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Kapitel 1

Kapitel 1

„Komm schon, nemnogo! Du musst jetzt los“; Alexejs Worte holten mich aus meinen Erinnerungen. Ein Blick auf meine Handy Uhr bestätigte dies. Fluchend suchte ich meine Tasche und meinen Helm. Auf gar keinen Fall wollte ich schon an meinem ersten Tag zu spät kommen. Da Alexej auf dem Weg zur Arbeit an meiner Schule vorbeikam, musste ich nicht mit Bus fahren, sondern durfte auf seinem Motorrad mitfahren. Bevor ich aus dem Bad stürmte, warf ich noch einen schnellen Blick in den Spiegel um mein Aussehen zu kontrollieren. Meine graublauen Augen wurden von, durch den Mascara, schwarzen Wimpern umrahmt. Meine langen schwarzgefärbten Haare hatte ich in einem Zopf, welcher mir bis zur Taille reichte, gebändigt. Auf ein weiteres Klopfen Alexej lief ich aus meinem Zimmer und folgte ihm zur Wohnungstür. „Alles okay bei dir?“ Er musste wohl meine Anspannung gespürt haben, lächelnd nickte ich. „Ja klar, bin nur ein bisschen nervös.“ Rasch setzte ich meinen Helm auf und stieg hinter ihm auf das Motorrad. Die Fahrt dauerte nur ungefähr fünf Minuten, aber es kam mir vor als wären es nur Sekunden. Am liebsten hätte ich den ersten Tag geschwänzt, aber das würde es morgen nur noch schlimmer machen. Als wir am Schulparkplatz ankamen, kam es mir vor als würde der ganze Schulhof beobachten wie ich abstieg und meinen Helm abnahm. Ach Alexej nahm den Helm ab und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns nachher, nemnogo!“ Ich nickte und überreichte ihm meinem Helm, damit ich diesen nicht den ganzen Tag mit mir rumschleppen musste. Innerhalb von Sekunden hatte Alexej meinen Helm verstaut, seinen wieder aufgesetzt und war davongefahren. Mit raschen Schritten steuerte ich auf den Schuleingang der Lancaster High School zu. Glücklicherweise fand ich das Sekretariat recht schnell und schaffte es noch rechtzeitig zu meiner ersten Stunde. Auch wenn ich oft die Schule wechselte, war es immer noch schwer für mich, mich vor eine Klasse hinzustellen und etwas über mich zu erzählen. Doch inzwischen habe ich meine Text auswendig gelernt. „ Hallo, mein Name ist Natascha Petrow. Ich bin 17 Jahre alt und komme ursprünglich aus Sankt Petersburg. Mittlerweile lebe ich aber bereits 3 Jahre in Amerika.“ In meiner ersten Stunde wies mir der Mathelehrer einen Platz in der zweiten Reihe, neben einem Mädchen mit lila Haaren, zu. Ich hatte mich kaum auf den Stuhl gesetzt, als sie auch schon anfing zu reden. „Hi, mein Name ist Lauren, aber alle nennen mich Lolli. Kannst du russisch? Ich meine, wenn du aus Russland kommst, kannst du doch bestimmt russisch. In Russland ist es bestimmt cool, ich wollte immer schon mal dorthin.“ Ich wunderte mich ob sie überhaupt noch Luft bekam, doch anscheinend hatte sie damit kein Problem, denn ihr Redefluss stoppte nicht. Aber irgendwie war sie mir sympathisch, besonders als sie lächelnd innehielt und fragte: „Ich rede zu viel, nicht wahr? Sorry, aber ich hatte heute Morgen ein paar Kaffee zu viel.“ „Ist schon in Ordnung und ja, ich kann russisch.“ Da es der erste Schultag war störte es den Lehrer nicht besonders, dass alle in seinem Unterricht redeten. Am Ende der Stunde fragte Lauren oder Lolli mich: „Was hast du jetzt?“ Nach einem kurzen Abgleich unseres Stundenplans stellten wir fest, dass wir so ziemlich alle Fächer gemeinsam hatten. In der Mittagspause ging sie mit mir auf einen Tisch zu, wo bereits zwei Mädchen saßen. Während die rechte etwas Südländisches hatte und lange, wellige und Honigblonde Haare besßaß, war die linke irgendwie burschikoser und auf ihrem blonden Haarschopf thronte ein Cappy. Doch beide waren auf ihre eigene Art wunderschön. Als die beiden Lauren entdeckten winkten sie uns lächelnd zu. Am Tisch angekommen stellte Lauren mich vor: „Hey Mädels, das ist Natascha. Sie ist neu an der Schule. Natscha, das sind Nicole und Caroline“ Ich lächelte in die Runde. „Hi!“ Plötzlich schrie Nicole,die mit dem Cappy, auf und schrie beinahe: „Du bist die von heute Morgen!“ Während ich verwirrt die Augenbrauen zusammenzog, rüttelte Nicole an der Schulter von Caroline. „Das ist das Mädchen, das heute mit diesem scharfen Typen auf dem Motorrad gekommen ist.“ Ich lachte auf, anscheinend hatte ich schon Eindruck gemacht. Mit neuem Interesse betrachtete mich Lauren. Sobald wir an dem Tisch saßen wurde ich gelöchert. „Wie heißt er? Wie alt ist er? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Nachdem ich einen Schluck von meinem Wasser genommen hatte, beantwortete ich die Fragen der Reihe nach. „Sein Name ist Alexej, er ist 22 Jahre und wir kennen uns schon seit wir 6 Jahre alt waren. Er ist gemeinsam mit mir nach Amerika gekommen und seit dem lebe ich mit ihm zusammen.“ Diesmal sprach die südländische Mädchen: „Ist er dein Bruder, oder sowas?“ „Nein, wir sind nicht miteinander verwandt.“ „Also seid ihr zusammen?“ Ich lachte. „Nein, so ist das nicht zwischen uns.“ Enttäuscht fragten sie wie aus einem Mund:“ Ist er schwul?“, und wieder musste ich lachen. „Nein, definitiv nicht.“ Verwirrt fragte Lauren: „Also ist er nicht schwul oder mit dir verwandt. Er ist megaheiß, wohnst sogar mit ihm zusammen, aber schläfst nicht mit ihm?“ Meine Wangen brannten so heiß, dass ich wahrscheinlich aussah wie eine Tomate und wieder schrien die drei wie aus einem Mund: „Aha! Also schläfst du mit ihm!“ Einige Schüler, die in unserer Nähe saßen, drehten sich interessiert zu uns um. Ich konnte es kaum glauben, doch meine Wangen wurden noch heißer. „Nur einmal und schreit nicht so laut!“, zischte ich das Trio an. Vertraulich stupste Lauren mich an. „Und wie ist er so? „Darüber würde ich bestimmt nicht mit ihnen reden, als wandte ich mich meinem Mittagessen zu. Auf einmal stöhnte Nicole genervt auf. Leise zischte sie uns, „Volltrottel im Anmarsch“, zu, bevor sie sich mit einem strahlendem Lächeln zu den zwei Jungs, welche auf uns zugingen, umdrehte. Allen voran ging ein Junge mit braunen Haare, welche er so gestylt hatte, dass ihm ein paar Strähnen in die Stirn fielen. Seine braunen Augen musterten mich interessiert. Da ich solche Blicke gewöhnt war ignorierte ich ihn und betrachtete den anderen Jungen. Seine Haut hatte einen dunklen Karamelton, welcher durch sein weißes T-Shirt besonders gut zu Geltung kam. Die beiden waren sehr muskulös und attraktiv. Der Brünette begrüßte Nicole, indem er ihr Cappy nahm und es ihr verkehrt herum wieder aufsetzte. Grinsend meinte er: „So sieht das viel besser aus, Schwesterchen.“ Dann ließ er sich viel zu nah neben mir nieder und meinte zu mir: „Hey Süße, ich bin Chris!“ Ungerührt widmete ich mich weiter meinem Essen. „Schön für dich.“ Während der andere Junge, welcher sich neben Caroline niedergelassen hatte, losprustete betrachteten mich die Mädchen erstaunt. Irritiert sah Chris mich an. Plötzlich lächelte Nicole und meinte zu ihrem Bruder. „Lass mal Chris, sie ist vergeben.“ Stirnrunzelnd sah ich zu ihr. Ich war zwar nicht vergeben, aber wenn mir das ihren Bruder vom Leib hielt, sollte es mir recht sein. Als ich wieder zu Chris sah, hatte seine Miene sich verdunkelt. Doch ich verstand nicht so recht warum, immerhin kannte er mich doch gar nicht. Ich beschloss diesen seltsamen Jungen zu ignorieren, er würde mich nur in Schwierigkeiten bringen. Erschrocken zuckte ich zusammen als Nicoles Bruder noch näher zu mir rückte. Nun berührten sich unsere Arme und Oberschenkel

Impressum

Texte: Romy berger
Bildmaterialien: Romy Berger
Tag der Veröffentlichung: 01.08.2015

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