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Silvio hatte es von Kind an nicht leicht gehabt. Er war derjenige, den die anderen hänselten. Das lag nicht an körperlichen Gebrechen, einer unsportlichen Figur oder einer erwähnenswerten Unansehnlichkeit.
Nein, Silvio war schon in jungen Jahren von diffusen Ängsten besetzt. Das bremste ihn aus, ließ ihm keine Gelegenheit, Freude am Leben zu empfinden und machte ihn zum Außenseiter.

Die anderen Kinder tollten herum, stellten allerlei Blödsinn an, ärgerten Eltern oder Lehrer, stahlen Äpfel und Birnen aus den Gärten und genossen ihre Kindheit in vollen Zügen.
Silvio hatte versucht, seine Angst zu überwinden.
Eine der ersten Ängste, die ihn besetzt hatte, war die Koulrophobie. Sie hatte sich das erste Mal gezeigt, als er mit seinen Eltern im Zirkus war. Als der Musikclown, nichtsahnend welche Wirkung er bei dem kleinen Jungen hervorrufen würde, über den Platz geschlendert kam, stockte Silvio der Atem. Er begann zu schreien und konnte nicht aufhören. Sofort hatte der Vater zu einer Ohrfeige ausgeholt, an die sich Silvio noch schmerzhaft erinnerte. Hätte er diese Angst vor Spiegeln nicht – er war sicher – würde er die Handfläche des Vaters in flammendem Dunkelrot auf seinem Gesicht aufleuchten sehen.

Seine Gedanken schweiften ab zu dem Zeitpunkt, als er die Angst vor Clowns hatte überwinden wollen. Die Schulklasse wollte in den Zirkus und in den Nächten davor tat Silvio kein Auge zu. Wenn er die Lider schloss, tauchten vor ihm verzerrte, bunt bemalte Gesichter mit viel zu großen Mündern, feuerballartigen Nasen und grellroten Haaren über bleichen Gesichtszügen auf. Sie überlagerten sich, tanzten miteinander, schienen das Kind zu verspotten. Der Klang ihrer verstellten Stimmen durchdrang den Traum und füllte sein Kinderzimmer. Da griff er nach einem Messer und hielt es drohend in die Richtung der grinsenden Gesichter, und sie verschwanden für den Rest der Nacht....]
 
 Es handelt sich um eine Leseprobe. Der gesamte Text ist erhältlich in meiner eigenen Anthologie "Hinter Türen" unter der ISBN: 978-3-7309-1315-4, 3,99 Euro bei Amazon und Bookrix

Impressum

Texte: Anja Ollmert
Bildmaterialien: Anja Ollmert
Tag der Veröffentlichung: 17.11.2012

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