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Heute war ein besonderer Tag für Peter, sein erster Schultag. Peter hatte eine sehr große Schultüte, sie war fast so groß wie er selbst. Seine Mutter brachte ihn in die Schule, in die Klasse 1B, wo die Lehrerin schon auf die Kinder wartete. Die Lehrerin sagte, sie hieße Frau Liginski, oder Lupinski, genau konnte Peter sich den Namen noch nicht merken. Es war auch ein schwieriger Name.
An dem ersten Schultag hatten die Kinder nur zwei Unterrichtsstunden. In der ersten Stunde zeigte die Lehrerin den Kindern das Schulhaus. Es war ein schönes, modernes Gebäude, und Peters Lehrerin war auch sehr nett. Danach gingen alle zurück in das Klassenzimmer und jeder sollte sich vorstellen. In der zweiten Stunde erklärte Frau Liginski (oder Lupinski) den Kindern die Schulordnung. Peter langweilte sich sehr. Er wartete nur darauf, endlich seine Schultüte auspacken zu können, er fragte sich was darin sein könnte: Lollis, Spielzeugautos, Schokolade? Peter wollte fragen, wann sie denn die Schultüte auspacken könnten, doch er traute sich nicht. Er saß in der zweiten Reihe am Fenster: Ein guter Platz! Peter sah sich gelangweilt im Klassenzimmer um: Die meisten Kinder hörten aufmerksam der Lehrerin zu, manche waren irgendwie abwesend. Peter schaute zu seinem Banknachbarn, Stefan, der sich auch langweilte. Peters Blick wanderte zum Fenster hinaus auf den Pausenhof und da sah er plötzlich seine Mutter! Sie und die Mütter anderer Kinder waren auf dem Schulhof und schauten zu ihnen hoch aufs Fenster. Sie warteten auf die Erstklässler. Peter wurde rot, es war ihm sehr peinlich. Da er sich den Namen der Lehrerin nicht merken konnte, sagte er:
„Frau Lehrerin, kann ich kurz nach draußen gehen und meine Mama verjagen?“
Die Lehrerin wunderte sich und fragte:
„Von wo denn verjagen?“ Peter erklärte mürrisch:
„Meine Mama ist unten, auf dem Schulhof, sie wartet auf mich. Dort sind viele Erwachsene!“
Sofort stürzten alle Kinder zum Fenster und suchten nach ihren Müttern. Die Lehrerin presste ihre Hände vors Gesicht und stöhnte: „Ach du meine Güte!“
Peter hörte, wie ein Junge rief: „Dort ist meine Mami! Sie hat eine gelbe Bluse!“ Ein Mädchen jubelte:
„Und dort steht meine Oma! Hallo Omi!“
Dann fingen alle an wild durcheinander zu reden: „Meine Mama versteckt sich hinter dem Baum, aber ich kann sie trotzdem sehen!“ - „Und meine Mutter steht auch dort unten!“ – „Das dort neben der Bank sind meine Oma und meine Mama!“ Ein Mädchen, Christine, die Peter von dem Kindergarten kannte, begann zu weinen, da ihre Mutter nicht da war. Die Lehrerin versuchte die Kinder zu beruhigen:
„Bitte, seid ruhig! Benehmt euch! Setzt euch bitte auf eure Plätze, Kinder!“ Doch Julius protestierte:
„Nein, zuerst will ich, dass meine Mutter weggeht!“
Er verschränkte stur die Arme und sah die Lehrerin stur an. Alle Kinder stimmten ihm zu, Martin rief: „Meine Oma soll auch erst weggehen, sonst kann ich mich nicht konzentrieren!“
Sarah, ein rothaariges Mädchen, schlug mit ihrer großen, rosa Schultüte auf den Tisch und schrie:
„Lasst uns die Tüten auspacken! In meiner ist bestimmt eine neue Barbie-Puppe! Darf ich?! Darf ich?!“
Ihre Tischnachbarin rief sofort: „Ich will auch eine Barbie!“
Da zog Larissa ihre Schuhe um, packte ihre Tasche und sagte: „Ich gehe nach Hause, mir reicht`s!“
Es war ein reines Durcheinander. Einige Kinder wollten auch gehen, Christine begann wieder zu weinen:
„Ich muss warten, bis meine Mutter kommt!“
Frau Liginski (oder Lupinski) wurde rot, sie stotterte:
„Kinder, ihr könnt nicht so einfach nach Hause gehen!“
Die Lehrerin sah sich unschlüssig um und rief dann mit fester Stimme: „Wir gehen alle zusammen raus, an die frische Luft!“
Die Kinder riefen wie im Chor: „Auf den Schulhof!“
So brach die Lehrerin die zweite Stunde ab und brachte alle Kinder in den Schulhof, wo einpaar Muttis waren. Zu den Müttern und Omas sagte die Lehrerin, dass die Eltern sollen nicht mehr im Schulhof auf ihre Kinder warten, es war strickt verboten. Auf dem Schulhof durften die Kinder ihre Schultüten auspacken. Peter bekam ein riesiges, elektronisches Spielzeugauto und viele, viele Süßigkeiten. Dann ging er mit seiner Mutter nach Hause, der erste Schultag war vorbei. Die Kinder, deren Eltern nicht auf dem Hof waren, durften mit der Lehrerin auf dem Schulhof spielen. Sie hatten Glück! Aber Peter freute sich darauf, sich nachmittags im Sandkasten mit seinen Freunden zu treffen – Er hatte so vieles zu erzählen!




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Tag der Veröffentlichung: 03.12.2009

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