Cover

Moona

Moona saß auf ihrem Bett und starrte wie versteinert aus dem Fenster. Da war er: Der schreckliche Vollmond, der ihr in böser Regelmäßigkeit die Nächte verdarb.  Ihre Mutter hatte sie nach ihm benannt. Was ihr dabei durch den Kopf gegangen war, konnte sich Moona bis zum heutigen Tag nicht erklären.

Fragen konnte sie die Mutter nicht. Sie war in einer hellen Vollmondnacht mit dem Auto verunglückt, als Moona gerade sieben Jahre alt gewesen war. Auch der Vater hatte in dem Wagen gesessen und den Unfall nicht überlebt. Als die Polizei die Großeltern informierte, hatte sie - vor Angst und Kummer wie gelähmt – heimlich auf der Treppe gehockt und die Beamten belauscht. Von unerklärlichen Vorkommnissen und einem zerstörten Auto war die Rede gewesen. Es gab keinen Unfallgegner und keinen Grund. Doch die Eltern waren tot.

An diesem Tag begann Moona, den Vollmond gleichermaßen zu hassen und zu fürchten. Und heute war er wieder da. Es half ihr nicht, die Fenster abzudunkeln, das hatte sie ausprobiert. 

Im Geiste hörte sie die helle Stimme ihrer Mutter summen:

„Guter Mond, du gehst so stille…“  Was sollte daran gut sein? Klammheimlich schlich er sich über das Firmament. Wenn den Vollmondnächten Wintertage folgten, stand er den ganzen Tag über am Himmel. Anderen fiel das nicht auf. Moona aber legte sich der blasse Schein des Mondes wie ein Stein aufs Gemüt...

 

Diese Geschichte ist Teil  meiner  Anthologie "Hinter Türen". 23 Geschichten auf 252 Seiten.

Erhältlich ist das E-Book unter der ISBN: 978-3-7309-1315-4 für 3,99 Euro

Die Printversion (2. Auflage) trägt die ISBN: 978-1484043219 und ist für 10,69 Euro erhältlich.

Impressum

Texte: Anja Ollmert
Bildmaterialien: Anja Ollmert
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /