Cover

Eins

Es fing alles damit an, dass ich eine Karte bekam. Es war eine ­dieser Pokémon Karten dachte ich zuerst, doch dann sah ich mir das Bild an. Darauf war ein Mann zu sehen. Er hatte einen sehr seltsamen Anzug an. Er sah aus wie einer dieser Superanzüge die Superhelden immer tragen. Ich wusste nicht, was diese Karte zu bedeuten hatte. Ich steckte sie nach kurzem Betrachten in die Hosentasche, weil meine Mum in mein Zimmer kam, um mir zu sagen, dass ich endlich schlafen gehen müsse.

 

***

 

Am nächsten Tag bekam ich Besuch von meiner besten Freundin Sophie und, weil wir diesmal allein zu Hause waren, bekamen wir die Idee in das Haus gegenüber zu gehen und uns dort etwas umzusehen, während ich die Blumen goss. Das Haus gehörte dem Mann, von dem mir die Karte geschickt worden war.

Ich hatte unserem Nachbarn versprochen seine Pflanzen zu gießen, was ich jetzt definitiv als Vorteil empfand, doch war heute etwas anders. Vielleicht lag es daran, dass heute Vollmond war und ich in diesen Nächten besonders empfindlich zu sein schien.

Ich ging in das Arbeitszimmer meines Nachbarn, um die Blumen dort zu gießen. Als ich am Schreibtisch vorbei gehen wollte, donnerte es ohrenbetäubend und ich stieß vor Schreck gegen den Schreibtisch. Eine Lawine aus Aktenordnern polterte auf den Boden und ich sah eine Akte auf der “die Verteilung” stand direkt vor meinen Füßen liegen. Ich wusste, ich hätte die Akte nicht aufmachen sollen, doch ich war schon immer sehr neugierig gewesen. Als ich sie öffnete, erblickte ich lauter Steckbriefe. Darauf standen Fotos und Daten … Und die meisten Leute kannte ich! Da war der Junge, der mir ziemlich gefiel, und meine besten Freundinnen aufgelistet! Und sogar auf der letzten Seite: ICH!! Einfach alles stand dort. Ich war so entsetzt, dass ich erst ein Mal durchatmen musste. Dann sah ich meine Karte! Nein das kann nicht sein!, dachte ich und fasste mir in die Hosentasche. Dort war die Karte immer noch in ihrem Umschlag.

Als ich mir die Karte in der Akte näher ansah, erkannte ich, dass sie nur ein Foto der richtigen war. Hinten auf dem Foto war in ganz alter Schrift etwas drauf geschrieben: Cornelia Loan 1689. Da ich nicht wusste, um wen es sich handelte und ich schließlich auch das Foto meines Schwarms gesehen hatte, blätterte ich zurück zu seinem Foto.

Weil es schon wieder stark donnerte, sodass Sophie zu mir kam und fragte, wo ich denn so lange bliebe, klappte ich die Akte schnell zu räumte sie auf den Stapel zu den Übrigen und folgte Sophie ins Wohnzimmer.

„Viktoria das Haus ist irgendwie gruselig“, sagte sie fröstelnd.

Ich musste auch zugeben, dass es heute schon irgendwie gruselig war, aber ich gab dem starken Gewitter die Schuld. Sophie erzählte mir, sie hätte eine Tür hinter der Garderobe gefunden, aber ich hatte heute schon genug erlebt. Also gingen wir wieder hinüber zu mir. Obwohl im Fernsehen mein Lieblingsfilm lief, konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, sondern musste daran denken, dass Nick auch in der Akte stand. Hatte er vielleicht auch eine Karte bekommen? Da aber mit der Karte ein Brief kam, indem stand ich dürfte niemandem etwas erzählen, was die Karte betraf, musste ich ­versuchen den Vorfall zu vergessen.

Als Sophie nach einer durchgemachten Nacht wieder nach Hause gefahren war, setzte ich mich an den Computer und googelte den Namen in der Akte. Sie war mal Lehrerin gewesen, bis sie der Hexerei beschuldigt wurde. Ich war überrascht, etwas über Cornelia gefunden zu haben. Als ich am Abend im Haus die Blumen goss, fühlte ich mich beobachtet. Als ich weiter in der Akte lesen wollte, merkte ich, dass die Tür zum Arbeitszimmer abgeschlossen war.

„Das kann nicht wahr sein!“

Ich machte meinem Ärger über die anscheinend klemmende Tür Luft und rüttelte an ihr.

Plötzlich sagte eine Jungenstimme: „Die Tür ist abgeschlossen! Brauchst du nicht weiter versuchen!“

Ich erschrak so sehr, dass ich die Gießkanne fallen ließ. Als ich mich umdrehte, sah ich einen rot-braun haarigen Jungen, wie er mit Händen in den Hosentaschen und einem Grinsen im Gesicht da stand.

„Willst du die Gießkanne nicht aufheben?“, fragte er mich frech, während er versuchte nicht laut los zu lachen.

Was hat der Kerl für ein Problem? Ich schaute mechanisch nach unten und sah, dass das ganze Wasser ausgelaufen war und sich langsam über den Parkettboden verteilte. Um meine Verachtung auszudrücken, sah ihn ganz böse an.

„Wer bist du? Und was machst du hier? Wie bist du hier überhaupt hereingekommen?“

Ich schrie ihn fast an. Neben mir stand noch der Besen, den ich mir schnappte und mich, wie ein Musketier mit einem Degen fühlte. Er sah mich zuerst etwas entsetzt an, dann ­fing er lauthals an zu lachen.

„Okay! Die Antworten auf die Fragen: Ich bin Yannick! Ich wohne hier und bin der Sohn von deinem Nachbarn! Und ich hab genau wie du einen Schlüssel!!”, sagte er zu mir, während er mir auswich.

Ich hielt inne und stoppte den Besen auf seiner Kopfhöhe. Weil er anscheinend dachte, ich würde immer noch mit dem Besen herumfuchteln -Oder einfach eine lange Reaktionszeit hatte- und stieß sich den Kopf am Besen. Er beugte sich vor, während er seinen Kopf hielt. Was für ein Weichei! Ich hätte am liebsten laut losgelacht, weil er sich die ganze Zeit vor meinem Besen geschützt hatte und jetzt alles schrecklich paradox schien. Doch als ich sein leidendes Gesicht sah, sagte ich schnell, dass ich ja das Wasser aufwischen müsse, und verschwand in der Küche, um einen Lappen zu holen. Ich musste schon zugeben: Er hatte seinen Reiz. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, war er verschwunden, doch dann kehrte er mit einem leeren Eimer zurück und half mir die Pfütze aufzuwischen.  Ich fragte ihn ein bisschen, aus was ­seine Hobbys und ähnliche Sachen anging, und wir verstanden uns super. Plötzlich läutete mein Handy und Sophie war dran:

„Viktoria!“, sagte sie ganz aufgeregt „Ich werde Prostituierte!!“

Ich bekam erst mal einen Lachanfall und versuchte sie von der Idee abzubringen, doch als ich Yannicks fragendes Gesicht sah, musste ich nur noch mehr lachen. Als ich auf die Wohnzimmeruhr sah bemerkte ich, dass ich schon 2 Stunden weg war. Ich verabschiedete schnell mich von Yannick und lief schnell nach Hause.

Zwei

 

Ich saß am nächsten Morgen in der Schule und himmelte gerade gerade Nick an, als die Tür auf ging unser Direktor mit jemandem heran kam. Es war Yannick! Der Direktor wechselte einige Worte mit unserer Englischlehrein Ms. Johnson und verschwand dann wieder! Doch Yannick blieb! Die Lehrerin setzte ihn, nach einer kurzen Vorstellungsrunde, genau mir gegenüber. Als er mich erkannte, grinste er mich an. Bald war auch die 2. Stunde vorbei. Wir mussten immer für die großen Pausen  aus dem Klassenraum gehen. Yannick ging an mir vorbei nach draußen ohne ein Wort zu sagen, doch als ich ebenfalls heraus kam, stand er da und schien auf mich zu warten. Er hatte diesen treuer Dackel Blick noch besser drauf als Sophie! Ich ging zu ihm rüber und lächelte ihn an. Er lächelte ebenfalls, doch plötzlich erhob sich ein lautes Gejohle! Wir sahen in die Richtung aus der es kommen musste und erblickten ein Paar Jungs aus unserer Klasse und mittendrin? Nick! Er war rot angelaufen und schaute in meine Richtung! Doch als er merkte, dass ich ihn ansah, schaute er schnell weg. „Ey,Viktoria! Nick will was von dir!“ schrie Jonas, der beste Kumpel von Nick, über den halben Flur. Und Yannick? Er hatte wieder dieses Blödmann-Grinsen im Gesicht. Ich war wahrscheinlich rot geworden, denn er grinste noch breiter! Oh, wie er mich der Kerl aufregt! „Ich glaube da mag dich jemand!“ ,sagte er zwinkernd und prustete los. Ich war so bemüht ihm nicht eine reinzuhauen! Ich warf ihm nur einen bösen Blick zu und ließ ihn stehen. Jedoch folgte er mir und bevor ich die Tür zum nächsten Trakt öffnen konnte, versperrte er mir den Weg. Ich versuchte an ihm vorbeizugehen, doch er versperrte mir weiterhin den Weg: „Was willst du?“ ,fauchte ihn an. „Hey! Jetzt nicht umdrehen, aber dein Macker kommt gerade rüber zu uns!“,raunte er mir noch zu bevor Nick auch in meiner Bildfläche erschien. „Hey, ich bin Nick! Der Klassensprecher deiner neuen Klasse.“, sagte er freundlich.

Doch Yannick entgegnete nur ein „Kennst du Wayne ?! und ging davon.

„Was ist das denn für ein Idiot?!“, regte sich Nick auf.

”Eigentlich ist er ganz nett.“ Ich wusste nicht, warum ich es gesagt hatte, doch spätestens, als Nick mich mit einem ungläubigem Gesichtsausdruck ansah, bereute ich es überhaupt etwas gesagt zu haben. Oh mein Gott! Erst jetzt registrierte ich wirklich, dass Nick vor mir stand. Ich laufe wahrscheinlich gerade rot an! Wie peinlich! Doch plötzlich tauchte Sophie auf und sagte Nick, sie müsse unbedingt mit mir reden, und zog mich einfach mit sich. Puh! Ich atmete erleichtert auf. Gerettet!

„Ich habe einen Auftrag für dich! Du, als Klassensprecherin, musst das bestimmt herausfinden können!“, sagte sie leise zu mir.

„Okay, was soll ich tun?, flüsterte ich.

Immer wenn sie leise spricht, ist es etwas geheimes und wenn sie so lacht wie gerade geht es um Jungs. Innerlich musste ich total lachen, doch ich hielt mich zurück, weil sie sonst wüsste das ich sie durchschaut hatte.

„Der Neue! Finde heraus wie er heißt und so weiter.“,sagte sie wieder leise, doch kurz darauf schaute sie über meine Schulter.

„Wieso? Findest du den süß?“,ich konnte nicht anders, ich fing an zu lachen.

„Weiß du ich hab da so eine Idee: Da du ja in Nick verliebt bist....könnte... ich doch... den Neuen haben?“Ich starrte sie entgeistert an.

„Und dann... machen wir eine Doppelhochzeit.“,fügte sie noch schnell zu.

Oh,Gott! Was die sich alles ausdenkt! „Sophie,der Neue heißt Yannick!“, ich war nicht besonders begeistert von ihrer Idee. Na toll!! Da hat sie sich was in den Kopf gesetzt! Zum Glück klingelte es gerade und wir mussten zurück zum Klassenraum. In den nächsten Stunden wichen Yannick und Nick mir aus, doch das war mir nur recht, da mich Nicks Schmollen, weil er von einer Person auf Erden nicht gemocht wurde, genauso nervte wie Yannicks großkotzige Art mir all meine Probleme unter die Nase zu reiben.

Nachdem es zum Schulschluss geklingelt hat,verließen wir die Klasse. Yannick empfing mich Draußen mit gesenktem Blick und kam langsam auf mich zu. Sophie sah ihn und verabschiedete sich schnell.

„Hi, ähm. Sorry wegen vorhin. War nicht so gemeint.“, sagte er mit einem ´treuer Dackel Blick´

„Und jetzt glaubst du das ich jetzt nicht mehr sauer bin oder was?!“,fauchte ich ihn an.

„Nein das glaube ich nicht!“, sagte er etwas genervt.

Dann sprang seine Laune wieder über und sprach versöhnend: „Hör mal, das war echt nicht böse gemeint. Ich wusste nicht, dass du ausflippen würdest und, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es nie gesagt.“

Er drehte sich um und wollte gehen, doch ich rief: „Warte, wir können zusammen nach Hause und auf dem Weg alles ausdiskutieren?“

Er drehte sich um und seine Augen strahlten.

“Okay. Dann... Kommst du?“

Er sah mich schüchtern an. Der Kerl kann tatsächlich schüchtern sein! Das hätte ich  nie gedacht. Wir gingen die Straßen entlang und unterhielten uns darüber, wo er denn so plötzlich herkam. Wir waren kurz vor unseren Häusern, als er meine Hand nahm sich genau vor mich stellte so, dass wir uns fast berühren konnten.

Leise flüsterte er: „Viktoria, ich muss dir was sagen. Ich glaube ich habe mich in dich verliebt.“

Und dann küsste er mich. Anstatt den Kuss zu erwidern, hob ich  die Hand und scheuerte ihm eine. Der glaubt auch, der kommt mit allem durch.

„Mach das nie wieder verstanden?!, fuhr ich ihn an und rannte an ihm vorbei das letzte Stück nach Hause.

Als ich Zuhause ankam, war zum Glück niemand dort. Mit plötzlich aufkommenden Tränen, schloss ich mich in meinem Zimmer ein, bis ich über den ganzen Vorfall nicht mehr nachdachte und die Tränen versiegten.

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Tag der Veröffentlichung: 04.09.2014

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