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Omas Garten

Der alte Nussbaum bekommt Besuch

Endlich ist es soweit.Fabios sechster Geburtstag.Mama hat Fabio schon am Mittag zu seinen Großeltern gebracht.Es gibt ja schließlich noch viel zu tun.Die Schlafsäcke müssen ins Gartenhaus gebracht werden und der Grill ist auch noch nicht bereit.Dieses Jahr feut Fabio sich ganz besonders auf seinen Geburtstag.Er darf mit seinen Freunden im Garten der Großeltern feiern und das beste ist,sie dürfen in Opas Gartenhaus übernachten.Es gibt keine feste Uhrzeit wann sie ins Bett müssen und das Zähneputzen findet heute im Grten statt.Das wird bestimmt lustig.Opa hat versprochen das sie in der Nacht eine Abenteuerwanderung durch den Garten machen.Auch in den Pool dürfen sie im dunkeln.
Im Garten sind überall Fackeln aufgestellt und die Würstchen stecken schon auf langen Spießen.Limonade und Süßigkeiten fehlen auch nicht.
Fabio ist ganz aufgeregt und schaut alle dreieinhalb Minuten auf Opas Uhr.
Pünktlich um sechs Uhr,trudeln endlich seine Freunde ein.Stefan ist der erste.Einen dicken Rucksack hat er dabei.Seine Mama hat ihm für jeden Notfall der eintreten könnte,alles eingepackt.Dicke Socken und einen warmen Pullover,falls es kalt wird.Brote falls ihm die Würstchen nicht schmecken und trinken für die Nacht.Zwei Handtücher und ein zweites Paar Schuhe.Wofür die allerdings sein sollen weiß auch Stefan nicht so recht.Fabio denkt kurz nach.Braucht er auch so viele Dinge?In seinem Rucksack sind Zahnbürste,Handtuch,eine Taschenlampe und sein Jogginganzug für die Nacht.Seine Badehose ist immer bei seinen Großeltern und in der Einladung stand,das für alles andere gesorgt ist.Und wenn seine Oma das sagt,dann ist es auch so.Also konnte er ganz beruhigt sein.
Viel Zeit zum nachdenken blieb Fabio nicht.Laureen und David wurden von Laureens Mama gebracht.Das Hallo war laut und lustig.Alle redeten durcheinander.Opa sprach noch kurz mit Laureens Mama und verabschiedete sie dann .
Nun konnte die Geburtstagsfeier endlich losgehen.
Es dauerte noch keine drei Minuten und die vier Freunde hatten ihre Badesachen an und eroberten den Pool.Das Wasser spritze nur so durch die Luft.Es war noch herrlich warm und die Bäume ringsum spendeten noch den notwendigen Schatten.Schmetterlinge schwebten durch die Luft und flogen davon,sobald eines der Kinder nach ihnen griff.
Opa hatte am alten Nußbaum ein starkes Seil befestigt.Der große starke Ast ragt bis über den Pool und so konnten Fabio und seine Freunde sich vom Seil aus in den Pool schwingen.Das machte riesig Spass.
Der Grill rauchte und Oma brachte Salat und Kuchen.
Im Garten herrschte ausgelassene Stimmung.Kein Windchen wehte und fröhliches Kinderlachen erfüllte Omas Garten.
Fabio hielt während des tobens inne.Hatte sich der alte Nußbaum bewegt?Aber das war doch garnicht möglich.Es war windstill.Sicherlich hatte er sich vertan oder ein Vogel war im Baum gelandet und die Äste hatten sich darum bewegt.Fabio schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seinem super fantastisch gegrillten Würstchen am Spieß.Stefan und Laureen waren schon fertig mit essen und warteten darauf,das auch David und Fabio fertig wurden,damit sie endlich die Geburtstagsgeschenke übergeben konnten.Schliesslich hatten sie alle zusammen für Fabio ein Geschenk besorgt.Ein Geschenk,das er sich schon lange gewünscht hat.Und nun wollten sie es ihrem besten Freund endlich übergeben.
Fabio nahm das große Paket entgegen und entfernte vorsichtig das bunte Papier.Wieder hatte er das Gefühl,der alte Nußbaum bewege sich.Es sah fast so aus,als ob auch er in das Paket schauen wollte.Es wehte immernoch kein Wind und langsam wurde es Fabio unheimlich.
Das Papier war entfernt und zum Vorschein kam eine wunderschöne blaue Taschenlampe.Aber dies war keine gewöhnliche Taschenlampe.Diese hier war etwas ganz besonderes.Man konnte verschiedene Aufsätze an der Taschenlampe anbringen.Schalltete man die Taschenlampe im Dunkeln an,warf sie verschiedene Motive in die Nacht.Sein Freund David hatte auch so eine Taschenlampe und Fabio war ganz fasziniert von ihr.Drei Aufsätze waren schon dabei und weitere Aufsätze konnte man nachkaufen.Fabio freute sich schon auf die Dunkelheit.Dann würde er seine Taschenlampe gleich ausprobieren.David hatte seine Taschenlampe auch mitgebracht und so konnten sie die Aufsätze auch sicherlich einmal untereinander austauschen.
Opa und die Freunde machten sich an die Arbeit und bereiteten das Gartenhaus für die Nacht vor.Schlafsäcke und Isomatten wurden ausgerollt und die Jogginganzüge angezogen.Das waschen in der Schüssel,mit dem kalten Brunnenwasser, war eine richtige Mutprobe.Eiskalt war das Wasser.Die Jungs machten sich einen Spass daraus,Laureen nass zu spritzen.Sie schrie dann auf wie eine Spitzmaus und die Jungs hielten sich die Bäuche vor Lachen.
Ohne das die Freunde es wirklich bemerkten,lag die Dunkelheit über dem Garten.Opa schaltete die gemütliche Gartenbeleuchtung ein und sie versammelten sich am Tisch.Nun kam sicherlich die versprochene Abenteuerreise durch den Garten.Still war es nun und irgendwie auch ein bisschen unheimlich.Die Schmetterlinge waren verschwunden und auch die Bienen summten nicht mehr.Aber was rauschte denn da?Opa nutzte die Stille und das rauschen der Baumkrone um mit seiner Geschichte zu beginnen.Er stand auf und ging langsam durch den Garten.Seine angenehm dunkle Stimme raunte durch die Nacht und die Kinder hielten den Atem an.Nur Opa Schallers dunkle Stimme,das rauschen des Baumes und ihr eigener Atem war zu hören.Fabio und David strahlten mit ihren Taschenlampen die Wiese und die Bäume an.Was war das?Im Schein seiner Taschenlampe erschien auf dem Nussbaum ein Gesicht.Deutlich sah er Augen ,Nase und Mund.Erschrocken schaltete er seine Taschenlampe aus.Das würde er niemandem erzählen, sonst lachten sie ihn in der Schule sicherlich aus und hielten ihn für verrückt.Dessen war er sicher.
Aber noch etwas war sicher.In der Nacht sah der Garten ganz anders aus.Sogar die Tiere waren andere.Sobald die Dunkelheit den Garten erreicht hatte,kamen die Schnecken in Scharen aus ihren Verstecken.Sie kamen leise und unbemerkt.Sie waren einfach plötzlich da.Es war fast so,als teilten die Tiere sich den Garten.Die einen kamen am Tag und die anderen in der Nacht.
Opa erzählte den Freunden die Geschichte vom Papagei der sich verflogen hatte und hier im Garten landete.Da es ihm hier so gut gefiel,kam er jedes Jahr im Sommer wieder.Opa Schaller ging mit den Freunden zu den vielen verschiedenen Obstbäumen und sie probierten hier und probierten da.Das reinste Paradies.Der Garten war wirklich sehr groß.Auch eine Ecke nur für die Kinder,hatte Opa angelegt.Dort gab es einen Sandkasten,ein Klettergerüst,eine Schaukel und sogar ein Baumhaus.Fabio hatte dieses tolle Baumhaus mit seinem Opa gebaut.Mitten im alten Nußbaum.Seine starken Äste sahen aus wie riesengroße Arme,die das Baumhaus festhielten.An der Strickleiter kletterten die vier Freunde ins Baumhaus.Toll war es hier oben und Platz genug hatte es auch.Laureen hatte eine Idee.Wie wäre es, wenn mann statt in der gartenhütte, hier im Baumhaus übernachten würde?Mit großem Hurra wurde die Idee angenommen und auch Fabios Opa hatte nichts dagegen.Allerdings hatte er eine Bedingung.Am Stamm des Nußbaumes wolle er eine lampe anbringen,damit niemand beim herunterklettern in der Nacht,von der Strickleiter fiel.Schnell wurden die Isomatten und Schlafsäcke aus der gartenhütte geholt und ins Baumhaus gebracht.
Fabio hatte das Gefühl,der alte Nußbaum schüttelte mit seiner Baumkrone,so als wolle er keine Lampe an seinem Stamm hängen haben.Fabio flüsterte zur Baumkrone,das er sich keine Sorgen machen müsse.Sein Opa würde ihn bestimmt nicht verletzen.Und genau so war es auch .Opa befestigte die Lampe an einem dicken Stab,den er in den Erdboden steckte.Irgendwie war Fabio beruhigt.Er konnte sich allerdings nicht erklären warum.Aber das sollte sich schon bald ändern.
Das Lagerfeuer hatten Opa und Stefan schon angezündet und Oma hatte warmen Kakao gebracht.Im Garten war es jetzt so richtig gemütlich.Laureen setzte sich ganz dicht neben Fabio und flüsterte ihm ins Ohr das sie etwas beobachtet hätte,er aber nicht über sie lachen dürfte,wenn sie es ihm erzählte.Fabio versprach Laureen das er dies nicht tun würde.Laureen erzählte nun,dass sie gesehen hätte,wie der Nußbaum sich bewegt habe,obwohl es windstill gewesen sei und das sei nicht nur einmal gewesen.Irgendwie würde ihr das Angst machen.Fabio war heilfroh, dass nicht nur er ein bisschen Angst hatte.Nach kurzem Überlegen weihte er seinen Opa ein.Stefan und David in seine beobachtungen ein.Er hatte damit gerechnet das seine Freunde ihn auslachen würden.Aber nichts dergleichen geschah.Ganz im Gegenteil.David und Stefan hatten das auch bemerkt und sich nicht getraut etwas zu sagen.Auch sie haben gedacht,man würde über sie lachen.Opa blieb ganz still.Er zündete sich seine Pfeife an und begann zu erzählen.Auch er habe ,als er noch ein kleiner Knirps war,schon am Lagerfeuer,unter diesem Nußbaum gesessen.Damals war er noch nicht so groß aber die Einkerbungen in der Rinde,die aussahen wie ein Gesicht,gab es damals schon.Allerdings waren sie da noch nicht so hoch im Stamm.Opa zog an seiner Pfeife ,bliess den Rauch in die Luft und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen.Die Kinder lauschten in die Nacht und hörten das rauschen der Baumkrone.Jeder für sich horrschte was der alte Nußbaum zu erzählen hatte.Er erzählte,wie er von Opa Schallers Großvater gepflanzt wurde.Wie die Umgebung sich in all den Jahren verändert hatte und wie oft er Angst davor hatte,gefällt zu werden.Viele Tiere hat er aufwachsen sehen und eine Menge Menschen beobachtet.Er berichtete vom alten Birnbaum in Nachbars Garten,der fürchterlich gelitten hatte.Die Menschen in seinem Garten haben ihm wirklich zu schaffen gemacht.Keine Liebevolle Pflege und seine Früchte haben sie faulen lassen.Irgendwann haben sie ihn gefällt,damit ein moderner Brunnen an seinen Platz konnte.Sträucher und Hecken,Wald und Wiesenblumen wurden grausam herausgerissen,nur damit Kunstrasen verlegt werden konnte.Seitdem sind die Tiere,die aus Nachbars Garten geflohen sind, in Oma Schallers Garten.Die Kinder lauschten den rauschenden Erzählungen des Nußbaumes gespannt.Der alte Baum schwärmt von Opa Schallers Vater,der seine Nüsse regelmässig erntete,seine Äste stutze und darauf achte,das ihm niemand Schaden zufügte oder ihn gar fällte.Er erzählte davon, das er miterlebte wie Fabios Opa erwachsen wurde und den Garten wirklich pflegte.Der Baum war stolz darauf in Opa Schallers Garten zu stehen und wusste auch zu berichten,wie Fabios Mutter in diesem Garten spielte und die Natur kennen lernte.Besonders froh aber war er darüber,das Fabios Großvater das Baumhaus nicht mit Nägeln an seinem Stamm befestigte,sondern auf Starken Stelzen in den Baum baute.
Die Kinder waren fasziniert von den Geschichten des Baumes und niemand sprach.Jeder dachte nach und jeder für sich fühlte sich plötzlich als etwas besonderes.Denn der alte Nußbaum hatte ihnen auch gesagt, dass nicht jeder Mensch die Bäume und Tiere versteht.Nur ganz besonderen Menschen sei diese Gabe gegeben.
Opa Schaller löschte das kleine Lagerfeuer und die Freunde krabbelten in ihre Schlafsäcke.Weder Fabio und Stafen, noch Laureen und David hatten in der dunklen Nacht Angst.Der alte Nußßbaum und Opa Schaller waren ja da.
Am nächsten Morgen wurden sie durch Vogelgezwitscher und das rauschen der Blätter geweckt.Irgendwie sah der Garten heute anders aus.

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Tag der Veröffentlichung: 03.05.2011

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