiterhin in einem Hotel schlafen? “Ich glaube du hast deinen Termin noch nicht verpasst. Aber du kommst ziemlich spät! Wo warst du so lange?“
Er schien zu begreifen „Du willst die Wohnung da??“ er nickte zu besagten Gebäude. „Ich würde sie gerne besichtigen, ja.“
Verwundert schoben sich wie gewohnt seine Augenbrauen Richtung Haaransatz. „Wozu brauchst du eine Wohnung, du hast doch schon eine mit deinem Freund?'“
„Ja stimmt schon..aber die Wohnung ist nicht für mich, ich soll sie nur anschauen.“ Ihm ging es ja wirklich nichts an, dass die Beziehung zu Brüche ging und ich jetzt mehr oder weniger auf der Straße sitze.
„Du sollst sie nur anschauen?? Für wen ist sie denn?“ Er schaute mich ungläubig an.
„Für meinen Bruder, er konnte nicht kommen.“ Hoffentlich glaubt er mir „Der hatte zu tun“ fügte ich rasch hinzu.
Er kam einen Schritt näher und musterte mich argwöhnisch.
„Er hatte zu tun? Für gewöhnlich hält man sich den Tag frei, wenn eine Wohnungsbesichtigung ansteht.“ Neee bitte, er glaubte mir nicht.
Ich versuchte meine Nervosität herunter zu schlucken und sagte energisch: „Ja sicher, aber er musste zur Arbeit. Ein Notfall.“
„An einem Sonntag?“ warum kann er nicht einfach seine Klappe halten verdammt!
„Ja, er ist bei der Polizei! Das geht dich aber eigentlich alles nichts an! Können wir jetzt endlich die Wohnung ansehen?“ Meine Stimme war gereizt, das erkannte sogar ich. Er zeigte wieder seine strahlend weißen Zähne „`Türlich, aber vergiss nicht: Man sollte nett zu seinem Vermieter sein.“
Er ging voraus und schloss die Tür auf. Mit einer Geste zeigte er mir ich solle eintreten. „Sieh dich ruhig um, Kleine!“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu und ging dann von Raum zu Raum.
Die Wohnung war traumhaft! Sie gefiel mir sofort. Die Räume waren groß und ich hatte sogar eine Terrasse! Das Licht würde super durch die vielen Fenster herein scheinen und das Badezimmer war auch erstklassig. Ich hatte sogar Badewanne und Dusche.
Leider war diese Wohnung hier viel größer als die 1., somit auch teurer. Schon als ich eintrat hatte ich das bemerkt und meine Freude gezügelt.
Mir war nicht aufgefallen das John neben mir stand, als er plötzlich die Stille durchbrach „Was sagst du?“
„Sie ist wirklich traumhaft! Aber ich denke sie wird zu teuer sein.“
Er lächelte mich belustigt an: „Für das Gehalt eines Polizisten?“ Verdammt! Die verdienten ja angeblich gut…
„Er will nur einen gewissen Betrag ausgeben…“ Ich zuckte übertrieben mit den Schultern.
„Ich denke die Wohnung ist ihr Geld wert!“ setzte er nach
„Mir brauchst du das nicht zu sagen. Er wollte eben nichts zu teures.''
„Hmm.. wieviel wäre dein Bruder den bereit auszugeben?“ John betonte das Wort 'Bruder' extrem stark. Ich sah ihn an und versuchte herauszufinden ob er wusste dass ich log. „Ähm..Naja mehr als 550¤ pro Monat sollten es nicht sein. Aber da deine Wohnung sowieso zu groß ist, hat sich das dann wahrscheinlich für ihn eh schon erledigt.“ Ich machte eine wegwerfende Handbewegung, als würde mich die ganze Situation nicht sonderlich viel angehen.
Mir schien es als würde er eine Ewigkeit nur in meinen Gesicht forschen, bis er endlich sagte: „Normalerweise vergebe ich keine Wohnungen, ohne den Kunden persönlich getroffen zu haben.“ stellte er fest. „Aber ich würde eine Ausnahme machen. Und ich würde ihm die Wohnung für 400 pro Monat geben.“
Mein Gefühl sagte mir, ich solle verschwinden und auf keinen Fall einen Pakt mit dem Teufel schließen. Das war ein zu gutes Angebot um wahr zu sein.
Ich studierte ihn argwöhnisch. „Und der Hacken? Welche Bedingungen sind denn zu erfüllen?“ fragte ich vorsichtig.
Das Zahnpasta Lächeln tauchte wieder auf und seine Stimme klang gedankenverloren. „Naja ich würde es nicht direkt Bedingung nennen. Eher ein Abkommen.“
Bedingung - Abkommen. Alles das Selbe.
In meinem Kopf tauchte schon ein kleines, gehässiges, rotes Teufelchen auf, das begeistert seinen Dreizack hin und her schwang.
„Spuck's schon aus! Was soll mein Bruder denn tun?“
„Nicht dein Bruder – du.“ Johnny Boy lehnte sich lässig gegen die Küchenanrichte und betrachtete mich amüsiert. Er sah einfach zum anbeißen aus, aber um nichts in der Welt würde ich das zugeben!
„Wie kommst du darauf, dass ich dir einen Gefallen tun werde?“ Ich stemmte meine Hände in die Hüften.
„Tja, Süße, Ganz einfach! Wenn du die Wohnung willst, für wen auch immer, dann bleibt dir nichts anderes über“ Seine Lippen umspielte ein siegessicherer Ausdruck.
„Hey Johnny Boy, tut mir leid deine Illusion zu zerstören, aber ich bin nicht auf dich angewiesen! Falls du es noch nicht mit bekommen hast, da gib es mehr als nur einen Wohnungsverkäufer!“
Er stieß sich von der Anrichte ab und schlenderte geschmeidig, wie ein Raubtier, auf mich zu. „Aber keiner macht dir so ein einmaliges Angebot wie ich, und eine schönere Wohnung wirst du hier nicht finden.“ Flüsterte er nah an mein Ohr. Ich bekam augenblicklich wieder Gänsehaut und wich einige Schritte zurück. Der musste mir ja nicht immer permanent auf die Belle rücken! „Noch einmal zurück zu deinem Abkommen, was hätte ich den zu tun?“
Er kam mir so nahe, dass ich sein Aftershave riechen konnte.
Wow! Der Geruch war fantastisch, am liebsten hätte ich an ihm geschnuppert. Aber ich hielt mich zurück. Wäre ja schon ein bissel komisch, wenn ich an ihm hängen würde wie ein hormongesteuerte Affe.
„Nichts Weltbewegendes: Durch einen unglücklichen Zufall brauche ich ganz schnell eine Freundin…“
Ich brach in schallendes Gelächter aus. Das war ja wie im Film! Wo war denn bitte die versteckte Kamera?? Als ich seinen bösen Blick sah reduzierte ich mein Lachen in ein hysterisches Gekicher. Das war ja wohl ein Witz! Er brauchte schnell eine Freundin. Der geschätzte 1,90m Vin Diesel brauchte eine Freundin. Ich wischte mir meine Lachtränen aus den Augen und stieß ihn ein wenig von mir weg. „Na dann beeil dich mal und besorg dir deine Freundin.“ Ich bekam mich fast nicht mehr ein, so sehr schüttelte es mich.


 

Chapter 2

 

Kichernd drehte ich mich um und war schon unterwegs Richtung Tür, doch plötzlich stellte sich mir der nun nicht mehr ganz so fröhliche Johnny-Boy in den Weg. Na, nun war sein ewiges Grinsen wie weggeblasen.

Ich räusperte mich geräuschvoll und bedeutete ihm mit einer wegwerfenden Handbewegung mir den Weg freizumachen. „Na, na Prinzessin.“ strahlte er mich nun wieder an.

Anscheinend hatte er meinen Lachanfall überwunden und war wieder zum selbstsicheren Macho übergegangen.

„Ist doch ein gutes Angebot. Du kommst zu einer billigen und wohlgemerkt traumhaften Wohnung, und darfst nebenbei auch noch so tun als wärst du meine Freundin. Glaub mir, so ein Angebot bekommt nicht jede“ zwinkert er mir verschwörerisch zu.

Wie eingebildet kann ein Kerl nur sein! War das wirklich sein ernst? Aber mal abgesehen von diesem lächerlichen Vorschlag, der hatte so etwas ja nicht nötig. Dem mussten die Frauen ja nur so zu laufen. Was dachte ich da eigentlich? Ich hatte so etwas nicht nötig.. oder doch? Ich brauchte ja tatsächlich eine Wohnung. Aber glich das nicht fast schon Prostitution? Immerhin verkaufte ich mich ja quasi an einen Fremden. An einen attraktiven Fremden. Aber wollte ich tatsächlich so tief sinken? Naja, ich konnte ja mal vorsichtig abklären inwieweit ich die Freundin spielen musste. Nett da sitzen und brav nicken konnte ich ja immerhin.

Mein Gegenüber räusperte sich und zog damit wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. „Und?“

Ich setzte eine strenge Miene auf, streckte mein Kinn hoch und versuchte wahnsinnig selbstsicher zu erscheinen „Was müsste ich denn tun, wenn ich deine Freundin spielen soll?“ fragte ich möglichst beiläufig, so als würde mich seine Antwort gar nicht interessieren. Ich musterte währenddessen gespannt meine Fingernägel. Immerhin sollte er ja nicht auf die Idee kommen, dass ich auf ihn angewiesen war.

„Vorerst musst du mich nur zu gewissen Veranstaltungen begleiten, meine Kleine.“ er lächelte mich zuckersüß an. Großzügig überging ich den Kosenamen.

„Und dann?“

„Und dann war's das im Großen und Ganzen für dich“ Naaaa sicher, das konnte er jemand anderen erzählen. Da war doch ganz bestimmt noch etwas. Ich zwickte meine Augen zusammen und betrachtete ihn argwöhnisch. Unterdrückte der etwa ein Lachen?! „Ach sieh mich doch nicht so an. Ich fresse dich schon nicht, dafür bist du viel zu süß.“

Ich stieß erbost die Luft aus und knirschte hörbar mit den Zähnen. „Na gut, aber damit wir eines gleich mal klar stellen: Anfassen ist nicht drin!“

Er lachte laut auf, beugte sich zu mir herab und flüsterte mir mit samtweicher Stimme ins Ohr: „es soll doch glaubwürdig wirken“ dann richtete er sich wieder auf und sagte in normaler Lautstärke „aber natürlich gehen wir nicht zu weit“ seine Augen leuchteten belustigt.

Warum nur hatte ich den Verdacht, dass er genau wusste in was für einer misslichen Lage ich steckte... aber eigentlich, ich konnte doch eh jederzeit gehen wenn mir das zu viel wurde. Nach kurzem zögern willigte ich widerstrebend ein. Ob das so schlau war?

„was ich nicht alles für meinen Bruder tue“ sagte ich theatralisch.

„Ja meine Kleine ist ja fast ein Engel“ schmunzelte der Pseudo-Schauspieler und bedachte mich wieder mit einem Lächeln à la ich bringe alle Frauen zum schmelzen.

Der hatte aber auch ein Gesicht wie ein Engel, schon alleine wie sich seine Lippen bogen und dann die kleinen Fältchen die dabei entstanden. Er hatte einen Dreitagebart, aber bei ihm wirkte das verwegen und männlich.

„Jane!“

„Was?“

„Du musst wirklich an deiner Aufmerksamkeitsspanne arbeiten“ als er das sagte tätschelte er mir die Schulter als wäre ich ein Kind. Erbost wischte ich seine Hand weg. Der hatte sie ja nicht mehr alle. „Nur weil du mich scharf findest, kannst du nicht gleich auf Durchzug schalten“

Bitte was?? Hatte ich mich gerade verhört?! „Bist du vollkommen verrückt?! An dir ist rein gar nichts scharf, du aufgeblasener, idiotischer,..“ oh gott, jetzt fällt mir nichts mehr ein. In Gedanken klatschte ich mir meine Hand gegen meinen Schädel. Oh nein, er sah mich schon mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Wütend drängte ich ihn beiseite. Zumindest hatte ich das vor, ich drückte und presste mit meinem rechten Arm, aber er wich kein Stück weg. Genauso gut hätte ich versuchen können eine Betonwand zu bewegen.

„Verschwinde!“ keifte ich ihn ärgerlich an, nachdem ich meine Versuche eingestellt hatte.

Plötzlich legten sich seine Arme um mich und er zog mich blitzschnell an sich. Mein Kopf landete auf seiner steinharten Brust. Stocksteif und mit der Situation völlig überfordert blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich konnte seine Muskeln durch das T-Shirt spüren und der Geruch seines Aftershaves war plötzlich überall. Hilfe!

Sein Atem kitzelte an meinem Ohr und als er ganz leise sprach bekam ich eine Gänsehaut „Ist doch nichts dabei wenn du mich attraktiv findest, meine Kleine. Ich finde dich auch hübsch“ ich konnte spüren wie sich seine Lippen zu einem Lächeln formten, so nahe war er nun an meiner Wange. „Als du wieder in Gedanken warst, hatte ich gesagt, dass ich Morgen Abend mit dem Mietvertrag vorbei kommen werde. Die Wohnung gehört nun dir, viel Freude damit.“ Er gab mir einen Küsschen auf die Wange, gab mir grinsend den Schlüssel, drehte sich um und ging.

Als die Türe hinter ihm zuschlug, erwachte ich aus meine Starre. Was war denn das gerade?

Und warum schlug mein Herz so unendlich schnell?

Und dann schoss mir wieder mal durch den Kopf: dieser eingebildete Arsch!

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.01.2012

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