Von Jake Sisko, Sternzeit 72842
Alle fünf Jahre bekomme ich als ehemaliger Kriegsberichterstatter vom Pressedienst der Förderation den Auftrag, von den Feierlichkeiten anlässlich des Endes des Krieges gegen das Dominion – und für mich des Verschwindens meines Vaters - auf Deep Space Nine zu berichten. Maximal 50 Zeilen! So ebenfalls diese Mal, dem 20. Jahrestag, wieder.
Warum nur nehmen wir Menschen diese runden Jahreszahlen so wichtig? Ist ein 19. oder eventuell ein 22. nicht ebenso wichtig für alle Betroffenen? Zumindest für mich sind es diese genauso wie alle anderen Jahrestage. Und dennoch, nach DS9 fliege ich lediglich zu den runden Jahrestagen, da nur an diesen die alte Bekannten und Freunde dort erscheinen. Darüber hinaus liegt die Station nicht gerade an der nächsten Ecke von der Erde aus gesehen.
Viel Zeit ist seit dem vergangen, und ich möchte meine Leser nicht mit den alten Geschichten langweilen. Die können sie im Archiv der Förderation jederzeit einsehen und nachlesen. Der Krieg gegen das Dominion war eine wichtige und entscheidende Zeit für unseren Quadranten. Der Krieg hatte Auswirkungen bis zur Erde und mein Vater war eine zentrale Person in diesem...
Die Station hat sich seit damals enorm verändert. Jetzt, zwanzig Jahre später, ist das einzige, was mich an meine Zeit auf der Station erinnert, das ‚Quarks‘. Wie bereits damals bildet es weiterhin den gesellschaftlichen Mittelpunkt der Station. Quark, immer noch Eigentümer des Establishments, ist jedoch zwanzig Jahre älter und etwas langsamer geworden in der Zwischenzeit. Aber auf die Lautstärke seiner Gäste achtet er immer noch. Einzig seine Holo-Suiten hat er heute auf dem neuesten Stand unserer Technik. Nur der Inhalt vieler seiner Holo-Programme ist im Grunde noch der selbe wie zu meinen Zeiten auf DS9. Er hat auch mit seinen fast 80 Jahren nichts verlernt. Für die richtige Menge an in Gold gepresstem Latinuum bekommt man bei ihm alles, was das Herz begehren könnte und noch viel mehr. Bei ihm scheinen die Neuerungen in der Ferengi-Gesellschaft, die sein Bruder, der Grosse Nagus Rom, eingeführt hat, zu keinerlei Änderungen im Verhalten geführt zu haben. Selbst dessen Sohn Nog, immer noch Starfleet Mitglied und heute Versorgungschefs auf der Station, hat keinen echten Einfluss auf die Geschäftsgebaren seines Onkels. Das ‚Quarks‘ ist wie eine einsame Insel der längst vergangenen Ferengi-Latinuum-Glückseligkeit im Gebiet der Förderation und heute eine wichtige Touristenattraktion für Bajor und seine Besucher auf DS9...
Natürlich traf ich mich genau dort mit ehemaligen Freunden und Kollegen meines Vaters. Kira Nerys, heute Vertreterin Bajors im Förderationsrat, schaute ebenso auf einen Drink vorbei wie Garak, der inzwischen zur Führung auf Cardassia gehört. Oder die O’Briens, Julian Bashir und seine Frau Ezri Dax. Selbst Kasidy Yates, meine Stiefmutter, gelang es mit der ‚Orville‘, auf der sie heute leitende Ärztin ist, einen kleinen Abstecher nach DS9 zu unternehmen. Nur Odo fehlte, wie alle anderen Male auch.
Diese Seite der Feierlichkeiten ist mir immer besonders wichtig. Das gemeinsame Erinnern an die alten Zeiten ist die schöne Seite solcher Feierlichkeiten. Im Gegensatz zum offiziellen Teil. Den hat schon mein Vater nie gemocht, ich komme da ganz nach ihm. Obwohl, unangenehm war dieser Teil nicht. Starfleet hatte die neue ‚Enterprise‘ unter Captain Will Ryker geschickt, um allen Offiziellen, und so auch uns, einen Durchflug durch das Wurmloch zu spendieren. So kamen wir meinem Vater in seiner neuen Umgebung bei den sogenannten Wurmlochbewohnern etwas näher. Ich durfte für die Zeit meines Aufenthaltes in unserem ehemaligen Quartier wohnen, und die bajoranische Regierung erlaubte uns einen Ausflug in die Feuerhöhlen, in denen der finale Kampf meines Vaters gegen die Pah-Geister stattfand.
Lediglich die Feier auf Deep Space Nine zog sich enorm in die Länge, und wir mussten uns bestimmt hunderte Male anhören, welch ein Held mein Vater war. Einmal hätte auch ausgereicht, jedoch das Essen danach war ausgezeichnet. Quark hatte es sich nicht nehmen lassen, für einen kleinen Unkostenbeitrag, wie er es weiterhin nennt, für alle Angereisten Gäste die Lieblingsspeisen meines Vaters zu kochen. Schon vor Jahren hatte er sich dafür die Rezepte von meinem Opa besorgt...
Ja! Es war eine schöne Feier - angemessen und schlicht.
Bildmaterialien: privat
Cover: 2018, Jimi Wunderlich
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2018
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