Cover

Der Schatz der Templer

Toth gehörte eine kleine Flotte von Handelsschiffen und er hatte einen Schutzdeal mit den Templern geschlossen. Das lohnte sich für ihn: Er wurde gut bezahlt und seine Schiffe standen unter ihrem speziellen Schutz. So waren seine Schiffe auf dem neuesten Stand und er bekam immer die besten Karten...

 

Nun wartete er in einer Hafenkneipe in La Rochelle auf seinen Kontakt aus Paris. Irgendetwas bahnte sich an. Vor allem die französischen Brüder waren in Sorge und hatten ihn mit seiner gesamten Flotte hierher bestellt. Um was es genau ginge, sollte er von einem Kontaktmann erfahren. Der war bisher nicht aufgetaucht. Äusserst ungewöhnlich für einen Templer. Erst zu Sonnenuntergang tauchte dieser endlich in der Tür auf. Er hatte zwei Begleiter, die sich an einen Tisch neben der Tür setzten. Er kam direkt zu ihm.

 

Nach einer kurzen Begrüssung sprach er sofort das Thema des Treffens an. Er erklärte ihm, dass am Morgen überall in Frankreich die Templer verhaftet worden waren. Sie konnten entkommen, weil sie schon seit zwei Tagen auf dem Weg nach La Rochelle waren als die Verhaftungen losgingen. Heute sind sie sicherheitshalber nur abseits der Strassen und Wege gereist, und deshalb erst jetzt eingetroffen. Wie um dem Nachdruck zu verleihen, bestellte er ein ziemlich reichliches Mahl. Toth gab ihm die Zeit zum Essen.

 

Anschliessend machte der Templer wieder Druck. Die Kisten müssten schnellstens verladen werden und er solle noch heute Nacht abfahren. Die Ladung dürfe diesem Mob nicht in die Hände fallen. Toth warf ein, dass eine Verladung für mehrere Schiffe organisiert werden müsse. Jetzt in der Nacht wären die Schauerleute zu Hause. Auch müsse man denen in so einem Falle mehr als das Übliche zahlen. Gerard de Villers, wie sein Kontakt hiess, beruhigte ihn. Er wäre mit knapp fünfzig Brüdern gekommen, die alle bereits beim Verladen sind. Keine Aussenstehenden bitte! Nach Mitternacht sollten sie damit fertig sein, dann könne er unabgemeldet verschwinden. Die Hafenwache hätte er bestochen.

 

Was denn mit den Fuhrwerken passieren sollte, wollte Toth wissen. Diese hätte man einem der lokalen Händlern, der schon länger mit ihnen gearbeitet hat, versprochen. Er könne sich damit ein Transportunternehmen aufbauen. Der würde nichts verraten. Und wo denn die Reise hingehen solle, fragte Toth noch. Erst einmal nach Schottland, nach Glasgow. Der grösste Teil der Ladung müsse dort entladen werden.

 

Bis dahin sollte er eine Mannschaft mit äusserst vertrauenswürdigen Leuten zusammenstellen, um einen kleinen, aber den wertvollsten, Teil weiter über den Ozean zu verschiffen, um diesen dort sicher zu verstecken. Er würde in Glasgow wieder zu ihnen stossen, sobald er hier noch etwas anderes geklärt hätte. Jetzt wäre jedoch die Ladung das Wichtigste, diese müsse unbedingt sofort aus dem Land. Das Überleben des Ordens hinge von ihr ab und deshalb dürfe der König diese nicht in seine Finger bekommen.

 

Toth fragte sich, wieso er denn eigentlich nach Asien sollte. Der direkte Landweg wäre doch sicher kürzer und vor allem schneller. De Villers erklärte ihm, dass dort noch weiteres Land zwischen hier und Asien liegen würde, von dem nur wenige Leute wussten. Er würde in Glasgow vom dortigen Meister eine Karte bekommen, auf der alles Bekannte eingezeichnet ist. Einige frühere Brüder hätten sie von den Nordmännern, die vor Jahrhunderten Schottland und England erobert hatten, bekommen. Dort solle er die Ladung verdammt gut verstecken, niemand würde sie jemals dort suchen. Dieses Land wäre praktisch unbewohnt, nur ein paar schwächliche Wilde lebten dort.

 

Vorläufig sollte er nach Glasgow, auf einem Weg, auf dem er keinem anderen Schiff begegnen würden. Ob er da einen Vorschlag hätte? Ja, man könne westlich um Irland herumsegeln, dort würden er wahrscheinlich niemandem begegnen. Wenn er der Küste fernblieb, um den örtlichen Fischern aus dem Weg zu gehen. Das würde passen. Da wären die Flotte sicher.

 

Sie verliessen die Kneipe und gingen zu den Schiffen. Die Verladung der Kisten war fast abgeschlossen. Toth liess alle Kapitäne zusammenrufen und erklärte ihnen die erste Phase der Reise. Mehr mussten die nicht wissen, die sollten ja alle in Glasgow zurückbleiben. Sie verabschiedeten sich von Gerard de Villers und seinen Brüdern und machten sich bei Nacht und Nebel davon...  

 

Toth führte seine Flotte sicher und unerkannt nach Schottland. Nachdem de Villers nach einer gewissen Zeit nicht auftauchte, erklärten ihm die dortigen Brüder die Mission. Sie sollten einen Teil der geheimnisvollen Kisten irgendwo auf der anderen Seite des Ozeans auf einer der vorgelagerten Inseln Vinlands verstecken. Den dortigen Einwohnern, den sogenannten Skrälingern, sollten sie dabei aus dem Weg gehen. Es gäbe offensichtlich nicht viele von ihnen, das würde sicher nicht schwer fallen. Am Besten sie suchten sich eine kleine unbewohnte Insel für das Versteck. Sie gaben ihm eine arabische Schrift, in der eine ganze Reihe von technischen Möglichkeiten beschrieben waren, wie man Verstecke vor unbefugtem Zutritt absichern konnte. Am Schluss sollte er alles niederschreiben, damit andere später dieses Versteck wiederfinden konnten. In einer Geheimschrift, die er unterwegs entwickeln musste. Niemand sollte diese kennen. Dafür gaben sie ihm einen Text und die Ladeliste. Beides sollte ab einer bestimmten Seite im Bericht genau übersetzt zu finden sein. Diese Texte würde sozusagen die Referenz bilden für die Übersetzung durch Eingeweihte.

 

Schon unterwegs nach Vinland entwickelte Toth die Geheimschrift und übersetzte die Referenztexte. Dabei staunte er nicht schlecht, als er die Ladeliste übersetzte. In ihr waren Dinge gelistet, die die Menschheit noch Jahrhunderte als legendär bezeichnen würde. Man glaubt nicht, dass diese jemals existierten. So beispielsweise der Heilige Gral, der Stein der Weisen, oder die Bundeslade. All diese Gegenstände waren Teil des Schatzes der Tempelritter.

 

Ansonsten verlief die Fahrt bis kurz vor dem Erreichen Neufundlands relativ ruhig. Dann gerieten sie in einen heftigen Sturm, durch den sie weit nach Süden abgetrieben wurden. Dadurch verlor er etwas die Orientierung. Er fuhr, als sich der Sturm wieder beruhigt hatte, einfach in Richtung Nordwesten bis er auf das spätere Nova Scotia stiess. Dort fand er eine passende kleine Insel, auf der sie den Schatz verstecken konnten. Es war schon fast zu perfekt dort.

 

Heute heisst diese Insel Oak Island...

Impressum

Texte: 2018, Jimi Wunderlich, Die Wunderlich(e) Edition
Cover: 2018, Jimi Wunderlich, Die Wunderlich(e) Edition
Lektorat: 2018, Jimi Wunderlich, Die Wunderlich(e) Edition
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2018

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /