Holger Leisering
Barfuß
Heimatdichtung in Richtung
Saalekreis
Merseburg
Halle (Saale)
und anderswo
Fahrplan
In Zöberitz, da hat´s geblitzt
Hurra, von Weitem grüßt
St. Ursula!
Gewächshaus
Bahnhof, Riemeflick
Bahnhofskneipe
Alles da?
Blick nach Links
Eismannsdorf
Auch Niemberg-Nord
Nach Stumsdorf
Aus der Kurve fort
Weißandt-Gölzau
Vorbei gerauscht
Guck ich aus dem Express
Auf Martinskirche
Köthen unterdessen
Wo ich bin getauft
Dorfkind
Dorf erfahren, weggefahren
Ich lieh mir ein paar Bretter
Und auch die Kirchturmfahne
Den Nahverkehrswaggon
Erklärte ich zum Schwane
Ich Narr. So flog ich davon
Ich bin so Stadt, ich bin so städter
Dachte, hier wär es netter
Theater, die Bierbar alles in der Drehe
Auch das Kirchlein
Das zur Welt mir Scharnier war
In der Sakristei
Wo mein Engel immer fort flog
War mein Engel weiß
Ich bin eine Milbe nur
In Gottes Schweiß
Geboren in Niemberg
Ein altes Zollhaus war es
Da erscholl mein erstes Schrein
Zu Vaters Hämmergesang
Der Sanitätsrat schob untern Korb den Stein:
Am ersten Tag stand ich schon schräg!
Hansestadt Halle
Halle müsste am Meer sein
Da würde ein Schiffsverkehr sein
Es wäre die Stadt perfekt
Wenn die Welle Heidesand leckt
Unter Halbmond und Sternen
Sängen Fischer in den Tavernen
Vom Schatz am Giebichenstein
Und zögen die blauen Fernen
In halleschen Netzen heim
Die Saale würde überschäumen
Die Kinder würden träumen
In unserm Dialekt
Wäre ein Pirat versteckt
Hallesche Hausmusik
Türstimme, Scharnierbraut
Du bist aller Jahre Mitlaut
Tanzfüße springen
Stiefel schleppen
Türstimme, Scharnierbraut
Ob Kupferstecher, Bote,
Pfaffe oder Tagedieb
Dein Türen–Singen
Bewillkommnet ohne Unterschied
Nun nahen letzte Gäste, verrohte
Zu tumb und zu breit
Baggerfratzen und Gleichgültigkeit
Südstadt
Eigentlich habe ich keinen Bock auf den Block
Bin hier angepflockt
und habe 168 Nachbarn
Nur 12 davon sind mit unbekanntem Ziel verreist Manchmal, wenn die Flaschen in die Scheiben klirren ein Irrer die Türen zerbeißt oder einer das Hirn dem Nebenmensch aus dem Nüschel reißt
wäre ich gerne hier weg
Eigentlich habe ich keinen Bock auf den Block doch hier hab ich Matratze und Schreibblock
und dusche heiß und nie war die Treppe vereist
Komme ich noch ´mal
diesmal mit Geld auf die Welt
Wohne ich im Renaissance-Barock-Fachwerkhaus und sehe ich vorm Fenster nur einen Block
Guck ich da nie wieder ´raus
blockiert
du schauderrose du südballbast
der du die wunderknarre gezuckert hast
ammenschlosser an gehämmerten melodien
in der keuchhustenkammer bald wird auch dir
Waldherre von Vogelweide
Dein Mundzucker blutet
Wenn im Ammendorf
Märchen die Schiene vibriert
Am bunesischen Auen-Spuk
Jetzt können wir Kutschen ohne Pferd
Sonst Alles Vieh immer
Wir schlacken uns noch todt
Lindenlümmel
Untertext & Unterarm
Maikremplig aufgestemmt
Gehst du barfuß? Bist du arm?
Von Wort und Orten überschwemmt
Auf der Peißnitz tanzt Pan Erdig
Wenn der Mond aus grünen Tümpeln steigt
Prosperinas Skateboard springt vorüber
Lindenlümmel, grüner Gauner
Flussfratzend aufgestellt
Simpler Stauner, kleines Kind
Der Düfteschuft uns überfällt
Riss und Ratte braut der Keller
Hundekot auf seiner Zunge
Bläst Pan die Quarantäne
Zum Choral, reißt der Fontäne
Raus die Wasserlunge
alles wird Kanal . . .
Grüne Eule
Cosima kannte
Einen Tankwart vom Lande
Der stellte ihr
Die Einspritzpumpe ein
Ich bekenne voller Neid
Ich saß die ganze Zeit
Getarnt als grüne Eule
Auf der Zapfsäule
Und schrieb traurig
In meinen Vers hinein
Mir blieb nichts übrig
Als grüne Eule zu sein
Ich hatte kein Fahrzeug
Nicht ´mal Feuerzeugbenzin
Im Vertrauen:
Selbst die grüne Eule war ausgeliehn
Autobahn dicht
Mein Schreibtisch trieb Sporen und Pilze
Manuskripte wie Dünger
weggelassene Weggenossen
Drinnen drosseln
Leichenmärchen voll Blut
1 Radio spielt noch keine Streuobstwiese
in die Kloake Fühljahr
Nebelscheinwerfer Schweißtücher hissen
Quakt da ein Frosch am Parkbuchtmöbel?
Ach so, das Radio
Bitumen dichten
und der Dichter tankt
bleifrei
Merseburger Hexe
An der Quelle Arnimsruh
wusch Achim Isabella von Ägypten den Schuh
Doch die wollte in Leuna sich bewerben
Nicht sich betrüben bei Zaunsteckrüben
Nicht verlängern bei so
Einem von den Wünschelrutengängern
Achim trank im Bootshaus Zwölf Biere
und fünf Schnäpse und murmelte:
Prost, alte Hexe!
Adieu, Merseburger Schätzchen
Mach alleene deine Mätzchen
Ich bin ein Zigeuna
Niemals kleech ich in Leuna
Barfuß
Nun trank ich noch ein Glas
Sole rieselte, ich sann
Beim Brunnenzwerg
Hier in Bad Dürrenberg
Am Borlachturme swingt
Sich Frau Nachtigall in Form
Frau Wirtin putzt die Stühle
Mit Rosenduft – enorm!
Inhalier dein Bier!
Mensch rekelt sich
Jeder Esel, jedes Tier muss
Raus aus seiner Mühle
Wer ekelt da herum?
Will Saalnix uns verkeilen?
Der Punk, war der denn dumm?
Schreit da, dass er killen will
Heimat, Reim, Idyll
Formt den Verfasser zum Er
Blasser! Mir war so krank
Als ob die Saale wieder stank
Barfuß flücht ich aus den Zeilen
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2014
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